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Das Kurzwort zwischen 'Langue' - Universität Koblenz · Landau

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138 Sascha Michel<br />

nua der Prototypizität mit fließenden Übergängen auszugehen ist. Eine vom Produkt<br />

ausgehende Kategorisierung als unisegmentales (z. B. Uni < Universität),<br />

multisegmentales (z. B. LKW < Lastkraftwagen) oder partielles (z. B. U-Bahn <<br />

Untergrundbahn) <strong>Kurzwort</strong> 8 erweist sich umso schwieriger, je weiter man vom<br />

Zentrum zur Peripherie gelangt. Ein ursprünglich multisegmental gekürztes Gema<br />

(< Gesellschaft zur Verwertung musikalischer Aufführungsrechte) lässt sich<br />

als Kompositum (z. B. Gemarechte) dann kaum noch von dem unisegmentalen<br />

<strong>Kurzwort</strong> Bus (< Omnibus) (z. B. Bushaltestelle) oder dem partiellen <strong>Kurzwort</strong><br />

Schukostecker (< Schutzkontaktstecker) unterscheiden 9 . Alle Belege weisen ähnliche<br />

Eigenschaften (Schreibung mit Majuskel am Wortanfang und Aussprache<br />

mit dem Lautwert der Buchstaben) auf, die mit einigen Eigenschaften „normaler“<br />

Wörter (Vollwörter) korrelieren.<br />

Um sowohl den Kürzungsprozess als auch die erwähnte ko- und kontextuelle<br />

Determiniertheit der Kurzwörter – und somit die Dynamik des Sprachgebrauchs<br />

– zu berücksichtigen, wurde bereits eine Erweiterung bestehender Klassifikationen<br />

durch eine prototypenorientierte Anordnung vorgeschlagen (vgl. Michel<br />

2006b und 2009). Diese Prototypologie ermöglicht nun Rückschlüsse auf die sozio-pragmatischen<br />

und kognitiven Funktionen u. a. von (typo-)graphischen, phonetisch-phonologischen<br />

(und morphologischen) Realisierungen 10 . <strong>Das</strong> heißt,<br />

dass charakteristische Eigenschaften des Prototyps etwa als eine Art des Sprachhandelns<br />

in dem Sinne betrachtet werden, dass die (ortho-)graphische und phonetisch-phonologische<br />

Realisierung eine sprecher- und/oder hörerseitige kom-<br />

8 Vgl. zu diesem Kategorisierungsvorschlag Bellmann (1980) und Kobler-Trill (1994).<br />

9 Demnach erscheint es wenig sinnvoll, die Kürzungsprodukte nach der Qualität der Segmente<br />

zu klassifizieren, also Buchstabenkurzwörter, Silbenkurzwörter, Morphemkurzwörter etc.<br />

(vgl. Greule 1996 und Steinhauer 2000), da auch Morpheme notwendigerweise aus Buchstaben<br />

und Silben bestehen.<br />

10 Morphologische Realisierungen sind in der Regel nur beim Kürzungsprozess relevant, weniger<br />

bei der Charakterisierung der Produkte, da Morphemkurzwörter selten belegt sind.<br />

Es soll von der These ausgegangen werden, dass die Groß- bzw. Kleinschreibung der <strong>Kurzwort</strong>segmente<br />

in der Graphie bzw. die Aussprache mit dem Lautwert bzw. Buchstabennamen<br />

der Buchstaben in der Phonie Rückschlüsse auf die Motiviertheit und Transparenz der einzelnen<br />

Segmente zulässt. Dabei wäre zu überprüfen, ob ein <strong>Kurzwort</strong> mit Großbuchstaben und<br />

Aussprache mit dem Buchstabennamen motivierter ist, da die Segmente eindeutig als Repräsentanten<br />

der Morpheme der Vollform ausgewiesen sind.

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