Das Kurzwort zwischen 'Langue' - Universität Koblenz · Landau
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<strong>Das</strong> <strong>Kurzwort</strong> <strong>zwischen</strong> ‚Langue’ und ‚Parole’ 157<br />
Die folgenden Schlussfolgerungen lassen sich aus den Befunden ableiten:<br />
1. Äußerungskontext<br />
Der Äußerungskontext übt einen beträchtlichen Einfluss auf die Möglichkeit eines<br />
<strong>Kurzwort</strong>es, die entsprechende Vollform zu ersetzen, aus.<br />
Insbesondere die mediale Varietät entscheidet darüber, ob ein <strong>Kurzwort</strong> akzeptabel<br />
ist, wobei sich gezeigt hat, dass Kurzwörter generell eher im mündlichen<br />
als im schriftlichen Kontext akzeptiert werden. Obgleich Kurzwörter schon immer<br />
durch ihre „Verwendung in der mündlichen Kommunikation definiert sind“<br />
(Steinhauer 2000: 45), macht die hier durchgeführte Kontextanalyse deutlich,<br />
dass es graduelle Abstufungen hinsichtlich der Verwendung in medialen Varietäten<br />
basierend auf einzelnen strukturellen Ausprägungen von Kurzwörtern gibt.<br />
Wie das multisegmentale Beispiel <strong>Das</strong>ta beweist, bestimmt auch der Formalitäts-<br />
und Vertrautheitsgrad des Kontextes, ob ein <strong>Kurzwort</strong> anstelle der<br />
Vollform akzeptabel ist. Nach ersten Beobachtungen ist der Einfluss dieser Variablen<br />
jedoch geringer einzuschätzen als der Einfluss der medialen Varietät: Bei<br />
gleichbleibender Schriftlichkeit und geänderten Vertrautheitsbedingungen in<br />
Richtung größerer Vertrautheit (+/– vertraut) verschieben sich die Werte vom<br />
unteren in den mittleren bis oberen Bereich, während bei einer Veränderung zur<br />
Mündlichkeit die Akzeptanz der Ersetzung der Vollform durch das <strong>Kurzwort</strong><br />
eindeutig durch Werte im oberen Bereich indiziert wird.<br />
2. <strong>Kurzwort</strong>klassen<br />
Der Gebrauch von Kurzwörtern sämtlicher <strong>Kurzwort</strong>klassen ist von dem jeweiligen<br />
Äußerungskontext abhängig. Die gelegentlich postulierte These, insbesondere<br />
unisegmentale Kurzwörter seien ein Phänomen der Mündlichkeit, wird dadurch<br />
relativiert. Bei näherer Betrachtung sind es gerade solche Subklassen von<br />
Kurzwörtern, die strukturell „normalen“ Wörtern (Vollwörtern), also Substantiven,<br />
gleichen. Hierzu gehört etwa, dass diese Kurzwörter eine gewisse Länge, d.<br />
h. Anzahl an Buchstaben aufweisen und wie Substantive geschrieben (Majuskel<br />
nur am Wortanfang) und ausgesprochen (mit dem Lautwert der Buchstaben)<br />
werden. Demnach ergibt sich eine Staffellung hinsichtlich der Möglichkeit von<br />
<strong>Kurzwort</strong>(sub-)klassen zur Ersetzung der Vollform: Multisegmentale Kurzwörter,<br />
die aus Großbuchstaben bestehen und mit dem Buchstabennamen der Buch-