Hygienegrundsätze in Kindertagesstätten
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INFEKTIONSEPIDEMIOLOGIE/SCHUTZIMPFUNGEN 59<br />
Infektionsquelle und zur Aufdeckung und Unterbrechung<br />
von Infektionsketten/Übertragungswegen<br />
(z. B. Sicherstellung und Untersuchung verdächtiger<br />
Lebensmittel).<br />
Strikte Befolgung aller festgelegten <strong>in</strong>fektionshygienischen<br />
Maßnahmen der Lebensmittelhygiene<br />
(z. B. Kühlung) und der persönlichen Hygiene im<br />
Haushalt (z. B. Händehygiene, saubere Kleidung,<br />
gründliche Re<strong>in</strong>igung aller Gebrauchsgegenstände<br />
<strong>in</strong> der Küche mit heißem Wasser).<br />
Die Erregertypisierung, ggf. der Pathogenitätsmarker<br />
<strong>in</strong> den Referenzlaboratorien ist zu veranlassen.<br />
4.3.1.3 Ruhr (Shigellose)<br />
Erreger<br />
Shigellen (z. B. S. sonnei und S. flexneri)<br />
Übertragung<br />
Die Erreger der bakteriellen Ruhr (Shigellose, Bakterienruhr,<br />
Shigellenruhr, Shigellen-Dysenterie)<br />
werden <strong>in</strong> der Gattung Shigella zusammengefasst,<br />
zu der 4 Spezies gehören. Shigellen s<strong>in</strong>d gramnegative,<br />
unbewegliche und teilweise tox<strong>in</strong>bildende<br />
Stäbchen-Bakterien der Familie der Enterobacteriaceae.<br />
Die Fähigkeit, <strong>in</strong> das Darmepithel<br />
e<strong>in</strong>zudr<strong>in</strong>gen, ist plasmidkodiert. Die Übertragung<br />
erfolgt meist direkt fäkal-oral von Mensch zu<br />
Mensch, über kontam<strong>in</strong>ierte Lebensmittel oder<br />
kontam<strong>in</strong>iertes Tr<strong>in</strong>kwasser bzw. homosexuelle<br />
Kontakte (z. B. oro-anale Kontakte, kontam<strong>in</strong>ierte<br />
und geme<strong>in</strong>sam verwendete Sex-Toys [Dildos] u.a.<br />
Hilfsmittel [z. B. Gleitmittel]). Letztere Übertragung<br />
führt <strong>in</strong> letzter Zeit zu e<strong>in</strong>zelnen Ausbrüchen <strong>in</strong><br />
großen Städten.<br />
Mangelnde Hygiene sowie Fliegen als Vektoren<br />
spielen e<strong>in</strong>e große Rolle bei der Verbreitung. Bereits<br />
e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Dosis (10–200 Shigellen) kann<br />
zur Infektion führen, da die Erreger säurestabil s<strong>in</strong>d<br />
und die E<strong>in</strong>wirkung der Magensäure gut überstehen.<br />
Inkubationszeit<br />
Die Inkubationszeit beträgt 1 bis 7 Tage, gewöhnlich<br />
12 Stunden – 4 Tage.<br />
Kl<strong>in</strong>ik<br />
Zunächst kommt es zu Leibschmerzen, Übelkeit,<br />
Erbrechen und zu e<strong>in</strong>er Häufung von wässrigen<br />
Stuhlentleerungen. Nach 1–2 Tagen entwickeln<br />
sich aufgrund der Gewebe<strong>in</strong>vasion des Erregers<br />
blutig-schleimige oder schleimig-eitrige Stuhlentleerungen<br />
und krampfartige Bauchschmerzen,<br />
teilweise auch mit Fieber. Die Verlaufsformen der<br />
Erkrankung können sehr unterschiedlich se<strong>in</strong>. Die<br />
Infektion ist i. d. R. auf das Kolon beschränkt. In<br />
Extremfällen kommt es unbehandelt zu wochenlang<br />
anhaltenden blutigen Durchfällen mit hohem<br />
Fieber. In seltenen Fällen kann es zu Komplikationen<br />
kommen (Krampfanfälle, hämolytisch-urämisches<br />
Syndrom, Infektarthritiden, Reiter-Syndrom).<br />
Die unkomplizierte Erkrankung endet nach ca.<br />
1Woche, die komplizierten Fälle können e<strong>in</strong>e Letalität<br />
bis zu 20 % besitzen. Die Erreger vermehren<br />
sich im Darm und werden über den Stuhl ausgeschieden.<br />
Schutzmaßnahmen bei Erkrankten/<br />
Ausscheidern<br />
Hospitalisierung aus kl<strong>in</strong>ischer bzw. epidemiologischer<br />
Situation.<br />
Bei Patienten mit Durchfall sollte e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>fektiöse<br />
Genese möglichst zügig abgeklärt werden.<br />
Shigellen-Infektionen sollten umgehend auf<br />
Grundlage des Resistenzmusters therapiert werden.