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Matrix3000 Europas Absturz (Ausgabe 65) (Vorschau)

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Spiritualität<br />

Tolstoi Lenin Solowjew<br />

Objektivität im Wollen, im Tun. Ob kalte<br />

unterpersönliche Objektivität einer<br />

Schraube in einer ungeheuren Maschine,<br />

ob warme überpersönliche Schicksalsversöhnlichkeit<br />

der Weisheit - die<br />

Wahl hat ein jeder, aber das Persönliche<br />

ausschließen lernen muß der Mensch<br />

der Gegenwart. Das ist die Forderung<br />

der Zeit.<br />

Mechanisierung oder<br />

Verpersönlichung<br />

Diese Eigenschaft der Gegenwart wird<br />

auf andere Art ausgedrückt durch den<br />

schwerwiegenden Satz: „wir leben im<br />

Zeitalter der Bewußtseinsseele". Die<br />

Entwicklung der Bewußtseinsseele<br />

kann aber in zweierlei Richtungen geschehen.<br />

- Nachdem die Entwicklung<br />

der Verstandes- oder Gemütsseele bis<br />

zu einem gewissen Abschluß gekommen<br />

ist, ist der Mensch Erdenbürger<br />

geworden. Er hat in seinem Abstieg aus<br />

dem Geistesschoß der Welt die Erde erreicht.<br />

Er ist Persönlichkeit geworden.<br />

Nun aber stellt die beginnende Entwicklung<br />

der Bewußtseinsseele an den Menschen<br />

die Forderung, aus dem Persönlichen<br />

herauszuwachsen. Das kann er<br />

auf zweierlei Art tun: entweder indem er<br />

auch das Objektive, das Unpersönliche<br />

verpersönlicht, d.h. immer mehr Persönlichkeit<br />

wird, oder indem er immer<br />

weniger Persönlichkeit wird, d.h. sein<br />

Innenleben mechanisiert.<br />

Format b 172 x 32<br />

Am Beispiel Rußlands<br />

-Tolstoi – Lenin - Solowjew<br />

Tolstoi hat sich von dem Einfluß der<br />

Überlieferung befreit; frei konnte er<br />

nun, als Persönlichkeit, Selbsterrungenes<br />

pflegen. Zwei Richtungen konnte<br />

er nun einschlagen - entweder die kritische<br />

Einstellung weiterführen oder zu<br />

einer neuen schöpferischen übergehen.<br />

Indem Tolstoi das Christentum durch<br />

das Sieb des Rationalismus durchgelassen<br />

hat, blieb ihm ein Christentum übrig,<br />

das im Wesentlichen ein System der<br />

Moral darstellte. Ein System der Moral<br />

hat aber nur insofern Wert, insofern es<br />

praktisch verwirklicht wird. Darum gab<br />

sich Tolstoi, nachdem er ein unmystisches<br />

und unkosmisches Christentum<br />

sich zu eigen gemacht hatte, vollständig<br />

der Verwirklichung der Maxime<br />

der christlichen Moral im praktischen<br />

Leben hin. Dadurch begründete er ein<br />

„diesseitiges" Christentum, das die kosmische<br />

Bedeutung des Mysteriums von<br />

Golgatha nicht kennt, das das Walten<br />

und Schalten der geistigen Hierarchien<br />

nicht kennt, das im Christus Jesus bloß<br />

einen musterhaften Menschen sieht.<br />

Statt des Kosmischen, statt des Mystischen,<br />

statt des Kultischen des Christentums<br />

trat für ihn - und durch ihn<br />

für seine Nachfolger - die praktische<br />

Einrichtung des menschlichen Zusammenlebens<br />

an die erste Stelle.<br />

Somit schlug Tolstoi die eine Richtung<br />

ein, nämlich die Richtung<br />

zur weltanschauungslosen, praktischen<br />

Moralität. Und indem der Christusgott<br />

bei Tolstoi zum Menschen<br />

Jesus wurde, der eine neue Moral begründete,<br />

konnte Wladimir Lenin eine<br />

Lehre verkünden, die auch den Menschen<br />

Jesus abschaffte. Denn die weltanschauungslose<br />

Moral Tolstois ist bloß<br />

ein Übergangsstadium zu dem Impuls<br />

zur diesseitigen glücklichen sozialen<br />

Lebenseinrichtung, der Lenin beseelte.<br />

Doch könnte die innere Situation<br />

Tolstois, d.h. das Durchdringenwollen<br />

des Christentums mit dem Denken, zu<br />

einem anderen Impuls ein Übergang<br />

sein. Sie könnte ein Übergang sein zu<br />

dem Impuls im Christentum, das Walten<br />

kosmischer Absichten zu lesen. Hätte er<br />

diese Richtung eingeschlagen, so wäre<br />

es ein Übergang zum Lebenswerk Wladimir<br />

Solowjews gewesen.<br />

Wladimir Solowjew hat das Heil der<br />

Menschheit darin gesehen, daß ein Verständnis<br />

des Christus, als historischer<br />

Gestalt, menschheitlichen Impulses<br />

und kosmischer Wesenheit, daß eine<br />

Christosophie das soziale Leben der<br />

Menschheit durchdringe. Und dem Erarbeiten<br />

eines solchen Verständnisses,<br />

einer solchen Christosophie, hat er gelebt.<br />

Es gibt, wie Rudolf Steiner sagt,<br />

neben dem geisteswissenschaftlichen,<br />

keinen fortgeschritteneren Begriff des<br />

Christus in der Gegenwart, als denjenigen<br />

bei Wladimir Solowjew. Denn nicht<br />

nur glaubt er an den Christus, verehrt<br />

ihn, sondern er versteht ihn. Und um<br />

dieses Verständnis der Menschheit mitzuteilen,<br />

hat er, bewaffnet mit der gesamten<br />

Begrifflichkeit der Philosophie<br />

des neunzehnten Jahrhunderts, danach<br />

gerungen, neue, christuswürdige Begriffe<br />

zu schaffen, mit deren Hilfe die<br />

verlorenzugehen drohende Beziehung<br />

zu Christus wieder hergestellt werden<br />

könnte. Dann sollte das Verständnis des<br />

Christus allmählich das soziale Leben<br />

durchdringen. Dadurch sollte jene wunderbare<br />

und mutige Hoffnung Solowjews<br />

in Erfüllung gehen - es sollte einstmals<br />

der christliche Staat entstehen. ■<br />

Aus: Valentin Tomberg:<br />

Kollektiv und Sophia 27.7.1930<br />

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