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Tafel zur Erinnerung und Mahnung feierlich enthüllt

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<strong>Tafel</strong> <strong>zur</strong> <strong>Erinnerung</strong> <strong>und</strong> <strong>Mahnung</strong><br />

<strong>feierlich</strong> <strong>enthüllt</strong><br />

(Fortsetzung von der Titelseite)<br />

Bürgermeister Holger Hascheck dankte in seiner Begrüßung<br />

dem Präsidenten des Sächsischen Landtages, der mit seiner<br />

Teilnahme unserer Stadt eine besondere Ehre erwies:<br />

Der Präsident des Sächsischen Landtages, Herr Dr. Matthias<br />

Rößler.<br />

Herr Dr. Rößler verdeutlichte in seinem bewegenden Grußwort<br />

neben persönlicher Verb<strong>und</strong>enheit zu unserer Stadt die<br />

besondere Anerkennung der gegenwärtigen Situation <strong>und</strong> ihres<br />

historischen Hintergr<strong>und</strong>es. Er würdigte den Mut <strong>und</strong> die<br />

Entschlossenheit der Teilnehmer dieser historischen Demonstration<br />

<strong>und</strong> betonte die Notwendigkeit des Zusammenstehens<br />

der Johanngeorgenstädter in der Gegenwart, insbesondere von<br />

Vereinen, Kirchen <strong>und</strong> Verantwortungsträgern im Interesse<br />

des Gemeinwohls der Bergstadt.<br />

Der Bürgermeister sprach seinen besonderen Dank Herrn<br />

Siegfried Ott, dem Stifter der <strong>Tafel</strong>, aus, aber auch dem Wirtschafts-<br />

<strong>und</strong> Gewerbeverein mit seinem Vorsitzenden, Herrn<br />

Konrad Fenzl. Es sei eindrucksvoll zu erleben, dass Vereine<br />

– hier eingeschlossen auch der Chor des EZV <strong>und</strong> die Posaunenchöre<br />

der kirchlichen Gemeinden – ihre Unterstützung<br />

unkompliziert anbieten, wenn es darum geht, sich für unsere<br />

Stadt einzubringen.<br />

Weiter führte der Bürgermeister aus: „Wir möchten den heutigen<br />

Tag nicht dazu nutzen, um zu klagen, sondern vielmehr,<br />

um zu erinnern <strong>und</strong> zu mahnen, denn vieles, was wir in den<br />

letzten Jahren erleben mussten, hat seinen Ursprung in der<br />

Entscheidung, die vor 60 Jahren über die Köpfe der Menschen<br />

hinweg getroffen wurde. Und ich hoffe, die Geschichte wiederholt<br />

sich nicht schon wieder. Deshalb wollen wir heute an die<br />

Johanngeorgenstädter erinnern, welche am 15. Juni 1953 den<br />

Mut aufgebracht haben, sich hier am Markt zu versammeln<br />

<strong>und</strong> mit einer Demonstration gegen den beschlossenen Abriss<br />

ihrer Stadt mobil zu machen. Das war zu dieser Zeit vor dem<br />

Hintergr<strong>und</strong> der zu erwartenden Repressalien <strong>und</strong> im Kontext<br />

der landesweiten Ereignisse um den 17. Juni 53 ein ganz<br />

gewiss riskanter <strong>und</strong> nicht einfacher Schritt. Aber wir wollen<br />

auch mahnen, denn dieser Mut in einer Zeit der Besatzung<br />

<strong>und</strong> Diktatur muss uns in der heutigen Zeit der Demokratie ermuntern,<br />

sich für den Erhalt der demokratischen Gr<strong>und</strong>werte<br />

einzusetzen <strong>und</strong> nicht müde zu werden, Ansätze jedweder Art,<br />

welche diese Werte gefährden, nicht zuzulassen.“<br />

Die Ereignisse von vor 60 Jahren seien auch Anregung zum<br />

Nachdenken darüber, „wie <strong>und</strong> vor welchem Hintergr<strong>und</strong> der<br />

damalige Bürgermeister Erdmann <strong>und</strong> die Stadträte diese Entscheidung<br />

zum Abriss den Johanngeorgenstädtern vermitteln<br />

mussten… Wir wissen nicht, vor welchen Gewissenskonflikten<br />

die damaligen Verantwortungsträger standen <strong>und</strong> eine<br />

Verurteilung dieser steht uns auch vor dem Hintergr<strong>und</strong> des<br />

fehlenden Wissens zu den Gebirgsverwerfungen <strong>und</strong> Tagesbrüchen<br />

in anderen Orten im Erzgebirge (z. B. Altenberg <strong>und</strong><br />

Schlema) nicht zu. Allein die Tatsache, dass man damals die<br />

Information der Bevölkerung auf die unterste Ebene delegiert<br />

hat, ist für mich bezeichnend <strong>und</strong> erinnert mich auch an die vor<br />

uns stehenden Entscheidungen.<br />

Auch wenn von den Zuwendungen für die Sanierung der Wismut<br />

<strong>und</strong> Bergbauhinterlassenschaften 20 Millionen Euro auf<br />

Johanngeorgenstadt entfallen, so ist dies weder ein Ersatz für<br />

die Einschnitte in den letzten Jahrzehnten noch ein aktiver<br />

Beitrag <strong>zur</strong> Entschuldung bzw. zum Aufbau einer wirtschaftlich<br />

<strong>und</strong> finanziell lebensfähigen Infrastruktur. Aber ich bin<br />

mir sicher, die Verantwortlichen würden diesen Betrag nicht<br />

in eine Halden- oder Bergbausanierung investieren, wenn am<br />

Ende als Ziel eine Endsiedlung unserer Stadt stünde.<br />

Selbst wenn heute der „Druck von oben“ für einen Zusammenschluss<br />

immer größer wird, so werde ich mich mit dem<br />

Stadtrat dafür einsetzen, dass wir lieber weiter einen strikten<br />

Sparkurs verfolgen, die Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen<br />

vertiefen <strong>und</strong> auch Aufgaben gemeinsam lösen -<br />

aber einen Beschluss <strong>zur</strong> Aufgabe unserer Stadt wird es auch<br />

vor dem Hintergr<strong>und</strong> der vielen Entbehrungen 60 Jahre nach<br />

dem Abriss mit mir <strong>und</strong> mit dem Stadtrat nicht geben.“<br />

Chor des EZV<br />

(Weitere Informationen <strong>zur</strong> Gedenktafel lesen Sie in unserer<br />

nächsten Ausgabe.)<br />

Johanngeorgenstadt Seite 2

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