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Inaugural Dissertation - Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

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3. Biologische Grundlagen<br />

3.4. Chemotaxis in Escherichia coli<br />

Chemotaxis in Escherichia coli (E. coli) ist eine der am Besten studierten Modelsysteme für Signaltransduktion.<br />

Obgleich die Chemotaxis auf der genetischen und biochemischen Ebene intensiv untersucht<br />

wurde, bleibt das Antwortverhalten weitestgehend unerklärt. Fortschritte in Computermodellierung<br />

und in quantitativer experimenteller Analyse lassen vermuten, dass kooperative Proteininteraktion<br />

in Rezeptorclustern eine entscheidende Rolle in der Signalprozessierung bei der bakteriellen Chemotaxis<br />

spielt [SB00b], [SB04]. Die ungefähre Größe der Rezeptorcluster wird auf 100-200nm<br />

geschätzt [MS93], [SB00a] und liegt damit gerade unterhalb der Auflösungsgrenze von konfokalen<br />

Laserrastermikroskopen (CLSM, engl.: Confocal Laser Scanning Microsrope). In dieser Arbeit wurde<br />

optische Nanoskopie dazu verwendet, Strukturinformation von Rezeptorcluster unterhalb dieser<br />

Auflösungsgrenze zu erhalten.<br />

Chemische Schreck- und Lockstoffe aus der Zellumgebung werden von Rezeptoren wahrgenommen.<br />

E. coli-Bakterien haben insgesamt fünf unterschiedliche Rezeptorproteine, wobei jeweils<br />

zwei Monomereinheiten eines Rezeptortyps einen Dimer bilden, welcher sich wiederum mit Dimeren<br />

anderer Rezeptoren zu Clustern zusammenfügt. Etwa 10 bis 30 solcher Cluster bilden große<br />

sensorische Multiprotein-Komplexe und lokalisieren an den Zellpolen oder an zukünftigen Teilungsstellen<br />

[MS93], [SB00a]. Dadurch kann ein Bakterium Einzelmolekülsensitivität erreichen. Die Gesamtzahl<br />

der bis zu 10000 Rezeptoren ist stark individuumsabhängig [GGRD92], [MS93].<br />

Die Bindung von Schreckstoffen erhöht die Autophosphorylierungsrate der Histidin-Kinase CheA,<br />

welche über das Adapterprotein CheW an die Rezeptoren gekoppelt ist (Abb. 3.4.1). CheA-P gibt seine<br />

Phosphatgruppe an den Antwortregulator CheY weiter, wodurch die Konzentration von CheY-P steigt.<br />

CheY-P kann an das flagellare Schalterprotein FLiM am bakteriellen Motorkomplex binden, wodurch<br />

eine Rotation des Flagellum im Uhrzeigersinn begünstigt induziert wird. Die Flagellen sind sich selbst<br />

aufbauende molekulare Komplexe und sorgen aufgrund ihrer helikalen Struktur ausschließlich bei Drehung<br />

gegen den Uhrzeigersinn für eine geradlinige Fortbewegung. Ist die Drehrichtung im Uhrzeigersinn<br />

führt dies zu ungerichtetem Taumeln des Bakteriums. Ohne Einfluss von Schreck- oder Lockstoffen, ist<br />

die Wahrscheinlichkeit für beide Drehrichtungen in etwa gleich, was zu einem unkorrelierten Wechsel<br />

zwischen Schwimmen und Taumeln des Bakteriums führt. Mit der Konzentration von CheY-P steigt<br />

somit auch die Wahrscheinlichkeit des Taumelns und damit erhöht sich bei steigender Schreckstoffkonzentration<br />

die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Schwimmrichtung ändert. Würde CheY-P nicht<br />

aktiv abgebaut werden, bliebe dessen Konzentration auch wenn keine Schreckstoffmoleküle mehr<br />

vorhanden sind, lange konstant, was ein Verbleib im Taumelmodus zur Folge hätte. Allerdings sorgt die<br />

Phosphatase CheZ im Signalpfad für eine schnelle Dephosphorylierung von CheY-P.<br />

Binden hingegen Lockstoffe an die Rezeptoren, sinkt die Autophosphorylierungsrate von CheA und die<br />

Konzentration von CheY-P nimmt ab.<br />

Ohne weitere Komponenten in der Signalübertragung, wie die Proteine CheB und CheR, könnte das<br />

Bakterium zwar aus nährstoffarmen Regionen heraus erhöhten Lockstoffkonzentrationen folgen, würde<br />

aber bei gleichbleibender Sensorempfindlichkeit nicht in optimaler Umgebung bleiben. Da in optimaler<br />

Umgebung weiterhin Lockstoffe vorhanden sind, bliebe der Modus des Schwimmens gegenüber dem<br />

Taumelmodus begünstigt. Eine Anpassung der Sensorempfindlichkeit ermöglichen die Adapterenzyme<br />

CheR und CheB durch Methylierung bzw. Demethylierung der Rezeptoren. Die Methylierung der<br />

Rezeptoren erfolgt durch das Chemotaxisprotein CheR. Die Rezeptormethylierung sorgt bei hoher<br />

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