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Hoppe: Produktive Lehnkombineme im Neulatein <strong>des</strong> Reformationszeitalters (OPAL 1/2014)<br />

19<br />

heliolatria‘Sonnenanbetung’ ist möglicherweise im Neulatein sekundär (nachrangig) als nomen<br />

actionis zur griechischen bzw. entlehnten Personalbezeichnung (vgl. heliolatra ‘Sonnenanbeter’)<br />

lehngebildet; zum Terminus → oben die Ausführungen zu astrolatria (1663), dazu<br />

Anm. 23;<br />

Kortholt d.Ä. 1668 De calumniis Paganorum Cap. II, 9, 27 und 28 De Heliolatria (Überschr.) POrro Christiani<br />

insimulati sunt, quod Solem pro Deo suo haberent. [---] Quantopere autem ab isto Solis cultu Christiani abhorruerint,<br />

ipsimet haut ignorarunt Gentiles, Persæ cumprimis, qui ne capitalibus quidem suppliciis eos, ut<br />

hÖlιολατρείαv committerent, potuerunt adducere. Cujus rei luculenta exempla apud Sozomenum libro II Historiæ<br />

Ecclesiasticæ cap. IIX [VIII], seqq. extant. [---] apostata heliolatra (Z).<br />

Chr. Nettelbladt d.Ä. 1733 Programma, quo [...] Christianus Nettelbladt [...] occasione heliolatriae veterum s.<br />

ritus tempore nativitatis Domini adorandi solem ad cultum Solis Justitiae cives academicos excitat [...] (Titel)<br />

(Z).<br />

ctistolatrae (1686); (Plural) ‘Anbeter der sterblichen (verweslichen) Hülle <strong>des</strong> Leibes Christi’;<br />

→ bedeutungsähnliches/ähnlich verwendetes phthartolatrae (1569)<br />

byzant.-griech. (verkürztes oder fehlerhaft tradiertes?) ktistolaßtrhw (ThGL, ktistolaßtriw,<br />

oÖ, i.q. ktismatolaßtrhw) (zu griech. ktißsma, Genitiv ktißsmatow „das Gegründete,<br />

Gebaute, die Gründung, von Städten“, speziell zu bibelgriech. ktißsma in seiner Bedeutung<br />

„das Geschaffene, die Creatur“ (PAPE); → den griechischen Text unter phthartolatrae<br />

(1569); vgl. dagegen die in PAPE aufgeführten entsprechenden Bildungen der Wortfamilie<br />

mit ktismatolatr/, nämlich ktismatolatreißa „die Anbetung geschaffener Dinge, K. S.“,<br />

ktismatolatreßv „geschaffene Dinge anbeten, K. S.“ und ktismatolaßtrhw „der geschaffene<br />

Dinge anbetet, K. S.“<br />

eine(r) der pejorativen Namen/Bezeichnungen aus den historischen christologischen Kontroversen<br />

im Sinne von ‘Anbeter <strong>des</strong> sterblichen Leibes Christi’ <strong>für</strong> die Anhänger <strong>des</strong> Severus,<br />

<strong>des</strong> Patriarchen von Antiochien, der (in der ersten Hälfte <strong>des</strong> 6. Jh.s) die Vergänglichkeit,<br />

Verweslichkeit <strong>des</strong> Leibes Christi vor der Auferstehung gegen Julianus, den Bischof von Harlikarnaß,<br />

behauptete;<br />

Timotheus Presbyter um 600 „De triplici receptione Hæreticorum“ (Eccl. Græcæ Monumenta Bd. 3 (1686), 410)<br />

Ipsi verò sibi adversantes nominant Phthartolatras & Ctistolatras, seu Corrupticolas & Creaticolas / [...] Fjar-<br />

tolaßtraw kai? Ktistolaßtraw (Z).<br />

Christolatria (1687 und 1793) ‘(richtige/falsche) Anbetung Christi’<br />

in der Theologie unterschiedlich verwendet, dabei vermutlich sowohl im neulateinischen Entlehnungszusammenhang<br />

stehend als auch unabhängig im Neulatein lehngebildet; → <strong>des</strong>halb<br />

die Gesamtdarstellung unter 3.1.2.2.1.2; Heidegger (1687) folgt dem Latria-Begriff (vgl.<br />

theolatria) und der Tradition von griech. Xristolaßtrhw „Christi cultor“ (ThGL).<br />

3.1.2.2.1.2 Belege <strong>für</strong> neulateinische Lehn-Wortbildungsprodukte<br />

Zur Buchungsproblematik <strong>des</strong> Griechischen und zu den folgenden vorsichtigen Zuweisungen<br />

von Wörtern zur primären Lehn-Wortbildung <strong>des</strong> Neulatein vgl. nochmals Anm. 8.<br />

artolatria (1540) ‘Brotvergötzung; falsche Anbetung <strong>des</strong> Brotes’; artolatra (1553) ‘Brotvergötzer’;<br />

(zu griech. aärtow ‘Brot’)<br />

vermutlich im Neulatein der Reformationszeit lehngebildet; artolatria ‘Brotvergötzung; falsche<br />

Anbetung <strong>des</strong> Brotes, der Hostie im Abendmahl’ ist ein zentrales Wort der Reformation,<br />

besonders <strong>des</strong> Schweizer Calvinismus, zur pejorativen Bezeichnung <strong>des</strong> altkirchlichen und<br />

unter bestimmten Aspekten auch lutherischen Glaubens an die Realpräsenz Christi im<br />

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