Diese Nummer anzeigen - Veröffentlichungen des IDS - Institut für ...
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Hoppe: Produktive Lehnkombineme im Neulatein <strong>des</strong> Reformationszeitalters (OPAL 1/2014)<br />
5<br />
eiödvlolatreißa (eiödvlolatrißa) ‘Götzendienst, Idolatrie’ (zu eiädvlon ‘Gestalt, Gebilde;<br />
Schatten- und Trugbild’, im Bibelgriechischen ‘Götterbild; Götzenbild, Götze’); recht häufig<br />
im NT auftretender Begriff, wie im warnenden Lasterkatalog von Galater 5, 20 unter den so<br />
genannten Werken <strong>des</strong> Fleisches, die den Erwerb <strong>des</strong> Himmelreichs gefährden ([...]<br />
eiödvlolatreißa, farmakeißa [...] (Abgötterei, Zauberei)); auch ohne direkten Bezug zu paganen<br />
Verehrungen, Riten und abergläubischen Praktiken vergleichend übertragen verwendet<br />
zur Charakterisierung schwerer Sünden, beispielsweise der (später als Todsünde gefassten)<br />
pleonexia (avaritia; Habgier, Geiz) als einer un-, widerchristlichen (quasi heidnischen) Begierde,<br />
wie im Lasterkatalog von Kolosser 3, 5 ([...] Nekrvßsate ouQn [...], kai? th?n<br />
pleonecißan, hÄtiw eösti?n eiödvlolatreißa (tötet nun [...], und den Geiz, der Götzendienst<br />
ist)); in „den Lasterkatalogen ist pleonecißa [...] Kennzeichen eines Lebens ohne Gotteserkenntnis<br />
[...]. [...] Der Mensch, der nicht mehr in Gott Ziel und Erfüllung hat, sucht die<br />
Erfüllung bei sich selbst, im eigenen Besitzen- und Haben-wollen, ja, er erhebt sich letzten<br />
En<strong>des</strong> selbst zum Abgott, der sich alles zu unterwerfen strebt. Deshalb wird in Kol 3, 5 die<br />
Habgier mit Abgötterei (eiödvlolatreißa [...]) gleichgesetzt.“ (Theol. Begriffslex. 1993, S.<br />
490, unter pleonecißa).<br />
Dazu:<br />
eiödvlolatreßv<br />
‘Götzendienst treiben’ im Sinne „v. Christen, d. s. Orakel geben lassen [...]<br />
od. in d. Verfolg. opfern [...].“ (BAUER/ALAND).<br />
eiödvlolaßtrhw ‘Götzendiener’, in der eigentlichen Bedeutung/Verwendung innerhalb <strong>des</strong><br />
Lasterkatalogs von Apokalypse XXI, 8 verstehbar ([...] kai? poßrnoiw kai? farmakeuqsin<br />
kai? eiödvlolaßtraiw [...] (den Hurern, Zauberern und Abgöttereitreibenden)); wieder in den<br />
Apostelbriefen entsprechend eiödvlolatreißa vergleichend übertragen gebraucht zur Bezeichnung<br />
von Personen als solchen, die (heidnischen) Begierden, speziell der Habgier, verfallen<br />
sind, wie in Epheser V, 5 ([...] pleoneßkthw, oÄw eöstin eiödvlolaßtrhw [...] (der Habgierige,<br />
der ein Götzendiener ist)). (Zur Darstellung der Gruppe insgesamt siehe vor allem<br />
BAUER/ALAND; Zitate nach Theile/Stier.)<br />
eiödvlolatreißa (eiödvlolatrißa) und eiödvlolaßtrhw sind, wie latreißa selbst, ins Spätlatein<br />
entlehnt: idololatria (auch schon idolatria* (6)), mit idololatris ‘dem Götzendienst ergeben’,<br />
auch Subst. F. ‘Götzendienerin’; idololatres ‘Götzendiener’ (GEORGES).<br />
In der Vulgata finden sich zur Übersetzung oben aufgeführter und auch weiterer NT-<br />
Textstellen die Lehnwörter idol(ol)atria und idol(ol)atres (je nach Ausgabe in unterschiedlicher<br />
Form), aber auch semantisch und etymologisch entsprechende Syntagmen mit dem<br />
Lehnwort idolum (Plural idola), wie idolorum cultura, cultus, servitus (<strong>für</strong> ido(lo)latria) und<br />
idolis serviens (<strong>für</strong> ido(lo)latra). Vereinzelt außerhalb der Gruppe erfolgt die Übersetzung mit<br />
simulacrorum servitus.<br />
idol(ol)atria seinerseits ist vereinzelt auch zur Übersetzung verwendet, wenn im griechischen<br />
Text nicht eiödvlolatreißa, sondern eine bedeutungsähnliche und etymologisch entsprechende<br />
Phrase mit eiädvlon erscheint, wie Apostelgeschichte XVII, 16 ([...] videns idololatriae<br />
deditam civitatem [...] <strong>für</strong> [...] jevrouqnti kateißdvlon ouQsan th?n poßlin [...]) (hier<br />
und im Folgenden nach der „Bibel Edition“).<br />
Vereinzelt ist idol(ol)atria übersetzend auch <strong>für</strong> das AT* (7) gebraucht, 1 Samuel XV, 23<br />
(quoniam quasi peccatum ariolandi est repugnare et quasi scelus idolatriae nolle adquiescere<br />
pro eo ergo quod abiecisti sermonem Domini abiecit te ne sis rex), vergleichend übertragen<br />
bezogen auf Eigensinn/Ungehorsam, wie er von Samuel dem – tatsächlich auch der Zauberei<br />
verfallenen – Saul vorgeworfen wird (XXIII, 3ff., die „Hexe von Endor“).<br />
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