Monatsbericht Oktober 2013
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Deutsche Bundesbank<br />
<strong>Monatsbericht</strong><br />
<strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong><br />
35<br />
Wahl des Zeitraums<br />
zur Richtwertberechnung<br />
mit nur<br />
geringem<br />
Einfluss<br />
Dass die Wettbewerbs position Deutschlands<br />
aktuell als günstig eingeschätzt wird, hängt<br />
dabei nicht von der Wahl des Zeitraums ab,<br />
über den der langfristige Durchschnitt berechnet<br />
wird. Verkürzt man beispielsweise diesen<br />
gleichsweise homogener Länder anwenden.<br />
Insbesondere für Länder, die sich in einem wirtschaftlichen<br />
Aufholprozess befinden, ist es als<br />
Grundlage zur Berechnung eines sinnvollen<br />
Richtwerts kaum geeignet. Denn die Wett-<br />
… und<br />
Verfahren nicht<br />
auf alle Länder<br />
anwendbar<br />
Zeitraum von mehr als 38 Jahren (Berechnung<br />
bewerbs position solcher Länder würde bei Ver-<br />
ab Beginn des Jahres 1975) auf bis zu knapp<br />
wendung langfristiger Durchschnitte als Richt-<br />
18 Jahre (Berechnung ab Ende des Jahres<br />
wert am aktuellen Rand gravierend unter-<br />
1995), 7) variiert der Richtwert nur um maximal<br />
schätzt, wie die Ausführungen im folgenden<br />
knapp 3%, was die Einschätzung des aktuellen<br />
Abschnitt zeigen.<br />
Indika torwerts qualitativ nicht beeinflusst.<br />
Deutsche Wettbewerbs<br />
position<br />
gegenüber<br />
EWU-Ländern<br />
derzeit besonders<br />
günstig<br />
Untergliedert man die Gruppe der Partner länder<br />
wieder in diejenigen innerhalb und diejenigen<br />
außerhalb der EWU, erweist sich die deutsche<br />
Wett bewerbs position derzeit vor allem gegenüber<br />
dem übrigen Euro-Raum als günstig. Dies<br />
impliziert, dass man von der starken Wettbewerbsposition<br />
Deutschlands keineswegs auf<br />
Mögliche alternative<br />
Ansätze zur Bestimmung<br />
eines Richtwerts<br />
Neben dem klassischen, bereits beschriebenen<br />
Konzept der Kaufkraftparitätentheorie gibt es<br />
eine Reihe weiterer, mehr oder weniger theore-<br />
Unterschiedliche<br />
Ansätze zur<br />
Ermittlung eines<br />
Richtwerts<br />
eine hohe preisliche Wettbewerbs fähigkeit des<br />
tisch fundierter Ansätze zur Bestimmung von<br />
gesamten Euro-Raums schließen kann.<br />
Richtwerten für reale effektive Wechselkurse.<br />
Im folgenden Abschnitt werden einige der gän-<br />
Langfristiger<br />
Durchschnitt als<br />
Richtwert leicht<br />
verständlich,<br />
unkompliziert<br />
berechenbar<br />
und mit<br />
plausiblen<br />
Resultaten, …<br />
Der Bezug auf den langfristigen Durchschnitt<br />
zur Einschätzung der aktuellen Wett bewerbsposition<br />
hat sich in vielerlei Hinsicht bewährt.<br />
So ist er schnell und unkom pliziert zu berechnen<br />
und leicht verständlich. Darüber hinaus hat<br />
das Verfahren in der Vergangenheit recht robust<br />
plausible Ergebnisse hervorgebracht. Ins-<br />
gigsten Konzepte vorgestellt, die zumeist auch<br />
von internationalen Institutionen angewendet<br />
werden. Wegen der Vielzahl teils konkurrierender,<br />
teils komplementärer Ansätze kann an<br />
dieser Stelle nur eine Auswahl präsentiert<br />
werden. 8) Skizziert werden der Produktivitätsansatz,<br />
der „Behavioral Equilibrium Ex-<br />
besondere wenn die Wett bewerbs position<br />
change Rate“-, kurz BEER- Ansatz sowie zwei<br />
auch anderer Länder beurteilt werden soll, wer-<br />
der vom Internationalen Währungsfonds (IWF)<br />
den allerdings zumindest zwei Nachteile des<br />
im Rahmen seines „External Balance Assess-<br />
Verfahrens ins Feld geführt:<br />
ment“ (EBA) verwendeten Ansätze. 9)<br />
… aber preisliche<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
für alle<br />
Länder langfristig<br />
gleich<br />
gut …<br />
Zum einen entspricht der Indikator im Durchschnitt<br />
über die Zeit per definitionem für jedes<br />
Land seinem Richtwert auf Basis langfristiger<br />
Durchschnitte. Dies geht zwar mit der Vorstellung<br />
konform, es gebe keine langfristig fortbestehenden<br />
Ungleichgewichte. Im vorliegenden<br />
Fall impliziert diese Äquivalenz aber auch,<br />
dass die preisliche Wettbewerbsfähigkeit aller<br />
Länder im Durchschnitt über die Zeit als gleich<br />
gut interpretiert werden müsste. Ob dies zutrifft,<br />
ist jedoch umstritten.<br />
Zum anderen lässt sich das Verfahren nur auf<br />
einen relativ kleinen Kreis ökonomisch ver-<br />
7 Bei solchen Berechnungen ist allerdings darauf zu achten,<br />
dass der beobachtete Zeitraum nicht zu kurz gewählt wird,<br />
weil sonst die Repräsentativität des Richtwerts nicht mehr<br />
gewährleistet ist und somit der berechnete Durchschnitt<br />
auch kaum mehr als „langfristig“ bezeichnet werden<br />
könnte.<br />
8 Umfassende Übersichten bieten beispielsweise: R. Mac-<br />
Donald, Concepts to calculate equilibrium exchange rates:<br />
an overview, Diskussionspapier der Deutschen Bundesbank,<br />
Nr. 3/2000, R. Driver und P. Westaway, 2004, Concepts<br />
of equilibrium exchange rates, Bank of England<br />
Working Paper No. 248, sowie M. Bussière, M. Ca’Zorzi, A.<br />
Chudík und A. Dieppe, 2010, Methodological advances in<br />
the assessment of equilibrium exchange rates, ECB Working<br />
Paper No. 1151.<br />
9 Eine methodische Übersicht über die vom IWF verwendeten<br />
Ansätze liefert der im Juni <strong>2013</strong> erschienene Bericht des<br />
IWF „External balance assessment methodology: technical<br />
background“.