Lebensräume Dezember 2013 - Bauverein Breisgau eG
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4 Leitartikel<br />
Die Energiewende –<br />
Chance und Herausforderung<br />
für Wohnungsunternehmen<br />
Dezentrale Energieerzeugung und<br />
Nutzung - Schrittmacher für den<br />
ökologischen Wandel - bieten<br />
Wohnungsunternehmen zusätzliche<br />
Wertschöpfung und Mietern<br />
günstigen Ökostrom.<br />
Erklärtes Ziel der Bundesregierung<br />
ist es, den erzeugten Stromanteil<br />
aus der Kraft-Wärme-Kopplung<br />
(KWK) bis 2020 auf 25 Prozent zu<br />
erhöhen. Bislang sind es jedoch<br />
erst ca. 12 Prozent. Diese effiziente<br />
Energietechnologie, ökologisch von<br />
gleichem Rang wie regenerative<br />
Energie, kommt überwiegend in<br />
Blockheizkraftwerken zum Einsatz,<br />
ihr Ausbau muss in den kommenden<br />
Jahren folglich enorm forciert<br />
werden. Noch steht auch die für<br />
dieses Jahr angesetzte Überprüfung<br />
der Förderhöhe von KWK-Anlagen<br />
aus.<br />
Schon früh stellte der <strong>Bauverein</strong> das<br />
Energiemanagement seiner Wohngebäude<br />
auf eigene Beine. Die 1997<br />
gegründete „Energieversorgungsgesellschaft<br />
<strong>Bauverein</strong> <strong>Breisgau</strong><br />
mbH“ (EVB) betreibt derzeit sieben<br />
Blockheizkraftwerke auf Basis der<br />
Kraft-Wärme-Kopplung, überwiegend<br />
mit Biogas. Sie erzeugen<br />
12.379 MWh Wärme im Jahr und<br />
versorgen so über 2.000 Mieterhaushalte.<br />
Der dabei produzierte<br />
Strom (6.226 MWh) wird größtenteils<br />
in das öffentliche Netz eingespeist<br />
und vergütet. Insgesamt<br />
werden 2.900 Tonnen CO2 eingespart,<br />
was dem Ausstoß von etwa<br />
15.000 Kleinwagen entspricht.<br />
Die fortschreitende Liberalisierung<br />
des Strommarktes seit 1998 sowie<br />
des Gasmarktes seit 2005, mit der<br />
auch die Monopolstellung der Energielieferanten<br />
aufgehoben wurde,<br />
ermöglicht Wohnungsunternehmen<br />
die dezentrale Stromerzeugung<br />
und den Verkauf an ihre<br />
Mieter. Darüber hinaus hat die<br />
Bundesregierung im Zuge der Energiewende<br />
die steuerlichen Anreize<br />
für den Direktverbrauch von selbst<br />
erzeugtem Strom wesentlich verstärkt.<br />
So ist die Stromlieferung<br />
eines Vermieters an seine Mieter<br />
von der Umsatz- und der Stromsteuer<br />
befreit, außerdem wird die<br />
entrichtete Energiesteuer auf die<br />
im BHKW eingesetzten Rohstoffe<br />
erstattet. Es entfallen nicht nur die<br />
Kosten für die Nutzung des öffentlichen<br />
Netzes, welches einen wesentlichen<br />
Anteil am Strompreis<br />
ausmacht, sondern die vermiedene<br />
Nutzung wird auch finanziell vergütet.<br />
Die Vielzahl dieser steuerlichen Fördermaßnahmen<br />
bietet insgesamt<br />
so große wirtschaftliche Vorteile,<br />
dass unsere Genossenschaft sie<br />
zum Wohl aller Mieter und Mitglieder<br />
nutzen wird. Für den <strong>Bauverein</strong><br />
bedeutet dies jedoch auch<br />
eine große Herausforderung, denn<br />
es müssen Konzepte erarbeitet<br />
werden, mit denen dieses Modell in<br />
die Realität umgesetzt werden<br />
kann. Unterm Strich entsteht für<br />
unser Wohnungsunternehmen zusätzliche<br />
Wertschöpfung, während<br />
unsere Mieter von einem günstigeren<br />
Stromtarif profitieren. Nur<br />
der überschüssige KWK-Strom soll<br />
zukünftig in das öffentliche Netz<br />
eingespeist und vergütet werden.<br />
Zu Spitzenlastzeiten wird der <strong>Bauverein</strong><br />
Strom von einem Vertragspartner<br />
zukaufen, um zu jeder Zeit<br />
eine sichere Stromversorgung zu<br />
gewährleisten.<br />
Mit einem Pilotprojekt starten wir<br />
bereits im nächsten Jahr. Im Fokus<br />
haben wir den denkmalgeschützten<br />
Gründungsbau unserer<br />
Genossenschaft - Baujahr 1904 - in<br />
der Emmendinger Straße mit 93<br />
Wohnungen. Im Zuge der energetischen<br />
Sanierung werden auch die<br />
alten Ofen- und Etagenheizungen<br />
entfernt. Über eine moderne Energiezentrale<br />
mit BHKW und Wärmespeichern<br />
sowie über Solarthermie<br />
werden die Wohnungen direkt mit<br />
Wärme, Warmwasser und Strom<br />
versorgt. Für Letzteres hatten sich<br />
unsere Mieter auf einer Mieterversammlung<br />
im April dieses Jahres<br />
entschieden.<br />
Auch im Bereich der Photovoltaik<br />
vollzieht sich ein Umbruch in der<br />
Energiepolitik. Die Einspeisevergütungen<br />
werden gekürzt, bundesweit<br />
fallen die ersten Photovoltaikanlagen<br />
bereits ganz aus der Förderung.<br />
Auch hier bietet sich der<br />
Eigenverbrauch des selbst erzeugten<br />
Stroms an. Beim <strong>Bauverein</strong><br />
macht dies Sinn, da im Lauf der Jahre<br />
zahlreiche Dächer mit Photovoltaikanlagen<br />
ausgestattet wurden.<br />
Seit kurzem wird auch unser Verwaltungsgebäude<br />
mit Sonnenstrom<br />
versorgt. Übers Jahr verteilt<br />
können hier 60 Prozent der erzeugten<br />
Strommenge selbst genutzt<br />
werden.<br />
Unsere Aufgabe in den nächsten<br />
Jahren wird es sein, beim <strong>Bauverein</strong><br />
alle firmeninternen Strukturen und<br />
technischen Voraussetzungen für<br />
das neue Energieerzeuger- und Verbrauchermodell<br />
zu schaffen. Wohnungsunternehmen<br />
können auf<br />
diese Weise aktiv zum Gelingen der<br />
Energiewende beitragen. Die Energiewende<br />
bedeutet eine Win-Win-<br />
Situation, von der Mieter und Wohnungsunternehmen<br />
schlussendlich<br />
auch finanziell profitieren<br />
werden.<br />
Ihr<br />
Reinhard Disch