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TOOLS & TECHNIK<br />

32 <strong>Internet</strong> <strong>World</strong> BUSINESS<br />

8. Juli 2013 14/13<br />

INTERVIEW<br />

„Alle beschäftigen sich mit Logistik“<br />

Logistiker rüsten sich für das Wachstum im E-Commerce. DPD setzt auf präzisere Zustellung und mehr Paket-Shops<br />

hnlich wie die Deutsche Post DHL<br />

Äwill auch DPD, eine Tochter der französischen<br />

La-Poste-Gruppe, von den steigenden<br />

E-Commerce-Bestellungen profitieren.<br />

DPD geht davon aus, dass in Europa<br />

und in den USA die Zahl der an private<br />

Empfänger versendeten Pakete bis 2020<br />

jährlich zwischen sechs und acht Prozent<br />

wachsen wird. Boris Winkelmann, Chief<br />

Operating Officer DPD Deutschland, hat<br />

dem Unternehmen deshalb für das Wachstum<br />

im B2C-Geschäft ein Fitness-Programm<br />

verordnet. INTERNET WORLD<br />

<strong>Business</strong> hat mit ihm über diese Maßnahmen<br />

gesprochen.<br />

Der Online-Handel wächst und DPD will<br />

mitwachsen. Wie?<br />

Boris Winkelmann: Der Versand an Privatkunden<br />

ist im vergangenen Jahrzehnt<br />

mehr als doppelt so schnell gewachsen wie<br />

der rein gewerbliche Paketversand. Wir<br />

gehen davon aus, dass dieses Wachstum<br />

auch in den nächsten Jahren noch anhalten<br />

wird. Um daran stärker teilhaben zu<br />

können, setzen wir auf drei Maßnahmen.<br />

Erstens überarbeiten wir gerade unser Paket-Shop-Konzept.<br />

Wir wollen die Zahl<br />

der Paket-Shops in Deutschland von aktuell<br />

4.500 auf 8.000 fast verdoppeln. Zweitens<br />

verfeinern wir den Service „Flexzustellung“.<br />

Damit kann der Paketempfänger<br />

selbst bestimmen, wann die Zustellung erfolgen<br />

soll. Momentan wird er am Tag der<br />

Zustellung über das voraussichtlich dreistündige<br />

Zeitfenster der Auslieferung informiert.<br />

Und drittens bieten wir unseren<br />

Kunden mobile Online Services an, mit<br />

denen sie DPD mitteilen können, wann<br />

und wohin ihre Bestellung geliefert werden<br />

soll, wenn der erste Zustellversuch<br />

einmal nicht erfolgreich war.<br />

Das Ziel dieser Maßnahmen ist, die Erstzustellungsrate<br />

zu erhöhen, weil das mehrfache<br />

Transportieren eines Pakets Kosten verursacht.<br />

Außerdem wollen<br />

Kunden Bestellungen so<br />

schnell und unkompliziert<br />

wie möglich erhalten. Wie<br />

überarbeiten Sie denn Ihr<br />

Paket-Shop-Konzept im<br />

Detail?<br />

Winkelmann: Unser französischer<br />

Mutterkonzern hat<br />

das Start-up Pick-up Services<br />

übernommen. Es hat<br />

eine Geomarketing-Software<br />

entwickelt, die anhand<br />

von zahlreichen Parametern<br />

nachvollziehen<br />

kann, wo wir einen Paket-<br />

Shop eröffnen sollten oder<br />

wo einer überflüssig ist.<br />

Wir überprüfen also alle<br />

Standorte und werden<br />

dort weitere Paket-Shops<br />

Boris Winkelmann, DPD<br />

Im März 2013 hat Boris Winkelmann<br />

die neu geschaffene Position des<br />

Chief Operating Officer bei DPD<br />

Geopost Deutschland übernommen.<br />

In dieser Funktion leitet er das operative<br />

Geschäft von DPD. Einer seiner<br />

Schwerpunkte liegt auf dem Ausbau<br />

des B2C-Geschäfts.<br />

■ www.dpd.de<br />

eröffnen, wo sie laut den Geomarketing-<br />

Daten sinnvoll sind. Gleichzeitig kontrollieren<br />

wir alle bestehenden Paket-Shops,<br />

ob sie unseren Vorstellungen von Ausstattung,<br />

Öffnungszeiten oder Freundlichkeit<br />

entsprechen. Dazu haben wir eine Liste<br />

mit 25 Kriterien erstellt.<br />

Wir statten zudem alle Paket-Shops mit<br />

neuer Technik aus, um die Paketübergabe<br />

schneller zu gestalten. Die Shops bekommen<br />

einen mobilen Scanner. Wenn sie ein<br />

Paket erhalten, scannen sie es. Daraufhin<br />

versendet unser System eine Benachrichtigungs-Mail<br />

an den Empfänger, dass das<br />

Paket abholbereit ist. In den Shops wollen<br />

wir den Abwicklungsprozess von jetzt 1,5<br />

bis 2 Minuten auf 30 Sekunden verkürzen.<br />

Als weitere Maßnahme installieren wir ein<br />

Callcenter, das die Paketströme kontrolliert,<br />

damit beispielsweise ein Paket-Shop<br />

nicht überlastet wird. Es dient gleichzeitig<br />

als Anlaufstelle für die Shops.<br />

stellung ist „Predict eine Stunde“. Wir entwickeln<br />

gerade die Fähigkeit, dem Kunden<br />

morgens eine E-Mail zuzusenden, die ihm<br />

ein sehr genaues Zeitfenster, nämlich eine<br />

Stunde, für die Zustellung mitteilt. Darauf<br />

kann er reagieren und zurückschreiben,<br />

dass die Uhrzeit passt, dass das Paket woanders<br />

abgegeben werden kann oder am<br />

nächsten Tag zugestellt werden soll.<br />

Welchen Marktanteil hat DPD in Deutschland<br />

im Paketversand an Endkunden?<br />

Winkelmann: Wir sind mit einem Anteil<br />

von fünf bis sieben Prozent im B2C-Markt<br />

der drittgrößte Logistiker in Deutschland<br />

und liefern jedes Jahr 100 Millionen Pakete<br />

an B2C-Kunden aus.<br />

Wie viele Online Shops arbeiten mit DPD in<br />

Deutschland zusammen?<br />

Winkelmann: Rund 10 Prozent der umsatzstärksten<br />

deutschen Online Shops. Zu den<br />

größeren Kunden im B2C-Geschäft zählen<br />

unter anderem die Telekom, Arvato,<br />

Intersport und Real. Die 100-prozentige<br />

DPD-Tochter Iloxx wickelt den Versand<br />

für kleinere und mittlere Online Shops ab.<br />

DPD kümmert sich um die größeren, allerdings<br />

haben wir noch keinen großen<br />

Online Pure Player als Kunden.<br />

Im Online-Handel ist Same Day Delivery,<br />

also die Lieferung noch am gleichen Tag, ein<br />

heißes Thema. Ist es überbewertet?<br />

Winkelmann: Nein, ist es nicht. Unser Mutterkonzern<br />

hat sich an Shutl und am französischen<br />

Start-up Colizen beteiligt. Beide<br />

verzahnen den stationären Handel mit <strong>Internet</strong>-Bestellungen<br />

und stellen innerhalb<br />

von drei Stunden zu. Noch ist Same Day<br />

Delivery eine Nische, aber eine dynamische<br />

Nische. Viele Händler schließen sich<br />

an solche Dienstleister an, weil ein Teil<br />

ihrer Kunden bereit ist, für eine schnelle<br />

Zustellung mehr zu zahlen.<br />

Welche Pläne hat DPD für Same Day Delivery<br />

in Deutschland?<br />

Winkelmann: Wir schauen uns die Optionen<br />

an und werden dann handeln.<br />

In den USA entwickeln große Online-Unternehmen<br />

wie Google oder Amazon eigene<br />

Logistikkonzepte. Beobachten Sie, ob Ihnen<br />

da eine neue Konkurrenz erwächst?<br />

Winkelmann: Wir beobachten sehr genau,<br />

was da passiert. Ich kann mir beispielsweise<br />

vorstellen, dass Amazon auch in Deutschland<br />

eigene Packstationen testen wird.<br />

Man merkt, dass alle – Pure Player, der<br />

traditionelle Handel und Multichannel<br />

Retailer – mit neuen Logistikansätzen<br />

experimentieren. Händler mit vielen Filialen<br />

könnten beispielsweise ihr Retail-<br />

Netz besser für eine schnellere Zustellung<br />

in Ballungsgebieten nutzen. Alle beschäftigen<br />

sich mit Logistik, da wird noch einiges<br />

passieren.<br />

■<br />

INGRID SCHUTZMANN<br />

Über DPD<br />

DPD gehört mehrheitlich zur französischen<br />

Geopost-Gruppe, einer Tochter von La<br />

Poste. Geopost hat im Jahr 2012 einen Umsatz<br />

von 4,026 Milliarden Euro erwirtschaftet.<br />

Das ist ein Plus von 9,8 Prozent im<br />

Vergleich zum Vorjahr. Das Paketvolumen<br />

stieg um 5,9 Prozent auf weltweit 720 Millionen<br />

transportierte Pakete. In Deutschland<br />

beschäftigt DPD 7.500 Mitarbeiter und hat<br />

75 Depots. 7.000 Fahrzeuge sind täglich im<br />

Einsatz.<br />

Wie viel Geld investieren Sie für all diese<br />

Maßnahmen?<br />

Winkelmann: Wir investieren einen zweistelligen<br />

Millionenbetrag zwischen zehn<br />

und zwanzig Millionen Euro.<br />

DPD will die Zahl seiner Paket-Shops von derzeit<br />

4.500 bis 2014 auf 8.000 fast verdoppeln.<br />

DHL hingegen plant bis Ende 2014 die Einführung<br />

von 20.000 zusätzlichen Paket-Shops<br />

Logistiker haben es bisher den Empfängern<br />

nicht leicht gemacht und immer nur sehr grobe<br />

Zeiträume für die Zustellung angegeben.<br />

Wird das durch die Flexzustellung besser?<br />

Winkelmann: Unser Projektname für die<br />

künftige Weiterentwicklung der Flexzu-

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