Leitlinien für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der ... - EmK
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zwischen ihm <strong>und</strong> dem Geschöpf. Es ist<br />
auch das Symbol für Gottes Herrschaft<br />
über <strong>die</strong> gesamte Wirklichkeit. Aber: Der<br />
Gott, <strong>der</strong> nur »Herr« ist, wird leicht zum<br />
despotischen Herrscher, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>en Untertanen<br />
Gesetze auferlegt <strong>und</strong> Gehorsam <strong>und</strong><br />
bl<strong>in</strong>des Befolgen se<strong>in</strong>er Gebote verlangt.<br />
Der Mensch würde zerbrechen.<br />
Gott als »Vater« ist Symbol für Gott als<br />
schöpferischer Gr<strong>und</strong> des Se<strong>in</strong>s. Er ist<br />
Symbol für erhaltendes Schaffen, das den<br />
Menschen bewahrt <strong>und</strong> zur Vollendung<br />
führt.<br />
In <strong>der</strong> Verkündigung, im Leben unseres<br />
Glaubens gilt es, beide Symbole <strong>in</strong> <strong>der</strong> Balance zu halten. Lei<strong>der</strong> ist es so, dass<br />
<strong>die</strong> Geschichte <strong>der</strong> Auslegung <strong>und</strong> unsere eigenkirchliche Tradition <strong>die</strong>sem<br />
Auftrag nicht immer gerecht wird. Die Waage senkt sich je nach Frömmigkeitstyp<br />
e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e <strong>und</strong> dann auch <strong>in</strong> <strong>die</strong> an<strong>der</strong>e Richtung. (Gott ist auch<br />
nicht <strong>der</strong> fre<strong>und</strong>liche Vater, <strong>der</strong> sentimentale Liebe zu se<strong>in</strong>en <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>n</strong> hat.)<br />
Sieht man vom Machtmissbrauch ab, <strong>der</strong> <strong>in</strong> den beiden ersten Formen des<br />
religiösen Missbrauchs ersche<strong>in</strong>t <strong>und</strong> vielen an<strong>der</strong>en Formen von Missbrauch<br />
zugr<strong>und</strong>e liegt, so ist <strong>die</strong> Weitergabe religiöser Irrlehren, <strong>die</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>seitigen<br />
Betonung von Gott als dem »Herrn« wurzeln, <strong>der</strong> Kern religiösen Missbrauchs.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel aus <strong>der</strong> Literatur s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> Erlebnisse im pietistisch-christlichen<br />
Umfeld des Schriftstellers Hermann Hesse. Sie ließen ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brief an se<strong>in</strong>en<br />
Bru<strong>der</strong> Hans schreiben: »... dass des Menschen Wille von Natur <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong> böse<br />
sei, <strong>und</strong> dass <strong>die</strong>ser Wille also erst gebrochen werden müsse, ehe <strong>der</strong> Mensch <strong>in</strong><br />
Gottes Liebe <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> christlichen Geme<strong>in</strong>schaft das Heil erlangen könne.«<br />
Reaktionen auf Erfahrungen religiöser Gewalt<br />
• Mehr <strong>und</strong> mehr löst man sich heute von e<strong>in</strong>em Angst machendem Gottesbild<br />
<strong>und</strong> begegnet e<strong>in</strong>em Gott, <strong>der</strong> verheißen hat, begleitend da zu se<strong>in</strong>, <strong>der</strong> uns versteht<br />
<strong>und</strong> für uns sorgt.<br />
• Im Rahmen christlicher Lebensberatung werden Menschen begleitet, <strong>die</strong><br />
geistlichen (religiösen) Missbrauch erfahren haben. Erfahrungen aus <strong>die</strong>ser<br />
<strong>Arbeit</strong> f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> Inge Tempelmann, Geistlicher Missbrauch – Auswege aus<br />
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