agazin - Kreiskrankenhaus Mechernich
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Aktuell<br />
A<br />
verletzungen aus der damals noch<br />
im Raum Schleiden beheimateten<br />
Textilindustrie bzw. Säure- oder Laugenverätzungen<br />
aus der Metallverarbeitung<br />
im Raum Hellenthal. Oft<br />
brachte es das Verletzungsmuster<br />
mit sich, dass eine individuelle operative<br />
Versorgung und ein ebensolches<br />
Nachbehandlungsschema gewählt<br />
werden musste. Insgesamt bestärkten<br />
mich die Jahre in Schleiden darin,<br />
dass die Handchirurgie das richtige<br />
Fachgebiet für mich ist.<br />
Um meine Kenntnisse zu vertiefen,<br />
wechselte ich anschließend zunächst<br />
in die Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach,<br />
ein Haus mit knapp<br />
900 Betten und einer großen Traumatologie.<br />
Dort stand die Frakturversorgung<br />
an Hand und Handgelenk<br />
im Vordergrund der handchirurgischen<br />
Tätigkeit. Allerdings bot<br />
das Haus nicht die volle Weiterbildung<br />
für Handchirurgie, darum<br />
beendete ich diese im St.<br />
Willibrord-Spital in Emmerich<br />
am Niederrhein. Dort war das<br />
Spektrum der konservativen<br />
und operativen Handchirurgie<br />
nicht zuletzt wegen der angeschlossenen<br />
Rheumatologie und<br />
der handchirurgischen Betreuung<br />
von Friedensdorfkindern<br />
im nahe gelegenen Oberhausen<br />
nochmals breiter und das Fach<br />
Handchirurgie bereits sehr ausgereift<br />
und etabliert. Vor allem ein<br />
Verdienst meines dortigen Chefarztes,<br />
Dr. Heinz Grunwald, einem<br />
besonderen Handchirurgen und<br />
außergewöhnlichem Menschen.<br />
Unter seiner Anleitung konnte ich<br />
mich nochmals weiterentwickeln,<br />
bevor ich nach <strong>Mechernich</strong> zurückkehrte.<br />
MAGAZIN: Wieso außergewöhnlich?<br />
Giefer: Dr. Grunwald engagiert<br />
sich neben seiner Tätigkeit im Krankenhaus<br />
in einem Förderverein, der<br />
die optimale handchirurgische und<br />
generelle medizinische Versorgung<br />
der Kinder aus dem Friedensdorf in<br />
Oberhausen oft erst ermöglicht. Die<br />
Kinder kommen aus Ländern wie<br />
Usbekistan und Afghanistan, und die<br />
Behandlung dauert oft Wochen, bevor<br />
sie wieder in die Heimat zurückkehren.<br />
Man übernimmt dabei viel<br />
mehr als nur die Rolle des Arztes. Ich<br />
habe auf diesem Wege Verletzungen<br />
und Fehlbildungen kennengelernt,<br />
die es hierzulande einfach nicht gibt.<br />
Beispielsweise Erfrierungen oder<br />
Verbrennungen meist infolge von<br />
Unfällen, aber auch von Bestrafung.<br />
Kulturell bedingt kann beispielsweise<br />
ein Mädchen mit einer Fehlbildung<br />
als Belastung für die Familie empfunden<br />
werden und wird dann ausgeschlossen<br />
oder muss sogar um das<br />
Wohlergehen fürchten. Diese vielen<br />
kleinen und großen Schicksale haben<br />
mich sehr berührt und relativieren<br />
bis heute viel in meinem Leben.<br />
MAGAZIN: Was ist das Besondere an der<br />
Handchirurgie?<br />
Giefer: Rein technisch gesehen,<br />
muss man Eingriffe<br />
an der Hand strategisch<br />
sehr gut planen. In der<br />
sogenannten Blutleerenzeit<br />
von maximal<br />
zwei Stunden muss<br />
der Handchirurg<br />
auch bei komplexen<br />
Verletzungen alle<br />
Strukturen, die für<br />
die Vitalität und die<br />
Funktion der Hand<br />
von Relevanz sind,<br />
versorgt haben. Sie<br />
müssen oft schon<br />
den nächsten oder<br />
übernächsten<br />
Schritt vorbereiten,<br />
indem<br />
Sie beispielsweise<br />
Platzhalter<br />
an bestimmte<br />
Stellen einsetzen<br />
und Folgeoperationen<br />
vorbereiten. Um<br />
hier im Sinne<br />
der Patienten die<br />
richtige Strategie<br />
zu wählen,<br />
braucht man<br />
einfach sehr viel<br />
Erfahrung in der<br />
Versorgung dieser<br />
Verletzungen.<br />
Der Nachbehandlung<br />
und den technischen<br />
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