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impuls - Soziale Arbeit - Berner Fachhochschule

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SOZIALE INTERVENTION<br />

«... nicht losarbeiten, ehe der Kontext<br />

des Auftrags gut verstanden ist.»<br />

Arist von Schlippe ist zusammen mit Jochen Schweitzer Autor des neu herausgegebenen<br />

Standardwerkes «Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung I». Er lehrte viele<br />

Jahre Klinische Psychologie an der Universität Osnabrück und hat jetzt den Lehrstuhl für<br />

Führung und Dynamik von Familienunternehmen an der Universität Witten/Herdecke inne.<br />

Im Interview spricht er über Zugänge zur Systemischen Beratung in der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong>.<br />

Gerlinde Tafel<br />

Dozentin<br />

gerlinde.tafel@bfh.ch<br />

Herr von Schlippe, Sie haben dieses Jahr<br />

zusammen mit Jochen Schweitzer die<br />

zweite völlig überarbeitete Auflage vom<br />

«Lehrbuch der systemischen Therapie<br />

und Beratung I» herausgebracht. Dieses<br />

Buch gilt als Standardwerk in Lehre,<br />

Weiterbildung und Praxis. Welche neuen<br />

Entwicklungen und Erkenntnisse sind<br />

eingeflossen, und inwiefern sind<br />

sie bedeutsam für Praxisfelder in der<br />

<strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong>?<br />

Zum einen ist ja in den vergangenen<br />

16 Jahren einiges passiert, so dass wir das<br />

Buch dringend aktualisieren wollten. Je<br />

mehr wir daran arbeiteten, desto mehr<br />

begannen wir aber auch, das Buch umzubauen,<br />

insgesamt haben wir noch einmal<br />

mehr als vier Jahre hineingesteckt.<br />

In der ersten Auflage hatten wir ja den<br />

Schwerpunkt auf die systemische Therapie<br />

mit einem breiten Blick auf die angrenzenden<br />

Felder gelegt und uns vor allem auf<br />

die deutschsprachige Literatur konzentriert.<br />

Jetzt wollten wir von Anfang an die<br />

systemische Praxis breit vorstellen, auch<br />

wenn Therapie nach wie vor ein grosser<br />

Bereich ist. Ausserdem war es uns ein<br />

Anliegen andere Zugänge wie <strong>Soziale</strong><br />

<strong>Arbeit</strong>, Pädagogik, Beratung usw. gleichwertig<br />

mit einzubeziehen. Zudem wollten<br />

wir das Buch konsequent internationalisieren.<br />

Wir haben im Laufe der Jahre über<br />

unsere Kontakte eine Reihe hochinteressanter<br />

Ansätze und Einflüsse kennengelernt,<br />

die im deutschsprachigen Raum<br />

noch wenig bekannt sind. Das wollten<br />

wir ändern.<br />

«Wir wollten gleichwertig<br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong>, Pädagogik<br />

und Beratung mit einbeziehen.»<br />

Beratung findet in der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> oft<br />

in Pflichtkontexten statt, die Klientinnen<br />

und Klienten kommen nicht unbedingt<br />

freiwillig bzw. bringen zunächst kein<br />

eigenes Anliegen mit. Inwieweit sind systemische<br />

Beratungskonzepte für diese<br />

Kontexte anschlussfähig und geeignet?<br />

Hier gibt es zwei wichtige Eckpunkte systemischen<br />

<strong>Arbeit</strong>ens. Der eine ist die Orientierung<br />

an dem konkreten Anliegen des<br />

Ratsuchenden, der zweite ist die konsequente<br />

Suche nach Ressourcen: in der<br />

Unfreiwilligkeit, also im Widerstand gegen<br />

einen dritten Auftraggeber, im «Nein»<br />

liegen oft die Kraft und das Selbstwertgefühl<br />

des jeweiligen Klienten verborgen.<br />

Wenn das wertgeschätzt wird, lässt sich<br />

oft ein kooperativer Kontrakt schliessen,<br />

der die Form hat: «Wie kann ich Sie darin<br />

unterstützen, mich so schnell wie möglich<br />

wieder loszuwerden?»<br />

Was sollten Fachkräfte der <strong>Soziale</strong>n<br />

<strong>Arbeit</strong> aus dem systemischen Beratungsansatz<br />

auf jeden Fall kennen? Und was<br />

sollten Sie vielleicht sogar können?<br />

Als erstes ist eine klare Auftrags- und Kundenorientierung<br />

sehr wichtig. Das heisst,<br />

nicht loszuarbeiten, ehe der Kontext des<br />

Auftrags gut verstanden ist. Zweitens ist<br />

ein systemisches Verständnis von «Problemen»<br />

zu entwickeln. Jenseits aller belastenden<br />

Umstände, mit denen <strong>Soziale</strong><br />

Arist von Schlippe ist Psychologischer Psychotherapeut,<br />

Lehrtherapeut für Systemische Therapie<br />

am Institut für Systemische Ausbildung & Entwicklung<br />

in Weinheim.<br />

14<br />

BFH <strong>impuls</strong> Januar 2013

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