in memoriam - Europa-Berufsschule Weiden

Allgemeines Schulleben Abteilung Fachbereich Studienseminare Berufsfachschule Werbung
Weiden. Es ist ein Privileg in Mosambik, auf die dreijährige Berufsschule gehen zu können. Nur wenige Menschen haben das
Geld dafür, denn die Berufsschulen sind privat. Das System ist viel hierarchischer, Schüler erhalten eine breite Allgemeinbildung,
werden aber primär theoretisch unterrichtet. Nun will der mosambikanische Staat dieses System reformieren und hofft dabei auf
Unterstützung aus anderen Ländern.
Eine Bitte der ehemaligen Europaministerin Emilia Müller war es, die den ehemaligen Direktor der Europa-Berufsschule, Heribert
Mohr,dazu veranlasste, einen Austausch mit Mosambik zu organisieren. Mehrere Treffen mit dem Botschafter und Vertreter des
Bildungsministeriums des südostafrikanischen Landes später stand fest, das drei Afrikaner für ein Jahr nach Weiden kommen
sollen. Ein Unterfangen, das allerlei Herausforderungen an Mohrs Nachfolger Josef Weilhammer stellte. Herausforderungen,
mit denen er zuvor nicht gerechnet hatte. „Das erste Problem war, dass die drei bis kurz vor dem Abflug noch gar kein Visum
hatten.“ Angekommen im kalten deutschen April verstanden die drei Afrikaner zudem anfangs nur wenig von der deutschen
Sprache. Also musste die Schule von ihren bescheidenen finanziellen Mitteln –immerhin gibt es einen gewissen Grundbetrag
vom Kultusministerium, der beispielsweise die Versicherungen der drei abdeckt –einen Deutsch-Crash-Kurs organisieren. Untergebracht
sind sie im Handwerkerhaus, was die nächste Herausforderung darstellte. Werden die dort wohnenden Schüler
und Arbeiter, immerhin auch viele von außerhalb, die fremden und zudem mit 32, 35 und 36 Jahren noch dazu weit älteren,
afrikanischen Mitbewohner auch annehmen? Oder schlägt ihnen womöglich auch Ablehnung entgegen? Diese Befürchtung
zumindest zerschlug sich rasch. Die drei fühlen sich dort recht wohl, wenngleich ihnen so manches eine gewisse Umstellung
abverlangte. „Die sind es von zuhause gewöhnt, dass eine Frau sie von hinten bis vorne bedient, für sie kocht und wäscht. Das
müssen sie hier natürlich erst mal selbst machen.“, so Weilhammer.
Zu schaffen machte den drei Afrikanern allerdings ein anderes Problem. Aus einem tropischen Land kommend, waren sie die
Kälte, die ihnen im kalten April entgegenschlug, nicht gewöhnt. Doch lange Zeit zum Hadern blieb da nicht. Denn die drei erhielten
eine kurze Einführung ins deutsche Berufsschulleben und wurden dann, je nach ihrem Fachgebiet, aufgeteilt. Izequiel,
der aus dem Elektro- und Solarzellenbereich stammt, machte bereits bei Witron ein Praktikum und wird auch bei Iliotech reinschnuppern.
Manuel, fit im Agrarwesen, wird in die Berufsschulen nach Neustadt und Almesbach geschickt und Abel guckt sich
im kaufmännischen Bereich um. Im August darf er zudem mit zum Schulleiterlehrgang nach Dillingen.
Ziel des Aufenthalts soll sein, dass sie das Unterrichtssystem in Deutschland verstehen lernen, es mit ihrem eigenen vergleichen
und herausfinden, was verändert werden kann. Bis Ende März wird dazu noch reichlich Gelegenheit bestehen. Und nach dem
Austausch werde man per Videokonferenz in Kontakt bleiben. Vor allem der mosambikanische Botschafter könnte sich eine
Wiederauflage vorstellen. Weilhammer will da aber einstweilen noch keine Zugeständnisse machen. Denn vieles muss die Schule
im Moment improvisieren.
Aus dem Abschlussbericht des Projektes zur Unterstützung des beruflichen Bildungswesens inMosambik
ZIELE
Hauptziel des einjährigen Auslandspraktikums an der Europa-Berufsschule in Weiden war, die Schulung von drei Lehrkräften
aus Mosambik in den Bereichen Schulmanagement, Elektrotechnik und Agrartechnik. damit diese anschließend das Gelernte auf
nationale Verhältnisse übertragen und so mit dem Gelernten Jugendliche in Mosambik zukunftsorientiert ausbilden können.
Dabei wurden im Rahmen des Praktikums insbesondere folgende Ziele angestrebt:
Kennenlernen
• des bayerischen Berufsschulwesens (Unterricht, Organisation, Schulleben), insbesondere der Europa-Berufsschule in Weiden
und des Berufsschulzentrums in Neustadta.d.WN;
• des deutschen Dualen Berufsausbildungssystems mit den beteiligten Einrichtungen (Berufsschule, Betriebe, Kammern,
Innungen und Schulaufsicht) und deren Zusammenwirken;
45