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Doch trotz des Protests: Eine Baugenehmigung wird es für das Vorhaben wohl geben. „Die<br />
Pläne für den Neubau enthalten keine Abweichungen vom Bebauungsplan, der seit 1977<br />
gilt“, erklärt Michael Kummer, Leiter der Frankfurter Bauaufsicht, den rechtlich eher unkomplizierten<br />
Sachverhalt. Das Haus werde ja nicht dreigeschossig, sondern nur mit einem Staffelgeschoss<br />
versehen, das sei zulässig. Außerdem füge sich die Architektur in den Stil der klassischen<br />
Moderne ein. „Man kann sagen, der Bauherr bemüht sich, der Umgebung gerecht zu<br />
werden.“<br />
„Natürlich ist uns der Wert der Siedlung und auch der Randbebauung seit langer Zeit bewusst“,<br />
betont Kummer. Seinem Amt liege ebenso wie den Denkmalschützern und Nachbarn<br />
daran, dass der Charakter der Siedlung erhalten bleibt. Doch Aufgabe seines Amtes sei es<br />
nun mal, auf die Einhaltung der Vorgaben aus den Bebauungsplänen zu dringen. Und da sei<br />
nichts zu beanstanden. „Der Bebauungsplan ist ja nicht neu, den kann jeder einsehen.“ Die<br />
Prüfung des Bauantrages laufe aber noch.<br />
Kummer kann sich vorstellen, dass in den nächsten Jahren noch ähnliche Pläne auf seinem<br />
Schreibtisch landen werden. „Da ist ein Generationswechsel in der Siedlung im Gange.“<br />
Stefan Timpe, im Amt für Denkmalschutz auch für die Ginnheimer Bebauung zuständig, kennt<br />
die Einwände der Nachbarn und hat sie auch mit ihnen schon persönlich diskutiert. Er könne<br />
die Bedenken der Nachbarn verstehen und habe den Fall genau geprüft. „Denkmalschutz<br />
greift hier ja ohnehin nicht, bleibt also nur das Kriterium des Umgebungsschutzes.“ Ja, der Anblick<br />
würde durch den Neubau verändert. Doch die Häuserzeile sei schon recht heterogen.<br />
„Es ist schwer, auf Einheitlichkeit zu pochen, die nicht mehr gegeben ist.“ Aus denkmalschützerischer<br />
Sicht könne er lediglich darauf bestehen, dass die Bauflucht zur Straße eingehalten<br />
wird und sich die Farben in die Umgebung einfügen. „Der Rest ist über die Vorgaben im Bebauungsplan<br />
zu regeln.“<br />
Bericht: Inga Janovic<br />
Frankfurter Rundschau, Samstag, 5. Juli 2008<br />
Trübe Zeiten im Höhenblick<br />
Immer öfter fehlt Bauträgern das Gespür für angemessene Architektur<br />
Ein Dorf, mitten in der Stadt. Dort wohnt auch Werner Müller. Und wenn der Mann von "dem<br />
Dorf" redet, dann ist das keinesfalls negativ gemeint. Nicht als provinzielles Gebaren oder<br />
Gegenhaltung zum ach so weltmännischen Frankfurt. Nein, freuen kann sich Müller an den<br />
kleinen Dingen: gute Nachbarschaft, gutes Verhältnis. Oder wenn im Sommer einfach auf der<br />
Straße ein Fest steigt oder die Tannen kurz vor Weihnachten festlich beleuchtet sind. Das<br />
"Dorf" liegt in Ginnheim: die Siedlung Höhenblick.<br />
Bewahren möchte man dort nicht nur die gefühlte, sondern auch die sichtbare Harmonie.<br />
Deshalb hat sich Werner Müller kurzerhand mit Matthias Rau zu den Sprechern der Anliegergemeinschaft<br />
Höhenblick emporgeschwungen, um gemeinsam mit den Nachbarn und deren<br />
zahlreichen Unterschriften gegen einen "städtebaulichen Sündenfall" zu kämpfen. Die<br />
neuen Eigentümer in der Straße Höhenblick, Nummer 54, wollen das Haus abreißen, einen<br />
Neubau hochziehen und ein drittes Stockwerk aufsetzen. Doch das ist nicht im Bebauungsplan<br />
vorgesehen. Für die schmucke Doppelhausreihe, direkt an der Nidda gelegen, befürchtet<br />
Werner Müller ein architektonisches Desaster: "So ein störender Klotz wäre wirklich schlimm<br />
für die Siedlung."<br />
Fälle dieser Art haben sich in den letzten Monaten in Eschersheim und Ginnheim gehäuft. In<br />
der Ulrichstraße will ein Bauunternehmen inmitten von Jahrhundertwende-Häuschen Eigentumswohnungen<br />
mit Penthouse errichten. In der Bertramswiese liegt eine Mieterin im Clinch<br />
mit den neuen Besitzern, weil sie alte Bäume rigoros und ohne Genehmigung fällen und zudem<br />
die zulässige Grundfläche überschreiten. In der Schenkendorfstraße schließlich, unweit<br />
der Siedlung Höhenblick, sollte auch ein großer Wohnkomplex entstehen. Dort ist der Bauantrag<br />
vorerst zurückgezogen.<br />
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