pressespiegel ernst-may-gesellschaft e.v.
pressespiegel ernst-may-gesellschaft e.v.
pressespiegel ernst-may-gesellschaft e.v.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Manche profitierten von den Kontakten zu den Amerikanern, Scherers Vater wiederum war<br />
von Berufs wegen für den Wiederaufbau zuständig und "da blieb auch immer was für uns<br />
übrig", sagt seine Tochter. Bürger erinnert sich, dass ihr Vater für neu verlegte Elektroleitungen<br />
auf einem Bauernhof Hühner mit nach Hause brachte.<br />
Drei-Generationen-Zimmer<br />
Bis zu drei Generationen wohnten damals in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Für 56,65 Mark. Konkurrenzlos<br />
günstig und komfortabler als manche bürgerliche Wohnung. "Früher haben hier gut<br />
situierte Leute gewohnt", sagt Bürger. Es war ein "Vorzeigeviertel".<br />
"Brauchbarkeit und Bequemlichkeit für wenig Geld" waren das Ziel des holländischen Architekten<br />
Mart Stam gewesen. Er und sein Mentor, Stadtbaurat Ernst May, setzten damit ein<br />
Baudenkmal des "Neuen Frankfurt".<br />
Dafür fanden sie internationale Anerkennung - die sich später zu heftigen Protesten von Architekten<br />
und Bauhistorikern weltweit wandelte, als die Hellerhof-Gesellschaft die Häuserreihen<br />
an der Frankenallee abreißen wollte. Erst 1976, nach fünf Jahren, erreichte man einen Kompromiss<br />
- um einen Teil der Häuser für die Nachwelt zu bewahren.<br />
Bericht: Katharina Küte<strong>may</strong>er<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 16. August 2007<br />
Tassilo Sittmann führt durch die Nordweststadt<br />
Römerstadt. Das Ernst-May-Haus im Burgfeld zum Museum für den Frankfurter Stadtplaner zu<br />
machen, ist das Herzensanliegen der Ernst-May-Gesellschaft. Dabei bleibt allerdings die<br />
Nachbarschaft rund um die Römerstadt nicht unbeachtet. Für den kommenden Samstag, 18.<br />
August, bietet die Gesellschaft einen Rundgang durch die Nordweststadt ein. Die Führung<br />
durch die „Raumstadt“ übernimmt der Architekt und Stadtplaner Tassilo Sittmann, der den<br />
Stadtteil gemeinsam mit Walter Schwagenscheidt konzipiert hat. Schwagenscheidt arbeitete<br />
bereits in den 1920er Jahren mit Ernst May zusammen, später entwarfen beide Städte in der<br />
Sowjetunion. Sittmann wiederum begegnete May, als er sich 1959 gemeinsam mit Schwagenscheidt<br />
am Wettbewerb beteiligte – in der Jury saß unter anderem May.<br />
Etwa eine Stunde wird der Rundgang durch die Nordweststadt dauern. Treffpunkt für die Teilnehmer<br />
ist um 15 Uhr am Ernst-May-Haus, Im Burgfeld 136. Bericht: fnp<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 9. August 2007<br />
Meine Kindheit im Museum<br />
Heike Sachs wohne im Burgfeld 136<br />
Römerstadt. Als Heike Sachs als kleines Mädchen Anfang der 50er Jahre im Garten ihren<br />
Großeltern spielte, hätte sie sich gewiss nicht träumen lassen, dass sich einmal Architekturhistoriker<br />
für ihr sie interessieren würden. Ebenso wenig hätte sie erwartet, dass ihr Elternhaus<br />
einmal ein Museum für den Schöpfer der Römerstadt, Ernst May, werden würde. Heike Sachs<br />
ist die Tochter von Mea Sachs, der letzten Bewohnerin des Hauses Im Burgfeld 136, das die<br />
Ernst-May-Gesellschaft derzeit in ein Museum umwandelt.<br />
Heike Sachs hat ihre Kindheit in der wohl berühmtesten Siedlung des Frankfurter Städteplaners<br />
verbracht. Damals habe die Römerstadt völlig anders ausgesehen, sagt sie und zeigt in ihrem<br />
Fotoalbum eine Aufnahme von 1930. Es liegt Schnee, die Straße ist verlassen, die Häuser<br />
scheinen weit auseinander zu stehen. „In den Fünfzigern gab es nur zwei oder drei Autos in<br />
unserer Straße.“ Für das kleine Mädchen und die Nachbarskinder blieb viel Platz zum Rollschuh-<br />
und Fahrradfahren. „Zwei Mal in der Woche kamen der Kartoffelmann, der Gemüsehändler<br />
und der Eiermann. Der Eismann brachte Stangeneis.“ Die Großmutter, Minna Sachs,<br />
habe das Eis zerkleinert und in den Schrank unter dem Küchenfenster gefüllt. „Einen Kühlschrank<br />
gab es erst viel später.“ Kleine Eisstücke sammelten die Kinder ein, um sie zu lutschten.<br />
„Damals hat es niemanden gestört, wenn wir Kinder laut waren. Manche Nachbarn hörte<br />
man durch die Wände singen“, so Frau Sachs. Immer am ersten Samstag im Juli wurde in den<br />
Gärten gefeiert. „Alles wurde geschmückt. Für uns Kinder wurde ein Lampion-Umzug organisiert.“<br />
32