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<strong>pressespiegel</strong> <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong> e.v. stand 10. september 2008<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Mittwoch, 10. September 2008<br />

"May-Siedlungen besser schützen"<br />

Um die Bausubstanz der Wohnsiedlungen aus den zwanziger Jahren, darunter die May-<br />

Siedlungen des "Neuen Frankfurt", zu schützen, haben die Fraktionen von CDU und Grünen<br />

einen Antrag an die Stadtverordneten gestellt. Bericht: faz<br />

Hessischer Rundfunk 2, Mikado, Donnerstag, 9. September 2008<br />

Bericht um 7:20 Uhr und 17:45 Uhr über das <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-haus und die Frankfurter Küche anlässlich<br />

des Tages des offen Denkmals am 14. September 2008. Bericht: Stefan Fries<br />

Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 9. September 2008<br />

Höhenblick: Land dringt auf Schutz<br />

Ginnheim. Allzu viel ist nicht mehr übrig vom Haus im Höhenblick 54 (wir berichteten), doch<br />

der Kreis der Fürsprecher, die seinen Erhalt fordern, wird größer. Allen voran schreitet nun Landeskonservator<br />

Christoph Mohr, der die Stadt, die jüngst den Abriss genehmigt hat, auffordert,<br />

das Haus unter Denkmalschutz zu stellen.<br />

Mohr schaute gestern persönlich an der Baustelle in Ginnheim vorbei und sprach auch mit<br />

Nachbarn. Er wies darauf hin, dass das Landesdenkmalamt die Stadt inzwischen offiziell angewiesen<br />

habe, das Haus unter Schutz zu stellen. Es stellte “ein wichtiges stadtgeschichtliches<br />

Baudenkmal“ dar. Der Bebauungsplan, auf den sich die Genehmigungen für Abbruch und<br />

Neubau beziehen, “stammt aus dem Jahr 1977 und ist veraltet“. Aus dem jüngst an die Ernst-<br />

May-Gesellschaft übergebenen Nachlass des Architekten Carl Hermann Rudloff, dem engsten<br />

Mitarbeiter von Ernst May, gehe hervor, dass er die Siedlung geplant habe. Diese Bedeutung<br />

solle die Stadt “respektieren und umsetzen“.<br />

Mohrs Einschätzung ist das, worauf die Nachbarn, die schon seit Wochen gegen den Abriss<br />

kämpfen, gewartet hatten. Sie haben sich in einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin<br />

Petra Roth (CDU) gewandt, die helfen solle, den Abriss des Hauses doch noch zu verhindern.<br />

CDU und Grüne im Römer haben sich ebenfalls in die Diskussion gemischt. Sie fordern, dass<br />

das Denkmalamt alle Siedlungen aus den 20er Jahren nochmals darauf überprüft, wie sehr ihr<br />

Erhalt gesichert werden sollte.<br />

Mohr scheint sicher, dass trotz der rechtsgültigen Abrissgenehmigung noch was zu retten ist.<br />

Deshalb wies er darauf hin, dass an dem halb abgerissenen Haus Fenster und Mauern verschlossen<br />

werden müssten, bis gerichtlich geklärt ist, wie es im Höhenblick weitergehen soll.<br />

Bericht: Hermann Wygoda<br />

Frankfurter Rundschau, Montag, 8. September 2008<br />

Vorerst kein Abriss<br />

Anwohner kämpfen um Denkmalschutz für Höhenblick 54 in Ginnheim<br />

Der Bagger ruht, doch hinter den Kulissen wird weiter heftig um die Zukunft des Hauses Höhenblick<br />

54 in Ginnheim gerungen. Die Anwohnergemeinschaft, die sich für einen Erhalt des<br />

Hauses einsetzt, nutzte den gestrigen Tag des Denkmalschutzes, um erneut auf den Streitfall<br />

Aufmerksam zu machen. In einem offenen Brief fordern die Anlieger, vertreten durch Werner<br />

Müller und Matthias Rau, die Oberbürgermeisterin Petra Roth auf, "die Verwaltung zur Ordnung<br />

zu rufen".<br />

Weiteren Bauarbeiten stehen inzwischen zwei gerichtliche Verfügungen im Weg. Bereits am 3.<br />

September hat das Ehepaar Helga und Matthias Rau beim Landgericht eine einstweilige Verfügung<br />

erwirkt. Die Raus wohnen in der Doppelhaushälfte, an die das vom Abriss bedrohte<br />

1


Haus grenzt. Einen Tag später verhängte auch das Verwaltungsgericht einen Beschluss, der<br />

einen Abbruch der Doppelhaushälfte untersagt.<br />

Der Denkmalschutz spielt indes nur bei der zweiten Verfügung eine untergeordnete Rolle.<br />

Rechtsanwalt Lutz Eiding argumentiert in erster Linie in Fragen des Bebauungsplans. Christoph<br />

Mohr vom Hessischen Landesamt für Denkmalpflege hält jedoch nach wie vor an seiner Entscheidung<br />

fest, das Haus unter Denkmalschutz zu stellen, weil der zweigeschossige Flachbau<br />

von Ernst Mays engem Vertrauten, Carl Herrmann Rudloff, gebaut wurde. Zwei Tage nach<br />

Mohrs Entscheidung am 12. August, erteilte die Bauaufsicht der Stadt ungeachtet dessen die<br />

Bau- und Abrissgenehmigung.<br />

Dass das Haus inzwischen so weit beschädigt sei, dass sich der Denkmalschutz erübrigt hat,<br />

wie vom Anwalt des Bauherrn Axel Dignaß kolportiert, dementiert Mohr nach seinem gestrigen<br />

Ortstermin. Äußerlich seien nur eine Brüstung und zwei Fenster kaputt. Auch das innere<br />

des Hauses sei keineswegs "irreparabel zerstört." Die Obere Denkmalschutzbehörde, also das<br />

Landesamt für Denkmalpflege, hat laut Mohr eine Weisung an die Untere Behörde, also das<br />

städtische Denkmalamt, geschickt, dem Abriss auch in denkmalpflegerischer Hinsicht den<br />

Riegel vorzuschieben. "Die Stadt muss jetzt tätig werden." Auch die SPD kritisierte die "Schlafmützigkeit"<br />

des Amtes. Bericht: Sebastian Amaral Anders<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 4. September 2008<br />

Neue Zwangspause im Höhenblick<br />

Ginnheim. Vorerst haben es die Nachbarn geschafft: Der Abriss des Hauses Nummer 54 im<br />

Höhenblick ist gestoppt. Das Landgericht hat die Arbeiten gestern per einstweiliger Verfügung<br />

untersagt. Ein Triumph der Abriss-Gegner, der gestern erneut zu Gerangel auf der Baustelle<br />

geführt hat. Wie schon am Dienstag musste die Polizei in den Streit zwischen Bauarbeitern<br />

und Nachbarn eingreifen.<br />

Anlass für die richterliche Entscheidung ist allerdings nicht das Plädoyer für den Denkmalschutz,<br />

mit dem einige Ginnheimer versuchen, das etwa 70 Jahre alte Haus zu retten (wir berichteten),<br />

sondern ist die Angst der Nachbarn aus der Hausnummer 56, ihr Haus könne durch<br />

den Abriss Schaden nehmen. Denn die Nummern 54 und 56 sind ein Doppelhaus, dessen eine<br />

Hälfte die neuen Eigentümer nun abreißen und durch einen Neubau ersetzen wollen. Wie<br />

berichtet, haben sie – zum Ärger der Nachbarn – dafür die entsprechenden Genehmigungen.<br />

Die Bewohner des Nachbarhauses haben nun beim Gericht den Baustopp erwirkt, weil sie<br />

durch den Abriss statische Schäden an ihrer Haushälfte, die eine gemeinsame Trennwand mit<br />

der Nummer 54 hat, befürchten. Zu Unrecht, wie Hans Beeg, Rechtsanwalt der Bauherren,<br />

betont. «Es besteht eine gewisse statische Gefahr. Aber das wussten Bauherr und Architektin<br />

von vornherein. Deshalb liegen ein von der Bauaufsicht genehmigtes Abbruchkonzept und<br />

eine geprüfte Statik vor», erklärt der Anwalt. Es werde Stück für Stück abgerissen. Die Unterlagen<br />

habe man den Nachbarn längst übergeben wollen, doch die hätten sich lieber ans Gericht<br />

gewandt.<br />

Beeg wird nun im Namen der Bauherren Widerspruch gegen den verfügten Baustopp einlegen.<br />

In einigen Wochen sollte dann gerichtlich festgestellt sein, ob das Nachbarhaus in Gefahr<br />

ist oder nicht. «Ich gehe davon aus, dass das Gericht klarstellt, dass dem Nachbarhaus<br />

nichts passiert.» Er hoffe aber, dass die Nachbarn und ihr Anwalt, die nun doch das Abbruchkonzept<br />

in Empfang genommen haben, schon früher einlenken.<br />

Zum «Fall Höhenblick» hat sich gestern auch die SPD-Fraktion im Römer zu Wort gemeldet und<br />

die Denkmalschützer in Stadt und Land als “schlafmützig“ bezeichnet. “Es kann nicht sein,<br />

dass dem Landesdenkmalschützer immer erst in letzter Minute einfällt, dass ein Gebäude<br />

denkmalwürdig ist“, schimpfte Fraktionschef Klaus Oesterling mit Blick auf das jüngste Schreiben<br />

aus dem Landesdenkmal amt. Kritik übte Oesterling auch an der Stadt. Indem sie ihr<br />

Denkmalamt dem Planungs- und nicht dem Kulturdezernat zugeordnet habe, sei dieses viel<br />

stärker dem Druck der Investoreninteressen ausgeliefert. Bericht: Inga Janovic<br />

2


Frankfurter Allgemeine Zeitung, Donnerstag, 4. September 2008<br />

Abriss am Höhenblick gestoppt<br />

Einstweilige Verfügung / SPD: Denkmalschutz schläft<br />

Der Abriss einer am Rande der Ginnheimer Ernst-May-Siedlung Höhenblick gelegenen Doppelhaushälfte<br />

ist vorerst gestoppt. Das Frankfurter Landgericht gab dem Eilantrag eines<br />

Nachbarn statt und verfügte ein Ende der Arbeiten. Bericht: faz<br />

Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 3. September 2008<br />

Abbruch ruht<br />

Höhenblick-Nachbarn erwirken Verfügung<br />

Am Mittwochvormittag noch war auf der Baustelle reger Betrieb, doch jetzt muss auf dem<br />

Grundstück Höhenblick 54 in Ginnheim der Bagger ruhen. Auf richterliche Anordnung. Das<br />

Ehepaar Helga und Matthias Rau hat beim Landgericht eine einstweilige Verfügung erwirkt.<br />

Die Raus wohnen in der Doppelhaushälfte, an die das Haus grenzt, das bis zum Mittwochmorgen<br />

noch vom Abriss bedroht war. Alle weiteren Abbrucharbeiten an dem Flachbau in<br />

der Siedlung Höhenblick, den Carl Hermann Rudloff Ende der 1920er Jahre gebaut hat, sind<br />

damit vorerst untersagt.<br />

Für die 107 Anwohner, die sich seit Monaten gegen den Abriss und einen Neubau wehren,<br />

der alle anderen Häuser der Siedlung um ein Stockwerk überragt, ist die Verfügung ein Signal<br />

der Hoffnung. Am Dienstagvormittag hatten sie noch vergeblich versucht, dem Abrissbagger<br />

mit ihren Autos die Zufahrt zu dem Grundstück zu verwehren. Der Anwalt des Bauherrn Axel<br />

Dignaß, Chefarzt am Markus-Krankenhaus, pochte jedoch auf die rechtsgültige Abriss- und<br />

Baugenehmigung. Die hatte die städtische Bauaufsicht Mitte August erteilt, obwohl das Haus<br />

vom Landesamt für Denkmalpflege zwei Tage zuvor unter Schutz gestellt worden war. Bis zum<br />

Dienstagabend hatte der Bagger bereits die Fenster an der Rückseite des Hauses und das<br />

umgebende Mauerwerk eingerissen.<br />

Die einstweilige Verfügung bezieht sich aber nicht auf den Denkmalschutz, sondern auf statische<br />

Bedenken der Nachbarfamilie. "Wir hoffen natürlich, dass das Denkmalamt den<br />

Baustopp nutzt und jetzt noch einmal aktiv wird", sagt Helga Rau. Für Hans Beeg, Rechtsanwalt<br />

des Bauherrn, ist es dafür bereits zu spät. "Durch die Abbrucharbeiten sind fast alle<br />

denkmaltypischen Merkmale dieses Hauses nicht mehr vorhanden", sagt er. Das Haus stehe<br />

nur noch in seinen Außenmauern. "Der denkmaltypische Charakter kann nicht wiederhergestellt<br />

werden", glaubt er.<br />

Dass auf diese Weise Fakten geschaffen werden, versuchen die Anwohner seit Dienstag zu<br />

verhindern. Am Abend stellte sich sogar ein Mann dem Bagger in den Weg und verhinderte,<br />

dass der Abriss weiter ging. Am Mittwochmorgen, als die einstweilige Verfügung zwar erlassen,<br />

aber dem Bauherrn noch nicht formell übergeben war, gab es erneut Auseinandersetzungen.<br />

Anwohner beriefen sich auf die Verfügung und blockierten die Baustelle. Rechtsanwalt Beeg<br />

bestand auf der Abrissgenehmigung und auf der Tatsache, dass die Verfügung noch nicht<br />

offiziell zugestellt und damit "rein rechtlich noch gar nicht in der Welt war". Zweifel an der Statik<br />

werde man durch das vorliegende Abbruchkonzept "kurzfristig" aus dem Weg räumen.<br />

Bericht: Sebastian Amaral Anders<br />

Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 3. September 2008<br />

Ginnheim<br />

Wer die wilde Kamille stört<br />

Anwohner der Siedlung Höhenblick wehren sich gegen den Abriss eines denkmalgeschützten<br />

Hauses.<br />

Im Vorgarten der unscheinbaren Doppelhaushälfte in der Siedlung Höhenblick ranken sich<br />

3


Kletterrosen an der Hauswand empor. Wilde Kamille wuchert neben dem Weg, der zur Haustür<br />

führt. Im Garten, hinter dem Haus, findet die Idylle ein jähes Ende. Die Schaufel eines Baggers,<br />

der fast die gesamte Rasenfläche ausfüllt, kracht in die berstenden Fenster, die Schaufel<br />

reißt das Mauerwerk auf und hinterlässt drei große Löcher in der Hauswand.<br />

Ludwig-Wilhelm Schleiter ist außer sich. Der Anwohner der Siedlung hat monatelang dafür<br />

gekämpft, dass dieser Moment niemals eintritt. Unter dem Arm trägt er einen mehrere Zentimeter<br />

starken Ordner, aus dem er immer wieder neue Dokumente holt. Doch all die Anwaltsbriefe<br />

und Baupläne helfen ihm in diesem Moment auch nicht mehr. Für Schleiter verschwindet<br />

an der Straße Höhenblick am Rande des Ginnheimer Niddatals ein Kulturdenkmal, geschaffen<br />

von Ernst Mays "rechter Hand", Carl Hermann Rudloff. "Die versuchen, jetzt schnell<br />

Fakten zu schaffen", glaubt er.<br />

"Die", das sind für den 70-Jährigen alle, die dafür eintreten, dass die beschauliche Doppelhaushälfte<br />

mit dem Flachdach und dem weiß getünchten Putz dem Erdboden gleichgemacht<br />

wird. Anwälte, die Bauaufsicht und natürlich der Bauherr, Axel Dignaß, Chefarzt der<br />

Medizinischen Klinik I des Markus-Krankenhauses. Er ist am Dienstagmorgen, als der Tieflader<br />

mit dem orangefarbenen Bagger in die Straße Höhenblick einbiegt, nicht da. Wohl aber eine<br />

Handvoll seiner künftigen Nachbarn. Und die geben sich kämpferisch.<br />

Auf dem schmalen Weg, der zum Garten an der Rückseite des Hauses führt, parkt der BMW<br />

von Alex Vukailovic. Der Bagger ist damit erstmal gestoppt. Eher symbolisch liegen dahinter<br />

die Fahrräder von Angela Rühle und ihrem kleinen Sohn. Bei den Anwohnern keimt Hoffnung<br />

auf, als die herbeigerufenen Polizisten den Abriss auf Eis legen, bis die Genehmigung von der<br />

städtischen Bauaufsicht bestätigt wird. Was kurz darauf geschieht. Der Bagger rückt vor, auch<br />

die Hecke am Rand des Grundstücks hat ihm nichts entgegenzusetzen. Die nächste Hoffnung<br />

der Anwohner, einen Baustopp durch einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht zu erwirken,<br />

erfüllt sich zunächst nicht.<br />

Aufschrei der Nachbarschaft<br />

Die Geschichte des Bauprojekts, Höhenblick 54, ist eine mit vielen Windungen. Anfang 2008<br />

kauft Chefarzt Axel Dignaß das seit einigen Monaten leerstehende Haus. Eine Doppelhaushälfte,<br />

Teil der einheitlichen Siedlung, deren Dächer stufenweise zur Nidda herabführen. Anfang<br />

Juni stellt Dignaß den Anwohnern seine Pläne vor: den Abriss des um 1930 gebauten<br />

Hauses und einen Neubau, der nicht nur ein Stockwerk höher als alle umliegenden Häuser ist,<br />

sondern auch fast die doppelte Wohnfläche des Nachbarhauses aufweist. Ein Aufschrei geht<br />

durch die Nachbarschaft, 107 Bewohner formieren sich zur Protestgruppe.<br />

Am 12. August scheint sich das Blatt zu Gunsten der Anwohner zu wenden. Christian Mohr<br />

vom Hessischen Landesamt für Denkmalpflege bescheinigt dem Haus, da es von Carl Herrmann<br />

Rudloff gebaut wurde, den Denkmalschutz. Zwei Tage später erteilt die Bauaufsicht<br />

ungeachtet dessen die Bau- und Abrissgenehmigung. "Die Stadt hat uns einfach übergangen",<br />

sagt Mohr, der seine Stellungnahme sogar auf Bitten des städtischen Oberkonservators<br />

Stefan Timpe verfasst hat. Mark Gellert, Sprecher des Planungsdezernats, das der Bauaufsicht<br />

und dem städtischen Denkmalschutz vorsteht, sieht dennoch keinen Grund, die Genehmigung<br />

zurückzuziehen. Mohrs Stellungnahme sei nicht mehr als eine "Meinungsäußerung", die<br />

man nicht berücksichtigen müsse und die außerdem nicht in Form einer "amtlichen Stellungnahme"<br />

eingegangen sei. "Wir haben alles richtig gemacht", sagt er.<br />

Am Abend steht das Haus noch. Wo einst Fenster waren, klaffen jetzt aber Löcher. Wie Anwohner<br />

berichten, will sich die zuständige Richterin am Verwaltungsgericht am Mittwoch mit<br />

dem Eilantrag beschäftigen. Und wieder keimt Hoffnung auf, bei den kämpferischen Anwohnern<br />

der Siedlung Höhenblick. Bericht: Sebastian Amaral Anders<br />

Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 3. September 2008<br />

Ginnheim<br />

Richterin stoppt Abriss<br />

4


An der Baustelle in der Siedlung Höhenblick ruht der Bagger.<br />

Die Vorsitzende Richterin am Landgericht hat am Mittwochmorgen mit einer einstweiligen<br />

Verfügung die Abrissarbeiten an dem Haus in der Straße Höhenblick 54 untersagt.<br />

Die Bauaufsicht hatte die Genehmigung erteilt, obwohl das Haus unter Denkmalschutz gestellt<br />

wurde. Bericht: ral<br />

Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 3. September 2008<br />

Höhenblick: Nachbarn stoppen Abriss<br />

Ginnheim. Im sonst so bürgerlichen Ginnheimer Höhenblick regte sich gestern viel Ungehorsam:<br />

Fast zehn Stunden sperrten Nachbarn in der Straße Höhenblick die Zufahrt zur Nummer<br />

54. Auch wenn ihr Verhalten nicht rechtens war, sie wollten den Abriss des Hauses Höhenblick<br />

54, für das sie seit Wochen kämpfen, verhindern.<br />

Die Chronik: Ab 8 Uhr weisen am Dienstag Schilder auf die Bauarbeiten hin. Der Bagger ist auf<br />

dem Weg. Um 8.30 Uhr improvisieren die Nachbarn mit ihren Autos eine Straßensperre. Die<br />

Bauarbeiter kommen nicht durch, warten. Die Polizei rückt an, verbietet jede Bautätigkeit, bis<br />

die Genehmigung geprüft ist. Die Nachbarn hoffen.<br />

Um 11.30 Uhr heißt Hans Beeg, Rechtsanwalt des Grundstückseigentümers und Bauherrn, die<br />

Arbeiter erneut, anzufangen. Der Bagger hebt seine Kralle. Doch die Nachbarn stellen sich<br />

vor die Maschine, halten die Bauarbeiter auf. Gegen 14.30 Uhr kommt der Stadtverordnete<br />

Hans-Günter Müller (BFF) vorbei, er geht gerade Gassi mit seinem Hund. Kurzerhand stellt sich<br />

der Politiker mit vor den Bagger. Um jeden Preis wolle er den Abriss verhindern. Weitere Diskussionen<br />

mit Anwalt und Polizisten folgen.<br />

Um 17 Uhr schicken die Beamten die Demonstranten nach Hause, die Arbeiter in den Feierabend.<br />

Das Haus steht noch, ohne Fenster. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Der<br />

Abriss ist rechtens, die Frankfurter Bauaufsicht hatte ihn Mitte August genehmigt.<br />

Da hatte die Anwohnerinitiative gerade gehofft, das ihrer Meinung nach erhaltenswerte Haus<br />

retten zu können. Denn am 12. August hatte Christoph Mohr vom Hessischen Amt für Denkmalpflege<br />

den Schutz des Gebäudes empfohlen. Die Begründung: Das Haus stehe in direkter<br />

Nachbarschaft zur May-Siedlung Höhenblick und sein Architekt, Carl Herrmann Rudloff, sei<br />

schließlich die rechte Hand von May gewesen. Das ließ auch die Zuständigen bei der Stadt<br />

staunen. “Von dieser Empfehlung war zuvor noch nie die Rede. Aber das Schreiben hat keine<br />

offizielle Bewandtnis“, erklärt Mark Gellert, Sprecher von Baustadtrat Edwin Schwarz.<br />

Die Frankfurter Bauaufsicht und das hiesige Denkmalamt sahen keine Gründe, den Antrag<br />

abzulehnen. Am 14. August wurde die Abrissgenehmigung erteilt. “Darin steht, dass das Gebäude<br />

abgerissen werden darf – ob es nun denkmalgeschützt ist oder nicht“, erklärte der<br />

Polizeibeamte Tänzler gestern den Protestierenden. Das habe ihm Michael Kummer, Leiter der<br />

Bauaufsicht, versichert.<br />

Die Nachbarn wollen partout nicht glauben, das alles mit rechten Dingen zugeht. Ihnen sind<br />

die Entscheidungen allzu schnell gefallen, sie vermuten, dass der Grundstückseigentümer<br />

einen guten Draht zu Politikern bei der Stadt hat: «Da hält einer die Hand über ihn», ist sich<br />

Alex Vukailovic sicher, Nachbar aus der Nummer 52 a. Gellert hingegen spricht von einem<br />

«anspruchsvollen Genehmigungsverfahren». Die gesetzliche Bearbeitungsfrist des Bauantrages<br />

von drei Monaten habe das Amt fast komplett ausgereizt. “Wer sich an alle Auflagen aus<br />

Bebauungsplan und Denkmaltopografie hält, hat Anspruch auf eine Genehmigung. Alles,<br />

was der Bauherr hier tut, entspricht dem, was erlaubt ist“.<br />

Die Nachbarschaftsinitiative hat hingegen Klage gegen das Vorhaben eingereicht. Begründung:<br />

die Einschätzung vom Denkmalexperten Mohr. Die Verhandlung sei für den 8. September<br />

angesetzt. Nun solle das Haus wohl abgerissen werden, bevor es zur Verhandlung kommen<br />

kann, spekulieren sie.<br />

5


Dabei hatte alles recht ruhig begonnen. Erst im Mai kochten die Gefühle über: In großer Runde<br />

berichtete der künftige Bauherr über seine Abrisspläne. Was er neu bauen möchte, finden<br />

die Nachbarn inakzeptabel, unpassend in der Siedlung. Geplant ist ein 240-Quadratmeter-<br />

Haus mit einem Staffelgeschoss. Letzte Hoffnung der Kritiker: der Antrag auf eine einstweilige<br />

Verfügung beim Landgericht, die den Abriss, der nun für Montag geplant ist, stoppen soll.<br />

Bericht: mer<br />

Frankfurter Rundschau, Dienstag, 2. September 2008<br />

Ginnheimer Siedlung<br />

Anwohner blockieren Abrissbagger<br />

In der Ginnheimer Siedlung Höhenblick eskaliert der Streit um den Abriss einer Doppelhaushälfte.<br />

Anwohner haben am Vormittag mit einem Auto dem Abrissbagger den Weg zu dem<br />

Grundstück an der Straße Niddablick verwehrt.<br />

Am Mittag begannen Arbeiter dennoch mit den Abbrucharbeiten. Die Anwohner berufen<br />

sich auf eine Stellungnahme des Landesamtes für Denkmalpflege, laut der das Haus unter<br />

Denkmalschutz zu stellen ist. Neue Erkenntnisse hätten ergeben, das der Urheber des Hauses<br />

Carl-Hermann Rudloff ist, der in den 1920er Jahren als leitender Mitarbeiter im Siedlungsamt<br />

die "rechte Hand" von Ernst May gewesen sei.<br />

Die städtische Bauaufsicht und der Anwalt des Bauherren, Professor Axel Dignaß, Chefarzt der<br />

Klinik I im Markus-Krankenhaus, führen in der Auseinandersetzung die erteilte Baugenehmigung<br />

an, die die Bauaufsicht am 14. August erteilt hat.<br />

Die Entscheidung des Landesamtes für Denkmalschutz, das Haus unter Schutz zu stellen, war<br />

zwar zwei Tage zuvor eingegangen, wurde von Seiten der Stadt Frankfurt jedoch nicht berücksichtigt.<br />

Bericht: ral<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dienstag, 2. September 2008<br />

Ernst-May-Siedlung Höhenblick<br />

Abriss trotz Denkmalschutz<br />

02. September 2008. Um 11.35 Uhr knirscht es in Ginnheim in dem schmucken Garten am Höhenblick.<br />

Der starke Arm des Baggers greift in die Fassade von Hausnummer 54 und reißt zwei<br />

Löcher in die Wand der 80 Jahre alten Doppelhaushälfte. Dann steht er wieder still. Eine<br />

Gruppe von Anwohnern hat sich vor dem Zaun versammelt und schimpft lauthals. Der Bauleiter,<br />

der Rechtsanwalt der Bauherren und die Architektin, nach deren Plänen an diese Stelle<br />

ein dreigeschossiger Neubau im Bauhausstil gesetzt werden soll, stehen jenseits des Drahtgitters<br />

neben dem Baufahrzeug und sehen zu. „Man sollte sie anspucken“: Ein Anwohner verliert<br />

die Fassung, lässt seinen Worten aber keine Taten folgen.<br />

Die Wellen der Empörung schlagen am Höhenblick haushoch. Die Anwohner haben sich versammelt,<br />

um ein Bauvorhaben zu verhindern, durch das ihrer Ansicht nach das architektonische<br />

Erbe der denkmalgeschützten Ernst-May-Siedlung Höhenblick irreparabel beschädigt<br />

wird. Seit bekannt wurde, dass der neue Eigentümer die Doppelhaushälfte für ein neues<br />

Wohnhaus abreißen will, laufen die Nachbarn Sturm. Ihre Kritik richtet sich gegen das Vorhaben,<br />

ein drittes Staffelgeschoss aufzustocken. Die Nachbarn sehen das geschlossene Ensemble<br />

der unmittelbar angrenzenden May-Siedlung bedroht. Der Frankfurter Stadtbaumeister<br />

hatte die zur städtebaulichen Idee des Neuen Frankfurt zählende Siedlung so angelegt,<br />

dass sie sich gleichmäßig zur Nidda senkt. Die dreigeschossigen Häuser der Ernst-May-<br />

Siedlung tragen Flachdächer, die vorgelagerte Doppelhausreihe hat nur zwei Geschosse.<br />

Genau dieses Merkmal drohe das geplante dritte Geschoss zu zerstören, fürchten die Nachbarn.<br />

Versammlungen wurden abgehalten, Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, Unterschriften<br />

gesammelt. 107 Anwohner unterstützen das Ansinnen. Doch der Bagger rückte gestern<br />

dennoch an.<br />

Mit dem Erbe des Stadtbaumeisters nicht pfleglich umgegangen<br />

6


Eine Familie mit drei Kindern will hier bauen und sich nicht von den Nachbarn diktieren lassen,<br />

wie ihr neues Zuhause auszusehen hat. Auf das umstrittene dritte Staffelgeschoss zu verzichten<br />

sei ausgeschlossen, da der Platz nicht genüge. „Wir kriegen die Fläche einfach nicht auf zwei<br />

Geschossen unter“, sagen die Bauherren. Die Architektin führt aus, dass die Nachbarn mit<br />

dem Erbe des großen Stadtbaumeisters selbst nicht pfleglich umgingen. Die neuen Eigentümer<br />

hatten offenbar bisher das Recht auf ihrer Seite. Die der Siedlung vorgelagerte und nicht<br />

von May selbst entworfene Doppelhausreihe stand bisher nicht unter Denkmalschutz. Zudem<br />

lässt der aus den siebziger Jahren stammende Bebauungsplan die Aufstockung um ein weiteres<br />

Stockwerk zu. Die städtische Bauaufsicht hat am 14. August eine Abriss- und eine Baugenehmigung<br />

erteilt.<br />

Zwei Tage zuvor allerdings waren Landesdenkmalpfleger Christoph Mohr ein Foto aus der<br />

Entstehungszeit des Gebäudes und eine Urkunde in die Hand gefallen, die ein stärkeres Argument<br />

gegen eine Aufstockung und für den Erhalt des Gebäudes liefern. Mohr hatte sich,<br />

alarmiert von der breiten Bewegung in der Nachbarschaft, hinter diese gestellt. Den neuen<br />

Dokumenten nach soll Carl-Hermann Rudloff, Ernst Mays „rechte Hand“, der Urheber des Gebäudes<br />

sein. Damit sei die Situation eine völlig andere, teilte Mohr der Stadt mit und veranlasste<br />

umgehend, dass das Haus wie andere Einzelbauten des Neuen Frankfurt sofort unter<br />

Denkmalschutz gestellt wird. Die Eigentümer sind nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz<br />

verpflichtet, schützenswerte Gebäude zu erhalten.<br />

Nachbarn blockieren die Zufahrt und rufen die Polizei<br />

Die Stadt hat, in Kenntnis der neuen Sachlage, die Abrissgenehmigung dennoch erteilt. Sie<br />

datiert vom 14. August, wurde also zwei Tage nachdem Mohrs Nachricht einging, ausgestellt.<br />

Die Bauaufsicht habe den Bauantrag „intensiv geprüft“ und auch eine Stellungnahme der<br />

städtischen Denkmalschutzbehörde eingeholt, sagte der Sprecher des Planungsdezernats<br />

gestern. Dabei sei jedoch nur die Frage des Ensembleschutzes behandelt worden. Mohr habe<br />

seine Ansicht, das Gebäude sei nicht nur als Teil des May-Ensembles, sondern für sich genommen<br />

schützenswert, nicht in Form eines amtlichen Schreibens, sondern nur in einer E-Mail<br />

mitgeteilt. Daher handele es sich um einen „formalen Fehler“, sagte der Sprecher gestern.<br />

Mohr beschrieb die gewählte Form der Benachrichtigung gestern als „das übliche Verfahren“.<br />

Das Gebäude stehe damit unter Denkmalschutz. Über das Verhalten der Bauaufsicht habe er<br />

die Obere Denkmalschutzbehörde, das hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, informiert.<br />

Der Landesdenkmalpfleger sagte gestern, er habe es noch nie erlebt, dass Frankfurt<br />

sich derart verhalte. „Das kenne ich sonst nur von Provinzstädten“, sagte er.<br />

Ausgehend von der neuen Sachlage, wollen die Nachbarn einen Baustopp erwirken und<br />

haben einen Eilantrag an das Verwaltungsgericht gestellt. Das Gericht hat gestern noch nicht<br />

darüber entschieden. Außerdem erwägen die Anwohner eine Dienstaufsichtsbeschwerde<br />

gegen die Bauaufsicht, da ihrem Anwalt die Akteneinsicht teilweise verwehrt worden sei. „Wir<br />

wollen Klarheit und nicht durch eine Nacht-und-Nebel-Aktion vor vollendete Tatsachen gestellt<br />

werden“, sagte Ludwig-Wilhelm Schleiter, ein Nachbar, gestern. Doch der Bauherr wollte<br />

die Entscheidung des Verwaltungsgerichts nicht abwarten. „Jeder Tag Wartezeit kostet Geld“,<br />

sagte Hans Beeg, Rechtsanwalt der Bauherren, gestern und forderte Rechtssicherheit für seinen<br />

Mandanten. „Solange die Abrissgenehmigung in der Welt ist, kann sie vollzogen werden.“<br />

Als gestern Morgen der Bagger am Höhenblick anrollt, blockieren die Nachbarn die Zufahrt<br />

und rufen die Polizei. Nachdem die Beamten verschwunden sind, greift der Bagger einmal<br />

kräftig in die Fassade, dann lässt er von dem Gebäude ab. Die Nachbarn hoffen, doch noch<br />

einen Aufschub erwirken zu können. Falls das Haus abgerissen wird und der umstrittene Neubau<br />

kommt: Der Nährboden für eine gute Nachbarschaft ist am Höhenblick wohl zerstört.<br />

Bericht: Rainer Schulze<br />

Frankfurter Neue Presse, Freitag, 15. August 2008<br />

7


Wie May der Reformschule ein neues Zuhause gab<br />

Frankfurt. Die Reformschule Röderberg war seit ihrer Gründung im Jahre 1921 provisorisch in<br />

insgesamt drei Schulen des Frankfurter Ostends untergebracht. 1927 übernahm Ernst May die<br />

Aufgabe, das pädagogisch-politische Programm der öffentlichen Versuchsschule architektonisch<br />

umzusetzen. Bei einer Führung der May-Gesellschaft erläutert Jutta Frieß-Mays die ästhetisch<br />

und funktional gelungene Gestaltung. Zudem soll die bis heute kaum wieder erreichte<br />

Qualität der Zusammenarbeit von Architekten und Pädagogen erläutert werden.<br />

Das Projekt sollte auch zur Grundlage des städtischen Schulneubauprogramms vom August<br />

1928 werden. Dazu initiierte May einen bis dato einmaligen Prozess der Zusammenarbeit von<br />

Lehrern, Eltern und Architekten. Auch die Kinder der Reformschule wurden mit ihren Ideen<br />

und Wünschen einbezogen. Mit Einzug in die „Freiflächenschule“ am Bornheimer Hang im<br />

September 1930 erhielt die Schule einen neuen Namen: Friedrich-Ebert-Reformschule.<br />

Bericht: fnp<br />

Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 14. August 2008<br />

Ab in die Penne<br />

Sie war eine der vielen Großtaten des Frankfurter Stadtbaurats Ernst May: die Reformschule<br />

Röderberg. Die heutige Hallgartenschule wurde 1930 eröffnet, nachdem May einen damals<br />

einmaligen Prozess angestrengt hatte. Vorm Bauen beriet er sich mit Lehrern, Eltern, Kindern<br />

und Architekten.<br />

Die May-Kennerin und Lehrerin Jutta Frieß will bei einer Führung am Samstag auf die gelungene<br />

Gestaltung des innovativen Reformprogramms aufmerksam und die bis heute kaum<br />

erreichte Qualität der Zusammenarbeit von Architekten und Pädagogen erfahrbar machen.<br />

Frankfurter Neue Presse, Samstag, 9. August 2008<br />

Er pflanzt Möhren im Museum<br />

Praunheim. Eigentlich war es ein Zufall, dass Walter Klein (25) zum Ernst-May-Haus kam. Der<br />

Mitarbeiter des Grünflächenamtes half im Frühjahr, den Garten des Museums einzuebnen, um<br />

den Boden für eine Terrasse zu bereiten. Die Ernst-May-Gesellschaft wollte die Grünanlage<br />

wieder so anlegen wie von den Stadtplanern in den 1920er Jahren vorgesehen. Während der<br />

Arbeit fing Walter Klein aber Feuer: Er trat der Ernst-May-Gesellschaft bei und begann in seiner<br />

Freizeit, Johannisbeeren zu pflanzen, außerdem Erdbeersträucher, Gurken, Möhren und anderes<br />

Gemüse. Im Laufe der Zeit entstand so hinter dem Haus Im Bruchfeld 136 ein kleines<br />

Paradies nach historischem Vorbild .<br />

Wenn Klein von den Entwürfen Leberecht Migges, des Gartenbauexperten im Römerstadt-<br />

Team des Stadtplaners Ernst May erzählt, strahlt sein Gesicht. „Die Grundidee für die Grünanlage<br />

geht auf die englische Tradition der Gartenstadt zurück; die Anlage ermöglichte es den<br />

Menschen, sich in harten Zeiten selbst zu versorgen“, erläutert er. Wissenschaftler hätten genau<br />

berechnet, wie viele Kalorien ein Mensch zum Leben benötige und mit welchen Pflanzen<br />

er seinen täglichen Bedarf decken könne. «Danach wurde genau berechnet, wie die Gärten<br />

bewirtschaftet werden sollen.»<br />

Ursprünglich seien sogar Ställe für Kaninchen und Hühner vorgesehen gewesen. Wie die Gärten<br />

früher ausgesehen haben, hat die Gartenarchitektin Uta Wittich in mühevoller Kleinarbeit<br />

recherchiert. Ihr Entwurf des historischen Gartens ist in der früheren guten Stube des Ernst-<br />

May-Hauses zu sehen. Klein nutzte ihn als Vorlage, um den Garten möglichst originalgetreu zu<br />

gestalten.<br />

“Ich habe nur Gemüse angepflanzt, das es in den 20er Jahren schon gab“, erzählt der Gärtner.<br />

Tomaten und Zucchini, die heute in vielen Gärten stehen, hatten bei ihm keine Chance.<br />

«Auch die Möhren waren damals anders: Sie hatten keinen süßlichen Geschmack, waren<br />

cremefarben bis gelb und schmeckten nach Erde.“ Auch die Johannisbeeren seien damals<br />

andere gewesen: «Statt der roten Beeren gab es schwarze.“ Klein wird nicht müde, die Vorteile<br />

der alten Gemüsesorten zu betonen: „Der Pflücksalat wächst nach, wenn man die Blätter<br />

am Stiel abdreht, so hat man von Mai bis September etwas davon.» Auch die Erdbeersträucher<br />

trügen von Mai bis Ende August Früchte. „Sie sind zwar sehr klein, aber dafür auch<br />

8


sehr schmackhaft.“ Die Kürbisse seien sehr pflegeleicht, die Gurken würden klein geerntet<br />

und danach für den Winter eingelegt.<br />

Anders als bei seiner Arbeit für das Grünflächenamt, wo er inzwischen für Spielplätze zuständig<br />

ist, kann Klein im Garten des May-Hauses machen, was er will. Über 400 kleine und große<br />

Stauden hat Klein als Zierpflanzen angelegt. Es sei faszinierend, dass vieles im May-Garten<br />

einen doppelten Nutzen gehabt hätte. «Etwa der Rasen: Er diente zur Erholung, aber auch<br />

zum Bleichen der Wäsche.» Über der Terrasse seien früher Drähte im Abstand von knapp 40<br />

Zentimetern gespannt gewesen. «Darauf wuchs Wein, der im Sommer Schatten spendete –<br />

im Winter, wenn die Blätter abfielen, kam dann viel Licht in die Wohnung.»<br />

Fast jeden Tag kommt Klein von seiner nahe gelegenen Wohnung in einem Hochhaus herüber<br />

ins Ernst-May-Haus, er schaut im Garten nach dem Rechten und gießt an heißen Tagen.<br />

Bei der Rasenpflege schwört er auf den alten Sichermäher im Keller, obwohl der keinen Fangkorb<br />

hat. «Ich sammle das Gras mit dem Rechen auf.» Und manchmal bleibe zwischen Garten<br />

sprengen und Unkraut jäten auch mal Zeit, in der Sonne zu sitzen und ein paar Seiten in<br />

einem guten Buch zu lesen. Bericht: Andreas Haupt<br />

Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 9. Juli 2008<br />

Siedlung Höhenblick<br />

Plakette statt Abriss<br />

Immer wieder Ernst May. Der Vorzeige-Architekt und ehemalige Siedlungsplaner der Stadt<br />

war äußerst umtriebig, so viel ist sicher. Aber May hatte nicht nur die großen Visionen vom<br />

erschwinglichen Wohnraum in den Siedlungen, er gestaltete auch im Kleinen. So wie im Höhenblick.<br />

Im Haus mit der Nummer 54 entwarf May den Keller und das Erdgeschoss. Ein Detail, das vermutlich<br />

nie bekannt geworden wäre, wenn Neubesitzer und Nachbarn derzeit nicht heftig im<br />

Streit liegen würden. Dabei geht es um den Abriss der Doppelhaushälfte in einem Ensemble,<br />

das sich in den Charakter der Siedlung Höhenblick einfügt. Die Dächer des Ensembles steigen<br />

allmählich zur Nidda herab und geben den Blick auf ein weites Panorama frei.<br />

Das Haus soll aufgestockt und dabei zum "hässlichen Klotz" werden, wie Alex Vokailovic befürchtet.<br />

Der Mann ist einer von 100 Anwohnern, die bereits den Protest der Anliegergemeinschaft<br />

unterschrieben haben. Die Angelegenheit ist zum Politikum geworden, weil OB Petra<br />

Roth die neuen Eigentümer kennt und die Bauaufsicht sich zu fügen scheint. "Es gibt keinen<br />

Kompromiss", sagt Vokailovic. Deshalb auch die Anekdote von Ernst May, die noch viel tiefer<br />

reicht und Beziehungen und Tatsachen offen legt, die bisher absolut unbekannt waren. Die<br />

Gegner, die sich um die Sprecher Werner Müller und Matthias Rau scharen, haben die "einzige<br />

lebende Zeitzeugin" aufgetan, um den Anspruch auf den Eintrag des Hauses Höhenblick<br />

Nummer 54 als Kulturdenkmal zu untermauern.<br />

Zeitzeugin erinnert sich<br />

Und Eva Zander erinnert sich - an ihre Zeit mit "Onkel Rudi", der kein geringerer als der ehemalige<br />

Stadtrat Rudolf Keller ist. Mit fünf Jahren zog die heute über 80-jährige Frau in das Haus,<br />

das 1928 zum Amtsantritt Kellers gebaut wurde. Als Kultur- und Schuldezernent, und aus der<br />

dadurch bedingten Zusammenarbeit, entstand die Freundschaft zu Ernst May, der das Haus<br />

Nummer 54 dann nach den Wünschen Kellers konzipierte. "Statt das Haus abzureißen, sollte<br />

man es lieber behutsam sanieren, mit einer Plakette versehen und unter Denkmalschutz stellen",<br />

sagt Eva Zander.<br />

Die Siedlung selbst ist schon Baudenkmal, das Ensemble der Hausnummern 52 bis 60 allerdings<br />

noch nicht. Einen entsprechenden Antrag hat die Anliegergemeinschaft schon gestellt. Christoph<br />

Mohr vom Landesamt für Denkmalpflege hat sich eingeschaltet: "Eine Erhöhung des<br />

Hauses wäre eine Katastrophe für die ganze Anlage." Der Landeskonservator fordert von der<br />

Stadt Frankfurt, den Bauantrag zu blockieren.<br />

9


Zumal die neuen Eigentümer das Haus nicht nur um ein Stockwerk erhöhen, sondern radikal<br />

verändern wollen. Nach dem Neubau sollen 296 statt bisher 150 Quadratmeter Wohnfläche<br />

entstehen. "Das ist keine Doppelhaushälfte mehr", sagt Anwohner Vokailovic, der ein Gutachten<br />

eines Baurechtlers in Auftrag gegeben hat. Das Papier soll belegen, dass die Vorgaben<br />

des Bebauungsplans grob missachtet werden.<br />

Hinzu kommt ein weiteres Detail, das die Protestler durch Zufall in die Hände bekamen. Es ist<br />

ein Plan vom November 1929, also ein Jahr, nachdem das Haus gebaut wurde. Neben dem<br />

alten Stempel des Stadtvermessungsamts findet sich zu den Adressen Nummer 54 und 56 die<br />

Eintragung: "AG für kleine Wohnungen." Damit war also die heutige ABG Holding, in die die<br />

AG eingegangen ist, nicht nur Bauherrin der Siedlung, sondern auch der beiden Doppelhaushälften.<br />

Bericht: Inga Janovic<br />

Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 29. Juli 2008<br />

Ernst Mays fast vergessener Architekt<br />

Römerstadt. Ernst May, das der Macher. Sein Name wird stets genannt, wenn nach dem<br />

Schöpfer der 20 Frankfurter Siedlungen aus den Jahren 1925 bis 1930 gefragt wird. Von Carl<br />

Hermann Rudloff (1890 bis 1949) spricht dann kaum jemand. Dabei war der Architekt in den<br />

fünf Jahren, die May (1886 bis 1970) als Stadtbaurat wirkte, als leitender Architekt der städtischen<br />

Gesellschaft für kleine Wohnungen so etwas wie dessen rechte Hand. May war der<br />

Planer fürs große, moderne Wohngefüge, Rudloff der Architekt fürs Detail. Unter einer Vielzahl<br />

der Ausführungspläne für Siedlungen wie die Römerstadt, Westhausen oder den Höhenblick<br />

steht sein Name. Ein Verdienst, auf den Rudloffs Kinder und Enkel 59 Jahre nach seinem Tod<br />

noch einmal den Fokus gelenkt haben.<br />

Zehn Fotoalben, Briefe, Notizen und ähnliches haben Armin Rudloff (62), jüngster Sohn des<br />

Architekten, und seine Nichte Angelika Rudloff (46) jetzt der Ernst-May-Gesellschaft in der<br />

Römerstadt übergeben. Eine nahezu vollständige Dokumentation von Rudloffs architektonischem<br />

Werk, das nach dessen Tod sein ältester Sohn Felix – Vater von Angelika – in Verwahrung<br />

genommen hatte. Felix Rudloff ist am 1. März im Alter von 76 Jahren verstorben. Er hatte<br />

verfügt, die Unterlagen des Vaters der Öffentlichkeit zu übergeben.<br />

Bruder Armin, die inzwischen 80 Jahre alte Schwester und Felix Rudloffs zwei Töchter wählten<br />

die May-Gesellschaft zum Ort, um das Andenken an den Architekten zu bewahren. Und sein<br />

Ansehen spät, aber doch noch zu mehren. «Im Architekturmuseum würden die Alben wohl im<br />

Archiv verschwinden», begründet Angelika Rudloff, warum die Familie die kostbare Schenkung<br />

der May-Gesellschaft zukommen ließ. Zumal, erzählt Onkel Armin, das Museum Rudloffs<br />

Bedeutung schon einmal übersehen habe. 1986, in der Ausstellung zu Mays 100. Geburtstag,<br />

tauchte Rudloff erst gar nicht auf. «Wir haben dann mit der Ausstellungsmacherin gesprochen.»<br />

Armin, der Werbetechnik-Meister, ergänzte eigenhändig den Namen seines Vaters auf<br />

der Liste der May-Mitarbeiter.<br />

Ein unauffälliges Nachleben für den Architekten Rudloff, der als humorvoll, kontaktfreudig und<br />

unternehmungslustig beschrieben wird. «Ich war erst drei als er am Herzinfarkt starb. Aber er<br />

soll Hinz und Kunz gekannt haben», sagt Armin Rudloff. Selbst in den ärgsten Hungerzeiten sei<br />

er immer mit Obst und Gemüse nach Hause gekommen, „weil er eben überall Kontakte hatte.“<br />

Mit May kam Rudloff gut aus, die Kollegen waren auch Freunde. Beide hatten am 27. Juli<br />

Geburtstag, mehrmals feierten sie den zusammen. Kennengelernt hatten sich Rudloff und<br />

May in Schlesien – wo Rudloff auch geboren wurde. May war Chef der Schlesischen Heimstätte<br />

und Rudloff als Architekt für deren Domäne Hirschberg zuständig. «Dort hat May Dörfer<br />

gebaut. Traditionell, mit Walmdächern, Ställen und Dorfangern», erzählt Eckhard Herrel, Vorsitzender<br />

der May-Gesellschaft. 1925 ging May nach Frankfurt und nahm seine Lieblingsmitarbeiter<br />

mit.<br />

Auch die Dörfer finden sich in Rudloffs Fotoalben. Vermutlich hat der Architekt, der bis zum<br />

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Ende seines Lebens im von ihm mit geplanten Höhenblick wohnte, die Dokumentation seiner<br />

Arbeit während der Nazi-Zeit angefertigt. Die Bilder stammen von professionellen Fotografen<br />

gemacht, Rudloff selbst hat sie später eingeklebt. Auf Fotos von den effizienten, kleinräumigen<br />

Siedlungen für Frankfurts Arbeiterfamilien folgen die von einigen Taunus-Villen, die Rudloff<br />

nach seiner Entlassung bei der Stadt 1931 für die Wohlhabenderen geplant hat. Ein eigenes<br />

Haus fehlt. Obwohl der Architekt es seiner Familie immer bauen wollte, weiß «Nesthäkchen»<br />

Armin. Dazu sei der Vater nicht mehr gekommen.<br />

In Sütterlin, das heute kaum noch jemand lesen kann, hatte der Architekt die Fotos beschriftet.<br />

Sohn Felix hat die Alben später um Blätter mit Übersetzungen der Untertitel ergänzt. Danach<br />

lagen sie bei ihm im Schrank. Wirklich angesehen, sagt Angelika Rudloff, habe sie den Nachlass<br />

ihres Großvaters selten. „Aber es waren immer mal Wissenschaftler bei meinem Vater, die<br />

sich dafür interessiert haben“.<br />

Herrel hat inzwischen so manche Stunde im Werk des Architekten geblättert. Die meisten Fotos<br />

zeigten die May-Häuser im Ideal-Zustand nach der Fertigstellung. „Das ist ja nicht lang so<br />

geblieben“.<br />

Bei der May-Gesellschaft soll Rudloffs Verdienst am Werk des großen Stadtplaners nun ins Licht<br />

gerückt werden. Herrel plant schon eine Ausstellung und hofft ebenso wie Rudloffs Erben auf<br />

Architektur-Studenten, die aus dem Nachlass des Carl Herrmann Rudloff das dann erste Buch<br />

über Ernst Mays Architekten schreiben. Bericht: Inga Janovic<br />

Frankfurter Rundschau, Montag, 28. Juli 2008<br />

Baukran und Kaffetasse<br />

Bisher unveröffentlichte Fotos geben neue Einblicke in die Architektur Ernst Mays<br />

Staubfänger horten? Machen sicher viele, aber die Familie Rudloff hält rein gar nichts davon.<br />

Viel zu schade wären die 14 großen, schweren Fotoalben und zahlreiche weitere Schriftstücke,<br />

auf die nun Eckhard Herrel und seine Kollegen von der Ernst-May-Gesellschaft aufpassen<br />

dürfen. Der Nachlass des 1949 verstorbenen Architekten Carl Herrmann Rudloff, der für den<br />

berühmten Stadtplaner und Architekten Ernst May gearbeitet hat, wurde gestern im Rahmen<br />

einer Gartenparty im Ernst-May-Haus in der Römerstadt dem Verein offiziell überreicht. Von<br />

der Baustelle bis zur fertig eingerichteten Küche ist auf den Bildern alles zu sehen - nur Bewohner<br />

nicht.<br />

Grund zum Feiern gab es da gleich in mehrfacher Hinsicht. "Ernst May wäre heute 122 Jahre<br />

alt geworden, mitgeprägt hat, hat aber keine Auswirkungen auf ihren Alltag. "Wir wussten<br />

zwar, dass die Fotoalben im Schrank stehen und wir jederzeit reinschauen könnten, aber viele<br />

Jahre lang war das Interesse gar nicht so dar", sagt Angelika Rudloff. Wer da meint, die beiden<br />

Frankfurter sollten doch dann zumindest in einer der May-Siedlungen wohnen, unterliegt<br />

da auch einem gewaltigen Irrtum. “Ich wohne in einem Bockenheimer Altbau“, sagt der<br />

Sohn und bedauert wie auch Angelika Rudloff den schlechten Zustand vieler Häuser. “Die<br />

Größe war für die damalige Zeit in Ordnung, ist aber heute nur noch etwas für Singles und<br />

Pärchen“, findet die 46-Jährige. So fällt der Abschied von den bisher unveröffentlichten Dokumenten<br />

wohl nicht allzu schwer.Carl Hermann Rudloff 118", freut sich Herrel. "Sie haben oft<br />

ihre Geburtstage zusammen gefeiert." Zwar stand Rudloff immer im Schatten des großen<br />

Meisters und wurde bis 1986 fast ganz vergessen, privat aber waren die beiden eng befreundet,<br />

wissen sein jüngster Sohn Armin und die Enkelin Angelika Rudloff. Dass ihr Vorfahr das<br />

Frankfurter Stadtbild an vielen Orten so entscheidend<br />

Original-Heizkörper<br />

“In den nächsten Monaten möchten wir nun die Fotoalben wissenschaftlich aufarbeiten und<br />

der Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagt Herrel, Vorsitzender des Vereins, zuversichtlich. Er<br />

hat sich Einiges vorgenommen. Zudem stünden für das Ernst-May-Haus die Aufarbeitung der<br />

Fassade und die Rekonstruktion der Haustechnik an – die originalen Heizkörper seien schon<br />

geliefert. “Die Fotos Carl Hermann Rudloffs können uns bei diesen Arbeiten nun auch helfen.<br />

Sie haben uns schon wichtige Erkenntnisse zur Farbigkeit der Häuser und der Inneneinrichtung<br />

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ermöglicht“, sagt Herrel. “Aber leider kommt da auch Einiges zu spät. Wie die Berliner Häuser<br />

werden wir es wohl nicht mehr zum Weltkulturerbe schaffen. Der Zug ist abgefahren.“<br />

Bericht: Kristiane Schegbier<br />

Gießener Allgemeine, Samstag, 26. Juli 2008<br />

Bezahlbarer Wohnraum für den Großteil der Bevölkerung<br />

Bezahlbaren Wohnraum für den Großteil der Bevölkerung<br />

Ernst May schuf in den 20er Jahren große Siedlungen in Frankfurt – Ideal vom “Neuen Menschen“<br />

– Stiftung kümmert sich jetzt um denkmalgerechte Restaurierung<br />

Berlin hat schon vor Jahren erkannt, was für eine Besonderheit die Stadt besitzt mit den Siedlungen<br />

des Neuen Bauens<br />

(…) Dabei gibt es gleich mehrere Siedlungen in der Peripherie der Mainmetropole, bei denen<br />

im Sinne des Neuen Bauens städtebauliche Utopien realisiert wurden. Unter Oberbürgermeister<br />

Ludwig Landmann schufen Stadtbaurat Ernst May und sein Team 12000 Wohnungen in nur<br />

fünf Jahren (1925-1930). Die stadtplanerische und architektonische Herausforderung dieser<br />

Zeit lautete: bezahlbaren Wohnraum für den Großteil der Bevölkerung, der unter beengten<br />

und unhygienischen Bedingungen zusammengepfercht lebte. (…)<br />

Immerhin gab es in Frankfurt schon einmal den Plan zur Installierung eines Ernst-May-Museums,<br />

was jedoch an der Finanzierung scheiterte. Den Anstoß hatte die 2001 von Eckhard Herrel<br />

konzipierte Ausstellung für das Architekturmuseum Frankfurt, in der erstmalig die Afrika-Zeit des<br />

Stadtplaners und Architekten Ernst May (1934-1953) vorgestellt wurde. Herrel hatte diese unbekannte<br />

Seite Mays als Thema für seine Doktorarbeit aufgegriffen. Später initiierte er die Übernahme<br />

(eines Teils) des May-Nachlasses durch die Deutsche Bibliothek in Frankfurt. Und<br />

schließlich war der Kunsthistoriker im Januar 2003 an der Gründung der Ernst-May-Gesellschaft<br />

beteiligt, deren Vorsitzender er auch ist. Es dauerte Jahre bis ein geeignetes Haus gefunden<br />

war, das in Verhandlungen mit der stadteigenen Bau<strong>gesellschaft</strong> dem Verein zur Restaurierung<br />

überlassen wurde. Miete müssen sie für das Ernst-May-Musterhaus dennoch zahlen.<br />

“Vermutlich ist das Haus im Burgfeld 136 das bestuntersuchte Haus Frankfurts“, schmunzelt<br />

Eckhard Herrel beim Rundgang durch das 88 Quadratmeter-Reihenhaus in der Römerstadt. In<br />

allen Räumen, an den Wänden, Türrahmen und Fußleisten sind die typischen Rechtecke der<br />

denkmalpflegerischen Untersuchungen zu entdecken. Behutsam werden dabei Schicht für<br />

Schicht alle Übermalungen frei gelegt, bis man auf die ursprüngliche Fassung stößt. Dadurch<br />

trat so manche Überraschung zutage: Die Aussenfassade war strahlend weiß, die Fensterrahmen<br />

innen und außen lichtblau, die Küchenschränke hatten ein(e) kräftig grünblaue Farbe,<br />

der schmale Flur war in gelb gestrichen mit einer orangefarbenen Kellertür. Einiges davon<br />

ist bereits rekonstruiert, anderes folgt noch, etwa das Anbringen der Bauhaus-Tapeten, die<br />

zum Glück noch hergestellt werden. In diesem Jahr konzentriert sich man sich auf die Fertigstellung<br />

der Aussenfassade.<br />

Der besondere Stolz ist die “Frankfurter Küche“, eine von der May-Mitarbeiterin Margarete<br />

Schütte-Lihotzky bis ins kleinste Detail durchgeplante Einbauküche. Als Vorbild diente die Eisenbahnküche,<br />

bei der ebenfalls jede Möglichkeit des platzsparenden Stauraums genutzt<br />

wurde. Das Haus Im Burgfeld 136 hat die einzige “Frankfurter Küche“ in situ, die anderen beiden<br />

noch erhaltenen Küchen befinden sich in Museen. Der Herd, eine Kombination aus Kohle-<br />

und Elektroplatten, wurde aus verschiedenen Einzelteilen neu zusammengebaut. Passendes<br />

Geschirr gehört zu den Geschenken von älteren Frankfurtern.<br />

Seit dem vergangenen Jahr gibt es auch wieder eine originale Haustür und der Garten ist so<br />

angelegt wie es die Planung des zuständigen Gartenarchitekten Leberecht Migge einst vorsah:<br />

in einer Kombination von Freizeit- und Nutzgarten. Nach wie vor ein Problem sind die Armaturen,<br />

die kaum zu bekommen sind, erzählt Herrel. Immerhin haben ein originaler Kleiderschrank,<br />

eine Kommode und Tische schon den Weg ins May-Haus gefunden. Seltene Stücke,<br />

da nur wenige hergestellt wurden. Grund: die Menschen damals mochten das minimalistische<br />

Design (Franz Schuster) nicht und nutzten lieber ihre alten Möbel.<br />

Die Restaurierungsarbeiten gehen langsam voran, da die Ernst-May-Gesellschaft auf Spenden<br />

angewiesen ist. Die Stadt Frankfurt und die Landesdenkmalpflege unterstützen das Anliegen<br />

nach Kräften, der Kreis der Sponsoren hat sich mittlerweile erweitert, doch bleibt viel<br />

Arbeit für den aktiven Kern der ehrenamtlichen Mitglieder. Sie machen nicht nur einfache<br />

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Arbeiten selbst (etwa Tapeten abreißen), sie begleiten die Baumaßnahmen der Handwerker<br />

und betreiben eine konsequente Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Dazu gehört ein attraktives Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen und Führungen, kleinen<br />

Ausstellungen, Katalogen und DVD´s. Zur Information von Mitgliedern und Interessierten gibt<br />

es seit längerem die “<strong>may</strong>briefe“, zum geselligen Austausch gehört ein Stammtisch der May-<br />

Freunde, “<strong>may</strong>tisch“ genannt. Zudem werden Exkursionen zum Thema Neues Bauen in Frankfurt<br />

organisiert und es gibt eine informative website unter www.<strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong>.de. Seit<br />

kurzem liegt das Faltblatt “Das Neue Frankfurt“ vor, das in Zusammenarbeit der Projektgruppe<br />

Grüngürtel beim Umweltamt mit der Ernst-May-Gesellschaft entstand. Damit ist es möglich,<br />

den Grüngürtel zwischen Römerstadt und Brentanopark eigenständig zu Fuß oder per Rad zu<br />

erkunden. Weitere Informationen dazu unter www.gruenguertel.de. (…) Bericht: Dagmar Klein<br />

Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 23. Juli 2008<br />

Er baute die Römerstadt<br />

Frankfurt. Carl-Hermann Rudloff gehörte zu den Architekten, die Stadtbaurat Ernst May in den<br />

20er Jahren holte, um mit ihnen das «Neue Frankfurt» zu schaffen. Als leitender Architekt der<br />

Aktien<strong>gesellschaft</strong> für kleine Wohnungen war Rudloff (1890 –1949) maßgeblich an der Planung<br />

und Ausführung der Siedlungen Römerstadt, Höhenblick, Niederrad und Bornheimer<br />

Hang sowie den Wohnanlagen in der Miquel- und Raimundstraße beteiligt. Sein Sohn, der<br />

kürzlich verstorbene Felix Rudloff, hat verfügt, dass die von seinem Vater nachgelassenen<br />

Dokumente zum Neuen Frankfurt die Ernst-May-Gesellschaft erhalten soll. Es handelt sich um<br />

14 großformatigen Alben mit zeitgenössischen, bisher weitestgehend unveröffentlichten Fotografien<br />

der Hochbauprojekte des Neuen Frankfurts und zahlreichen, zum Teil von Ernst May<br />

verfassten Schriftstücken. Der Nachlass wird am 27. Juli, dem 122. Geburtstag von Ernst May<br />

und dem 118. Geburtstag von Carl-Hermann Rudloff, der Ernst-May-Gesellschaft übergeben,<br />

die eine Ausstellung plant. Bericht: fnp<br />

Frankfurter Neue Presse, Montag, 21. Juli 2008<br />

Vom Geo-Pfad noch keine Spur<br />

Nordwesten. Wer den geplanten Geo-Pfad «Stadt-Land-Fluss» erkunden möchte, braucht<br />

festes Schuhwerk und Ausdauer. Die vier Kilometer lange Lern- und Erlebnisstrecke führt über<br />

neun Stationen vom alten römischen Hafen Nida bis zum Kätscheslachteich auf dem Riedberg<br />

und wird auch nach Fertigstellung nichts für zartbesaitete Spaziergänger sein.<br />

Das durfte eine Wandergruppe, eingeladen von der Niederurseler Ortsgruppe der SPD, bei<br />

der ersten Geo-Pfad-Tour am Samstag testen. Doch auch wenn die Eröffnung nicht mehr<br />

allzu lang hin ist, bisher ist vom neuen Pfad noch nichts zu sehen. «Die ersten vier bis fünf Lehrtafeln<br />

sollen Ende Oktober stehen», sagt Judith Jördens von der Geo-Agentur des Fachbereichs<br />

Geowissenschaften der Goethe-Universität, die den Pfad als Gemeinschaftsprojekt mit<br />

dem Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Nordweststadt, Niederursel) konzipiert hat. Gut zwei Stunden<br />

werden Spaziergänger brauchen, um an allen Informationstafeln vorbeizukommen und sich<br />

mit ihnen zu beschäftigen.<br />

Weil die Tafeln noch fehlen, übernahmen es Judith Jördens und SPD-Ortsbeirat Robert Pastyrik,<br />

die noch anonymen Stationen mit Leben zu füllen. Unterstützung bekamen sie an den jeweiligen<br />

Stopps von Experten. Den Anfang machte dort, wo früher der Hafen der römischen Stadt<br />

Nida lag, in der Hadrianstraße, Manfred Piehl, Vorstandsmitglied des Archäologischen Forums<br />

NIDA. Piehl erklärte, welche Bedeutung dieser Hafen für das Leben in der Siedlung hatte. Judith<br />

Jördens ging auf die möglichen geologischen Funde ein, die heute noch im Boden stecken<br />

könnten.<br />

Diese beiden Themen soll der Pfad in Zukunft bedienen: Die Stationen sollen Spaziergänger<br />

darauf aufmerksam machen, was sich in den zurückliegenden Jahrhunderten an ihrem<br />

Standort abgespielt hat. Andererseits wollen die Geologen Besonderheiten des Bodens, Naturereignisse<br />

und Funde aus der Antike erklären. Für Kinder wird es zum besseren Verständnis<br />

Mitmach-Stationen geben, an denen sie beispielsweise Bodenproben anfassen können.<br />

Damit die Umsetzung pädagogischen Ansprüchen gerecht wird, arbeiten an der Planung die<br />

Schulen im Stadtteil und einige Lehramtsstudenten mit. Drei der Stellwände auf dem Pfad, die<br />

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je drei Seitenwände haben sollen, bereiten die Geografiestudenten als ihre Examensarbeit<br />

vor. Darüber hinaus besteht die Arbeitsgruppe aus 20 Mitgliedern. Mit dabei sind auch Tassilo<br />

Sittmann, der für die Station Nordweststadt als Planer des Stadtteils Experte ist, und die Ernst-<br />

May-Gesellschaft, die von ihrem Vorsitzenden Eckhard Herrel vertreten wird.<br />

«Es gibt aber noch einiges zu planen», sagt Geologin Jördens. Im August sollen die Layouts<br />

der ersten fünf Tafeln vorgestellt werden. So die für die Ernst-May-Siedlung, den Walter-<br />

Schwagenscheidt-Platz und Niederursel. Auch die Tafeln für den Startpunkt am Nida-Hafen<br />

und den Abschluss am Kätscheslachteich sollten dann fertig sein.<br />

Bis zu 2000 Euro kostet jede Tafel, Geld dafür geben die «Freunde der Universität», die «Stiftung<br />

Flughafen Frankfurt am Main», 5000 Euro kommen vom Ortsbeirat. Insgesamt wird der Pfad<br />

wohl teurer als die bisher veranschlagten 43 000 Euro. Diese reichen nicht für die teuerste Anlaufstelle,<br />

den Aussichtsturm auf dem Riedberg mit Blick auf Taunus, Spessart und Odenwald.<br />

Was er kosten würde, wird erst 2009 feststehen. «Wahrscheinlich wird es etwas teurer, als gedacht»,<br />

kündigt Judith Jördens an. Bericht: mer<br />

Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 16. Juli 2008<br />

Erster Spaziergang auf dem Geo-Pfad<br />

Niederursel. Die Vereinten Nationen haben 2008 zum «International Year of Planet Earth» erklärt<br />

und auch im Frankfurter Nordwesten leistet man seinen Beitrag zu dieser Kampagne: Die<br />

Einrichtung eines Geo-Pfades, eines Spazierwegs mit ausgewiesenen Anlaufpunkten, die auf<br />

physisch-geographische, architektonische und geowissenschaftliche Besonderheiten auf verschiedene<br />

Arten aufmerksam machen. Von Herbst an soll der Weg, dessen Einrichtung der<br />

Robert Pastyrik (SPD) und der Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Nordweststadt, Niederursel) initiiert<br />

haben, eröffnet werden.<br />

Wie weit die Vorbereitungen bisher gediehen ist, das will die SPD Nordweststadt-Niederursel<br />

nun bei einem Rundgang erkunden. Mit dabei wird Pastyrik sein, die Führung der Interessierten<br />

über nimmt aber Judith Jördens, Mitarbeiterin der Geo-Agentur, die für die Gestaltung<br />

des Pfades zuständig ist. Acht Stationen auf dem Geo-Pfad stehen nach der bisherigen Planung<br />

schon fest. Ganz unbekannt sind die Ziele nicht: Start ist an der Nidda, wo die Geologen<br />

zeigen, dass Bodenspuren bis heute die einstigen römischen Siedlungen verraten. Weiter geht<br />

es zum Ernst-May-Haus als Beispiel für Wohnungsbau in den 1920er Jahren. Wieder zurück in<br />

die römische Zeit soll eine Wegmarke an der Mithrasstraße führen. Danach stehen noch die<br />

Nordweststadt und der Martin-Luther-King-Park sowie der Riedberg auf dem Rundgang.<br />

Wie auf die Besonderheiten der einzelnen Standorte aufmerksam gemacht wird, ist überall<br />

unterschiedlich. Mal sollen es nur Schau- und Texttafeln sein, mal Mitmachangebote und die<br />

Aufforderung, selbst im Boden zu graben. Um die 43 000 Euro kostet die Einrichtung des Geo-<br />

Pfads.<br />

Wer zu den ersten gehören möchte, die ihn entlanglaufen, kann sich dem SPD-Rundgang<br />

anschließen. Er startet am Samstag, 19. Juli, um 15 Uhr am Nidda-Ufer in Höhe des Mini-<br />

Golfplatzes an der Hadrianstraße. Zum Abschluss der Tour sind eine kurze Niederursel-Führung<br />

und die Einkehr im «Lahmen Esel» geplant. Bericht: Inga Janovic<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 10. Juli 2008<br />

Armes reiches Frankfurt<br />

Wieso gehört eigentlich Frankfurt nicht zum Weltkulturerbe? Ein polemischer Zwischenruf.<br />

Frankfurt kann zu Recht neidisch sein. Kann sich verwundert am Kopf kratzen oder diesen –<br />

sich schämend – einziehen. Denn der Status eines Weltkulturerbes, den die Unesco gerade<br />

den Berlinern für ihre sechs Wohnsiedlungen im Stile der Klassischen Moderne verliehen hat,<br />

hätte der kleinsten Metropole der Welt ebenfalls gut angestanden.<br />

Und dass sich dieser Titel im Tourismusgeschäft nicht negativ auswirkt, das könnten, wenn sie<br />

denn hören würden, wenn sie sich denn nur ein bisschen bewegen würden, die Frankfurter<br />

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Stadtoberen zum Beispiel in Lorsch, in Bingen oder Koblenz, in Eisenach oder in Weimar erfahren.<br />

Oder auch in Bamberg. Die Stadt an der Pegnitz erhielt 1993 ihren Welterbe-Status, weil sie<br />

den größten unversehrt erhaltenen Stadtkern in Deutschland besitzt. Schon zuvor, noch mehr<br />

danach streifen Einheimische und Touristen über eine Gesamtfläche von 140 Hektar durch<br />

pittoreske Gassen mit Gebäuden im gotischen, Renaissance- und barocken Stil. Wie bescheiden<br />

nimmt sich da freilich Alt-Sachsenhausen oder die mit einem gigantischen Aufwand<br />

geplante Rekonstruktion der neuen „Altstadt“ aus.<br />

Dass aber auch die Moderne Weltkulturerbe-fähig sein kann, beweisen neben Berlin die Bauhaus-Gebäude<br />

in Dessau, die Zechen in Essen und die Eisenhütten in Völklingen. Und da hat<br />

Frankfurt einiges vorzuweisen: das „Neue Frankfurt“ – unter der Leitung von Ernst May entstanden.<br />

Nicht sechs wie in der deutschen Hauptstadt, sondern 25 Siedlungen sind es, schließt<br />

man die Wohnanlagen mit ein, die jenseits und diesseits des Mains erbaut wurden – von berühmten<br />

Architekten wie Walter Gropius (Wohnanlage an der Hügelstraße) oder Mart Stam<br />

(Hellerhof-Siedlung). Sie sind architektonisch von mindestens ebenso guter Qualität wie die<br />

Berliner Wohnquartiere.<br />

Zum Beispiel die Heimatsiedlung: Dort wurden zum ersten Mal weltweit Wintergärten im sozialen<br />

Wohnungsbau errichtet. Oder die Zick-Zack-Siedlung mit ihren Gemeinschaftsräumen. Die<br />

„Bastionsbauten“ in der Römerstadt – in jeder guten Architekturweltgeschichte wird darauf<br />

hingewiesen. Und dass dieses „Neue Frankfurt“ nicht nur ein städtebaulich-architektonisches,<br />

sondern vor allem ein soziales Reformprojekt war, bei dem nicht nur um die Versorgung mit<br />

preisgünstigem Wohnraum, sondern auch über den erzieherischen Einfluss von Schulräumen<br />

auf Kinder oder über die beste Platzierung einer wohnortnahen Versorgung mit Obst und<br />

Gemüse gestritten wurde – anregend bis heute –, das kann jeder wissen. So er es nur will.<br />

Stattdessen streiten die Frankfurter um Alter und Lagerung von Fachwerkbalken, über geeignete<br />

Ausschreibungsmodalitäten für ein Projekt, das, so es denn verwirklicht wird, bestenfalls<br />

in einem städtebaulichen Kuriositätenkabinett landen wird. Und, so sicher wie das Amen in<br />

den Kirchen, nicht den Kulturerbe-Titel erhalten wird. Gleichzeitig droht das Erbe des „Neuen<br />

Frankfurt“ zu verkommen. Zwar werden seit einigen Jahren die im Eigentum der städtischen<br />

ABG-Holding befindlichen Siedlungen saniert. Doch diese Sanierung kommt einer Verschandelung<br />

der so feinen, so raffinierten, auf richtige Proportionen und Dimensionen achtenden<br />

Architektur gleich.<br />

Die Ernst-May-Gesellschaft, die an einem einzigen kleinen Häuschen in der Römerstadt eine<br />

Denkmal-gerechte, also im Sinne dieses Erbes angemessene, Renovierung versucht, lässt die<br />

Stadt gleichsam am ausgestreckten Arm verhungern. Wie anders in Berlin. Dort wurden die<br />

Siedlungen, die nun den Unesco-Titel erhielten, ebenso vorbildlich wie sensibel saniert. Armes<br />

Frankfurt. Bericht: Enrico Santifaller<br />

Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 9. Juli 2008<br />

Neubau im Höhenblick: Bauaufsicht hat keine Bedenken<br />

Ginnheim. Die Nachbarn geben nicht auf. Seitenlange verärgerte Briefe mit Argumenten und<br />

sogar Bauplänen schreiben sie an Stadt und Zeitungen, um den „städtebaulichen Sündenfall“<br />

im Höhenblick zu verhindern. Wie berichtet, planen die neuen Eigentümer des Reihenhauses<br />

mit der Nummer 54, das in den 1930er Jahren errichtete Gebäude abzureißen und<br />

dort neu und größer zu bauen. Und auch um ein halbes Stockwerk höher – ein so genanntes<br />

Staffelgeschoss soll den Wohnraum im Inneren groß genug für die vierköpfige Familie machen.<br />

Dagegen laufen Nachbarn Sturm. Einige haben sich zur „Anliegergemeinschaft Höhenblick“<br />

zusammengefunden und sich nun auch an die Oberbürgermeisterin Petra Roth gewandt,<br />

damit sie das Vorhaben der noch wenig bekannten neuen Nachbarn stoppe. Auch<br />

wenn die Hausreihe nicht mehr zur als Denkmal geschützten Ernst-May-Siedlung gehöre, würde<br />

das harmonische Ensemble aus May-Häusern und Randbebauung durch den Neubau<br />

gestört, so die Meinung der Nachbarn.<br />

15


Doch trotz des Protests: Eine Baugenehmigung wird es für das Vorhaben wohl geben. „Die<br />

Pläne für den Neubau enthalten keine Abweichungen vom Bebauungsplan, der seit 1977<br />

gilt“, erklärt Michael Kummer, Leiter der Frankfurter Bauaufsicht, den rechtlich eher unkomplizierten<br />

Sachverhalt. Das Haus werde ja nicht dreigeschossig, sondern nur mit einem Staffelgeschoss<br />

versehen, das sei zulässig. Außerdem füge sich die Architektur in den Stil der klassischen<br />

Moderne ein. „Man kann sagen, der Bauherr bemüht sich, der Umgebung gerecht zu<br />

werden.“<br />

„Natürlich ist uns der Wert der Siedlung und auch der Randbebauung seit langer Zeit bewusst“,<br />

betont Kummer. Seinem Amt liege ebenso wie den Denkmalschützern und Nachbarn<br />

daran, dass der Charakter der Siedlung erhalten bleibt. Doch Aufgabe seines Amtes sei es<br />

nun mal, auf die Einhaltung der Vorgaben aus den Bebauungsplänen zu dringen. Und da sei<br />

nichts zu beanstanden. „Der Bebauungsplan ist ja nicht neu, den kann jeder einsehen.“ Die<br />

Prüfung des Bauantrages laufe aber noch.<br />

Kummer kann sich vorstellen, dass in den nächsten Jahren noch ähnliche Pläne auf seinem<br />

Schreibtisch landen werden. „Da ist ein Generationswechsel in der Siedlung im Gange.“<br />

Stefan Timpe, im Amt für Denkmalschutz auch für die Ginnheimer Bebauung zuständig, kennt<br />

die Einwände der Nachbarn und hat sie auch mit ihnen schon persönlich diskutiert. Er könne<br />

die Bedenken der Nachbarn verstehen und habe den Fall genau geprüft. „Denkmalschutz<br />

greift hier ja ohnehin nicht, bleibt also nur das Kriterium des Umgebungsschutzes.“ Ja, der Anblick<br />

würde durch den Neubau verändert. Doch die Häuserzeile sei schon recht heterogen.<br />

„Es ist schwer, auf Einheitlichkeit zu pochen, die nicht mehr gegeben ist.“ Aus denkmalschützerischer<br />

Sicht könne er lediglich darauf bestehen, dass die Bauflucht zur Straße eingehalten<br />

wird und sich die Farben in die Umgebung einfügen. „Der Rest ist über die Vorgaben im Bebauungsplan<br />

zu regeln.“<br />

Bericht: Inga Janovic<br />

Frankfurter Rundschau, Samstag, 5. Juli 2008<br />

Trübe Zeiten im Höhenblick<br />

Immer öfter fehlt Bauträgern das Gespür für angemessene Architektur<br />

Ein Dorf, mitten in der Stadt. Dort wohnt auch Werner Müller. Und wenn der Mann von "dem<br />

Dorf" redet, dann ist das keinesfalls negativ gemeint. Nicht als provinzielles Gebaren oder<br />

Gegenhaltung zum ach so weltmännischen Frankfurt. Nein, freuen kann sich Müller an den<br />

kleinen Dingen: gute Nachbarschaft, gutes Verhältnis. Oder wenn im Sommer einfach auf der<br />

Straße ein Fest steigt oder die Tannen kurz vor Weihnachten festlich beleuchtet sind. Das<br />

"Dorf" liegt in Ginnheim: die Siedlung Höhenblick.<br />

Bewahren möchte man dort nicht nur die gefühlte, sondern auch die sichtbare Harmonie.<br />

Deshalb hat sich Werner Müller kurzerhand mit Matthias Rau zu den Sprechern der Anliegergemeinschaft<br />

Höhenblick emporgeschwungen, um gemeinsam mit den Nachbarn und deren<br />

zahlreichen Unterschriften gegen einen "städtebaulichen Sündenfall" zu kämpfen. Die<br />

neuen Eigentümer in der Straße Höhenblick, Nummer 54, wollen das Haus abreißen, einen<br />

Neubau hochziehen und ein drittes Stockwerk aufsetzen. Doch das ist nicht im Bebauungsplan<br />

vorgesehen. Für die schmucke Doppelhausreihe, direkt an der Nidda gelegen, befürchtet<br />

Werner Müller ein architektonisches Desaster: "So ein störender Klotz wäre wirklich schlimm<br />

für die Siedlung."<br />

Fälle dieser Art haben sich in den letzten Monaten in Eschersheim und Ginnheim gehäuft. In<br />

der Ulrichstraße will ein Bauunternehmen inmitten von Jahrhundertwende-Häuschen Eigentumswohnungen<br />

mit Penthouse errichten. In der Bertramswiese liegt eine Mieterin im Clinch<br />

mit den neuen Besitzern, weil sie alte Bäume rigoros und ohne Genehmigung fällen und zudem<br />

die zulässige Grundfläche überschreiten. In der Schenkendorfstraße schließlich, unweit<br />

der Siedlung Höhenblick, sollte auch ein großer Wohnkomplex entstehen. Dort ist der Bauantrag<br />

vorerst zurückgezogen.<br />

16


Doch der Streit im Höhenblick geht noch tiefer, gilt es doch hier ein architektonisches, ein<br />

städtebauliches Erbe zu verteidigen. Die Siedlung mit ihren kleinen Fenstern, Vordächern und<br />

Sprossen an den Eingangstüren, die Ernst May mit seinem Baudirektor Martin Elsaesser schuf,<br />

ist denkmalgeschützt. Doch die Doppelhausreihe, in der gebaut werden soll, gehört nicht zur<br />

May-Siedlung. Trotzdem und gerade deshalb soll der Riegel weiterhin einen erkennbaren,<br />

fließenden Übergang zur restlichen Bebauung haben, mit ihr verwoben sein.<br />

Dass es dabei auch um einen Generationskonflikt geht, liegt auf der Hand: die Moderne zieht<br />

ein, die Siedlung Höhenblick befindet sich im Wandel. Die älteren Menschen sterben allmählich<br />

und lassen ihre alten Häuser zurück. Immer mehr junge Familien mit Kindern ziehen zu.<br />

Unter ihnen Angela Rühle, die "das Ganze nicht verstehen kann" und deshalb möchte, dass<br />

die Harmonie nicht gestört wird. Deshalb beteiligte sie sich an der Unterschriftenaktion und<br />

zog sogar den Ortsbeirat hinzu. Nur können die Politiker wenig tun, wie Ortsvorsteher Friedrich<br />

Hesse immer wieder betont. Der Magistrat entscheidet über Bauanträge.<br />

Die Bauaufsicht prüft derzeit den Fall, eine Baugenehmigung wurde noch nicht erteilt. Sogar<br />

Petra Roth hat sich eingeschaltet, die, wie es heißt, einige der Bewohner kennt. Werner Müller<br />

wünscht sich trotz allem ein gutes Verhältnis mit den neuen Nachbarn, hier im "Dorf".<br />

Bericht: Markus Bulgrin<br />

Frankfurter Neue Presse, Freitag, 27. Juni 2008<br />

Die Eigentümer wollen im Höhenblick neu bauen, die Nachbarn kämpfen dagegen<br />

Wie erhaltenswert ist dieses Haus?<br />

Ginnheim. Das Umfeld der Ernst-May-Siedlung im Höhenblick soll geschützt werden – das fordert<br />

eine nun eine Bürgerinitiative. 13 Nachbarn aus dem Stadtteil haben sich zusammengeschlossen<br />

und möchten, dass das Gesamtensemble im Areal zwischen Fuchshohl und Höhenblick<br />

60 baulich nicht verändert werden soll. Den Anstoß zu der Debatte gab der geplante<br />

Bau, den die neuen Eigentümern des Grundstücks am Höhenblick 54 errichten möchten.<br />

Die Initiative will das Wohnhaus retten, das laut ihrer Aussage einige Jahre nach der vom berühmten<br />

Architekten Ernst May entworfenen und inzwischen denkmalgeschützten Ginnheimer<br />

Siedlung Höhenblick errichtet wurde. „Das würde das Gesamtensemble zerstören“, argumentiert<br />

Angela Rühle, die sich als Nachbarin in der Initiative engagiert. Eine Neubebauung würde<br />

die Harmonie des Denkmals schädigen, bemängeln die Nachbarn. Die etwas jüngeren<br />

Häuser wie das am Höhenblick 54 seien damals in Anlehnung an die May-Gebäude eine<br />

Querstraße weiter geplant worden und rundeten das Bild der Siedlung ab.<br />

Das würde nun, so das Argument der Bewahrer, vor allem durch ein Staffelgeschoss gestört,<br />

das die Bauherren, eine junge Frankfurter Familie, ihrem neuen Zuhause aufsetzen wollen. Und<br />

die daran nichts anstößiges finden können: In der Siedlung gebe es bereits ein Haus, das die<br />

übrige Bebauung ebenfalls um eine halbe Etage überragt. „Das wurde allerdings zur selben<br />

Zeit gebaut, als die anderen Häuser entstanden sind“, erklärt Frau Rühle. Deswegen schließe<br />

es die Reihe ab und störe das Bild nicht. Der Neubau stünde aber mitten drin.<br />

Die Bedenken seiner zukünftigen Nachbarn kann der Bauherr nicht verstehen: „Ich habe alle<br />

Maßnahmen mit dem Denkmalamt abgesprochen und die Pläne stimmen mit dem Baurecht<br />

überein“, erklärt er. Nachdem der Ginnheimer schon Ärger mit den Nachbarn hat, bevor er<br />

und seine Familie eingezogen sind, möchte er seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. Der<br />

geplante Neubau werde sich gut in das Ensemble einfügen. Die Architektin habe den Bauhausstil<br />

des alten Hauses beibehalten. Zudem soll die Fassade wie die Nachbarhäuser in hellen<br />

Grautönen gestrichen werden.<br />

Für das Ehepaar ist der Neubau die einzig sinnvolle Lösung: „Das Haus, das dort heute noch<br />

steht, ist einfach marode und runtergekommen“, erklärt der Familienvater. Außerdem habe<br />

es nur ein Bad und keine richtige Küche. Es zu sanieren, würde unangemessen teuer, da die<br />

bisherige Wohnfläche insgesamt recht klein sei. Mit dem Neubau könnte die bisherige Fläche<br />

17


von 150 Quadratmetern auf 240 vergrößert werden. „Alles bleibt aber im Rahmen der Baulinien.“<br />

Schon vor dem Kauf habe er mit den zuständigen Ämtern abgeklärt, ob Abriss und<br />

Neubau genehmigungsfähig wären. Die Anträge darauf sind inzwischen gestellt, auf die<br />

Antwort waren die Grundstückseigentümer noch.<br />

Die Nachbarn in der Bürgerinitiative überzeugen diese Argumente nicht. Sie haben sogar vor,<br />

einen Rechtsanwalt einzuschalten. Das Denkmalamt scheint besser mit den Plänen der Bauherren<br />

leben zu können: „Das Gelände ist laut Plan nicht denkmalgeschützt“, lautet die dortige<br />

Stellungnahme. Die Bürgerinitiative will dennoch rechtlich abklären, ob das Areal nicht<br />

nach Paragraf 16, Absatz zwei des Denkmalschutzgesetzes die Nachbarbebauung als erhaltenswert<br />

einzustufen sei. Zudem haben sie sich zum Ziel gemacht, dass der Denkmalschutz auf<br />

die Häuserzeile Höhenblick 52 bis 60 erweitert wird oder zumindest eine Veränderungssperre<br />

für die Bebauung verhängt wird.<br />

Mit diesem Anliegen haben sich die Ginnheimer auch schon beim Ortsbeirat 9 (Ginnheim,<br />

Dornbusch, Eschersheim) vorgestellt.<br />

Für die Bauherren-Familie ist die Freude auf das neue Zuhause inzwischen sehr getrübt. Sie<br />

habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, alles abzusagen. „Wir haben ganz bewusst für<br />

Frankfurt entschieden, obwohl uns alle Bekannten geraten hatten, nach Bad Homburg oder<br />

Königstein zu ziehen.“ Nun aber sei das Verhältnis zu den Nachbarn schon gestört, obwohl<br />

man sich noch nicht einmal richtig kenne. Bericht: mer<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 8. Mai 2008<br />

Die Menschen einer Siedlung<br />

Frankfurt. Beim nächsten Stammtisch der Ernst-May-Gesellschaft wird die Kulturantropologin<br />

Christina Raab von ihrer Forschungsarbeit über die Heimatsiedlung aus der May-Ära in Sachsenhausen<br />

berichtet. In zahlreichen Interviews hat sie erkundet, welche Beziehung die Bewohner<br />

zu "ihrer" Siedlung haben und welche Vor- und Nachteile das Leben der Heimatsiedlung<br />

bietet. Treffen ist am Dienstag, 3. Juni, um 19.30 Uhr im Gasthof "Zur Sonne", Berger Straße<br />

312. Bericht: fnp<br />

Frankfurter Neue Presse, Samstag, 19. April 2008<br />

Auf der Spur von Martin Elsaesser<br />

Niederrad. In diesem Jahr bietet die Ernst-May-Gesellschaft in Kooperation mit dem Deutschen<br />

Architekturmuseum und der KunstGesellschaft mehrere Führungen „Auf den Spuren<br />

Martin Elsaessers“ an. Heute, 19. April, geht es in das Psychiatrie-Zentrum, Heinrich-Hoffmann-<br />

Straße 10, Klinikum der Universität, Gebäude 93. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Eingang. Martin<br />

Elsaesser (1884-1957), der 1925 von Ernst May als Leiter des Hochbauamtes nach Frankfurt<br />

berufen wurde, ist in dieser Stadt vor allem durch den Bau der Großmarkthalle bekannt. Sein<br />

umfangreiches Werk umfasst jedoch neben zahlreichen Schulbauten auch ein Schwimmbad,<br />

einen Kirchenbau, den Umbau des Gesellschaftshauses im Palmengarten, verschiedene Klinikgebäude<br />

und vieles mehr.<br />

Nach dem Besuch der Gustav-Adolf-Kirche am 9. Februar steht nun der Gebäudekomplex<br />

der „Nervenklinik“ in Niederrad auf dem Programm. Der Kunsthistoriker Eckhard Herrel wird<br />

durch die Einrichtung und die angrenzenden Bauten führen. Die „Anstalt für Irre und Epileptische“<br />

war als Ersatzbau für die am Grüneburgpark gelegene „Städtische Irrenanstalt“ von<br />

1864 geplant, die dem Neubau des Verwaltungsgebäudes der I. G. Farbenindustrie weichen<br />

musste. Der Entwurf der Hochbauten stammt von Baudirektor Martin Elsaesser.<br />

Bericht: fnp<br />

Frankfurter Neue Presse, Freitag, 18. April 2008<br />

Der Bau der Nervenklinik<br />

Frankfurt. Im Jahr 1925 wurde Martin Elsaesser (1881-1957) von Ernst May zum Leiter des Hochbauamtes<br />

der Stadt berufen. In Frankfurt wurde er in dieser Zeit vor allem für den Bau der<br />

Großmarkthalle bekannt – aber zu seinem Werk zählen ebenso Schulen, ein Schwimmbad,<br />

18


eine Kirche oder der Umbau des Gesellschaftshauses des Palmengartens. Auch der Entwurf<br />

für den Gebäudekomplex der Nervenklinik in Niederrad, der 1929 und 1930 errichtet wurde,<br />

stammt von Elsaesser. Grund genug für eine Führung durch die Ernst-May-Gesellschaft. Treffpunkt<br />

ist am Samstag, 19. April, um 15 Uhr am Eingang der Klinik, Heinrich-Hoffmann-Straße<br />

10.<br />

Frankfurter Neue Presse, Montag, 31. März 2008<br />

Was der Denkmalschutz leisten kann<br />

24 ihrer Förderprojekte präsentiert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bis zum 25. April in der<br />

Fachhochschule Frankfurt unter dem Titel „Seht, welch ein kostbares Erbe!“. Denkmale der<br />

verschiedensten Gattung werden gezeigt.<br />

(…) In Frankfurt beteiligte sich die Stiftung an der Sanierung des Petrihauses im Brentanopark,<br />

am Ernst-May-Haus in der Römerstadt, dem Wandgemälde im Poelzigbau der Universität, am<br />

Schloss Höchst sowie der Justinuskirche, ebenfalls in Höchst. (…)<br />

Bericht: Sören Rabe<br />

db Deutsche Bauzeitung, März 2008, Seite 9<br />

BESUCHEN SIE DAS ORIGINAL<br />

In der Frankfurter Römerstadt wird gegenwärtig ein Haus in seinen Ursprungszustand von 1928<br />

zurückversetzt. Das Reihenhaus Im Burgfeld 136 gehört der städtischen Wohnungsbau<strong>gesellschaft</strong><br />

ABG Frankfurt und wurde bis auf Weiteres von der Ernst-May-Gesellschaft gemietet.<br />

Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, das Neue Bauen in Frankfurt wieder in Erinnerung zu rufen.<br />

Zum Glück wurde das Haus während achtzig Jahren bis auf den Austausch der Fenster und<br />

der Haustür kaum verändert. Sukzessive soll es nun – soweit bautechnisch möglich – wieder<br />

seinen originalen Zustand annehmen, samt Möblierung, Fußböden und Wandfarben. Besondere<br />

Attraktion ist eine nahezu vollständig erhaltene und bereits restaurierte Frankfurter Küche.<br />

Auch während der Renovierung ist das Haus zu besichtigen, jeden ersten Samstag im Monat<br />

zwischen 15 und 18 Uhr. Außerdem veranstaltet die Ernst-May-Gesellschaft regelmäßig<br />

Stammtische und Führungen – so am 19. April durch Martin Elsässers Nervenklinik.<br />

Bericht: Dagmar Ruhnau<br />

Bauwelt 9.08, Freitag, 29. Februar 2008, Seite 4<br />

NEUES BAUEN<br />

Dunkelgrün statt taubenblau<br />

Fünf Jahre Ernst-May-Gesellschaft<br />

Großes hat man vor in Frankfurt am Main. Eine Art Museumsufer Teil zwei: Der Wettbewerbssieger<br />

für den Neubau des Historischen Museums wurde gerade verkündet (siehe Seite 10),<br />

der Wettbewerb um die Erweiterung des Städels ausgelobt, im Juni wird das „Komische Museum“<br />

eröffnet, und auch das jüdische Museum drängt auf einen Annex. Eine Kette von Kulturinstituten,<br />

die „einzigartig in Europa“ sei, wolle man errichten, wird der Kulturdezernent Felix<br />

Semmelroth zitiert. Und die „Weltstellung“ des Museums für Moderne Kunst werde erhalten.<br />

Es ist so fatal wie typisch für die derzeitige Stimmung in der Bankenmetropole, dass bei diesem<br />

Griff nach den Sternen das „Neue Frankfurt“ abermals vergessen wird. Zur Jahrtausendwende<br />

sollten das Architektur- und das historische Museum in einer gemeinsamen Anstrengung ein<br />

„Ernst-May-Museum“ konzipieren. Doch da die städtischen Kassen leer waren – was ohnehin<br />

abzusehen war -, hat man diese Pläne alsbald wieder eingestampft. Die Architekten Dietrich<br />

Pressel und Christian Schweitzer fanden sich damit nicht ab und gründeten die „<strong>ernst</strong>-<strong>may</strong><strong>gesellschaft</strong>“<br />

(EMG), um den Gedanken an den Stadtplaner und seine Leistungen in Frankfurt<br />

wachzuhalten (Heft 37.03). Fünf Jahre ist das her. Über 150 Mitglieder hat man seitdem geworben,<br />

Oberbürgermeisterin Petra Roth gar als Schirmherrin gewonnen, etliche „Tage der<br />

offenen Tür“, Ausstellungen, Symposien und Führungen organisiert, Kataloge publiziert, DVDs<br />

hergestellt und sich selbstverständlich auch an Planungsdebatten wie etwa der Diskussion um<br />

die Großmarkthalle beteiligt.<br />

Gegenwärtig richtet sich der Fokus freilich vor allem auf die denkmalgerechte Rekonstruktion<br />

eines Häuschens in der Römerstadt. Schon die Bauaufnahme des zweigeschossigen Kubus mit<br />

19


der Adresse Im Burgfeld 136 geriet zur Bauforschung, die Überraschendes zutage förderte:<br />

Ähnlich wie die Meisterhäuser in Dessau bestimmten im Inneren der an Landschaftskanten<br />

aufgereihten Häuser der Römerstadt farbenfroh gestaltete Wände die Atmosphäre. Zargen<br />

waren grau gestrichen, ebenso die Heizung und die Installationsrohre, die wohl bewusst über<br />

Putz geführt wurden. Der schwarze Handlauf der Treppe umrahmte wie bei einem konstruktivistischen<br />

Gemälde die gelbe Treppenwand, die wiederum mittels der dunklen Zarge von der<br />

orangefarbenen Kellertür abgesetzt war. Die Rekonstruktion der Küche widerlegte die Forschungslegende,<br />

Margarete Schütte-Lihotzky habe ihre Einbauküche in einem Taubenblau<br />

streichen lassen, um Insekten fernzuhalten. Die Farbuntersuchung ergab, dass zumindest diese<br />

Küche in einem dunklen Blaugrün erstrahlte. Neben der Küche wurde bereits die Rekonstruktion<br />

der Eingangssituation und der Fenster abgeschlossen, wobei sich allerdings konstruktive<br />

Fehler offenbarten: Ein Wetterschenkel bestand aus fäulnis-anfälligem Nadelholz, er wurde<br />

durch einen aus Eiche ersetzt. Auch der Garten konnte bereits weitgehend in seinen von<br />

Leberecht Migge gedachten Urzustand als Versorgungs- und Erholungsgarten wiederhergestellt<br />

werden.<br />

Ob man das rekonstruierte Ernst-May-Haus zu einem Musterhaus im Sinne einer energetischen<br />

Sanierung machen soll, wird derzeit diskutiert. Betrachtet man die „sanierte“, sich im Eigentum<br />

der städtischen ABG befindlichen May-Siedlung Am Bornheimer Hang, die zwar heute weniger<br />

Energie verbraucht, aber im Vergleich zum Original schlicht entstellt wurde, scheint dies<br />

nötiger denn je. Dies hängt auch von der finanziellen Lage der Initiative ab, die nach wie vor<br />

prekär ist. Die Arbeiten werden allein aus den Mitgliedsbeiträgen und aus Spenden einiger<br />

Unterstützer finanziert, wobei zu Letzteren weder die Hessische Architekten- und Stadtplanerkammer<br />

noch der BDA zählen. Die Stadt fördert die Restaurierung mit jährlich 20.000 Euro, die<br />

ABG indes fordert von der EMG über 4000 Euro pro Jahr als Kaltmiete. „Das Projekt ist unumkehrbar“,<br />

hieß es zum 5. Geburtstag der EMG, doch wird sich die Restaurierung in die Länge<br />

ziehen. Ende 2009, Anfang 2010 soll das Häuschen in neu-altem Glanz erstrahlen.<br />

Bildunterschrift: Erst 2010 wird die denkmalgerechte Rekonstruktion des Hauses in der Römerstadt<br />

abgeschlossen sein. Die Blaugrün gestrichene „Frankfurter Küche“ ist aber bereits jetzt zu<br />

begutachten. Foto: Enrico Santifaller<br />

Bericht: Enrico Santifaller<br />

Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 21. Februar 2008<br />

Doppelpass mit Fortuna<br />

Heddernheim. Vorsitzender der Ernst-May-Gesellschaft freut sich über späte Glücksmomente<br />

„(…) Das zweite Mal spielte Fortuna mit ihm Doppelpass vor drei Jahren. Genauer am 16.<br />

März 2005, als Eckhard Herrel zum ersten Mals den Schlüssel in die Tür zu dem künftigen Ernst-<br />

May-Musterhaus Im Burgfeld 136 steckte: Der Tag ist gleichzeitig sein Geburtstag. Seitdem hat<br />

die Zweitkarriere des Architekturspezialisten als Vorsitzender und Mitbegründer der Ernst-May-<br />

Gesellschaft Fahrt aufgenommen.<br />

Aus dem zurückliegenden halben Jahrzehnt ist eine Erfolgsgeschichte geworden: 1500 Besucher<br />

kamen allein in den letzten zwölf Monaten zu den Veranstaltungen, die die Gesellschaft<br />

organisierte, um das Erbe des bedeutenden Stadtarchitekten bekannter zu machen. Drei<br />

Fach-Symposien und zwei Ausstellungen stellte die Gesellschaft unter der Leitung Herrels binnen<br />

fünf Jahren auf die Beine. Je 500 Leute wollten das Musterhaus am Tag des offenen<br />

Denkmals und zum Präsentationstag der Gesellschaft sehen. Gewaltige Zahlen.<br />

Überhaupt, das Musterhaus. Seit der Schlüsselübergabe an jenem Glückstag im März kam der<br />

Verein mit der Rekonstruktion der Immobilie entscheidend voran. Die Originaltür ist eingebaut,<br />

Fenster und Gartenanlage nach den Plänen des Bauherren rekonstruiert, vor allem aber die<br />

Frankfurter Küche restauriert. Das kommentiert Herrel mit dem verhaltenen Stolz, der für ihn<br />

typisch ist. „Es ist die einzige, die am originalen Ort zu sehen ist.“<br />

Viel Zeit ist in das Projekt geflossen. Das tut es auch heute noch. An mindestens drei Tagen pro<br />

Woche fährt Herrel vom Wohnort Bad Homburg nach Heddernheim. „Die Erfahrungen aus<br />

meinem früheren Berufsleben kommen der Sache zu Gute“, sagt er. Denn das Budget aus<br />

20


den städtischen Töpfen ist begrenzt. Das finanztechnische Know-How aus den Jahren als Spezialist<br />

für Steuern und Revision im Vorstand eines Frankfurter Baukonzerns erleichtern die Suche<br />

nach Fördermitteln, Spendern und Sponsoren.“<br />

Bericht: Katrin Mathias<br />

Frankfurter Neue Presse, Montag, 11. Februar 2008<br />

Wo Elsaesser seine Spuren hinterlassen hat<br />

Die Gustav-Adolf-Kirche in Niederursel wurde 1927/28 erbaut<br />

„(…) Für die <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong> Grund genug, den Zeitgenossen des Stadtbaurats May<br />

mit einer fachkundigen Führung durch die Gustav-Adolf-Kirche zu ehren, die Elsaesser zusammen<br />

mit Gerhard Plank 1927 bis 1928 an Stelle der alten Sankt-Georgs-Kirche erbaute. Der<br />

Besuch stand wie die für 19. April anberaumte May-Führung durch die Nervenklinik in Niederrad<br />

im Zeichen der im Herbst geplanten Elsaesser-Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum.<br />

(…)“<br />

Bericht: Gernot Gottwals<br />

Offenbach Post, Donnerstag, 7. Februar 2008<br />

Preiswerter Wohnraum als Fertigbau errichtet<br />

Repräsentativ für Deutschlands frühe Architektur-Moderne: Ernst-May-Musterhaus in Frankfurter<br />

Römerstadt zugänglich<br />

„Ihr Ernst-May-Musterhaus eröffnete jetzt die Ernst-May-Gesellschaft in der Frankfurter Römerstadt.<br />

In akribischer Kleinarbeit bemühten sich ehrenamtliche Mitarbeiter, das Haus in seinen<br />

Urzustand zurück zu versetzen. Das Bauwerk dient als Beispiel für die einzigartige Leistung des<br />

Architekten Ernst May. Wie die Weißenhofsiedlung in Stuttgart und das Bauhaus in Dessau<br />

repräsentiert es die frühe Moderne in Deutschland. (…)“<br />

Bericht. Bettina Owczarek<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Samstag, 2. Februar 2008<br />

Die Mutter aller Einbauküchen<br />

Ernst-May-Gesellschaft restauriert Frankfurter Küche<br />

„(…) Nach und nach will die Ernst-May-Gesellschaft das zweistöckige Gebäude und den angrenzenden<br />

Garten in den Urzustand von 1928 zurückversetzen. In diesem Musterhaus mit<br />

Flachdach wird das Erbe des Stadtplaners konserviert, der in Zeiten größter Wohnungsnot<br />

zwischen 1925 und 1930 mehrere Siedlungen aus dem Boden stampfte, die Platz für elf Prozent<br />

der Frankfurter Stadtbevölkerung boten. „Innerhalb von fünf Jahren – das ist eine einmalige<br />

Leistung“, sagte Christoph Mohr, Hauptkonservator des Landesamts für Denkmalpflege.<br />

„Dies gelang nur durch die Straffe Führung unter Ernst May.“ (…)<br />

Im März 2005 hat die vor fünf Jahren gegründete Ernst-May-Gesellschaft das Reihenhaus in<br />

der Siedlung Römerstadt gemietet. Lange Verhandlungen mit der Stadt über den Standort<br />

eines Ernst-May-Museums waren vorausgegangen. Eine authentische Möblierung des Musterhauses<br />

soll den Eindruck der zwanziger Jahre perfekt machen. „In Frankfurt stößt man auf<br />

Schritt und Tritt auf Mays Spuren“, sagt der Vorsitzende des Vereins, Eckhard Herrel. „Unsere<br />

Aufgabe ist, auf sie hinzuweisen.“ Herrel hofft, dass sich seine Bemühungen auch auf den Rest<br />

der Siedlung auswirken. Die denkmalgerechte Sanierung der 1180 Wohnungen in der Römerstadt<br />

sei schwierig. Die Stadt unterstützt die Arbeit der Gesellschaft mit jährlich 20 000 Euro.<br />

Der Rückbau in den ursprünglichen Zustand wird durch Mitgliederbeiträge und Spenden finanziert.<br />

Für die Nutzung des Hauses zahlt der Verein monatlich 500 Euro Miete an die Stadt.<br />

Das Haus soll zu einem Informations- und Dokumentationszentrum ausgebaut werden. Der<br />

inzwischen 150 Mitglieder zählende Verein organisiert darüber hinaus auch Führungen und<br />

Exkursionen.<br />

Die Ernst-May-Gesellschaft öffnet heute zwischen 10 und 12 und zwischen 15 und 18 Uhr die<br />

Türen zu ihrem Musterhaus in der Römerstadt, Im Burgfeld 136.“<br />

Bildunterschrift 1: Ernst May war der Architekt des „Neuen Frankfurt“, eines der wichtigsten<br />

Zeugnisse der frühen Moderne.<br />

21


Bildunterschrift 2: Praktisch sollte sie sein: die Frankfurter Küche<br />

Bericht: R. Schulze<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Freitag, 1. Februar 2008<br />

Tag der offenen Tür im Ernst-May-Haus<br />

Aus Anlass ihres fünfjährigen Bestehens lädt die Ernst-May-Gesellschaft für Samstag zu einem<br />

Tag der offenen Tür in das 1928 erbaute Ernst-May-Haus, ein nach den Plänen des Frankfurter<br />

Stadtplaners und Architekten restauriertes Musterhaus in der Siedlung Römerstadt, Im Burgfeld<br />

136. Von 10 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr werden eine Frankfurter Küche und weitere Restaurierungsarbeiten<br />

im Haus vorgestellt. Die Besucher können sich ferner über die Rekonstruktion<br />

des Hausgartens nach den Plänen des Landschaftsarchitekten Leberecht Migge informieren.<br />

Die Gesellschaft widmet sich der denkmalgerechten Sanierung des Ernst-May-Hauses und<br />

dem Rückbau in den Erbauungszustand.<br />

Bericht: R. Schulze<br />

Frankfurter Rundschau, Freitag, 1. Februar 2008<br />

Offene Tür<br />

Architektur der 20er Jahre<br />

Wer sich erinnern will, wie die Häuser der Ernst-May-Siedlung In der Römerstadt als gerade<br />

eben erst fertig gestellte Neubauten ausgesehen haben, der müsste 90 Jahre oder älter sein.<br />

Das sind aber leider die wenigsten.<br />

Vergessen sind die hölzernen Fensterrahmen aus dem Jahr 1928, gestrichen in leuchtendem<br />

"Brillantblau". Auch dass die Eingangstür pechschwarz bepinselt war, habe viele der heutigen<br />

Mieter erstaunt. Zum Staunen habe es auch in den letzten Monaten öfter Gelegenheit gegeben,<br />

sagt Eckard Herrel, Vorsitzender der Ernst-May-Gesellschaft, die das Haus an der Straße<br />

Im Burgfeld gemietet hat. Denn sie nimmt Gestalt an, die Rekonstruktion des originalen Erscheinungsbilds<br />

der 80-Quadratmeter-Immobilie, das die Initiative zum Musterhaus und Museum<br />

der Bauweise des Neuen Frankfurts machen will.<br />

In ihrem fünften Jahr ist die Ernst-May-Gesellschaft entscheidend voran gekommen: Ein Fachbetrieb<br />

rekonstruierte die Fenster nach Plänen des Bauherrn, die Originaltür aus der Hinterlassenschaft<br />

einer verstorbenen Siedlungsbewohnerin wurde restauriert und eingepasst. Einen<br />

Satz "heute extrem teurer und rar gewordener" Konzept-Möbel des 20er-Jahre-Designers Franz<br />

Schuster überließ eine Frankfurterin dem Musterhaus-Projekt.<br />

Den Garten, wie der Landschaftsarchitekt des Neuen Frankfurt ihn plante, bauten Azubis des<br />

Grünflächenamts nach. An das Original der Frankfurter Küche legten Restauratoren im November<br />

letzte Hand. 2008 soll nun die Fassade ihr ursprüngliches Blütenweiß wieder bekommen.<br />

Bei den Arbeiten im Inneren haben die Restauratoren einen Rest Ursprungs-Tapete im<br />

Bauhaus-Stil entdeckt. Mit dem Wandbelag sollen die Zimmer ausgekleidet werden. Bis 2010<br />

wolle man mit allem fertig sein, so der Vorsitzende. Dass das gelingt, davon ist Christoph Mohr<br />

überzeugt. Der Hauptkonservator beim hessischen Landesamt für Denkmalpflege hat sich in<br />

den Vereins-Vorstand wählen lassen. "Das Projekt ist unumkehrbar", lobt er.<br />

900 Besucher sind 2007 durch die Museumsbaustelle gegangen, 1500 kamen binnen fünf Jahren<br />

zu den Aktionen der Gesellschaft: Zu den 25 Führungen durch Frankfurter Siedlungen, vier<br />

Exkursionen in andere Städte, zwei Sonderausstellungen im May-Haus und drei Symposien der<br />

Gesellschaft im Deutschen Architekturmuseum. Am Tag der offenen Tür am kommenden<br />

Samstag steht das Haus Im Burgfeld 136 von 10 bis 12 Uhr sowie 15 bis 18 Uhr offen.<br />

Bericht: Kathrin Mathias<br />

Frankfurter Neue Presse, Freitag, 1. Februar 2008<br />

Kochen wie in den 20er Jahren<br />

Ernst-May-Haus präsentiert am Tag der offenen Tür die neue Frankfurter Küche<br />

Römerstadt. Erstmals zeigt die Ernst-May-Gesellschaft (EMG) die vollständig restaurierte Frankfurter<br />

Küche. Die Arbeiten, die im November vergangenen Jahres abgeschlossen wurden,<br />

22


können am Samstag, 2. Februar, von 10 bis 12 Uhr sowie von 15 bis 18 Uhr besichtigt werden.<br />

Dabei werden auch die weiteren Arbeiten in Haus und Garten erläutert.<br />

„Viele dachten, dass es die Frankfurter Küche nur in blau-grau gab. Hier haben wir erstmals<br />

beweisen können, dass auch andere Farbtöne verwendet wurden“, sagt Landesdenkmalpfleger<br />

und Vorstandsmitglied der EMG, Christoph Mohr. Mittlerweile erstrahlt die Küche wieder<br />

im ursprünglichen grün-blau. Auch wenn dem Landesdenkmalpfleger der Farbton nicht<br />

besonders gefällt, „es führte kein Weg dran vorbei, wir mussten die Farbe rekonstruieren“. Die<br />

Küche, von Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000) entworfen, gilt als „Ur-Küche für alle späteren<br />

Einbauküchen“. Als Vorbild diente der Architektin Kombüsen auf Schiffen und Zügen.<br />

Als „sehr schwierig“ gestaltete sich die Rekonstruktion des Herdes. In den May-Siedlungen<br />

wurden die ersten Elektroherde eingebaut, die aber spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

schon wieder veraltet waren. „Wir haben aus den Resten von drei Fundstücken einen Original-Herd<br />

wieder herstellen können“, freut sich Eckhard Herrel, May-Experte und Vorsitzender<br />

der EMG.<br />

Einen weiteren Erfolg konnten die May-Freunde bei der Suche nach der Möblierung verbuchen.<br />

Ende des vergangenen Jahres wurde ein erstes Sammelsurium von originalen Möbeln<br />

erworben. Diese von Franz Schuster 1926/27 entworfenen Typenmöbel werden sukzessive restauriert.<br />

Ein zweitüriger Schrank und eine kleine Kommode in Eiche Natur haben bereits ihren<br />

Platz im ehemaligen Elternschlafzimmer gefunden. Christoph Mohr bezeichnet dies als Glücksfall,<br />

denn ein Mitglied der May-Gesellschaft stellte die Möbel für einen geringen Preis zur Verfügung.<br />

„In Auktionshäusern wird für ein Stuhl 2000 Euro aufgerufen.“ Denn die für eine Serienproduktion<br />

geplanten Möbel fanden damals nur wenige Liebhaber. Zu minimalistisch war<br />

der Stil. „Das waren sozusagen Ikea-Vorläufer“, scherzt Herrel, nur nicht so erfolgreich. Es wurden<br />

nur wenige produziert.<br />

In diesem Jahr soll die Fassade des Musterhauses mit Originalputz versehen werden. Im gesamten<br />

Haus muss die Technik restauriert oder „behutsam erneuert“ werden, so Herrel. Die<br />

Wände erhalten wieder die Bauhaustapeten, die noch heute angefertigt werden, Türen und<br />

Einbauschränke bekommen den ursprünglichen Farbton. Eine Besonderheit stellt der Flur dar.<br />

Hier wurden interessante Befunde gemacht, die eine stark farbige Fassung des Treppenaufgangs<br />

belegen.<br />

Für viele ist auch die Farbgestaltung der Fenster gewöhnungsbedürftig. Denn die Römerstadt-<br />

-Siedlung präsentierte sich beim Bezug 1928 mit weißer Fassade und blauen Fenstern. Warum<br />

das schnell in Vergessenheit geraten ist, kann der Landesdenkmalpfleger erklären. „In der NS-<br />

Zeit war so was verpönt und wurde weiß überstrichen.“ Auf einem Aquarell aus der Zeit sind<br />

die blauen Fenster aber noch gut zu erkennen.<br />

Die Mitglieder der Ernst-May-Gesellschaft hoffen, dass der Rückbau des Hauses eine Signalwirkung<br />

auf die Siedlung hat.<br />

Bildunterschrift: Über die Farbgebung der Küche staunen die Experten: Christoph Mohr, Eckhard<br />

Herrel und Hermann-Josef Birk probieren die Geräte aus.<br />

Bericht: Sören Rabe<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 31. Januar 2008<br />

Er gab der Stadt Ernst May zurück<br />

Frankfurt. Lange Jahre dümpelte das Vermächtnis Ernst Mays in Frankfurt in der Bedeutungslosigkeit.<br />

Bis Eckhard Herrel (58) den ehemaligen Stadtbaurat der Mainmetropole (1925-1930)<br />

aus dem Dunkel der Vergessenheit wieder ans Licht holte. Heute feiert die Ernst-May-<br />

Gesellschaft, deren Vorsitzender Herrel ist, ihr fünfjähriges Bestehen. Vor knapp drei Jahren<br />

wurde das May-Haus in der Römerstadt in Besitz genommen. Bei einem Tag der offenen Tür<br />

am Samstag, 2. Februar, von 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr wird der Stand der Restaurierungsarbeiten<br />

Im Burgfeld 136 gezeigt.<br />

23


Für Herrel war es keine Liebe auf den ersten Blick. Eher reserviert hatte er sich mit den Bauten<br />

Mays beschäftigt. „Auf der Suche nach einem Thema für die Promotion in Kunstgeschichte<br />

hatte mich mein Doktorvater auf May gestoßen.“ Wiesbaden, Mainz und Darmstadt waren<br />

Herrels Stationen, wo er das Wirken des Städtebauers, der von 1886 bis 1970 lebte, nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg begutachtete. „Ich muss gestehen, ich war nicht so begeistert davon.“ Da<br />

der Anstoß von seinem Professor kam, machte er sich dennoch an die Arbeit. „Ich dachte mir,<br />

dass vielleicht mit der Zeit mein Interesse wächst.“ Aber erst ein Freund, der als Entwicklungshelfer<br />

in Tansania arbeitete, gab den Anstoß dazu, noch tiefer in die Materie einzusteigen.<br />

Herrel fuhr nach Afrika und besuchte seinen Freund. „In Tansania sah ich Häuser, die dort<br />

nicht hinpassten. Das waren keine Bauten im Kolonialstil. Das erinnerte mich sofort an Ernst<br />

May.“ Mit dieser Vermutung lag Herrel richtig.<br />

In Kenia an der Universität in Nairobi recherchierte der Kunsthistoriker weiter. In Mombasa<br />

schließlich existierte noch das ehemalige Büro von May und seinen Partnern. Dort waren sogar<br />

noch alte Pläne und Unterlagen vorhanden, „alle schon in einem schlechten Zustand“.<br />

Herrel zögerte nicht lange. In einen Müllsack eingewickelt, schickte er seinen Fund mit dem<br />

Flugzeug nach Deutschland. „Seine Zeit in Afrika von 1934 bis 1953 war bis dato noch nicht<br />

untersucht worden.“ Diese Chance ließ sich Herrel nicht entgehen. Insgesamt fünf Mal flog er<br />

nach Afrika, um seine Studien voranzutreiben. Als dann Mays Sohn die Bibliothek des Vaters<br />

auflöste und die Sammlung verkaufen wollte, überzeugte Herrel die Deutsche Bibliothek, sich<br />

den Nachlass zu sichern. „Es wäre zu schade, wenn die Bibliothek in alle Winde zerstreut worden<br />

wäre.“ So hatte Herrel zudem einen Anlaufpunkt für seine weiteren Recherchen, die<br />

schließlich in der Veröffentlichung des Buches über Ernst May in Afrika gipfelten.<br />

2001 organisierte Herrel eine Ausstellung zum Thema. „Die war so erfolgreich, dass die Idee<br />

eines May-Museums entstand.“ Zudem berichteten Bewohner der May-Siedlungen immer<br />

wieder von ausländischen Studenten, die die Häuser besichtigen wollten. „Das Interesse war<br />

also vorhanden.“ Das Architekturmuseum, das Historische Museum und das Institut für Stadtgeschichte<br />

sollten dazu bewegt werden, eine Dependance in der Römerstadt aufzubauen.<br />

„Leider scheiterte es an den Finanzen.“ Rund 200 000 Euro hätte das Museum jährlich gekostet.<br />

Zuviel für das Stadtsäckel.<br />

Die Architekten Christian Schweitzer und Dietrich Pressel, die von der Idee begeistert waren,<br />

wollten aber nicht so schnell aufgeben. 2002 fanden mehrere Gespräche zwischen den beiden<br />

Architekten und dem Kunsthistoriker statt, die schließlich zur Gründung der Ernst-May-<br />

Gesellschaft am 31. Januar 2003 führten.<br />

Doch der Weg zum May-Haus war noch weit. Zwei Jahre dauerten die Suche und die Verhandlungen<br />

mit der städtischen Wohnungsbau<strong>gesellschaft</strong> ABG Holding, bis endlich das geeignete<br />

Objekt Im Burgfeld 136 gefunden wurde.<br />

Die Arbeiten an dem Haus, das wieder in den Ur-Zustand zurückversetzt wird, gehen langsam<br />

voran. Auch fünf Jahre nach der Gründung muss die Gesellschaft um jeden Cent kämpfen.<br />

Die Stadt unterstützt das Projekt mit 20 000 Euro jährlich, was „gerade für die Miete, die Nebenkosten<br />

und eine Mitarbeiterin reicht“. Weitere 20 000 Euro kommen vom Landesamt für<br />

Denkmalpflege, weitere 10 000 Euro von der Stadt und der Rest von der Gesellschaft selbst.<br />

Rund 65 000 Euro wurden vergangenes Jahr verbaut, auch für 2008 sind 65 000 Euro veranschlagt.<br />

Doch zu Beginn des Jahres wisse man nie, ob das Geld tatsächlich zusammenkommt.<br />

Es dürfe nicht vergessen werden, dass „wir hier eine kulturelle Aufgabe für die Stadt wahrnehmen“.<br />

Rund 15 Aktive zählt der harte Kern der May-Gesellschaft, alle sind ehrenamtlich tätig. Ein<br />

bisschen mehr Unterstützung seitens der Stadt wäre da willkommen. „Die Aufgaben nehmen<br />

zu, je weiter wir mit dem Rückbau des Hauses kommen“, sagt Herrel.<br />

Anfragen für eine Besichtigung kommen aus der ganzen Welt, von Asien bis nach Südamerika.<br />

Das hänge mit der Person Ernst May zusammen, die international einen sehr guten Ruf habe.<br />

24


Und das schon seit langer Zeit. Ganz im Gegensatz zu Frankfurt, wo der Name vergessen war.<br />

Bis Eckhard Herrel kam.<br />

Bildunterschrift 1: Der Kunsthistoriker Eckhard Herrel, Mitbegründer der Ernst-May-Gesellschaft,<br />

hat ein Buch über die Zeit in Afrika des früheren Frankfurter Stadtbaurats Veröffentlicht.<br />

Bildunterschrift 2: Das May-Haus im Burgfeld 136 (links) wird langsam wieder in den Urzustand<br />

zurückversetzt. Fenster und Tür wurden bereits eingebaut. Die gesamte Siedlung Römerstadt<br />

(oben) entstand Ende der 1920er Jahre.<br />

Bericht: Sören Rabe<br />

Frankfurter Neue Presse, Samstag, 26. Januar 2008<br />

Der Geologie auf der Spur<br />

Neuer Erlebnispfad soll im Herbst eröffnet werden<br />

Nordwesten. „(…) Nächster Halt ist das Ernst-May-Haus, wo der Wohnungsbau der 20er Jahre<br />

in den Fokus rückt. Die Ernst-May-Gesellschaft hat bereits ihre Kooperation zugesagt. (…)“<br />

Bericht: Sören Rabe<br />

Frankfurter Neue Presse, Samstag, 15. Januar 2008<br />

Grüner Geheimgang<br />

Römerstadt. Wanderkarte zeigt Gartenweg<br />

„(…) Die grünen Zonen des Neuen Frankfurts wollen Ernst-May-Gesellschaft und städtisches<br />

Umweltamt Spaziergängern nun mit einer Wanderkarte näherbringen. (…)“<br />

Bericht: Katrin Mathias<br />

Senioren Zeitschrift, 1/2008<br />

Zeitlos praktisch: die Frankfurter Küche<br />

Früher und Heute<br />

„(…) Margarete Schütte-Lihotzky setzte neue Maßstäbe für eine effiziente Küchenplanung. In<br />

Frankfurt ist ihre Erfindung im Historischen Museum (Saalgasse 19) sowie von Anfang 2008 an<br />

im Ernst-May-Museum (Ernst-May-Siedlung Römerstadt) zu bewundern. (…)“<br />

Bericht: Redaktion Seniorenzeitschrift<br />

Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 13. Dezember 2007<br />

May-Gesellschaft baut Internet-Auftritt aus<br />

Römerstadt. Für die Ernst-May-Gesellschaft steht im Jahr 2008 der weitere Rückbau des Ernst-<br />

May-Hauses Im Burgfeld 136 im Mittelpunkt.<br />

Ein Projekt ist dabei die denkmalgerecht Sanierung der Außenfassade, „da sie beim Austausch<br />

der Fenster unübersehbare Putzschäden erlitten hat“, so der Vorsitzende der Gesellschaft,<br />

Eckhard Herrel. Ferner sind die behutsame Erneuerung der gesamten Haustechnik und<br />

die Renovierung der Wände und Türen geplant. Entsprechende Anträge auf Förderung dieser<br />

Maßnahmen sind bereits bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und bei den Denkmalbehörden<br />

gestellt. „Zusätzlich werden wir auch im nächsten Jahr auf großzügige Sponsoren<br />

angewiesen sein“, hofft Herrel auf weitere Hilfe<br />

Zum Jahreswechsel steht zudem eine Änderung in der Besetzung des Vorstandes an. Ulrich<br />

Kuhlendahl zieht sich nach fünf Jahren aktiver Tätigkeit aus persönlichen Gründen aus dem<br />

Vorstand zurück. In der letzten gemeinsamen Vorstandssitzung wurde ihm für die ehrenamtlich<br />

geleistete Arbeit gedankt und der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass er auch künftig der<br />

Ernst-May-Gesellschaft eng verbunden bleibt und weiterhin beratend zur Seite stehen wird.<br />

Als Ersatzperson wurde Christoph Mohr gebeten, als Nachfolger von Kuhlendahl in den Vorstand<br />

einzutreten. Der Landesdenkmalpfleger „hat unserem Wunsch entsprochen“. Herrel<br />

freut sich, „mit ihm einen überaus kompetenten und erfahrenen Menschen“ für die Vorstandsarbeit<br />

gewonnen zu haben.<br />

25


Zur Aktualisierung, Pflege und Weiterentwicklung des Internet-Auftritte stießen zudem zwei<br />

Mitglieder dazu. Die Kunsthistorikerin Julia Reich übernimmt ab sofort die Redaktion und der<br />

Informatiker Matthias Lange die technische Betreuung der Website. Einige Neuerungen werden<br />

in Kürze eingeführt. So bekommt die Startseite jetzt zwei zusätzliche Leisten. Unter „Service“<br />

finden Nutzer dann alle wichtigen Informationen zu Öffnungszeiten, Terminen, Verkehrsverbindungen.<br />

Das Portal „Presse“ ist vorwiegend für die Vertreter der Medien bestimmt und<br />

bietet einen schnellen Zugriff auf aktuelle Pressemitteilungen, den Pressespiegel und andere<br />

für die Medien relevante Informationen.<br />

Das Jahresprogramm 2008 wurde unter der Leitung von Ulrike May zusammengestellt. Die<br />

Mayführungen haben diesmal – in Abstimmung mit dem Deutschen Architekturmuseum und<br />

der Kunst<strong>gesellschaft</strong> – das Schwerpunktthema Martin Elsässer. „Wir möchten Interessierte<br />

gerne, neben der Großmarkthalle, mit weiteren, wichtigen Bauten Martin Elsässers in Frankfurt<br />

am Main bekanntmachen.“<br />

Für den Stammtisch wurde eine neue Lokalität ausfindig gemacht. Ab Dienstag, 5. Februar,<br />

wird künftig alle zwei Monate im Gasthaus „Zur Sonne“, Berger Straße 312, in Bornheim eingekehrt.<br />

Mit einem „Tag der offenen Tür“ soll am Samstag, 2. Februar, das fünf-jährige Bestehen der<br />

Ernst-May-Gesellschaft gefeiert und die fertig gestellte Frankfurter Küche und weitere Restaurierungsarbeiten<br />

im Haus und Garten der Öffentlichkeit vorstellt werden.<br />

Insgesamt haben sich jetzt 150 Mitglieder angeschlossen. Am 3. Dezember konnten mit Gertrud<br />

Halberstadt die runde Zahl erreicht werden. Sie hatte den May-Freunden bereits im September<br />

ein Konvolut von Franz Schuster-Möbeln überlassen, die ihre Eltern 1928 von der Hausrat<br />

GmbH zur Erstausstattung ihrer Wohnung in Praunheim erworben hatten.<br />

Bericht: fnp<br />

Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 8. November 2007<br />

Spende vom Speicher<br />

Gertrud Halberstadt stattet das Ernst-May-Musterhaus aus<br />

Die Möbel sind die Konstante der frühen Jahre von Gertrud Halberstadt. Sie überstanden drei<br />

Umzüge, kamen heil durch den Zweiten Weltkrieg. Die kastenförmigen Kommoden, Nachttische<br />

und Kleiderschränke blieben stehen, auch wenn der politisch aktive Vater in den 30er<br />

Jahren in Haft war, sogar im KZ Buchenwald einsaß und später als Abgeordneter im Bundestag<br />

beschäftigt war.<br />

Die Zeugnisse einer bewegten Kindheit in einer Familie mit linksliberaler Überzeugung hat die<br />

heute 80-jährige jetzt der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Das Mobiliar aus der Werkstatt<br />

von Franz Schuster, dem Innenausstatter der Siedlungen des Neuen Frankfurt, hat Speicher<br />

und Keller des heutigen Wohnsitzes der Familie verlassen. "Zu einem mehr als fairem Preis" habe<br />

Gertrud Halberstadt die Wohnungseinrichtung ihrer Eltern abgegeben, freut sich der Chef<br />

der Ernst-May-Gesellschaft Eckhard Herrel. Die streng funktional gestalteten Eichenholz-Möbel<br />

werden neben der rekonstruierten Frankfurter Küche die Grundausstattung im künftigen Ernst-<br />

May-Musterhaus in der Römerstadt sein.<br />

Die Spenderin gehört zu den Erstbeziehern der im Jahr 1927 fertig gestellten Siedlung Westhausen<br />

und darf damit ebenfalls als Seltenheit gelten. Davon berichtet sie, die an der Stirnseite<br />

des dunklen Holztischs in der Bornheimer Apfelweinkneipe sitzt und ein in roten Stoff eingebundenes<br />

Fotoalbum vor sich liegen hat. Die eingeklebten Schwarzweiß-Bilder zeigen das<br />

Mädchen von einst. Mit Schultüte zwischen Pflaumenbaum und der Fassade des Reihenhauses<br />

am Ebelfeld, beim Ringelreihen vor den Häusern Hadrianstraße.<br />

An das Wohngefühl von damals seien "kaum Erinnerungen" haften geblieben, erzählt Halberstadt.<br />

Geblieben sei nur das Gefühl von Weite, das sie nach dem Umzug in den Gründerzeitbau<br />

an der Bornheimer Rendeler Straße vermisst habe. Der Umzug im Jahr 1933 fällt mit der<br />

Arbeitslosigkeit des Vaters zusammen. Der Arbeitgeber des technischen Zeichners haben den<br />

"alten Sozi rausgeschmissen", berichtet die Tochter.<br />

26


All das hat das Mädchen von einst und die heutige Dame mit dem wachen Blick hinter der<br />

Goldrandbrille nicht abschrecken können. Später hat sie ProFamilia mitgegründet, und Kenner<br />

der politischen Stadtszenerie wissen: Sie ist mit dem Linken Heiner Halberstadt verheiratet.<br />

Bericht: Katrin Mathias<br />

Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 6. November 2007<br />

Ernst May und die Möbel<br />

Frankfurt. Gertrud Halberstadt ist Erstmieterin in der von Ernst May geplanten und 1928 fertig<br />

gestellten Siedlung Praunheim. Sie hat in der Straße Am Ebelfeld einen Teil ihrer Kindheit verbracht.<br />

Das Reihenhaus war damals mit Originalmöbeln von Franz Schuster ausgestattet. Am<br />

Stammtisch der Ernst-May-Gesellschaft berichtet Frau Halberstadt von ihrer Kindheit in Frankfurt,<br />

den Wohnverhältnissen und die Kriegsjahre. Heute, Dienstag, 19.30 Uhr, Apfelwein Solzer,<br />

Berger Straße 260.<br />

Bericht: tjs<br />

Frankfurter Neue Presse, Samstag, 3. November 2007<br />

Wie Kinder in der May-Siedlung lebten<br />

Bornheim. Beim 30. Stammtisch der Ernst-May-Gesellschaft ist Gertrud Halberstadt zu Gast. In<br />

der Gaststätte Solzer erzählt sie interessierten Zuhörern von ihrer Kindheit.<br />

Mit ihren Eltern war sie als Erstmieterin in die von Ernst May geplante und im Jahr 1928 fertig<br />

gestellte Siedlung Praunheim gezogen. Dort hat sie in der Straße „Am Ebelfeld“ einen Teil ihrer<br />

Kindheit verbracht. Das Reihenhaus war damals mit Originalmöbeln von Franz Schuster ausgestattet,<br />

die Gertrud Halberstadt kürzlich erst der Ernst-May-Gesellschaft zur Ausstattung des<br />

künftigen Musterhauses überlassen hat. Später wohnte die Familie für eine kurze Zeit in der<br />

Römerstadt. Den Zweiten Weltkrieg und die Bombenangriffe hat Gertrud Halberstadt im<br />

Stadtteil Bornheim erlebt.<br />

Gertrud Halberstadt wird an diesem Abend von ihrer Kindheit in den May-Sielungen und von<br />

ihren Erinnerungen an eine bewegende Zeit in Frankfurt erzählen.<br />

Bericht: alf<br />

Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 10. Oktober 2007<br />

Weichholz in Brillantblau<br />

Die Rekonstruktion eines Musterhauses der Römerstadtsiedlung schreitet voran<br />

Es soll mehr als perfekt werden: "Mustergültig" lautet die gesetzte Marke - für ein ganz spezielles<br />

künftiges "Musterhaus". Es trägt die Hausnummer 137 und steht inmitten einer Kette weiß<br />

gestrichener Bauten entlang der Straße Im Burgfeld. Der eingeschossige Quader Nummer 137<br />

soll künftig die Bauweise des "Neuen Frankfurts" repräsentieren. Detailgenau restauriert bis in<br />

den letzten Winkel aus den 20er Jahren. Wiederhergestellt nach den Plänen Ernst Mays, Architekt<br />

und Frankfurter Stadtbaurat. Daran arbeitet die Ernst-May-Gesellschaft seit 2005.<br />

Nun ist man auf dem Weg zum begehbaren Denkmal einen großen Schritt weiter. Bis Ende<br />

Oktober werden Nachbauten der sieben historischen "Drehflügelfenster" in die Fassade eingebaut.<br />

Zudem verschwindet die jetzige Eingangstür im Stil der 70er Jahre. Durch eine metallbeschlagene<br />

Holztür aus dem Jahr des Erstbezugs 1928, mit Briefkastenklappe und schlichtem<br />

Eisenknauf werden Besucher das zur Dokumentationsstätte umfunktionierte Wohnhaus<br />

demnächst betreten können.<br />

Opfer der "Umbauwellen"<br />

In fast allen der 553 Einfamilienhäuser der Römerstadtsiedlung sei die ursprüngliche Tür "den<br />

verschiedenen Umbauwellen" zum Opfer gefallen, sagt der Chef der May-Gesellschaft Eckhard<br />

Herrel. Das Original stamme aus dem Fundus eines Siedlungsbewohners. Die Fenster hat<br />

der Verein anhand alter Pläne nachbauen lassen. Drei fehlende Außenfensterbänke aus Beton<br />

wurden nachgegossen. Die Weichholz-Rahmen werden mit neu gemischter Farbe aus<br />

Leinöl gestrichen, die dem historischen Farbton exakt entspricht. Die Original-Nuance haben<br />

Experten ermittelt - ein leuchtendes "Brillantblau".<br />

27


Das schätzt man auch bei der Stadt Frankfurt. "Die Farbe ist aus der Sicht der Denkmalpflege<br />

das i-Tüpfelchen", sagt Heike Kaiser, für die Siedlung zuständige Spezialistin beim Denkmalamt.<br />

Deshalb hat die Leiterin des Amtes, Andrea Hampel, dem Vorsitzenden der Betreiber-<br />

Gesellschaft gestern den Bewilligungsbescheid über einen Zuschuss von 10 000 Euro übergeben.<br />

Mit der gleichen Summe ist auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligt. "So<br />

können wir sämtliche Fenster und die Tür auf einen Schlag einbauen", freut sich Herrel. "Das<br />

hätte sonst in mehreren Etappen geschehen müssen." Insgesamt 90 000 Euro habe man dieses<br />

Jahr verbaut. Mehr als 60 000 Euro wurden für die Restaurierung der Frankfurter Küche<br />

veranschlagt.<br />

"Wir können damit schon jetzt auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken", sagt Herrel. Denn<br />

nicht nur die Rekonstruktion der Fenster sei jetzt garantiert, auch die Restaurierung der Küche<br />

ist nahezu abgeschlossen. "Es fehlt nur noch der Anstrich", sagt Herrel. Am Pfosten des Eingangs<br />

zur Küche sind schon zwei Musterflächen in Grün und Blau zu sehen. "In der kommenden<br />

Woche" werde die Küche fertig sein.<br />

Und eine weitere Etappe in Richtung Modellhaus wollen die Betreiber in den nächsten Wochen<br />

hinter sich haben. Der Garten könne "noch vor dem Winter" fertig sein, meint Herrel. Mit<br />

der Rekonstruktion des Hausgartens nach Plänen des Landschaftsarchitekten Leberecht Migge<br />

ist ein Team von Azubis aus dem Grünflächenamt seit dem Sommer beschäftigt.<br />

Bericht: Katrin Mathias<br />

Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 10. Oktober 2007<br />

Arbeiten im Garten und an den Fenstern am Ernst-May-Haus haben begonnen<br />

Die 20er Jahre kehren zurück<br />

Römerstadt. Bei Grabungen in der Römerstadt denken viele gleich an neue Funde aus dem<br />

antiken Nida. Doch die Arbeiten im Garten des Ernst-May-Hauses, Im Burgfeld 136, haben<br />

diesmal nichts mit der Römerzeit zu tun. Die Mitarbeiter des Grünflächenamtes haben begonnen,<br />

den Garten nach den alten Plänen Leberecht Migges aus den 20er Jahren des vergangenen<br />

Jahrhunderts umzugestalten.<br />

„Das wird alles aus dem Budget des Amtes bestritten“, freut sich Eckhard Herrel, Hausherr und<br />

Vorsitzender der Ernst-May-Gesellschaft. Insgesamt 20 000 Euro jährlich stelle das Grünflächenamt<br />

zur Verfügung. Doch die Stadt engagiert sich noch weiter für das Musterhaus, das im<br />

den Original-Zustand zurückversetzt werden soll. Das Kulturamt der Stadt übernimmt die laufenden<br />

Kosten für Miete, Nebenkosten und Büro. Und gestern hatte Andrea Hampel beim<br />

Besuch in der Römerstadt noch einen Bewilligungsbescheid über 10 000 Euro in der Tasche.<br />

Das Geld, das die Leiterin des städtischen Denkmalamtes zur Verfügung stellt, ist für den<br />

Rückbau der Fenster gedacht.<br />

„Fenster und Haustür sind das Aushängeschild eines Hauses“, sagt Herrel. Die derzeitigen<br />

Fenster stammen noch aus den 70er Jahren, genauso wie die „extrem hässliche Tür“. Da es in<br />

der Römerstadt keine alten Fenster mehr gibt, müssen die insgesamt acht Fenster nachgebaut<br />

werden – für 20 000 Euro. Neben dem städtischen Denkmalamt unterstützt auch die<br />

Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit 10 000 Euro die Rekonstruktion. Der Nachbau erfolgt<br />

anhand originaler Konstruktionspläne, der Anstrich wird wie ursprünglich in brillantblau vorgenommen.<br />

Das Fenster neben der Eingangstür hat drei Horizontalsprossen, die übrigen Fenster<br />

sind sprossenlose Dreiflügelfenster. Die originalen Fenstergriffe wurden von einem Bewohner<br />

der Siedlung zur Verfügung gestellt. Dazu müssen noch drei fehlenden Außenfensterbänke<br />

nachgegossen werden, eine wurde bereits am Küchenfenster eingesetzt.<br />

Bei der Tür hatte die Ernst-May-Gesellschaft mehr Glück gehabt. Es konnte eine Originalstück<br />

ausfindig gemacht werden. „Die Anschläge waren zwar verkehrt herum, aber das wurde<br />

schon umgebaut“, sagt Herrel. Er rechnet damit, dass die Tür, ebenfalls in blau, in den nächsten<br />

Tagen eingebaut werden kann.<br />

28


Neben Garten sowie Fenster und Türen beschäftigen sich die May-Forscher noch mit einem<br />

dritten Projekt: der Frankfurter Küche. „Auch wenn es noch nicht so aussieht, sie ist fast fertig.“<br />

Die Grundarbeiten sind abgeschlossen, der Anstrich wird in den nächsten Tagen erfolgen.<br />

„Insgesamt verbauen wir in diesem Jahr 90 000 Euro.“ Das sei nur möglich durch die große<br />

Unterstützung von Stadt und Landesdenkmalamt aber auch Firmen, Politikern und Freunden.<br />

„Wir hoffen, dass wir damit das Qualitätsbewusstsein für Bauten aus den 20er Jahren schärfen“,<br />

sagt Herrel. Denn das Neue Frankfurt habe lange Jahre ein Schattendasein geführt.<br />

Für die Stadt will Andrea Hempel dies allerdings nicht gelten lassen. Denn mit der Oberkonservatorin<br />

Heike Kaiser sei bereits 1981 eine Expertin eingestellt worden, die sich um die Sicherung<br />

der Siedlungen müht. „Nicht immer mit Erfolg, es gab auch Rückschläge“, wie Kaiser<br />

zugibt. Ein Blick in die Siedlung Praunheim genügt, dort modernisiert jeder, wie er will. „Das<br />

Musterhaus ist für uns ein Glücksfall“, sagt die Konservatorin. Es bietet die Gelegenheit, es wissenschaftlich<br />

zu untersuchen und den Wert zu sichern.<br />

Als Ziel für die Siedlung formuliert Heike Kaiser, die Römerstadt „komplett zu sanieren und zu<br />

sichern“. Dabei müsse allerdings Rücksicht genommen werden auf die Bedürfnisse der Menschen<br />

mit modernen Standards wie Wärmedämmung, Energieersparnis und Sicherheit. Ein Ziel<br />

sei schon erreicht, dass die Reihenhäuser nicht privat verkauft wurden, sondern im Besitz der<br />

ABG Holding blieben. Bericht: Sören Rabe<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dienstag, 2. Oktober 2007<br />

Frankfurt und Frankfurter<br />

Drei Frauen sind mit dem Hessischen Journalistenpreis geehrt worden.<br />

Yvonne Koch vom Hessischen Rundfunk (HR) erhielt für drei Hörfunkporträts darunter über den<br />

Römerstadt-Architekten Ernst May den ersten Preis.<br />

Darmstädter Echo, Samstag, 15. September 2007<br />

Wohngebiete wie Bergketten<br />

Ausstellung – Die Nachkriegsentwicklung des Stadtplaners Ernst May und seine Entwürfe für Neu-<br />

Kranichstein – Unbehagen schon 1970<br />

(…) Die historischen Abschnitte haben Studenten der TU München und die Frankfurter Ernst-May-<br />

Gesellschaft erarbeitet; (…)<br />

Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 13. September 2007<br />

Förderung für Fenster<br />

May-Haus wird saniert<br />

Römerstadt. Für die Sanierung historischer Fenster im Musterhaus der Römerstadtsiedlung hat<br />

die Ernst-May-Gesellschaft von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) einen Fördervertrag<br />

über 10 000 Euro erhalten. Ihn nahm der Vorsitzende der May-Gesellschaft, Eckhard Herrel,<br />

gestern von Christian Rusch, dem Ortskurator der DSD entgegen. Mit dem Geld sollen die<br />

Fenster des Hauses Im Burgfeld 136 originalgetreu rekonstruiert werden.<br />

Die Siedlung in der Römerstadt entstand unter der Federführung Ernst Mays, der zwischen<br />

1925 und 1930 als Stadtbaurat für den Siedlungsbau in Frankfurt verantwortlich war. In dem<br />

zum Museum umfunktionierten Musterbau des „Neuen Frankfurt“ steht auch ein Exemplar der<br />

von Margarete Schütte-Lihotzky entworfenen „Frankfurter Küche“, dem Vorbild der Einbauküche.<br />

Die Siedlung besteht aus eingeschossigen Reihenhäusern und Wohnblocks mit drei bis vier<br />

Stockwerken. Das Ernst-May-Haus ist eines von 75 Förderprojekten, die die DSD in Hessen unterstützt.<br />

Bericht: ias<br />

Frankfurter Neue Presse, Montag, 10. September 2007<br />

Gedränge in Ernst Mays Küche<br />

Frankfurt. (…) Ein Evergreen am Tag des offenen Denkmals ist schon seit Jahren das Ernst-<br />

May-Haus mit der Frankfurter Küche. Eckhard Herrel, Vorsitzender der Ernst-May-Gesellschaft,<br />

29


schätzt: „In diesem Jahr hatten wir wieder rund 300 Besucher. Ehemalige Bewohner der Siedlung,<br />

Familien mit Kindern, Architekten-May ist für alle interessant.“ (…) Bericht: tjs<br />

Frankfurter Neue Presse, Samstag, 8. September 2007<br />

7 Kilometer durch das Neue Frankfurt<br />

Wanderkarte weist den Weg<br />

Nordwesten. Die Projektgruppe Grün-Gürtel und die Ernst-May-Gesellschaft haben gemeinsam<br />

das Faltblatt „Das Neue Frankfurt im Frankfurter Grün-Gürtel“ erarbeitet. Darin wird eine<br />

sieben Kilometer lange Wanderstrecke beschrieben, die von der Römerstadt über die Siedlungen<br />

Praunheim und Westhausen an der Nidda entlang weiter bis zum Brentanopark führt.<br />

Der Beginn des Weges liegt an der U-Bahn-Haltestelle Römerstadt. Von dort geht es weiter<br />

durch die Siedlungen Römerstadt, Praunheim, Westhausen, dazwischen in großen Abschnitten<br />

an der Nidda entlang bis zum Brentanobad und dem Brentanopark. Dort, am ehemaligen<br />

Schulgarten mit Unterrichtspavillon, endet die zirka zweistündige Wanderung. Anfang-<br />

und Endpunkt sind gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. „Der Weg ist nicht ausgeschildert“,<br />

sagt Klaus Hoppe vom Umweltamt der Stadt, der die Idee für diesen Wanderweg<br />

hatte. Er sei kein Freund von großen Beschilderungen in der Natur. Schließlich können<br />

Wanderer das Gebiet anhand der neuen Faltkarte erschließen.<br />

Das Faltblatt gibt detailliert Informationen über die jeweilige Siedlung, bemerkenswerte Stationen<br />

oder einzelne Streckenabschnitte. Für die Texte zu den einzelnen Stationen hat Ulrike<br />

May gesorgt. Sie ist Mitglied der Ernst-May-Gesellschaft und schildert die historischen Hintergründe.<br />

Hopper erinnerte daran, dass 1991 der heutige Grün-Gürtel von den Stadtverordneten als zu<br />

schützende Fläche beschlossen wurde. Seine Anfänge liegen jedoch bereits in den 1920er<br />

Jahren. Damals realisierte Stadtbaurat Ernst May (1886-1970) und seine Mitarbeiter unter dem<br />

Begriff „Das Neue Frankfurt“ ein umfassendes Wohnungsbauprogramm mit zahlreichen neuen<br />

Siedlungen. Der Landschaftsarchitekt Leberecht Migge (1881-1935) entwickelte dazu ein<br />

Grünkonzept, das sich sowohl auf den gesamten Stadtraum als auch detailliert auf einzelne<br />

Siedlungen und Grünanlagen bezog. Eine Stadterweiterung mittels so genannter Trabanten<br />

stellt das Niddatal-Projekt dar. Die an den sanften Hängen gelegenen neuen Siedlungen Höhenblick,<br />

Römerstadt, Praunheim und Westhausen fassen die weite Auenlandschaft der Nidda<br />

räumlich ein. Im Zuge der Niddaregulierung nahm die Stadtverwaltung unter Gartenbaudirektor<br />

Max Bromme (1878-1974) tiefgreifende landschaftsgestaltende Maßnahmen vor, mit<br />

denen der Ausbau des Grüngürtels begann. Schon damals entstand die Idee, diesen wie ein<br />

grünes Band um die K<strong>ernst</strong>adt zu legen.<br />

Die Freiflächen, tatsächlich bereits als Grüngürtel bezeichnet, gliederten die Stadt, dienten<br />

der Landwirtschaft und den Kleingärtner zur Bearbeitung sowie den anliegenden Bewohnern<br />

zur Erholung mit der Möglichkeit zu sportlicher Betätigung. In den neuen Siedlungen realisierte<br />

man neben öffentlichen Grünflächen und Schulgärten auch Haus- und Vorgärten, Dachterrassen<br />

sowie Kleingartenanlagen in unmittelbarer Nähe. „Licht, Luft, Sonne“ gehörten fest<br />

zum Konzept des „Neuen Bauens“, in dem man dem neuen Menschen gesunde Wohnverhältnisse<br />

und gute Lebensbedingungen schaffen wollte.<br />

Auf der Vorderseite des Faltblattes sind die Wegebeschreibung und die Erläuterungen nachzulesen.<br />

Anhand der Beschreibung der Grünflächenplanung des Neuen Frankfurt (1925-1930)<br />

versteht der Leser die Ursprünge des heutigen GrünGürtel-Projekts. Historische und aktuelle<br />

Fotografien unterstützen die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart. Zitate des<br />

Landschaftsarchitekten Leberecht Migge in den Stationsüberschriften spiegeln den damaligen<br />

Zeitgeist wider.<br />

Auf der Rückseite befindet sich ein Luftbild mit dem eingezeichneten Wegeverlauf. Impressionen<br />

vom Rundweg runden die Informationen ab.<br />

In wenigen Monaten können die Wanderer dann auch den Garten am Ernst-May-Haus bewundern.<br />

„Wir wollten ihn gerne zur Vorstellung der Karte fertiggestellt haben, aber das<br />

klappte leider nicht“, sagte Gesellschafts-Vorsitzender Eckhard Herrel.<br />

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Das Faltblatt ist in einer Auflagenhöhe von 5000 Stück erschienen und ist im Ernst-May-Haus,<br />

Im Burgfeld 136 (jeden 1. Samstag im Monat von 15 bis 18 Uhr sowie am Tag des Denkmals<br />

morgen, Sonntag, von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr) und bei der Bürgerberatung im Frankfurt<br />

Forum, Römerberg 32, erhältlich oder kann beim Umwelttelefon unter 21 23 91 00 bestellt<br />

werden. Bericht: Sören Rabe<br />

Frankfurter Rundschau, Freitag, 31. August 2007<br />

Besorgt um die Frankfurter Küche<br />

Die FAG-Stadtverordnete Gisela Becker sorgt sich um die Inneneinrichtung der Ernst-May-<br />

Häuser. Diese nämlich würde nach Auszug oder Todesfall von Mietern der Wohnungs<strong>gesellschaft</strong><br />

einfach als „Sperrmüll“ behandelt. Dabei stehe das Original-Interieur, man denke nur<br />

an die Frankfurter Küche, ebenso unter Denkmalschutz wie die Bauten.<br />

Frankfurter Rundschau, Dienstag, 28. August 2007<br />

Man kennt sich<br />

Die Hellerhof-Siedlung ist ein zentrales Stück des alten „Neuen Frankfurt“<br />

Wir leben hier wie im Paradies", sagt Elfriede Scherer. Vor 71 Jahren hier geboren und aufgewachsen,<br />

wohnt sie immer noch hier. In der Arbeitersiedlung, deren Ruf nie der Beste war -<br />

und die Frankfurter Zeitgeschichte und weltweite Architekturgeschichte schrieb. Die Hellerhof<br />

Siedlung, deren älteste Straßenzüge 1902 auf dem Gelände des ehemaligen Landgutes Hellerhof<br />

entstanden. Sie war ein Novum des Städtebaus, weil sie nicht nur billige, sondern auch<br />

komfortable Wohnungen für die Arbeiter bot: Bad, Einbauküche, viel Licht, viel Grün. Für 27<br />

Mark. Sie stehen heute unter Denkmalschutz, sind Vorläufer der Häuser, die in den 20ern unter<br />

Architekt Ernst May zu Weltruhm gelangten. "Als ein Musterbeispiel sozialen Wohnungsbaus."<br />

Elfriede Scherer wohnt in der Schneidhainer Straße. Gleich um die Ecke von Coiffeur Selma<br />

und der Gaststätte Hellerhof. Nur Vogelgezwitscher und gelegentlich Autos unterbrechen die<br />

Stille zwischen hohen Hecken, weiten Grünflächen und den bunt-weiß gestreiften Balkonmarkisen.<br />

Kleinstadtidylle in der Großstadt.<br />

"Früher durfte man das Gras nicht betreten, sonst kam der Flurschütz", sagt Hannelore Bürger.<br />

Sie ist 63 Jahre alt. Früher, das war kurz nach dem Krieg, und damals war alles ganz anders,<br />

da sind sich beide Damen einig. Während die Brüder ihr Taschengeld mit Kohleschippen im<br />

Heizkraftwerk aufbesserten, durften die Mädchen "gar nix, außer den Puppenwagen auf der<br />

Straße schieben". Die Wäscheleinen wurden versteckt angebracht, um die einheitliche Fassade<br />

nicht zu stören und die Mittagsruhe galt strikt bis 15 Uhr.<br />

"Die Siedlung - Monatszeitschrift für gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungswirtschaft" gab<br />

Ratschläge zu Blumenpflege, diskutierte die elektrische Küche und sorgte für die "Stärkung<br />

und Vertiefung des Gemeinschaftsgefühls". Straßenfeste waren selbstverständlich und Silvester<br />

wurde im Haus gemeinsam gefeiert. "Alle Türen standen offen und jeder konnte kommen<br />

und gehen", erzählt Bürger. "Die Siedlung war wie ein Dorf, man kannte sich."<br />

Und dann kam der erste Fernseher in die Hornauer Straße. "Das war schon ein Ereignis damals",<br />

erinnert sich Scherer. Insbesondere zur Krönung von Elisabeth II., am 2. Juni 1953. "Da kamen<br />

so viele Zuschauer, dass der Herr Dorfschäfer am Abend alle seine Aquarienfische beerdigen<br />

musste." Das war Anfang der 50er Jahre und die Häuser waren wieder fast alle instandgesetzt.<br />

Denn die Siedlung hatte mit am stärksten unter den Bomben gelitten. Von den 2645 Wohnungen<br />

der Siedlung blieben nur sechs unversehrt. "Unsere Gesellschaft musste erfahren, wie<br />

gefährlich es war, so ausgedehnten Hausbesitz zwischen den Gleisen des Hauptgüterbahnhofes<br />

und dem Industrieviertel zu haben", hieß es 1952 in der Festschrift der Wohnungsbau<strong>gesellschaft</strong>.<br />

Das vergilbte Jubiläumsdokument in Sütterlin ist Erbe von Scherers Vater. Er war Heizungsverwalter<br />

des Bauunternehmers und Gründers der Siedlung, Philipp Holzmann, arbeitete nach<br />

dem Krieg aber als Hausmeister - "bis die Heizung wieder funktionierte". Wie er bauten viele<br />

Bewohner der Siedlung ihre Wohnungen eigenhändig wieder auf. "Aus Trümmern - und mit<br />

Beziehungen", erzählt Hannelore Bürger.<br />

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Manche profitierten von den Kontakten zu den Amerikanern, Scherers Vater wiederum war<br />

von Berufs wegen für den Wiederaufbau zuständig und "da blieb auch immer was für uns<br />

übrig", sagt seine Tochter. Bürger erinnert sich, dass ihr Vater für neu verlegte Elektroleitungen<br />

auf einem Bauernhof Hühner mit nach Hause brachte.<br />

Drei-Generationen-Zimmer<br />

Bis zu drei Generationen wohnten damals in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Für 56,65 Mark. Konkurrenzlos<br />

günstig und komfortabler als manche bürgerliche Wohnung. "Früher haben hier gut<br />

situierte Leute gewohnt", sagt Bürger. Es war ein "Vorzeigeviertel".<br />

"Brauchbarkeit und Bequemlichkeit für wenig Geld" waren das Ziel des holländischen Architekten<br />

Mart Stam gewesen. Er und sein Mentor, Stadtbaurat Ernst May, setzten damit ein<br />

Baudenkmal des "Neuen Frankfurt".<br />

Dafür fanden sie internationale Anerkennung - die sich später zu heftigen Protesten von Architekten<br />

und Bauhistorikern weltweit wandelte, als die Hellerhof-Gesellschaft die Häuserreihen<br />

an der Frankenallee abreißen wollte. Erst 1976, nach fünf Jahren, erreichte man einen Kompromiss<br />

- um einen Teil der Häuser für die Nachwelt zu bewahren.<br />

Bericht: Katharina Küte<strong>may</strong>er<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 16. August 2007<br />

Tassilo Sittmann führt durch die Nordweststadt<br />

Römerstadt. Das Ernst-May-Haus im Burgfeld zum Museum für den Frankfurter Stadtplaner zu<br />

machen, ist das Herzensanliegen der Ernst-May-Gesellschaft. Dabei bleibt allerdings die<br />

Nachbarschaft rund um die Römerstadt nicht unbeachtet. Für den kommenden Samstag, 18.<br />

August, bietet die Gesellschaft einen Rundgang durch die Nordweststadt ein. Die Führung<br />

durch die „Raumstadt“ übernimmt der Architekt und Stadtplaner Tassilo Sittmann, der den<br />

Stadtteil gemeinsam mit Walter Schwagenscheidt konzipiert hat. Schwagenscheidt arbeitete<br />

bereits in den 1920er Jahren mit Ernst May zusammen, später entwarfen beide Städte in der<br />

Sowjetunion. Sittmann wiederum begegnete May, als er sich 1959 gemeinsam mit Schwagenscheidt<br />

am Wettbewerb beteiligte – in der Jury saß unter anderem May.<br />

Etwa eine Stunde wird der Rundgang durch die Nordweststadt dauern. Treffpunkt für die Teilnehmer<br />

ist um 15 Uhr am Ernst-May-Haus, Im Burgfeld 136. Bericht: fnp<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 9. August 2007<br />

Meine Kindheit im Museum<br />

Heike Sachs wohne im Burgfeld 136<br />

Römerstadt. Als Heike Sachs als kleines Mädchen Anfang der 50er Jahre im Garten ihren<br />

Großeltern spielte, hätte sie sich gewiss nicht träumen lassen, dass sich einmal Architekturhistoriker<br />

für ihr sie interessieren würden. Ebenso wenig hätte sie erwartet, dass ihr Elternhaus<br />

einmal ein Museum für den Schöpfer der Römerstadt, Ernst May, werden würde. Heike Sachs<br />

ist die Tochter von Mea Sachs, der letzten Bewohnerin des Hauses Im Burgfeld 136, das die<br />

Ernst-May-Gesellschaft derzeit in ein Museum umwandelt.<br />

Heike Sachs hat ihre Kindheit in der wohl berühmtesten Siedlung des Frankfurter Städteplaners<br />

verbracht. Damals habe die Römerstadt völlig anders ausgesehen, sagt sie und zeigt in ihrem<br />

Fotoalbum eine Aufnahme von 1930. Es liegt Schnee, die Straße ist verlassen, die Häuser<br />

scheinen weit auseinander zu stehen. „In den Fünfzigern gab es nur zwei oder drei Autos in<br />

unserer Straße.“ Für das kleine Mädchen und die Nachbarskinder blieb viel Platz zum Rollschuh-<br />

und Fahrradfahren. „Zwei Mal in der Woche kamen der Kartoffelmann, der Gemüsehändler<br />

und der Eiermann. Der Eismann brachte Stangeneis.“ Die Großmutter, Minna Sachs,<br />

habe das Eis zerkleinert und in den Schrank unter dem Küchenfenster gefüllt. „Einen Kühlschrank<br />

gab es erst viel später.“ Kleine Eisstücke sammelten die Kinder ein, um sie zu lutschten.<br />

„Damals hat es niemanden gestört, wenn wir Kinder laut waren. Manche Nachbarn hörte<br />

man durch die Wände singen“, so Frau Sachs. Immer am ersten Samstag im Juli wurde in den<br />

Gärten gefeiert. „Alles wurde geschmückt. Für uns Kinder wurde ein Lampion-Umzug organisiert.“<br />

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Für Kinder sei die Römerstadt ein Paradies gewesen. „Wir waren mal bei jenem, mal bei jenem<br />

im Garten.“ Und die Eltern wussten immer, wo der Nachwuchs war. Als sie selbst später<br />

eine Tochter hatte, die nach der Schule oft zur Großmutter ging, sei das anders gewesen, es<br />

gab zu dieser Zeit kaum Kinder in der Siedlung. Erst heute leben wieder junge Familien in der<br />

Nachbarschaft.<br />

Auf der „Bleichwiese“ im Garten habe ihre Großmutter tatsächlich die Wäsche gebleicht.<br />

„Andere Nachbarn gingen dazu auf die Wiesen an der Nidda. Selbst Teppiche hat mein<br />

Großvater im Garten ausgeklopft.“ Ursprünglich sei die Gartenfläche dem Gemüseanbau<br />

vorbehalten gewesen. „Aber meine Großmutter liebte Blumen. Vor allem Rosen und Tulpen.<br />

So blieb nur ein kleines Kräuterbeet übrig.“ Vieles sei anders geworden, als die Nordweststadt<br />

und die U-Bahn gebaut wurden. Es war fast ein Schock. „Früher war dahinter freies Feld mit<br />

Obstbäumen. Man konnte bis Heddernheim und Niederursel sehen.“ Kein Schock, aber doch<br />

ein seltsames Gefühl ist es für Heike Sachs zu sehen, wie das Museum im ehemaligen Elternhaus<br />

wächst. „Ich dachte, meine Mutter steht hinter der nächsten Tür.“ Dass sie in einem besonderen<br />

Haus wohne, habe die Mutter stets gewusst. Häufig seinen junge Architekturstudenten<br />

zu Gast gewesen. „Dass hier heute ein Museum ist, hätte ihr bestimmt gefallen.“ (hau)<br />

Geöffnet ist das Museum (Im Burgfeld 136) jeden ersten Samstag im Monat von 15 bis 18 Uhr.<br />

Die nächsten Termine:<br />

16. August: Führung durchs Haus am Tag der Industriekultur. Anmeldung: 15 34 38 83.<br />

18. August: May-Führung mit Tassilo Sittmann, Treffpunkt 15 Uhr am May-Haus. Bericht: hau<br />

Redaktionsbeilage der FAZ, Donnerstag, 9. August 2007<br />

Route der Industriekultur Rhein-Main<br />

180 Veranstaltungen an 104 Orten bieten die „Tage der Route der Industriekultur Rhein-Main“<br />

– zwischen Miltenberg am Main und Bingen am Rhein. Die Kulturregion Frankfurt / Rhein-Main<br />

GmbH organisiert sie zum fünften Mal – diesmal unter dem Schwerpunktthema „Essen und<br />

Trinken – Nahrungsmittel“. Es gibt Betriebsführungen, Besichtigungen, Konzerte, Ausstellungen,<br />

Radtouren, Sommerfeste und mehr. (…)<br />

Bildunterschrift: Frankfurt – Frankfurter Küche Der Prototyp der modernen Einbauküche ist bei<br />

Führungen im Ernst-May-Haus am Donnerstag um 15 und 16.30 Uhr zu besichtigen. Anmeldung:<br />

069 /15 34 38 83. Bericht: gui.<br />

Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 7. August 2007<br />

Vom Leben im May-Haus<br />

Römerstadt. Erinnerungen an die 50er und 60er Jahre in der Römerstadt werden heute Abend<br />

beim Stammtisch der Ernst-May-Gesellschaft geweckt. Denn „Stargast“ des Abends ist<br />

Frau Sachs, Tochter der letzten Bewohnerin des Hauses Im Burgfeld 136, das die Gesellschaft<br />

zum Museum ausbaut. Sie wird über ihre Erinnerungen an die Siedlung und das Haus erzählen<br />

und auch einen Blick in ihr altes Fotoalbum gestatten. Der May-Stammtisch wird heute, 7.<br />

August, um 19.30 Uhr im Bornheimer Lokal „Apfelwein Solzer“, Berger Straße 260, eröffnet.<br />

Bericht: ing<br />

Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 19. Juli 2007<br />

Rüben in Reih und Glied<br />

Römerstadt Auch der Garten hinter dem Ernst-May-Haus soll in Originalzustand kommen<br />

Bildunterschrift: Im Guckkasten: Blick aus dem Ernst-May-Musterhaus in den Garten. Der soll<br />

auch wieder rekonstruiert werden. Bericht: Andreas Müller<br />

Frankfurter Neue Presse, Montag, 9. Juli 2007<br />

Was uns Ernst May hinterließ<br />

SPD Heddernheim lud zu einem Spaziergang durch die Römerstadt ein<br />

Heddernheim. Eine Zeitreise in die Ursprünge der Römerstadt-Siedlung unternahm der SPD-<br />

Ortsverein Heddernheim. Der Spaziergang durch die vom einstigen Stadtbaurat Ernst May<br />

entworfene Siedlung zwischen Heddernheim und Praunheim stieß auf großes Interesse. Mehr<br />

33


als 60 Bürger zog es in die Vergangenheit, darunter natürlich auch solche Römerstädter, die<br />

sich an ihre Kindheit erinnern wollten. Die hinzugezogenen Bewohner wollten etwas über die<br />

Entstehung der Siedlung erfahren, aber auch Frankfurter, die sich für die May’schen Bauvorhaben<br />

der 20er und 30er Jahre interessierten, wanderten mit.<br />

„Mit unseren Spaziergängen wollen wir den Kontakt der Bürger untereinander und die Identität<br />

mit dem Wohnquartier pflegen“, sagte die Ortsvereinsvorsitzende Claudia Unterköfler bei<br />

der Begrüßung am Rundbau in der Hadrianstraße. Die Moderation des knapp zweistündigen<br />

Rundgangs hatte sie in die Hände von Eckhard Herrel, dem Vorsitzender der Ernst-May-<br />

Gesellschaft gelegt. Der sprach von der Symbolik des Kopfbaus an der Ecke von Hadrianstraße<br />

und „In der Römerstadt“, der einem großen Passagierdampfer ähnele und so an den Fortschritt<br />

im Schiffbau erinnere. Damals ging es um das „Blaue Band“ für die schnellste Überquerung<br />

des Atlantiks.<br />

Im Kontrast zu den Gassen der Innenstadt und den alten Stadtteilen habe May nach dem<br />

Motto „Licht, Luft, Sonne“ die Straßen weiträumig und mit viel Grün angelegt. „Er hat so die<br />

Natur in die Wohnungen geholt“, sagte Herrel. Die terrassenförmige, leicht gebogene Straßenführung<br />

mit Bastionen, halbrunden Grünflächen am Ende der Häuserreihen und einer<br />

Mauer zum Niddatal rufe die Geschichte des Geländes ins Gedächtnis zurück. „Schon die<br />

Römer siedelten hier und fühlten sich zwischen der alten Heerstraße von Mainz nach Fulda<br />

und dem Niddatal heimisch.“ Als kommunikativen Treffpunkt habe May die Bastionen mit<br />

Blick über die Flussaue geplant, in denen sich auch kleine Feste feiern ließen. In diesem Zusammenhang<br />

äußerte die SPD-Vorsitzende ihr Unverständnis darüber, dass die Bänke auf diesen<br />

Grünflächen entfernt worden seien. „Ernst May hat im Siedlungsbau neue Akzente gesetzt,<br />

und das trotz schwieriger Bedingungen und auch gegen politische Widerstände“, betonte<br />

Unterköfler.<br />

Als Folge des Ersten Weltkrieges und des Zusammenbruchs der Wilhelminischen Goldmark<br />

suchten 14 000 Menschen in Frankfurt dringend eine Wohnung. 70 Prozent davon waren obdachlos,<br />

und 13 Prozent litten wegen der völlig unzureichenden hygienischen Verhältnisse<br />

unter Mangelerkrankungen wie Tuberkulose. Möglichst schnell sollte Stadtrat May neue Wohnungen<br />

am Rande der Großstadt aus dem Boden stampfen, und das, obwohl das Geld immer<br />

knapper wurde. Sein ursprüngliches Konzept mit Volkshäusern, Kindergärten und Schulen<br />

musste er immer wieder zusammenstreichen. So wurden in Westhausen aus Ein- schnell Zweifamilienhäuser.<br />

Bei Ebbelwei und Gebäck im Garten des May-Museum „Im Burgfeld 136“ zogen die Teilnehmer<br />

Vergleiche zwischen gestern und heute. Das Zürich-Hochhaus am Opernplatz ist abgerissen,<br />

vom Fernmelde-Hochhaus hinter dem Kaufhof an der Hauptwache sei auch nichts mehr<br />

zu sehen. Die Grundrisse der May-Wohnungen seien noch immer zweckmäßig und die Wohnungen<br />

in den Siedlungen nach wie vor begehrt, auch wenn sie von der Quadratmeterzahl<br />

her klein ausfielen. Wohnungen, die rund 30 Jahre vor den Hochhäusern gebaut wurden.<br />

Bericht: ralf<br />

Frankfurter Neue Presse, Montag, 9. Juli 2007<br />

Mit der SPD auf Zeitreise<br />

Römerstadt. Die Heddernheimer Sozialdemokraten laden zur Zeitreise ein, die unter dem Motto<br />

„Licht, Luft und Sonne für jedermann“ steht. Eckhard Herrel, Vorsitzender der Ernst-May-<br />

Gesellschaft, bietet einen Rundgang durch die Siedlung des „neuen Frankfurts“ an, einschließlich<br />

einer Führung im Ernst-May-Musterhaus. Die Tour beginnt am Samstag, 7. Juli, um<br />

15 Uhr in der Hadrianstraße in Höhe der Hausnummer 1.<br />

„Mach mit“ Bürger für Bürger 3/07<br />

Ein Reihenhaus wird zum Musterbau<br />

Die „<strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong>“ hat sich viel vorgenommen<br />

Bildunterschrift 1: Dr. Eckhard Herrel vor dem Haus: Auch die originalen Eingangstüren sollen<br />

künftig in das Musterhaus in der Römerstadt eingebaut werden<br />

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Bildunterschrift 2: Christina Treutlein in der Geschäftsstelle im ehemaligen Kinderzimmer<br />

Bericht: Ernst Neubronner<br />

Frankfurter Rundschau, Freitag, 15. Juni 2007<br />

Im Einsatz für die Gemeinschaft<br />

Beim Freiwilligentag in Frankfurt engagieren sich am Samstag Hunderte fürs Gemeinwohl<br />

Anpacken, um die Welt ein wenig besser zu machen<br />

Menschen engagieren sich, damit das Miteinander in der Gesellschaft weiter existiert<br />

(…) Margit Meßmer (57) ist eine davon. Die Architektin, seit einigen Jahren selbstständig, hilft<br />

beim Aufbau des Ernst-May-Hauses in der Frankfurter Römerstadt. Das Haus soll an den berühmten<br />

Architekten erinnern, nach dessen Entwürfen die Römerstadt gebaut worden ist.<br />

Meßmer koordiniert ehrenamtlich die Rekonstruktion des historischen Gartens und der originalgetreuen<br />

Holzfenster in Abstimmung mit der Denkmalpflege und den Handwerkern.<br />

Sie will unter Leute kommen und neben ihrer Arbeit etwas Sinnvolles tun, sagt die 57-Jährige<br />

über die Gründe für ihr Engagement. Sie will „etwas zurückgeben“. Meßmer hat einen behinderten<br />

Sohn großgezogen. Jetzt ist er aus dem Haus. Und weil sie den Menschen dankbar ist,<br />

die ihr geholfen haben, legt sich die 57-Jährige für Gemeinwohl ins Zeug. Ehrenamtliches Engagement<br />

sei wichtig, „weil sehr viele Sachen, die von Bedeutung sind, nicht mehr finanziert<br />

werden können“. Das gilt wohl auch für die Bewährungshilfe, die inzwischen vom ehrenamtlichen<br />

Engagement im gleichen Maße profitiert wie die Ernst-May-Gesellschaft. (…)<br />

Bildunterschrift: Margit Meßmer engagiert sich für die Ernst-May-Gesellschaft und koordiniert<br />

die Rekonstruktion einer May-Wohnung in der Frankfurter Römerstadt. Mit dabei sind der Vorsitzende<br />

des Vereins, Eckhard Herrel (li.), und der Schatzmeister Hermann-Josef Birk.<br />

Bericht: Jürgen Schultheis<br />

Frankfurter Rundschau, Dienstag, 8. Mai 2007<br />

Kaffee im Glashaus<br />

Der Pavillon im Huthpark ist ein architektonisches Kleinod – jetzt soll er saniert und ein Café<br />

werden<br />

Nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen scheint eine Nutzung für den Huthpark-Pavillon<br />

in Sicht. Das denkmalgeschützte Kleinod aus der Ernst-May-Ära soll zum gläsernen Park-Cafe<br />

umgebaut werden und könnte im nächsten Frühjahr öffnen.<br />

Bericht: Andreas Müller<br />

Frankfurter Rundschau, Dienstag, 8. Mai 2007<br />

Hintergrund<br />

Architektur im Grünen<br />

Ernst May und der Huthpark<br />

(…) „Dieser Pavillon ist glücklicherweise auf Veranlassung des Grünflächenamtes schon wunderbar<br />

wiederhergestellt worden und wird heute als Vereinshaus genutzt“, berichtet Eckhard<br />

Herrel. Der in Bad Homburg lebende Kunsthistoriker ist Vorsitzender der 2003 gegründeten<br />

Ernst-May-Gesellschaft, der 140 Mitglieder angehören.<br />

Herrel, der über Frankfurts berühmten Architekten Ernst May eine Doktorarbeit verfasste, weiß<br />

bestens um die ursprüngliche Funktion der Pavillons im Konzept der „grünen Stadt“ aus den<br />

20er Jahren des vorigen Jahrhunderts Bescheid.<br />

Mit Duschen ausgestattet, dienten die Park-Bauten vorrangig Schulklassen als Umkleidekabinen,<br />

nachdem sich die Kinder und Jugendlichen im Park beim Sport und Spiel ausgetobt hatten.<br />

„Ausflüge ins Grüne, Pflanzenkunde, Sport und Unterrichtsstunden im Park, all das gehörte<br />

damals zum Konzept für die Schüler“, berichtet Herrel. „May wollte die Menschen, insbesondere<br />

die jungen, aus ihren damals zumeist noch dumpfen und düsteren Wohnungen heraus<br />

in die Natur holen. Das war sein Grundgedanke.“<br />

Bericht: Andreas Müller<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 3. Mai 2007<br />

Keiner wollte May-Küche<br />

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Frankfurt. Geschätzt war sie auf 22 000 bis 36 800 Euro: Die Frankfurter Küche, die gestern vom<br />

Auktionshaus Sotheby's in London aufgerufen wurde. Allerdings fand sich kein Bieter für die<br />

von Grete Schütte-Lihotzky konzipierte Küche, teilte Sprecherin Selei Serafin mit. Diese war für<br />

die Unterbringung der Professoren der Psychiatrie (Niederrad) angefertigt worden. Nun geht<br />

sie zurück an den Einlieferer, der anonym bleiben will. Bericht: bea<br />

hr hessen fernsehen, Hessenschau, Mittwoch, 2. Mai 2007, 19.30 Uhr<br />

Frankfurter Küche bei Sotheby's in London<br />

Bericht über die „Frankfurter Küche“ von Margarete Schütte-Lihotzky anlässlich der Versteigerung<br />

einer solchen bei Sothby's in London. Eckhard Herrel erläutert in der Frankfurter Küche<br />

des Ernst-May-Hauses die Besonderheiten dieses Prototyps der Einbauküche.<br />

Bericht: Dominik Nourney<br />

Frankfurter Rundschau, Montag, 2. April 2007<br />

Frankfurter Küche unterm Hammer<br />

Bei Sotheby's in London steht der Hausfrauenstolz der 20er Jahre zum Verkauf / Schätzpreis<br />

mindestens 22 000 Euro<br />

Zu all den Kronjuwelen, Fabergé-Eiern oder Rembrandts liefert jetzt auch Frankfurt seinen Beitrag<br />

zu den Pretiosen dieser Welt. Erstmals wurde dem Auktionshaus Sotheby's eine "Frankfurter<br />

Küche" angeboten. Sie wird am 2. Mai in London versteigert.<br />

Frankfurt - Ein Küchenschrank mit den zehn Aluminium-Schütten, ein ausklappbarer Arbeitstisch<br />

samt Drehhocker auf Rollen, ein spinnenfingriger Handtuchhalter, ein weißer Spülstein<br />

aus Keramik sowie das berühmte herunterklappbare Bügelbrett - so empfiehlt sich die "Frankfurter<br />

Küche" im Katalog des noblen englischen Auktionshauses Sotheby's. Um die 10 000<br />

platz- und wegsparende Einbauküchen waren ab 1926 in die Wohnungen der Frankfurter<br />

Arbeitersiedlungen eingebaut worden. Wie immer bei interessanten Avancen, entscheidet<br />

das Haus anhand eingesandter Fotos, ob es sich lohnt, einen Experten loszuschicken und das<br />

Original "kostenlos und unverbindlich" zu schätzen. Bei der "Frankfurter Küche" hat das geklappt.<br />

Wer auf die Idee kam, das von Margarete Schütte-Lihotzky, der Wiener Architektin<br />

und May-Mitarbeiterin, entwickelte und vom Zeitgeist überrollte Küchen-Interieur in Euro umzusetzen,<br />

wird nicht verraten. Sehr wohl aber der Schätzpreis. Zwischen rund 22 000 und 36<br />

800 Euro (15 000 bis 25 000 englische Pfund) soll dieser ehemalige Hausfrauenstolz wert sein.<br />

Schütten am falschen Platz<br />

Die nun auf den Markt gebrachte Küche ist nicht mehr im Originalzustand. Erstens ist sie hell<br />

gestrichen - nicht mehr in jenem Graugrün, das damals der letzte Schrei war. Zweitens ist sie<br />

unvollständig. Die Kochkiste fehlt, der Herd, und auch das Spülbecken ist jüngeren Datums.<br />

Und die Schütten sind am falschen Platz. Das Material der Kücheneinbauten hatte eine Lebensdauer<br />

von maximal 35 Jahren. "Also alles, was heute noch als Frankfurter Küche bezeichnet<br />

wird, hat mit der Frankfurter Küche der Zwanziger Jahre nicht mehr das geringste zu<br />

tun, auch nicht in den Räumen der alten Frankfurter Wohnbauten", schreibt Schütte-Lihotzky<br />

1981 als 84-Jährige in ihrem Buch Warum ich Architektin wurde.<br />

Die "Frankfurter Küche" stellte nicht nur eine Revolution im sozialen Wohnungsbau dar. Sie war<br />

vor allem ein Marketing-Schlager. Stadtbaurat Ernst May hatte immer wieder darauf verwiesen,<br />

dass die zwar winzige, aber hoch funktionelle Einbauküche von einer Frau "erfunden"<br />

worden sei, eben von Schütte-Lihotzky. Weil eine Frau am besten wisse, was Frauen wollen.<br />

Gegenüber Politik und Magistrat war dies ein geschicktes Argument mit den gängigen kleinbürgerlichen<br />

Rollenvorstellungen. Mit denen er ja nicht ganz schief lag. Dabei, erinnert sich<br />

die Architektin, habe sie "bis zur Schaffung der Frankfurter Küche nie einen Haushalt geführt,<br />

nie gekocht und keinerlei Erfahrung mit Kochen gehabt". Sie war an die Sache herangegangen<br />

wie ein Mann - generalstabsmäßig.<br />

Bei Sotheby's lässt sich auch die Bewegungsstudie einsehen, mit der Margarete Schütte-<br />

Lihotzky die Arbeitsabläufe der Frau am Herd nachvollzogen hatte. Ihr Anliegen war es, für<br />

berufstätige, in permanenter Zeitnot stehende Frauen einen Arbeitsplatz zu schaffen ohne<br />

36


weite Wege und überflüssige Handgriffe. Als Grundlage diente ihr die "wissenschaftliche Betriebsführung",<br />

die erkannt hatte, dass es für jede Art von Verrichtung eine bestimmte Art gab,<br />

"die die einfachste, am wenigsten anstrengende und ermüdende" ist. Die Architektin erledigte<br />

diese Aufgabe mit Bravour. Obwohl sie, wie sie schreibt, ihre Zweifel hatte, ob diese Form<br />

der Rationalisierung "zum Segen oder Fluch der Menschheit wird".<br />

Die Frankfurter liebten "ihre" Küche. In den 90er Jahren kapitulierten die Wohnungsbau<strong>gesellschaft</strong>en<br />

als Eigentümer die Siedlungen vor dem Modernisierungsdruck. Bei Mieterwechseln<br />

oder Sanierungen landeten die Einbauten häufig auf dem Sperrmüll. Relikte mag es noch<br />

geben. Ein Original ist im Historischen Museum zu sehen, zwei Wohnungsbau<strong>gesellschaft</strong>en<br />

haben Exemplare konserviert, die Ernst-May-Gesellschaft hält eines in dem Reihenhaus Im<br />

Burgfeld 136 in der Römerstadt in Ehren. Und ein gut erhaltenes Fragment wird jetzt bei Sotheby's<br />

vergoldet. Bericht: Anne Lorenc<br />

Frankfurter Neue Presse, Freitag, 30. März 2007<br />

Frankfurter Küche wird bei Sotheby’s in London versteigert<br />

Frankfurt. Ein Stück Frankfurter Geschichte kommt am 2. Mai in den Auktionsräumen von<br />

Sotheby’s in London unter den Hammer: Dort wird eine von Margarete Schütte-Lihotzky konzipierte<br />

„Frankfurter Küche“ zum Aufruf kommen. „Sie ist geschätzt auf 22 083 bis 36 805 Euro“,<br />

teilt Sotheby’s-Sprecherin Selei Serafin mit.<br />

1926 war es Margarete (Grete) Schütte-Lihotzky – eine der ersten weiblichen Architekten, die<br />

für Ernst May arbeitete –, die das Konzept der maximalen Funktionalität in kleinsten Raumverhältnissen<br />

in einem neuen Küchenentwurf anwandte. Sie verarbeitete die modernen Konzepte<br />

der Gastronomie auf Flug-, Bahn- und Seereisen und übertrug sie auf den Alltag einer Hausfrau.<br />

Die Idee war, die Küche in ein „Labor der Hausfrau“ zu verwandeln, um über mehr Zeit<br />

für Freizeit zu verfügen.<br />

Das Musterstück, das nun in London versteigert wird, wurde nach Angaben von Sotheby’s für<br />

die Unterbringung der Professoren der psychiatrischen Abteilung Niederrad angefertigt. Der<br />

Entwurf für das Krankenhaus-Projekt stammt von Martin Elsaesser, dem Architekten, der auch<br />

die Großmarkthalle konzipierte. Die Unterkünfte für das Management des Krankenhauses waren<br />

komfortabler und konnten in einem größeren Rahmen angelegt werden als die anderen<br />

Projekte. Dadurch konnte die Hauptanrichte der Küche etwas größer und freistehend entworfen<br />

werden. In anderen Versionen der Küche hingegen, wie für den sozialen Wohnungsbau,<br />

wurden die Küchenschränke direkt an der Wand befestigt und benötigten somit keine Rückwand.<br />

„Ein interessantes Objekt“, nennt der Vorsitzende der Ernst-May-Gesellschaft, Eckhard<br />

Herrel, das Versteigerungsobjekt. Und von steigendem Wert. Eine der Küchen steht sogar im<br />

Victoria & Albert Museum in London. Die Frankfurter Küche war die erste serienmäßig angefertigte<br />

Einbauküche. „15 000 Stück wurden damals eingebaut. Bis heute sind nur noch wenige<br />

erhalten, und die Zahl reduziert sich täglich.“ Frankfurter Küchen seien schon öfter versteigert<br />

worden, weiß Herrel. Vor zwei Jahren, so erinnert er sich, sei eine zum Preis von 20 000<br />

Euro an einen Privatsammler nach Berlin gegangen. Bericht: Beate<br />

Lambrich<br />

Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 20. März 2007<br />

Jetzt fehlt nur noch der Herd<br />

Römerstadt. Noch braucht man etwas Fantasie, um sich die Frankfurter Küche im Ernst-May-<br />

Haus Im Burgfeld 136 in Aktion vorzustellen. Bis auf den Herd sind aber bereits alle wichtigen<br />

Küchenmöbel an Ort und Stelle, nur kleinere Teile wie Lampe oder Wasserhahn fehlen noch.<br />

Und auch die typischen Markenzeichen von Margarethe Schütte-Lihotzky sind erkennbar:<br />

Aluminiumschütten, ausziehbare Arbeitsbretter und eine Teleskopschiene für den Aufleger<br />

des ausklappbaren Bügelbretts, wie sie in den Küchen der 1920er Jahre eingebaut wurden.<br />

„Schon in wenigen Wochen werden wir auch den Herd bekommen, dann können wir bald<br />

mit dem Streichen beginnen“, sagt Eckhard Herrel, Vorstandsvorsitzender der Ernst-May-<br />

Gesellschaft. Im Durchgang zur freigelegten Tür, die früher Küche und Esszimmer miteinander<br />

37


verband, sind bereits mehrere Farbproben und freigelegte Stellen zu erkennen.<br />

„Denn alle Holzteile waren in einem petrolfarbenen Blau gestrichen. Bekanntlich sollte diese<br />

Farbe fliegenabweisend wirken“, sagt Herrel. Durch die Freilegung konnten die Restauratoren<br />

nachweisen, dass die Küche im Haus Nummer 136 besagten Farbton auch wirklich aufwies.<br />

Denn seit der Frankfurter Küche im Historischen Museum ist bekannt, dass in vielen Häusern<br />

unter anderem auch Grün verwendet wurde. Mittlerweile vermuten die Experten, dass die<br />

Fliegen weniger einen bestimmten Farbton meideten, sondern eher die einheitliche und eintönige<br />

Farbgebung in den Küchen.<br />

Rund 10 000 Euro hat die Restaurierung der Küche im Musterhaus bereits gekostet. Mit einem<br />

höheren Betrag wird auch die Restaurierung des Herds zu Buche schlagen. „Dafür mussten wir<br />

die Platten nachgießen lassen“, sagt der Vorsitzende der Ernst-May-Gesellschaft. Bezeichnenderweise<br />

konnte die Hausfrau mit einem Elektroherd arbeiten, da in den May-Häusern der<br />

Strom erstmals zur Regelversorgung eingeführt wurde. „Nur der kleine Beistellherd wurde noch<br />

mit Kohle befeuert.“<br />

Glücklicherweise ist die Frankfurter Küche im Burgfeld 136 noch weitgehend im Zustand der<br />

1920er Jahre erhalten. Das ist umso wichtiger, da die originalgetreue Frankfurter Küche im<br />

Haus Nummer 114 vor drei Jahren ins Germanische Nationalmuseum nach Nürnberg transportiert<br />

wurde – sehr zum Missfallen der Römerstädter und der Ernst-May-Gesellschaft, die sich<br />

seitdem umso engagierter für eine originale Rekonstruktion vor Ort einsetzt. Trotzdem musste<br />

die Gesellschaft einzelne Teile aus Küchen anderer May-Häuser ergänzen. „Die Spüle etwa<br />

stammt aus der Siedlung Praunheim, sie passt hier optimal rein“, freut sich Herrel. Gesucht<br />

wird für die Küche noch ein passender Wasserhahn sowie eine verschiebbare Lampe, für entsprechende<br />

Spenden oder Anregungen ist die Ernst-May Gesellschaft dankbar, Telefon 15 34<br />

38 83.<br />

Andere Möbel waren noch vorhanden, mussten aber ausgebaut und aufgearbeitet werden.<br />

Dazu gehört auch der Schrank mit den Aussparungen für die Aluminiumschütten. Viel Liebe<br />

fürs Detail verwendeten die Restauratoren, um den gegenüberliegenden kleineren Schrank<br />

neben der Spüle zu restaurieren. Hier wurden die Griffe einzelner Schubladen ergänzt, sogar<br />

ein passender Schlüssel fand sich noch. Besonders stolz ist die Ernst-May-Gesellschaft allerdings,<br />

dass sie den darüber hängenden Schrank mit einem originalen Kaffeeservice von Wilhelm<br />

Wagenfeld auffüllen konnte: „Tassen und Teller stiftete eine Nachbarin aus der Römerstadt,<br />

sogar eine Kaffeemaschine aus den 1920er Jahren ist mit dabei“, sagt Herrel.<br />

Man geht davon aus, dass heute nur noch sehr wenige Frankfurter Küchen mit ihrer Originaleinrichtung<br />

erhalten sind. Denn viele der Schränke, Spülen und Herde wanderten in den Jahrzehnten<br />

nach dem Krieg aus Unkenntnis auf den Sperrmüll. Die mustergültige Anordnung der<br />

Möbel und Geräte für schnelle und rationale Küchenarbeit, die Schütte-Lihotzky einst durch<br />

die Stoppuhr ermittelt hatte, schien überholt. Im Burgfeld 136 arbeitet die Ernst-May-<br />

Gesellschaft auch an der Einrichtung der oberen Zimmer und der Waschküche im Keller. Um<br />

die Küche und andere Fortschritte feierlich zu präsentieren, bietet sich der 27. Juli als Ernst<br />

Mays Geburtstag an. Bericht: GernotGottwals<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Mittwoch, 17. Januar 2007<br />

Erbe schließt Klage nicht aus<br />

Nachfahren verteidigen Urheberpersönlichkeitsrecht Martin Elsässers an der Großmarkthalle<br />

Bericht: clan<br />

Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 17. Januar 2007<br />

Elsässers Erben geben nicht auf<br />

„Persönliche Urheberrechte“ an der Großmarkthalle / Neues Wohnquartier Als „Homage“/<br />

Areal für Gedenkstätte Bericht: Claus-Jürgen Göpfert / Claudia Michels<br />

38


Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 17. Januar 2007<br />

Elsässers Erben widersprechen der Stadt<br />

Bericht: Günter Murr<br />

Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 17. Januar 2007<br />

„In 20 Jahren tut es uns leid“<br />

Gegner des Umbaus der Grpßmarkthalle diskutieren mit Elsässer<br />

Kein Stuhl ist mehr frei im Saal des alten Literaturhauses, die Luft steht. Wie weitschweifig auch<br />

ein Statement vom Podium ausfällt: Die Zuhörer sitzen. Und rühren sich kaum, eineinhalb<br />

Stunden lang. Um dann das Wort zu ergreifen. "Wir sollten die weiter provozieren", meint Pfarrer<br />

Jochen Gollin gegen Ende der Veranstaltung. Die: Das wären nicht nur die Europäische<br />

Zentralbank, die Stadt, das Land, die Behörden - das sind Planer, Architekten, einfach alle.<br />

Es geht um die Großmarkthalle und damit um einen Ort, den man auch als eingefleischter<br />

Frankfurter nur von Ferne kennt. Dem Interesse an der Zukunft des Baudenkmals, am Umbau<br />

durch die Europäische Zentralbank, tut die Distanz keinen Abbruch. Der Kunst-Gesellschaft,<br />

der Ernst-May-Gesellschaft und dem Städtebaubeirat, Veranstalter des Diskussionsabends,<br />

geht es um mehr: "Wie umgehen mit dem kulturellen Erbe?" ist die Frage des Montagabends.<br />

Ja, wie? Der Groll über den "achtlosen, lässigen Umgang mit dem Denkmalschutz" in Frankfurt<br />

kommt auf den Tisch. Reiner Diederich von der Kunst-Gesellschaft sieht in dem verbreiteten<br />

Ärger eine Ursache für "die Sehnsucht, etwas nachzubauen": ein Gefühl, das man aus der<br />

Debatte um die Altstadt kennt. Eckard Herrel (Ernst May-Gesellschaft) blickt auf andere Städte,<br />

auf Berlin, Dessau, Stuttgart - Städte, die mit dem Bauhaus-Erbe, zu dem die Großmarkthalle<br />

zähle, "Furore machen". "Wenn wir das zur Disposition stellen", ist sich der Experte sicher,<br />

"wird uns das in 20 Jahren leid tun". D. W. Dreysse kommt es zu, sich im Blick auf die Behandlung<br />

der von Martin Elsaesser errichteten Halle klar zu äußern: "Die Art und Weise dieses Durchstichs<br />

ist falsch", sagt der Vorsitzende des Städtebaubeirats im Blick auf den Querriegel, den<br />

die Architekten Coop Himmelb(l)au durch das 220 Meter lange Tonnengewölbe treiben wollen.<br />

Dreysse erkennt in dem Plan den Versuch, "das Gebäude zu verletzen". Die Repräsentanten<br />

der 25 europäischen Notenbanken, gewohnt, hinter Pilastern und Säulen zu residieren,<br />

täten sich eben schwer mit einem Industriebau.<br />

Kein Veto zu erwarten<br />

Nun warten alle auf ein Wort des Teilnehmers Konrad Elsässer. Er wirkt zurückhaltend, aber<br />

beharrlich. Dem Großneffen des Hallen-Erbauers geht es "um die Frage, was wir der Nachwelt<br />

hinterlassen". So eröffnet er seinen Beitrag. Und ergänzt gelassen: Zwar habe sein Großonkel<br />

einst die Nutzungsrechte für das Bauwerk "klar an die Stadt übertragen". Das persönliche Urheberrecht<br />

aber, für Baukunst wie für Bildende Kunst, das gelte " 70 Jahre über den Tod hinaus".<br />

In diesem Fall noch 20 Jahre.<br />

Nun war das Publikum dran. Regine Wohlfahrt fragte nach dem Stand des Verfahrens: "Wer<br />

könnte noch Nein sagen" zur Verletzung der Großmarkthalle, wollte sie wissen. Von den<br />

Denkmalschützern, hieß es da, sei kein Veto mehr zu erwarten. Kunst-Minister Udo Corts werde<br />

"der Stadt nicht in die Quere kommen". Ob "ein Rückzug der Bank möglich" sei, wurde gefragt.<br />

AlsDreysse meinte, deren Entscheidung für Frankfurt stehe, zeigte sich Wohlfahrt erleichtert:<br />

"Na, dann können wir ja weiter nerven." Bericht: Claudia Michels<br />

Frankfurter Neue Presse, Samstag, 13. Januar 2007<br />

Experten diskutieren über Großmarkthalle<br />

Bockenheim. Die Großmarkthalle steht als Baudenkmal für das „Neue Frankfurt“ der 20er Jahre.<br />

Martin Elsaesser, der sie entworfen hat, sah es als Ziel von Stadtplanung an, eine lebendige,<br />

menschliche und soziale Ordnung zu schaffen. Die öffentliche Auseinandersetzung um<br />

die beim Neubau der Europäischen Zentralbank geplanten Eingriffe hat eine exemplarische<br />

Bedeutung dafür bekommen, wie in Frankfurt mit dem Denkmalschutz und dem architektonischen<br />

Erbe umgegangen wird.<br />

Unter dem Titel „Der Streit um die Großmarkthalle. Wie umgehen mit dem kulturellen Erbe?“<br />

39


veranstalten Kunst-Gesellschaft und Ernst-May-Gesellschaft mit DenkArt eine Podiumsdiskussion.<br />

Neben Dietrich Wilhelm Dreysse, Vorsitzender des Städtebaubeirats Frankfurt, nehmen<br />

Konrad Elsässer, Sprecher der Nachkommen Martin Elsaessers, und Eckhard Herrel, Vorsitzender<br />

der Ernst-May-Gesellschaft teil. Es moderiert Reiner Diederich, Vorsitzender der Kunst-<br />

Gesellschaft.<br />

Diskutiert wird am Montag, 15. Januar, ab 20 Uhr im Alten Literaturhaus, Bockenheimer Landstraße<br />

102.<br />

Bericht: fnp<br />

Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 27. Dezember 2006<br />

May-Gesellschaft: 2007 geht’s richtig los<br />

Bericht: fnp<br />

Frankfurter Neue Presse, Montag, 18. Dezember 2006<br />

2010 soll May-Haus fertig sein<br />

Verein erinnert mit Ausstellungen und Führungen an den Frankfurter Stadtplaner Bericht: fnp<br />

Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 12. Dezember 2006<br />

Ausstellung über Ernst May endet<br />

Römerstadt. Mit einer Finissage endet am Samstag, 16. Dezember, die Ausstellung über Ernst<br />

Mays Wirken in den Jahren 1954 bis 1970. Florian Seidel wird durch die von ihm konzilierte Ausstellung<br />

führen. Eckhard Herrel, Vorsitzender der Ernst-May-Gesellschaft, liest aus seinem Buch<br />

„Ernst May. Architekt und Stadtplaner in Afrika 1934 bis 1953“ Auszüge aus den Kapitel „Rückkehr<br />

nach Deutschland“. Und Karlheinz Kessler, Mitglied der Ernst-May-Gesellschaft, trägt mit<br />

einem Abschnitt aus seinem Buch „Wohnungsbau der 20er Jahre. Die Architekten Ernst May<br />

und Walter Schwagenscheidt. Ihre Theorien und Bauten“ zum Nachmittag bei. (...)<br />

Bericht: fnp<br />

Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 6. Dezember 2006<br />

Letzer Blick auf Ernst May<br />

Hessischer Rundfunk, hr 2 mikado, Montag, 21. November 2006<br />

Ausstellung „Wohnklima“ im <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-haus<br />

Interview mit Florian Seidel, <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong>.<br />

Moderation: Barbara Henke<br />

Frankfurter Neue Presse, Samstag, 18. November 2006<br />

Wie Ernst May in späteren Jahren baute<br />

Römerstadt. „Wohnklima. Wohnsiedlungen von Ernst May in den Jahren 1954-1970“ heißt eine<br />

Ausstellung über das Wirken des ehemaligen Frankfurter Stadtbaurats (1925 bis 1930) nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg. In den 50er Jahren begann er wieder als Architekt und Stadtplaner zu<br />

arbeiten, in den großen Kriegszerstörungen in Deutschland sah May eine Chance für eine<br />

Tätigkeit im Wiederaufbau. Von 1954 an bis 1956 leitete er die Planungsabteilung der Neuen<br />

Heimat in Hamburg. In den Folgejahren war er an der Entstehung mehrerer großer Wohnsiedlungen<br />

in Hamburg, Bremen und Braunschweig beteiligt. Die Ausstellung im Ernst-May-Haus,<br />

Im Burgfeld 136, wird vom Lehrstuhl für Stadtraum und Stadtentwicklung der TU München gemeinsam<br />

mit der Ernst-May-Gesellschaft organisiert. Geöffnet ist bis 16. Dezember immer mittwochs<br />

von 11 bis 17 Uhr und samstags von 14 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung.<br />

Bericht: fnp<br />

Frankfurter Rundschau, Samstag, 18. November 2006<br />

Zwölf May-Siedlungen in Miniatur<br />

Ausstellung in Heddernheim beleuchtet Werk des Frankfurter Planers / Hochhaus mit Abendsonne<br />

40


Heddernheim. Über das bisher von der Wissenschaft noch wenig beachtete städteplanerische<br />

Schaffen des Frankfurter Ernst May informiert eine Ausstellung der Ernst-May-Gesellschaft<br />

und der Technischen Universität München. Bericht: Katrin Mathias<br />

Frankfurter Neue Presse, Freitag, 17. November 2006<br />

Warum Ernst May sich über Feinde freute<br />

Frankfurt. Der Name Ernst Mays hat auch 76 Jahre nach seinem Abschied aus Frankfurt immer<br />

noch einen guten Klang in der Stadt. Das liegt vielleicht auch daran, dass er nach dem Krieg<br />

hier nichts mehr gebaut hat. Denn in den Städten, in denen in den 50er und 60er Jahren<br />

Großsiedlungen nach seinen Entwürfen entstanden, werden mit dem Namen des großen<br />

Architekten auch Fehlentwicklungen in der modernen Stadtplanung verbunden. Siedlungen<br />

in Wiesbaden und Darmstadt sind Beispiele dafür.<br />

„Es wäre völlig verfehlt, im Nachhinein alles heilig zu sprechen“, sagte Edgar Heydock, der<br />

ehemalige Leiter des Stadtplanungsamtes in Wiesbaden beim 3. Ernst-May-Symposium im<br />

Architekturmuseum. „Jede Architektur hat einen Bezug zu ihrer Zeit.“ Heydock war als enger<br />

Mitarbeiter Mays an vielen Planungen in Wiesbaden beteiligt. Er bekennt sich heute noch zu<br />

der Idee, mit einer aufgelockerten Bauweise einen Gegenpol zu den dichten Häusermeeren<br />

zu schaffen. Die Siedlung Klarenthal etwa sei heute noch ein gut funktionierender Stadtteil.<br />

Beim Symposium zeigte Heydock den Entwurf, den er mit May für das Wiesbadener Bergkirchenviertel<br />

erstellt hatte: eine Flächensanierung, bei der kaum etwas von der alten Bausubstanz<br />

übrig geblieben wäre. Umgesetzt wurde dieser Plan nicht. „Wir haben gelernt, dass wir<br />

den Leuten nicht zu viel zumuten dürfen.“ Aber noch heute glaubt er, dass ein Abriss der alten<br />

Häuser besser gewesen wäre. „In der Innenstadt tickt eine Zeitbombe, die die Stadt noch<br />

gar nicht erkannt hat.“<br />

Heydock war einer der engsten Mitarbeiter Mays, er sprach 1970 bei dessen Beisetzung auf<br />

dem Frankfurter Hauptfriedhof. Gut gekannt hat ihn auch Gerd Albers, der früher als Architekt<br />

und Stadtplaner an der Technischen Universität München lehrte. Er erzählte beim Symposium<br />

eine Reihe von Anekdoten über den großen Meister. Zum Beispiel war er in den 60er Jahren<br />

mit ihm in Hamburg in einem Gremium, das den Stadtentwicklungsplan überprüfen sollte.<br />

May wollte sich nicht lange mit den Vorgaben aufhalten und sagte: „Warum sollen wir viel<br />

Kritik üben, wir machen einfach einen neuen Plan.“<br />

Für Eckhard Herrel, den Vorsitzenden der Ernst-May-Gesellschaft, ist diese Anekdote typisch:<br />

„May war ein Selbstdarsteller, er wollte immer alles alleine machen.“ Charakteristisch sind<br />

auch Zitate von ihm, die 1966 anlässlich seines 80. Geburtstages veröffentlicht wurden. „Wer<br />

keine Feinde hat, ist eine Null“, soll er gesagt haben. Der Widerstand gegen seine Planungen<br />

in Wiesbaden dürften ihn in dieser Auffassung bestätigt haben. Bericht: Günter Murr<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 16. November 2006<br />

Architektur-Ausstellung untersucht spätes Schaffen von Ernst May<br />

Frankfurt Das Nachkriegsschaffen des Architekten und Städtebauers Ernst May (1886-1970)<br />

beleuchtet in Frankfurt eine Ausstellung im Ernst-May-Haus in der Römerstadt. Unter dem Titel<br />

«Wohnklima. Wohnsiedlungen von Ernst May in den Jahren 1954 - 1970» werden bis zum 16.<br />

Dezember Modelle und Fotografien der Arbeiten aus der letzten Schaffensphase des Architekten<br />

gezeigt. Nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden der Ernst-May-Gesellschaft, Eckhard<br />

Herrel, werden damit erstmals überhaupt Mays Siedlungsplanungen im Nachkriegsdeutschland<br />

umfassend vorgestellt und kritisch gewürdigt.<br />

May sei es mit seinen Entwürfen in den 1950er und 1960er Jahren gelungen, «der abgebrochenen<br />

Moderne wieder zum Durchbruch zu verhelfen», sagte Florian Seidel am Donnerstag<br />

bei der Eröffnung der Ausstellung in Frankfurt. Er hat gemeinsam mit Architekturstudenten der<br />

Technischen Universität München die Ausstellung erarbeitet. Das späte Schaffen des Architekten<br />

sei geprägt von der Abkehr von Symmetrie und Hierarchie, sagte Seidel. Statt dessen<br />

wende May sich im Gedanken der Demokratisierung dem nachbarschaftlichen Wohnen zu.<br />

41


Zu sehen sind unter anderem Modelle der Siedlung Klarenthal bei Wiesbaden (1960-65) sowie<br />

von Kranichstein bei Darmstadt (1965-70). May gilt als der bedeutendste deutsche Städtebauer<br />

des 20. Jahrhunderts. Seine Gartenstädte im «Neuen Frankfurt» in den 1920er Jahren,<br />

und dabei besonders die Siedlung Römerstadt, machten ihn weltberühmt. Der in Frankfurt<br />

geborene Architekt siedelte 1930 in die Sowjetunion über, lebte später in Afrika und wurde<br />

während des Zweiten Weltkriegs in Südafrika interniert. 1954 kehrte er nach Deutschland zurück.<br />

(Die Ausstellung im Ernst-May-Haus hat mittwochs von 11.00 bis 17.00 Uhr, samstags von 14.00<br />

bis 18.00 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Begleitend erscheint ein Katalog und eine<br />

DVD. Internet: www.<strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong>.de) Bericht: dpa<br />

Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 15. November 2006<br />

Symposium zu seinem Werk nach dem Krieg<br />

Frankfurt. Die Symposien der Ernst-May-Gesellschaft sind mittlerweile schon Tradition. Bei der<br />

dritten Auflage der Veranstaltung, die sich mit dem Werk des ehemaligen Frankfurter Stadtbaurats<br />

befasst, geht es heute um „Ernst May und der Wohnungsbau der 1950er und 1960er<br />

Jahre“. Zielgruppe sind nicht nur Architekten und andere Fachleute, sondern auch andere<br />

interessierte Bürger. „Die Vorträge sind allgemein verständlich“, verspricht Eckhard Herrel, der<br />

Vorsitzende der Ernst-May-Gesellschaft. Es sprechen vier Referenten: Der Münchner Stadtplaner<br />

Gerd Albers hat May persönlich gut gekannt. Er hat mit ihm zusammengearbeitet, ebenso<br />

wie Edgar Heydock, der ehemalige Leiter des Stadtplanungsamtes in Wiesbaden. Jörn Schaper<br />

spricht über die Bau- und Sozialgeschichte der „Neuen Vahr“ in der Hansestadt, Florian<br />

Seidel befasst sich mit dem Werk Mays in den 50er und 60er Jahren. Es schließt sich eine Diskussion<br />

an. Die öffentliche Veranstaltung im Architekturmuseum (Schaumainkai 43) beginnt<br />

um 17 Uhr. Bericht: Günter Murr<br />

Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 15. November 2006<br />

Wie der Verkehr May überrollte... und warum er dennoch ein genialer Stadtplaner<br />

war<br />

Bildunterschrift: Ernst May erläutert in der UFA-Wochenschau vom 21. August 1957 das Konzept<br />

der Lorenzsiedlung in Lübeck. Der ehemalige Frankfurter Stadtbaurat war nach seiner<br />

Rückkehr aus Afrika ein gefragter Fachmann in allen Planungsfragen.<br />

Bericht: Günter Murr<br />

Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 8. November 2006<br />

May-Gesellschaft gegen „barbarischen Eingriff“<br />

Frankfurt. Scharfe Kritik am Entwurf des Architekturbüros Coop Himmelb(l)au für die Umgestaltung<br />

der Großmarkthalle hat der Vorstand der Ernst-May-Gesellschaft geübt. Durch den<br />

schräg nach Nordwesten verlaufenden Riegel, der deutlich über das Dach hinausrage und<br />

die Großmarkthalle „wie einen Wurm“ zerteile, werde der überwältigende Eindruck des 220<br />

Meter langen und 50 Meter breiten Innenraums „völlig zerstört“, heißt es in einer Erklärung der<br />

Gesellschaft.<br />

Statt die Südfassade, deren Bild nach dem Abriss der Gleisüberdachungen extrem verändert<br />

worden sei, behutsam zu reparieren, werde nun auch noch die Nordfassade „äußerst schwer<br />

beeinträchtigt“. Bei der Klinkermauer unterhalb der Betonrasterfassade, die zur Verbesserung<br />

der Lichtverhältnisse entfernt werden soll, handle es sich nicht um irgendein entbehrliches<br />

Stück vorgeblendeten Backsteins, sondern um einen elementaren Bestandteil der Fassadenkomposition.<br />

Deren Aufbau bestehe von unten nach oben aus der Sockelzone mit den seitlichen<br />

Eingängen in die Halle, die mit aus dem Manierismus entlehnten stilisierten Bossierungen<br />

als Rammschutz für die Elektro-Transportwagen sorgfältig durchgestaltet worden sei. Darüber<br />

folge eine nur von wenigen Fenstern durchbrochene Klinkermauer als „unverzichtbare Basis“<br />

für die charakteristische Betonrasterfassade. Das Vorhaben, diese „Verklinkerung“ zu entfernen,<br />

stelle einen „barbarischen Eingriff“ dar.<br />

42


Die Ernst-May-Gesellschaft appellierte an die Verantwortlichen, sich „aus der Eskalation des<br />

Durchsetzungswillens zu befreien“. Nötig sei ein nachhaltiges gestalterisches Konzept, das<br />

einer der bedeutendsten Epochen der Stadt den gebührenden Respekt zolle.<br />

Bericht: fnp<br />

Frankfurter Neue Presse, Freitag, 6. Oktober 2006<br />

Auf den Spuren von Ernst May<br />

Frankfurt. Während Ernst May Stadtbaurat (1925-1930) war, wurden die öffentlichen Grünflächen<br />

der Stadt neu geplant und umgestaltet. Ehemalige Parks des Adels wurden zu Erholungsstätten<br />

für alle Bürger. In den Grünanlagen wurden Spiel- und Sportplätze, Bäder, Ruheflächen,<br />

Schulgärten, Pavillons und die ersten Freiflächenschulen errichtet. Damals entstand<br />

bereits das Konzept eines die Innenstadt umschließenden Grüngürtels, das bis heute Gültigkeit<br />

hat.<br />

All dies können Interessierte jetzt erforschen. Die Ernst-May-Gesellschaft veranstaltet ein Radwanderung.<br />

Sie führt zunächst durch den Ostpark, wo 1929 nach Plänen von Max Cetto am<br />

Ufer des Weihers eine Unterstandshalle mit Trinkbrunnenanlage und Kinderspielplatz angelegt<br />

wurden. Entlang der Schrebergärten „Am Bornheimer Hang“ und an der Freiflächenschule<br />

von Ernst May (heute Hallgartenschule) vorbei wird der Huthpark erreicht.<br />

Ziel ist schließlich der Lohrberg, wo sich die letzte Weinbaufläche der Stadt befindet. Die 1919<br />

von Gartenbaudirektor Heicke begonnene Planung eines Volksparks wurde 1924-30 von Max<br />

Bromme mit der Anlage des Aussichtsrondells, einer Kriegergedächtni<br />

sstätte und eines Kindererholungsgartens vollendet. Im „MainÄppelhaus Lohrberg“ wird für<br />

die Radler frischer Apfelmost gekeltert, dazu gibt es Handkäs' und Brezeln.<br />

Treffpunkt für die geführte Radwanderung der Ernst-May-Gesellschaft ist morgen, 7. Oktober,<br />

um 14.30 Uhr an der S-Bahn-Haltestelle Frankfurt Ost (Ostbahnhof). Von den Teilnehmern wird<br />

eine Spende erwartet. Bericht: fnp<br />

Frankfurter Neue Presse, Freitag, 6. Oktober 2006<br />

Der Grüngürtel des Ernst May<br />

Als Ernst May Stadtbaurat war (1925 bis 1930), wurden Parks des Adels zu Erholungsflächen für<br />

die Bürger. Spiel- und Sportplätze wurden angelegt, Schulgärten und die erste Freiflächenschule<br />

(Hallgartenschule) gebaut. Durch diese Parklandschaft führt eine Radtour der Ernst-<br />

May-Gesellschaft. Treffpunkt am Samstag ist um 14.30 Uhr am Ostbahnhof. Die Tour dauert bis<br />

17 Uhr. Bericht: tjs<br />

Frankfurter Rundschau, Montag, 28. August 2006<br />

Wohnungen mit Geschichte<br />

Die von entworfene Ernst May entworfene Siedlung Westhausen lockt Besucher an / Architekten<br />

kritisieren Bauveränderungen<br />

Trotz strömenden Regens kamen am Samstag zahlreiche Besucher zu einer Führung der Ernst-<br />

May-Gesellschaft durch die Siedlung Westhausen. Stadtplaner Axel Huth und Denkmalpfleger<br />

Stefan Timpe erklärten das historische Konzept – und was von ihm geblieben ist.<br />

Bildunterschrift: Im Nationalsozialismus waren die May-Häuser Widerstandszellen: Axel Huth<br />

(ganz rechts) kennt sich aus. Bericht: Philipp Schläger<br />

Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 22. August 2006<br />

Auf den Spuren von Ernst May<br />

Frankfurter Neue Presse, Samstag, 19. August 2006<br />

May-Haus besser ausschildern<br />

DENKmal, Sonntag, 10. September 2006<br />

Bericht: Sören Rabe<br />

43


Zeitung zum „Tag des offenen Denkmals“ in Hessen, S. 5-6<br />

Die Grünanlagen in der Römerstadt<br />

Ein Hausgarten des „Neuen Frankfurts“<br />

Bildunterschrift: Vorgärten in der Römerstadt Bericht und Foto: Eckhard Herrel<br />

Frankfurter Neue Presse, Samstag, 29. Juli 2006<br />

Schwarz: Von May können wir lernen<br />

Römerstadt. Vom Wirken Ernst Mays können Stadtplaner und Investoren nach Ansicht von<br />

Planungsdezernent Edwin Schwarz (CDU) heute noch lernen. „Ich will nicht sagen, dass er<br />

mein Vorbild ist, aber ich bemühe mich, wieder für mehr Qualität im Wohnungsbau zu sorgen“,<br />

sagte der Stadtrat bei einer Feier zum 120. Geburtstags seines großen Vorgängers im<br />

Garten des Ernst-May-Hauses in der Römerstadt. Beeindruckend sei, dass May innerhalb von<br />

nur fünf Jahren 15 000 Wohnungen in Frankfurt gebaut habe. „Das schaffe ich nie.“ Allein für<br />

das größte Frankfurter Baugebiet, den Riedberg mit 5500 Wohnungen, werden eine Bauzeit<br />

von zehn Jahren veranschlagt. In den 20er Jahren seien die Planungsprozesse nicht so langwierig<br />

gewesen wie heute. Aber an der Geschwindigkeit des Siedlungsbaus zeige sich auch<br />

das Durchsetzungsvermögen Mays.<br />

Eckhard Herrel, Vorsitzender der Ernst-May-Gesellschaft, zeigte sich erfreut darüber, dass die<br />

Stadt auf Initiative des Ortsbeirates in der Straße „In der Römerstadt“ ein Hinweisschild auf das<br />

Ernst-May-Haus aufgestellt habe. Jetzt fehle nur noch eine Tafel an der U-Bahn-Station.<br />

Er wies darauf hin, dass andere Städte wie Stuttgart oder Berlin bei der Pflege ihrer Siedlungen<br />

aus den 20er Jahren weiter seien als Frankfurt. „Es würde der Römerstadt und natürlich auch<br />

den anderen Siedlungen gut anstehen, wenn sie ein gepflegtes und einheitliches Bild vermitteln<br />

würden“, so Herrel. Skeptisch äußerte er sich zu Plänen, die Fassaden mit einer dicken<br />

Wärmeschutz-Schicht zu versehen. Dadurch würde das ursprüngliche Erscheinungsbild beeinträchtigt.<br />

Bericht: Günter Murr<br />

Frankfurter Rundschau, Samstag, 29. Juli 2006<br />

Ernst Mays Villa Kunterbunt<br />

Denkmalpfleger finden Spuren von gelben Wänden, orangefarbenen Türen und der blaugrünen<br />

Küche im Burgfeld<br />

Bildunterschrift: So soll es wieder werden: Besucher des Gartenfestes bei der Betrachtung des<br />

historischen Grundrisses nach den Entwürfen des Architekten und Stadtplaners Ernst May.<br />

Bericht: Philipp Schläger<br />

Frankfurter Neue Presse, Samstag, 29. Juli 2006<br />

Die EZB droht der Stadt mit Stopp des Neubaus<br />

Denkmalschutz bei Großmarkthalle<br />

(...) Wie berichtet, will die EZB die Anbauten aus wirtschaftlichen und sicherheitstechnischen<br />

Gründen abreißen. Dagegen hat sich unter anderem die Ernst-May-Gesellschaft ausgesprochen,<br />

die sich dem Erbe der Architektur der 20er Jahre verpflichtet fühlt. „Aus unserer Sicht<br />

kommt der geplante Abriss der Annex-Bauten einer Amputation wesentlicher Gliedmaßen<br />

des Baukörpers gleich“, sagte Eckhard Herrel, der Vorsitzende der Ernst-May-Gesellschaft. Er<br />

appellierte an Schwarz, die Entscheidung noch einmal zu überdenken. „Es würde ja auch<br />

niemand auf die Idee kommen, aus Sicherheitsgründen wesentliche Teile des Frankfurter<br />

Doms abzureißen.“ Ulrike May, Vorstandsmitglied der Gesellschaft, warf der Stadt vor, sich<br />

erpressen zu lassen. „Die EZB interessiert sich gar nicht für die Großmarkthalle“, sagte sie am<br />

Rande der Geburtstagsfeier im Ernst-May-Haus. Bericht: Günter Murr<br />

Hessischer Rundfunk 2, Kultur, Donnerstag, 27. Juli 2006<br />

120. Geburtstag von Ernst May<br />

Interview mit Eckhard Herrel, <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong>.<br />

Beitrag von Melanie Barrenstein im hr2-Mikado, Moderator: Eckhard Roselke<br />

44


Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 27. Juli 2006<br />

Es war ein langes Tauziehen<br />

Es war ein langes Tauziehen, bis die Pläne für ein Ernst-May-Museum konkrete Formen annahmen.<br />

Im Frühjahr 2005 übernahm die Ernst-May-Gesellschaft das Reihenhaus Im Burgfeld<br />

136 in der Römerstadt. Es soll in den Original-Zustand von 1928 versetzt und zu einem „Musterhaus<br />

des neuen Bauens“ werden.<br />

In den vergangenen Monaten hat sich einiges getan. Die denkmalpflegerischen Voruntersuchungen<br />

sind abgeschlossen und haben zum Teil überraschende Ergebnisse gebracht: „Das<br />

Treppenhaus war ausgesprochen farbig“, sagte Eckhard Herrel, Vorstandsvorsitzender der<br />

Ernst-May-Gesellschaft. Die Wand war zitronengelb, die Kellertür orange, der Handlauf<br />

schwarz. So soll’s auch wieder werden. Die übrigen Räume waren nicht so bunt gestrichen:<br />

Wände und Decken beige, Türen grau.<br />

Besonders schwierig war es, die Original-Farbe der Frankfurter Küche festzustellen, die derzeit<br />

restauriert wird. Drei Labors seien mit Gutachten beauftragt worden, berichtete Herrel. Die<br />

Befunde sprachen schließlich für BlauGrün. Im Herbst soll die Küche eingebaut werden. Bis<br />

dahin wird auch ein Original-Herd aus vier „Ruinen“ rekonstruiert sein. Allein die Wiederherstellung<br />

der Küche kostet laut Herrel 20 000 Euro. Auch für die übrigen Arbeiten entstehen hohe<br />

Kosten, die der Verein nicht aus eigener Kraft stemmen kann. „Wir suchen dringend Sponsoren.“<br />

Hilfe kommt jetzt vom Grünflächenamt. Auszubildende werden in den nächsten Wochen den<br />

Garten roden, der nach den Originalplänen neu bepflanzt werden soll. Für die Pflanzen hat<br />

der Verein allerdings kein Geld. „Da könnte uns doch die ABG Holding als Eigentümerin des<br />

Hauses unterstützen“, findet Herrel. Ohnehin ist er über den städtischen Wohnungsbaukonzern<br />

etwas enttäuscht. Entgegen der Ankündigung im vergangenen Jahr sei die ABG Holding<br />

dem Verein immer noch nicht als Fördermitglied beigetreten.<br />

Der 120. Geburtstag von Ernst May wird heute von 17 bis 21 Uhr im Garten des Hauses Im<br />

Burgfeld 136 in der Römerstadt gefeiert. Bericht: Günter Murr<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 27. Juli 2006<br />

So hat er Frankfurt verändert<br />

Kaum ein anderer Stadtplaner hat Frankfurt so geprägt wie er: Ernst May war als Stadtbaurat<br />

zwischen 1925 und 1930 für den Bau der Siedlungen verantwortlich, die als das „Neue Frankfurt“<br />

berühmt wurden. Heute wäre der gebürtige Sachsenhäuser 120 Jahre alt geworden. Um<br />

das Erbe des revolutionären Architekten ist es zum Teil nicht sehr gut bestellt.<br />

Die Wohnungsnot war groß, als May 1925 von Oberbürgermeister Ludwig Landmann zurück in<br />

seine Geburtsstadt geholt wurde. Ein großer Teil der Bevölkerung lebte auf engem Raum in<br />

dicht bebauten Stadtteilen. Der Stadtplaner initiierte trotz schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen<br />

ein gewaltiges Programm, Frankfurt wurde zum Zentrum fortschrittlicher Architektur.<br />

Innerhalb von fünf Jahren gab es für zehn Prozent der Frankfurter Bevölkerung neue Wohnungen,<br />

die von Licht, Luft und Gärten geprägt waren. Die Preise wurden durch den Einsatz von<br />

Fertigteilen gering gehalten. Dahinter steckte auch ein sozialreformerischer Ansatz: Breite<br />

Schichten der Bevölkerung sollten sich eine moderne Wohnung leisten können.<br />

May verließ Frankfurt 1930, ging in die Sowjetunion und nach Afrika. Nach dem Krieg arbeitete<br />

er zwar von 1953 an wieder in Deutschland, doch nie mehr in Frankfurt. Er starb 1970 in<br />

Hamburg und ist auf dem Frankfurter Hauptfriedhof begraben.<br />

Und was ist mit den Zeugnissen seines Wirkens? „Immer weniger May-Bauten sind im Original-<br />

Zustand erhalten“, klagt Eckhard Herrel, Vorstandsvorsitzender der vor dreieinhalb Jahren<br />

45


gegründeten Ernst-May-Gesellschaft, die sich um das Erbe des großen Architekten kümmert.<br />

Dazu zählt Herrel nicht nur die zahlreichen Siedlungen, sondern auch die nach Plänen von<br />

Mays Mitarbeiter Martin Elsaesser errichtete Großmarkthalle. Die Ernst-May-Gesellschaft setzt<br />

sich deshalb dafür ein, dass der Charakter des monumentalen Bauwerks durch den Neubau<br />

der EZB nicht zerstört wird.<br />

Den Zustand der May-Siedlungen sieht Herrel mit „gemischten Gefühlen“. Immerhin seien in<br />

den vergangenen Jahren einige Fortschritte erzielt worden. „Die ABG Holding hat sich bemüht,<br />

das Erscheinungsbild der Häuser in der Römerstadt zu verbessern.“ Auch das so genannte<br />

Zickzackhausen in Niederrad mache mittlerweile einen ganz guten Eindruck. In anderen<br />

Siedlungen aber, zum Beispiel in Westhausen, gebe es noch einiges zu tun.<br />

Traurig stimmt Herrel, wie die Wohnungen im Inneren saniert werden. „Die werden leider<br />

komplett entkernt. Von der Aura des Neuen Frankfurts bleibt nichts mehr übrig.“ Selbst die<br />

praktischen Original-Einbauschränke würden herausgerissen. Er habe nichts gegen eine<br />

grundlegende Sanierung, „aber es muss ja nicht immer alles dem Zeitgeist angepasst werden“.<br />

Es gebe durchaus Mieter, die es schätzen würden, im Ambiente der 20er Jahre zu wohnen,<br />

zeigt sich Herrel überzeugt. „Das ist aber ein Gedanke, der bei den Wohnungsbau<strong>gesellschaft</strong>en<br />

noch nicht in den Köpfen verankert ist.“ Bericht: Günther Murr<br />

Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 27. Juli 2006<br />

Feier zu Ehren Ernst Mays<br />

Befunde zum „Musterhaus“ Bericht: ILI<br />

Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 28. Juni 2006<br />

Kampf um Großmarkthalle: SPD gegen Abriss<br />

Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 28. Juni 2006<br />

Ein europäisches Baudenkmal<br />

Bericht: Jürgen Göpfert<br />

Frankfurt. Die Ernst-May-Gesellschaft hat die Bedeutung der Großmarkthalle als „herausragendes<br />

europäisches Baudenkmal von internationalem Rang“ unterstrichen und vor Veränderungen<br />

an dem Gebäude gewarnt. Mit der Zustimmung zum Abriss der beeindruckenden<br />

Stahl-Glaskonstruktionen über den Gleisanlagen und dem Abriss der Importhalle sei das<br />

Denkmalamt der Stadt und der Europäischen Zentralbank (EZB) bereits sehr weit entgegengekommen,<br />

erklärte die Ernst-May-Gesellschaft. Bei den mittlerweile erkennbaren weiteren<br />

„Veränderungswünschen“ stelle sich die Frage, ob der verbleibende Torso überhaupt noch<br />

eine Existenzberechtigung hätte. „Es wäre unverzeihlich“, heißt es in der Erklärung, die Großmarkthalle,<br />

die sich in ihrer rund achtzigjährigen Geschichte als überragendes Baudenkmal<br />

etabliert habe, zugunsten eines Neubaus der EZB zu opfern, „dessen dekonstruktivistische Architektur<br />

bei seiner Fertigstellung möglicherweise als Beispiel einer gerade überlebten Stilepoche<br />

bedauert werden wird“.<br />

Die May-Gesellschaft erinnert daran, dass Frankfurt Mitte der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts<br />

„vom Geist der Moderne geprägt“ gewesen sei. Die Aufbruchstimmung nach dem Ende<br />

der Inflation habe der damalige Oberbürgermeister Ludwig Landmann genutzt, um zukunftsorientierte<br />

Projekte zu entwickeln, die als „Das neue Frankfurt“ in die Geschichtsbücher<br />

eingingen. Mit Ernst May als Baustadtrat habe er „einen genialen Organisator“ für die Entwicklung<br />

Frankfurts zu einer modernen Metropole mit Wohnsiedlungen am Stadtrand und<br />

dem Stadtkern als Dienstleistungszentrum gewonnen. Landmann habe mit der Großmarkthalle<br />

in mehrfacher Hinsicht seine zukunftweisenden politischen Intentionen verwirklicht. Einerseits<br />

diente diese der Standortsicherung, also dem Ausbau Frankfurts als Handelszentrum. Die Stadt<br />

sei für den Import von Südfrüchten als Verteilerzentrum für den norddeutschen Raum etabliert<br />

worden. Andererseits habe der Großmarkt als Umschlagplatz für die stadtnahen Erzeuger<br />

gedient. Bei dem für das „Neue Frankfurt“ bedeutendsten kommunalen Gebäudeensemble<br />

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sei zum ersten Mal eine Stahlbeton-Schalenkonstruktion mit einer bis dahin noch nie erreichten<br />

Spannweite von 50 Metern realisiert worden. Bericht fnp<br />

Frankfurter Neue Presse, Freitag, 23. Juni 2006<br />

May-Haus wird besichtigt<br />

Frankfurt. Auf den Spuren des Neuen Frankfurts begibt sich die Ernst-May-Gesellschaft. Bei<br />

einem Rundgang durch die von Ernst May entworfene Römerstadt steht die Besichtigung des<br />

Musterhauses auf dem Programm. Begleitet wird die Tour von Helen Barr und der Architektin<br />

Margarethe Rhode-Miske. Treffpunkt ist am Samstag, 24. Juni, um 14.30 Uhr am May-Haus, Im<br />

Burgfeld 136.<br />

Planen und Bauen, Ausgabe 25, S. 22, Donnerstag, 25. Mai 2006<br />

Ein Musterhaus für Ernst May<br />

Verein restauriert in der Römerstadt<br />

Bildunterschriften: Restauratorinnen Radka Procházková und Kerstin Frostmmit historischem<br />

Spülbecken. Außenansicht in der Siedlung Römerstadt. Bericht und Fotos: Hermann Wygoda<br />

Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 03. Mai 2006<br />

Die wilden 20er & ihre Fotografin<br />

Frankfurt. Die Aufbruchstimmung nach dem Zweiten Weltkrieg im Frankfurt der Bombenruinen<br />

setzte unglaubliche Kräfte frei. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg war Vergleichbares zu beobachten.<br />

Doch die Ergebnisse könnten unterschiedlicher kaum sein. Ist das Frankfurt der 50er<br />

Jahre wahrlich kein architektonisches Ruhmesblatt, so schmückt sich die Kommune noch<br />

heute mit so manchem Erbe aus den wilden 20ern. Die unterschiedliche Qualität, die der<br />

Aufbruch nach den Kriegen zum Ergebnis hatte, lässt sich an Personen festmachen. Jan Gerchow,<br />

Direktor des Historischen Museums, kennt die Protagonisten: „Gefördert von Oberbürgermeister<br />

Ludwig Landmann, scharte der Stadtbaurat Ernst May eine Gruppe von jungen<br />

Architekten, Städteplanern und Künstlern um sich. Es ging ihnen um eine Neudefinition der<br />

Stadt, um neue Wohnkulturen und um neue ästhetische Prinzipien.“<br />

Gerchow sagte dies bei der Eröffnung einer neuen Fotoausstellung in seinem Hause. Bis zum<br />

16. Juni sind die faszinierenden Schwarzweiß-Bilder – vorwiegend entstanden im Frankfurt der<br />

20er und 30er Jahre – im Museum am Römerberg zu sehen. Der Direktor erwähnte die Gruppe<br />

um den nach wie vor ungemein populären Ernst May aus einem bestimmten Grund: „Zu dieser<br />

Gruppe zählte die aus Paderborn stammende Ella Bergmann. Sie kam nach einem Studium<br />

der freien Kunst in Weimar und der Heirat mit dem Künstler Robert Michel im Oktober 1920<br />

in den Taunus.“ Avantgardekünstlerin Ella Bergmann-Michel und ihr ebenso umfangreiches<br />

wie ungewöhnliches fotografisches und filmisches Werk stehen im Zentrum der Ausstellung mit<br />

dem Untertitel „Fotografien, Filme, Freundinnen“. Die 1895 als Tochter einer bürgerlichen Familie<br />

geborene Fotografin trat 1926 dem „Bund Das neue Frankfurt“ bei und „wurde zu einer<br />

der wichtigsten Fotografinnen der sozialen Siedlungs- und Wohnungsprojekte der neuen Städteplaner<br />

um Ernst May“ (Gerchow). 1920, kurz nach der Geburt von Sohn Hans, zog die junge<br />

Familie in die Schmelzmühle in Eppstein-Vockenhausen. Dort lebte die vielseitig begabte<br />

Künstlerin bis zu Ihrem Tod am 8. August 1971. Die Schmelzmühle entwickelte sich in den 20er<br />

Jahren zum Künstlertreffpunkt.<br />

Die Schau wird begleitet von einer heute beginnenden achteiligen Vortrags- und Filmreihe<br />

(„Foto und Film im Neuen Frankfurt“). Diese wird vom Historischen Museum gemeinsam mit<br />

dem Deutschen Filmmuseum, dem Arbeitskreis Fotografie im Hessischen Museumsverband<br />

und der Ernst-May-Gesellschaft veranstaltet. Bericht: Jürgen Walburg<br />

Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 28. März 2006<br />

Wärmeschutz entstellt Fassade<br />

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Ernst-May-Gesellschaft kritisiert Sanierungsplan der ABG Holding in der Römerstadt<br />

Bericht: Frank Dussmann<br />

Frankfurter Neue Presse, Montag, 20. März 2006<br />

Die Visionen des Ernst May<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 16. März 2006<br />

Ernst May im Riederwald<br />

Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 15. März 2006<br />

Geschichte des Riederwalds<br />

Frankfurter Neue Presse, Montag, 11. März 2006<br />

Neues Frankfurt: Seminar auf den Spuren Ernst Mays<br />

Bericht: jul<br />

Bericht:tjs<br />

Hessischer Rundfunk 2, Kultur, Montag, 23. Januar 2006<br />

Bericht über Restaurierungsarbeiten im Ernst-May-Haus<br />

Interview mit Eckhard Herrel und Natalie Heger, <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong>. Redaktion: Ulrike Höller<br />

Frankfurter Neue Presse, Freitag, 18. November 2005<br />

Wie die May-Siedlung eine Zukunft hat<br />

Bildunterschrift: Gerd Kuhn, Universität Stuttgart, und Eckhard Herrel, Vorsitzender der Ernst-<br />

May-Gesellschaft, eröffneten die Ausstellung. Bericht: Sören Rabe<br />

Frankfurter Rundschau, Freitag, 18. November 2005<br />

Studenten zeigen Vorschläge zur May-Siedlung<br />

Ausstellung „MAY DAY“ in der Römerstadt zur Weiterentwicklung der alten Wohnungen / Mehr<br />

altengerechtes Wohnen<br />

Bildunterschrift: In der Ausstellung „May Day“ werden Entwürfe für eine Umgestaltung der<br />

Ernst-May-Siedlung in der Römerstadt gezeigt. Architekt Dietrich Pressel betrachtet ein Modell.<br />

Bericht: Philipp Schläger<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 17. November 2005<br />

Wie es sich im Museum leben lässt<br />

Bildunterschriften: Manche Hauseigentümer in der Siedlung Praunheim (im Bild der vordere<br />

Teil des Damaschkeangers) haben Sinn für eine gelungene Sanierung. An anderen Häusern<br />

dagegen ist von der ursprünglichen Gestaltungsidee Ernst Mays nicht mehr viel zu erkennen.<br />

„Ich habe nichts gegen Vielfalt“, meint der Stadtplaner Dietrich Wilhelm Dreysse. „Aber sie<br />

muss koordiniert werden.“ In anderen Städten wurde für die Siedlungen eine Gestaltungssatzung<br />

erlassen. Kleines Foto: Ernst-May (rechts) und der Sozialreformer Adolf Damaschke 1927<br />

beim Besuch der Praunheimer Siedlung. Bericht: Günter Murr<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Freitag, 11. November 2005<br />

Jubiläum einer Oase<br />

Ernst-Mays Schulgebäude am Bornheimer Hang wird 75 Jahre alt<br />

Bildunterschrift: Erhellend: Das lichtdurchflutete Treppenhaus der Hallgartenschule ist ein Musterbeispiel<br />

für Ernst Mays Architektur. Bericht: wgnd<br />

Frankfurter Rundschau, Freitag, 11. November 2005<br />

Licht Luft und Sonne seit 75 Jahren<br />

Ernst May entwarf 1930 ein großzügiges Gebäude für Schüler / Festvorträge zum Jubiläum in<br />

der Hallgartenschule<br />

48


Die Hallgartenschule feiert heute den 75. Geburtstag ihres Schulgebäudes. Eine Schule in der<br />

Natur“ entwarf der damalige Frankfurter Stadtbaurat Ernst May. So ist sie bis heute geblieben.<br />

Bildunterschrift: Die Bäume nahe an den Klassenzimmern. Ernst May entwarf vor 75 Jahren die<br />

heutige Hallgartenschule Bericht: Sandra Busch<br />

architektur magazin, Nr. 1, 21. Oktober 2005, S. 70-71<br />

Ein Blick zurück: Wohnraum in Trabantenstädten des frühen<br />

20. Jahrhunderts Autorin: Sonja Lehnert MA<br />

Frankfurter Rundschau, Dienstag, 5. Oktober 2005<br />

Ernst Mays städtische und soziale Utopie erfahrbar machen<br />

Die Ernst-May-Gesellschaft bietet Rundgänge, Vorträge und Museumsprojekte rund um das<br />

Architektur-Prospekt „Neues Frankfurt“<br />

Seit drei Jahren kümmert sich die Ernst-May-Gesellschaft um die Bewahrung und Dokumentation<br />

der architektonischen Hinterlassenschaft des Frankfurter Stadtplaners<br />

Bildunterschrift: Trotz des Regens Begeisterung für Ernst Mays Vision eines intakten Wohnumfeldes<br />

mit viel Grün herum: Die Teilnehmer am Rundgang durch die Maysiedlung in Bornheim<br />

Bericht: Brendan Berk<br />

DENKmal, Sonntag, 11. September 2006<br />

Zeitung zum „Tag des offenen Denkmals“ in Hessen, S. 10<br />

Reihenhaus in der Römerstadt<br />

Bildunterschrift: Frankfurt-Hedderneim, Reihenhaus Foto: Eckhard Herrel<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 11. August 2005<br />

SPD auf den Spuren von Ernst May Bericht: Günter Murr<br />

Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 11. August 2005<br />

Mays Häuser sehr begehrt<br />

SPD tourt durch Siedlungen / Höhere Mieten als Zankapfel Bericht: Johanna Wolff<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 28. Juli 2005<br />

Auf Spurensuche im Ernst-May-Haus<br />

Verein stellt erste Ergebnisse vor<br />

Bildunterschriften: Eckhard Herrel deutet auf die winzigen Reste der ursprünglichen Bauhaus-<br />

Tapete. Damit kann das Zimmer wieder in den Originalzustand versetzt werden. Beim Gartenfest<br />

zum 119. Geburtstag Ernst Mays gab es noch etwas zu feiern. Mit Gerhard Kurtz (kleines<br />

Foto) ist das 100. Mitglied in die Ernst-May-Gesellschaft eingetreten, Der ausgebildete Fotograf<br />

hat das komplette Haus vor Beginn der restauratorischen Untersuchungen in dem Zustand<br />

dokumentiert, in dem es übernommen wurde. Die Arbeit machte ihm soviel Spaß, dass<br />

er spontan in die Ernst-May-Gesellschaft eintrat. Bericht: Sören Rabe<br />

Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 26. Juli 2005<br />

Neues May-Museum lädt zum Gartenfest<br />

Denkmalpflege & Kulturgeschichte, , Heft 2-2005, S. 42<br />

Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen<br />

Ein Haus für Ernst May und das „Neue Frankfurt“ in der Römerstadt<br />

(siehe PDF-Datei unter www.<strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong>.de) Autor: Eckhard Herrel<br />

Monumente, Nr.5/6, Juni 2005<br />

Magazin für Denkmalkultur in Deutschland<br />

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<strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-haus in der Frankfurter Römerstadt<br />

Bildunterschriften : 1. Von und für Ernst May: ein Siedlungshaus als Ausstellungsort. 2. Der Ordnung<br />

halber: Die Frankfurter Küche wird Exponat im Musterhaus. Bericht: Bettina Vaupel<br />

Frankfurter Rundschau, Dienstag, 22. März 2005<br />

Landschaft und Bebauung verflochten<br />

Das „Neue Frankfurt“ der 20er und 30er Jahre steckt voller Ideen, wie ein Spaziergang zeigt<br />

Etwa hundert Teilnehmer erkundeten beim „Spaziergang durch die Römerstadt“ der Ernst-<br />

May-Gesellschaft und der Projektgruppe GrünGürtel die einst avantgardistischen Grünflächen<br />

im „Neuen Frankfurt“.<br />

Bildunterschrift: Ein aufmerksames Publikum erfährt, dass mit der Römerstadt früher architektonisches<br />

Neuland betreten wurde. Bericht: Markus Bulgrin<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 17. März 2005<br />

Hier zieht Ernst May ein<br />

Reihenhaus im Burgfeld soll wieder in den Originalzustand versetzt werden.<br />

Bildunterschrift (großes Foto): Frank Junker überreichte Ulrike May und Eckhard Herrel die<br />

Schlüssel für das Haus, in dem noch eine Frankfurter Küche ist (kleines Foto). Bericht: Sören Rabe<br />

Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 17. März 2005<br />

Die Ernst-May-Gesellschaft bekommt ein Haus<br />

Gebäude des Frankfurter Architekten ist fast im Originalzustand von 1928 / Restaurierung beginnt<br />

im nächsten Jahr<br />

Für die Ernst-May-Gesellschaft wird ein Traum wahr: Mit der Liegenschaft im Burgfeld 136 ist<br />

ein Haus gefunden, das sich als Museum eignet. Die ABG Frankfurt Holding überlässt es dem<br />

Verein zum günstigen Mietpreis. Gestern war Schlüsselübergabe.<br />

Bildunterschrift: Frank Junker von der ABG übergab Ulrike May und Eckhard Herrel den symbolischen<br />

Schlüssel. Bericht: Sabine Kratz<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Mittwoch, 16. März 2005<br />

Ein Haus für Ernst May<br />

Mietvertrag für Quartier in der Römerstadt perfekt Bericht: Ulrich Adolphs<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 10. März 2005<br />

May-Museum: Haus gefunden<br />

Die lange Suche nach einer geeigneten Unterkunft für das künftige Ernst-May-Museum hat<br />

ein Ende. Gestern einigten sich die Ernst-May-Gesellschaft als zukünftige Betreiberin und die<br />

ABG Frankfurt Holding als Eigentümerin auf das Haus Im Burgfeld 136.<br />

Bericht: Sören Rabe<br />

Frankfurter Rundschau, Dienstag, 8. März 2005<br />

Die Wohnungen in der Heimatsiedlung waren einst der Hit<br />

Superausstattung mit Waschküchen, Zentralheizung und Einbauschränken lockte vor allem<br />

Intellektuelle<br />

Als eine „Stadt in der Stadt“ hatte Franz Roeckle Ende der zwanziger Jahre die Heimatsiedlung<br />

konzipiert. Um deren architektonische Besonderheit und den Wandel der Bevölkerungsstruktur<br />

ging es bei einem Rundgang der Ernst-May-Gesellschaft.<br />

Bildunterschrift: Ausflug ins Frankfurt der zwanziger Jahre: Anhand von historischen Fotos und<br />

Plänen veranschaulicht Architektin Brigitte Dippold-Theile die Geschichte der Heimatsiedlung.<br />

Bericht: Sabine Kratz<br />

Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 15. Februar 2005<br />

May-Gesellschaft kurz vor dem Ziel<br />

Die Anmietung eines „gut erhaltenen und ideal gelegenen Hauses“ in der Römerstadt steht<br />

kurz bevor. Bericht: Sören Rabe<br />

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Immobilien-Zeitung, Donnerstag, 28. Oktober 2004<br />

Ernst May-Museum in Frankfurt Bericht: Christoph von Schwanenflug<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Donnerstag, 7. Oktober 2004<br />

Bauen für den Fortschritt der Gesellschaft<br />

Frankfurt würdigt Ernst May Bericht: Ulrich Adolphs<br />

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Sonntag, 3. Oktober 2004<br />

Leute der Woche: Dietrich Pressel<br />

Häuslebauer, ist mit langem Atem ans Ziel gekommen. Die Beharrlichkeit der von Pressel geführten, privaten<br />

Ernst-May-Gesellschaft hat der Politik auf die Sprünge geholfen, so dass es nach jahrelangem Hin<br />

und Her nun ein Museum für den einstigen Baustadtrad in der von ihm entworfenen Römerstadt und ein<br />

Informationszentrum über das „Neue Frankfurt“ geben wird. Text: Ulrich Adolphs<br />

Frankfurter Rundschau, Samstag, 2. Oktober 2004<br />

Ernst-May-Museum kommt nach Praunheim<br />

ABG Frankfurt Holding lenkt nach jahrelangem Streit ein / „Reiseleiter fragen schon jetzt nach<br />

den Öffnungszeiten“<br />

Das geplante Ernst-May-Museum soll nun doch in einem Einfamilienhaus in der Römerstadt<br />

eingerichtet werden. Darauf haben sich die städtische Wohnungsbau<strong>gesellschaft</strong> ABG Frankfurt<br />

Holding und die Ernst-May-Gesellschaft nach jahrelangem Streit geeinigt<br />

Bericht: Anne Lemhöfer<br />

Frankfurter Neue Presse, Freitag, 1. Oktober 2004<br />

Die ABG stellt Reihenhäuschen in der Römerstadt zur Verfügung<br />

Das May-Museum kommt Bericht: Joachim Geiger / Sören Rabe<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Freitag, 1. Oktober 2004<br />

Frankfurt bekommt ein May-Museum<br />

Nach jahrelangem Streit: Römerstadthaus und Ladenlokal in Bornheim für Baustadtrad<br />

Bericht: Ulrich Adolphs<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Donnerstag, 30. September 2004<br />

Roth für May-Museum<br />

Leistungen angemessen würdigen“ / Vorgabe für Holding Bericht: Ulrich Adolphs<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Mittwoch, 29. September 2004<br />

Architektur Kommentar: Ulrich Adolphs<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dienstag, 28. September 2004<br />

Grüne: Holding muß nach May-Beschluß Handeln Bericht: Ulrich Adolphs<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Samstag, 25. September 2004<br />

SPD beharrt auf May-Museum<br />

Projekt in der Römerstadt soll vom Magistrat durchgesetzt werden Bericht: Ulrich Adolphs<br />

Frankfurter Neue Presse, Samstag, 25. September 2004<br />

SPD besteht auf Museum für Ernst May Bericht: Joachim Geiger<br />

Frankfurter Rundschau, Dienstag, 21. September 2004<br />

Museum ungewiss<br />

Diskussion um Ernst May Bericht: Sabine Kratz<br />

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Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dienstag, 21. September 2004<br />

Frankfurt tut sich mit dem May-Erbe schwer<br />

Die Hängepartie geht weiter: Wohnungsholding bietet Ladenlokal in Bornheim als Museum an<br />

Bericht: Ulrich Adolphs<br />

Frankfurter Rundschau, Montag, 20. September 2004<br />

May-Museum soll in die Römerstadt<br />

Ernst-May-Gesellschaft streitet mit Eigentümer über Standort / ABG: Häuser sind zum Wohnen<br />

sehr begehrt<br />

Ob und wann die Ernst-May-Gesellschaft ein Ernst-May-Museum in der Römerstadt einrichten<br />

kann, bleibt unklar. Zwar votieren die Stadtverordneten für ein Museum, die ABG Holding als<br />

Wohnungseigentümer hat jedoch andere Vorstellungen. Bericht: Sabine Kratz<br />

Frankfurter Neue Presse, Montag, 13. September 2004<br />

Vor 75 Jahren stellte der geniale Planer die heute denkmalgeschützte Römerstadt fertig<br />

Der letzte Schrei hieß Ernst May Bericht: Andreas Haupt<br />

Frankfurter Rundschau, Montag, 13. September 2004<br />

Kuchen aus der Frankfurter Küche<br />

Bewohner der Römerstadt feinern das 75-jährige Bestehen ihrer Siedlung<br />

Bericht: Björn Hadem<br />

Frankfurter Rundschau, Samstag, 11. September 2004<br />

Römerstädter feiern Jubiläum ihrer Siedlung<br />

Interessengemeinschaft schaut auf die Entstehungszeit des denkmalgeschützten Viertels<br />

Bericht: Sabine Kratz<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 9. September 2004<br />

Vom Wohnen im Museum – So feiert die Römerstadt ihren<br />

75. Geburtstag Bericht: Oscar Unger/Joachim Geiger<br />

Frankfurter Neue Presse, Montag, 19. Juli 2004<br />

Grüne optimistisch: May Museum kommt<br />

Bericht: fnp<br />

Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 23. Juni 2004<br />

Ernst May im Film Bericht: tjs<br />

Frankfurter Rundschau, Dienstag, 1. Juni 2004<br />

Museum für Ernst May<br />

Gesellschaft sucht Haus<br />

Frankfurter Neue Presse, Samstag, 29. Mai 2004<br />

Gespräche über May-Museum verschoben Bericht: Sören Rabe<br />

Frankfurter Rundschau, Samstag, 29. Mai 2004<br />

Ernst-May-Gesellschaft fordert Museum<br />

In der Siedlung Römerstadt soll eine Dauerausstellung eingerichtet werden, doch es fehlt der<br />

nötige Platz Bericht: Sabine Kratz<br />

Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 25. Mai 2004<br />

Verein verhandelt wieder mit der ABG<br />

52


Neuer Anlauf für Ernst May Museum Bericht: Günter Murr<br />

Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 9. März 2004<br />

Auf Ernst Mays Spuren<br />

Architektonisch herausragende Bauwerke in der Stadt sind die Ziele zweier Führungen, zu<br />

denen die Ernst-May-Gesellschaft einlädt Bericht: ing<br />

Frankfurter Rundschau, Samstag, 28. Februar 2004<br />

Die Erfindung der Einbauküche<br />

In der „Frankfurter Küche“ der Architektin Schütte-Lihotzky machte das Kochen Spaß<br />

Die „Frankfurter Küche“ gehört zu den berühmtesten Inneneinrichtungen des „Neuen Bauens“<br />

in der zweiten Hälfte der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Bekannt wurde sie<br />

als „Mutter der Einbauküche“ erstmals für den sozialen Wohnungsbau in Frankfurt von der<br />

Architektin Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000) entwickelt. Bericht Franka Hartenfeller<br />

Seniorenzeitschrift Stadt Frankfurt am Main, Heft 1/2004<br />

Funktional statt Repräsentativ: Die Siedlungen Ernst Mays<br />

Bericht: Otto Schembs<br />

Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 30. Dezember 2003<br />

Westhausen: Vor 75 Jahren entstand eine neue Siedlung<br />

Bauwelt, Heft 37/2003, Montag, 3. Oktober 2003, S. 3<br />

Frankfurt am Main: Ernst May Museum Bericht: Enrico Santifaller<br />

Alsfelder Allgemeine Zeitung, Samstag, 20. September 2003<br />

An den Musterhäusern nagt der Zahn der Zeit<br />

Alte Siedlung „Neues Frankfurt“ trifft heute auf Widerstand /<br />

Verein will Erbe des Architekten Ernst May erhalten Bericht: Sandra Trauner<br />

Giessener Allgemeine Zeitung, Samstag, 20. September 2003<br />

Licht und Luft für jeden Mieter<br />

75 Jahre „Neues Frankfurt“:<br />

Musterwohnungen stehen heute unter Denkmalschutz Bericht: Sandra Trauner<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Montag, 15. September 2003<br />

Ernst May und die Küche entpuppen sich als Magneten<br />

400 Besucher besichtigen ein Reihenhaus der Römerstadt Bericht: Ulrich Adolphs<br />

DENKmal, Sonntag, 14. September 2003<br />

Zeitung zum „Tag des offenen Denkmals“ in Hessen, S. 17<br />

75 Jahre Siedlung Römerstadt<br />

Ein Ernst-May-Museum im Reihenhaus<br />

Bildunterschriften: Kopfbau an der Hadrianstraße. Die Gartenfront entlang der Siedlungshäuser.<br />

Bericht und Fotos: Eckhard Herrel<br />

Merian-Heft „Frankfurt“, September 2003<br />

Siedlung Römerstadt<br />

„ ... Über die Einrichtung eines Museums in der Römerstadt wird diskutiert.“<br />

Hessischer Rundfunk 2, Unterwegs in Hessen, 2. August 2003, 11.45<br />

75 Jahre Römerstadt: Ein Museum für Ernst May<br />

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Interview mit Eckhard Herrel und Ulrike May Redaktion: Daniela Klein<br />

Wetterauer Zeitung, Freitag, 1. August 2003<br />

Kleinwohnungen mit modernem Standard<br />

Vor 75 Jahren zogen die ersten Mieter in die Siedlung Römerstadt /<br />

Ernst May setzte architektonische Maßstäbe Bericht: Sabine Hock<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 31. Juli 2003<br />

May-Gesellschaft sucht noch Mitstreiter<br />

Frankfurter Neue Presse, Montag, 28. Juli 2003<br />

Ernst-May-Gesellschaft durchstöbert zum<br />

117. Geburtstag des Frankfurter Stadtbaurats die Archive<br />

Die Erinnerungen des Tassilo Sittmann Bericht: Andreas Haupt<br />

hr hessen fernsehen, Bilderbogen, Sonntag, 13. Juli 2003, 21.00 Uhr<br />

Ein Museum für Ernst May und das Neue Frankfurt<br />

Interview mit Dietrich Presssel, Eckhard Herrel und Christian Schweitzer<br />

Redaktion: Silke Klose-Klatte<br />

Frankfurter Neue Presse, Freitag, 27. Juni 2003<br />

Für May-Museum fehlt das Geld<br />

Frankfurter Neue Presse, Freitag, 27. Juni 2003<br />

Auf die Stärken besinnen Bericht: Günter Murr<br />

Frankfurter Rundschau, Freitag, 27. Juni 2003<br />

Erbe im Großmaßstab<br />

Eine Initiative für ein Ernst-May-Museum in Frankfurt<br />

Da steht also diese Truppe japanischer Architekturstudenten in einer dieser schlichten Frankfurter<br />

Reihenhaussiedlungen, bestaunt funktionale Fertigbauten und begehrt Einlass in eine<br />

der Wohnungen zum Zwecke einer Innenraumbesichtigung. Seltsam, diese Japaner, denkt<br />

sich da der Frankfurter, sollen die mal schön zum Römer spazieren, das Goethehaus bewundern<br />

oder einen der neuen Bankentürme. Was gibt es in Praunheim, in Bornheim, in Westhausen<br />

denn schon groß zu sehen? Och, hätten die Japaner geantwortet, sofern man sie tatsächlich<br />

gefragt hätte, bloß eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler der frühen Moderne in<br />

Deutschland. Vermutlich hielten besagte Japaner das ihnen entgegen gebrachte Schulterzucken<br />

für eine höfliche Geste des Understatements. Es scheint eine Frankfurter Eigenheit zu<br />

sein, dass die Stadt mit ihren Pfunden nicht wuchert, ihnen mit Gleichgültigkeit begegnet, ob<br />

sie nun William Forsythe heißen und international renommierte Choreografen sind oder Ernst<br />

May und einer der bedeutendsten Architekten und Städteplaner des vergangenen Jahrhunderts.<br />

Zwischen 1925 und 1930 entwarf der damalige Frankfurter Baudezernent unter dem Schlagwort<br />

"Neues Frankfurt" eine der Trabantenstädte, die den deutschen Siedlungsbau revolutionierten.<br />

15 000 familiengerechte Wohnungen wurden in nur fünf Jahren gleichsam aus dem<br />

Boden gestampft. Die Siedlungen gibt es noch heute, sie werden bis heute bewohnt. Den<br />

Architekturfreund überkommt jedoch das kalte Grausen, beim Blick auf die verunstalteten<br />

Fassaden, an denen sich die Geschmäcker und Moden der vergangenen fünfzig Jahre aufs<br />

Scheußlichste Geltung verschafft haben.<br />

Längst ist das Problem der Erhaltung des kulturellen Erbes zwar von Fachleuten erkannt, doch<br />

daraus resultiert in Frankfurt noch lange kein Handeln. Um ihrer Fassungslosigkeit etwas entgegen<br />

zu setzen, gründeten Verantwortungsbewusste Anfang des Jahres die <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong><strong>gesellschaft</strong>,<br />

die das Ziel verfolgt, eines der Siedlungshäuser als Museum mit Wechselausstel-<br />

54


lungen zu errichten. Ein weiteres Gebäude soll als Stipendiatenwohnung diene - zum Beispiel<br />

für japanische Architekturstudenten.<br />

Zur Verbreitung dieser Vorhaben berief die Gesellschaft ein Symposium im Deutschen Architekturmuseum<br />

(DAM) ein, bei dem die historische und politische Situation der Bauzeit und<br />

Mays städtebauliche Konzepte plastisch erläutert wurden. Nachhaltig wurde die internationale<br />

Strahlkraft der May-Siedlungen beschworen, schließlich lasse sich in keiner anderen Stadt<br />

die Auflösung des traditionellen Blockbaus hin zur sozial verträglichen Zeilenbauweise besser<br />

nachvollziehen als in Frankfurt am Main. Anders als in Dessau (Meisterhäuser) oder Stuttgart<br />

(Weißenhofsiedlung) handelt es sich in Frankfurt nicht um Einzeldenkmäler sondern um ein<br />

real funktionierendes "Massenexperiment". Der von Ernst May aufgestellte Generalbebauungsplan<br />

sah statt der damals üblichen zusammenhanglosen Siedlungen ein mit Grünflächen<br />

kombiniertes System von Wohngebieten mit typisierten, nüchternen Häusern vor, die in Einzelzeilen<br />

(Römerstadt), Doppelzeilen (Praunheim), als Zickzackreihe (Niederrad) oder als Reihenhäuser<br />

zwischen Großbaublöcken (Bornheim) angeordnet sind.<br />

Die Einzigartigkeit des architektonischen Erbes scheint in den Köpfen der meisten Frankfurter<br />

Stadtverordneten nicht recht angekommen zu sein. Allerdings, so Christoph Mohr vom hessischen<br />

Landesamt für Denkmalpflege, stehen sie damit in einer langjährigen Tradition. Bereits<br />

seit ihrer Bauzeit habe es zahlreiche Vorbehalte gegen die May-Häuser gegeben, das Spektrum<br />

reichte von "Interesselosigkeit bis zu blankem Hass", vor allem während der Nazizeit. Nach<br />

1945 habe dann die Siedlungs<strong>gesellschaft</strong> die Bauten grob vernachlässigt. Sanierungen wurden<br />

nur punktuell vorgenommen, Details wurden unsachgemäß verändert, zwischen der<br />

Siedlungs<strong>gesellschaft</strong> und dem Denkmalschutzamt habe stets eine "frostige Atmosphäre" geherrscht.<br />

Auch das 1974 erlassene Hessische Denkmalschutzgesetz sei in erster Linie auf Gründerzeitbauten<br />

angewandt worden. Mit ornamentlosem Siedlungsbau ist offenbar bis heute<br />

kein Staat zu machen.<br />

Die derzeitigen Bewohner interessiert die Ästhetik von Briefkastenschlitzen und Fußabkratzern<br />

verständlicherweise nur am Rande. Es scheint, als sei nicht allein die Vernachlässigung der<br />

Architektur der Lebensqualität abträglich. Platzmangel, Lärm und das Fehlen ausreichender<br />

Parkmöglichkeiten wird von den Praunheimer Anwohnern bemängelt. Womöglich ist Mays<br />

städtebauliches Konzept nach 75 Jahren nicht mehr ganz zeitgemäß. Genauso notwendig<br />

wie ein Konzept für eine denkmalpflegerische Betreuung wären demnach eine Anpassung<br />

der Infrastruktur sowie architektonische Überarbeitungen. Doch vermutlich steht das im Widerspruch<br />

miteinander. Für die <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong> allein dürfte ein solcher Schuh jedenfalls<br />

entschieden zu groß sein. Für die verantwortlichen Stadtverordneten erst recht.<br />

Bericht: Sandra Danicke<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Freitag, 27. Juni 2003<br />

Der Erbauer des Neuen Frankfurt<br />

Ernst-May-Symposion im DAM Bericht: Konstanze Crüwell<br />

Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 26. Juni 2003<br />

May-Museum soll im nächsten Sommer öffnen<br />

Darmstädter Echo, Donnerstag, 26. Juni 2003<br />

Museum für May<br />

Rhein-Main.Net - Frankfurt, Mittwoch, 25. Juni 2003<br />

Frankfurter Architekt Ernst May soll Museum bekommen<br />

hessen fernsehen, Hessenschau, Dienstag, 20. Mai 2003,19.30 Uhr<br />

Ein Museum für Ernst May in der Frankfurter Siedlung Römerstadt<br />

Interview mit Dietrich Pressel, Christian Schweitzer und Eckhard Herrel<br />

Redaktion: Martina Launhardt<br />

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Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 24. April 2003<br />

Museum: Allein, es fehlt das Geld<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Samstag, 19. April 2003<br />

Dietrich Pressel führt Ernst-May-Gesellschaft<br />

Frankfurter Rundschau, Samstag, 5. April 2003<br />

Radtour: Auf Mays Spuren Bericht: Karin Hartmann<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Donnerstag, 3. April 2003<br />

„Ein Aushängeschild für Frankfurt“<br />

Ernst-May-Gesellschaft treibt Museums-Projekt voran / Symposion im Architekturmuseum<br />

Bericht Ulrich Adolphs<br />

Werkundzeit, Heft 1, April 2003<br />

Ernst-May-Gesellschaft<br />

Ernst-May-Museum und Stipendiatenhaus in Frankfurt Bericht: Dietrich Pressel<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Freitag, 7. März 2003<br />

Museumsarbeit im Magistrat Bericht: Ulrich Adolphs<br />

Museumsvisie, 27. jaargang, 2. maart 2003<br />

<strong>ernst</strong>-<strong>may</strong> museum in woonhuis<br />

Journal Frankfurt, Nr. 5/03, 28. Februar – 13. März 2003<br />

Visionäre Zeiten<br />

Einst katapultierte der Stadtplaner Ernst May Frankfurt in die Moderne.<br />

Zur Würdigung des „Neuen Frankfurt“ hat sich jetzt ein Ernst-May-Förderverein gegründet<br />

Bericht: Christian Sälzer<br />

Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 5. Februar 2003<br />

Das Konzept für das Ernst-May-Museum stieß auf offene Ohren<br />

Die Architekten Dietrich Pressel und Christian Schweitzer erhielten viel Lob von Fachleuten /<br />

Förderverein gegründet Bericht: Kathrin Hartmann<br />

Hessischer Rundfunk hr 2, Mittwoch 22. Januar 2003, 12 – 12.30 Uhr<br />

Ernst May-Museum in der Frankfurter Siedlung Römerstadt<br />

Interview mit Dietrich Pressel, Eckhard Herrel und Christian Schweitzer Redaktion: Ursula<br />

May<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Montag, 20. Januar 2003<br />

Ernst-May-Museum könnte 2004 eröffnet werden<br />

Frankfurter Architekten planen Förderverein / Städtische Wohnungsholding sagt Prüfung zu<br />

Bericht: Ulrich Adolphs<br />

Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 17. Januar 2003<br />

Sponsoren fürs Museum gesucht<br />

ABG Frankfurt Holding prüft Beteiligung an dem May-Haus in der Römerstadt<br />

Bericht: Sören Rabe/Tilmann Weber<br />

Frankfurter Rundschau, Freitag, 17. Januar 2003<br />

Ernst-May-Museum, ABG prüft neues Konzept Bericht: Kathrin Hartmann<br />

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Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 11. Dezember 2002<br />

„Wenn jetzt nichts passiert, ist das Haus verloren“<br />

Zwei Frankfurter Architekten wollen Ernst-May-Museum retten Bericht: Kathrin Hartmann<br />

Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 10. Dezember 2002<br />

Zweite Chance fürs May-Museum<br />

Die beiden jungen Frankfurter Architekten Dietrich Pressel und Christian Schweitzer haben für<br />

das Reihenhaus in der Römerstadt ein neues Konzept für ein Ernst-May-Museum erarbeitet.<br />

Bericht: Tilmann Weber<br />

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