pressespiegel ernst-may-gesellschaft e.v.
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<strong>pressespiegel</strong> <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong> e.v. stand 10. september 2008<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Mittwoch, 10. September 2008<br />
"May-Siedlungen besser schützen"<br />
Um die Bausubstanz der Wohnsiedlungen aus den zwanziger Jahren, darunter die May-<br />
Siedlungen des "Neuen Frankfurt", zu schützen, haben die Fraktionen von CDU und Grünen<br />
einen Antrag an die Stadtverordneten gestellt. Bericht: faz<br />
Hessischer Rundfunk 2, Mikado, Donnerstag, 9. September 2008<br />
Bericht um 7:20 Uhr und 17:45 Uhr über das <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-haus und die Frankfurter Küche anlässlich<br />
des Tages des offen Denkmals am 14. September 2008. Bericht: Stefan Fries<br />
Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 9. September 2008<br />
Höhenblick: Land dringt auf Schutz<br />
Ginnheim. Allzu viel ist nicht mehr übrig vom Haus im Höhenblick 54 (wir berichteten), doch<br />
der Kreis der Fürsprecher, die seinen Erhalt fordern, wird größer. Allen voran schreitet nun Landeskonservator<br />
Christoph Mohr, der die Stadt, die jüngst den Abriss genehmigt hat, auffordert,<br />
das Haus unter Denkmalschutz zu stellen.<br />
Mohr schaute gestern persönlich an der Baustelle in Ginnheim vorbei und sprach auch mit<br />
Nachbarn. Er wies darauf hin, dass das Landesdenkmalamt die Stadt inzwischen offiziell angewiesen<br />
habe, das Haus unter Schutz zu stellen. Es stellte “ein wichtiges stadtgeschichtliches<br />
Baudenkmal“ dar. Der Bebauungsplan, auf den sich die Genehmigungen für Abbruch und<br />
Neubau beziehen, “stammt aus dem Jahr 1977 und ist veraltet“. Aus dem jüngst an die Ernst-<br />
May-Gesellschaft übergebenen Nachlass des Architekten Carl Hermann Rudloff, dem engsten<br />
Mitarbeiter von Ernst May, gehe hervor, dass er die Siedlung geplant habe. Diese Bedeutung<br />
solle die Stadt “respektieren und umsetzen“.<br />
Mohrs Einschätzung ist das, worauf die Nachbarn, die schon seit Wochen gegen den Abriss<br />
kämpfen, gewartet hatten. Sie haben sich in einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin<br />
Petra Roth (CDU) gewandt, die helfen solle, den Abriss des Hauses doch noch zu verhindern.<br />
CDU und Grüne im Römer haben sich ebenfalls in die Diskussion gemischt. Sie fordern, dass<br />
das Denkmalamt alle Siedlungen aus den 20er Jahren nochmals darauf überprüft, wie sehr ihr<br />
Erhalt gesichert werden sollte.<br />
Mohr scheint sicher, dass trotz der rechtsgültigen Abrissgenehmigung noch was zu retten ist.<br />
Deshalb wies er darauf hin, dass an dem halb abgerissenen Haus Fenster und Mauern verschlossen<br />
werden müssten, bis gerichtlich geklärt ist, wie es im Höhenblick weitergehen soll.<br />
Bericht: Hermann Wygoda<br />
Frankfurter Rundschau, Montag, 8. September 2008<br />
Vorerst kein Abriss<br />
Anwohner kämpfen um Denkmalschutz für Höhenblick 54 in Ginnheim<br />
Der Bagger ruht, doch hinter den Kulissen wird weiter heftig um die Zukunft des Hauses Höhenblick<br />
54 in Ginnheim gerungen. Die Anwohnergemeinschaft, die sich für einen Erhalt des<br />
Hauses einsetzt, nutzte den gestrigen Tag des Denkmalschutzes, um erneut auf den Streitfall<br />
Aufmerksam zu machen. In einem offenen Brief fordern die Anlieger, vertreten durch Werner<br />
Müller und Matthias Rau, die Oberbürgermeisterin Petra Roth auf, "die Verwaltung zur Ordnung<br />
zu rufen".<br />
Weiteren Bauarbeiten stehen inzwischen zwei gerichtliche Verfügungen im Weg. Bereits am 3.<br />
September hat das Ehepaar Helga und Matthias Rau beim Landgericht eine einstweilige Verfügung<br />
erwirkt. Die Raus wohnen in der Doppelhaushälfte, an die das vom Abriss bedrohte<br />
1
Haus grenzt. Einen Tag später verhängte auch das Verwaltungsgericht einen Beschluss, der<br />
einen Abbruch der Doppelhaushälfte untersagt.<br />
Der Denkmalschutz spielt indes nur bei der zweiten Verfügung eine untergeordnete Rolle.<br />
Rechtsanwalt Lutz Eiding argumentiert in erster Linie in Fragen des Bebauungsplans. Christoph<br />
Mohr vom Hessischen Landesamt für Denkmalpflege hält jedoch nach wie vor an seiner Entscheidung<br />
fest, das Haus unter Denkmalschutz zu stellen, weil der zweigeschossige Flachbau<br />
von Ernst Mays engem Vertrauten, Carl Herrmann Rudloff, gebaut wurde. Zwei Tage nach<br />
Mohrs Entscheidung am 12. August, erteilte die Bauaufsicht der Stadt ungeachtet dessen die<br />
Bau- und Abrissgenehmigung.<br />
Dass das Haus inzwischen so weit beschädigt sei, dass sich der Denkmalschutz erübrigt hat,<br />
wie vom Anwalt des Bauherrn Axel Dignaß kolportiert, dementiert Mohr nach seinem gestrigen<br />
Ortstermin. Äußerlich seien nur eine Brüstung und zwei Fenster kaputt. Auch das innere<br />
des Hauses sei keineswegs "irreparabel zerstört." Die Obere Denkmalschutzbehörde, also das<br />
Landesamt für Denkmalpflege, hat laut Mohr eine Weisung an die Untere Behörde, also das<br />
städtische Denkmalamt, geschickt, dem Abriss auch in denkmalpflegerischer Hinsicht den<br />
Riegel vorzuschieben. "Die Stadt muss jetzt tätig werden." Auch die SPD kritisierte die "Schlafmützigkeit"<br />
des Amtes. Bericht: Sebastian Amaral Anders<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 4. September 2008<br />
Neue Zwangspause im Höhenblick<br />
Ginnheim. Vorerst haben es die Nachbarn geschafft: Der Abriss des Hauses Nummer 54 im<br />
Höhenblick ist gestoppt. Das Landgericht hat die Arbeiten gestern per einstweiliger Verfügung<br />
untersagt. Ein Triumph der Abriss-Gegner, der gestern erneut zu Gerangel auf der Baustelle<br />
geführt hat. Wie schon am Dienstag musste die Polizei in den Streit zwischen Bauarbeitern<br />
und Nachbarn eingreifen.<br />
Anlass für die richterliche Entscheidung ist allerdings nicht das Plädoyer für den Denkmalschutz,<br />
mit dem einige Ginnheimer versuchen, das etwa 70 Jahre alte Haus zu retten (wir berichteten),<br />
sondern ist die Angst der Nachbarn aus der Hausnummer 56, ihr Haus könne durch<br />
den Abriss Schaden nehmen. Denn die Nummern 54 und 56 sind ein Doppelhaus, dessen eine<br />
Hälfte die neuen Eigentümer nun abreißen und durch einen Neubau ersetzen wollen. Wie<br />
berichtet, haben sie – zum Ärger der Nachbarn – dafür die entsprechenden Genehmigungen.<br />
Die Bewohner des Nachbarhauses haben nun beim Gericht den Baustopp erwirkt, weil sie<br />
durch den Abriss statische Schäden an ihrer Haushälfte, die eine gemeinsame Trennwand mit<br />
der Nummer 54 hat, befürchten. Zu Unrecht, wie Hans Beeg, Rechtsanwalt der Bauherren,<br />
betont. «Es besteht eine gewisse statische Gefahr. Aber das wussten Bauherr und Architektin<br />
von vornherein. Deshalb liegen ein von der Bauaufsicht genehmigtes Abbruchkonzept und<br />
eine geprüfte Statik vor», erklärt der Anwalt. Es werde Stück für Stück abgerissen. Die Unterlagen<br />
habe man den Nachbarn längst übergeben wollen, doch die hätten sich lieber ans Gericht<br />
gewandt.<br />
Beeg wird nun im Namen der Bauherren Widerspruch gegen den verfügten Baustopp einlegen.<br />
In einigen Wochen sollte dann gerichtlich festgestellt sein, ob das Nachbarhaus in Gefahr<br />
ist oder nicht. «Ich gehe davon aus, dass das Gericht klarstellt, dass dem Nachbarhaus<br />
nichts passiert.» Er hoffe aber, dass die Nachbarn und ihr Anwalt, die nun doch das Abbruchkonzept<br />
in Empfang genommen haben, schon früher einlenken.<br />
Zum «Fall Höhenblick» hat sich gestern auch die SPD-Fraktion im Römer zu Wort gemeldet und<br />
die Denkmalschützer in Stadt und Land als “schlafmützig“ bezeichnet. “Es kann nicht sein,<br />
dass dem Landesdenkmalschützer immer erst in letzter Minute einfällt, dass ein Gebäude<br />
denkmalwürdig ist“, schimpfte Fraktionschef Klaus Oesterling mit Blick auf das jüngste Schreiben<br />
aus dem Landesdenkmal amt. Kritik übte Oesterling auch an der Stadt. Indem sie ihr<br />
Denkmalamt dem Planungs- und nicht dem Kulturdezernat zugeordnet habe, sei dieses viel<br />
stärker dem Druck der Investoreninteressen ausgeliefert. Bericht: Inga Janovic<br />
2
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Donnerstag, 4. September 2008<br />
Abriss am Höhenblick gestoppt<br />
Einstweilige Verfügung / SPD: Denkmalschutz schläft<br />
Der Abriss einer am Rande der Ginnheimer Ernst-May-Siedlung Höhenblick gelegenen Doppelhaushälfte<br />
ist vorerst gestoppt. Das Frankfurter Landgericht gab dem Eilantrag eines<br />
Nachbarn statt und verfügte ein Ende der Arbeiten. Bericht: faz<br />
Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 3. September 2008<br />
Abbruch ruht<br />
Höhenblick-Nachbarn erwirken Verfügung<br />
Am Mittwochvormittag noch war auf der Baustelle reger Betrieb, doch jetzt muss auf dem<br />
Grundstück Höhenblick 54 in Ginnheim der Bagger ruhen. Auf richterliche Anordnung. Das<br />
Ehepaar Helga und Matthias Rau hat beim Landgericht eine einstweilige Verfügung erwirkt.<br />
Die Raus wohnen in der Doppelhaushälfte, an die das Haus grenzt, das bis zum Mittwochmorgen<br />
noch vom Abriss bedroht war. Alle weiteren Abbrucharbeiten an dem Flachbau in<br />
der Siedlung Höhenblick, den Carl Hermann Rudloff Ende der 1920er Jahre gebaut hat, sind<br />
damit vorerst untersagt.<br />
Für die 107 Anwohner, die sich seit Monaten gegen den Abriss und einen Neubau wehren,<br />
der alle anderen Häuser der Siedlung um ein Stockwerk überragt, ist die Verfügung ein Signal<br />
der Hoffnung. Am Dienstagvormittag hatten sie noch vergeblich versucht, dem Abrissbagger<br />
mit ihren Autos die Zufahrt zu dem Grundstück zu verwehren. Der Anwalt des Bauherrn Axel<br />
Dignaß, Chefarzt am Markus-Krankenhaus, pochte jedoch auf die rechtsgültige Abriss- und<br />
Baugenehmigung. Die hatte die städtische Bauaufsicht Mitte August erteilt, obwohl das Haus<br />
vom Landesamt für Denkmalpflege zwei Tage zuvor unter Schutz gestellt worden war. Bis zum<br />
Dienstagabend hatte der Bagger bereits die Fenster an der Rückseite des Hauses und das<br />
umgebende Mauerwerk eingerissen.<br />
Die einstweilige Verfügung bezieht sich aber nicht auf den Denkmalschutz, sondern auf statische<br />
Bedenken der Nachbarfamilie. "Wir hoffen natürlich, dass das Denkmalamt den<br />
Baustopp nutzt und jetzt noch einmal aktiv wird", sagt Helga Rau. Für Hans Beeg, Rechtsanwalt<br />
des Bauherrn, ist es dafür bereits zu spät. "Durch die Abbrucharbeiten sind fast alle<br />
denkmaltypischen Merkmale dieses Hauses nicht mehr vorhanden", sagt er. Das Haus stehe<br />
nur noch in seinen Außenmauern. "Der denkmaltypische Charakter kann nicht wiederhergestellt<br />
werden", glaubt er.<br />
Dass auf diese Weise Fakten geschaffen werden, versuchen die Anwohner seit Dienstag zu<br />
verhindern. Am Abend stellte sich sogar ein Mann dem Bagger in den Weg und verhinderte,<br />
dass der Abriss weiter ging. Am Mittwochmorgen, als die einstweilige Verfügung zwar erlassen,<br />
aber dem Bauherrn noch nicht formell übergeben war, gab es erneut Auseinandersetzungen.<br />
Anwohner beriefen sich auf die Verfügung und blockierten die Baustelle. Rechtsanwalt Beeg<br />
bestand auf der Abrissgenehmigung und auf der Tatsache, dass die Verfügung noch nicht<br />
offiziell zugestellt und damit "rein rechtlich noch gar nicht in der Welt war". Zweifel an der Statik<br />
werde man durch das vorliegende Abbruchkonzept "kurzfristig" aus dem Weg räumen.<br />
Bericht: Sebastian Amaral Anders<br />
Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 3. September 2008<br />
Ginnheim<br />
Wer die wilde Kamille stört<br />
Anwohner der Siedlung Höhenblick wehren sich gegen den Abriss eines denkmalgeschützten<br />
Hauses.<br />
Im Vorgarten der unscheinbaren Doppelhaushälfte in der Siedlung Höhenblick ranken sich<br />
3
Kletterrosen an der Hauswand empor. Wilde Kamille wuchert neben dem Weg, der zur Haustür<br />
führt. Im Garten, hinter dem Haus, findet die Idylle ein jähes Ende. Die Schaufel eines Baggers,<br />
der fast die gesamte Rasenfläche ausfüllt, kracht in die berstenden Fenster, die Schaufel<br />
reißt das Mauerwerk auf und hinterlässt drei große Löcher in der Hauswand.<br />
Ludwig-Wilhelm Schleiter ist außer sich. Der Anwohner der Siedlung hat monatelang dafür<br />
gekämpft, dass dieser Moment niemals eintritt. Unter dem Arm trägt er einen mehrere Zentimeter<br />
starken Ordner, aus dem er immer wieder neue Dokumente holt. Doch all die Anwaltsbriefe<br />
und Baupläne helfen ihm in diesem Moment auch nicht mehr. Für Schleiter verschwindet<br />
an der Straße Höhenblick am Rande des Ginnheimer Niddatals ein Kulturdenkmal, geschaffen<br />
von Ernst Mays "rechter Hand", Carl Hermann Rudloff. "Die versuchen, jetzt schnell<br />
Fakten zu schaffen", glaubt er.<br />
"Die", das sind für den 70-Jährigen alle, die dafür eintreten, dass die beschauliche Doppelhaushälfte<br />
mit dem Flachdach und dem weiß getünchten Putz dem Erdboden gleichgemacht<br />
wird. Anwälte, die Bauaufsicht und natürlich der Bauherr, Axel Dignaß, Chefarzt der<br />
Medizinischen Klinik I des Markus-Krankenhauses. Er ist am Dienstagmorgen, als der Tieflader<br />
mit dem orangefarbenen Bagger in die Straße Höhenblick einbiegt, nicht da. Wohl aber eine<br />
Handvoll seiner künftigen Nachbarn. Und die geben sich kämpferisch.<br />
Auf dem schmalen Weg, der zum Garten an der Rückseite des Hauses führt, parkt der BMW<br />
von Alex Vukailovic. Der Bagger ist damit erstmal gestoppt. Eher symbolisch liegen dahinter<br />
die Fahrräder von Angela Rühle und ihrem kleinen Sohn. Bei den Anwohnern keimt Hoffnung<br />
auf, als die herbeigerufenen Polizisten den Abriss auf Eis legen, bis die Genehmigung von der<br />
städtischen Bauaufsicht bestätigt wird. Was kurz darauf geschieht. Der Bagger rückt vor, auch<br />
die Hecke am Rand des Grundstücks hat ihm nichts entgegenzusetzen. Die nächste Hoffnung<br />
der Anwohner, einen Baustopp durch einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht zu erwirken,<br />
erfüllt sich zunächst nicht.<br />
Aufschrei der Nachbarschaft<br />
Die Geschichte des Bauprojekts, Höhenblick 54, ist eine mit vielen Windungen. Anfang 2008<br />
kauft Chefarzt Axel Dignaß das seit einigen Monaten leerstehende Haus. Eine Doppelhaushälfte,<br />
Teil der einheitlichen Siedlung, deren Dächer stufenweise zur Nidda herabführen. Anfang<br />
Juni stellt Dignaß den Anwohnern seine Pläne vor: den Abriss des um 1930 gebauten<br />
Hauses und einen Neubau, der nicht nur ein Stockwerk höher als alle umliegenden Häuser ist,<br />
sondern auch fast die doppelte Wohnfläche des Nachbarhauses aufweist. Ein Aufschrei geht<br />
durch die Nachbarschaft, 107 Bewohner formieren sich zur Protestgruppe.<br />
Am 12. August scheint sich das Blatt zu Gunsten der Anwohner zu wenden. Christian Mohr<br />
vom Hessischen Landesamt für Denkmalpflege bescheinigt dem Haus, da es von Carl Herrmann<br />
Rudloff gebaut wurde, den Denkmalschutz. Zwei Tage später erteilt die Bauaufsicht<br />
ungeachtet dessen die Bau- und Abrissgenehmigung. "Die Stadt hat uns einfach übergangen",<br />
sagt Mohr, der seine Stellungnahme sogar auf Bitten des städtischen Oberkonservators<br />
Stefan Timpe verfasst hat. Mark Gellert, Sprecher des Planungsdezernats, das der Bauaufsicht<br />
und dem städtischen Denkmalschutz vorsteht, sieht dennoch keinen Grund, die Genehmigung<br />
zurückzuziehen. Mohrs Stellungnahme sei nicht mehr als eine "Meinungsäußerung", die<br />
man nicht berücksichtigen müsse und die außerdem nicht in Form einer "amtlichen Stellungnahme"<br />
eingegangen sei. "Wir haben alles richtig gemacht", sagt er.<br />
Am Abend steht das Haus noch. Wo einst Fenster waren, klaffen jetzt aber Löcher. Wie Anwohner<br />
berichten, will sich die zuständige Richterin am Verwaltungsgericht am Mittwoch mit<br />
dem Eilantrag beschäftigen. Und wieder keimt Hoffnung auf, bei den kämpferischen Anwohnern<br />
der Siedlung Höhenblick. Bericht: Sebastian Amaral Anders<br />
Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 3. September 2008<br />
Ginnheim<br />
Richterin stoppt Abriss<br />
4
An der Baustelle in der Siedlung Höhenblick ruht der Bagger.<br />
Die Vorsitzende Richterin am Landgericht hat am Mittwochmorgen mit einer einstweiligen<br />
Verfügung die Abrissarbeiten an dem Haus in der Straße Höhenblick 54 untersagt.<br />
Die Bauaufsicht hatte die Genehmigung erteilt, obwohl das Haus unter Denkmalschutz gestellt<br />
wurde. Bericht: ral<br />
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 3. September 2008<br />
Höhenblick: Nachbarn stoppen Abriss<br />
Ginnheim. Im sonst so bürgerlichen Ginnheimer Höhenblick regte sich gestern viel Ungehorsam:<br />
Fast zehn Stunden sperrten Nachbarn in der Straße Höhenblick die Zufahrt zur Nummer<br />
54. Auch wenn ihr Verhalten nicht rechtens war, sie wollten den Abriss des Hauses Höhenblick<br />
54, für das sie seit Wochen kämpfen, verhindern.<br />
Die Chronik: Ab 8 Uhr weisen am Dienstag Schilder auf die Bauarbeiten hin. Der Bagger ist auf<br />
dem Weg. Um 8.30 Uhr improvisieren die Nachbarn mit ihren Autos eine Straßensperre. Die<br />
Bauarbeiter kommen nicht durch, warten. Die Polizei rückt an, verbietet jede Bautätigkeit, bis<br />
die Genehmigung geprüft ist. Die Nachbarn hoffen.<br />
Um 11.30 Uhr heißt Hans Beeg, Rechtsanwalt des Grundstückseigentümers und Bauherrn, die<br />
Arbeiter erneut, anzufangen. Der Bagger hebt seine Kralle. Doch die Nachbarn stellen sich<br />
vor die Maschine, halten die Bauarbeiter auf. Gegen 14.30 Uhr kommt der Stadtverordnete<br />
Hans-Günter Müller (BFF) vorbei, er geht gerade Gassi mit seinem Hund. Kurzerhand stellt sich<br />
der Politiker mit vor den Bagger. Um jeden Preis wolle er den Abriss verhindern. Weitere Diskussionen<br />
mit Anwalt und Polizisten folgen.<br />
Um 17 Uhr schicken die Beamten die Demonstranten nach Hause, die Arbeiter in den Feierabend.<br />
Das Haus steht noch, ohne Fenster. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Der<br />
Abriss ist rechtens, die Frankfurter Bauaufsicht hatte ihn Mitte August genehmigt.<br />
Da hatte die Anwohnerinitiative gerade gehofft, das ihrer Meinung nach erhaltenswerte Haus<br />
retten zu können. Denn am 12. August hatte Christoph Mohr vom Hessischen Amt für Denkmalpflege<br />
den Schutz des Gebäudes empfohlen. Die Begründung: Das Haus stehe in direkter<br />
Nachbarschaft zur May-Siedlung Höhenblick und sein Architekt, Carl Herrmann Rudloff, sei<br />
schließlich die rechte Hand von May gewesen. Das ließ auch die Zuständigen bei der Stadt<br />
staunen. “Von dieser Empfehlung war zuvor noch nie die Rede. Aber das Schreiben hat keine<br />
offizielle Bewandtnis“, erklärt Mark Gellert, Sprecher von Baustadtrat Edwin Schwarz.<br />
Die Frankfurter Bauaufsicht und das hiesige Denkmalamt sahen keine Gründe, den Antrag<br />
abzulehnen. Am 14. August wurde die Abrissgenehmigung erteilt. “Darin steht, dass das Gebäude<br />
abgerissen werden darf – ob es nun denkmalgeschützt ist oder nicht“, erklärte der<br />
Polizeibeamte Tänzler gestern den Protestierenden. Das habe ihm Michael Kummer, Leiter der<br />
Bauaufsicht, versichert.<br />
Die Nachbarn wollen partout nicht glauben, das alles mit rechten Dingen zugeht. Ihnen sind<br />
die Entscheidungen allzu schnell gefallen, sie vermuten, dass der Grundstückseigentümer<br />
einen guten Draht zu Politikern bei der Stadt hat: «Da hält einer die Hand über ihn», ist sich<br />
Alex Vukailovic sicher, Nachbar aus der Nummer 52 a. Gellert hingegen spricht von einem<br />
«anspruchsvollen Genehmigungsverfahren». Die gesetzliche Bearbeitungsfrist des Bauantrages<br />
von drei Monaten habe das Amt fast komplett ausgereizt. “Wer sich an alle Auflagen aus<br />
Bebauungsplan und Denkmaltopografie hält, hat Anspruch auf eine Genehmigung. Alles,<br />
was der Bauherr hier tut, entspricht dem, was erlaubt ist“.<br />
Die Nachbarschaftsinitiative hat hingegen Klage gegen das Vorhaben eingereicht. Begründung:<br />
die Einschätzung vom Denkmalexperten Mohr. Die Verhandlung sei für den 8. September<br />
angesetzt. Nun solle das Haus wohl abgerissen werden, bevor es zur Verhandlung kommen<br />
kann, spekulieren sie.<br />
5
Dabei hatte alles recht ruhig begonnen. Erst im Mai kochten die Gefühle über: In großer Runde<br />
berichtete der künftige Bauherr über seine Abrisspläne. Was er neu bauen möchte, finden<br />
die Nachbarn inakzeptabel, unpassend in der Siedlung. Geplant ist ein 240-Quadratmeter-<br />
Haus mit einem Staffelgeschoss. Letzte Hoffnung der Kritiker: der Antrag auf eine einstweilige<br />
Verfügung beim Landgericht, die den Abriss, der nun für Montag geplant ist, stoppen soll.<br />
Bericht: mer<br />
Frankfurter Rundschau, Dienstag, 2. September 2008<br />
Ginnheimer Siedlung<br />
Anwohner blockieren Abrissbagger<br />
In der Ginnheimer Siedlung Höhenblick eskaliert der Streit um den Abriss einer Doppelhaushälfte.<br />
Anwohner haben am Vormittag mit einem Auto dem Abrissbagger den Weg zu dem<br />
Grundstück an der Straße Niddablick verwehrt.<br />
Am Mittag begannen Arbeiter dennoch mit den Abbrucharbeiten. Die Anwohner berufen<br />
sich auf eine Stellungnahme des Landesamtes für Denkmalpflege, laut der das Haus unter<br />
Denkmalschutz zu stellen ist. Neue Erkenntnisse hätten ergeben, das der Urheber des Hauses<br />
Carl-Hermann Rudloff ist, der in den 1920er Jahren als leitender Mitarbeiter im Siedlungsamt<br />
die "rechte Hand" von Ernst May gewesen sei.<br />
Die städtische Bauaufsicht und der Anwalt des Bauherren, Professor Axel Dignaß, Chefarzt der<br />
Klinik I im Markus-Krankenhaus, führen in der Auseinandersetzung die erteilte Baugenehmigung<br />
an, die die Bauaufsicht am 14. August erteilt hat.<br />
Die Entscheidung des Landesamtes für Denkmalschutz, das Haus unter Schutz zu stellen, war<br />
zwar zwei Tage zuvor eingegangen, wurde von Seiten der Stadt Frankfurt jedoch nicht berücksichtigt.<br />
Bericht: ral<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dienstag, 2. September 2008<br />
Ernst-May-Siedlung Höhenblick<br />
Abriss trotz Denkmalschutz<br />
02. September 2008. Um 11.35 Uhr knirscht es in Ginnheim in dem schmucken Garten am Höhenblick.<br />
Der starke Arm des Baggers greift in die Fassade von Hausnummer 54 und reißt zwei<br />
Löcher in die Wand der 80 Jahre alten Doppelhaushälfte. Dann steht er wieder still. Eine<br />
Gruppe von Anwohnern hat sich vor dem Zaun versammelt und schimpft lauthals. Der Bauleiter,<br />
der Rechtsanwalt der Bauherren und die Architektin, nach deren Plänen an diese Stelle<br />
ein dreigeschossiger Neubau im Bauhausstil gesetzt werden soll, stehen jenseits des Drahtgitters<br />
neben dem Baufahrzeug und sehen zu. „Man sollte sie anspucken“: Ein Anwohner verliert<br />
die Fassung, lässt seinen Worten aber keine Taten folgen.<br />
Die Wellen der Empörung schlagen am Höhenblick haushoch. Die Anwohner haben sich versammelt,<br />
um ein Bauvorhaben zu verhindern, durch das ihrer Ansicht nach das architektonische<br />
Erbe der denkmalgeschützten Ernst-May-Siedlung Höhenblick irreparabel beschädigt<br />
wird. Seit bekannt wurde, dass der neue Eigentümer die Doppelhaushälfte für ein neues<br />
Wohnhaus abreißen will, laufen die Nachbarn Sturm. Ihre Kritik richtet sich gegen das Vorhaben,<br />
ein drittes Staffelgeschoss aufzustocken. Die Nachbarn sehen das geschlossene Ensemble<br />
der unmittelbar angrenzenden May-Siedlung bedroht. Der Frankfurter Stadtbaumeister<br />
hatte die zur städtebaulichen Idee des Neuen Frankfurt zählende Siedlung so angelegt,<br />
dass sie sich gleichmäßig zur Nidda senkt. Die dreigeschossigen Häuser der Ernst-May-<br />
Siedlung tragen Flachdächer, die vorgelagerte Doppelhausreihe hat nur zwei Geschosse.<br />
Genau dieses Merkmal drohe das geplante dritte Geschoss zu zerstören, fürchten die Nachbarn.<br />
Versammlungen wurden abgehalten, Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, Unterschriften<br />
gesammelt. 107 Anwohner unterstützen das Ansinnen. Doch der Bagger rückte gestern<br />
dennoch an.<br />
Mit dem Erbe des Stadtbaumeisters nicht pfleglich umgegangen<br />
6
Eine Familie mit drei Kindern will hier bauen und sich nicht von den Nachbarn diktieren lassen,<br />
wie ihr neues Zuhause auszusehen hat. Auf das umstrittene dritte Staffelgeschoss zu verzichten<br />
sei ausgeschlossen, da der Platz nicht genüge. „Wir kriegen die Fläche einfach nicht auf zwei<br />
Geschossen unter“, sagen die Bauherren. Die Architektin führt aus, dass die Nachbarn mit<br />
dem Erbe des großen Stadtbaumeisters selbst nicht pfleglich umgingen. Die neuen Eigentümer<br />
hatten offenbar bisher das Recht auf ihrer Seite. Die der Siedlung vorgelagerte und nicht<br />
von May selbst entworfene Doppelhausreihe stand bisher nicht unter Denkmalschutz. Zudem<br />
lässt der aus den siebziger Jahren stammende Bebauungsplan die Aufstockung um ein weiteres<br />
Stockwerk zu. Die städtische Bauaufsicht hat am 14. August eine Abriss- und eine Baugenehmigung<br />
erteilt.<br />
Zwei Tage zuvor allerdings waren Landesdenkmalpfleger Christoph Mohr ein Foto aus der<br />
Entstehungszeit des Gebäudes und eine Urkunde in die Hand gefallen, die ein stärkeres Argument<br />
gegen eine Aufstockung und für den Erhalt des Gebäudes liefern. Mohr hatte sich,<br />
alarmiert von der breiten Bewegung in der Nachbarschaft, hinter diese gestellt. Den neuen<br />
Dokumenten nach soll Carl-Hermann Rudloff, Ernst Mays „rechte Hand“, der Urheber des Gebäudes<br />
sein. Damit sei die Situation eine völlig andere, teilte Mohr der Stadt mit und veranlasste<br />
umgehend, dass das Haus wie andere Einzelbauten des Neuen Frankfurt sofort unter<br />
Denkmalschutz gestellt wird. Die Eigentümer sind nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz<br />
verpflichtet, schützenswerte Gebäude zu erhalten.<br />
Nachbarn blockieren die Zufahrt und rufen die Polizei<br />
Die Stadt hat, in Kenntnis der neuen Sachlage, die Abrissgenehmigung dennoch erteilt. Sie<br />
datiert vom 14. August, wurde also zwei Tage nachdem Mohrs Nachricht einging, ausgestellt.<br />
Die Bauaufsicht habe den Bauantrag „intensiv geprüft“ und auch eine Stellungnahme der<br />
städtischen Denkmalschutzbehörde eingeholt, sagte der Sprecher des Planungsdezernats<br />
gestern. Dabei sei jedoch nur die Frage des Ensembleschutzes behandelt worden. Mohr habe<br />
seine Ansicht, das Gebäude sei nicht nur als Teil des May-Ensembles, sondern für sich genommen<br />
schützenswert, nicht in Form eines amtlichen Schreibens, sondern nur in einer E-Mail<br />
mitgeteilt. Daher handele es sich um einen „formalen Fehler“, sagte der Sprecher gestern.<br />
Mohr beschrieb die gewählte Form der Benachrichtigung gestern als „das übliche Verfahren“.<br />
Das Gebäude stehe damit unter Denkmalschutz. Über das Verhalten der Bauaufsicht habe er<br />
die Obere Denkmalschutzbehörde, das hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, informiert.<br />
Der Landesdenkmalpfleger sagte gestern, er habe es noch nie erlebt, dass Frankfurt<br />
sich derart verhalte. „Das kenne ich sonst nur von Provinzstädten“, sagte er.<br />
Ausgehend von der neuen Sachlage, wollen die Nachbarn einen Baustopp erwirken und<br />
haben einen Eilantrag an das Verwaltungsgericht gestellt. Das Gericht hat gestern noch nicht<br />
darüber entschieden. Außerdem erwägen die Anwohner eine Dienstaufsichtsbeschwerde<br />
gegen die Bauaufsicht, da ihrem Anwalt die Akteneinsicht teilweise verwehrt worden sei. „Wir<br />
wollen Klarheit und nicht durch eine Nacht-und-Nebel-Aktion vor vollendete Tatsachen gestellt<br />
werden“, sagte Ludwig-Wilhelm Schleiter, ein Nachbar, gestern. Doch der Bauherr wollte<br />
die Entscheidung des Verwaltungsgerichts nicht abwarten. „Jeder Tag Wartezeit kostet Geld“,<br />
sagte Hans Beeg, Rechtsanwalt der Bauherren, gestern und forderte Rechtssicherheit für seinen<br />
Mandanten. „Solange die Abrissgenehmigung in der Welt ist, kann sie vollzogen werden.“<br />
Als gestern Morgen der Bagger am Höhenblick anrollt, blockieren die Nachbarn die Zufahrt<br />
und rufen die Polizei. Nachdem die Beamten verschwunden sind, greift der Bagger einmal<br />
kräftig in die Fassade, dann lässt er von dem Gebäude ab. Die Nachbarn hoffen, doch noch<br />
einen Aufschub erwirken zu können. Falls das Haus abgerissen wird und der umstrittene Neubau<br />
kommt: Der Nährboden für eine gute Nachbarschaft ist am Höhenblick wohl zerstört.<br />
Bericht: Rainer Schulze<br />
Frankfurter Neue Presse, Freitag, 15. August 2008<br />
7
Wie May der Reformschule ein neues Zuhause gab<br />
Frankfurt. Die Reformschule Röderberg war seit ihrer Gründung im Jahre 1921 provisorisch in<br />
insgesamt drei Schulen des Frankfurter Ostends untergebracht. 1927 übernahm Ernst May die<br />
Aufgabe, das pädagogisch-politische Programm der öffentlichen Versuchsschule architektonisch<br />
umzusetzen. Bei einer Führung der May-Gesellschaft erläutert Jutta Frieß-Mays die ästhetisch<br />
und funktional gelungene Gestaltung. Zudem soll die bis heute kaum wieder erreichte<br />
Qualität der Zusammenarbeit von Architekten und Pädagogen erläutert werden.<br />
Das Projekt sollte auch zur Grundlage des städtischen Schulneubauprogramms vom August<br />
1928 werden. Dazu initiierte May einen bis dato einmaligen Prozess der Zusammenarbeit von<br />
Lehrern, Eltern und Architekten. Auch die Kinder der Reformschule wurden mit ihren Ideen<br />
und Wünschen einbezogen. Mit Einzug in die „Freiflächenschule“ am Bornheimer Hang im<br />
September 1930 erhielt die Schule einen neuen Namen: Friedrich-Ebert-Reformschule.<br />
Bericht: fnp<br />
Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 14. August 2008<br />
Ab in die Penne<br />
Sie war eine der vielen Großtaten des Frankfurter Stadtbaurats Ernst May: die Reformschule<br />
Röderberg. Die heutige Hallgartenschule wurde 1930 eröffnet, nachdem May einen damals<br />
einmaligen Prozess angestrengt hatte. Vorm Bauen beriet er sich mit Lehrern, Eltern, Kindern<br />
und Architekten.<br />
Die May-Kennerin und Lehrerin Jutta Frieß will bei einer Führung am Samstag auf die gelungene<br />
Gestaltung des innovativen Reformprogramms aufmerksam und die bis heute kaum<br />
erreichte Qualität der Zusammenarbeit von Architekten und Pädagogen erfahrbar machen.<br />
Frankfurter Neue Presse, Samstag, 9. August 2008<br />
Er pflanzt Möhren im Museum<br />
Praunheim. Eigentlich war es ein Zufall, dass Walter Klein (25) zum Ernst-May-Haus kam. Der<br />
Mitarbeiter des Grünflächenamtes half im Frühjahr, den Garten des Museums einzuebnen, um<br />
den Boden für eine Terrasse zu bereiten. Die Ernst-May-Gesellschaft wollte die Grünanlage<br />
wieder so anlegen wie von den Stadtplanern in den 1920er Jahren vorgesehen. Während der<br />
Arbeit fing Walter Klein aber Feuer: Er trat der Ernst-May-Gesellschaft bei und begann in seiner<br />
Freizeit, Johannisbeeren zu pflanzen, außerdem Erdbeersträucher, Gurken, Möhren und anderes<br />
Gemüse. Im Laufe der Zeit entstand so hinter dem Haus Im Bruchfeld 136 ein kleines<br />
Paradies nach historischem Vorbild .<br />
Wenn Klein von den Entwürfen Leberecht Migges, des Gartenbauexperten im Römerstadt-<br />
Team des Stadtplaners Ernst May erzählt, strahlt sein Gesicht. „Die Grundidee für die Grünanlage<br />
geht auf die englische Tradition der Gartenstadt zurück; die Anlage ermöglichte es den<br />
Menschen, sich in harten Zeiten selbst zu versorgen“, erläutert er. Wissenschaftler hätten genau<br />
berechnet, wie viele Kalorien ein Mensch zum Leben benötige und mit welchen Pflanzen<br />
er seinen täglichen Bedarf decken könne. «Danach wurde genau berechnet, wie die Gärten<br />
bewirtschaftet werden sollen.»<br />
Ursprünglich seien sogar Ställe für Kaninchen und Hühner vorgesehen gewesen. Wie die Gärten<br />
früher ausgesehen haben, hat die Gartenarchitektin Uta Wittich in mühevoller Kleinarbeit<br />
recherchiert. Ihr Entwurf des historischen Gartens ist in der früheren guten Stube des Ernst-<br />
May-Hauses zu sehen. Klein nutzte ihn als Vorlage, um den Garten möglichst originalgetreu zu<br />
gestalten.<br />
“Ich habe nur Gemüse angepflanzt, das es in den 20er Jahren schon gab“, erzählt der Gärtner.<br />
Tomaten und Zucchini, die heute in vielen Gärten stehen, hatten bei ihm keine Chance.<br />
«Auch die Möhren waren damals anders: Sie hatten keinen süßlichen Geschmack, waren<br />
cremefarben bis gelb und schmeckten nach Erde.“ Auch die Johannisbeeren seien damals<br />
andere gewesen: «Statt der roten Beeren gab es schwarze.“ Klein wird nicht müde, die Vorteile<br />
der alten Gemüsesorten zu betonen: „Der Pflücksalat wächst nach, wenn man die Blätter<br />
am Stiel abdreht, so hat man von Mai bis September etwas davon.» Auch die Erdbeersträucher<br />
trügen von Mai bis Ende August Früchte. „Sie sind zwar sehr klein, aber dafür auch<br />
8
sehr schmackhaft.“ Die Kürbisse seien sehr pflegeleicht, die Gurken würden klein geerntet<br />
und danach für den Winter eingelegt.<br />
Anders als bei seiner Arbeit für das Grünflächenamt, wo er inzwischen für Spielplätze zuständig<br />
ist, kann Klein im Garten des May-Hauses machen, was er will. Über 400 kleine und große<br />
Stauden hat Klein als Zierpflanzen angelegt. Es sei faszinierend, dass vieles im May-Garten<br />
einen doppelten Nutzen gehabt hätte. «Etwa der Rasen: Er diente zur Erholung, aber auch<br />
zum Bleichen der Wäsche.» Über der Terrasse seien früher Drähte im Abstand von knapp 40<br />
Zentimetern gespannt gewesen. «Darauf wuchs Wein, der im Sommer Schatten spendete –<br />
im Winter, wenn die Blätter abfielen, kam dann viel Licht in die Wohnung.»<br />
Fast jeden Tag kommt Klein von seiner nahe gelegenen Wohnung in einem Hochhaus herüber<br />
ins Ernst-May-Haus, er schaut im Garten nach dem Rechten und gießt an heißen Tagen.<br />
Bei der Rasenpflege schwört er auf den alten Sichermäher im Keller, obwohl der keinen Fangkorb<br />
hat. «Ich sammle das Gras mit dem Rechen auf.» Und manchmal bleibe zwischen Garten<br />
sprengen und Unkraut jäten auch mal Zeit, in der Sonne zu sitzen und ein paar Seiten in<br />
einem guten Buch zu lesen. Bericht: Andreas Haupt<br />
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 9. Juli 2008<br />
Siedlung Höhenblick<br />
Plakette statt Abriss<br />
Immer wieder Ernst May. Der Vorzeige-Architekt und ehemalige Siedlungsplaner der Stadt<br />
war äußerst umtriebig, so viel ist sicher. Aber May hatte nicht nur die großen Visionen vom<br />
erschwinglichen Wohnraum in den Siedlungen, er gestaltete auch im Kleinen. So wie im Höhenblick.<br />
Im Haus mit der Nummer 54 entwarf May den Keller und das Erdgeschoss. Ein Detail, das vermutlich<br />
nie bekannt geworden wäre, wenn Neubesitzer und Nachbarn derzeit nicht heftig im<br />
Streit liegen würden. Dabei geht es um den Abriss der Doppelhaushälfte in einem Ensemble,<br />
das sich in den Charakter der Siedlung Höhenblick einfügt. Die Dächer des Ensembles steigen<br />
allmählich zur Nidda herab und geben den Blick auf ein weites Panorama frei.<br />
Das Haus soll aufgestockt und dabei zum "hässlichen Klotz" werden, wie Alex Vokailovic befürchtet.<br />
Der Mann ist einer von 100 Anwohnern, die bereits den Protest der Anliegergemeinschaft<br />
unterschrieben haben. Die Angelegenheit ist zum Politikum geworden, weil OB Petra<br />
Roth die neuen Eigentümer kennt und die Bauaufsicht sich zu fügen scheint. "Es gibt keinen<br />
Kompromiss", sagt Vokailovic. Deshalb auch die Anekdote von Ernst May, die noch viel tiefer<br />
reicht und Beziehungen und Tatsachen offen legt, die bisher absolut unbekannt waren. Die<br />
Gegner, die sich um die Sprecher Werner Müller und Matthias Rau scharen, haben die "einzige<br />
lebende Zeitzeugin" aufgetan, um den Anspruch auf den Eintrag des Hauses Höhenblick<br />
Nummer 54 als Kulturdenkmal zu untermauern.<br />
Zeitzeugin erinnert sich<br />
Und Eva Zander erinnert sich - an ihre Zeit mit "Onkel Rudi", der kein geringerer als der ehemalige<br />
Stadtrat Rudolf Keller ist. Mit fünf Jahren zog die heute über 80-jährige Frau in das Haus,<br />
das 1928 zum Amtsantritt Kellers gebaut wurde. Als Kultur- und Schuldezernent, und aus der<br />
dadurch bedingten Zusammenarbeit, entstand die Freundschaft zu Ernst May, der das Haus<br />
Nummer 54 dann nach den Wünschen Kellers konzipierte. "Statt das Haus abzureißen, sollte<br />
man es lieber behutsam sanieren, mit einer Plakette versehen und unter Denkmalschutz stellen",<br />
sagt Eva Zander.<br />
Die Siedlung selbst ist schon Baudenkmal, das Ensemble der Hausnummern 52 bis 60 allerdings<br />
noch nicht. Einen entsprechenden Antrag hat die Anliegergemeinschaft schon gestellt. Christoph<br />
Mohr vom Landesamt für Denkmalpflege hat sich eingeschaltet: "Eine Erhöhung des<br />
Hauses wäre eine Katastrophe für die ganze Anlage." Der Landeskonservator fordert von der<br />
Stadt Frankfurt, den Bauantrag zu blockieren.<br />
9
Zumal die neuen Eigentümer das Haus nicht nur um ein Stockwerk erhöhen, sondern radikal<br />
verändern wollen. Nach dem Neubau sollen 296 statt bisher 150 Quadratmeter Wohnfläche<br />
entstehen. "Das ist keine Doppelhaushälfte mehr", sagt Anwohner Vokailovic, der ein Gutachten<br />
eines Baurechtlers in Auftrag gegeben hat. Das Papier soll belegen, dass die Vorgaben<br />
des Bebauungsplans grob missachtet werden.<br />
Hinzu kommt ein weiteres Detail, das die Protestler durch Zufall in die Hände bekamen. Es ist<br />
ein Plan vom November 1929, also ein Jahr, nachdem das Haus gebaut wurde. Neben dem<br />
alten Stempel des Stadtvermessungsamts findet sich zu den Adressen Nummer 54 und 56 die<br />
Eintragung: "AG für kleine Wohnungen." Damit war also die heutige ABG Holding, in die die<br />
AG eingegangen ist, nicht nur Bauherrin der Siedlung, sondern auch der beiden Doppelhaushälften.<br />
Bericht: Inga Janovic<br />
Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 29. Juli 2008<br />
Ernst Mays fast vergessener Architekt<br />
Römerstadt. Ernst May, das der Macher. Sein Name wird stets genannt, wenn nach dem<br />
Schöpfer der 20 Frankfurter Siedlungen aus den Jahren 1925 bis 1930 gefragt wird. Von Carl<br />
Hermann Rudloff (1890 bis 1949) spricht dann kaum jemand. Dabei war der Architekt in den<br />
fünf Jahren, die May (1886 bis 1970) als Stadtbaurat wirkte, als leitender Architekt der städtischen<br />
Gesellschaft für kleine Wohnungen so etwas wie dessen rechte Hand. May war der<br />
Planer fürs große, moderne Wohngefüge, Rudloff der Architekt fürs Detail. Unter einer Vielzahl<br />
der Ausführungspläne für Siedlungen wie die Römerstadt, Westhausen oder den Höhenblick<br />
steht sein Name. Ein Verdienst, auf den Rudloffs Kinder und Enkel 59 Jahre nach seinem Tod<br />
noch einmal den Fokus gelenkt haben.<br />
Zehn Fotoalben, Briefe, Notizen und ähnliches haben Armin Rudloff (62), jüngster Sohn des<br />
Architekten, und seine Nichte Angelika Rudloff (46) jetzt der Ernst-May-Gesellschaft in der<br />
Römerstadt übergeben. Eine nahezu vollständige Dokumentation von Rudloffs architektonischem<br />
Werk, das nach dessen Tod sein ältester Sohn Felix – Vater von Angelika – in Verwahrung<br />
genommen hatte. Felix Rudloff ist am 1. März im Alter von 76 Jahren verstorben. Er hatte<br />
verfügt, die Unterlagen des Vaters der Öffentlichkeit zu übergeben.<br />
Bruder Armin, die inzwischen 80 Jahre alte Schwester und Felix Rudloffs zwei Töchter wählten<br />
die May-Gesellschaft zum Ort, um das Andenken an den Architekten zu bewahren. Und sein<br />
Ansehen spät, aber doch noch zu mehren. «Im Architekturmuseum würden die Alben wohl im<br />
Archiv verschwinden», begründet Angelika Rudloff, warum die Familie die kostbare Schenkung<br />
der May-Gesellschaft zukommen ließ. Zumal, erzählt Onkel Armin, das Museum Rudloffs<br />
Bedeutung schon einmal übersehen habe. 1986, in der Ausstellung zu Mays 100. Geburtstag,<br />
tauchte Rudloff erst gar nicht auf. «Wir haben dann mit der Ausstellungsmacherin gesprochen.»<br />
Armin, der Werbetechnik-Meister, ergänzte eigenhändig den Namen seines Vaters auf<br />
der Liste der May-Mitarbeiter.<br />
Ein unauffälliges Nachleben für den Architekten Rudloff, der als humorvoll, kontaktfreudig und<br />
unternehmungslustig beschrieben wird. «Ich war erst drei als er am Herzinfarkt starb. Aber er<br />
soll Hinz und Kunz gekannt haben», sagt Armin Rudloff. Selbst in den ärgsten Hungerzeiten sei<br />
er immer mit Obst und Gemüse nach Hause gekommen, „weil er eben überall Kontakte hatte.“<br />
Mit May kam Rudloff gut aus, die Kollegen waren auch Freunde. Beide hatten am 27. Juli<br />
Geburtstag, mehrmals feierten sie den zusammen. Kennengelernt hatten sich Rudloff und<br />
May in Schlesien – wo Rudloff auch geboren wurde. May war Chef der Schlesischen Heimstätte<br />
und Rudloff als Architekt für deren Domäne Hirschberg zuständig. «Dort hat May Dörfer<br />
gebaut. Traditionell, mit Walmdächern, Ställen und Dorfangern», erzählt Eckhard Herrel, Vorsitzender<br />
der May-Gesellschaft. 1925 ging May nach Frankfurt und nahm seine Lieblingsmitarbeiter<br />
mit.<br />
Auch die Dörfer finden sich in Rudloffs Fotoalben. Vermutlich hat der Architekt, der bis zum<br />
10
Ende seines Lebens im von ihm mit geplanten Höhenblick wohnte, die Dokumentation seiner<br />
Arbeit während der Nazi-Zeit angefertigt. Die Bilder stammen von professionellen Fotografen<br />
gemacht, Rudloff selbst hat sie später eingeklebt. Auf Fotos von den effizienten, kleinräumigen<br />
Siedlungen für Frankfurts Arbeiterfamilien folgen die von einigen Taunus-Villen, die Rudloff<br />
nach seiner Entlassung bei der Stadt 1931 für die Wohlhabenderen geplant hat. Ein eigenes<br />
Haus fehlt. Obwohl der Architekt es seiner Familie immer bauen wollte, weiß «Nesthäkchen»<br />
Armin. Dazu sei der Vater nicht mehr gekommen.<br />
In Sütterlin, das heute kaum noch jemand lesen kann, hatte der Architekt die Fotos beschriftet.<br />
Sohn Felix hat die Alben später um Blätter mit Übersetzungen der Untertitel ergänzt. Danach<br />
lagen sie bei ihm im Schrank. Wirklich angesehen, sagt Angelika Rudloff, habe sie den Nachlass<br />
ihres Großvaters selten. „Aber es waren immer mal Wissenschaftler bei meinem Vater, die<br />
sich dafür interessiert haben“.<br />
Herrel hat inzwischen so manche Stunde im Werk des Architekten geblättert. Die meisten Fotos<br />
zeigten die May-Häuser im Ideal-Zustand nach der Fertigstellung. „Das ist ja nicht lang so<br />
geblieben“.<br />
Bei der May-Gesellschaft soll Rudloffs Verdienst am Werk des großen Stadtplaners nun ins Licht<br />
gerückt werden. Herrel plant schon eine Ausstellung und hofft ebenso wie Rudloffs Erben auf<br />
Architektur-Studenten, die aus dem Nachlass des Carl Herrmann Rudloff das dann erste Buch<br />
über Ernst Mays Architekten schreiben. Bericht: Inga Janovic<br />
Frankfurter Rundschau, Montag, 28. Juli 2008<br />
Baukran und Kaffetasse<br />
Bisher unveröffentlichte Fotos geben neue Einblicke in die Architektur Ernst Mays<br />
Staubfänger horten? Machen sicher viele, aber die Familie Rudloff hält rein gar nichts davon.<br />
Viel zu schade wären die 14 großen, schweren Fotoalben und zahlreiche weitere Schriftstücke,<br />
auf die nun Eckhard Herrel und seine Kollegen von der Ernst-May-Gesellschaft aufpassen<br />
dürfen. Der Nachlass des 1949 verstorbenen Architekten Carl Herrmann Rudloff, der für den<br />
berühmten Stadtplaner und Architekten Ernst May gearbeitet hat, wurde gestern im Rahmen<br />
einer Gartenparty im Ernst-May-Haus in der Römerstadt dem Verein offiziell überreicht. Von<br />
der Baustelle bis zur fertig eingerichteten Küche ist auf den Bildern alles zu sehen - nur Bewohner<br />
nicht.<br />
Grund zum Feiern gab es da gleich in mehrfacher Hinsicht. "Ernst May wäre heute 122 Jahre<br />
alt geworden, mitgeprägt hat, hat aber keine Auswirkungen auf ihren Alltag. "Wir wussten<br />
zwar, dass die Fotoalben im Schrank stehen und wir jederzeit reinschauen könnten, aber viele<br />
Jahre lang war das Interesse gar nicht so dar", sagt Angelika Rudloff. Wer da meint, die beiden<br />
Frankfurter sollten doch dann zumindest in einer der May-Siedlungen wohnen, unterliegt<br />
da auch einem gewaltigen Irrtum. “Ich wohne in einem Bockenheimer Altbau“, sagt der<br />
Sohn und bedauert wie auch Angelika Rudloff den schlechten Zustand vieler Häuser. “Die<br />
Größe war für die damalige Zeit in Ordnung, ist aber heute nur noch etwas für Singles und<br />
Pärchen“, findet die 46-Jährige. So fällt der Abschied von den bisher unveröffentlichten Dokumenten<br />
wohl nicht allzu schwer.Carl Hermann Rudloff 118", freut sich Herrel. "Sie haben oft<br />
ihre Geburtstage zusammen gefeiert." Zwar stand Rudloff immer im Schatten des großen<br />
Meisters und wurde bis 1986 fast ganz vergessen, privat aber waren die beiden eng befreundet,<br />
wissen sein jüngster Sohn Armin und die Enkelin Angelika Rudloff. Dass ihr Vorfahr das<br />
Frankfurter Stadtbild an vielen Orten so entscheidend<br />
Original-Heizkörper<br />
“In den nächsten Monaten möchten wir nun die Fotoalben wissenschaftlich aufarbeiten und<br />
der Öffentlichkeit zugänglich machen“, sagt Herrel, Vorsitzender des Vereins, zuversichtlich. Er<br />
hat sich Einiges vorgenommen. Zudem stünden für das Ernst-May-Haus die Aufarbeitung der<br />
Fassade und die Rekonstruktion der Haustechnik an – die originalen Heizkörper seien schon<br />
geliefert. “Die Fotos Carl Hermann Rudloffs können uns bei diesen Arbeiten nun auch helfen.<br />
Sie haben uns schon wichtige Erkenntnisse zur Farbigkeit der Häuser und der Inneneinrichtung<br />
11
ermöglicht“, sagt Herrel. “Aber leider kommt da auch Einiges zu spät. Wie die Berliner Häuser<br />
werden wir es wohl nicht mehr zum Weltkulturerbe schaffen. Der Zug ist abgefahren.“<br />
Bericht: Kristiane Schegbier<br />
Gießener Allgemeine, Samstag, 26. Juli 2008<br />
Bezahlbarer Wohnraum für den Großteil der Bevölkerung<br />
Bezahlbaren Wohnraum für den Großteil der Bevölkerung<br />
Ernst May schuf in den 20er Jahren große Siedlungen in Frankfurt – Ideal vom “Neuen Menschen“<br />
– Stiftung kümmert sich jetzt um denkmalgerechte Restaurierung<br />
Berlin hat schon vor Jahren erkannt, was für eine Besonderheit die Stadt besitzt mit den Siedlungen<br />
des Neuen Bauens<br />
(…) Dabei gibt es gleich mehrere Siedlungen in der Peripherie der Mainmetropole, bei denen<br />
im Sinne des Neuen Bauens städtebauliche Utopien realisiert wurden. Unter Oberbürgermeister<br />
Ludwig Landmann schufen Stadtbaurat Ernst May und sein Team 12000 Wohnungen in nur<br />
fünf Jahren (1925-1930). Die stadtplanerische und architektonische Herausforderung dieser<br />
Zeit lautete: bezahlbaren Wohnraum für den Großteil der Bevölkerung, der unter beengten<br />
und unhygienischen Bedingungen zusammengepfercht lebte. (…)<br />
Immerhin gab es in Frankfurt schon einmal den Plan zur Installierung eines Ernst-May-Museums,<br />
was jedoch an der Finanzierung scheiterte. Den Anstoß hatte die 2001 von Eckhard Herrel<br />
konzipierte Ausstellung für das Architekturmuseum Frankfurt, in der erstmalig die Afrika-Zeit des<br />
Stadtplaners und Architekten Ernst May (1934-1953) vorgestellt wurde. Herrel hatte diese unbekannte<br />
Seite Mays als Thema für seine Doktorarbeit aufgegriffen. Später initiierte er die Übernahme<br />
(eines Teils) des May-Nachlasses durch die Deutsche Bibliothek in Frankfurt. Und<br />
schließlich war der Kunsthistoriker im Januar 2003 an der Gründung der Ernst-May-Gesellschaft<br />
beteiligt, deren Vorsitzender er auch ist. Es dauerte Jahre bis ein geeignetes Haus gefunden<br />
war, das in Verhandlungen mit der stadteigenen Bau<strong>gesellschaft</strong> dem Verein zur Restaurierung<br />
überlassen wurde. Miete müssen sie für das Ernst-May-Musterhaus dennoch zahlen.<br />
“Vermutlich ist das Haus im Burgfeld 136 das bestuntersuchte Haus Frankfurts“, schmunzelt<br />
Eckhard Herrel beim Rundgang durch das 88 Quadratmeter-Reihenhaus in der Römerstadt. In<br />
allen Räumen, an den Wänden, Türrahmen und Fußleisten sind die typischen Rechtecke der<br />
denkmalpflegerischen Untersuchungen zu entdecken. Behutsam werden dabei Schicht für<br />
Schicht alle Übermalungen frei gelegt, bis man auf die ursprüngliche Fassung stößt. Dadurch<br />
trat so manche Überraschung zutage: Die Aussenfassade war strahlend weiß, die Fensterrahmen<br />
innen und außen lichtblau, die Küchenschränke hatten ein(e) kräftig grünblaue Farbe,<br />
der schmale Flur war in gelb gestrichen mit einer orangefarbenen Kellertür. Einiges davon<br />
ist bereits rekonstruiert, anderes folgt noch, etwa das Anbringen der Bauhaus-Tapeten, die<br />
zum Glück noch hergestellt werden. In diesem Jahr konzentriert sich man sich auf die Fertigstellung<br />
der Aussenfassade.<br />
Der besondere Stolz ist die “Frankfurter Küche“, eine von der May-Mitarbeiterin Margarete<br />
Schütte-Lihotzky bis ins kleinste Detail durchgeplante Einbauküche. Als Vorbild diente die Eisenbahnküche,<br />
bei der ebenfalls jede Möglichkeit des platzsparenden Stauraums genutzt<br />
wurde. Das Haus Im Burgfeld 136 hat die einzige “Frankfurter Küche“ in situ, die anderen beiden<br />
noch erhaltenen Küchen befinden sich in Museen. Der Herd, eine Kombination aus Kohle-<br />
und Elektroplatten, wurde aus verschiedenen Einzelteilen neu zusammengebaut. Passendes<br />
Geschirr gehört zu den Geschenken von älteren Frankfurtern.<br />
Seit dem vergangenen Jahr gibt es auch wieder eine originale Haustür und der Garten ist so<br />
angelegt wie es die Planung des zuständigen Gartenarchitekten Leberecht Migge einst vorsah:<br />
in einer Kombination von Freizeit- und Nutzgarten. Nach wie vor ein Problem sind die Armaturen,<br />
die kaum zu bekommen sind, erzählt Herrel. Immerhin haben ein originaler Kleiderschrank,<br />
eine Kommode und Tische schon den Weg ins May-Haus gefunden. Seltene Stücke,<br />
da nur wenige hergestellt wurden. Grund: die Menschen damals mochten das minimalistische<br />
Design (Franz Schuster) nicht und nutzten lieber ihre alten Möbel.<br />
Die Restaurierungsarbeiten gehen langsam voran, da die Ernst-May-Gesellschaft auf Spenden<br />
angewiesen ist. Die Stadt Frankfurt und die Landesdenkmalpflege unterstützen das Anliegen<br />
nach Kräften, der Kreis der Sponsoren hat sich mittlerweile erweitert, doch bleibt viel<br />
Arbeit für den aktiven Kern der ehrenamtlichen Mitglieder. Sie machen nicht nur einfache<br />
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Arbeiten selbst (etwa Tapeten abreißen), sie begleiten die Baumaßnahmen der Handwerker<br />
und betreiben eine konsequente Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Dazu gehört ein attraktives Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen und Führungen, kleinen<br />
Ausstellungen, Katalogen und DVD´s. Zur Information von Mitgliedern und Interessierten gibt<br />
es seit längerem die “<strong>may</strong>briefe“, zum geselligen Austausch gehört ein Stammtisch der May-<br />
Freunde, “<strong>may</strong>tisch“ genannt. Zudem werden Exkursionen zum Thema Neues Bauen in Frankfurt<br />
organisiert und es gibt eine informative website unter www.<strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong>.de. Seit<br />
kurzem liegt das Faltblatt “Das Neue Frankfurt“ vor, das in Zusammenarbeit der Projektgruppe<br />
Grüngürtel beim Umweltamt mit der Ernst-May-Gesellschaft entstand. Damit ist es möglich,<br />
den Grüngürtel zwischen Römerstadt und Brentanopark eigenständig zu Fuß oder per Rad zu<br />
erkunden. Weitere Informationen dazu unter www.gruenguertel.de. (…) Bericht: Dagmar Klein<br />
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 23. Juli 2008<br />
Er baute die Römerstadt<br />
Frankfurt. Carl-Hermann Rudloff gehörte zu den Architekten, die Stadtbaurat Ernst May in den<br />
20er Jahren holte, um mit ihnen das «Neue Frankfurt» zu schaffen. Als leitender Architekt der<br />
Aktien<strong>gesellschaft</strong> für kleine Wohnungen war Rudloff (1890 –1949) maßgeblich an der Planung<br />
und Ausführung der Siedlungen Römerstadt, Höhenblick, Niederrad und Bornheimer<br />
Hang sowie den Wohnanlagen in der Miquel- und Raimundstraße beteiligt. Sein Sohn, der<br />
kürzlich verstorbene Felix Rudloff, hat verfügt, dass die von seinem Vater nachgelassenen<br />
Dokumente zum Neuen Frankfurt die Ernst-May-Gesellschaft erhalten soll. Es handelt sich um<br />
14 großformatigen Alben mit zeitgenössischen, bisher weitestgehend unveröffentlichten Fotografien<br />
der Hochbauprojekte des Neuen Frankfurts und zahlreichen, zum Teil von Ernst May<br />
verfassten Schriftstücken. Der Nachlass wird am 27. Juli, dem 122. Geburtstag von Ernst May<br />
und dem 118. Geburtstag von Carl-Hermann Rudloff, der Ernst-May-Gesellschaft übergeben,<br />
die eine Ausstellung plant. Bericht: fnp<br />
Frankfurter Neue Presse, Montag, 21. Juli 2008<br />
Vom Geo-Pfad noch keine Spur<br />
Nordwesten. Wer den geplanten Geo-Pfad «Stadt-Land-Fluss» erkunden möchte, braucht<br />
festes Schuhwerk und Ausdauer. Die vier Kilometer lange Lern- und Erlebnisstrecke führt über<br />
neun Stationen vom alten römischen Hafen Nida bis zum Kätscheslachteich auf dem Riedberg<br />
und wird auch nach Fertigstellung nichts für zartbesaitete Spaziergänger sein.<br />
Das durfte eine Wandergruppe, eingeladen von der Niederurseler Ortsgruppe der SPD, bei<br />
der ersten Geo-Pfad-Tour am Samstag testen. Doch auch wenn die Eröffnung nicht mehr<br />
allzu lang hin ist, bisher ist vom neuen Pfad noch nichts zu sehen. «Die ersten vier bis fünf Lehrtafeln<br />
sollen Ende Oktober stehen», sagt Judith Jördens von der Geo-Agentur des Fachbereichs<br />
Geowissenschaften der Goethe-Universität, die den Pfad als Gemeinschaftsprojekt mit<br />
dem Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Nordweststadt, Niederursel) konzipiert hat. Gut zwei Stunden<br />
werden Spaziergänger brauchen, um an allen Informationstafeln vorbeizukommen und sich<br />
mit ihnen zu beschäftigen.<br />
Weil die Tafeln noch fehlen, übernahmen es Judith Jördens und SPD-Ortsbeirat Robert Pastyrik,<br />
die noch anonymen Stationen mit Leben zu füllen. Unterstützung bekamen sie an den jeweiligen<br />
Stopps von Experten. Den Anfang machte dort, wo früher der Hafen der römischen Stadt<br />
Nida lag, in der Hadrianstraße, Manfred Piehl, Vorstandsmitglied des Archäologischen Forums<br />
NIDA. Piehl erklärte, welche Bedeutung dieser Hafen für das Leben in der Siedlung hatte. Judith<br />
Jördens ging auf die möglichen geologischen Funde ein, die heute noch im Boden stecken<br />
könnten.<br />
Diese beiden Themen soll der Pfad in Zukunft bedienen: Die Stationen sollen Spaziergänger<br />
darauf aufmerksam machen, was sich in den zurückliegenden Jahrhunderten an ihrem<br />
Standort abgespielt hat. Andererseits wollen die Geologen Besonderheiten des Bodens, Naturereignisse<br />
und Funde aus der Antike erklären. Für Kinder wird es zum besseren Verständnis<br />
Mitmach-Stationen geben, an denen sie beispielsweise Bodenproben anfassen können.<br />
Damit die Umsetzung pädagogischen Ansprüchen gerecht wird, arbeiten an der Planung die<br />
Schulen im Stadtteil und einige Lehramtsstudenten mit. Drei der Stellwände auf dem Pfad, die<br />
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je drei Seitenwände haben sollen, bereiten die Geografiestudenten als ihre Examensarbeit<br />
vor. Darüber hinaus besteht die Arbeitsgruppe aus 20 Mitgliedern. Mit dabei sind auch Tassilo<br />
Sittmann, der für die Station Nordweststadt als Planer des Stadtteils Experte ist, und die Ernst-<br />
May-Gesellschaft, die von ihrem Vorsitzenden Eckhard Herrel vertreten wird.<br />
«Es gibt aber noch einiges zu planen», sagt Geologin Jördens. Im August sollen die Layouts<br />
der ersten fünf Tafeln vorgestellt werden. So die für die Ernst-May-Siedlung, den Walter-<br />
Schwagenscheidt-Platz und Niederursel. Auch die Tafeln für den Startpunkt am Nida-Hafen<br />
und den Abschluss am Kätscheslachteich sollten dann fertig sein.<br />
Bis zu 2000 Euro kostet jede Tafel, Geld dafür geben die «Freunde der Universität», die «Stiftung<br />
Flughafen Frankfurt am Main», 5000 Euro kommen vom Ortsbeirat. Insgesamt wird der Pfad<br />
wohl teurer als die bisher veranschlagten 43 000 Euro. Diese reichen nicht für die teuerste Anlaufstelle,<br />
den Aussichtsturm auf dem Riedberg mit Blick auf Taunus, Spessart und Odenwald.<br />
Was er kosten würde, wird erst 2009 feststehen. «Wahrscheinlich wird es etwas teurer, als gedacht»,<br />
kündigt Judith Jördens an. Bericht: mer<br />
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 16. Juli 2008<br />
Erster Spaziergang auf dem Geo-Pfad<br />
Niederursel. Die Vereinten Nationen haben 2008 zum «International Year of Planet Earth» erklärt<br />
und auch im Frankfurter Nordwesten leistet man seinen Beitrag zu dieser Kampagne: Die<br />
Einrichtung eines Geo-Pfades, eines Spazierwegs mit ausgewiesenen Anlaufpunkten, die auf<br />
physisch-geographische, architektonische und geowissenschaftliche Besonderheiten auf verschiedene<br />
Arten aufmerksam machen. Von Herbst an soll der Weg, dessen Einrichtung der<br />
Robert Pastyrik (SPD) und der Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Nordweststadt, Niederursel) initiiert<br />
haben, eröffnet werden.<br />
Wie weit die Vorbereitungen bisher gediehen ist, das will die SPD Nordweststadt-Niederursel<br />
nun bei einem Rundgang erkunden. Mit dabei wird Pastyrik sein, die Führung der Interessierten<br />
über nimmt aber Judith Jördens, Mitarbeiterin der Geo-Agentur, die für die Gestaltung<br />
des Pfades zuständig ist. Acht Stationen auf dem Geo-Pfad stehen nach der bisherigen Planung<br />
schon fest. Ganz unbekannt sind die Ziele nicht: Start ist an der Nidda, wo die Geologen<br />
zeigen, dass Bodenspuren bis heute die einstigen römischen Siedlungen verraten. Weiter geht<br />
es zum Ernst-May-Haus als Beispiel für Wohnungsbau in den 1920er Jahren. Wieder zurück in<br />
die römische Zeit soll eine Wegmarke an der Mithrasstraße führen. Danach stehen noch die<br />
Nordweststadt und der Martin-Luther-King-Park sowie der Riedberg auf dem Rundgang.<br />
Wie auf die Besonderheiten der einzelnen Standorte aufmerksam gemacht wird, ist überall<br />
unterschiedlich. Mal sollen es nur Schau- und Texttafeln sein, mal Mitmachangebote und die<br />
Aufforderung, selbst im Boden zu graben. Um die 43 000 Euro kostet die Einrichtung des Geo-<br />
Pfads.<br />
Wer zu den ersten gehören möchte, die ihn entlanglaufen, kann sich dem SPD-Rundgang<br />
anschließen. Er startet am Samstag, 19. Juli, um 15 Uhr am Nidda-Ufer in Höhe des Mini-<br />
Golfplatzes an der Hadrianstraße. Zum Abschluss der Tour sind eine kurze Niederursel-Führung<br />
und die Einkehr im «Lahmen Esel» geplant. Bericht: Inga Janovic<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 10. Juli 2008<br />
Armes reiches Frankfurt<br />
Wieso gehört eigentlich Frankfurt nicht zum Weltkulturerbe? Ein polemischer Zwischenruf.<br />
Frankfurt kann zu Recht neidisch sein. Kann sich verwundert am Kopf kratzen oder diesen –<br />
sich schämend – einziehen. Denn der Status eines Weltkulturerbes, den die Unesco gerade<br />
den Berlinern für ihre sechs Wohnsiedlungen im Stile der Klassischen Moderne verliehen hat,<br />
hätte der kleinsten Metropole der Welt ebenfalls gut angestanden.<br />
Und dass sich dieser Titel im Tourismusgeschäft nicht negativ auswirkt, das könnten, wenn sie<br />
denn hören würden, wenn sie sich denn nur ein bisschen bewegen würden, die Frankfurter<br />
14
Stadtoberen zum Beispiel in Lorsch, in Bingen oder Koblenz, in Eisenach oder in Weimar erfahren.<br />
Oder auch in Bamberg. Die Stadt an der Pegnitz erhielt 1993 ihren Welterbe-Status, weil sie<br />
den größten unversehrt erhaltenen Stadtkern in Deutschland besitzt. Schon zuvor, noch mehr<br />
danach streifen Einheimische und Touristen über eine Gesamtfläche von 140 Hektar durch<br />
pittoreske Gassen mit Gebäuden im gotischen, Renaissance- und barocken Stil. Wie bescheiden<br />
nimmt sich da freilich Alt-Sachsenhausen oder die mit einem gigantischen Aufwand<br />
geplante Rekonstruktion der neuen „Altstadt“ aus.<br />
Dass aber auch die Moderne Weltkulturerbe-fähig sein kann, beweisen neben Berlin die Bauhaus-Gebäude<br />
in Dessau, die Zechen in Essen und die Eisenhütten in Völklingen. Und da hat<br />
Frankfurt einiges vorzuweisen: das „Neue Frankfurt“ – unter der Leitung von Ernst May entstanden.<br />
Nicht sechs wie in der deutschen Hauptstadt, sondern 25 Siedlungen sind es, schließt<br />
man die Wohnanlagen mit ein, die jenseits und diesseits des Mains erbaut wurden – von berühmten<br />
Architekten wie Walter Gropius (Wohnanlage an der Hügelstraße) oder Mart Stam<br />
(Hellerhof-Siedlung). Sie sind architektonisch von mindestens ebenso guter Qualität wie die<br />
Berliner Wohnquartiere.<br />
Zum Beispiel die Heimatsiedlung: Dort wurden zum ersten Mal weltweit Wintergärten im sozialen<br />
Wohnungsbau errichtet. Oder die Zick-Zack-Siedlung mit ihren Gemeinschaftsräumen. Die<br />
„Bastionsbauten“ in der Römerstadt – in jeder guten Architekturweltgeschichte wird darauf<br />
hingewiesen. Und dass dieses „Neue Frankfurt“ nicht nur ein städtebaulich-architektonisches,<br />
sondern vor allem ein soziales Reformprojekt war, bei dem nicht nur um die Versorgung mit<br />
preisgünstigem Wohnraum, sondern auch über den erzieherischen Einfluss von Schulräumen<br />
auf Kinder oder über die beste Platzierung einer wohnortnahen Versorgung mit Obst und<br />
Gemüse gestritten wurde – anregend bis heute –, das kann jeder wissen. So er es nur will.<br />
Stattdessen streiten die Frankfurter um Alter und Lagerung von Fachwerkbalken, über geeignete<br />
Ausschreibungsmodalitäten für ein Projekt, das, so es denn verwirklicht wird, bestenfalls<br />
in einem städtebaulichen Kuriositätenkabinett landen wird. Und, so sicher wie das Amen in<br />
den Kirchen, nicht den Kulturerbe-Titel erhalten wird. Gleichzeitig droht das Erbe des „Neuen<br />
Frankfurt“ zu verkommen. Zwar werden seit einigen Jahren die im Eigentum der städtischen<br />
ABG-Holding befindlichen Siedlungen saniert. Doch diese Sanierung kommt einer Verschandelung<br />
der so feinen, so raffinierten, auf richtige Proportionen und Dimensionen achtenden<br />
Architektur gleich.<br />
Die Ernst-May-Gesellschaft, die an einem einzigen kleinen Häuschen in der Römerstadt eine<br />
Denkmal-gerechte, also im Sinne dieses Erbes angemessene, Renovierung versucht, lässt die<br />
Stadt gleichsam am ausgestreckten Arm verhungern. Wie anders in Berlin. Dort wurden die<br />
Siedlungen, die nun den Unesco-Titel erhielten, ebenso vorbildlich wie sensibel saniert. Armes<br />
Frankfurt. Bericht: Enrico Santifaller<br />
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 9. Juli 2008<br />
Neubau im Höhenblick: Bauaufsicht hat keine Bedenken<br />
Ginnheim. Die Nachbarn geben nicht auf. Seitenlange verärgerte Briefe mit Argumenten und<br />
sogar Bauplänen schreiben sie an Stadt und Zeitungen, um den „städtebaulichen Sündenfall“<br />
im Höhenblick zu verhindern. Wie berichtet, planen die neuen Eigentümer des Reihenhauses<br />
mit der Nummer 54, das in den 1930er Jahren errichtete Gebäude abzureißen und<br />
dort neu und größer zu bauen. Und auch um ein halbes Stockwerk höher – ein so genanntes<br />
Staffelgeschoss soll den Wohnraum im Inneren groß genug für die vierköpfige Familie machen.<br />
Dagegen laufen Nachbarn Sturm. Einige haben sich zur „Anliegergemeinschaft Höhenblick“<br />
zusammengefunden und sich nun auch an die Oberbürgermeisterin Petra Roth gewandt,<br />
damit sie das Vorhaben der noch wenig bekannten neuen Nachbarn stoppe. Auch<br />
wenn die Hausreihe nicht mehr zur als Denkmal geschützten Ernst-May-Siedlung gehöre, würde<br />
das harmonische Ensemble aus May-Häusern und Randbebauung durch den Neubau<br />
gestört, so die Meinung der Nachbarn.<br />
15
Doch trotz des Protests: Eine Baugenehmigung wird es für das Vorhaben wohl geben. „Die<br />
Pläne für den Neubau enthalten keine Abweichungen vom Bebauungsplan, der seit 1977<br />
gilt“, erklärt Michael Kummer, Leiter der Frankfurter Bauaufsicht, den rechtlich eher unkomplizierten<br />
Sachverhalt. Das Haus werde ja nicht dreigeschossig, sondern nur mit einem Staffelgeschoss<br />
versehen, das sei zulässig. Außerdem füge sich die Architektur in den Stil der klassischen<br />
Moderne ein. „Man kann sagen, der Bauherr bemüht sich, der Umgebung gerecht zu<br />
werden.“<br />
„Natürlich ist uns der Wert der Siedlung und auch der Randbebauung seit langer Zeit bewusst“,<br />
betont Kummer. Seinem Amt liege ebenso wie den Denkmalschützern und Nachbarn<br />
daran, dass der Charakter der Siedlung erhalten bleibt. Doch Aufgabe seines Amtes sei es<br />
nun mal, auf die Einhaltung der Vorgaben aus den Bebauungsplänen zu dringen. Und da sei<br />
nichts zu beanstanden. „Der Bebauungsplan ist ja nicht neu, den kann jeder einsehen.“ Die<br />
Prüfung des Bauantrages laufe aber noch.<br />
Kummer kann sich vorstellen, dass in den nächsten Jahren noch ähnliche Pläne auf seinem<br />
Schreibtisch landen werden. „Da ist ein Generationswechsel in der Siedlung im Gange.“<br />
Stefan Timpe, im Amt für Denkmalschutz auch für die Ginnheimer Bebauung zuständig, kennt<br />
die Einwände der Nachbarn und hat sie auch mit ihnen schon persönlich diskutiert. Er könne<br />
die Bedenken der Nachbarn verstehen und habe den Fall genau geprüft. „Denkmalschutz<br />
greift hier ja ohnehin nicht, bleibt also nur das Kriterium des Umgebungsschutzes.“ Ja, der Anblick<br />
würde durch den Neubau verändert. Doch die Häuserzeile sei schon recht heterogen.<br />
„Es ist schwer, auf Einheitlichkeit zu pochen, die nicht mehr gegeben ist.“ Aus denkmalschützerischer<br />
Sicht könne er lediglich darauf bestehen, dass die Bauflucht zur Straße eingehalten<br />
wird und sich die Farben in die Umgebung einfügen. „Der Rest ist über die Vorgaben im Bebauungsplan<br />
zu regeln.“<br />
Bericht: Inga Janovic<br />
Frankfurter Rundschau, Samstag, 5. Juli 2008<br />
Trübe Zeiten im Höhenblick<br />
Immer öfter fehlt Bauträgern das Gespür für angemessene Architektur<br />
Ein Dorf, mitten in der Stadt. Dort wohnt auch Werner Müller. Und wenn der Mann von "dem<br />
Dorf" redet, dann ist das keinesfalls negativ gemeint. Nicht als provinzielles Gebaren oder<br />
Gegenhaltung zum ach so weltmännischen Frankfurt. Nein, freuen kann sich Müller an den<br />
kleinen Dingen: gute Nachbarschaft, gutes Verhältnis. Oder wenn im Sommer einfach auf der<br />
Straße ein Fest steigt oder die Tannen kurz vor Weihnachten festlich beleuchtet sind. Das<br />
"Dorf" liegt in Ginnheim: die Siedlung Höhenblick.<br />
Bewahren möchte man dort nicht nur die gefühlte, sondern auch die sichtbare Harmonie.<br />
Deshalb hat sich Werner Müller kurzerhand mit Matthias Rau zu den Sprechern der Anliegergemeinschaft<br />
Höhenblick emporgeschwungen, um gemeinsam mit den Nachbarn und deren<br />
zahlreichen Unterschriften gegen einen "städtebaulichen Sündenfall" zu kämpfen. Die<br />
neuen Eigentümer in der Straße Höhenblick, Nummer 54, wollen das Haus abreißen, einen<br />
Neubau hochziehen und ein drittes Stockwerk aufsetzen. Doch das ist nicht im Bebauungsplan<br />
vorgesehen. Für die schmucke Doppelhausreihe, direkt an der Nidda gelegen, befürchtet<br />
Werner Müller ein architektonisches Desaster: "So ein störender Klotz wäre wirklich schlimm<br />
für die Siedlung."<br />
Fälle dieser Art haben sich in den letzten Monaten in Eschersheim und Ginnheim gehäuft. In<br />
der Ulrichstraße will ein Bauunternehmen inmitten von Jahrhundertwende-Häuschen Eigentumswohnungen<br />
mit Penthouse errichten. In der Bertramswiese liegt eine Mieterin im Clinch<br />
mit den neuen Besitzern, weil sie alte Bäume rigoros und ohne Genehmigung fällen und zudem<br />
die zulässige Grundfläche überschreiten. In der Schenkendorfstraße schließlich, unweit<br />
der Siedlung Höhenblick, sollte auch ein großer Wohnkomplex entstehen. Dort ist der Bauantrag<br />
vorerst zurückgezogen.<br />
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Doch der Streit im Höhenblick geht noch tiefer, gilt es doch hier ein architektonisches, ein<br />
städtebauliches Erbe zu verteidigen. Die Siedlung mit ihren kleinen Fenstern, Vordächern und<br />
Sprossen an den Eingangstüren, die Ernst May mit seinem Baudirektor Martin Elsaesser schuf,<br />
ist denkmalgeschützt. Doch die Doppelhausreihe, in der gebaut werden soll, gehört nicht zur<br />
May-Siedlung. Trotzdem und gerade deshalb soll der Riegel weiterhin einen erkennbaren,<br />
fließenden Übergang zur restlichen Bebauung haben, mit ihr verwoben sein.<br />
Dass es dabei auch um einen Generationskonflikt geht, liegt auf der Hand: die Moderne zieht<br />
ein, die Siedlung Höhenblick befindet sich im Wandel. Die älteren Menschen sterben allmählich<br />
und lassen ihre alten Häuser zurück. Immer mehr junge Familien mit Kindern ziehen zu.<br />
Unter ihnen Angela Rühle, die "das Ganze nicht verstehen kann" und deshalb möchte, dass<br />
die Harmonie nicht gestört wird. Deshalb beteiligte sie sich an der Unterschriftenaktion und<br />
zog sogar den Ortsbeirat hinzu. Nur können die Politiker wenig tun, wie Ortsvorsteher Friedrich<br />
Hesse immer wieder betont. Der Magistrat entscheidet über Bauanträge.<br />
Die Bauaufsicht prüft derzeit den Fall, eine Baugenehmigung wurde noch nicht erteilt. Sogar<br />
Petra Roth hat sich eingeschaltet, die, wie es heißt, einige der Bewohner kennt. Werner Müller<br />
wünscht sich trotz allem ein gutes Verhältnis mit den neuen Nachbarn, hier im "Dorf".<br />
Bericht: Markus Bulgrin<br />
Frankfurter Neue Presse, Freitag, 27. Juni 2008<br />
Die Eigentümer wollen im Höhenblick neu bauen, die Nachbarn kämpfen dagegen<br />
Wie erhaltenswert ist dieses Haus?<br />
Ginnheim. Das Umfeld der Ernst-May-Siedlung im Höhenblick soll geschützt werden – das fordert<br />
eine nun eine Bürgerinitiative. 13 Nachbarn aus dem Stadtteil haben sich zusammengeschlossen<br />
und möchten, dass das Gesamtensemble im Areal zwischen Fuchshohl und Höhenblick<br />
60 baulich nicht verändert werden soll. Den Anstoß zu der Debatte gab der geplante<br />
Bau, den die neuen Eigentümern des Grundstücks am Höhenblick 54 errichten möchten.<br />
Die Initiative will das Wohnhaus retten, das laut ihrer Aussage einige Jahre nach der vom berühmten<br />
Architekten Ernst May entworfenen und inzwischen denkmalgeschützten Ginnheimer<br />
Siedlung Höhenblick errichtet wurde. „Das würde das Gesamtensemble zerstören“, argumentiert<br />
Angela Rühle, die sich als Nachbarin in der Initiative engagiert. Eine Neubebauung würde<br />
die Harmonie des Denkmals schädigen, bemängeln die Nachbarn. Die etwas jüngeren<br />
Häuser wie das am Höhenblick 54 seien damals in Anlehnung an die May-Gebäude eine<br />
Querstraße weiter geplant worden und rundeten das Bild der Siedlung ab.<br />
Das würde nun, so das Argument der Bewahrer, vor allem durch ein Staffelgeschoss gestört,<br />
das die Bauherren, eine junge Frankfurter Familie, ihrem neuen Zuhause aufsetzen wollen. Und<br />
die daran nichts anstößiges finden können: In der Siedlung gebe es bereits ein Haus, das die<br />
übrige Bebauung ebenfalls um eine halbe Etage überragt. „Das wurde allerdings zur selben<br />
Zeit gebaut, als die anderen Häuser entstanden sind“, erklärt Frau Rühle. Deswegen schließe<br />
es die Reihe ab und störe das Bild nicht. Der Neubau stünde aber mitten drin.<br />
Die Bedenken seiner zukünftigen Nachbarn kann der Bauherr nicht verstehen: „Ich habe alle<br />
Maßnahmen mit dem Denkmalamt abgesprochen und die Pläne stimmen mit dem Baurecht<br />
überein“, erklärt er. Nachdem der Ginnheimer schon Ärger mit den Nachbarn hat, bevor er<br />
und seine Familie eingezogen sind, möchte er seinen Namen nicht in der Zeitung lesen. Der<br />
geplante Neubau werde sich gut in das Ensemble einfügen. Die Architektin habe den Bauhausstil<br />
des alten Hauses beibehalten. Zudem soll die Fassade wie die Nachbarhäuser in hellen<br />
Grautönen gestrichen werden.<br />
Für das Ehepaar ist der Neubau die einzig sinnvolle Lösung: „Das Haus, das dort heute noch<br />
steht, ist einfach marode und runtergekommen“, erklärt der Familienvater. Außerdem habe<br />
es nur ein Bad und keine richtige Küche. Es zu sanieren, würde unangemessen teuer, da die<br />
bisherige Wohnfläche insgesamt recht klein sei. Mit dem Neubau könnte die bisherige Fläche<br />
17
von 150 Quadratmetern auf 240 vergrößert werden. „Alles bleibt aber im Rahmen der Baulinien.“<br />
Schon vor dem Kauf habe er mit den zuständigen Ämtern abgeklärt, ob Abriss und<br />
Neubau genehmigungsfähig wären. Die Anträge darauf sind inzwischen gestellt, auf die<br />
Antwort waren die Grundstückseigentümer noch.<br />
Die Nachbarn in der Bürgerinitiative überzeugen diese Argumente nicht. Sie haben sogar vor,<br />
einen Rechtsanwalt einzuschalten. Das Denkmalamt scheint besser mit den Plänen der Bauherren<br />
leben zu können: „Das Gelände ist laut Plan nicht denkmalgeschützt“, lautet die dortige<br />
Stellungnahme. Die Bürgerinitiative will dennoch rechtlich abklären, ob das Areal nicht<br />
nach Paragraf 16, Absatz zwei des Denkmalschutzgesetzes die Nachbarbebauung als erhaltenswert<br />
einzustufen sei. Zudem haben sie sich zum Ziel gemacht, dass der Denkmalschutz auf<br />
die Häuserzeile Höhenblick 52 bis 60 erweitert wird oder zumindest eine Veränderungssperre<br />
für die Bebauung verhängt wird.<br />
Mit diesem Anliegen haben sich die Ginnheimer auch schon beim Ortsbeirat 9 (Ginnheim,<br />
Dornbusch, Eschersheim) vorgestellt.<br />
Für die Bauherren-Familie ist die Freude auf das neue Zuhause inzwischen sehr getrübt. Sie<br />
habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, alles abzusagen. „Wir haben ganz bewusst für<br />
Frankfurt entschieden, obwohl uns alle Bekannten geraten hatten, nach Bad Homburg oder<br />
Königstein zu ziehen.“ Nun aber sei das Verhältnis zu den Nachbarn schon gestört, obwohl<br />
man sich noch nicht einmal richtig kenne. Bericht: mer<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 8. Mai 2008<br />
Die Menschen einer Siedlung<br />
Frankfurt. Beim nächsten Stammtisch der Ernst-May-Gesellschaft wird die Kulturantropologin<br />
Christina Raab von ihrer Forschungsarbeit über die Heimatsiedlung aus der May-Ära in Sachsenhausen<br />
berichtet. In zahlreichen Interviews hat sie erkundet, welche Beziehung die Bewohner<br />
zu "ihrer" Siedlung haben und welche Vor- und Nachteile das Leben der Heimatsiedlung<br />
bietet. Treffen ist am Dienstag, 3. Juni, um 19.30 Uhr im Gasthof "Zur Sonne", Berger Straße<br />
312. Bericht: fnp<br />
Frankfurter Neue Presse, Samstag, 19. April 2008<br />
Auf der Spur von Martin Elsaesser<br />
Niederrad. In diesem Jahr bietet die Ernst-May-Gesellschaft in Kooperation mit dem Deutschen<br />
Architekturmuseum und der KunstGesellschaft mehrere Führungen „Auf den Spuren<br />
Martin Elsaessers“ an. Heute, 19. April, geht es in das Psychiatrie-Zentrum, Heinrich-Hoffmann-<br />
Straße 10, Klinikum der Universität, Gebäude 93. Treffpunkt ist um 15 Uhr am Eingang. Martin<br />
Elsaesser (1884-1957), der 1925 von Ernst May als Leiter des Hochbauamtes nach Frankfurt<br />
berufen wurde, ist in dieser Stadt vor allem durch den Bau der Großmarkthalle bekannt. Sein<br />
umfangreiches Werk umfasst jedoch neben zahlreichen Schulbauten auch ein Schwimmbad,<br />
einen Kirchenbau, den Umbau des Gesellschaftshauses im Palmengarten, verschiedene Klinikgebäude<br />
und vieles mehr.<br />
Nach dem Besuch der Gustav-Adolf-Kirche am 9. Februar steht nun der Gebäudekomplex<br />
der „Nervenklinik“ in Niederrad auf dem Programm. Der Kunsthistoriker Eckhard Herrel wird<br />
durch die Einrichtung und die angrenzenden Bauten führen. Die „Anstalt für Irre und Epileptische“<br />
war als Ersatzbau für die am Grüneburgpark gelegene „Städtische Irrenanstalt“ von<br />
1864 geplant, die dem Neubau des Verwaltungsgebäudes der I. G. Farbenindustrie weichen<br />
musste. Der Entwurf der Hochbauten stammt von Baudirektor Martin Elsaesser.<br />
Bericht: fnp<br />
Frankfurter Neue Presse, Freitag, 18. April 2008<br />
Der Bau der Nervenklinik<br />
Frankfurt. Im Jahr 1925 wurde Martin Elsaesser (1881-1957) von Ernst May zum Leiter des Hochbauamtes<br />
der Stadt berufen. In Frankfurt wurde er in dieser Zeit vor allem für den Bau der<br />
Großmarkthalle bekannt – aber zu seinem Werk zählen ebenso Schulen, ein Schwimmbad,<br />
18
eine Kirche oder der Umbau des Gesellschaftshauses des Palmengartens. Auch der Entwurf<br />
für den Gebäudekomplex der Nervenklinik in Niederrad, der 1929 und 1930 errichtet wurde,<br />
stammt von Elsaesser. Grund genug für eine Führung durch die Ernst-May-Gesellschaft. Treffpunkt<br />
ist am Samstag, 19. April, um 15 Uhr am Eingang der Klinik, Heinrich-Hoffmann-Straße<br />
10.<br />
Frankfurter Neue Presse, Montag, 31. März 2008<br />
Was der Denkmalschutz leisten kann<br />
24 ihrer Förderprojekte präsentiert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bis zum 25. April in der<br />
Fachhochschule Frankfurt unter dem Titel „Seht, welch ein kostbares Erbe!“. Denkmale der<br />
verschiedensten Gattung werden gezeigt.<br />
(…) In Frankfurt beteiligte sich die Stiftung an der Sanierung des Petrihauses im Brentanopark,<br />
am Ernst-May-Haus in der Römerstadt, dem Wandgemälde im Poelzigbau der Universität, am<br />
Schloss Höchst sowie der Justinuskirche, ebenfalls in Höchst. (…)<br />
Bericht: Sören Rabe<br />
db Deutsche Bauzeitung, März 2008, Seite 9<br />
BESUCHEN SIE DAS ORIGINAL<br />
In der Frankfurter Römerstadt wird gegenwärtig ein Haus in seinen Ursprungszustand von 1928<br />
zurückversetzt. Das Reihenhaus Im Burgfeld 136 gehört der städtischen Wohnungsbau<strong>gesellschaft</strong><br />
ABG Frankfurt und wurde bis auf Weiteres von der Ernst-May-Gesellschaft gemietet.<br />
Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, das Neue Bauen in Frankfurt wieder in Erinnerung zu rufen.<br />
Zum Glück wurde das Haus während achtzig Jahren bis auf den Austausch der Fenster und<br />
der Haustür kaum verändert. Sukzessive soll es nun – soweit bautechnisch möglich – wieder<br />
seinen originalen Zustand annehmen, samt Möblierung, Fußböden und Wandfarben. Besondere<br />
Attraktion ist eine nahezu vollständig erhaltene und bereits restaurierte Frankfurter Küche.<br />
Auch während der Renovierung ist das Haus zu besichtigen, jeden ersten Samstag im Monat<br />
zwischen 15 und 18 Uhr. Außerdem veranstaltet die Ernst-May-Gesellschaft regelmäßig<br />
Stammtische und Führungen – so am 19. April durch Martin Elsässers Nervenklinik.<br />
Bericht: Dagmar Ruhnau<br />
Bauwelt 9.08, Freitag, 29. Februar 2008, Seite 4<br />
NEUES BAUEN<br />
Dunkelgrün statt taubenblau<br />
Fünf Jahre Ernst-May-Gesellschaft<br />
Großes hat man vor in Frankfurt am Main. Eine Art Museumsufer Teil zwei: Der Wettbewerbssieger<br />
für den Neubau des Historischen Museums wurde gerade verkündet (siehe Seite 10),<br />
der Wettbewerb um die Erweiterung des Städels ausgelobt, im Juni wird das „Komische Museum“<br />
eröffnet, und auch das jüdische Museum drängt auf einen Annex. Eine Kette von Kulturinstituten,<br />
die „einzigartig in Europa“ sei, wolle man errichten, wird der Kulturdezernent Felix<br />
Semmelroth zitiert. Und die „Weltstellung“ des Museums für Moderne Kunst werde erhalten.<br />
Es ist so fatal wie typisch für die derzeitige Stimmung in der Bankenmetropole, dass bei diesem<br />
Griff nach den Sternen das „Neue Frankfurt“ abermals vergessen wird. Zur Jahrtausendwende<br />
sollten das Architektur- und das historische Museum in einer gemeinsamen Anstrengung ein<br />
„Ernst-May-Museum“ konzipieren. Doch da die städtischen Kassen leer waren – was ohnehin<br />
abzusehen war -, hat man diese Pläne alsbald wieder eingestampft. Die Architekten Dietrich<br />
Pressel und Christian Schweitzer fanden sich damit nicht ab und gründeten die „<strong>ernst</strong>-<strong>may</strong><strong>gesellschaft</strong>“<br />
(EMG), um den Gedanken an den Stadtplaner und seine Leistungen in Frankfurt<br />
wachzuhalten (Heft 37.03). Fünf Jahre ist das her. Über 150 Mitglieder hat man seitdem geworben,<br />
Oberbürgermeisterin Petra Roth gar als Schirmherrin gewonnen, etliche „Tage der<br />
offenen Tür“, Ausstellungen, Symposien und Führungen organisiert, Kataloge publiziert, DVDs<br />
hergestellt und sich selbstverständlich auch an Planungsdebatten wie etwa der Diskussion um<br />
die Großmarkthalle beteiligt.<br />
Gegenwärtig richtet sich der Fokus freilich vor allem auf die denkmalgerechte Rekonstruktion<br />
eines Häuschens in der Römerstadt. Schon die Bauaufnahme des zweigeschossigen Kubus mit<br />
19
der Adresse Im Burgfeld 136 geriet zur Bauforschung, die Überraschendes zutage förderte:<br />
Ähnlich wie die Meisterhäuser in Dessau bestimmten im Inneren der an Landschaftskanten<br />
aufgereihten Häuser der Römerstadt farbenfroh gestaltete Wände die Atmosphäre. Zargen<br />
waren grau gestrichen, ebenso die Heizung und die Installationsrohre, die wohl bewusst über<br />
Putz geführt wurden. Der schwarze Handlauf der Treppe umrahmte wie bei einem konstruktivistischen<br />
Gemälde die gelbe Treppenwand, die wiederum mittels der dunklen Zarge von der<br />
orangefarbenen Kellertür abgesetzt war. Die Rekonstruktion der Küche widerlegte die Forschungslegende,<br />
Margarete Schütte-Lihotzky habe ihre Einbauküche in einem Taubenblau<br />
streichen lassen, um Insekten fernzuhalten. Die Farbuntersuchung ergab, dass zumindest diese<br />
Küche in einem dunklen Blaugrün erstrahlte. Neben der Küche wurde bereits die Rekonstruktion<br />
der Eingangssituation und der Fenster abgeschlossen, wobei sich allerdings konstruktive<br />
Fehler offenbarten: Ein Wetterschenkel bestand aus fäulnis-anfälligem Nadelholz, er wurde<br />
durch einen aus Eiche ersetzt. Auch der Garten konnte bereits weitgehend in seinen von<br />
Leberecht Migge gedachten Urzustand als Versorgungs- und Erholungsgarten wiederhergestellt<br />
werden.<br />
Ob man das rekonstruierte Ernst-May-Haus zu einem Musterhaus im Sinne einer energetischen<br />
Sanierung machen soll, wird derzeit diskutiert. Betrachtet man die „sanierte“, sich im Eigentum<br />
der städtischen ABG befindlichen May-Siedlung Am Bornheimer Hang, die zwar heute weniger<br />
Energie verbraucht, aber im Vergleich zum Original schlicht entstellt wurde, scheint dies<br />
nötiger denn je. Dies hängt auch von der finanziellen Lage der Initiative ab, die nach wie vor<br />
prekär ist. Die Arbeiten werden allein aus den Mitgliedsbeiträgen und aus Spenden einiger<br />
Unterstützer finanziert, wobei zu Letzteren weder die Hessische Architekten- und Stadtplanerkammer<br />
noch der BDA zählen. Die Stadt fördert die Restaurierung mit jährlich 20.000 Euro, die<br />
ABG indes fordert von der EMG über 4000 Euro pro Jahr als Kaltmiete. „Das Projekt ist unumkehrbar“,<br />
hieß es zum 5. Geburtstag der EMG, doch wird sich die Restaurierung in die Länge<br />
ziehen. Ende 2009, Anfang 2010 soll das Häuschen in neu-altem Glanz erstrahlen.<br />
Bildunterschrift: Erst 2010 wird die denkmalgerechte Rekonstruktion des Hauses in der Römerstadt<br />
abgeschlossen sein. Die Blaugrün gestrichene „Frankfurter Küche“ ist aber bereits jetzt zu<br />
begutachten. Foto: Enrico Santifaller<br />
Bericht: Enrico Santifaller<br />
Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 21. Februar 2008<br />
Doppelpass mit Fortuna<br />
Heddernheim. Vorsitzender der Ernst-May-Gesellschaft freut sich über späte Glücksmomente<br />
„(…) Das zweite Mal spielte Fortuna mit ihm Doppelpass vor drei Jahren. Genauer am 16.<br />
März 2005, als Eckhard Herrel zum ersten Mals den Schlüssel in die Tür zu dem künftigen Ernst-<br />
May-Musterhaus Im Burgfeld 136 steckte: Der Tag ist gleichzeitig sein Geburtstag. Seitdem hat<br />
die Zweitkarriere des Architekturspezialisten als Vorsitzender und Mitbegründer der Ernst-May-<br />
Gesellschaft Fahrt aufgenommen.<br />
Aus dem zurückliegenden halben Jahrzehnt ist eine Erfolgsgeschichte geworden: 1500 Besucher<br />
kamen allein in den letzten zwölf Monaten zu den Veranstaltungen, die die Gesellschaft<br />
organisierte, um das Erbe des bedeutenden Stadtarchitekten bekannter zu machen. Drei<br />
Fach-Symposien und zwei Ausstellungen stellte die Gesellschaft unter der Leitung Herrels binnen<br />
fünf Jahren auf die Beine. Je 500 Leute wollten das Musterhaus am Tag des offenen<br />
Denkmals und zum Präsentationstag der Gesellschaft sehen. Gewaltige Zahlen.<br />
Überhaupt, das Musterhaus. Seit der Schlüsselübergabe an jenem Glückstag im März kam der<br />
Verein mit der Rekonstruktion der Immobilie entscheidend voran. Die Originaltür ist eingebaut,<br />
Fenster und Gartenanlage nach den Plänen des Bauherren rekonstruiert, vor allem aber die<br />
Frankfurter Küche restauriert. Das kommentiert Herrel mit dem verhaltenen Stolz, der für ihn<br />
typisch ist. „Es ist die einzige, die am originalen Ort zu sehen ist.“<br />
Viel Zeit ist in das Projekt geflossen. Das tut es auch heute noch. An mindestens drei Tagen pro<br />
Woche fährt Herrel vom Wohnort Bad Homburg nach Heddernheim. „Die Erfahrungen aus<br />
meinem früheren Berufsleben kommen der Sache zu Gute“, sagt er. Denn das Budget aus<br />
20
den städtischen Töpfen ist begrenzt. Das finanztechnische Know-How aus den Jahren als Spezialist<br />
für Steuern und Revision im Vorstand eines Frankfurter Baukonzerns erleichtern die Suche<br />
nach Fördermitteln, Spendern und Sponsoren.“<br />
Bericht: Katrin Mathias<br />
Frankfurter Neue Presse, Montag, 11. Februar 2008<br />
Wo Elsaesser seine Spuren hinterlassen hat<br />
Die Gustav-Adolf-Kirche in Niederursel wurde 1927/28 erbaut<br />
„(…) Für die <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong> Grund genug, den Zeitgenossen des Stadtbaurats May<br />
mit einer fachkundigen Führung durch die Gustav-Adolf-Kirche zu ehren, die Elsaesser zusammen<br />
mit Gerhard Plank 1927 bis 1928 an Stelle der alten Sankt-Georgs-Kirche erbaute. Der<br />
Besuch stand wie die für 19. April anberaumte May-Führung durch die Nervenklinik in Niederrad<br />
im Zeichen der im Herbst geplanten Elsaesser-Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum.<br />
(…)“<br />
Bericht: Gernot Gottwals<br />
Offenbach Post, Donnerstag, 7. Februar 2008<br />
Preiswerter Wohnraum als Fertigbau errichtet<br />
Repräsentativ für Deutschlands frühe Architektur-Moderne: Ernst-May-Musterhaus in Frankfurter<br />
Römerstadt zugänglich<br />
„Ihr Ernst-May-Musterhaus eröffnete jetzt die Ernst-May-Gesellschaft in der Frankfurter Römerstadt.<br />
In akribischer Kleinarbeit bemühten sich ehrenamtliche Mitarbeiter, das Haus in seinen<br />
Urzustand zurück zu versetzen. Das Bauwerk dient als Beispiel für die einzigartige Leistung des<br />
Architekten Ernst May. Wie die Weißenhofsiedlung in Stuttgart und das Bauhaus in Dessau<br />
repräsentiert es die frühe Moderne in Deutschland. (…)“<br />
Bericht. Bettina Owczarek<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Samstag, 2. Februar 2008<br />
Die Mutter aller Einbauküchen<br />
Ernst-May-Gesellschaft restauriert Frankfurter Küche<br />
„(…) Nach und nach will die Ernst-May-Gesellschaft das zweistöckige Gebäude und den angrenzenden<br />
Garten in den Urzustand von 1928 zurückversetzen. In diesem Musterhaus mit<br />
Flachdach wird das Erbe des Stadtplaners konserviert, der in Zeiten größter Wohnungsnot<br />
zwischen 1925 und 1930 mehrere Siedlungen aus dem Boden stampfte, die Platz für elf Prozent<br />
der Frankfurter Stadtbevölkerung boten. „Innerhalb von fünf Jahren – das ist eine einmalige<br />
Leistung“, sagte Christoph Mohr, Hauptkonservator des Landesamts für Denkmalpflege.<br />
„Dies gelang nur durch die Straffe Führung unter Ernst May.“ (…)<br />
Im März 2005 hat die vor fünf Jahren gegründete Ernst-May-Gesellschaft das Reihenhaus in<br />
der Siedlung Römerstadt gemietet. Lange Verhandlungen mit der Stadt über den Standort<br />
eines Ernst-May-Museums waren vorausgegangen. Eine authentische Möblierung des Musterhauses<br />
soll den Eindruck der zwanziger Jahre perfekt machen. „In Frankfurt stößt man auf<br />
Schritt und Tritt auf Mays Spuren“, sagt der Vorsitzende des Vereins, Eckhard Herrel. „Unsere<br />
Aufgabe ist, auf sie hinzuweisen.“ Herrel hofft, dass sich seine Bemühungen auch auf den Rest<br />
der Siedlung auswirken. Die denkmalgerechte Sanierung der 1180 Wohnungen in der Römerstadt<br />
sei schwierig. Die Stadt unterstützt die Arbeit der Gesellschaft mit jährlich 20 000 Euro.<br />
Der Rückbau in den ursprünglichen Zustand wird durch Mitgliederbeiträge und Spenden finanziert.<br />
Für die Nutzung des Hauses zahlt der Verein monatlich 500 Euro Miete an die Stadt.<br />
Das Haus soll zu einem Informations- und Dokumentationszentrum ausgebaut werden. Der<br />
inzwischen 150 Mitglieder zählende Verein organisiert darüber hinaus auch Führungen und<br />
Exkursionen.<br />
Die Ernst-May-Gesellschaft öffnet heute zwischen 10 und 12 und zwischen 15 und 18 Uhr die<br />
Türen zu ihrem Musterhaus in der Römerstadt, Im Burgfeld 136.“<br />
Bildunterschrift 1: Ernst May war der Architekt des „Neuen Frankfurt“, eines der wichtigsten<br />
Zeugnisse der frühen Moderne.<br />
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Bildunterschrift 2: Praktisch sollte sie sein: die Frankfurter Küche<br />
Bericht: R. Schulze<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Freitag, 1. Februar 2008<br />
Tag der offenen Tür im Ernst-May-Haus<br />
Aus Anlass ihres fünfjährigen Bestehens lädt die Ernst-May-Gesellschaft für Samstag zu einem<br />
Tag der offenen Tür in das 1928 erbaute Ernst-May-Haus, ein nach den Plänen des Frankfurter<br />
Stadtplaners und Architekten restauriertes Musterhaus in der Siedlung Römerstadt, Im Burgfeld<br />
136. Von 10 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr werden eine Frankfurter Küche und weitere Restaurierungsarbeiten<br />
im Haus vorgestellt. Die Besucher können sich ferner über die Rekonstruktion<br />
des Hausgartens nach den Plänen des Landschaftsarchitekten Leberecht Migge informieren.<br />
Die Gesellschaft widmet sich der denkmalgerechten Sanierung des Ernst-May-Hauses und<br />
dem Rückbau in den Erbauungszustand.<br />
Bericht: R. Schulze<br />
Frankfurter Rundschau, Freitag, 1. Februar 2008<br />
Offene Tür<br />
Architektur der 20er Jahre<br />
Wer sich erinnern will, wie die Häuser der Ernst-May-Siedlung In der Römerstadt als gerade<br />
eben erst fertig gestellte Neubauten ausgesehen haben, der müsste 90 Jahre oder älter sein.<br />
Das sind aber leider die wenigsten.<br />
Vergessen sind die hölzernen Fensterrahmen aus dem Jahr 1928, gestrichen in leuchtendem<br />
"Brillantblau". Auch dass die Eingangstür pechschwarz bepinselt war, habe viele der heutigen<br />
Mieter erstaunt. Zum Staunen habe es auch in den letzten Monaten öfter Gelegenheit gegeben,<br />
sagt Eckard Herrel, Vorsitzender der Ernst-May-Gesellschaft, die das Haus an der Straße<br />
Im Burgfeld gemietet hat. Denn sie nimmt Gestalt an, die Rekonstruktion des originalen Erscheinungsbilds<br />
der 80-Quadratmeter-Immobilie, das die Initiative zum Musterhaus und Museum<br />
der Bauweise des Neuen Frankfurts machen will.<br />
In ihrem fünften Jahr ist die Ernst-May-Gesellschaft entscheidend voran gekommen: Ein Fachbetrieb<br />
rekonstruierte die Fenster nach Plänen des Bauherrn, die Originaltür aus der Hinterlassenschaft<br />
einer verstorbenen Siedlungsbewohnerin wurde restauriert und eingepasst. Einen<br />
Satz "heute extrem teurer und rar gewordener" Konzept-Möbel des 20er-Jahre-Designers Franz<br />
Schuster überließ eine Frankfurterin dem Musterhaus-Projekt.<br />
Den Garten, wie der Landschaftsarchitekt des Neuen Frankfurt ihn plante, bauten Azubis des<br />
Grünflächenamts nach. An das Original der Frankfurter Küche legten Restauratoren im November<br />
letzte Hand. 2008 soll nun die Fassade ihr ursprüngliches Blütenweiß wieder bekommen.<br />
Bei den Arbeiten im Inneren haben die Restauratoren einen Rest Ursprungs-Tapete im<br />
Bauhaus-Stil entdeckt. Mit dem Wandbelag sollen die Zimmer ausgekleidet werden. Bis 2010<br />
wolle man mit allem fertig sein, so der Vorsitzende. Dass das gelingt, davon ist Christoph Mohr<br />
überzeugt. Der Hauptkonservator beim hessischen Landesamt für Denkmalpflege hat sich in<br />
den Vereins-Vorstand wählen lassen. "Das Projekt ist unumkehrbar", lobt er.<br />
900 Besucher sind 2007 durch die Museumsbaustelle gegangen, 1500 kamen binnen fünf Jahren<br />
zu den Aktionen der Gesellschaft: Zu den 25 Führungen durch Frankfurter Siedlungen, vier<br />
Exkursionen in andere Städte, zwei Sonderausstellungen im May-Haus und drei Symposien der<br />
Gesellschaft im Deutschen Architekturmuseum. Am Tag der offenen Tür am kommenden<br />
Samstag steht das Haus Im Burgfeld 136 von 10 bis 12 Uhr sowie 15 bis 18 Uhr offen.<br />
Bericht: Kathrin Mathias<br />
Frankfurter Neue Presse, Freitag, 1. Februar 2008<br />
Kochen wie in den 20er Jahren<br />
Ernst-May-Haus präsentiert am Tag der offenen Tür die neue Frankfurter Küche<br />
Römerstadt. Erstmals zeigt die Ernst-May-Gesellschaft (EMG) die vollständig restaurierte Frankfurter<br />
Küche. Die Arbeiten, die im November vergangenen Jahres abgeschlossen wurden,<br />
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können am Samstag, 2. Februar, von 10 bis 12 Uhr sowie von 15 bis 18 Uhr besichtigt werden.<br />
Dabei werden auch die weiteren Arbeiten in Haus und Garten erläutert.<br />
„Viele dachten, dass es die Frankfurter Küche nur in blau-grau gab. Hier haben wir erstmals<br />
beweisen können, dass auch andere Farbtöne verwendet wurden“, sagt Landesdenkmalpfleger<br />
und Vorstandsmitglied der EMG, Christoph Mohr. Mittlerweile erstrahlt die Küche wieder<br />
im ursprünglichen grün-blau. Auch wenn dem Landesdenkmalpfleger der Farbton nicht<br />
besonders gefällt, „es führte kein Weg dran vorbei, wir mussten die Farbe rekonstruieren“. Die<br />
Küche, von Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000) entworfen, gilt als „Ur-Küche für alle späteren<br />
Einbauküchen“. Als Vorbild diente der Architektin Kombüsen auf Schiffen und Zügen.<br />
Als „sehr schwierig“ gestaltete sich die Rekonstruktion des Herdes. In den May-Siedlungen<br />
wurden die ersten Elektroherde eingebaut, die aber spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
schon wieder veraltet waren. „Wir haben aus den Resten von drei Fundstücken einen Original-Herd<br />
wieder herstellen können“, freut sich Eckhard Herrel, May-Experte und Vorsitzender<br />
der EMG.<br />
Einen weiteren Erfolg konnten die May-Freunde bei der Suche nach der Möblierung verbuchen.<br />
Ende des vergangenen Jahres wurde ein erstes Sammelsurium von originalen Möbeln<br />
erworben. Diese von Franz Schuster 1926/27 entworfenen Typenmöbel werden sukzessive restauriert.<br />
Ein zweitüriger Schrank und eine kleine Kommode in Eiche Natur haben bereits ihren<br />
Platz im ehemaligen Elternschlafzimmer gefunden. Christoph Mohr bezeichnet dies als Glücksfall,<br />
denn ein Mitglied der May-Gesellschaft stellte die Möbel für einen geringen Preis zur Verfügung.<br />
„In Auktionshäusern wird für ein Stuhl 2000 Euro aufgerufen.“ Denn die für eine Serienproduktion<br />
geplanten Möbel fanden damals nur wenige Liebhaber. Zu minimalistisch war<br />
der Stil. „Das waren sozusagen Ikea-Vorläufer“, scherzt Herrel, nur nicht so erfolgreich. Es wurden<br />
nur wenige produziert.<br />
In diesem Jahr soll die Fassade des Musterhauses mit Originalputz versehen werden. Im gesamten<br />
Haus muss die Technik restauriert oder „behutsam erneuert“ werden, so Herrel. Die<br />
Wände erhalten wieder die Bauhaustapeten, die noch heute angefertigt werden, Türen und<br />
Einbauschränke bekommen den ursprünglichen Farbton. Eine Besonderheit stellt der Flur dar.<br />
Hier wurden interessante Befunde gemacht, die eine stark farbige Fassung des Treppenaufgangs<br />
belegen.<br />
Für viele ist auch die Farbgestaltung der Fenster gewöhnungsbedürftig. Denn die Römerstadt-<br />
-Siedlung präsentierte sich beim Bezug 1928 mit weißer Fassade und blauen Fenstern. Warum<br />
das schnell in Vergessenheit geraten ist, kann der Landesdenkmalpfleger erklären. „In der NS-<br />
Zeit war so was verpönt und wurde weiß überstrichen.“ Auf einem Aquarell aus der Zeit sind<br />
die blauen Fenster aber noch gut zu erkennen.<br />
Die Mitglieder der Ernst-May-Gesellschaft hoffen, dass der Rückbau des Hauses eine Signalwirkung<br />
auf die Siedlung hat.<br />
Bildunterschrift: Über die Farbgebung der Küche staunen die Experten: Christoph Mohr, Eckhard<br />
Herrel und Hermann-Josef Birk probieren die Geräte aus.<br />
Bericht: Sören Rabe<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 31. Januar 2008<br />
Er gab der Stadt Ernst May zurück<br />
Frankfurt. Lange Jahre dümpelte das Vermächtnis Ernst Mays in Frankfurt in der Bedeutungslosigkeit.<br />
Bis Eckhard Herrel (58) den ehemaligen Stadtbaurat der Mainmetropole (1925-1930)<br />
aus dem Dunkel der Vergessenheit wieder ans Licht holte. Heute feiert die Ernst-May-<br />
Gesellschaft, deren Vorsitzender Herrel ist, ihr fünfjähriges Bestehen. Vor knapp drei Jahren<br />
wurde das May-Haus in der Römerstadt in Besitz genommen. Bei einem Tag der offenen Tür<br />
am Samstag, 2. Februar, von 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr wird der Stand der Restaurierungsarbeiten<br />
Im Burgfeld 136 gezeigt.<br />
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Für Herrel war es keine Liebe auf den ersten Blick. Eher reserviert hatte er sich mit den Bauten<br />
Mays beschäftigt. „Auf der Suche nach einem Thema für die Promotion in Kunstgeschichte<br />
hatte mich mein Doktorvater auf May gestoßen.“ Wiesbaden, Mainz und Darmstadt waren<br />
Herrels Stationen, wo er das Wirken des Städtebauers, der von 1886 bis 1970 lebte, nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg begutachtete. „Ich muss gestehen, ich war nicht so begeistert davon.“ Da<br />
der Anstoß von seinem Professor kam, machte er sich dennoch an die Arbeit. „Ich dachte mir,<br />
dass vielleicht mit der Zeit mein Interesse wächst.“ Aber erst ein Freund, der als Entwicklungshelfer<br />
in Tansania arbeitete, gab den Anstoß dazu, noch tiefer in die Materie einzusteigen.<br />
Herrel fuhr nach Afrika und besuchte seinen Freund. „In Tansania sah ich Häuser, die dort<br />
nicht hinpassten. Das waren keine Bauten im Kolonialstil. Das erinnerte mich sofort an Ernst<br />
May.“ Mit dieser Vermutung lag Herrel richtig.<br />
In Kenia an der Universität in Nairobi recherchierte der Kunsthistoriker weiter. In Mombasa<br />
schließlich existierte noch das ehemalige Büro von May und seinen Partnern. Dort waren sogar<br />
noch alte Pläne und Unterlagen vorhanden, „alle schon in einem schlechten Zustand“.<br />
Herrel zögerte nicht lange. In einen Müllsack eingewickelt, schickte er seinen Fund mit dem<br />
Flugzeug nach Deutschland. „Seine Zeit in Afrika von 1934 bis 1953 war bis dato noch nicht<br />
untersucht worden.“ Diese Chance ließ sich Herrel nicht entgehen. Insgesamt fünf Mal flog er<br />
nach Afrika, um seine Studien voranzutreiben. Als dann Mays Sohn die Bibliothek des Vaters<br />
auflöste und die Sammlung verkaufen wollte, überzeugte Herrel die Deutsche Bibliothek, sich<br />
den Nachlass zu sichern. „Es wäre zu schade, wenn die Bibliothek in alle Winde zerstreut worden<br />
wäre.“ So hatte Herrel zudem einen Anlaufpunkt für seine weiteren Recherchen, die<br />
schließlich in der Veröffentlichung des Buches über Ernst May in Afrika gipfelten.<br />
2001 organisierte Herrel eine Ausstellung zum Thema. „Die war so erfolgreich, dass die Idee<br />
eines May-Museums entstand.“ Zudem berichteten Bewohner der May-Siedlungen immer<br />
wieder von ausländischen Studenten, die die Häuser besichtigen wollten. „Das Interesse war<br />
also vorhanden.“ Das Architekturmuseum, das Historische Museum und das Institut für Stadtgeschichte<br />
sollten dazu bewegt werden, eine Dependance in der Römerstadt aufzubauen.<br />
„Leider scheiterte es an den Finanzen.“ Rund 200 000 Euro hätte das Museum jährlich gekostet.<br />
Zuviel für das Stadtsäckel.<br />
Die Architekten Christian Schweitzer und Dietrich Pressel, die von der Idee begeistert waren,<br />
wollten aber nicht so schnell aufgeben. 2002 fanden mehrere Gespräche zwischen den beiden<br />
Architekten und dem Kunsthistoriker statt, die schließlich zur Gründung der Ernst-May-<br />
Gesellschaft am 31. Januar 2003 führten.<br />
Doch der Weg zum May-Haus war noch weit. Zwei Jahre dauerten die Suche und die Verhandlungen<br />
mit der städtischen Wohnungsbau<strong>gesellschaft</strong> ABG Holding, bis endlich das geeignete<br />
Objekt Im Burgfeld 136 gefunden wurde.<br />
Die Arbeiten an dem Haus, das wieder in den Ur-Zustand zurückversetzt wird, gehen langsam<br />
voran. Auch fünf Jahre nach der Gründung muss die Gesellschaft um jeden Cent kämpfen.<br />
Die Stadt unterstützt das Projekt mit 20 000 Euro jährlich, was „gerade für die Miete, die Nebenkosten<br />
und eine Mitarbeiterin reicht“. Weitere 20 000 Euro kommen vom Landesamt für<br />
Denkmalpflege, weitere 10 000 Euro von der Stadt und der Rest von der Gesellschaft selbst.<br />
Rund 65 000 Euro wurden vergangenes Jahr verbaut, auch für 2008 sind 65 000 Euro veranschlagt.<br />
Doch zu Beginn des Jahres wisse man nie, ob das Geld tatsächlich zusammenkommt.<br />
Es dürfe nicht vergessen werden, dass „wir hier eine kulturelle Aufgabe für die Stadt wahrnehmen“.<br />
Rund 15 Aktive zählt der harte Kern der May-Gesellschaft, alle sind ehrenamtlich tätig. Ein<br />
bisschen mehr Unterstützung seitens der Stadt wäre da willkommen. „Die Aufgaben nehmen<br />
zu, je weiter wir mit dem Rückbau des Hauses kommen“, sagt Herrel.<br />
Anfragen für eine Besichtigung kommen aus der ganzen Welt, von Asien bis nach Südamerika.<br />
Das hänge mit der Person Ernst May zusammen, die international einen sehr guten Ruf habe.<br />
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Und das schon seit langer Zeit. Ganz im Gegensatz zu Frankfurt, wo der Name vergessen war.<br />
Bis Eckhard Herrel kam.<br />
Bildunterschrift 1: Der Kunsthistoriker Eckhard Herrel, Mitbegründer der Ernst-May-Gesellschaft,<br />
hat ein Buch über die Zeit in Afrika des früheren Frankfurter Stadtbaurats Veröffentlicht.<br />
Bildunterschrift 2: Das May-Haus im Burgfeld 136 (links) wird langsam wieder in den Urzustand<br />
zurückversetzt. Fenster und Tür wurden bereits eingebaut. Die gesamte Siedlung Römerstadt<br />
(oben) entstand Ende der 1920er Jahre.<br />
Bericht: Sören Rabe<br />
Frankfurter Neue Presse, Samstag, 26. Januar 2008<br />
Der Geologie auf der Spur<br />
Neuer Erlebnispfad soll im Herbst eröffnet werden<br />
Nordwesten. „(…) Nächster Halt ist das Ernst-May-Haus, wo der Wohnungsbau der 20er Jahre<br />
in den Fokus rückt. Die Ernst-May-Gesellschaft hat bereits ihre Kooperation zugesagt. (…)“<br />
Bericht: Sören Rabe<br />
Frankfurter Neue Presse, Samstag, 15. Januar 2008<br />
Grüner Geheimgang<br />
Römerstadt. Wanderkarte zeigt Gartenweg<br />
„(…) Die grünen Zonen des Neuen Frankfurts wollen Ernst-May-Gesellschaft und städtisches<br />
Umweltamt Spaziergängern nun mit einer Wanderkarte näherbringen. (…)“<br />
Bericht: Katrin Mathias<br />
Senioren Zeitschrift, 1/2008<br />
Zeitlos praktisch: die Frankfurter Küche<br />
Früher und Heute<br />
„(…) Margarete Schütte-Lihotzky setzte neue Maßstäbe für eine effiziente Küchenplanung. In<br />
Frankfurt ist ihre Erfindung im Historischen Museum (Saalgasse 19) sowie von Anfang 2008 an<br />
im Ernst-May-Museum (Ernst-May-Siedlung Römerstadt) zu bewundern. (…)“<br />
Bericht: Redaktion Seniorenzeitschrift<br />
Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 13. Dezember 2007<br />
May-Gesellschaft baut Internet-Auftritt aus<br />
Römerstadt. Für die Ernst-May-Gesellschaft steht im Jahr 2008 der weitere Rückbau des Ernst-<br />
May-Hauses Im Burgfeld 136 im Mittelpunkt.<br />
Ein Projekt ist dabei die denkmalgerecht Sanierung der Außenfassade, „da sie beim Austausch<br />
der Fenster unübersehbare Putzschäden erlitten hat“, so der Vorsitzende der Gesellschaft,<br />
Eckhard Herrel. Ferner sind die behutsame Erneuerung der gesamten Haustechnik und<br />
die Renovierung der Wände und Türen geplant. Entsprechende Anträge auf Förderung dieser<br />
Maßnahmen sind bereits bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und bei den Denkmalbehörden<br />
gestellt. „Zusätzlich werden wir auch im nächsten Jahr auf großzügige Sponsoren<br />
angewiesen sein“, hofft Herrel auf weitere Hilfe<br />
Zum Jahreswechsel steht zudem eine Änderung in der Besetzung des Vorstandes an. Ulrich<br />
Kuhlendahl zieht sich nach fünf Jahren aktiver Tätigkeit aus persönlichen Gründen aus dem<br />
Vorstand zurück. In der letzten gemeinsamen Vorstandssitzung wurde ihm für die ehrenamtlich<br />
geleistete Arbeit gedankt und der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass er auch künftig der<br />
Ernst-May-Gesellschaft eng verbunden bleibt und weiterhin beratend zur Seite stehen wird.<br />
Als Ersatzperson wurde Christoph Mohr gebeten, als Nachfolger von Kuhlendahl in den Vorstand<br />
einzutreten. Der Landesdenkmalpfleger „hat unserem Wunsch entsprochen“. Herrel<br />
freut sich, „mit ihm einen überaus kompetenten und erfahrenen Menschen“ für die Vorstandsarbeit<br />
gewonnen zu haben.<br />
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Zur Aktualisierung, Pflege und Weiterentwicklung des Internet-Auftritte stießen zudem zwei<br />
Mitglieder dazu. Die Kunsthistorikerin Julia Reich übernimmt ab sofort die Redaktion und der<br />
Informatiker Matthias Lange die technische Betreuung der Website. Einige Neuerungen werden<br />
in Kürze eingeführt. So bekommt die Startseite jetzt zwei zusätzliche Leisten. Unter „Service“<br />
finden Nutzer dann alle wichtigen Informationen zu Öffnungszeiten, Terminen, Verkehrsverbindungen.<br />
Das Portal „Presse“ ist vorwiegend für die Vertreter der Medien bestimmt und<br />
bietet einen schnellen Zugriff auf aktuelle Pressemitteilungen, den Pressespiegel und andere<br />
für die Medien relevante Informationen.<br />
Das Jahresprogramm 2008 wurde unter der Leitung von Ulrike May zusammengestellt. Die<br />
Mayführungen haben diesmal – in Abstimmung mit dem Deutschen Architekturmuseum und<br />
der Kunst<strong>gesellschaft</strong> – das Schwerpunktthema Martin Elsässer. „Wir möchten Interessierte<br />
gerne, neben der Großmarkthalle, mit weiteren, wichtigen Bauten Martin Elsässers in Frankfurt<br />
am Main bekanntmachen.“<br />
Für den Stammtisch wurde eine neue Lokalität ausfindig gemacht. Ab Dienstag, 5. Februar,<br />
wird künftig alle zwei Monate im Gasthaus „Zur Sonne“, Berger Straße 312, in Bornheim eingekehrt.<br />
Mit einem „Tag der offenen Tür“ soll am Samstag, 2. Februar, das fünf-jährige Bestehen der<br />
Ernst-May-Gesellschaft gefeiert und die fertig gestellte Frankfurter Küche und weitere Restaurierungsarbeiten<br />
im Haus und Garten der Öffentlichkeit vorstellt werden.<br />
Insgesamt haben sich jetzt 150 Mitglieder angeschlossen. Am 3. Dezember konnten mit Gertrud<br />
Halberstadt die runde Zahl erreicht werden. Sie hatte den May-Freunden bereits im September<br />
ein Konvolut von Franz Schuster-Möbeln überlassen, die ihre Eltern 1928 von der Hausrat<br />
GmbH zur Erstausstattung ihrer Wohnung in Praunheim erworben hatten.<br />
Bericht: fnp<br />
Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 8. November 2007<br />
Spende vom Speicher<br />
Gertrud Halberstadt stattet das Ernst-May-Musterhaus aus<br />
Die Möbel sind die Konstante der frühen Jahre von Gertrud Halberstadt. Sie überstanden drei<br />
Umzüge, kamen heil durch den Zweiten Weltkrieg. Die kastenförmigen Kommoden, Nachttische<br />
und Kleiderschränke blieben stehen, auch wenn der politisch aktive Vater in den 30er<br />
Jahren in Haft war, sogar im KZ Buchenwald einsaß und später als Abgeordneter im Bundestag<br />
beschäftigt war.<br />
Die Zeugnisse einer bewegten Kindheit in einer Familie mit linksliberaler Überzeugung hat die<br />
heute 80-jährige jetzt der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Das Mobiliar aus der Werkstatt<br />
von Franz Schuster, dem Innenausstatter der Siedlungen des Neuen Frankfurt, hat Speicher<br />
und Keller des heutigen Wohnsitzes der Familie verlassen. "Zu einem mehr als fairem Preis" habe<br />
Gertrud Halberstadt die Wohnungseinrichtung ihrer Eltern abgegeben, freut sich der Chef<br />
der Ernst-May-Gesellschaft Eckhard Herrel. Die streng funktional gestalteten Eichenholz-Möbel<br />
werden neben der rekonstruierten Frankfurter Küche die Grundausstattung im künftigen Ernst-<br />
May-Musterhaus in der Römerstadt sein.<br />
Die Spenderin gehört zu den Erstbeziehern der im Jahr 1927 fertig gestellten Siedlung Westhausen<br />
und darf damit ebenfalls als Seltenheit gelten. Davon berichtet sie, die an der Stirnseite<br />
des dunklen Holztischs in der Bornheimer Apfelweinkneipe sitzt und ein in roten Stoff eingebundenes<br />
Fotoalbum vor sich liegen hat. Die eingeklebten Schwarzweiß-Bilder zeigen das<br />
Mädchen von einst. Mit Schultüte zwischen Pflaumenbaum und der Fassade des Reihenhauses<br />
am Ebelfeld, beim Ringelreihen vor den Häusern Hadrianstraße.<br />
An das Wohngefühl von damals seien "kaum Erinnerungen" haften geblieben, erzählt Halberstadt.<br />
Geblieben sei nur das Gefühl von Weite, das sie nach dem Umzug in den Gründerzeitbau<br />
an der Bornheimer Rendeler Straße vermisst habe. Der Umzug im Jahr 1933 fällt mit der<br />
Arbeitslosigkeit des Vaters zusammen. Der Arbeitgeber des technischen Zeichners haben den<br />
"alten Sozi rausgeschmissen", berichtet die Tochter.<br />
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All das hat das Mädchen von einst und die heutige Dame mit dem wachen Blick hinter der<br />
Goldrandbrille nicht abschrecken können. Später hat sie ProFamilia mitgegründet, und Kenner<br />
der politischen Stadtszenerie wissen: Sie ist mit dem Linken Heiner Halberstadt verheiratet.<br />
Bericht: Katrin Mathias<br />
Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 6. November 2007<br />
Ernst May und die Möbel<br />
Frankfurt. Gertrud Halberstadt ist Erstmieterin in der von Ernst May geplanten und 1928 fertig<br />
gestellten Siedlung Praunheim. Sie hat in der Straße Am Ebelfeld einen Teil ihrer Kindheit verbracht.<br />
Das Reihenhaus war damals mit Originalmöbeln von Franz Schuster ausgestattet. Am<br />
Stammtisch der Ernst-May-Gesellschaft berichtet Frau Halberstadt von ihrer Kindheit in Frankfurt,<br />
den Wohnverhältnissen und die Kriegsjahre. Heute, Dienstag, 19.30 Uhr, Apfelwein Solzer,<br />
Berger Straße 260.<br />
Bericht: tjs<br />
Frankfurter Neue Presse, Samstag, 3. November 2007<br />
Wie Kinder in der May-Siedlung lebten<br />
Bornheim. Beim 30. Stammtisch der Ernst-May-Gesellschaft ist Gertrud Halberstadt zu Gast. In<br />
der Gaststätte Solzer erzählt sie interessierten Zuhörern von ihrer Kindheit.<br />
Mit ihren Eltern war sie als Erstmieterin in die von Ernst May geplante und im Jahr 1928 fertig<br />
gestellte Siedlung Praunheim gezogen. Dort hat sie in der Straße „Am Ebelfeld“ einen Teil ihrer<br />
Kindheit verbracht. Das Reihenhaus war damals mit Originalmöbeln von Franz Schuster ausgestattet,<br />
die Gertrud Halberstadt kürzlich erst der Ernst-May-Gesellschaft zur Ausstattung des<br />
künftigen Musterhauses überlassen hat. Später wohnte die Familie für eine kurze Zeit in der<br />
Römerstadt. Den Zweiten Weltkrieg und die Bombenangriffe hat Gertrud Halberstadt im<br />
Stadtteil Bornheim erlebt.<br />
Gertrud Halberstadt wird an diesem Abend von ihrer Kindheit in den May-Sielungen und von<br />
ihren Erinnerungen an eine bewegende Zeit in Frankfurt erzählen.<br />
Bericht: alf<br />
Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 10. Oktober 2007<br />
Weichholz in Brillantblau<br />
Die Rekonstruktion eines Musterhauses der Römerstadtsiedlung schreitet voran<br />
Es soll mehr als perfekt werden: "Mustergültig" lautet die gesetzte Marke - für ein ganz spezielles<br />
künftiges "Musterhaus". Es trägt die Hausnummer 137 und steht inmitten einer Kette weiß<br />
gestrichener Bauten entlang der Straße Im Burgfeld. Der eingeschossige Quader Nummer 137<br />
soll künftig die Bauweise des "Neuen Frankfurts" repräsentieren. Detailgenau restauriert bis in<br />
den letzten Winkel aus den 20er Jahren. Wiederhergestellt nach den Plänen Ernst Mays, Architekt<br />
und Frankfurter Stadtbaurat. Daran arbeitet die Ernst-May-Gesellschaft seit 2005.<br />
Nun ist man auf dem Weg zum begehbaren Denkmal einen großen Schritt weiter. Bis Ende<br />
Oktober werden Nachbauten der sieben historischen "Drehflügelfenster" in die Fassade eingebaut.<br />
Zudem verschwindet die jetzige Eingangstür im Stil der 70er Jahre. Durch eine metallbeschlagene<br />
Holztür aus dem Jahr des Erstbezugs 1928, mit Briefkastenklappe und schlichtem<br />
Eisenknauf werden Besucher das zur Dokumentationsstätte umfunktionierte Wohnhaus<br />
demnächst betreten können.<br />
Opfer der "Umbauwellen"<br />
In fast allen der 553 Einfamilienhäuser der Römerstadtsiedlung sei die ursprüngliche Tür "den<br />
verschiedenen Umbauwellen" zum Opfer gefallen, sagt der Chef der May-Gesellschaft Eckhard<br />
Herrel. Das Original stamme aus dem Fundus eines Siedlungsbewohners. Die Fenster hat<br />
der Verein anhand alter Pläne nachbauen lassen. Drei fehlende Außenfensterbänke aus Beton<br />
wurden nachgegossen. Die Weichholz-Rahmen werden mit neu gemischter Farbe aus<br />
Leinöl gestrichen, die dem historischen Farbton exakt entspricht. Die Original-Nuance haben<br />
Experten ermittelt - ein leuchtendes "Brillantblau".<br />
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Das schätzt man auch bei der Stadt Frankfurt. "Die Farbe ist aus der Sicht der Denkmalpflege<br />
das i-Tüpfelchen", sagt Heike Kaiser, für die Siedlung zuständige Spezialistin beim Denkmalamt.<br />
Deshalb hat die Leiterin des Amtes, Andrea Hampel, dem Vorsitzenden der Betreiber-<br />
Gesellschaft gestern den Bewilligungsbescheid über einen Zuschuss von 10 000 Euro übergeben.<br />
Mit der gleichen Summe ist auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beteiligt. "So<br />
können wir sämtliche Fenster und die Tür auf einen Schlag einbauen", freut sich Herrel. "Das<br />
hätte sonst in mehreren Etappen geschehen müssen." Insgesamt 90 000 Euro habe man dieses<br />
Jahr verbaut. Mehr als 60 000 Euro wurden für die Restaurierung der Frankfurter Küche<br />
veranschlagt.<br />
"Wir können damit schon jetzt auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken", sagt Herrel. Denn<br />
nicht nur die Rekonstruktion der Fenster sei jetzt garantiert, auch die Restaurierung der Küche<br />
ist nahezu abgeschlossen. "Es fehlt nur noch der Anstrich", sagt Herrel. Am Pfosten des Eingangs<br />
zur Küche sind schon zwei Musterflächen in Grün und Blau zu sehen. "In der kommenden<br />
Woche" werde die Küche fertig sein.<br />
Und eine weitere Etappe in Richtung Modellhaus wollen die Betreiber in den nächsten Wochen<br />
hinter sich haben. Der Garten könne "noch vor dem Winter" fertig sein, meint Herrel. Mit<br />
der Rekonstruktion des Hausgartens nach Plänen des Landschaftsarchitekten Leberecht Migge<br />
ist ein Team von Azubis aus dem Grünflächenamt seit dem Sommer beschäftigt.<br />
Bericht: Katrin Mathias<br />
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 10. Oktober 2007<br />
Arbeiten im Garten und an den Fenstern am Ernst-May-Haus haben begonnen<br />
Die 20er Jahre kehren zurück<br />
Römerstadt. Bei Grabungen in der Römerstadt denken viele gleich an neue Funde aus dem<br />
antiken Nida. Doch die Arbeiten im Garten des Ernst-May-Hauses, Im Burgfeld 136, haben<br />
diesmal nichts mit der Römerzeit zu tun. Die Mitarbeiter des Grünflächenamtes haben begonnen,<br />
den Garten nach den alten Plänen Leberecht Migges aus den 20er Jahren des vergangenen<br />
Jahrhunderts umzugestalten.<br />
„Das wird alles aus dem Budget des Amtes bestritten“, freut sich Eckhard Herrel, Hausherr und<br />
Vorsitzender der Ernst-May-Gesellschaft. Insgesamt 20 000 Euro jährlich stelle das Grünflächenamt<br />
zur Verfügung. Doch die Stadt engagiert sich noch weiter für das Musterhaus, das im<br />
den Original-Zustand zurückversetzt werden soll. Das Kulturamt der Stadt übernimmt die laufenden<br />
Kosten für Miete, Nebenkosten und Büro. Und gestern hatte Andrea Hampel beim<br />
Besuch in der Römerstadt noch einen Bewilligungsbescheid über 10 000 Euro in der Tasche.<br />
Das Geld, das die Leiterin des städtischen Denkmalamtes zur Verfügung stellt, ist für den<br />
Rückbau der Fenster gedacht.<br />
„Fenster und Haustür sind das Aushängeschild eines Hauses“, sagt Herrel. Die derzeitigen<br />
Fenster stammen noch aus den 70er Jahren, genauso wie die „extrem hässliche Tür“. Da es in<br />
der Römerstadt keine alten Fenster mehr gibt, müssen die insgesamt acht Fenster nachgebaut<br />
werden – für 20 000 Euro. Neben dem städtischen Denkmalamt unterstützt auch die<br />
Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit 10 000 Euro die Rekonstruktion. Der Nachbau erfolgt<br />
anhand originaler Konstruktionspläne, der Anstrich wird wie ursprünglich in brillantblau vorgenommen.<br />
Das Fenster neben der Eingangstür hat drei Horizontalsprossen, die übrigen Fenster<br />
sind sprossenlose Dreiflügelfenster. Die originalen Fenstergriffe wurden von einem Bewohner<br />
der Siedlung zur Verfügung gestellt. Dazu müssen noch drei fehlenden Außenfensterbänke<br />
nachgegossen werden, eine wurde bereits am Küchenfenster eingesetzt.<br />
Bei der Tür hatte die Ernst-May-Gesellschaft mehr Glück gehabt. Es konnte eine Originalstück<br />
ausfindig gemacht werden. „Die Anschläge waren zwar verkehrt herum, aber das wurde<br />
schon umgebaut“, sagt Herrel. Er rechnet damit, dass die Tür, ebenfalls in blau, in den nächsten<br />
Tagen eingebaut werden kann.<br />
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Neben Garten sowie Fenster und Türen beschäftigen sich die May-Forscher noch mit einem<br />
dritten Projekt: der Frankfurter Küche. „Auch wenn es noch nicht so aussieht, sie ist fast fertig.“<br />
Die Grundarbeiten sind abgeschlossen, der Anstrich wird in den nächsten Tagen erfolgen.<br />
„Insgesamt verbauen wir in diesem Jahr 90 000 Euro.“ Das sei nur möglich durch die große<br />
Unterstützung von Stadt und Landesdenkmalamt aber auch Firmen, Politikern und Freunden.<br />
„Wir hoffen, dass wir damit das Qualitätsbewusstsein für Bauten aus den 20er Jahren schärfen“,<br />
sagt Herrel. Denn das Neue Frankfurt habe lange Jahre ein Schattendasein geführt.<br />
Für die Stadt will Andrea Hempel dies allerdings nicht gelten lassen. Denn mit der Oberkonservatorin<br />
Heike Kaiser sei bereits 1981 eine Expertin eingestellt worden, die sich um die Sicherung<br />
der Siedlungen müht. „Nicht immer mit Erfolg, es gab auch Rückschläge“, wie Kaiser<br />
zugibt. Ein Blick in die Siedlung Praunheim genügt, dort modernisiert jeder, wie er will. „Das<br />
Musterhaus ist für uns ein Glücksfall“, sagt die Konservatorin. Es bietet die Gelegenheit, es wissenschaftlich<br />
zu untersuchen und den Wert zu sichern.<br />
Als Ziel für die Siedlung formuliert Heike Kaiser, die Römerstadt „komplett zu sanieren und zu<br />
sichern“. Dabei müsse allerdings Rücksicht genommen werden auf die Bedürfnisse der Menschen<br />
mit modernen Standards wie Wärmedämmung, Energieersparnis und Sicherheit. Ein Ziel<br />
sei schon erreicht, dass die Reihenhäuser nicht privat verkauft wurden, sondern im Besitz der<br />
ABG Holding blieben. Bericht: Sören Rabe<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dienstag, 2. Oktober 2007<br />
Frankfurt und Frankfurter<br />
Drei Frauen sind mit dem Hessischen Journalistenpreis geehrt worden.<br />
Yvonne Koch vom Hessischen Rundfunk (HR) erhielt für drei Hörfunkporträts darunter über den<br />
Römerstadt-Architekten Ernst May den ersten Preis.<br />
Darmstädter Echo, Samstag, 15. September 2007<br />
Wohngebiete wie Bergketten<br />
Ausstellung – Die Nachkriegsentwicklung des Stadtplaners Ernst May und seine Entwürfe für Neu-<br />
Kranichstein – Unbehagen schon 1970<br />
(…) Die historischen Abschnitte haben Studenten der TU München und die Frankfurter Ernst-May-<br />
Gesellschaft erarbeitet; (…)<br />
Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 13. September 2007<br />
Förderung für Fenster<br />
May-Haus wird saniert<br />
Römerstadt. Für die Sanierung historischer Fenster im Musterhaus der Römerstadtsiedlung hat<br />
die Ernst-May-Gesellschaft von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD) einen Fördervertrag<br />
über 10 000 Euro erhalten. Ihn nahm der Vorsitzende der May-Gesellschaft, Eckhard Herrel,<br />
gestern von Christian Rusch, dem Ortskurator der DSD entgegen. Mit dem Geld sollen die<br />
Fenster des Hauses Im Burgfeld 136 originalgetreu rekonstruiert werden.<br />
Die Siedlung in der Römerstadt entstand unter der Federführung Ernst Mays, der zwischen<br />
1925 und 1930 als Stadtbaurat für den Siedlungsbau in Frankfurt verantwortlich war. In dem<br />
zum Museum umfunktionierten Musterbau des „Neuen Frankfurt“ steht auch ein Exemplar der<br />
von Margarete Schütte-Lihotzky entworfenen „Frankfurter Küche“, dem Vorbild der Einbauküche.<br />
Die Siedlung besteht aus eingeschossigen Reihenhäusern und Wohnblocks mit drei bis vier<br />
Stockwerken. Das Ernst-May-Haus ist eines von 75 Förderprojekten, die die DSD in Hessen unterstützt.<br />
Bericht: ias<br />
Frankfurter Neue Presse, Montag, 10. September 2007<br />
Gedränge in Ernst Mays Küche<br />
Frankfurt. (…) Ein Evergreen am Tag des offenen Denkmals ist schon seit Jahren das Ernst-<br />
May-Haus mit der Frankfurter Küche. Eckhard Herrel, Vorsitzender der Ernst-May-Gesellschaft,<br />
29
schätzt: „In diesem Jahr hatten wir wieder rund 300 Besucher. Ehemalige Bewohner der Siedlung,<br />
Familien mit Kindern, Architekten-May ist für alle interessant.“ (…) Bericht: tjs<br />
Frankfurter Neue Presse, Samstag, 8. September 2007<br />
7 Kilometer durch das Neue Frankfurt<br />
Wanderkarte weist den Weg<br />
Nordwesten. Die Projektgruppe Grün-Gürtel und die Ernst-May-Gesellschaft haben gemeinsam<br />
das Faltblatt „Das Neue Frankfurt im Frankfurter Grün-Gürtel“ erarbeitet. Darin wird eine<br />
sieben Kilometer lange Wanderstrecke beschrieben, die von der Römerstadt über die Siedlungen<br />
Praunheim und Westhausen an der Nidda entlang weiter bis zum Brentanopark führt.<br />
Der Beginn des Weges liegt an der U-Bahn-Haltestelle Römerstadt. Von dort geht es weiter<br />
durch die Siedlungen Römerstadt, Praunheim, Westhausen, dazwischen in großen Abschnitten<br />
an der Nidda entlang bis zum Brentanobad und dem Brentanopark. Dort, am ehemaligen<br />
Schulgarten mit Unterrichtspavillon, endet die zirka zweistündige Wanderung. Anfang-<br />
und Endpunkt sind gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. „Der Weg ist nicht ausgeschildert“,<br />
sagt Klaus Hoppe vom Umweltamt der Stadt, der die Idee für diesen Wanderweg<br />
hatte. Er sei kein Freund von großen Beschilderungen in der Natur. Schließlich können<br />
Wanderer das Gebiet anhand der neuen Faltkarte erschließen.<br />
Das Faltblatt gibt detailliert Informationen über die jeweilige Siedlung, bemerkenswerte Stationen<br />
oder einzelne Streckenabschnitte. Für die Texte zu den einzelnen Stationen hat Ulrike<br />
May gesorgt. Sie ist Mitglied der Ernst-May-Gesellschaft und schildert die historischen Hintergründe.<br />
Hopper erinnerte daran, dass 1991 der heutige Grün-Gürtel von den Stadtverordneten als zu<br />
schützende Fläche beschlossen wurde. Seine Anfänge liegen jedoch bereits in den 1920er<br />
Jahren. Damals realisierte Stadtbaurat Ernst May (1886-1970) und seine Mitarbeiter unter dem<br />
Begriff „Das Neue Frankfurt“ ein umfassendes Wohnungsbauprogramm mit zahlreichen neuen<br />
Siedlungen. Der Landschaftsarchitekt Leberecht Migge (1881-1935) entwickelte dazu ein<br />
Grünkonzept, das sich sowohl auf den gesamten Stadtraum als auch detailliert auf einzelne<br />
Siedlungen und Grünanlagen bezog. Eine Stadterweiterung mittels so genannter Trabanten<br />
stellt das Niddatal-Projekt dar. Die an den sanften Hängen gelegenen neuen Siedlungen Höhenblick,<br />
Römerstadt, Praunheim und Westhausen fassen die weite Auenlandschaft der Nidda<br />
räumlich ein. Im Zuge der Niddaregulierung nahm die Stadtverwaltung unter Gartenbaudirektor<br />
Max Bromme (1878-1974) tiefgreifende landschaftsgestaltende Maßnahmen vor, mit<br />
denen der Ausbau des Grüngürtels begann. Schon damals entstand die Idee, diesen wie ein<br />
grünes Band um die K<strong>ernst</strong>adt zu legen.<br />
Die Freiflächen, tatsächlich bereits als Grüngürtel bezeichnet, gliederten die Stadt, dienten<br />
der Landwirtschaft und den Kleingärtner zur Bearbeitung sowie den anliegenden Bewohnern<br />
zur Erholung mit der Möglichkeit zu sportlicher Betätigung. In den neuen Siedlungen realisierte<br />
man neben öffentlichen Grünflächen und Schulgärten auch Haus- und Vorgärten, Dachterrassen<br />
sowie Kleingartenanlagen in unmittelbarer Nähe. „Licht, Luft, Sonne“ gehörten fest<br />
zum Konzept des „Neuen Bauens“, in dem man dem neuen Menschen gesunde Wohnverhältnisse<br />
und gute Lebensbedingungen schaffen wollte.<br />
Auf der Vorderseite des Faltblattes sind die Wegebeschreibung und die Erläuterungen nachzulesen.<br />
Anhand der Beschreibung der Grünflächenplanung des Neuen Frankfurt (1925-1930)<br />
versteht der Leser die Ursprünge des heutigen GrünGürtel-Projekts. Historische und aktuelle<br />
Fotografien unterstützen die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart. Zitate des<br />
Landschaftsarchitekten Leberecht Migge in den Stationsüberschriften spiegeln den damaligen<br />
Zeitgeist wider.<br />
Auf der Rückseite befindet sich ein Luftbild mit dem eingezeichneten Wegeverlauf. Impressionen<br />
vom Rundweg runden die Informationen ab.<br />
In wenigen Monaten können die Wanderer dann auch den Garten am Ernst-May-Haus bewundern.<br />
„Wir wollten ihn gerne zur Vorstellung der Karte fertiggestellt haben, aber das<br />
klappte leider nicht“, sagte Gesellschafts-Vorsitzender Eckhard Herrel.<br />
30
Das Faltblatt ist in einer Auflagenhöhe von 5000 Stück erschienen und ist im Ernst-May-Haus,<br />
Im Burgfeld 136 (jeden 1. Samstag im Monat von 15 bis 18 Uhr sowie am Tag des Denkmals<br />
morgen, Sonntag, von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr) und bei der Bürgerberatung im Frankfurt<br />
Forum, Römerberg 32, erhältlich oder kann beim Umwelttelefon unter 21 23 91 00 bestellt<br />
werden. Bericht: Sören Rabe<br />
Frankfurter Rundschau, Freitag, 31. August 2007<br />
Besorgt um die Frankfurter Küche<br />
Die FAG-Stadtverordnete Gisela Becker sorgt sich um die Inneneinrichtung der Ernst-May-<br />
Häuser. Diese nämlich würde nach Auszug oder Todesfall von Mietern der Wohnungs<strong>gesellschaft</strong><br />
einfach als „Sperrmüll“ behandelt. Dabei stehe das Original-Interieur, man denke nur<br />
an die Frankfurter Küche, ebenso unter Denkmalschutz wie die Bauten.<br />
Frankfurter Rundschau, Dienstag, 28. August 2007<br />
Man kennt sich<br />
Die Hellerhof-Siedlung ist ein zentrales Stück des alten „Neuen Frankfurt“<br />
Wir leben hier wie im Paradies", sagt Elfriede Scherer. Vor 71 Jahren hier geboren und aufgewachsen,<br />
wohnt sie immer noch hier. In der Arbeitersiedlung, deren Ruf nie der Beste war -<br />
und die Frankfurter Zeitgeschichte und weltweite Architekturgeschichte schrieb. Die Hellerhof<br />
Siedlung, deren älteste Straßenzüge 1902 auf dem Gelände des ehemaligen Landgutes Hellerhof<br />
entstanden. Sie war ein Novum des Städtebaus, weil sie nicht nur billige, sondern auch<br />
komfortable Wohnungen für die Arbeiter bot: Bad, Einbauküche, viel Licht, viel Grün. Für 27<br />
Mark. Sie stehen heute unter Denkmalschutz, sind Vorläufer der Häuser, die in den 20ern unter<br />
Architekt Ernst May zu Weltruhm gelangten. "Als ein Musterbeispiel sozialen Wohnungsbaus."<br />
Elfriede Scherer wohnt in der Schneidhainer Straße. Gleich um die Ecke von Coiffeur Selma<br />
und der Gaststätte Hellerhof. Nur Vogelgezwitscher und gelegentlich Autos unterbrechen die<br />
Stille zwischen hohen Hecken, weiten Grünflächen und den bunt-weiß gestreiften Balkonmarkisen.<br />
Kleinstadtidylle in der Großstadt.<br />
"Früher durfte man das Gras nicht betreten, sonst kam der Flurschütz", sagt Hannelore Bürger.<br />
Sie ist 63 Jahre alt. Früher, das war kurz nach dem Krieg, und damals war alles ganz anders,<br />
da sind sich beide Damen einig. Während die Brüder ihr Taschengeld mit Kohleschippen im<br />
Heizkraftwerk aufbesserten, durften die Mädchen "gar nix, außer den Puppenwagen auf der<br />
Straße schieben". Die Wäscheleinen wurden versteckt angebracht, um die einheitliche Fassade<br />
nicht zu stören und die Mittagsruhe galt strikt bis 15 Uhr.<br />
"Die Siedlung - Monatszeitschrift für gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungswirtschaft" gab<br />
Ratschläge zu Blumenpflege, diskutierte die elektrische Küche und sorgte für die "Stärkung<br />
und Vertiefung des Gemeinschaftsgefühls". Straßenfeste waren selbstverständlich und Silvester<br />
wurde im Haus gemeinsam gefeiert. "Alle Türen standen offen und jeder konnte kommen<br />
und gehen", erzählt Bürger. "Die Siedlung war wie ein Dorf, man kannte sich."<br />
Und dann kam der erste Fernseher in die Hornauer Straße. "Das war schon ein Ereignis damals",<br />
erinnert sich Scherer. Insbesondere zur Krönung von Elisabeth II., am 2. Juni 1953. "Da kamen<br />
so viele Zuschauer, dass der Herr Dorfschäfer am Abend alle seine Aquarienfische beerdigen<br />
musste." Das war Anfang der 50er Jahre und die Häuser waren wieder fast alle instandgesetzt.<br />
Denn die Siedlung hatte mit am stärksten unter den Bomben gelitten. Von den 2645 Wohnungen<br />
der Siedlung blieben nur sechs unversehrt. "Unsere Gesellschaft musste erfahren, wie<br />
gefährlich es war, so ausgedehnten Hausbesitz zwischen den Gleisen des Hauptgüterbahnhofes<br />
und dem Industrieviertel zu haben", hieß es 1952 in der Festschrift der Wohnungsbau<strong>gesellschaft</strong>.<br />
Das vergilbte Jubiläumsdokument in Sütterlin ist Erbe von Scherers Vater. Er war Heizungsverwalter<br />
des Bauunternehmers und Gründers der Siedlung, Philipp Holzmann, arbeitete nach<br />
dem Krieg aber als Hausmeister - "bis die Heizung wieder funktionierte". Wie er bauten viele<br />
Bewohner der Siedlung ihre Wohnungen eigenhändig wieder auf. "Aus Trümmern - und mit<br />
Beziehungen", erzählt Hannelore Bürger.<br />
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Manche profitierten von den Kontakten zu den Amerikanern, Scherers Vater wiederum war<br />
von Berufs wegen für den Wiederaufbau zuständig und "da blieb auch immer was für uns<br />
übrig", sagt seine Tochter. Bürger erinnert sich, dass ihr Vater für neu verlegte Elektroleitungen<br />
auf einem Bauernhof Hühner mit nach Hause brachte.<br />
Drei-Generationen-Zimmer<br />
Bis zu drei Generationen wohnten damals in einer Drei-Zimmer-Wohnung. Für 56,65 Mark. Konkurrenzlos<br />
günstig und komfortabler als manche bürgerliche Wohnung. "Früher haben hier gut<br />
situierte Leute gewohnt", sagt Bürger. Es war ein "Vorzeigeviertel".<br />
"Brauchbarkeit und Bequemlichkeit für wenig Geld" waren das Ziel des holländischen Architekten<br />
Mart Stam gewesen. Er und sein Mentor, Stadtbaurat Ernst May, setzten damit ein<br />
Baudenkmal des "Neuen Frankfurt".<br />
Dafür fanden sie internationale Anerkennung - die sich später zu heftigen Protesten von Architekten<br />
und Bauhistorikern weltweit wandelte, als die Hellerhof-Gesellschaft die Häuserreihen<br />
an der Frankenallee abreißen wollte. Erst 1976, nach fünf Jahren, erreichte man einen Kompromiss<br />
- um einen Teil der Häuser für die Nachwelt zu bewahren.<br />
Bericht: Katharina Küte<strong>may</strong>er<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 16. August 2007<br />
Tassilo Sittmann führt durch die Nordweststadt<br />
Römerstadt. Das Ernst-May-Haus im Burgfeld zum Museum für den Frankfurter Stadtplaner zu<br />
machen, ist das Herzensanliegen der Ernst-May-Gesellschaft. Dabei bleibt allerdings die<br />
Nachbarschaft rund um die Römerstadt nicht unbeachtet. Für den kommenden Samstag, 18.<br />
August, bietet die Gesellschaft einen Rundgang durch die Nordweststadt ein. Die Führung<br />
durch die „Raumstadt“ übernimmt der Architekt und Stadtplaner Tassilo Sittmann, der den<br />
Stadtteil gemeinsam mit Walter Schwagenscheidt konzipiert hat. Schwagenscheidt arbeitete<br />
bereits in den 1920er Jahren mit Ernst May zusammen, später entwarfen beide Städte in der<br />
Sowjetunion. Sittmann wiederum begegnete May, als er sich 1959 gemeinsam mit Schwagenscheidt<br />
am Wettbewerb beteiligte – in der Jury saß unter anderem May.<br />
Etwa eine Stunde wird der Rundgang durch die Nordweststadt dauern. Treffpunkt für die Teilnehmer<br />
ist um 15 Uhr am Ernst-May-Haus, Im Burgfeld 136. Bericht: fnp<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 9. August 2007<br />
Meine Kindheit im Museum<br />
Heike Sachs wohne im Burgfeld 136<br />
Römerstadt. Als Heike Sachs als kleines Mädchen Anfang der 50er Jahre im Garten ihren<br />
Großeltern spielte, hätte sie sich gewiss nicht träumen lassen, dass sich einmal Architekturhistoriker<br />
für ihr sie interessieren würden. Ebenso wenig hätte sie erwartet, dass ihr Elternhaus<br />
einmal ein Museum für den Schöpfer der Römerstadt, Ernst May, werden würde. Heike Sachs<br />
ist die Tochter von Mea Sachs, der letzten Bewohnerin des Hauses Im Burgfeld 136, das die<br />
Ernst-May-Gesellschaft derzeit in ein Museum umwandelt.<br />
Heike Sachs hat ihre Kindheit in der wohl berühmtesten Siedlung des Frankfurter Städteplaners<br />
verbracht. Damals habe die Römerstadt völlig anders ausgesehen, sagt sie und zeigt in ihrem<br />
Fotoalbum eine Aufnahme von 1930. Es liegt Schnee, die Straße ist verlassen, die Häuser<br />
scheinen weit auseinander zu stehen. „In den Fünfzigern gab es nur zwei oder drei Autos in<br />
unserer Straße.“ Für das kleine Mädchen und die Nachbarskinder blieb viel Platz zum Rollschuh-<br />
und Fahrradfahren. „Zwei Mal in der Woche kamen der Kartoffelmann, der Gemüsehändler<br />
und der Eiermann. Der Eismann brachte Stangeneis.“ Die Großmutter, Minna Sachs,<br />
habe das Eis zerkleinert und in den Schrank unter dem Küchenfenster gefüllt. „Einen Kühlschrank<br />
gab es erst viel später.“ Kleine Eisstücke sammelten die Kinder ein, um sie zu lutschten.<br />
„Damals hat es niemanden gestört, wenn wir Kinder laut waren. Manche Nachbarn hörte<br />
man durch die Wände singen“, so Frau Sachs. Immer am ersten Samstag im Juli wurde in den<br />
Gärten gefeiert. „Alles wurde geschmückt. Für uns Kinder wurde ein Lampion-Umzug organisiert.“<br />
32
Für Kinder sei die Römerstadt ein Paradies gewesen. „Wir waren mal bei jenem, mal bei jenem<br />
im Garten.“ Und die Eltern wussten immer, wo der Nachwuchs war. Als sie selbst später<br />
eine Tochter hatte, die nach der Schule oft zur Großmutter ging, sei das anders gewesen, es<br />
gab zu dieser Zeit kaum Kinder in der Siedlung. Erst heute leben wieder junge Familien in der<br />
Nachbarschaft.<br />
Auf der „Bleichwiese“ im Garten habe ihre Großmutter tatsächlich die Wäsche gebleicht.<br />
„Andere Nachbarn gingen dazu auf die Wiesen an der Nidda. Selbst Teppiche hat mein<br />
Großvater im Garten ausgeklopft.“ Ursprünglich sei die Gartenfläche dem Gemüseanbau<br />
vorbehalten gewesen. „Aber meine Großmutter liebte Blumen. Vor allem Rosen und Tulpen.<br />
So blieb nur ein kleines Kräuterbeet übrig.“ Vieles sei anders geworden, als die Nordweststadt<br />
und die U-Bahn gebaut wurden. Es war fast ein Schock. „Früher war dahinter freies Feld mit<br />
Obstbäumen. Man konnte bis Heddernheim und Niederursel sehen.“ Kein Schock, aber doch<br />
ein seltsames Gefühl ist es für Heike Sachs zu sehen, wie das Museum im ehemaligen Elternhaus<br />
wächst. „Ich dachte, meine Mutter steht hinter der nächsten Tür.“ Dass sie in einem besonderen<br />
Haus wohne, habe die Mutter stets gewusst. Häufig seinen junge Architekturstudenten<br />
zu Gast gewesen. „Dass hier heute ein Museum ist, hätte ihr bestimmt gefallen.“ (hau)<br />
Geöffnet ist das Museum (Im Burgfeld 136) jeden ersten Samstag im Monat von 15 bis 18 Uhr.<br />
Die nächsten Termine:<br />
16. August: Führung durchs Haus am Tag der Industriekultur. Anmeldung: 15 34 38 83.<br />
18. August: May-Führung mit Tassilo Sittmann, Treffpunkt 15 Uhr am May-Haus. Bericht: hau<br />
Redaktionsbeilage der FAZ, Donnerstag, 9. August 2007<br />
Route der Industriekultur Rhein-Main<br />
180 Veranstaltungen an 104 Orten bieten die „Tage der Route der Industriekultur Rhein-Main“<br />
– zwischen Miltenberg am Main und Bingen am Rhein. Die Kulturregion Frankfurt / Rhein-Main<br />
GmbH organisiert sie zum fünften Mal – diesmal unter dem Schwerpunktthema „Essen und<br />
Trinken – Nahrungsmittel“. Es gibt Betriebsführungen, Besichtigungen, Konzerte, Ausstellungen,<br />
Radtouren, Sommerfeste und mehr. (…)<br />
Bildunterschrift: Frankfurt – Frankfurter Küche Der Prototyp der modernen Einbauküche ist bei<br />
Führungen im Ernst-May-Haus am Donnerstag um 15 und 16.30 Uhr zu besichtigen. Anmeldung:<br />
069 /15 34 38 83. Bericht: gui.<br />
Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 7. August 2007<br />
Vom Leben im May-Haus<br />
Römerstadt. Erinnerungen an die 50er und 60er Jahre in der Römerstadt werden heute Abend<br />
beim Stammtisch der Ernst-May-Gesellschaft geweckt. Denn „Stargast“ des Abends ist<br />
Frau Sachs, Tochter der letzten Bewohnerin des Hauses Im Burgfeld 136, das die Gesellschaft<br />
zum Museum ausbaut. Sie wird über ihre Erinnerungen an die Siedlung und das Haus erzählen<br />
und auch einen Blick in ihr altes Fotoalbum gestatten. Der May-Stammtisch wird heute, 7.<br />
August, um 19.30 Uhr im Bornheimer Lokal „Apfelwein Solzer“, Berger Straße 260, eröffnet.<br />
Bericht: ing<br />
Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 19. Juli 2007<br />
Rüben in Reih und Glied<br />
Römerstadt Auch der Garten hinter dem Ernst-May-Haus soll in Originalzustand kommen<br />
Bildunterschrift: Im Guckkasten: Blick aus dem Ernst-May-Musterhaus in den Garten. Der soll<br />
auch wieder rekonstruiert werden. Bericht: Andreas Müller<br />
Frankfurter Neue Presse, Montag, 9. Juli 2007<br />
Was uns Ernst May hinterließ<br />
SPD Heddernheim lud zu einem Spaziergang durch die Römerstadt ein<br />
Heddernheim. Eine Zeitreise in die Ursprünge der Römerstadt-Siedlung unternahm der SPD-<br />
Ortsverein Heddernheim. Der Spaziergang durch die vom einstigen Stadtbaurat Ernst May<br />
entworfene Siedlung zwischen Heddernheim und Praunheim stieß auf großes Interesse. Mehr<br />
33
als 60 Bürger zog es in die Vergangenheit, darunter natürlich auch solche Römerstädter, die<br />
sich an ihre Kindheit erinnern wollten. Die hinzugezogenen Bewohner wollten etwas über die<br />
Entstehung der Siedlung erfahren, aber auch Frankfurter, die sich für die May’schen Bauvorhaben<br />
der 20er und 30er Jahre interessierten, wanderten mit.<br />
„Mit unseren Spaziergängen wollen wir den Kontakt der Bürger untereinander und die Identität<br />
mit dem Wohnquartier pflegen“, sagte die Ortsvereinsvorsitzende Claudia Unterköfler bei<br />
der Begrüßung am Rundbau in der Hadrianstraße. Die Moderation des knapp zweistündigen<br />
Rundgangs hatte sie in die Hände von Eckhard Herrel, dem Vorsitzender der Ernst-May-<br />
Gesellschaft gelegt. Der sprach von der Symbolik des Kopfbaus an der Ecke von Hadrianstraße<br />
und „In der Römerstadt“, der einem großen Passagierdampfer ähnele und so an den Fortschritt<br />
im Schiffbau erinnere. Damals ging es um das „Blaue Band“ für die schnellste Überquerung<br />
des Atlantiks.<br />
Im Kontrast zu den Gassen der Innenstadt und den alten Stadtteilen habe May nach dem<br />
Motto „Licht, Luft, Sonne“ die Straßen weiträumig und mit viel Grün angelegt. „Er hat so die<br />
Natur in die Wohnungen geholt“, sagte Herrel. Die terrassenförmige, leicht gebogene Straßenführung<br />
mit Bastionen, halbrunden Grünflächen am Ende der Häuserreihen und einer<br />
Mauer zum Niddatal rufe die Geschichte des Geländes ins Gedächtnis zurück. „Schon die<br />
Römer siedelten hier und fühlten sich zwischen der alten Heerstraße von Mainz nach Fulda<br />
und dem Niddatal heimisch.“ Als kommunikativen Treffpunkt habe May die Bastionen mit<br />
Blick über die Flussaue geplant, in denen sich auch kleine Feste feiern ließen. In diesem Zusammenhang<br />
äußerte die SPD-Vorsitzende ihr Unverständnis darüber, dass die Bänke auf diesen<br />
Grünflächen entfernt worden seien. „Ernst May hat im Siedlungsbau neue Akzente gesetzt,<br />
und das trotz schwieriger Bedingungen und auch gegen politische Widerstände“, betonte<br />
Unterköfler.<br />
Als Folge des Ersten Weltkrieges und des Zusammenbruchs der Wilhelminischen Goldmark<br />
suchten 14 000 Menschen in Frankfurt dringend eine Wohnung. 70 Prozent davon waren obdachlos,<br />
und 13 Prozent litten wegen der völlig unzureichenden hygienischen Verhältnisse<br />
unter Mangelerkrankungen wie Tuberkulose. Möglichst schnell sollte Stadtrat May neue Wohnungen<br />
am Rande der Großstadt aus dem Boden stampfen, und das, obwohl das Geld immer<br />
knapper wurde. Sein ursprüngliches Konzept mit Volkshäusern, Kindergärten und Schulen<br />
musste er immer wieder zusammenstreichen. So wurden in Westhausen aus Ein- schnell Zweifamilienhäuser.<br />
Bei Ebbelwei und Gebäck im Garten des May-Museum „Im Burgfeld 136“ zogen die Teilnehmer<br />
Vergleiche zwischen gestern und heute. Das Zürich-Hochhaus am Opernplatz ist abgerissen,<br />
vom Fernmelde-Hochhaus hinter dem Kaufhof an der Hauptwache sei auch nichts mehr<br />
zu sehen. Die Grundrisse der May-Wohnungen seien noch immer zweckmäßig und die Wohnungen<br />
in den Siedlungen nach wie vor begehrt, auch wenn sie von der Quadratmeterzahl<br />
her klein ausfielen. Wohnungen, die rund 30 Jahre vor den Hochhäusern gebaut wurden.<br />
Bericht: ralf<br />
Frankfurter Neue Presse, Montag, 9. Juli 2007<br />
Mit der SPD auf Zeitreise<br />
Römerstadt. Die Heddernheimer Sozialdemokraten laden zur Zeitreise ein, die unter dem Motto<br />
„Licht, Luft und Sonne für jedermann“ steht. Eckhard Herrel, Vorsitzender der Ernst-May-<br />
Gesellschaft, bietet einen Rundgang durch die Siedlung des „neuen Frankfurts“ an, einschließlich<br />
einer Führung im Ernst-May-Musterhaus. Die Tour beginnt am Samstag, 7. Juli, um<br />
15 Uhr in der Hadrianstraße in Höhe der Hausnummer 1.<br />
„Mach mit“ Bürger für Bürger 3/07<br />
Ein Reihenhaus wird zum Musterbau<br />
Die „<strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong>“ hat sich viel vorgenommen<br />
Bildunterschrift 1: Dr. Eckhard Herrel vor dem Haus: Auch die originalen Eingangstüren sollen<br />
künftig in das Musterhaus in der Römerstadt eingebaut werden<br />
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Bildunterschrift 2: Christina Treutlein in der Geschäftsstelle im ehemaligen Kinderzimmer<br />
Bericht: Ernst Neubronner<br />
Frankfurter Rundschau, Freitag, 15. Juni 2007<br />
Im Einsatz für die Gemeinschaft<br />
Beim Freiwilligentag in Frankfurt engagieren sich am Samstag Hunderte fürs Gemeinwohl<br />
Anpacken, um die Welt ein wenig besser zu machen<br />
Menschen engagieren sich, damit das Miteinander in der Gesellschaft weiter existiert<br />
(…) Margit Meßmer (57) ist eine davon. Die Architektin, seit einigen Jahren selbstständig, hilft<br />
beim Aufbau des Ernst-May-Hauses in der Frankfurter Römerstadt. Das Haus soll an den berühmten<br />
Architekten erinnern, nach dessen Entwürfen die Römerstadt gebaut worden ist.<br />
Meßmer koordiniert ehrenamtlich die Rekonstruktion des historischen Gartens und der originalgetreuen<br />
Holzfenster in Abstimmung mit der Denkmalpflege und den Handwerkern.<br />
Sie will unter Leute kommen und neben ihrer Arbeit etwas Sinnvolles tun, sagt die 57-Jährige<br />
über die Gründe für ihr Engagement. Sie will „etwas zurückgeben“. Meßmer hat einen behinderten<br />
Sohn großgezogen. Jetzt ist er aus dem Haus. Und weil sie den Menschen dankbar ist,<br />
die ihr geholfen haben, legt sich die 57-Jährige für Gemeinwohl ins Zeug. Ehrenamtliches Engagement<br />
sei wichtig, „weil sehr viele Sachen, die von Bedeutung sind, nicht mehr finanziert<br />
werden können“. Das gilt wohl auch für die Bewährungshilfe, die inzwischen vom ehrenamtlichen<br />
Engagement im gleichen Maße profitiert wie die Ernst-May-Gesellschaft. (…)<br />
Bildunterschrift: Margit Meßmer engagiert sich für die Ernst-May-Gesellschaft und koordiniert<br />
die Rekonstruktion einer May-Wohnung in der Frankfurter Römerstadt. Mit dabei sind der Vorsitzende<br />
des Vereins, Eckhard Herrel (li.), und der Schatzmeister Hermann-Josef Birk.<br />
Bericht: Jürgen Schultheis<br />
Frankfurter Rundschau, Dienstag, 8. Mai 2007<br />
Kaffee im Glashaus<br />
Der Pavillon im Huthpark ist ein architektonisches Kleinod – jetzt soll er saniert und ein Café<br />
werden<br />
Nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen scheint eine Nutzung für den Huthpark-Pavillon<br />
in Sicht. Das denkmalgeschützte Kleinod aus der Ernst-May-Ära soll zum gläsernen Park-Cafe<br />
umgebaut werden und könnte im nächsten Frühjahr öffnen.<br />
Bericht: Andreas Müller<br />
Frankfurter Rundschau, Dienstag, 8. Mai 2007<br />
Hintergrund<br />
Architektur im Grünen<br />
Ernst May und der Huthpark<br />
(…) „Dieser Pavillon ist glücklicherweise auf Veranlassung des Grünflächenamtes schon wunderbar<br />
wiederhergestellt worden und wird heute als Vereinshaus genutzt“, berichtet Eckhard<br />
Herrel. Der in Bad Homburg lebende Kunsthistoriker ist Vorsitzender der 2003 gegründeten<br />
Ernst-May-Gesellschaft, der 140 Mitglieder angehören.<br />
Herrel, der über Frankfurts berühmten Architekten Ernst May eine Doktorarbeit verfasste, weiß<br />
bestens um die ursprüngliche Funktion der Pavillons im Konzept der „grünen Stadt“ aus den<br />
20er Jahren des vorigen Jahrhunderts Bescheid.<br />
Mit Duschen ausgestattet, dienten die Park-Bauten vorrangig Schulklassen als Umkleidekabinen,<br />
nachdem sich die Kinder und Jugendlichen im Park beim Sport und Spiel ausgetobt hatten.<br />
„Ausflüge ins Grüne, Pflanzenkunde, Sport und Unterrichtsstunden im Park, all das gehörte<br />
damals zum Konzept für die Schüler“, berichtet Herrel. „May wollte die Menschen, insbesondere<br />
die jungen, aus ihren damals zumeist noch dumpfen und düsteren Wohnungen heraus<br />
in die Natur holen. Das war sein Grundgedanke.“<br />
Bericht: Andreas Müller<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 3. Mai 2007<br />
Keiner wollte May-Küche<br />
35
Frankfurt. Geschätzt war sie auf 22 000 bis 36 800 Euro: Die Frankfurter Küche, die gestern vom<br />
Auktionshaus Sotheby's in London aufgerufen wurde. Allerdings fand sich kein Bieter für die<br />
von Grete Schütte-Lihotzky konzipierte Küche, teilte Sprecherin Selei Serafin mit. Diese war für<br />
die Unterbringung der Professoren der Psychiatrie (Niederrad) angefertigt worden. Nun geht<br />
sie zurück an den Einlieferer, der anonym bleiben will. Bericht: bea<br />
hr hessen fernsehen, Hessenschau, Mittwoch, 2. Mai 2007, 19.30 Uhr<br />
Frankfurter Küche bei Sotheby's in London<br />
Bericht über die „Frankfurter Küche“ von Margarete Schütte-Lihotzky anlässlich der Versteigerung<br />
einer solchen bei Sothby's in London. Eckhard Herrel erläutert in der Frankfurter Küche<br />
des Ernst-May-Hauses die Besonderheiten dieses Prototyps der Einbauküche.<br />
Bericht: Dominik Nourney<br />
Frankfurter Rundschau, Montag, 2. April 2007<br />
Frankfurter Küche unterm Hammer<br />
Bei Sotheby's in London steht der Hausfrauenstolz der 20er Jahre zum Verkauf / Schätzpreis<br />
mindestens 22 000 Euro<br />
Zu all den Kronjuwelen, Fabergé-Eiern oder Rembrandts liefert jetzt auch Frankfurt seinen Beitrag<br />
zu den Pretiosen dieser Welt. Erstmals wurde dem Auktionshaus Sotheby's eine "Frankfurter<br />
Küche" angeboten. Sie wird am 2. Mai in London versteigert.<br />
Frankfurt - Ein Küchenschrank mit den zehn Aluminium-Schütten, ein ausklappbarer Arbeitstisch<br />
samt Drehhocker auf Rollen, ein spinnenfingriger Handtuchhalter, ein weißer Spülstein<br />
aus Keramik sowie das berühmte herunterklappbare Bügelbrett - so empfiehlt sich die "Frankfurter<br />
Küche" im Katalog des noblen englischen Auktionshauses Sotheby's. Um die 10 000<br />
platz- und wegsparende Einbauküchen waren ab 1926 in die Wohnungen der Frankfurter<br />
Arbeitersiedlungen eingebaut worden. Wie immer bei interessanten Avancen, entscheidet<br />
das Haus anhand eingesandter Fotos, ob es sich lohnt, einen Experten loszuschicken und das<br />
Original "kostenlos und unverbindlich" zu schätzen. Bei der "Frankfurter Küche" hat das geklappt.<br />
Wer auf die Idee kam, das von Margarete Schütte-Lihotzky, der Wiener Architektin<br />
und May-Mitarbeiterin, entwickelte und vom Zeitgeist überrollte Küchen-Interieur in Euro umzusetzen,<br />
wird nicht verraten. Sehr wohl aber der Schätzpreis. Zwischen rund 22 000 und 36<br />
800 Euro (15 000 bis 25 000 englische Pfund) soll dieser ehemalige Hausfrauenstolz wert sein.<br />
Schütten am falschen Platz<br />
Die nun auf den Markt gebrachte Küche ist nicht mehr im Originalzustand. Erstens ist sie hell<br />
gestrichen - nicht mehr in jenem Graugrün, das damals der letzte Schrei war. Zweitens ist sie<br />
unvollständig. Die Kochkiste fehlt, der Herd, und auch das Spülbecken ist jüngeren Datums.<br />
Und die Schütten sind am falschen Platz. Das Material der Kücheneinbauten hatte eine Lebensdauer<br />
von maximal 35 Jahren. "Also alles, was heute noch als Frankfurter Küche bezeichnet<br />
wird, hat mit der Frankfurter Küche der Zwanziger Jahre nicht mehr das geringste zu<br />
tun, auch nicht in den Räumen der alten Frankfurter Wohnbauten", schreibt Schütte-Lihotzky<br />
1981 als 84-Jährige in ihrem Buch Warum ich Architektin wurde.<br />
Die "Frankfurter Küche" stellte nicht nur eine Revolution im sozialen Wohnungsbau dar. Sie war<br />
vor allem ein Marketing-Schlager. Stadtbaurat Ernst May hatte immer wieder darauf verwiesen,<br />
dass die zwar winzige, aber hoch funktionelle Einbauküche von einer Frau "erfunden"<br />
worden sei, eben von Schütte-Lihotzky. Weil eine Frau am besten wisse, was Frauen wollen.<br />
Gegenüber Politik und Magistrat war dies ein geschicktes Argument mit den gängigen kleinbürgerlichen<br />
Rollenvorstellungen. Mit denen er ja nicht ganz schief lag. Dabei, erinnert sich<br />
die Architektin, habe sie "bis zur Schaffung der Frankfurter Küche nie einen Haushalt geführt,<br />
nie gekocht und keinerlei Erfahrung mit Kochen gehabt". Sie war an die Sache herangegangen<br />
wie ein Mann - generalstabsmäßig.<br />
Bei Sotheby's lässt sich auch die Bewegungsstudie einsehen, mit der Margarete Schütte-<br />
Lihotzky die Arbeitsabläufe der Frau am Herd nachvollzogen hatte. Ihr Anliegen war es, für<br />
berufstätige, in permanenter Zeitnot stehende Frauen einen Arbeitsplatz zu schaffen ohne<br />
36
weite Wege und überflüssige Handgriffe. Als Grundlage diente ihr die "wissenschaftliche Betriebsführung",<br />
die erkannt hatte, dass es für jede Art von Verrichtung eine bestimmte Art gab,<br />
"die die einfachste, am wenigsten anstrengende und ermüdende" ist. Die Architektin erledigte<br />
diese Aufgabe mit Bravour. Obwohl sie, wie sie schreibt, ihre Zweifel hatte, ob diese Form<br />
der Rationalisierung "zum Segen oder Fluch der Menschheit wird".<br />
Die Frankfurter liebten "ihre" Küche. In den 90er Jahren kapitulierten die Wohnungsbau<strong>gesellschaft</strong>en<br />
als Eigentümer die Siedlungen vor dem Modernisierungsdruck. Bei Mieterwechseln<br />
oder Sanierungen landeten die Einbauten häufig auf dem Sperrmüll. Relikte mag es noch<br />
geben. Ein Original ist im Historischen Museum zu sehen, zwei Wohnungsbau<strong>gesellschaft</strong>en<br />
haben Exemplare konserviert, die Ernst-May-Gesellschaft hält eines in dem Reihenhaus Im<br />
Burgfeld 136 in der Römerstadt in Ehren. Und ein gut erhaltenes Fragment wird jetzt bei Sotheby's<br />
vergoldet. Bericht: Anne Lorenc<br />
Frankfurter Neue Presse, Freitag, 30. März 2007<br />
Frankfurter Küche wird bei Sotheby’s in London versteigert<br />
Frankfurt. Ein Stück Frankfurter Geschichte kommt am 2. Mai in den Auktionsräumen von<br />
Sotheby’s in London unter den Hammer: Dort wird eine von Margarete Schütte-Lihotzky konzipierte<br />
„Frankfurter Küche“ zum Aufruf kommen. „Sie ist geschätzt auf 22 083 bis 36 805 Euro“,<br />
teilt Sotheby’s-Sprecherin Selei Serafin mit.<br />
1926 war es Margarete (Grete) Schütte-Lihotzky – eine der ersten weiblichen Architekten, die<br />
für Ernst May arbeitete –, die das Konzept der maximalen Funktionalität in kleinsten Raumverhältnissen<br />
in einem neuen Küchenentwurf anwandte. Sie verarbeitete die modernen Konzepte<br />
der Gastronomie auf Flug-, Bahn- und Seereisen und übertrug sie auf den Alltag einer Hausfrau.<br />
Die Idee war, die Küche in ein „Labor der Hausfrau“ zu verwandeln, um über mehr Zeit<br />
für Freizeit zu verfügen.<br />
Das Musterstück, das nun in London versteigert wird, wurde nach Angaben von Sotheby’s für<br />
die Unterbringung der Professoren der psychiatrischen Abteilung Niederrad angefertigt. Der<br />
Entwurf für das Krankenhaus-Projekt stammt von Martin Elsaesser, dem Architekten, der auch<br />
die Großmarkthalle konzipierte. Die Unterkünfte für das Management des Krankenhauses waren<br />
komfortabler und konnten in einem größeren Rahmen angelegt werden als die anderen<br />
Projekte. Dadurch konnte die Hauptanrichte der Küche etwas größer und freistehend entworfen<br />
werden. In anderen Versionen der Küche hingegen, wie für den sozialen Wohnungsbau,<br />
wurden die Küchenschränke direkt an der Wand befestigt und benötigten somit keine Rückwand.<br />
„Ein interessantes Objekt“, nennt der Vorsitzende der Ernst-May-Gesellschaft, Eckhard<br />
Herrel, das Versteigerungsobjekt. Und von steigendem Wert. Eine der Küchen steht sogar im<br />
Victoria & Albert Museum in London. Die Frankfurter Küche war die erste serienmäßig angefertigte<br />
Einbauküche. „15 000 Stück wurden damals eingebaut. Bis heute sind nur noch wenige<br />
erhalten, und die Zahl reduziert sich täglich.“ Frankfurter Küchen seien schon öfter versteigert<br />
worden, weiß Herrel. Vor zwei Jahren, so erinnert er sich, sei eine zum Preis von 20 000<br />
Euro an einen Privatsammler nach Berlin gegangen. Bericht: Beate<br />
Lambrich<br />
Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 20. März 2007<br />
Jetzt fehlt nur noch der Herd<br />
Römerstadt. Noch braucht man etwas Fantasie, um sich die Frankfurter Küche im Ernst-May-<br />
Haus Im Burgfeld 136 in Aktion vorzustellen. Bis auf den Herd sind aber bereits alle wichtigen<br />
Küchenmöbel an Ort und Stelle, nur kleinere Teile wie Lampe oder Wasserhahn fehlen noch.<br />
Und auch die typischen Markenzeichen von Margarethe Schütte-Lihotzky sind erkennbar:<br />
Aluminiumschütten, ausziehbare Arbeitsbretter und eine Teleskopschiene für den Aufleger<br />
des ausklappbaren Bügelbretts, wie sie in den Küchen der 1920er Jahre eingebaut wurden.<br />
„Schon in wenigen Wochen werden wir auch den Herd bekommen, dann können wir bald<br />
mit dem Streichen beginnen“, sagt Eckhard Herrel, Vorstandsvorsitzender der Ernst-May-<br />
Gesellschaft. Im Durchgang zur freigelegten Tür, die früher Küche und Esszimmer miteinander<br />
37
verband, sind bereits mehrere Farbproben und freigelegte Stellen zu erkennen.<br />
„Denn alle Holzteile waren in einem petrolfarbenen Blau gestrichen. Bekanntlich sollte diese<br />
Farbe fliegenabweisend wirken“, sagt Herrel. Durch die Freilegung konnten die Restauratoren<br />
nachweisen, dass die Küche im Haus Nummer 136 besagten Farbton auch wirklich aufwies.<br />
Denn seit der Frankfurter Küche im Historischen Museum ist bekannt, dass in vielen Häusern<br />
unter anderem auch Grün verwendet wurde. Mittlerweile vermuten die Experten, dass die<br />
Fliegen weniger einen bestimmten Farbton meideten, sondern eher die einheitliche und eintönige<br />
Farbgebung in den Küchen.<br />
Rund 10 000 Euro hat die Restaurierung der Küche im Musterhaus bereits gekostet. Mit einem<br />
höheren Betrag wird auch die Restaurierung des Herds zu Buche schlagen. „Dafür mussten wir<br />
die Platten nachgießen lassen“, sagt der Vorsitzende der Ernst-May-Gesellschaft. Bezeichnenderweise<br />
konnte die Hausfrau mit einem Elektroherd arbeiten, da in den May-Häusern der<br />
Strom erstmals zur Regelversorgung eingeführt wurde. „Nur der kleine Beistellherd wurde noch<br />
mit Kohle befeuert.“<br />
Glücklicherweise ist die Frankfurter Küche im Burgfeld 136 noch weitgehend im Zustand der<br />
1920er Jahre erhalten. Das ist umso wichtiger, da die originalgetreue Frankfurter Küche im<br />
Haus Nummer 114 vor drei Jahren ins Germanische Nationalmuseum nach Nürnberg transportiert<br />
wurde – sehr zum Missfallen der Römerstädter und der Ernst-May-Gesellschaft, die sich<br />
seitdem umso engagierter für eine originale Rekonstruktion vor Ort einsetzt. Trotzdem musste<br />
die Gesellschaft einzelne Teile aus Küchen anderer May-Häuser ergänzen. „Die Spüle etwa<br />
stammt aus der Siedlung Praunheim, sie passt hier optimal rein“, freut sich Herrel. Gesucht<br />
wird für die Küche noch ein passender Wasserhahn sowie eine verschiebbare Lampe, für entsprechende<br />
Spenden oder Anregungen ist die Ernst-May Gesellschaft dankbar, Telefon 15 34<br />
38 83.<br />
Andere Möbel waren noch vorhanden, mussten aber ausgebaut und aufgearbeitet werden.<br />
Dazu gehört auch der Schrank mit den Aussparungen für die Aluminiumschütten. Viel Liebe<br />
fürs Detail verwendeten die Restauratoren, um den gegenüberliegenden kleineren Schrank<br />
neben der Spüle zu restaurieren. Hier wurden die Griffe einzelner Schubladen ergänzt, sogar<br />
ein passender Schlüssel fand sich noch. Besonders stolz ist die Ernst-May-Gesellschaft allerdings,<br />
dass sie den darüber hängenden Schrank mit einem originalen Kaffeeservice von Wilhelm<br />
Wagenfeld auffüllen konnte: „Tassen und Teller stiftete eine Nachbarin aus der Römerstadt,<br />
sogar eine Kaffeemaschine aus den 1920er Jahren ist mit dabei“, sagt Herrel.<br />
Man geht davon aus, dass heute nur noch sehr wenige Frankfurter Küchen mit ihrer Originaleinrichtung<br />
erhalten sind. Denn viele der Schränke, Spülen und Herde wanderten in den Jahrzehnten<br />
nach dem Krieg aus Unkenntnis auf den Sperrmüll. Die mustergültige Anordnung der<br />
Möbel und Geräte für schnelle und rationale Küchenarbeit, die Schütte-Lihotzky einst durch<br />
die Stoppuhr ermittelt hatte, schien überholt. Im Burgfeld 136 arbeitet die Ernst-May-<br />
Gesellschaft auch an der Einrichtung der oberen Zimmer und der Waschküche im Keller. Um<br />
die Küche und andere Fortschritte feierlich zu präsentieren, bietet sich der 27. Juli als Ernst<br />
Mays Geburtstag an. Bericht: GernotGottwals<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Mittwoch, 17. Januar 2007<br />
Erbe schließt Klage nicht aus<br />
Nachfahren verteidigen Urheberpersönlichkeitsrecht Martin Elsässers an der Großmarkthalle<br />
Bericht: clan<br />
Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 17. Januar 2007<br />
Elsässers Erben geben nicht auf<br />
„Persönliche Urheberrechte“ an der Großmarkthalle / Neues Wohnquartier Als „Homage“/<br />
Areal für Gedenkstätte Bericht: Claus-Jürgen Göpfert / Claudia Michels<br />
38
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 17. Januar 2007<br />
Elsässers Erben widersprechen der Stadt<br />
Bericht: Günter Murr<br />
Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 17. Januar 2007<br />
„In 20 Jahren tut es uns leid“<br />
Gegner des Umbaus der Grpßmarkthalle diskutieren mit Elsässer<br />
Kein Stuhl ist mehr frei im Saal des alten Literaturhauses, die Luft steht. Wie weitschweifig auch<br />
ein Statement vom Podium ausfällt: Die Zuhörer sitzen. Und rühren sich kaum, eineinhalb<br />
Stunden lang. Um dann das Wort zu ergreifen. "Wir sollten die weiter provozieren", meint Pfarrer<br />
Jochen Gollin gegen Ende der Veranstaltung. Die: Das wären nicht nur die Europäische<br />
Zentralbank, die Stadt, das Land, die Behörden - das sind Planer, Architekten, einfach alle.<br />
Es geht um die Großmarkthalle und damit um einen Ort, den man auch als eingefleischter<br />
Frankfurter nur von Ferne kennt. Dem Interesse an der Zukunft des Baudenkmals, am Umbau<br />
durch die Europäische Zentralbank, tut die Distanz keinen Abbruch. Der Kunst-Gesellschaft,<br />
der Ernst-May-Gesellschaft und dem Städtebaubeirat, Veranstalter des Diskussionsabends,<br />
geht es um mehr: "Wie umgehen mit dem kulturellen Erbe?" ist die Frage des Montagabends.<br />
Ja, wie? Der Groll über den "achtlosen, lässigen Umgang mit dem Denkmalschutz" in Frankfurt<br />
kommt auf den Tisch. Reiner Diederich von der Kunst-Gesellschaft sieht in dem verbreiteten<br />
Ärger eine Ursache für "die Sehnsucht, etwas nachzubauen": ein Gefühl, das man aus der<br />
Debatte um die Altstadt kennt. Eckard Herrel (Ernst May-Gesellschaft) blickt auf andere Städte,<br />
auf Berlin, Dessau, Stuttgart - Städte, die mit dem Bauhaus-Erbe, zu dem die Großmarkthalle<br />
zähle, "Furore machen". "Wenn wir das zur Disposition stellen", ist sich der Experte sicher,<br />
"wird uns das in 20 Jahren leid tun". D. W. Dreysse kommt es zu, sich im Blick auf die Behandlung<br />
der von Martin Elsaesser errichteten Halle klar zu äußern: "Die Art und Weise dieses Durchstichs<br />
ist falsch", sagt der Vorsitzende des Städtebaubeirats im Blick auf den Querriegel, den<br />
die Architekten Coop Himmelb(l)au durch das 220 Meter lange Tonnengewölbe treiben wollen.<br />
Dreysse erkennt in dem Plan den Versuch, "das Gebäude zu verletzen". Die Repräsentanten<br />
der 25 europäischen Notenbanken, gewohnt, hinter Pilastern und Säulen zu residieren,<br />
täten sich eben schwer mit einem Industriebau.<br />
Kein Veto zu erwarten<br />
Nun warten alle auf ein Wort des Teilnehmers Konrad Elsässer. Er wirkt zurückhaltend, aber<br />
beharrlich. Dem Großneffen des Hallen-Erbauers geht es "um die Frage, was wir der Nachwelt<br />
hinterlassen". So eröffnet er seinen Beitrag. Und ergänzt gelassen: Zwar habe sein Großonkel<br />
einst die Nutzungsrechte für das Bauwerk "klar an die Stadt übertragen". Das persönliche Urheberrecht<br />
aber, für Baukunst wie für Bildende Kunst, das gelte " 70 Jahre über den Tod hinaus".<br />
In diesem Fall noch 20 Jahre.<br />
Nun war das Publikum dran. Regine Wohlfahrt fragte nach dem Stand des Verfahrens: "Wer<br />
könnte noch Nein sagen" zur Verletzung der Großmarkthalle, wollte sie wissen. Von den<br />
Denkmalschützern, hieß es da, sei kein Veto mehr zu erwarten. Kunst-Minister Udo Corts werde<br />
"der Stadt nicht in die Quere kommen". Ob "ein Rückzug der Bank möglich" sei, wurde gefragt.<br />
AlsDreysse meinte, deren Entscheidung für Frankfurt stehe, zeigte sich Wohlfahrt erleichtert:<br />
"Na, dann können wir ja weiter nerven." Bericht: Claudia Michels<br />
Frankfurter Neue Presse, Samstag, 13. Januar 2007<br />
Experten diskutieren über Großmarkthalle<br />
Bockenheim. Die Großmarkthalle steht als Baudenkmal für das „Neue Frankfurt“ der 20er Jahre.<br />
Martin Elsaesser, der sie entworfen hat, sah es als Ziel von Stadtplanung an, eine lebendige,<br />
menschliche und soziale Ordnung zu schaffen. Die öffentliche Auseinandersetzung um<br />
die beim Neubau der Europäischen Zentralbank geplanten Eingriffe hat eine exemplarische<br />
Bedeutung dafür bekommen, wie in Frankfurt mit dem Denkmalschutz und dem architektonischen<br />
Erbe umgegangen wird.<br />
Unter dem Titel „Der Streit um die Großmarkthalle. Wie umgehen mit dem kulturellen Erbe?“<br />
39
veranstalten Kunst-Gesellschaft und Ernst-May-Gesellschaft mit DenkArt eine Podiumsdiskussion.<br />
Neben Dietrich Wilhelm Dreysse, Vorsitzender des Städtebaubeirats Frankfurt, nehmen<br />
Konrad Elsässer, Sprecher der Nachkommen Martin Elsaessers, und Eckhard Herrel, Vorsitzender<br />
der Ernst-May-Gesellschaft teil. Es moderiert Reiner Diederich, Vorsitzender der Kunst-<br />
Gesellschaft.<br />
Diskutiert wird am Montag, 15. Januar, ab 20 Uhr im Alten Literaturhaus, Bockenheimer Landstraße<br />
102.<br />
Bericht: fnp<br />
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 27. Dezember 2006<br />
May-Gesellschaft: 2007 geht’s richtig los<br />
Bericht: fnp<br />
Frankfurter Neue Presse, Montag, 18. Dezember 2006<br />
2010 soll May-Haus fertig sein<br />
Verein erinnert mit Ausstellungen und Führungen an den Frankfurter Stadtplaner Bericht: fnp<br />
Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 12. Dezember 2006<br />
Ausstellung über Ernst May endet<br />
Römerstadt. Mit einer Finissage endet am Samstag, 16. Dezember, die Ausstellung über Ernst<br />
Mays Wirken in den Jahren 1954 bis 1970. Florian Seidel wird durch die von ihm konzilierte Ausstellung<br />
führen. Eckhard Herrel, Vorsitzender der Ernst-May-Gesellschaft, liest aus seinem Buch<br />
„Ernst May. Architekt und Stadtplaner in Afrika 1934 bis 1953“ Auszüge aus den Kapitel „Rückkehr<br />
nach Deutschland“. Und Karlheinz Kessler, Mitglied der Ernst-May-Gesellschaft, trägt mit<br />
einem Abschnitt aus seinem Buch „Wohnungsbau der 20er Jahre. Die Architekten Ernst May<br />
und Walter Schwagenscheidt. Ihre Theorien und Bauten“ zum Nachmittag bei. (...)<br />
Bericht: fnp<br />
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 6. Dezember 2006<br />
Letzer Blick auf Ernst May<br />
Hessischer Rundfunk, hr 2 mikado, Montag, 21. November 2006<br />
Ausstellung „Wohnklima“ im <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-haus<br />
Interview mit Florian Seidel, <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong>.<br />
Moderation: Barbara Henke<br />
Frankfurter Neue Presse, Samstag, 18. November 2006<br />
Wie Ernst May in späteren Jahren baute<br />
Römerstadt. „Wohnklima. Wohnsiedlungen von Ernst May in den Jahren 1954-1970“ heißt eine<br />
Ausstellung über das Wirken des ehemaligen Frankfurter Stadtbaurats (1925 bis 1930) nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg. In den 50er Jahren begann er wieder als Architekt und Stadtplaner zu<br />
arbeiten, in den großen Kriegszerstörungen in Deutschland sah May eine Chance für eine<br />
Tätigkeit im Wiederaufbau. Von 1954 an bis 1956 leitete er die Planungsabteilung der Neuen<br />
Heimat in Hamburg. In den Folgejahren war er an der Entstehung mehrerer großer Wohnsiedlungen<br />
in Hamburg, Bremen und Braunschweig beteiligt. Die Ausstellung im Ernst-May-Haus,<br />
Im Burgfeld 136, wird vom Lehrstuhl für Stadtraum und Stadtentwicklung der TU München gemeinsam<br />
mit der Ernst-May-Gesellschaft organisiert. Geöffnet ist bis 16. Dezember immer mittwochs<br />
von 11 bis 17 Uhr und samstags von 14 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung.<br />
Bericht: fnp<br />
Frankfurter Rundschau, Samstag, 18. November 2006<br />
Zwölf May-Siedlungen in Miniatur<br />
Ausstellung in Heddernheim beleuchtet Werk des Frankfurter Planers / Hochhaus mit Abendsonne<br />
40
Heddernheim. Über das bisher von der Wissenschaft noch wenig beachtete städteplanerische<br />
Schaffen des Frankfurter Ernst May informiert eine Ausstellung der Ernst-May-Gesellschaft<br />
und der Technischen Universität München. Bericht: Katrin Mathias<br />
Frankfurter Neue Presse, Freitag, 17. November 2006<br />
Warum Ernst May sich über Feinde freute<br />
Frankfurt. Der Name Ernst Mays hat auch 76 Jahre nach seinem Abschied aus Frankfurt immer<br />
noch einen guten Klang in der Stadt. Das liegt vielleicht auch daran, dass er nach dem Krieg<br />
hier nichts mehr gebaut hat. Denn in den Städten, in denen in den 50er und 60er Jahren<br />
Großsiedlungen nach seinen Entwürfen entstanden, werden mit dem Namen des großen<br />
Architekten auch Fehlentwicklungen in der modernen Stadtplanung verbunden. Siedlungen<br />
in Wiesbaden und Darmstadt sind Beispiele dafür.<br />
„Es wäre völlig verfehlt, im Nachhinein alles heilig zu sprechen“, sagte Edgar Heydock, der<br />
ehemalige Leiter des Stadtplanungsamtes in Wiesbaden beim 3. Ernst-May-Symposium im<br />
Architekturmuseum. „Jede Architektur hat einen Bezug zu ihrer Zeit.“ Heydock war als enger<br />
Mitarbeiter Mays an vielen Planungen in Wiesbaden beteiligt. Er bekennt sich heute noch zu<br />
der Idee, mit einer aufgelockerten Bauweise einen Gegenpol zu den dichten Häusermeeren<br />
zu schaffen. Die Siedlung Klarenthal etwa sei heute noch ein gut funktionierender Stadtteil.<br />
Beim Symposium zeigte Heydock den Entwurf, den er mit May für das Wiesbadener Bergkirchenviertel<br />
erstellt hatte: eine Flächensanierung, bei der kaum etwas von der alten Bausubstanz<br />
übrig geblieben wäre. Umgesetzt wurde dieser Plan nicht. „Wir haben gelernt, dass wir<br />
den Leuten nicht zu viel zumuten dürfen.“ Aber noch heute glaubt er, dass ein Abriss der alten<br />
Häuser besser gewesen wäre. „In der Innenstadt tickt eine Zeitbombe, die die Stadt noch<br />
gar nicht erkannt hat.“<br />
Heydock war einer der engsten Mitarbeiter Mays, er sprach 1970 bei dessen Beisetzung auf<br />
dem Frankfurter Hauptfriedhof. Gut gekannt hat ihn auch Gerd Albers, der früher als Architekt<br />
und Stadtplaner an der Technischen Universität München lehrte. Er erzählte beim Symposium<br />
eine Reihe von Anekdoten über den großen Meister. Zum Beispiel war er in den 60er Jahren<br />
mit ihm in Hamburg in einem Gremium, das den Stadtentwicklungsplan überprüfen sollte.<br />
May wollte sich nicht lange mit den Vorgaben aufhalten und sagte: „Warum sollen wir viel<br />
Kritik üben, wir machen einfach einen neuen Plan.“<br />
Für Eckhard Herrel, den Vorsitzenden der Ernst-May-Gesellschaft, ist diese Anekdote typisch:<br />
„May war ein Selbstdarsteller, er wollte immer alles alleine machen.“ Charakteristisch sind<br />
auch Zitate von ihm, die 1966 anlässlich seines 80. Geburtstages veröffentlicht wurden. „Wer<br />
keine Feinde hat, ist eine Null“, soll er gesagt haben. Der Widerstand gegen seine Planungen<br />
in Wiesbaden dürften ihn in dieser Auffassung bestätigt haben. Bericht: Günter Murr<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 16. November 2006<br />
Architektur-Ausstellung untersucht spätes Schaffen von Ernst May<br />
Frankfurt Das Nachkriegsschaffen des Architekten und Städtebauers Ernst May (1886-1970)<br />
beleuchtet in Frankfurt eine Ausstellung im Ernst-May-Haus in der Römerstadt. Unter dem Titel<br />
«Wohnklima. Wohnsiedlungen von Ernst May in den Jahren 1954 - 1970» werden bis zum 16.<br />
Dezember Modelle und Fotografien der Arbeiten aus der letzten Schaffensphase des Architekten<br />
gezeigt. Nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden der Ernst-May-Gesellschaft, Eckhard<br />
Herrel, werden damit erstmals überhaupt Mays Siedlungsplanungen im Nachkriegsdeutschland<br />
umfassend vorgestellt und kritisch gewürdigt.<br />
May sei es mit seinen Entwürfen in den 1950er und 1960er Jahren gelungen, «der abgebrochenen<br />
Moderne wieder zum Durchbruch zu verhelfen», sagte Florian Seidel am Donnerstag<br />
bei der Eröffnung der Ausstellung in Frankfurt. Er hat gemeinsam mit Architekturstudenten der<br />
Technischen Universität München die Ausstellung erarbeitet. Das späte Schaffen des Architekten<br />
sei geprägt von der Abkehr von Symmetrie und Hierarchie, sagte Seidel. Statt dessen<br />
wende May sich im Gedanken der Demokratisierung dem nachbarschaftlichen Wohnen zu.<br />
41
Zu sehen sind unter anderem Modelle der Siedlung Klarenthal bei Wiesbaden (1960-65) sowie<br />
von Kranichstein bei Darmstadt (1965-70). May gilt als der bedeutendste deutsche Städtebauer<br />
des 20. Jahrhunderts. Seine Gartenstädte im «Neuen Frankfurt» in den 1920er Jahren,<br />
und dabei besonders die Siedlung Römerstadt, machten ihn weltberühmt. Der in Frankfurt<br />
geborene Architekt siedelte 1930 in die Sowjetunion über, lebte später in Afrika und wurde<br />
während des Zweiten Weltkriegs in Südafrika interniert. 1954 kehrte er nach Deutschland zurück.<br />
(Die Ausstellung im Ernst-May-Haus hat mittwochs von 11.00 bis 17.00 Uhr, samstags von 14.00<br />
bis 18.00 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Begleitend erscheint ein Katalog und eine<br />
DVD. Internet: www.<strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong>.de) Bericht: dpa<br />
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 15. November 2006<br />
Symposium zu seinem Werk nach dem Krieg<br />
Frankfurt. Die Symposien der Ernst-May-Gesellschaft sind mittlerweile schon Tradition. Bei der<br />
dritten Auflage der Veranstaltung, die sich mit dem Werk des ehemaligen Frankfurter Stadtbaurats<br />
befasst, geht es heute um „Ernst May und der Wohnungsbau der 1950er und 1960er<br />
Jahre“. Zielgruppe sind nicht nur Architekten und andere Fachleute, sondern auch andere<br />
interessierte Bürger. „Die Vorträge sind allgemein verständlich“, verspricht Eckhard Herrel, der<br />
Vorsitzende der Ernst-May-Gesellschaft. Es sprechen vier Referenten: Der Münchner Stadtplaner<br />
Gerd Albers hat May persönlich gut gekannt. Er hat mit ihm zusammengearbeitet, ebenso<br />
wie Edgar Heydock, der ehemalige Leiter des Stadtplanungsamtes in Wiesbaden. Jörn Schaper<br />
spricht über die Bau- und Sozialgeschichte der „Neuen Vahr“ in der Hansestadt, Florian<br />
Seidel befasst sich mit dem Werk Mays in den 50er und 60er Jahren. Es schließt sich eine Diskussion<br />
an. Die öffentliche Veranstaltung im Architekturmuseum (Schaumainkai 43) beginnt<br />
um 17 Uhr. Bericht: Günter Murr<br />
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 15. November 2006<br />
Wie der Verkehr May überrollte... und warum er dennoch ein genialer Stadtplaner<br />
war<br />
Bildunterschrift: Ernst May erläutert in der UFA-Wochenschau vom 21. August 1957 das Konzept<br />
der Lorenzsiedlung in Lübeck. Der ehemalige Frankfurter Stadtbaurat war nach seiner<br />
Rückkehr aus Afrika ein gefragter Fachmann in allen Planungsfragen.<br />
Bericht: Günter Murr<br />
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 8. November 2006<br />
May-Gesellschaft gegen „barbarischen Eingriff“<br />
Frankfurt. Scharfe Kritik am Entwurf des Architekturbüros Coop Himmelb(l)au für die Umgestaltung<br />
der Großmarkthalle hat der Vorstand der Ernst-May-Gesellschaft geübt. Durch den<br />
schräg nach Nordwesten verlaufenden Riegel, der deutlich über das Dach hinausrage und<br />
die Großmarkthalle „wie einen Wurm“ zerteile, werde der überwältigende Eindruck des 220<br />
Meter langen und 50 Meter breiten Innenraums „völlig zerstört“, heißt es in einer Erklärung der<br />
Gesellschaft.<br />
Statt die Südfassade, deren Bild nach dem Abriss der Gleisüberdachungen extrem verändert<br />
worden sei, behutsam zu reparieren, werde nun auch noch die Nordfassade „äußerst schwer<br />
beeinträchtigt“. Bei der Klinkermauer unterhalb der Betonrasterfassade, die zur Verbesserung<br />
der Lichtverhältnisse entfernt werden soll, handle es sich nicht um irgendein entbehrliches<br />
Stück vorgeblendeten Backsteins, sondern um einen elementaren Bestandteil der Fassadenkomposition.<br />
Deren Aufbau bestehe von unten nach oben aus der Sockelzone mit den seitlichen<br />
Eingängen in die Halle, die mit aus dem Manierismus entlehnten stilisierten Bossierungen<br />
als Rammschutz für die Elektro-Transportwagen sorgfältig durchgestaltet worden sei. Darüber<br />
folge eine nur von wenigen Fenstern durchbrochene Klinkermauer als „unverzichtbare Basis“<br />
für die charakteristische Betonrasterfassade. Das Vorhaben, diese „Verklinkerung“ zu entfernen,<br />
stelle einen „barbarischen Eingriff“ dar.<br />
42
Die Ernst-May-Gesellschaft appellierte an die Verantwortlichen, sich „aus der Eskalation des<br />
Durchsetzungswillens zu befreien“. Nötig sei ein nachhaltiges gestalterisches Konzept, das<br />
einer der bedeutendsten Epochen der Stadt den gebührenden Respekt zolle.<br />
Bericht: fnp<br />
Frankfurter Neue Presse, Freitag, 6. Oktober 2006<br />
Auf den Spuren von Ernst May<br />
Frankfurt. Während Ernst May Stadtbaurat (1925-1930) war, wurden die öffentlichen Grünflächen<br />
der Stadt neu geplant und umgestaltet. Ehemalige Parks des Adels wurden zu Erholungsstätten<br />
für alle Bürger. In den Grünanlagen wurden Spiel- und Sportplätze, Bäder, Ruheflächen,<br />
Schulgärten, Pavillons und die ersten Freiflächenschulen errichtet. Damals entstand<br />
bereits das Konzept eines die Innenstadt umschließenden Grüngürtels, das bis heute Gültigkeit<br />
hat.<br />
All dies können Interessierte jetzt erforschen. Die Ernst-May-Gesellschaft veranstaltet ein Radwanderung.<br />
Sie führt zunächst durch den Ostpark, wo 1929 nach Plänen von Max Cetto am<br />
Ufer des Weihers eine Unterstandshalle mit Trinkbrunnenanlage und Kinderspielplatz angelegt<br />
wurden. Entlang der Schrebergärten „Am Bornheimer Hang“ und an der Freiflächenschule<br />
von Ernst May (heute Hallgartenschule) vorbei wird der Huthpark erreicht.<br />
Ziel ist schließlich der Lohrberg, wo sich die letzte Weinbaufläche der Stadt befindet. Die 1919<br />
von Gartenbaudirektor Heicke begonnene Planung eines Volksparks wurde 1924-30 von Max<br />
Bromme mit der Anlage des Aussichtsrondells, einer Kriegergedächtni<br />
sstätte und eines Kindererholungsgartens vollendet. Im „MainÄppelhaus Lohrberg“ wird für<br />
die Radler frischer Apfelmost gekeltert, dazu gibt es Handkäs' und Brezeln.<br />
Treffpunkt für die geführte Radwanderung der Ernst-May-Gesellschaft ist morgen, 7. Oktober,<br />
um 14.30 Uhr an der S-Bahn-Haltestelle Frankfurt Ost (Ostbahnhof). Von den Teilnehmern wird<br />
eine Spende erwartet. Bericht: fnp<br />
Frankfurter Neue Presse, Freitag, 6. Oktober 2006<br />
Der Grüngürtel des Ernst May<br />
Als Ernst May Stadtbaurat war (1925 bis 1930), wurden Parks des Adels zu Erholungsflächen für<br />
die Bürger. Spiel- und Sportplätze wurden angelegt, Schulgärten und die erste Freiflächenschule<br />
(Hallgartenschule) gebaut. Durch diese Parklandschaft führt eine Radtour der Ernst-<br />
May-Gesellschaft. Treffpunkt am Samstag ist um 14.30 Uhr am Ostbahnhof. Die Tour dauert bis<br />
17 Uhr. Bericht: tjs<br />
Frankfurter Rundschau, Montag, 28. August 2006<br />
Wohnungen mit Geschichte<br />
Die von entworfene Ernst May entworfene Siedlung Westhausen lockt Besucher an / Architekten<br />
kritisieren Bauveränderungen<br />
Trotz strömenden Regens kamen am Samstag zahlreiche Besucher zu einer Führung der Ernst-<br />
May-Gesellschaft durch die Siedlung Westhausen. Stadtplaner Axel Huth und Denkmalpfleger<br />
Stefan Timpe erklärten das historische Konzept – und was von ihm geblieben ist.<br />
Bildunterschrift: Im Nationalsozialismus waren die May-Häuser Widerstandszellen: Axel Huth<br />
(ganz rechts) kennt sich aus. Bericht: Philipp Schläger<br />
Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 22. August 2006<br />
Auf den Spuren von Ernst May<br />
Frankfurter Neue Presse, Samstag, 19. August 2006<br />
May-Haus besser ausschildern<br />
DENKmal, Sonntag, 10. September 2006<br />
Bericht: Sören Rabe<br />
43
Zeitung zum „Tag des offenen Denkmals“ in Hessen, S. 5-6<br />
Die Grünanlagen in der Römerstadt<br />
Ein Hausgarten des „Neuen Frankfurts“<br />
Bildunterschrift: Vorgärten in der Römerstadt Bericht und Foto: Eckhard Herrel<br />
Frankfurter Neue Presse, Samstag, 29. Juli 2006<br />
Schwarz: Von May können wir lernen<br />
Römerstadt. Vom Wirken Ernst Mays können Stadtplaner und Investoren nach Ansicht von<br />
Planungsdezernent Edwin Schwarz (CDU) heute noch lernen. „Ich will nicht sagen, dass er<br />
mein Vorbild ist, aber ich bemühe mich, wieder für mehr Qualität im Wohnungsbau zu sorgen“,<br />
sagte der Stadtrat bei einer Feier zum 120. Geburtstags seines großen Vorgängers im<br />
Garten des Ernst-May-Hauses in der Römerstadt. Beeindruckend sei, dass May innerhalb von<br />
nur fünf Jahren 15 000 Wohnungen in Frankfurt gebaut habe. „Das schaffe ich nie.“ Allein für<br />
das größte Frankfurter Baugebiet, den Riedberg mit 5500 Wohnungen, werden eine Bauzeit<br />
von zehn Jahren veranschlagt. In den 20er Jahren seien die Planungsprozesse nicht so langwierig<br />
gewesen wie heute. Aber an der Geschwindigkeit des Siedlungsbaus zeige sich auch<br />
das Durchsetzungsvermögen Mays.<br />
Eckhard Herrel, Vorsitzender der Ernst-May-Gesellschaft, zeigte sich erfreut darüber, dass die<br />
Stadt auf Initiative des Ortsbeirates in der Straße „In der Römerstadt“ ein Hinweisschild auf das<br />
Ernst-May-Haus aufgestellt habe. Jetzt fehle nur noch eine Tafel an der U-Bahn-Station.<br />
Er wies darauf hin, dass andere Städte wie Stuttgart oder Berlin bei der Pflege ihrer Siedlungen<br />
aus den 20er Jahren weiter seien als Frankfurt. „Es würde der Römerstadt und natürlich auch<br />
den anderen Siedlungen gut anstehen, wenn sie ein gepflegtes und einheitliches Bild vermitteln<br />
würden“, so Herrel. Skeptisch äußerte er sich zu Plänen, die Fassaden mit einer dicken<br />
Wärmeschutz-Schicht zu versehen. Dadurch würde das ursprüngliche Erscheinungsbild beeinträchtigt.<br />
Bericht: Günter Murr<br />
Frankfurter Rundschau, Samstag, 29. Juli 2006<br />
Ernst Mays Villa Kunterbunt<br />
Denkmalpfleger finden Spuren von gelben Wänden, orangefarbenen Türen und der blaugrünen<br />
Küche im Burgfeld<br />
Bildunterschrift: So soll es wieder werden: Besucher des Gartenfestes bei der Betrachtung des<br />
historischen Grundrisses nach den Entwürfen des Architekten und Stadtplaners Ernst May.<br />
Bericht: Philipp Schläger<br />
Frankfurter Neue Presse, Samstag, 29. Juli 2006<br />
Die EZB droht der Stadt mit Stopp des Neubaus<br />
Denkmalschutz bei Großmarkthalle<br />
(...) Wie berichtet, will die EZB die Anbauten aus wirtschaftlichen und sicherheitstechnischen<br />
Gründen abreißen. Dagegen hat sich unter anderem die Ernst-May-Gesellschaft ausgesprochen,<br />
die sich dem Erbe der Architektur der 20er Jahre verpflichtet fühlt. „Aus unserer Sicht<br />
kommt der geplante Abriss der Annex-Bauten einer Amputation wesentlicher Gliedmaßen<br />
des Baukörpers gleich“, sagte Eckhard Herrel, der Vorsitzende der Ernst-May-Gesellschaft. Er<br />
appellierte an Schwarz, die Entscheidung noch einmal zu überdenken. „Es würde ja auch<br />
niemand auf die Idee kommen, aus Sicherheitsgründen wesentliche Teile des Frankfurter<br />
Doms abzureißen.“ Ulrike May, Vorstandsmitglied der Gesellschaft, warf der Stadt vor, sich<br />
erpressen zu lassen. „Die EZB interessiert sich gar nicht für die Großmarkthalle“, sagte sie am<br />
Rande der Geburtstagsfeier im Ernst-May-Haus. Bericht: Günter Murr<br />
Hessischer Rundfunk 2, Kultur, Donnerstag, 27. Juli 2006<br />
120. Geburtstag von Ernst May<br />
Interview mit Eckhard Herrel, <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong>.<br />
Beitrag von Melanie Barrenstein im hr2-Mikado, Moderator: Eckhard Roselke<br />
44
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 27. Juli 2006<br />
Es war ein langes Tauziehen<br />
Es war ein langes Tauziehen, bis die Pläne für ein Ernst-May-Museum konkrete Formen annahmen.<br />
Im Frühjahr 2005 übernahm die Ernst-May-Gesellschaft das Reihenhaus Im Burgfeld<br />
136 in der Römerstadt. Es soll in den Original-Zustand von 1928 versetzt und zu einem „Musterhaus<br />
des neuen Bauens“ werden.<br />
In den vergangenen Monaten hat sich einiges getan. Die denkmalpflegerischen Voruntersuchungen<br />
sind abgeschlossen und haben zum Teil überraschende Ergebnisse gebracht: „Das<br />
Treppenhaus war ausgesprochen farbig“, sagte Eckhard Herrel, Vorstandsvorsitzender der<br />
Ernst-May-Gesellschaft. Die Wand war zitronengelb, die Kellertür orange, der Handlauf<br />
schwarz. So soll’s auch wieder werden. Die übrigen Räume waren nicht so bunt gestrichen:<br />
Wände und Decken beige, Türen grau.<br />
Besonders schwierig war es, die Original-Farbe der Frankfurter Küche festzustellen, die derzeit<br />
restauriert wird. Drei Labors seien mit Gutachten beauftragt worden, berichtete Herrel. Die<br />
Befunde sprachen schließlich für BlauGrün. Im Herbst soll die Küche eingebaut werden. Bis<br />
dahin wird auch ein Original-Herd aus vier „Ruinen“ rekonstruiert sein. Allein die Wiederherstellung<br />
der Küche kostet laut Herrel 20 000 Euro. Auch für die übrigen Arbeiten entstehen hohe<br />
Kosten, die der Verein nicht aus eigener Kraft stemmen kann. „Wir suchen dringend Sponsoren.“<br />
Hilfe kommt jetzt vom Grünflächenamt. Auszubildende werden in den nächsten Wochen den<br />
Garten roden, der nach den Originalplänen neu bepflanzt werden soll. Für die Pflanzen hat<br />
der Verein allerdings kein Geld. „Da könnte uns doch die ABG Holding als Eigentümerin des<br />
Hauses unterstützen“, findet Herrel. Ohnehin ist er über den städtischen Wohnungsbaukonzern<br />
etwas enttäuscht. Entgegen der Ankündigung im vergangenen Jahr sei die ABG Holding<br />
dem Verein immer noch nicht als Fördermitglied beigetreten.<br />
Der 120. Geburtstag von Ernst May wird heute von 17 bis 21 Uhr im Garten des Hauses Im<br />
Burgfeld 136 in der Römerstadt gefeiert. Bericht: Günter Murr<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 27. Juli 2006<br />
So hat er Frankfurt verändert<br />
Kaum ein anderer Stadtplaner hat Frankfurt so geprägt wie er: Ernst May war als Stadtbaurat<br />
zwischen 1925 und 1930 für den Bau der Siedlungen verantwortlich, die als das „Neue Frankfurt“<br />
berühmt wurden. Heute wäre der gebürtige Sachsenhäuser 120 Jahre alt geworden. Um<br />
das Erbe des revolutionären Architekten ist es zum Teil nicht sehr gut bestellt.<br />
Die Wohnungsnot war groß, als May 1925 von Oberbürgermeister Ludwig Landmann zurück in<br />
seine Geburtsstadt geholt wurde. Ein großer Teil der Bevölkerung lebte auf engem Raum in<br />
dicht bebauten Stadtteilen. Der Stadtplaner initiierte trotz schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen<br />
ein gewaltiges Programm, Frankfurt wurde zum Zentrum fortschrittlicher Architektur.<br />
Innerhalb von fünf Jahren gab es für zehn Prozent der Frankfurter Bevölkerung neue Wohnungen,<br />
die von Licht, Luft und Gärten geprägt waren. Die Preise wurden durch den Einsatz von<br />
Fertigteilen gering gehalten. Dahinter steckte auch ein sozialreformerischer Ansatz: Breite<br />
Schichten der Bevölkerung sollten sich eine moderne Wohnung leisten können.<br />
May verließ Frankfurt 1930, ging in die Sowjetunion und nach Afrika. Nach dem Krieg arbeitete<br />
er zwar von 1953 an wieder in Deutschland, doch nie mehr in Frankfurt. Er starb 1970 in<br />
Hamburg und ist auf dem Frankfurter Hauptfriedhof begraben.<br />
Und was ist mit den Zeugnissen seines Wirkens? „Immer weniger May-Bauten sind im Original-<br />
Zustand erhalten“, klagt Eckhard Herrel, Vorstandsvorsitzender der vor dreieinhalb Jahren<br />
45
gegründeten Ernst-May-Gesellschaft, die sich um das Erbe des großen Architekten kümmert.<br />
Dazu zählt Herrel nicht nur die zahlreichen Siedlungen, sondern auch die nach Plänen von<br />
Mays Mitarbeiter Martin Elsaesser errichtete Großmarkthalle. Die Ernst-May-Gesellschaft setzt<br />
sich deshalb dafür ein, dass der Charakter des monumentalen Bauwerks durch den Neubau<br />
der EZB nicht zerstört wird.<br />
Den Zustand der May-Siedlungen sieht Herrel mit „gemischten Gefühlen“. Immerhin seien in<br />
den vergangenen Jahren einige Fortschritte erzielt worden. „Die ABG Holding hat sich bemüht,<br />
das Erscheinungsbild der Häuser in der Römerstadt zu verbessern.“ Auch das so genannte<br />
Zickzackhausen in Niederrad mache mittlerweile einen ganz guten Eindruck. In anderen<br />
Siedlungen aber, zum Beispiel in Westhausen, gebe es noch einiges zu tun.<br />
Traurig stimmt Herrel, wie die Wohnungen im Inneren saniert werden. „Die werden leider<br />
komplett entkernt. Von der Aura des Neuen Frankfurts bleibt nichts mehr übrig.“ Selbst die<br />
praktischen Original-Einbauschränke würden herausgerissen. Er habe nichts gegen eine<br />
grundlegende Sanierung, „aber es muss ja nicht immer alles dem Zeitgeist angepasst werden“.<br />
Es gebe durchaus Mieter, die es schätzen würden, im Ambiente der 20er Jahre zu wohnen,<br />
zeigt sich Herrel überzeugt. „Das ist aber ein Gedanke, der bei den Wohnungsbau<strong>gesellschaft</strong>en<br />
noch nicht in den Köpfen verankert ist.“ Bericht: Günther Murr<br />
Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 27. Juli 2006<br />
Feier zu Ehren Ernst Mays<br />
Befunde zum „Musterhaus“ Bericht: ILI<br />
Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 28. Juni 2006<br />
Kampf um Großmarkthalle: SPD gegen Abriss<br />
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 28. Juni 2006<br />
Ein europäisches Baudenkmal<br />
Bericht: Jürgen Göpfert<br />
Frankfurt. Die Ernst-May-Gesellschaft hat die Bedeutung der Großmarkthalle als „herausragendes<br />
europäisches Baudenkmal von internationalem Rang“ unterstrichen und vor Veränderungen<br />
an dem Gebäude gewarnt. Mit der Zustimmung zum Abriss der beeindruckenden<br />
Stahl-Glaskonstruktionen über den Gleisanlagen und dem Abriss der Importhalle sei das<br />
Denkmalamt der Stadt und der Europäischen Zentralbank (EZB) bereits sehr weit entgegengekommen,<br />
erklärte die Ernst-May-Gesellschaft. Bei den mittlerweile erkennbaren weiteren<br />
„Veränderungswünschen“ stelle sich die Frage, ob der verbleibende Torso überhaupt noch<br />
eine Existenzberechtigung hätte. „Es wäre unverzeihlich“, heißt es in der Erklärung, die Großmarkthalle,<br />
die sich in ihrer rund achtzigjährigen Geschichte als überragendes Baudenkmal<br />
etabliert habe, zugunsten eines Neubaus der EZB zu opfern, „dessen dekonstruktivistische Architektur<br />
bei seiner Fertigstellung möglicherweise als Beispiel einer gerade überlebten Stilepoche<br />
bedauert werden wird“.<br />
Die May-Gesellschaft erinnert daran, dass Frankfurt Mitte der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts<br />
„vom Geist der Moderne geprägt“ gewesen sei. Die Aufbruchstimmung nach dem Ende<br />
der Inflation habe der damalige Oberbürgermeister Ludwig Landmann genutzt, um zukunftsorientierte<br />
Projekte zu entwickeln, die als „Das neue Frankfurt“ in die Geschichtsbücher<br />
eingingen. Mit Ernst May als Baustadtrat habe er „einen genialen Organisator“ für die Entwicklung<br />
Frankfurts zu einer modernen Metropole mit Wohnsiedlungen am Stadtrand und<br />
dem Stadtkern als Dienstleistungszentrum gewonnen. Landmann habe mit der Großmarkthalle<br />
in mehrfacher Hinsicht seine zukunftweisenden politischen Intentionen verwirklicht. Einerseits<br />
diente diese der Standortsicherung, also dem Ausbau Frankfurts als Handelszentrum. Die Stadt<br />
sei für den Import von Südfrüchten als Verteilerzentrum für den norddeutschen Raum etabliert<br />
worden. Andererseits habe der Großmarkt als Umschlagplatz für die stadtnahen Erzeuger<br />
gedient. Bei dem für das „Neue Frankfurt“ bedeutendsten kommunalen Gebäudeensemble<br />
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sei zum ersten Mal eine Stahlbeton-Schalenkonstruktion mit einer bis dahin noch nie erreichten<br />
Spannweite von 50 Metern realisiert worden. Bericht fnp<br />
Frankfurter Neue Presse, Freitag, 23. Juni 2006<br />
May-Haus wird besichtigt<br />
Frankfurt. Auf den Spuren des Neuen Frankfurts begibt sich die Ernst-May-Gesellschaft. Bei<br />
einem Rundgang durch die von Ernst May entworfene Römerstadt steht die Besichtigung des<br />
Musterhauses auf dem Programm. Begleitet wird die Tour von Helen Barr und der Architektin<br />
Margarethe Rhode-Miske. Treffpunkt ist am Samstag, 24. Juni, um 14.30 Uhr am May-Haus, Im<br />
Burgfeld 136.<br />
Planen und Bauen, Ausgabe 25, S. 22, Donnerstag, 25. Mai 2006<br />
Ein Musterhaus für Ernst May<br />
Verein restauriert in der Römerstadt<br />
Bildunterschriften: Restauratorinnen Radka Procházková und Kerstin Frostmmit historischem<br />
Spülbecken. Außenansicht in der Siedlung Römerstadt. Bericht und Fotos: Hermann Wygoda<br />
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 03. Mai 2006<br />
Die wilden 20er & ihre Fotografin<br />
Frankfurt. Die Aufbruchstimmung nach dem Zweiten Weltkrieg im Frankfurt der Bombenruinen<br />
setzte unglaubliche Kräfte frei. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg war Vergleichbares zu beobachten.<br />
Doch die Ergebnisse könnten unterschiedlicher kaum sein. Ist das Frankfurt der 50er<br />
Jahre wahrlich kein architektonisches Ruhmesblatt, so schmückt sich die Kommune noch<br />
heute mit so manchem Erbe aus den wilden 20ern. Die unterschiedliche Qualität, die der<br />
Aufbruch nach den Kriegen zum Ergebnis hatte, lässt sich an Personen festmachen. Jan Gerchow,<br />
Direktor des Historischen Museums, kennt die Protagonisten: „Gefördert von Oberbürgermeister<br />
Ludwig Landmann, scharte der Stadtbaurat Ernst May eine Gruppe von jungen<br />
Architekten, Städteplanern und Künstlern um sich. Es ging ihnen um eine Neudefinition der<br />
Stadt, um neue Wohnkulturen und um neue ästhetische Prinzipien.“<br />
Gerchow sagte dies bei der Eröffnung einer neuen Fotoausstellung in seinem Hause. Bis zum<br />
16. Juni sind die faszinierenden Schwarzweiß-Bilder – vorwiegend entstanden im Frankfurt der<br />
20er und 30er Jahre – im Museum am Römerberg zu sehen. Der Direktor erwähnte die Gruppe<br />
um den nach wie vor ungemein populären Ernst May aus einem bestimmten Grund: „Zu dieser<br />
Gruppe zählte die aus Paderborn stammende Ella Bergmann. Sie kam nach einem Studium<br />
der freien Kunst in Weimar und der Heirat mit dem Künstler Robert Michel im Oktober 1920<br />
in den Taunus.“ Avantgardekünstlerin Ella Bergmann-Michel und ihr ebenso umfangreiches<br />
wie ungewöhnliches fotografisches und filmisches Werk stehen im Zentrum der Ausstellung mit<br />
dem Untertitel „Fotografien, Filme, Freundinnen“. Die 1895 als Tochter einer bürgerlichen Familie<br />
geborene Fotografin trat 1926 dem „Bund Das neue Frankfurt“ bei und „wurde zu einer<br />
der wichtigsten Fotografinnen der sozialen Siedlungs- und Wohnungsprojekte der neuen Städteplaner<br />
um Ernst May“ (Gerchow). 1920, kurz nach der Geburt von Sohn Hans, zog die junge<br />
Familie in die Schmelzmühle in Eppstein-Vockenhausen. Dort lebte die vielseitig begabte<br />
Künstlerin bis zu Ihrem Tod am 8. August 1971. Die Schmelzmühle entwickelte sich in den 20er<br />
Jahren zum Künstlertreffpunkt.<br />
Die Schau wird begleitet von einer heute beginnenden achteiligen Vortrags- und Filmreihe<br />
(„Foto und Film im Neuen Frankfurt“). Diese wird vom Historischen Museum gemeinsam mit<br />
dem Deutschen Filmmuseum, dem Arbeitskreis Fotografie im Hessischen Museumsverband<br />
und der Ernst-May-Gesellschaft veranstaltet. Bericht: Jürgen Walburg<br />
Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 28. März 2006<br />
Wärmeschutz entstellt Fassade<br />
47
Ernst-May-Gesellschaft kritisiert Sanierungsplan der ABG Holding in der Römerstadt<br />
Bericht: Frank Dussmann<br />
Frankfurter Neue Presse, Montag, 20. März 2006<br />
Die Visionen des Ernst May<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 16. März 2006<br />
Ernst May im Riederwald<br />
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 15. März 2006<br />
Geschichte des Riederwalds<br />
Frankfurter Neue Presse, Montag, 11. März 2006<br />
Neues Frankfurt: Seminar auf den Spuren Ernst Mays<br />
Bericht: jul<br />
Bericht:tjs<br />
Hessischer Rundfunk 2, Kultur, Montag, 23. Januar 2006<br />
Bericht über Restaurierungsarbeiten im Ernst-May-Haus<br />
Interview mit Eckhard Herrel und Natalie Heger, <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong>. Redaktion: Ulrike Höller<br />
Frankfurter Neue Presse, Freitag, 18. November 2005<br />
Wie die May-Siedlung eine Zukunft hat<br />
Bildunterschrift: Gerd Kuhn, Universität Stuttgart, und Eckhard Herrel, Vorsitzender der Ernst-<br />
May-Gesellschaft, eröffneten die Ausstellung. Bericht: Sören Rabe<br />
Frankfurter Rundschau, Freitag, 18. November 2005<br />
Studenten zeigen Vorschläge zur May-Siedlung<br />
Ausstellung „MAY DAY“ in der Römerstadt zur Weiterentwicklung der alten Wohnungen / Mehr<br />
altengerechtes Wohnen<br />
Bildunterschrift: In der Ausstellung „May Day“ werden Entwürfe für eine Umgestaltung der<br />
Ernst-May-Siedlung in der Römerstadt gezeigt. Architekt Dietrich Pressel betrachtet ein Modell.<br />
Bericht: Philipp Schläger<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 17. November 2005<br />
Wie es sich im Museum leben lässt<br />
Bildunterschriften: Manche Hauseigentümer in der Siedlung Praunheim (im Bild der vordere<br />
Teil des Damaschkeangers) haben Sinn für eine gelungene Sanierung. An anderen Häusern<br />
dagegen ist von der ursprünglichen Gestaltungsidee Ernst Mays nicht mehr viel zu erkennen.<br />
„Ich habe nichts gegen Vielfalt“, meint der Stadtplaner Dietrich Wilhelm Dreysse. „Aber sie<br />
muss koordiniert werden.“ In anderen Städten wurde für die Siedlungen eine Gestaltungssatzung<br />
erlassen. Kleines Foto: Ernst-May (rechts) und der Sozialreformer Adolf Damaschke 1927<br />
beim Besuch der Praunheimer Siedlung. Bericht: Günter Murr<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Freitag, 11. November 2005<br />
Jubiläum einer Oase<br />
Ernst-Mays Schulgebäude am Bornheimer Hang wird 75 Jahre alt<br />
Bildunterschrift: Erhellend: Das lichtdurchflutete Treppenhaus der Hallgartenschule ist ein Musterbeispiel<br />
für Ernst Mays Architektur. Bericht: wgnd<br />
Frankfurter Rundschau, Freitag, 11. November 2005<br />
Licht Luft und Sonne seit 75 Jahren<br />
Ernst May entwarf 1930 ein großzügiges Gebäude für Schüler / Festvorträge zum Jubiläum in<br />
der Hallgartenschule<br />
48
Die Hallgartenschule feiert heute den 75. Geburtstag ihres Schulgebäudes. Eine Schule in der<br />
Natur“ entwarf der damalige Frankfurter Stadtbaurat Ernst May. So ist sie bis heute geblieben.<br />
Bildunterschrift: Die Bäume nahe an den Klassenzimmern. Ernst May entwarf vor 75 Jahren die<br />
heutige Hallgartenschule Bericht: Sandra Busch<br />
architektur magazin, Nr. 1, 21. Oktober 2005, S. 70-71<br />
Ein Blick zurück: Wohnraum in Trabantenstädten des frühen<br />
20. Jahrhunderts Autorin: Sonja Lehnert MA<br />
Frankfurter Rundschau, Dienstag, 5. Oktober 2005<br />
Ernst Mays städtische und soziale Utopie erfahrbar machen<br />
Die Ernst-May-Gesellschaft bietet Rundgänge, Vorträge und Museumsprojekte rund um das<br />
Architektur-Prospekt „Neues Frankfurt“<br />
Seit drei Jahren kümmert sich die Ernst-May-Gesellschaft um die Bewahrung und Dokumentation<br />
der architektonischen Hinterlassenschaft des Frankfurter Stadtplaners<br />
Bildunterschrift: Trotz des Regens Begeisterung für Ernst Mays Vision eines intakten Wohnumfeldes<br />
mit viel Grün herum: Die Teilnehmer am Rundgang durch die Maysiedlung in Bornheim<br />
Bericht: Brendan Berk<br />
DENKmal, Sonntag, 11. September 2006<br />
Zeitung zum „Tag des offenen Denkmals“ in Hessen, S. 10<br />
Reihenhaus in der Römerstadt<br />
Bildunterschrift: Frankfurt-Hedderneim, Reihenhaus Foto: Eckhard Herrel<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 11. August 2005<br />
SPD auf den Spuren von Ernst May Bericht: Günter Murr<br />
Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 11. August 2005<br />
Mays Häuser sehr begehrt<br />
SPD tourt durch Siedlungen / Höhere Mieten als Zankapfel Bericht: Johanna Wolff<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 28. Juli 2005<br />
Auf Spurensuche im Ernst-May-Haus<br />
Verein stellt erste Ergebnisse vor<br />
Bildunterschriften: Eckhard Herrel deutet auf die winzigen Reste der ursprünglichen Bauhaus-<br />
Tapete. Damit kann das Zimmer wieder in den Originalzustand versetzt werden. Beim Gartenfest<br />
zum 119. Geburtstag Ernst Mays gab es noch etwas zu feiern. Mit Gerhard Kurtz (kleines<br />
Foto) ist das 100. Mitglied in die Ernst-May-Gesellschaft eingetreten, Der ausgebildete Fotograf<br />
hat das komplette Haus vor Beginn der restauratorischen Untersuchungen in dem Zustand<br />
dokumentiert, in dem es übernommen wurde. Die Arbeit machte ihm soviel Spaß, dass<br />
er spontan in die Ernst-May-Gesellschaft eintrat. Bericht: Sören Rabe<br />
Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 26. Juli 2005<br />
Neues May-Museum lädt zum Gartenfest<br />
Denkmalpflege & Kulturgeschichte, , Heft 2-2005, S. 42<br />
Herausgegeben vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen<br />
Ein Haus für Ernst May und das „Neue Frankfurt“ in der Römerstadt<br />
(siehe PDF-Datei unter www.<strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong>.de) Autor: Eckhard Herrel<br />
Monumente, Nr.5/6, Juni 2005<br />
Magazin für Denkmalkultur in Deutschland<br />
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<strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-haus in der Frankfurter Römerstadt<br />
Bildunterschriften : 1. Von und für Ernst May: ein Siedlungshaus als Ausstellungsort. 2. Der Ordnung<br />
halber: Die Frankfurter Küche wird Exponat im Musterhaus. Bericht: Bettina Vaupel<br />
Frankfurter Rundschau, Dienstag, 22. März 2005<br />
Landschaft und Bebauung verflochten<br />
Das „Neue Frankfurt“ der 20er und 30er Jahre steckt voller Ideen, wie ein Spaziergang zeigt<br />
Etwa hundert Teilnehmer erkundeten beim „Spaziergang durch die Römerstadt“ der Ernst-<br />
May-Gesellschaft und der Projektgruppe GrünGürtel die einst avantgardistischen Grünflächen<br />
im „Neuen Frankfurt“.<br />
Bildunterschrift: Ein aufmerksames Publikum erfährt, dass mit der Römerstadt früher architektonisches<br />
Neuland betreten wurde. Bericht: Markus Bulgrin<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 17. März 2005<br />
Hier zieht Ernst May ein<br />
Reihenhaus im Burgfeld soll wieder in den Originalzustand versetzt werden.<br />
Bildunterschrift (großes Foto): Frank Junker überreichte Ulrike May und Eckhard Herrel die<br />
Schlüssel für das Haus, in dem noch eine Frankfurter Küche ist (kleines Foto). Bericht: Sören Rabe<br />
Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 17. März 2005<br />
Die Ernst-May-Gesellschaft bekommt ein Haus<br />
Gebäude des Frankfurter Architekten ist fast im Originalzustand von 1928 / Restaurierung beginnt<br />
im nächsten Jahr<br />
Für die Ernst-May-Gesellschaft wird ein Traum wahr: Mit der Liegenschaft im Burgfeld 136 ist<br />
ein Haus gefunden, das sich als Museum eignet. Die ABG Frankfurt Holding überlässt es dem<br />
Verein zum günstigen Mietpreis. Gestern war Schlüsselübergabe.<br />
Bildunterschrift: Frank Junker von der ABG übergab Ulrike May und Eckhard Herrel den symbolischen<br />
Schlüssel. Bericht: Sabine Kratz<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Mittwoch, 16. März 2005<br />
Ein Haus für Ernst May<br />
Mietvertrag für Quartier in der Römerstadt perfekt Bericht: Ulrich Adolphs<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 10. März 2005<br />
May-Museum: Haus gefunden<br />
Die lange Suche nach einer geeigneten Unterkunft für das künftige Ernst-May-Museum hat<br />
ein Ende. Gestern einigten sich die Ernst-May-Gesellschaft als zukünftige Betreiberin und die<br />
ABG Frankfurt Holding als Eigentümerin auf das Haus Im Burgfeld 136.<br />
Bericht: Sören Rabe<br />
Frankfurter Rundschau, Dienstag, 8. März 2005<br />
Die Wohnungen in der Heimatsiedlung waren einst der Hit<br />
Superausstattung mit Waschküchen, Zentralheizung und Einbauschränken lockte vor allem<br />
Intellektuelle<br />
Als eine „Stadt in der Stadt“ hatte Franz Roeckle Ende der zwanziger Jahre die Heimatsiedlung<br />
konzipiert. Um deren architektonische Besonderheit und den Wandel der Bevölkerungsstruktur<br />
ging es bei einem Rundgang der Ernst-May-Gesellschaft.<br />
Bildunterschrift: Ausflug ins Frankfurt der zwanziger Jahre: Anhand von historischen Fotos und<br />
Plänen veranschaulicht Architektin Brigitte Dippold-Theile die Geschichte der Heimatsiedlung.<br />
Bericht: Sabine Kratz<br />
Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 15. Februar 2005<br />
May-Gesellschaft kurz vor dem Ziel<br />
Die Anmietung eines „gut erhaltenen und ideal gelegenen Hauses“ in der Römerstadt steht<br />
kurz bevor. Bericht: Sören Rabe<br />
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Immobilien-Zeitung, Donnerstag, 28. Oktober 2004<br />
Ernst May-Museum in Frankfurt Bericht: Christoph von Schwanenflug<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Donnerstag, 7. Oktober 2004<br />
Bauen für den Fortschritt der Gesellschaft<br />
Frankfurt würdigt Ernst May Bericht: Ulrich Adolphs<br />
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Sonntag, 3. Oktober 2004<br />
Leute der Woche: Dietrich Pressel<br />
Häuslebauer, ist mit langem Atem ans Ziel gekommen. Die Beharrlichkeit der von Pressel geführten, privaten<br />
Ernst-May-Gesellschaft hat der Politik auf die Sprünge geholfen, so dass es nach jahrelangem Hin<br />
und Her nun ein Museum für den einstigen Baustadtrad in der von ihm entworfenen Römerstadt und ein<br />
Informationszentrum über das „Neue Frankfurt“ geben wird. Text: Ulrich Adolphs<br />
Frankfurter Rundschau, Samstag, 2. Oktober 2004<br />
Ernst-May-Museum kommt nach Praunheim<br />
ABG Frankfurt Holding lenkt nach jahrelangem Streit ein / „Reiseleiter fragen schon jetzt nach<br />
den Öffnungszeiten“<br />
Das geplante Ernst-May-Museum soll nun doch in einem Einfamilienhaus in der Römerstadt<br />
eingerichtet werden. Darauf haben sich die städtische Wohnungsbau<strong>gesellschaft</strong> ABG Frankfurt<br />
Holding und die Ernst-May-Gesellschaft nach jahrelangem Streit geeinigt<br />
Bericht: Anne Lemhöfer<br />
Frankfurter Neue Presse, Freitag, 1. Oktober 2004<br />
Die ABG stellt Reihenhäuschen in der Römerstadt zur Verfügung<br />
Das May-Museum kommt Bericht: Joachim Geiger / Sören Rabe<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Freitag, 1. Oktober 2004<br />
Frankfurt bekommt ein May-Museum<br />
Nach jahrelangem Streit: Römerstadthaus und Ladenlokal in Bornheim für Baustadtrad<br />
Bericht: Ulrich Adolphs<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Donnerstag, 30. September 2004<br />
Roth für May-Museum<br />
Leistungen angemessen würdigen“ / Vorgabe für Holding Bericht: Ulrich Adolphs<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Mittwoch, 29. September 2004<br />
Architektur Kommentar: Ulrich Adolphs<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dienstag, 28. September 2004<br />
Grüne: Holding muß nach May-Beschluß Handeln Bericht: Ulrich Adolphs<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Samstag, 25. September 2004<br />
SPD beharrt auf May-Museum<br />
Projekt in der Römerstadt soll vom Magistrat durchgesetzt werden Bericht: Ulrich Adolphs<br />
Frankfurter Neue Presse, Samstag, 25. September 2004<br />
SPD besteht auf Museum für Ernst May Bericht: Joachim Geiger<br />
Frankfurter Rundschau, Dienstag, 21. September 2004<br />
Museum ungewiss<br />
Diskussion um Ernst May Bericht: Sabine Kratz<br />
51
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Dienstag, 21. September 2004<br />
Frankfurt tut sich mit dem May-Erbe schwer<br />
Die Hängepartie geht weiter: Wohnungsholding bietet Ladenlokal in Bornheim als Museum an<br />
Bericht: Ulrich Adolphs<br />
Frankfurter Rundschau, Montag, 20. September 2004<br />
May-Museum soll in die Römerstadt<br />
Ernst-May-Gesellschaft streitet mit Eigentümer über Standort / ABG: Häuser sind zum Wohnen<br />
sehr begehrt<br />
Ob und wann die Ernst-May-Gesellschaft ein Ernst-May-Museum in der Römerstadt einrichten<br />
kann, bleibt unklar. Zwar votieren die Stadtverordneten für ein Museum, die ABG Holding als<br />
Wohnungseigentümer hat jedoch andere Vorstellungen. Bericht: Sabine Kratz<br />
Frankfurter Neue Presse, Montag, 13. September 2004<br />
Vor 75 Jahren stellte der geniale Planer die heute denkmalgeschützte Römerstadt fertig<br />
Der letzte Schrei hieß Ernst May Bericht: Andreas Haupt<br />
Frankfurter Rundschau, Montag, 13. September 2004<br />
Kuchen aus der Frankfurter Küche<br />
Bewohner der Römerstadt feinern das 75-jährige Bestehen ihrer Siedlung<br />
Bericht: Björn Hadem<br />
Frankfurter Rundschau, Samstag, 11. September 2004<br />
Römerstädter feiern Jubiläum ihrer Siedlung<br />
Interessengemeinschaft schaut auf die Entstehungszeit des denkmalgeschützten Viertels<br />
Bericht: Sabine Kratz<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 9. September 2004<br />
Vom Wohnen im Museum – So feiert die Römerstadt ihren<br />
75. Geburtstag Bericht: Oscar Unger/Joachim Geiger<br />
Frankfurter Neue Presse, Montag, 19. Juli 2004<br />
Grüne optimistisch: May Museum kommt<br />
Bericht: fnp<br />
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 23. Juni 2004<br />
Ernst May im Film Bericht: tjs<br />
Frankfurter Rundschau, Dienstag, 1. Juni 2004<br />
Museum für Ernst May<br />
Gesellschaft sucht Haus<br />
Frankfurter Neue Presse, Samstag, 29. Mai 2004<br />
Gespräche über May-Museum verschoben Bericht: Sören Rabe<br />
Frankfurter Rundschau, Samstag, 29. Mai 2004<br />
Ernst-May-Gesellschaft fordert Museum<br />
In der Siedlung Römerstadt soll eine Dauerausstellung eingerichtet werden, doch es fehlt der<br />
nötige Platz Bericht: Sabine Kratz<br />
Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 25. Mai 2004<br />
Verein verhandelt wieder mit der ABG<br />
52
Neuer Anlauf für Ernst May Museum Bericht: Günter Murr<br />
Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 9. März 2004<br />
Auf Ernst Mays Spuren<br />
Architektonisch herausragende Bauwerke in der Stadt sind die Ziele zweier Führungen, zu<br />
denen die Ernst-May-Gesellschaft einlädt Bericht: ing<br />
Frankfurter Rundschau, Samstag, 28. Februar 2004<br />
Die Erfindung der Einbauküche<br />
In der „Frankfurter Küche“ der Architektin Schütte-Lihotzky machte das Kochen Spaß<br />
Die „Frankfurter Küche“ gehört zu den berühmtesten Inneneinrichtungen des „Neuen Bauens“<br />
in der zweiten Hälfte der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Bekannt wurde sie<br />
als „Mutter der Einbauküche“ erstmals für den sozialen Wohnungsbau in Frankfurt von der<br />
Architektin Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000) entwickelt. Bericht Franka Hartenfeller<br />
Seniorenzeitschrift Stadt Frankfurt am Main, Heft 1/2004<br />
Funktional statt Repräsentativ: Die Siedlungen Ernst Mays<br />
Bericht: Otto Schembs<br />
Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 30. Dezember 2003<br />
Westhausen: Vor 75 Jahren entstand eine neue Siedlung<br />
Bauwelt, Heft 37/2003, Montag, 3. Oktober 2003, S. 3<br />
Frankfurt am Main: Ernst May Museum Bericht: Enrico Santifaller<br />
Alsfelder Allgemeine Zeitung, Samstag, 20. September 2003<br />
An den Musterhäusern nagt der Zahn der Zeit<br />
Alte Siedlung „Neues Frankfurt“ trifft heute auf Widerstand /<br />
Verein will Erbe des Architekten Ernst May erhalten Bericht: Sandra Trauner<br />
Giessener Allgemeine Zeitung, Samstag, 20. September 2003<br />
Licht und Luft für jeden Mieter<br />
75 Jahre „Neues Frankfurt“:<br />
Musterwohnungen stehen heute unter Denkmalschutz Bericht: Sandra Trauner<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Montag, 15. September 2003<br />
Ernst May und die Küche entpuppen sich als Magneten<br />
400 Besucher besichtigen ein Reihenhaus der Römerstadt Bericht: Ulrich Adolphs<br />
DENKmal, Sonntag, 14. September 2003<br />
Zeitung zum „Tag des offenen Denkmals“ in Hessen, S. 17<br />
75 Jahre Siedlung Römerstadt<br />
Ein Ernst-May-Museum im Reihenhaus<br />
Bildunterschriften: Kopfbau an der Hadrianstraße. Die Gartenfront entlang der Siedlungshäuser.<br />
Bericht und Fotos: Eckhard Herrel<br />
Merian-Heft „Frankfurt“, September 2003<br />
Siedlung Römerstadt<br />
„ ... Über die Einrichtung eines Museums in der Römerstadt wird diskutiert.“<br />
Hessischer Rundfunk 2, Unterwegs in Hessen, 2. August 2003, 11.45<br />
75 Jahre Römerstadt: Ein Museum für Ernst May<br />
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Interview mit Eckhard Herrel und Ulrike May Redaktion: Daniela Klein<br />
Wetterauer Zeitung, Freitag, 1. August 2003<br />
Kleinwohnungen mit modernem Standard<br />
Vor 75 Jahren zogen die ersten Mieter in die Siedlung Römerstadt /<br />
Ernst May setzte architektonische Maßstäbe Bericht: Sabine Hock<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 31. Juli 2003<br />
May-Gesellschaft sucht noch Mitstreiter<br />
Frankfurter Neue Presse, Montag, 28. Juli 2003<br />
Ernst-May-Gesellschaft durchstöbert zum<br />
117. Geburtstag des Frankfurter Stadtbaurats die Archive<br />
Die Erinnerungen des Tassilo Sittmann Bericht: Andreas Haupt<br />
hr hessen fernsehen, Bilderbogen, Sonntag, 13. Juli 2003, 21.00 Uhr<br />
Ein Museum für Ernst May und das Neue Frankfurt<br />
Interview mit Dietrich Presssel, Eckhard Herrel und Christian Schweitzer<br />
Redaktion: Silke Klose-Klatte<br />
Frankfurter Neue Presse, Freitag, 27. Juni 2003<br />
Für May-Museum fehlt das Geld<br />
Frankfurter Neue Presse, Freitag, 27. Juni 2003<br />
Auf die Stärken besinnen Bericht: Günter Murr<br />
Frankfurter Rundschau, Freitag, 27. Juni 2003<br />
Erbe im Großmaßstab<br />
Eine Initiative für ein Ernst-May-Museum in Frankfurt<br />
Da steht also diese Truppe japanischer Architekturstudenten in einer dieser schlichten Frankfurter<br />
Reihenhaussiedlungen, bestaunt funktionale Fertigbauten und begehrt Einlass in eine<br />
der Wohnungen zum Zwecke einer Innenraumbesichtigung. Seltsam, diese Japaner, denkt<br />
sich da der Frankfurter, sollen die mal schön zum Römer spazieren, das Goethehaus bewundern<br />
oder einen der neuen Bankentürme. Was gibt es in Praunheim, in Bornheim, in Westhausen<br />
denn schon groß zu sehen? Och, hätten die Japaner geantwortet, sofern man sie tatsächlich<br />
gefragt hätte, bloß eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler der frühen Moderne in<br />
Deutschland. Vermutlich hielten besagte Japaner das ihnen entgegen gebrachte Schulterzucken<br />
für eine höfliche Geste des Understatements. Es scheint eine Frankfurter Eigenheit zu<br />
sein, dass die Stadt mit ihren Pfunden nicht wuchert, ihnen mit Gleichgültigkeit begegnet, ob<br />
sie nun William Forsythe heißen und international renommierte Choreografen sind oder Ernst<br />
May und einer der bedeutendsten Architekten und Städteplaner des vergangenen Jahrhunderts.<br />
Zwischen 1925 und 1930 entwarf der damalige Frankfurter Baudezernent unter dem Schlagwort<br />
"Neues Frankfurt" eine der Trabantenstädte, die den deutschen Siedlungsbau revolutionierten.<br />
15 000 familiengerechte Wohnungen wurden in nur fünf Jahren gleichsam aus dem<br />
Boden gestampft. Die Siedlungen gibt es noch heute, sie werden bis heute bewohnt. Den<br />
Architekturfreund überkommt jedoch das kalte Grausen, beim Blick auf die verunstalteten<br />
Fassaden, an denen sich die Geschmäcker und Moden der vergangenen fünfzig Jahre aufs<br />
Scheußlichste Geltung verschafft haben.<br />
Längst ist das Problem der Erhaltung des kulturellen Erbes zwar von Fachleuten erkannt, doch<br />
daraus resultiert in Frankfurt noch lange kein Handeln. Um ihrer Fassungslosigkeit etwas entgegen<br />
zu setzen, gründeten Verantwortungsbewusste Anfang des Jahres die <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong><strong>gesellschaft</strong>,<br />
die das Ziel verfolgt, eines der Siedlungshäuser als Museum mit Wechselausstel-<br />
54
lungen zu errichten. Ein weiteres Gebäude soll als Stipendiatenwohnung diene - zum Beispiel<br />
für japanische Architekturstudenten.<br />
Zur Verbreitung dieser Vorhaben berief die Gesellschaft ein Symposium im Deutschen Architekturmuseum<br />
(DAM) ein, bei dem die historische und politische Situation der Bauzeit und<br />
Mays städtebauliche Konzepte plastisch erläutert wurden. Nachhaltig wurde die internationale<br />
Strahlkraft der May-Siedlungen beschworen, schließlich lasse sich in keiner anderen Stadt<br />
die Auflösung des traditionellen Blockbaus hin zur sozial verträglichen Zeilenbauweise besser<br />
nachvollziehen als in Frankfurt am Main. Anders als in Dessau (Meisterhäuser) oder Stuttgart<br />
(Weißenhofsiedlung) handelt es sich in Frankfurt nicht um Einzeldenkmäler sondern um ein<br />
real funktionierendes "Massenexperiment". Der von Ernst May aufgestellte Generalbebauungsplan<br />
sah statt der damals üblichen zusammenhanglosen Siedlungen ein mit Grünflächen<br />
kombiniertes System von Wohngebieten mit typisierten, nüchternen Häusern vor, die in Einzelzeilen<br />
(Römerstadt), Doppelzeilen (Praunheim), als Zickzackreihe (Niederrad) oder als Reihenhäuser<br />
zwischen Großbaublöcken (Bornheim) angeordnet sind.<br />
Die Einzigartigkeit des architektonischen Erbes scheint in den Köpfen der meisten Frankfurter<br />
Stadtverordneten nicht recht angekommen zu sein. Allerdings, so Christoph Mohr vom hessischen<br />
Landesamt für Denkmalpflege, stehen sie damit in einer langjährigen Tradition. Bereits<br />
seit ihrer Bauzeit habe es zahlreiche Vorbehalte gegen die May-Häuser gegeben, das Spektrum<br />
reichte von "Interesselosigkeit bis zu blankem Hass", vor allem während der Nazizeit. Nach<br />
1945 habe dann die Siedlungs<strong>gesellschaft</strong> die Bauten grob vernachlässigt. Sanierungen wurden<br />
nur punktuell vorgenommen, Details wurden unsachgemäß verändert, zwischen der<br />
Siedlungs<strong>gesellschaft</strong> und dem Denkmalschutzamt habe stets eine "frostige Atmosphäre" geherrscht.<br />
Auch das 1974 erlassene Hessische Denkmalschutzgesetz sei in erster Linie auf Gründerzeitbauten<br />
angewandt worden. Mit ornamentlosem Siedlungsbau ist offenbar bis heute<br />
kein Staat zu machen.<br />
Die derzeitigen Bewohner interessiert die Ästhetik von Briefkastenschlitzen und Fußabkratzern<br />
verständlicherweise nur am Rande. Es scheint, als sei nicht allein die Vernachlässigung der<br />
Architektur der Lebensqualität abträglich. Platzmangel, Lärm und das Fehlen ausreichender<br />
Parkmöglichkeiten wird von den Praunheimer Anwohnern bemängelt. Womöglich ist Mays<br />
städtebauliches Konzept nach 75 Jahren nicht mehr ganz zeitgemäß. Genauso notwendig<br />
wie ein Konzept für eine denkmalpflegerische Betreuung wären demnach eine Anpassung<br />
der Infrastruktur sowie architektonische Überarbeitungen. Doch vermutlich steht das im Widerspruch<br />
miteinander. Für die <strong>ernst</strong>-<strong>may</strong>-<strong>gesellschaft</strong> allein dürfte ein solcher Schuh jedenfalls<br />
entschieden zu groß sein. Für die verantwortlichen Stadtverordneten erst recht.<br />
Bericht: Sandra Danicke<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Freitag, 27. Juni 2003<br />
Der Erbauer des Neuen Frankfurt<br />
Ernst-May-Symposion im DAM Bericht: Konstanze Crüwell<br />
Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 26. Juni 2003<br />
May-Museum soll im nächsten Sommer öffnen<br />
Darmstädter Echo, Donnerstag, 26. Juni 2003<br />
Museum für May<br />
Rhein-Main.Net - Frankfurt, Mittwoch, 25. Juni 2003<br />
Frankfurter Architekt Ernst May soll Museum bekommen<br />
hessen fernsehen, Hessenschau, Dienstag, 20. Mai 2003,19.30 Uhr<br />
Ein Museum für Ernst May in der Frankfurter Siedlung Römerstadt<br />
Interview mit Dietrich Pressel, Christian Schweitzer und Eckhard Herrel<br />
Redaktion: Martina Launhardt<br />
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Frankfurter Neue Presse, Donnerstag, 24. April 2003<br />
Museum: Allein, es fehlt das Geld<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Samstag, 19. April 2003<br />
Dietrich Pressel führt Ernst-May-Gesellschaft<br />
Frankfurter Rundschau, Samstag, 5. April 2003<br />
Radtour: Auf Mays Spuren Bericht: Karin Hartmann<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Donnerstag, 3. April 2003<br />
„Ein Aushängeschild für Frankfurt“<br />
Ernst-May-Gesellschaft treibt Museums-Projekt voran / Symposion im Architekturmuseum<br />
Bericht Ulrich Adolphs<br />
Werkundzeit, Heft 1, April 2003<br />
Ernst-May-Gesellschaft<br />
Ernst-May-Museum und Stipendiatenhaus in Frankfurt Bericht: Dietrich Pressel<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Freitag, 7. März 2003<br />
Museumsarbeit im Magistrat Bericht: Ulrich Adolphs<br />
Museumsvisie, 27. jaargang, 2. maart 2003<br />
<strong>ernst</strong>-<strong>may</strong> museum in woonhuis<br />
Journal Frankfurt, Nr. 5/03, 28. Februar – 13. März 2003<br />
Visionäre Zeiten<br />
Einst katapultierte der Stadtplaner Ernst May Frankfurt in die Moderne.<br />
Zur Würdigung des „Neuen Frankfurt“ hat sich jetzt ein Ernst-May-Förderverein gegründet<br />
Bericht: Christian Sälzer<br />
Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 5. Februar 2003<br />
Das Konzept für das Ernst-May-Museum stieß auf offene Ohren<br />
Die Architekten Dietrich Pressel und Christian Schweitzer erhielten viel Lob von Fachleuten /<br />
Förderverein gegründet Bericht: Kathrin Hartmann<br />
Hessischer Rundfunk hr 2, Mittwoch 22. Januar 2003, 12 – 12.30 Uhr<br />
Ernst May-Museum in der Frankfurter Siedlung Römerstadt<br />
Interview mit Dietrich Pressel, Eckhard Herrel und Christian Schweitzer Redaktion: Ursula<br />
May<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Montag, 20. Januar 2003<br />
Ernst-May-Museum könnte 2004 eröffnet werden<br />
Frankfurter Architekten planen Förderverein / Städtische Wohnungsholding sagt Prüfung zu<br />
Bericht: Ulrich Adolphs<br />
Frankfurter Neue Presse, Mittwoch, 17. Januar 2003<br />
Sponsoren fürs Museum gesucht<br />
ABG Frankfurt Holding prüft Beteiligung an dem May-Haus in der Römerstadt<br />
Bericht: Sören Rabe/Tilmann Weber<br />
Frankfurter Rundschau, Freitag, 17. Januar 2003<br />
Ernst-May-Museum, ABG prüft neues Konzept Bericht: Kathrin Hartmann<br />
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Frankfurter Rundschau, Mittwoch, 11. Dezember 2002<br />
„Wenn jetzt nichts passiert, ist das Haus verloren“<br />
Zwei Frankfurter Architekten wollen Ernst-May-Museum retten Bericht: Kathrin Hartmann<br />
Frankfurter Neue Presse, Dienstag, 10. Dezember 2002<br />
Zweite Chance fürs May-Museum<br />
Die beiden jungen Frankfurter Architekten Dietrich Pressel und Christian Schweitzer haben für<br />
das Reihenhaus in der Römerstadt ein neues Konzept für ein Ernst-May-Museum erarbeitet.<br />
Bericht: Tilmann Weber<br />
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