pressespiegel ernst-may-gesellschaft e.v.
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der Adresse Im Burgfeld 136 geriet zur Bauforschung, die Überraschendes zutage förderte:<br />
Ähnlich wie die Meisterhäuser in Dessau bestimmten im Inneren der an Landschaftskanten<br />
aufgereihten Häuser der Römerstadt farbenfroh gestaltete Wände die Atmosphäre. Zargen<br />
waren grau gestrichen, ebenso die Heizung und die Installationsrohre, die wohl bewusst über<br />
Putz geführt wurden. Der schwarze Handlauf der Treppe umrahmte wie bei einem konstruktivistischen<br />
Gemälde die gelbe Treppenwand, die wiederum mittels der dunklen Zarge von der<br />
orangefarbenen Kellertür abgesetzt war. Die Rekonstruktion der Küche widerlegte die Forschungslegende,<br />
Margarete Schütte-Lihotzky habe ihre Einbauküche in einem Taubenblau<br />
streichen lassen, um Insekten fernzuhalten. Die Farbuntersuchung ergab, dass zumindest diese<br />
Küche in einem dunklen Blaugrün erstrahlte. Neben der Küche wurde bereits die Rekonstruktion<br />
der Eingangssituation und der Fenster abgeschlossen, wobei sich allerdings konstruktive<br />
Fehler offenbarten: Ein Wetterschenkel bestand aus fäulnis-anfälligem Nadelholz, er wurde<br />
durch einen aus Eiche ersetzt. Auch der Garten konnte bereits weitgehend in seinen von<br />
Leberecht Migge gedachten Urzustand als Versorgungs- und Erholungsgarten wiederhergestellt<br />
werden.<br />
Ob man das rekonstruierte Ernst-May-Haus zu einem Musterhaus im Sinne einer energetischen<br />
Sanierung machen soll, wird derzeit diskutiert. Betrachtet man die „sanierte“, sich im Eigentum<br />
der städtischen ABG befindlichen May-Siedlung Am Bornheimer Hang, die zwar heute weniger<br />
Energie verbraucht, aber im Vergleich zum Original schlicht entstellt wurde, scheint dies<br />
nötiger denn je. Dies hängt auch von der finanziellen Lage der Initiative ab, die nach wie vor<br />
prekär ist. Die Arbeiten werden allein aus den Mitgliedsbeiträgen und aus Spenden einiger<br />
Unterstützer finanziert, wobei zu Letzteren weder die Hessische Architekten- und Stadtplanerkammer<br />
noch der BDA zählen. Die Stadt fördert die Restaurierung mit jährlich 20.000 Euro, die<br />
ABG indes fordert von der EMG über 4000 Euro pro Jahr als Kaltmiete. „Das Projekt ist unumkehrbar“,<br />
hieß es zum 5. Geburtstag der EMG, doch wird sich die Restaurierung in die Länge<br />
ziehen. Ende 2009, Anfang 2010 soll das Häuschen in neu-altem Glanz erstrahlen.<br />
Bildunterschrift: Erst 2010 wird die denkmalgerechte Rekonstruktion des Hauses in der Römerstadt<br />
abgeschlossen sein. Die Blaugrün gestrichene „Frankfurter Küche“ ist aber bereits jetzt zu<br />
begutachten. Foto: Enrico Santifaller<br />
Bericht: Enrico Santifaller<br />
Frankfurter Rundschau, Donnerstag, 21. Februar 2008<br />
Doppelpass mit Fortuna<br />
Heddernheim. Vorsitzender der Ernst-May-Gesellschaft freut sich über späte Glücksmomente<br />
„(…) Das zweite Mal spielte Fortuna mit ihm Doppelpass vor drei Jahren. Genauer am 16.<br />
März 2005, als Eckhard Herrel zum ersten Mals den Schlüssel in die Tür zu dem künftigen Ernst-<br />
May-Musterhaus Im Burgfeld 136 steckte: Der Tag ist gleichzeitig sein Geburtstag. Seitdem hat<br />
die Zweitkarriere des Architekturspezialisten als Vorsitzender und Mitbegründer der Ernst-May-<br />
Gesellschaft Fahrt aufgenommen.<br />
Aus dem zurückliegenden halben Jahrzehnt ist eine Erfolgsgeschichte geworden: 1500 Besucher<br />
kamen allein in den letzten zwölf Monaten zu den Veranstaltungen, die die Gesellschaft<br />
organisierte, um das Erbe des bedeutenden Stadtarchitekten bekannter zu machen. Drei<br />
Fach-Symposien und zwei Ausstellungen stellte die Gesellschaft unter der Leitung Herrels binnen<br />
fünf Jahren auf die Beine. Je 500 Leute wollten das Musterhaus am Tag des offenen<br />
Denkmals und zum Präsentationstag der Gesellschaft sehen. Gewaltige Zahlen.<br />
Überhaupt, das Musterhaus. Seit der Schlüsselübergabe an jenem Glückstag im März kam der<br />
Verein mit der Rekonstruktion der Immobilie entscheidend voran. Die Originaltür ist eingebaut,<br />
Fenster und Gartenanlage nach den Plänen des Bauherren rekonstruiert, vor allem aber die<br />
Frankfurter Küche restauriert. Das kommentiert Herrel mit dem verhaltenen Stolz, der für ihn<br />
typisch ist. „Es ist die einzige, die am originalen Ort zu sehen ist.“<br />
Viel Zeit ist in das Projekt geflossen. Das tut es auch heute noch. An mindestens drei Tagen pro<br />
Woche fährt Herrel vom Wohnort Bad Homburg nach Heddernheim. „Die Erfahrungen aus<br />
meinem früheren Berufsleben kommen der Sache zu Gute“, sagt er. Denn das Budget aus<br />
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