pressespiegel ernst-may-gesellschaft e.v.
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Für Herrel war es keine Liebe auf den ersten Blick. Eher reserviert hatte er sich mit den Bauten<br />
Mays beschäftigt. „Auf der Suche nach einem Thema für die Promotion in Kunstgeschichte<br />
hatte mich mein Doktorvater auf May gestoßen.“ Wiesbaden, Mainz und Darmstadt waren<br />
Herrels Stationen, wo er das Wirken des Städtebauers, der von 1886 bis 1970 lebte, nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg begutachtete. „Ich muss gestehen, ich war nicht so begeistert davon.“ Da<br />
der Anstoß von seinem Professor kam, machte er sich dennoch an die Arbeit. „Ich dachte mir,<br />
dass vielleicht mit der Zeit mein Interesse wächst.“ Aber erst ein Freund, der als Entwicklungshelfer<br />
in Tansania arbeitete, gab den Anstoß dazu, noch tiefer in die Materie einzusteigen.<br />
Herrel fuhr nach Afrika und besuchte seinen Freund. „In Tansania sah ich Häuser, die dort<br />
nicht hinpassten. Das waren keine Bauten im Kolonialstil. Das erinnerte mich sofort an Ernst<br />
May.“ Mit dieser Vermutung lag Herrel richtig.<br />
In Kenia an der Universität in Nairobi recherchierte der Kunsthistoriker weiter. In Mombasa<br />
schließlich existierte noch das ehemalige Büro von May und seinen Partnern. Dort waren sogar<br />
noch alte Pläne und Unterlagen vorhanden, „alle schon in einem schlechten Zustand“.<br />
Herrel zögerte nicht lange. In einen Müllsack eingewickelt, schickte er seinen Fund mit dem<br />
Flugzeug nach Deutschland. „Seine Zeit in Afrika von 1934 bis 1953 war bis dato noch nicht<br />
untersucht worden.“ Diese Chance ließ sich Herrel nicht entgehen. Insgesamt fünf Mal flog er<br />
nach Afrika, um seine Studien voranzutreiben. Als dann Mays Sohn die Bibliothek des Vaters<br />
auflöste und die Sammlung verkaufen wollte, überzeugte Herrel die Deutsche Bibliothek, sich<br />
den Nachlass zu sichern. „Es wäre zu schade, wenn die Bibliothek in alle Winde zerstreut worden<br />
wäre.“ So hatte Herrel zudem einen Anlaufpunkt für seine weiteren Recherchen, die<br />
schließlich in der Veröffentlichung des Buches über Ernst May in Afrika gipfelten.<br />
2001 organisierte Herrel eine Ausstellung zum Thema. „Die war so erfolgreich, dass die Idee<br />
eines May-Museums entstand.“ Zudem berichteten Bewohner der May-Siedlungen immer<br />
wieder von ausländischen Studenten, die die Häuser besichtigen wollten. „Das Interesse war<br />
also vorhanden.“ Das Architekturmuseum, das Historische Museum und das Institut für Stadtgeschichte<br />
sollten dazu bewegt werden, eine Dependance in der Römerstadt aufzubauen.<br />
„Leider scheiterte es an den Finanzen.“ Rund 200 000 Euro hätte das Museum jährlich gekostet.<br />
Zuviel für das Stadtsäckel.<br />
Die Architekten Christian Schweitzer und Dietrich Pressel, die von der Idee begeistert waren,<br />
wollten aber nicht so schnell aufgeben. 2002 fanden mehrere Gespräche zwischen den beiden<br />
Architekten und dem Kunsthistoriker statt, die schließlich zur Gründung der Ernst-May-<br />
Gesellschaft am 31. Januar 2003 führten.<br />
Doch der Weg zum May-Haus war noch weit. Zwei Jahre dauerten die Suche und die Verhandlungen<br />
mit der städtischen Wohnungsbau<strong>gesellschaft</strong> ABG Holding, bis endlich das geeignete<br />
Objekt Im Burgfeld 136 gefunden wurde.<br />
Die Arbeiten an dem Haus, das wieder in den Ur-Zustand zurückversetzt wird, gehen langsam<br />
voran. Auch fünf Jahre nach der Gründung muss die Gesellschaft um jeden Cent kämpfen.<br />
Die Stadt unterstützt das Projekt mit 20 000 Euro jährlich, was „gerade für die Miete, die Nebenkosten<br />
und eine Mitarbeiterin reicht“. Weitere 20 000 Euro kommen vom Landesamt für<br />
Denkmalpflege, weitere 10 000 Euro von der Stadt und der Rest von der Gesellschaft selbst.<br />
Rund 65 000 Euro wurden vergangenes Jahr verbaut, auch für 2008 sind 65 000 Euro veranschlagt.<br />
Doch zu Beginn des Jahres wisse man nie, ob das Geld tatsächlich zusammenkommt.<br />
Es dürfe nicht vergessen werden, dass „wir hier eine kulturelle Aufgabe für die Stadt wahrnehmen“.<br />
Rund 15 Aktive zählt der harte Kern der May-Gesellschaft, alle sind ehrenamtlich tätig. Ein<br />
bisschen mehr Unterstützung seitens der Stadt wäre da willkommen. „Die Aufgaben nehmen<br />
zu, je weiter wir mit dem Rückbau des Hauses kommen“, sagt Herrel.<br />
Anfragen für eine Besichtigung kommen aus der ganzen Welt, von Asien bis nach Südamerika.<br />
Das hänge mit der Person Ernst May zusammen, die international einen sehr guten Ruf habe.<br />
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