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Fortschrittskonzepte und Fortschrittsmessung in ...

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Zahl empirischer Belege gesammelt, um den Prozess der Entscheidungsf<strong>in</strong>dung zu untersuchen.<br />

Dieser werde von der klassischen ökonomischen Theorie nicht problematisiert.<br />

34 Zahlreiche Studien zeigen, dass sich Individuen <strong>in</strong> sorgfältig konstruierten Experimenten<br />

häufig so verhalten, dass ihr Verhalten mit den Annahmen des homo oeconomicus<br />

nicht konsistent sei. 35 Schoemaker kommt zu dem Ergebnis, dass „at the <strong>in</strong>dividual<br />

level most of the empirical evidence is difficult to reconcile with the pr<strong>in</strong>ciple of<br />

expected utility maximation“ 36 . Kahneman <strong>und</strong> Tversky leiten aus ihren experimentell<br />

geprägten Forschungsergebnissen e<strong>in</strong> systematisches Fehlverhalten von Individuen gegenüber<br />

den Annahmen der Rational Choice-Theorie ab: „[O]ur research shows (…)<br />

that the axioms of rational choice are often violated consistently by sophisticated as well<br />

as naive respondents, and that the violations are often large and highly persistent.” 37<br />

Befürworter der neoklassischen Theorie argumentieren dagegen, die Rational Choice-<br />

Theorie sei nicht zu ersetzen. Sie erlaube es, e<strong>in</strong> klares <strong>und</strong> verständliches Modell mit<br />

klaren <strong>und</strong> überprüfbaren Implikationen zu verwenden. Dies sei auch dann s<strong>in</strong>nvoll,<br />

wenn e<strong>in</strong>ige dieser Implikationen durch experimentelle Beweise widerlegt s<strong>in</strong>d. Die<br />

Schärfe der ökonomischen Analyse dürfe auch aufgr<strong>und</strong> von Fehlern <strong>in</strong> der Rationalitätsannahme<br />

nicht aufgegeben werden. Das Festhalten an der Rational Choice-Theorie<br />

sei immer noch besser, als die strenge Orientierungskraft e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>en deduktiven<br />

Folgerns für e<strong>in</strong>e Überfülle realitätsnäherer, aber auch komplexerer <strong>und</strong> wenig allgeme<strong>in</strong>erer<br />

Theorien e<strong>in</strong>es spezifischen Phänomens e<strong>in</strong>zutauschen. 38<br />

Für die Möglichkeit der Integration psychologischer Erkenntnisse <strong>in</strong> die ökonomische<br />

Theorie ist diese Kontroverse von hoher Bedeutung. Denn e<strong>in</strong>erseits wäre der Erkenntnisgew<strong>in</strong>n<br />

e<strong>in</strong>er Anwendung ökonomischer Modelle auf verschiedene Nicht-Marktbereiche<br />

sehr begrenzt, wenn die Modellannahmen nicht realistischer würden. Aber wenn<br />

andererseits bei dem Versuch, die Modellannahmen realistischer zu gestalten, die Vorteile<br />

der ökonomischen Modellbildung völlig verloren g<strong>in</strong>gen, dann s<strong>in</strong>d Zweifel an der<br />

34 Das führende Forschungsdesign stellten die experimentellen Studien von Tversky <strong>und</strong> Kahneman<br />

über kognitive Anomalien dar: „circumstances <strong>in</strong> which <strong>in</strong>dividuals exhibit surpris<strong>in</strong>g departures<br />

form rationality.“ (McFadden (1999), S. 79).<br />

35 Vgl. McFadden (1999), S. 79.<br />

36 Schoemaker (1982), S. 530. Frey erweitert die E<strong>in</strong>schätzung Schoemakers auch auf Feldstudien.<br />

Vgl. Frey (1988), S. 186.<br />

37 Tversky (1977), S. 210.<br />

38 Vgl. L<strong>in</strong>denberg (1990), S. 734.<br />

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