Fortschrittskonzepte und Fortschrittsmessung in ...
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komplizierten Kontexten zu geben. 55<br />
Im Folgenden werden fünf verschiedene Vorgehensweisen vorgestellt, die die aktuelle<br />
Diskussion zur Integration von Erklärungsansätzen aus unterschiedlichen Diszipl<strong>in</strong>en<br />
prägen. Die s<strong>in</strong>d (1) der ökonomische Imperialismus, (2) die Psychologisierung der Rationalitätsannahmen,<br />
(3) das Sequenzverfahren, (4) der Paralleldiskurs <strong>und</strong> (5) die Methode<br />
der abnehmenden Abstraktion. 56 Sie werden <strong>in</strong> Kapitel 5 auf ihre Geeignetheit zur<br />
Integration überprüft.<br />
4.2 Der ökonomische Imperialismus als mögliche Integrationsstrategie<br />
Die häufig als Imperialismus bezeichnete Forschungsstrategie geht von der Dom<strong>in</strong>anz<br />
e<strong>in</strong>er Diszipl<strong>in</strong> zur Erklärung sämtlicher relevanter Fragestellungen aus. Das im Kontext<br />
dieser Arbeit besonders hervorzuhebende Beispiel ist der vom Nobelpreisträger für<br />
Wirtschaftswissenschaften Becker geprägte, auf der Annahme e<strong>in</strong>es nutzenmaximierenden<br />
Akteurs beruhende ökonomische Imperialismus 57 . Becker wendet den ökonomischen<br />
Ansatz 58 nicht nur auf klassische wirtschaftswissenschaftliche Fragestellungen an,<br />
sondern untersucht Bereiche, die zuvor von anderen Diszipl<strong>in</strong>en bearbeitet wurden. Als<br />
Beispiele lassen sich Themen wie der Umfang <strong>und</strong> Determ<strong>in</strong>anten von Diskrim<strong>in</strong>ierung,<br />
Krim<strong>in</strong>alität <strong>und</strong> Strafe, Heiratsverhalten <strong>und</strong> Geburtenraten, Ges<strong>und</strong>heitsvorsorge,<br />
Investitionen <strong>in</strong> Bildung etc. anführen. 59 Aus diesem Gr<strong>und</strong> wird Becker auch als „ökonomischer<br />
Imperialist“ bezeichnet. Das spezifische der Ökonomie liegt für Becker <strong>in</strong><br />
ihrem Ansatz: „[W]as die Ökonomie als Diszipl<strong>in</strong> von anderen Diszipl<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den<br />
Sozialwissenschaften hauptsächlich unterscheidet, ist nicht ihr Gegenstand sondern ihr<br />
Ansatz. (...) Ich b<strong>in</strong> der Auffassung, daß die besondere Stärke des ökonomischen Ansatzes<br />
dar<strong>in</strong> liegt, daß er e<strong>in</strong>e breite Skala menschlichen Verhaltens <strong>in</strong>tegrativ erfassen<br />
55 Vgl. L<strong>in</strong>denberg (1990), S. 728.<br />
56 Diese Systematisierung basiert auf den Ausführungen von Osterloh/Grand (1995), S. 12ff., die drei<br />
der genannten Strategien aufführen, <strong>und</strong> auf Homann (2002a), S. 71 ff., der zu den hier beschriebenen<br />
Strategien noch e<strong>in</strong>e Reihe weiterer aufführt, die hier aufgr<strong>und</strong> ihrer spezifischen Problemorientierung<br />
nicht behandelt werden, so z.B. das Verfahren der Typologie von Frey, der nach unterschiedlichen<br />
Typen von Akteuren (eigennützig, gut- oder bösartig) unterscheidet; siehe dazu Frey<br />
(1990), S. 6. Dieses Vorgehen ersche<strong>in</strong>t für die Problemstellung dieser Arbeit bereits auf den ersten<br />
Blick als wenig geeignet, da sich weder Manager noch Controller als e<strong>in</strong>deutig gut- oder bösartig<br />
klassifizieren lassen.<br />
57 Vgl. Becker (1982a), (1993); Osterloh/Grand (1995), S. 12, <strong>und</strong> Homann (2002a), S. 70.<br />
58 Die drei wesentlichen Elemente des ökonomischen Ansatzes bilden dabei die Annahmen der ökonomischen<br />
Theoriebildung: (1) Nutzenmaximierendes Verhalten, (2) stabile Präferenzen <strong>und</strong> (3) die<br />
Existenz von Marktgleichgewichten. Vgl. dazu Eichenberger (1992), S. 1 ff.<br />
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