lookKIT 02/2011 - PKM - KIT
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<strong>02</strong>11<br />
Focus 11<br />
Welche Forschungsziele verfolgt der<br />
Schwerpunkt?<br />
Wir wollen kognitive Prozesse des Menschen besser<br />
verstehen und herausfinden, wie die Informationsverarbeitung<br />
im Menschen funktioniert, wie er<br />
lernt und seine Fähigkeiten an eine sich dynamisch<br />
ändernde Umwelt anpasst. Und wir wollen Forschungsthemen<br />
bündeln: Wie entsteht intelligentes<br />
Handeln? Was muss bei der Mensch-Maschine-<br />
Interaktion und bei der Entwicklung anthropomatischer<br />
Systeme beachtet werden? Ein Vorteil des<br />
Schwerpunkts ist dabei sein sehr interdisziplinärer<br />
Charakter: Mechatroniker, Systementwickler, Mikrosystemtechniker,<br />
Informatiker in Sensor-, Bild- und<br />
Sprachverarbeitung, Robotiker und Forscher in<br />
Künstlicher Intelligenz begegnen sich.<br />
err Dillmann, was ist Anthropomatik?<br />
Wir verstehen darunter ein Wissensgebiet, das die<br />
Erforschung von Synergien zwischen Mensch und<br />
informationsverarbeitenden Maschinen sowie den<br />
Entwurf und die Entwicklung von neuen Technologien<br />
zur Gestaltung der Mensch-Maschine-Interaktion<br />
und -Kooperation zum Gegenstand hat. Der<br />
Begriff besteht aus mehreren Teilen: „Anthropos“,<br />
der Mensch, sowie „Matik“, in dem „Metrik“ enthalten<br />
ist, das Modellieren der Sinne des Menschen<br />
und seiner Motorik aus dem Beobachten<br />
des menschlichen Verhaltens, und „Automation“,<br />
die Automatisierung von Vorgängen, die in unmittelbarer<br />
Nähe des Menschen stattfinden. Im <strong>KIT</strong>-<br />
Schwerpunkt kommt explizit die Robotik hinzu – für<br />
mich geht mit dieser Kombination eine Vision in<br />
Erfüllung.<br />
Welche Bedeutung hat dieses Forschungsgebiet<br />
für die Gesellschaft?<br />
Es gibt ein breites Spektrum an Anwendungen: In<br />
Schule, Arbeit, Freizeit, Gesundheit, Sicherheit oder<br />
Landwirtschaft geht die Tendenz zu einem immer<br />
größeren Einsatz informationsverarbeitender, sensorischer<br />
und mechatronischer Systeme mit dem<br />
Ziel der Unterstützung und Automatisierung von<br />
Dienstleistungen und Alltagshandlungen. Viele<br />
Megastädte, zum Beispiel in Asien oder Südamerika,<br />
stehen kurz vor dem Kollaps – Entwicklungen in<br />
dem Schwerpunkt Anthropomatik und Robotik können<br />
dazu beitragen, alltagstaugliche Technologien<br />
und Systeme als Grundbestandteil für die Städte<br />
der Zukunft zu gestalten. Eine spannende Frage ist,<br />
inwieweit Technik das Leben bei Krankheit, im Alter<br />
oder generell bei individuellen Einschränkungen der<br />
Perzeption, der Motorik oder der Kommunikation<br />
unterstützen kann. Auch bei Katastrophen wie dem<br />
Reaktorunfall in Japan könnte die Robotik wertvolle<br />
Dienste leisten: verschüttete Menschen finden, verstrahlte<br />
Bereiche inspizieren oder Trümmer wegräumen.<br />
Im medizinischen Bereich bieten sich Robotertechnologien<br />
für die Chirurgie und den Bau von Prothesen<br />
und Assistenzsystemen an.<br />
Wo leistet das <strong>KIT</strong> Pionierarbeit?<br />
Zum Beispiel im Sonderforschungsbereich „Humanoide<br />
Roboter“: Wir haben sehr leichte menschanaloge<br />
Arme mit Fünffingerhänden, Kopf und<br />
Körper sowie aktuell Beine entwickelt, die in dieser<br />
Art einmalig sind. Auch unsere Testszenarien, von<br />
denen eine Roboterküche eins der bekanntesten<br />
Beispiele ist, sind herausragend. Grundlagen zum<br />
maschinellen Lernen, Programmieren durch Vormachen,<br />
aktives maschinelles Sehen sowie Echtzeitsprachverarbeitung<br />
sind weitere Beispiele. Nicht zu<br />
vergessen sind die Arbeiten in der Medizintechnik,<br />
die den Einsatz von Robotersystemen und bildverarbeitenden<br />
Systemen in Kooperation mit dem Heidelberger<br />
Klinikum und dem Deutschen Krebsforschungszentrum<br />
zum Gegenstand haben. Erwähnen<br />
will ich auch, dass am früheren Kernforschungszentrum<br />
Wissenschaftler die ersten Manipulatoren<br />
geschaffen haben, mit denen man emittierende Materialien<br />
handhaben konnte. Auch für die geplante,<br />
aber nicht gebaute Wiederaufbereitungsanlage in<br />
Wackersdorf sowie für einen Fusionsreaktor und für<br />
den Rückbau von Kernkraftanlagen haben Karlsruher<br />
Wissenschaftler sehr robuste Robotertechnologien<br />
geplant und evaluiert. Das sind weltweit<br />
anerkannte Spitzenleistungen, die aktuell wieder<br />
gefragt sind. Im medizinischen Bereich ist die erste<br />
Stereo-Endoskop-Entwicklung in den 90er Jahren<br />
eine großartige Entwicklung.<br />
Warum baut man Roboter, die wie Menschen<br />
aussehen?<br />
Die Maschine soll auch lernen können. Für uns ist<br />
es wichtig, dass man Maschinen oder Robotern<br />
unmittelbar zeigen kann, wie sie etwas tun sollen,<br />
ähnlich wie bei Kindern oder einem Lehrling. Dies<br />
geschieht durch Vormachen von Handhabungen, ge-