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<strong>02</strong>11 faces 57 House of Competence Teilhabe ist die Chance Fähige Studierende auf Augenhöhe mit dem <strong>KIT</strong>– diese Vorstellung treibt das HoC an. Ein Gespräch mit Kompetenzforscherin Michaela Pfadenhauer und Geschäftsführer Michael Stolle Von Klaus Rümmele // Foto: Sandra Göttisheim rau Pfadenhauer, Herr Stolle, Sie bauen die neue Disziplin „Studierendenforschung“ auf. Ist der Student, ist die Studentin ein unbekanntes Wesen? Michaela Pfadenhauer: Ja. Die Hochschulforschung hat sich sehr stark damit beschäftigt, wie Studierende den Übergang von der Schule ins Studium und vom Studium ins Berufsleben bewältigen. Was dazwischen passiert, ist Terra incognita. Michael Stolle: Es ist wichtig, die Studierenden in die Lage zu versetzen, sich selbst zu betrachten und zu erkennen, auf welche Anforderungen, institutionelle Erwartungen und Voraussetzungen sie treffen. Nur so können sie sich auf Augenhöhe mit dem <strong>KIT</strong> bewegen, auf kompetente Art und Weise einklinken in ihr Umfeld, um ihre Ziele für sich und für andere zu erreichen. Pfadenhauer: Es könnte die Drop-out-Quote reduzieren, wenn die Studierenden sich nicht nur fragen, was sie später beruflich machen wollen, sondern auch, wie der Weg dorthin aussieht. Auffällig ist, dass Sie bei den verschiedenen Projekten die Studierenden direkt ansprechen: Online-Umfrage, Interviews, Diary-Verfahren. Was erhoffen Sie sich davon? Pfadenhauer: Wir wollen uns dem Blick durch die Augen der Menschen annähern. Dafür wählen wir Verfahren, bei denen die Studierenden selbst zu Wort kommen. Dies ist in der Regel aufwändiger, aber auch ertragreicher als grobe Durchschnittserhebungen. Wenn die Grundthese stimmt, dass sich das Studium heute stark ausdifferenziert hat, nützt uns der Durchschnitt immer weniger, vielmehr müssen wir Extreme und Zwischenstufen einfangen können. Und das kann mit neuen Verfahren gelingen, die so vielversprechend sind, dass wir mit dem <strong>KIT</strong>-Innovationsmanagement schon darüber gesprochen haben, ob wir ein eigens entwickeltes, elektronisches Erhebungsverfahren auf den Markt bringen. Stolle: Wenn ich selbstgesteuertes Lernen fördern will, muss ich mir über dieses „Selbst“ klar werden. Mit neuen Verfahren versuchen wir uns diesem „Selbst“ anzunähern, um ihm Hinweise mit auf den Weg zu geben und uns dann wieder zurückziehen zu können und das selbstgesteuerte Lernen, das Teilhaben am Angebot des <strong>KIT</strong> zu fördern und sich entwickeln zu lassen. Der Eintrag in einem elektronischen Tagebuch als erster Schritt zur Selbsterkenntnis? Stolle: Als Schritt des sich Gewahr Werdens, warum ich am <strong>KIT</strong> bin, was Studieren heißt. Die Studierenden sollen sich auch darüber klar werden, was sie selbst tun können und wofür sie Unterstützung brauchen. Pfadenhauer: Die Studierenden melden uns das auch zurück: Sie wollen die Ergebnisse ihrer Selbstbeobachtung erfahren. Wenn es darum geht, Krisen wie übermäßigen Stress zu bewältigen, dann empfehlen Psychologen häufig: Visualisiere erst einmal Deine Lage. Sich die Situation bewusst zu machen, ist von Vorteil. Stolle: Ich kann mir vorstellen ein Kompetenzlabor zu schaffen, in das wir die Studierenden einladen, sich selbst wie unter einem Mikroskop zu betrachten. Sie formulieren das Ziel, über die Kenntnis der Arbeitsbelastung der Studierenden die Studiengänge zu optimieren. Müssen diese schlanker werden? Pfadenhauer: Entscheidend ist auch hier: Reden wir über Durchschnitte oder über die Bandbreite