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lookKIT 02/2011 - PKM - KIT

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<strong>02</strong>11<br />

horizons 73<br />

Herr Knoll, woran forschen Sie momentan?<br />

Ich beschäftige mich in der Grundlagenforschung<br />

mit DNA-Reparatur und -Rekombinationsfragen<br />

bei Pflanzen. Uns interessieren bestimmte Pflanzenproteine<br />

und ihre Aufgaben in der Zelle, wenn<br />

die DNA durch Strahlung oder durch Chemikalien<br />

geschädigt wird. Dabei nutze ich eine „Pflanzenversion“<br />

der Labormaus, die sich durch kurze Generationszyklen,<br />

einfache Kultivierung und Robustheit<br />

auszeichnet, ein wahrliches „Unkraut“: die Ackerschmalwand.<br />

Wir nutzen sie auch zur Forschung<br />

über erblichen Brustkrebs.<br />

Die Arabidopsis thaliana ist zugleich auch<br />

die „Wappenpflanze“ im Erkennungsbanner<br />

Ihres Scienceblogs …<br />

Angefangen habe ich mit dem Bloggen 2006. 2009<br />

kam dann die Anfrage der deutschen Plattform<br />

Scienceblogs.de, ob ich im digitalen Salon für Scienceblogger<br />

aller Fachbereiche posten will. Unter<br />

„Alles, was lebt“ mit der Ackerschmalwand im Emblem<br />

hat mein Blog zehn Mal mehr Leser erreicht.<br />

Mein Kollege Emanuel Heitlinger und ich beschäftigen<br />

uns dort mit der Geschichte der Biologie und<br />

evolutionsbiologischen Konzepten und versuchen<br />

sie mit modernen Methoden und Erkenntnissen der<br />

Molekularbiologie zu verbinden.<br />

Warum bloggen Sie?<br />

Ich möchte die Faszination Wissenschaft allgemeinverständlich<br />

vermitteln und mit aktuellen Themen<br />

möglichst viele Menschen erreichen. Zwar ist Science<br />

Blogging noch eine Nischensportart. Aber<br />

auf der ScienceBlog-Plattform sind wir bereits eine<br />

internationale Familie. Und nicht nur virtuell: Bei<br />

wissenschaftlichen Meetings mache ich auch mal<br />

über Twitter mit anderen ScienceBloggern ein Treffen<br />

auf einen Kaffee aus… Gebloggt habe ich auch<br />

schon zur Ackerschmalwand als Modellorganismus<br />

oder zu meinen genetischen Forschungen über<br />

das Wernersyndrom, eine den menschlichen Alterungsprozess<br />

stark beschleunigende Erbkrankheit.<br />

Allerdings blogge ich nicht über meine neuen Paper.<br />

Kein Problem hätte ich aber, wenn über meine<br />

Paper gebloggt würde.<br />

Wolf Lotter bezeichnete Blogs in der Welt<br />

dereinst als „Tummelplatz anonymer<br />

Heckenschützen“. Hatten Sie schon mit<br />

Posting-Attacken aus der Bloggerszene zu<br />

kämpfen?<br />

Davon blieb ich bisher verschont. Große Kontroversen<br />

entstehen bei Themen in Grenzbereichen wie<br />

zum Beispiel Homöopathie. Während in den USA<br />

der Kampf der Evolutionstheorie gegen die Lehre<br />

des Kreationismus auch in den Blogs ausgetragen<br />

wird, verläuft diese Kontroverse hier gemäßigter<br />

und zugunsten der Darwin-Befürworter. Heftig<br />

kommentiert wurde mein Bloggen zur „Grünen<br />

Gentechnik“, bei dem ich das Pro und Contra des<br />

Anbaus von transgenen Ackerpflanzen differenziert<br />

darzustellen versuchte. Bei vielen steckt da Herzblut<br />

drin. Damit muss man umgehen können: Mit einem<br />

Blog ist der Wissenschaftler in der Öffentlichkeit<br />

und so Beifall und Kritik ausgesetzt.<br />

Marc Scheloske verortet Scienceblogging<br />

2010 zwischen den Idealtypen Forscher-<br />

Small-Talk, Fachdiskurs und Volkshochschule<br />

2.0. Steht man in Wissenschaftscommunities<br />

im Kreuzfeuer, wenn man<br />

sich auf Blogs einlässt, die manche noch<br />

als „Bühne für das geistige Proletariat“ ansehen?<br />

Ich hoffe, dass das eine Generationenfrage ist. Beim<br />

Wettbewerb auf dem Wissenschaftsmarkt zählt zuerst<br />

die Publikationsliste – publish or perish. Aus<br />

dieser Sicht steht Blogging für verlorene Zeit im Labor<br />

und für das nächste Paper. Wir Blogger posten<br />

aus Leidenschaft und aus der tiefen Überzeugung,<br />

dass Wissenschaft der Gesellschaft, die uns finanziert,<br />

verpflichtet ist und damit auch dem Dialog<br />

„Wir Blogger posten aus<br />

der tiefen Überzeugung,<br />

dass Wissenschaft dem<br />

Dialog mit der Öffentlichkeit<br />

verpflichtet ist.“<br />

Alexander Knoll<br />

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