Psychotherapieforschung - Institut für Psychologie - Universität ...
Psychotherapieforschung - Institut für Psychologie - Universität ...
Psychotherapieforschung - Institut für Psychologie - Universität ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der methodische Fortschritt in der <strong>Psychotherapieforschung</strong> in den fünfziger Jahren<br />
wurde begleitet von der Entwicklung neuer psychotherapeutischer Verfahren, die an<br />
Einfluss gewannen. Mit der Verhaltenstherapie (entscheidend geprägt durch<br />
F. Skinner, J. Wolpe und H.-J. Eysenck) und der Personenzentrierten Therapie nach<br />
Carl Rogers stellte sich nun Konkurrenz zu den psychoanalytischen Interventionen<br />
ein. In Vergleichsstudien wurden verschiedene Verfahren mit einer unbehandelten<br />
Kontrollgruppe verglichen, mit dem Ziel eine höhere Effektivität einer Methode<br />
nachweisen zu können. Darüber hinaus wurden neue Einflussvariablen für den<br />
Therapieerfolg ins Blickfeld gerückt. Während in der Psychoanalyse Eigenschaften<br />
des Patienten im Vordergrund standen (z. B. Neurotizismus), untersuchte die an der<br />
Gesprächspsychotherapie orientierte Forschung Merkmale des Therapeuten<br />
(beispielsweise Empathie). In verhaltenstherapeutischen Untersuchungen galt das<br />
Forschungsinteresse spezifischen Vorgehensweisen oder Techniken des Therapeuten<br />
(z. B. systematische Desensibilisierung) (Bergin, Garfield & Lambert, 2004; Grawe,<br />
1982; Kriz, 2001).<br />
Die einheitliche Betrachtung des Patienten, des Therapeuten und der Psychotherapie<br />
wurde in den sechziger Jahren von Kiesler (1966, zit. n. Grawe, 1982) als<br />
„Uniformitätsmythos“ kritisiert. Kiesler (1969, zit. n. Baumann & Reinecker-Hecht,<br />
2005) stellte die Forderung nach einer differentiellen Therapieforschung auf, bei der<br />
spezifische Merkmale des Patienten, des Therapeuten und der Interventionstechnik<br />
untersucht sowie die zeitliche Dimension berücksichtigt werden. Dieses Vorgehen<br />
erfordert, die Auswahl von homogenen Patientengruppen, standardisiertes<br />
therapeutisches Vorgehen mit der gleichen Anzahl therapeutischer Sitzungen, die<br />
Auswahl vergleichbarer Psychotherapeuten, den Einbezug mehrerer Messzeitpunkte<br />
einschließlich Katamnese und die Wirksamkeit multimodal zu erheben (Stuhr, 1997).<br />
Die Therapieforschung wurde in den siebziger Jahren auf die Versorgungsforschung<br />
und damit auf die Makroperspektive ausgeweitet. In diesem Zusammenhang werden<br />
nach Baumann (1984) der psychotherapeutische Bedarf, die beteiligten <strong>Institut</strong>ionen<br />
und Berufsgruppen und die normativen Randbedingungen ins Blickfeld gerückt.<br />
11