Psychotherapieforschung - Institut für Psychologie - Universität ...
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kontrollieren. Kritisch zu bedenken ist die mögliche gesundheitliche<br />
Verschlechterung von Patienten während der Wartezeit (Amelang & Schmidt-Atzert,<br />
2006; Kendall, Holmbeck & Verduin, 2004).<br />
Um den Einfluss unspezifischer Faktoren, wie Aufmerksamkeit und Kontakt mit dem<br />
Therapeuten zu kontrollieren werden Placebo-Kontrollgruppen eingesetzt. Die<br />
Personen der Kontrollgruppe erhalten über Gesprächskontakte mit einem<br />
Psychotherapeuten Aufmerksamkeit. Mittels einer Begründung und Beschreibung<br />
des Behandlungsablaufs durch den Therapeuten soll beim Patienten die Erwartung<br />
auf Behandlungserfolg hervorgerufen werden. Im Vergleich mit der<br />
psychotherapeutisch bzw. aktiv behandelten Gruppe werden unspezifische Effekte<br />
und spezifische, durch eine bestimmte Behandlungstechnik hervorgerufene Effekte,<br />
untersucht. In der medizinischen Forschung eingesetzte Placebos enthalten eine<br />
Substanz, die pharmakologisch nicht wirksam ist, so dass der angenommene<br />
Wirkfaktor innerhalb der Kontrollbedingung nicht gegeben ist. Im Gegensatz dazu<br />
bereitet die eindeutige Unterscheidung der Placebo-Wirkung von therapeutischen<br />
Wirkfaktoren in der <strong>Psychotherapieforschung</strong> Schwierigkeiten. Insbesondere<br />
Placebo-Behandlungen mit hoher Glaubwürdigkeit bergen das Risiko Wirkfaktoren<br />
der Psychotherapie miteinzuschließen, so dass Placebo-Kontrollgruppen nur bedingt<br />
eingesetzt werden (Kendall, Holmbeck & Verduin, 2004; Strauß & Wittmann, 2007).<br />
Zur Untersuchung neuer Behandlungsverfahren eignen sich Kontrollgruppen in<br />
denen Standardverfahren zur Intervention eingesetzt werden. Hierbei handelt es sich<br />
um gegenwärtig angewandte Behandlungsmethoden, deren Wirksamkeit im<br />
Kontrollgruppenvergleich belegt wurde. Ethische Bedenken können bei der Prüfung,<br />
ob sich die neue Interventionsmethode gegenüber der Standardbehandlung als<br />
effektiver erweist, weitestgehend ausgeräumt werden, da allen Patienten eine<br />
qualitative Behandlung zukommt.<br />
Bestätigt sich die Annahme der Wirksamkeit eines psychotherapeutischen Verfahrens<br />
oder der Überlegenheit gegenüber einem konkurrierendem Verfahren durch<br />
Ergebnisse der Post-Messung, bleibt die Langzeitwirkung zu prüfen. Die Stabilität<br />
der gemessenen Veränderungen wird mit Hilfe von Follow-up-Erhebungen nach<br />
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