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Der Abschnitt zwischen Wien und<br />
Orth besticht durch seine Einsamkeit.<br />
Gelegentlich belegen Fischerhütten<br />
die Anwesenheit des Menschen. Doch<br />
tatsächlich ist es der Biber, der während<br />
der letzten Jahre Ufer und Seitenarme<br />
zurückerobert hat. Während<br />
einer Mittagsrast am Donauufer sehen<br />
wir die Spuren seiner Tätigkeit, gefällte<br />
Bäume und Eingänge zu seinen Bauten,<br />
ihn selbst nur mit etwas Glück.<br />
Der ruhig dahinfließende Donaustrom,<br />
das Rauschen der Uferbäume<br />
und der warme Wind von Südost vermitteln<br />
die beruhigende Stimmung<br />
Pannoniens. Langsam lassen wir die<br />
Stadt auch in Gedanken weit hinter<br />
uns. Stromabwärts der Paradeiserinsel<br />
erreichen wir die Orther Schiffmühle.<br />
Ein idealer Platz, um bei sinkender<br />
Sonne und freiem Blick über<br />
den Strom das Abendessen – vielleicht<br />
ein typisches Fischgericht der Region<br />
– einzunehmen. Nach einer kurzen<br />
Nachtwanderung durch die Au erreichen<br />
wir das erste Nachtquartier im<br />
Zentrum von Orth/Donau.<br />
Ein kräftiges Frühstück in gemütlicher,<br />
ländlicher Atmosphäre eröffnet<br />
das Programm des zweiten Tages.<br />
Hinter den stolzen Mauern des Renaissance-Wasserschlosses<br />
von Orth<br />
verbirgt sich das Besucherzentrum<br />
des Nationalparks. Moderne Multimedia-Stationen<br />
informieren nicht nur<br />
über die vielfältigen ökologischen Zusammenhänge<br />
des Lebensraums<br />
Wasserwald, sie geben auch Einblick<br />
in die historische Entwicklung der Nationalparkregion.<br />
Mit rund 60 Fischarten<br />
zählt die Donau östlich von Wien<br />
zu den artenreichsten Fischlebensräumen<br />
Mitteleuropas. Weiter geht es<br />
mit den Booten, stromabwärts. Knapp<br />
vor der breitesten Stelle des Stroms<br />
östlich von Wien tauchen die Orther<br />
Inseln aus dem Wasser. Nach einer<br />
kurzen Wanderung über die großen<br />
Orther Auwiesen laden die Eilande zur<br />
entspannenden Mittagsrast ein: ausgiebiges<br />
Baden in blaugrünem Wasser,<br />
Picknick unter Weiden, ein Schläfchen<br />
auf warmem Donauschotter …<br />
Ausgeruht kreuzen wir mit kräftigen<br />
Paddelschlägen den Strom. Die<br />
nächste Landexpedition führt uns<br />
durch das Gebiet des Mitterhaufens,<br />
jene Stelle des Nationalparks, wo erstmals<br />
die Gewässervernetzung umgesetzt<br />
wurde. Seitdem hat die Donau<br />
die Gestaltung der Landschaft wieder<br />
selbst übernommen und eine spektakuläre<br />
Welt aus Schotterhaufen und<br />
entwurzelten Bäumen geschaffen. Nur<br />
wenige Meter von der Au entfernt birgt<br />
das Ökosystem des Hangwaldes bizarre<br />
Baumriesen – den tiefst gelegenen<br />
Rotbuchenurwald Österreichs.<br />
Bei Einbruch der Dämmerung beschließen<br />
wir den zweiten Tag. Im<br />
stimmungsvollen Ambiente des Nationalparkhauses<br />
in Petronell genießen<br />
wir die kulinarischen Spezialitäten<br />
der Region bei einem Abendbuffet<br />
mit Weinverkostung.<br />
Dritter Tag: Gleichsam als Gruß aus<br />
alter Zeit ruht die Schwalbeninsel majestätisch<br />
im Strom. Sie ist die letzte<br />
große natürliche Donauinsel, die einst<br />
von der Regulierung verschont wurde.<br />
Ihren Namen erhielt sie von den Seeschwalben,<br />
die hier auf großen, von<br />
der Sonne erwärmten Schotterbänken<br />
ideale Brutverhältnisse vorfanden.<br />
Heute steht sie unter Schutz, weshalb<br />
die Boote wenige hundert Meter unterhalb<br />
am Festlandufer festmachen.<br />
Wir stoßen zu Fuß zum Rosskopfarm<br />
vor, einem breiten Altarm, bedeckt von<br />
zahllosen gelben Teichrosen, gesäumt<br />
von dichten Schilfgürteln. Wir lassen<br />
uns an dieser ruhigen Stelle Zeit, um<br />
die scheuen Sumpfschildkröten an ihren<br />
Sonnenplätzen zu beobachten.<br />
Wieder zurück auf dem Hauptstrom<br />
taucht im Osten allmählich die eindrucksvolle<br />
Szenerie der Porta Hungarica<br />
auf, jener alten Durchbruchspforte<br />
zwischen Braunsberg und Thebener<br />
Kogel, die der Donau den Weg<br />
in die Kleine Ungarische Tiefebene<br />
weist. Nach einer Mittagsrast am Ufer<br />
verlassen wir mit den Booten den<br />
Fluss, um auf versteckten Nebenarmen<br />
in das Herz der Stopfenreuther<br />
Au zu gelangen. Vor mehr als 20 Jahren<br />
war hier der Bauplatz eines großen<br />
Donaukraftwerkes vorgesehen gewesen<br />
– heute brüten in den hohen Steilufern<br />
des idyllischen Seitenarmes Eisvögel.<br />
Am späten Nachmittag überqueren<br />
wir ein letztes Mal den Donaustrom,<br />
um vor der mittelalterlichen<br />
Stadtkulisse von Hainburg anzulegen.<br />
Die Schnellbahn – in früheren Zeiten<br />
Pressburger Bahn – bringt uns zurück<br />
nach Wien, wo sich nahe dem Donaukanal<br />
der Kreis unserer Reise<br />
schließt.<br />
Termine und Infos unter:<br />
Nationalpark-Institut<br />
Donauauen,<br />
Dr. Claudia Roson,<br />
E-Mail: c.roson@aon.at,<br />
Tel. 02163 2811<br />
NUMMER 1| FEBRUAR 2007 33