forward ever â backward never«. - Die Linke
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NACHBELICHTET<br />
Von Arthur Paul ■ ■ In einer Nebenstraße<br />
steht ein Auto mit der Aufschrift:<br />
»Ich will den Kapitalismus lieben, aber<br />
ich schaffe es einfach nicht!«<br />
Ist das ein Notruf? <strong>Die</strong> Telefonseelsorge<br />
würde sagen: »Liebe nur weiter,<br />
dann wirst du erhört!«. Und die<br />
Bundeszentrale für politische Bildung<br />
könnte sagen: »Genieße die Freiheit,<br />
den Frust hinauszurufen!«. Doch was<br />
ändert das? Nichts.<br />
Das Pflaster des Kapitalismus ist<br />
hart. Da gibt es viele Straßenschäden<br />
und viele Gestrauchelte. Aber die meisten<br />
Wähler wählen die »Vernunftehe«<br />
mit dem System. Das ist keine Liebe,<br />
nur Gewohnheit. <strong>Die</strong> Amtsträger geloben,<br />
dass alles besser wird. Manches<br />
wird ja auch besser, aber nichts wird<br />
330 DISPUT April 2008<br />
gut. <strong>Die</strong> Reichen werden reicher, die Armen<br />
werden mehr, und die Hoffenden<br />
werden immer hoffnungsloser.<br />
Vielleicht hat mancher zu hohe Erwartungen?<br />
Wer einen Prinzen heiraten<br />
will, muss viele Frösche küssen. Und<br />
wie viele Kröten haben die Anhänger<br />
des Kapitalismus schon geschluckt?<br />
Sie waren beeindruckt von den Potenzen<br />
der Marktwirtschaft. Da gibt es<br />
kein Bedürfnis, das nicht umgehend<br />
befriedigt wird. Mehr noch, da werden<br />
täglich neue Bedürfnisse geschaffen:<br />
»Mit Hut sind Sie mehr!«, »DAS wäscht<br />
weißer als weiß!«, »Heute kaufen –<br />
später bezahlen!«, »Ihr Wunsch ist unser<br />
Auftrag!«.<br />
Aber sagen Sie nicht: »Ich wünsche<br />
Arbeit, gerechten Lohn und eine bere-<br />
chenbare Zukunft.« Das bringt dieses<br />
System nicht zustande. Immer nur zeitweilig,<br />
regional, für etliche. Nie alles<br />
Lebenswichtige für alle Gutwilligen. Ist<br />
die Impotenz des Systems womöglich<br />
größer als seine Potenz?<br />
So fragen linke Miesmacher! Gegen<br />
Potenzschwäche gibt es Viagra.<br />
Das Viagra der Marktwirtschaft ist der<br />
Euro. Hätte der Autobesitzer mehr Euros,<br />
dann hätte er keinen verbeulten<br />
Japaner, sondern einen neuen Porsche.<br />
Säße er im neuen Porsche, folgten ihm<br />
andere Damen, würde sich in der Privatklinik<br />
der Chefarzt um sein Bauchweh<br />
kümmern. Ob Gesundheit, Liebe<br />
oder Glück – alles ist käufl ich. Deshalb<br />
könnte auf dem Auto auch stehen: Kapitalismus<br />
ohne Kapital ist Scheiße!<br />
© Erich Wehnert