forward ever â backward never«. - Die Linke
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Alles klar?<br />
DIE LINKE braucht gesellschaftswissenschaftliche Analyse, Methodik und Bildung<br />
Von Lothar Häupl<br />
Mehrere Artikel waren »DISPUT«-Leser<br />
Lothar Häupl aus Dresden Veranlassung,<br />
seine Gedanken zur politischen<br />
Bildung und zum Kampf für eine friedliche<br />
Welt aufzuschreiben.<br />
DIE LINKE in Deutschland sowie die linken<br />
und antiimperialistischen Kräfte<br />
der ganzen Welt stehen in den nächsten<br />
Jahren vor gewaltigen Herausforderungen.<br />
Bei zwei Themenkomplexen<br />
kann sich unsere Partei künftig weder<br />
eine halbherzige Arbeitsweise noch liberales<br />
oder inkonsequentes Verhalten<br />
leisten:<br />
1. Organisation einer gesellschaftswissenschaftlichen<br />
Arbeit und politischen<br />
Bildung aller Mitglieder (also<br />
auch der Funktionäre und Kandidaten)<br />
sowie unmissverständliche und überzeugende<br />
Programmatik.<br />
2. Organisation und Gestaltung einer<br />
erfolgreichen nationalen und internationalen<br />
Friedensbewegung.<br />
Oskar Lafontaine spricht es im Januarheft<br />
von »DISPUT« insofern richtig<br />
an: Wenn wir durch Programme und<br />
unser glaubwürdiges Handeln überzeugen,<br />
gewinnen wir die Zustimmung der<br />
Menschen und werden, nein wir müssen<br />
zahlenmäßig wachsen!<br />
Gesellschaftswissenschaft,<br />
politische Bildung, Programmatik<br />
<strong>Die</strong> Organisation gesellschaftswissenschaftlicher<br />
Arbeit bedeutet »investieren«<br />
in die Grundlagenforschung gesellschaftlicher<br />
Verhältnisse! Wer betreibt<br />
aber diese Art von Grundlagenforschung,<br />
und wie fl ießt sie in unsere<br />
Arbeit produktiv ein? Wer qualifi ziert<br />
die künftigen ReferentInnen, Lehrer/<br />
innen und Ausbilder/innen – auf welcher<br />
Bildungsgrundlage? Welche praktischen<br />
und vor allem wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse haben wir aus der<br />
Analyse unseres Lebens und der Arbeit<br />
gesammelt und verallgemeinert? <strong>Die</strong>s<br />
alles bildet doch die Grundlage für das<br />
dringend notwendige Parteiprogramm<br />
und die zahlreichen Wahlprogramme,<br />
die überzeugend klarstellen sollen:<br />
Wer »Freiheit durch Sozialismus« will,<br />
der muss auch den Mut und die Kraft<br />
aufbringen, aufzuzeigen, von welchen<br />
parasitären Elementen des Kapitalismus/Imperialismus<br />
und von welchen<br />
430 DISPUT April 2008<br />
Schwierigkeiten und Fehlern in der eigenen<br />
Arbeit wir uns befreien müssen.<br />
<strong>Die</strong>se produktive Diskussion, verbunden<br />
mit einer kritischen Bilanz der<br />
letzten 18 Jahre, brauchen wir, und sie<br />
muss organisiert werden – von oben<br />
wie von unten.<br />
Ja, es ist so, wie Heinz Hillebrand<br />
sehr richtig schrieb (»DISPUT«<br />
01/2008): Im Osten gibt es einen hohen<br />
Anteil an AkademikerInnen (oft leider<br />
schon im fortgeschrittenen Alter) …<br />
Und im Westen sind vielen manche<br />
Grundlagenbegriffe fremd.<br />
Für die politische Arbeit, also auch<br />
für die Bildung, gilt es dringend dafür<br />
zu sorgen, dass unter anderem die<br />
wichtigen Lehren von Marx und Engels<br />
zur Grundlage unseres gemeinsamen<br />
Handelns genommen werden. So gesehen<br />
muss die Partei Zeichen setzen<br />
und diesen Teil der Methodik wieder<br />
als »Waffe« gebrauchen lernen.<br />
Jegliches Ressortdenken bleibt oder<br />
wäre schädlich! In Dresden haben wir<br />
deshalb in und bei der Partei einen Gesellschaftswissenschaftlichen<br />
Beirat<br />
(GWB) gebildet, wo sich Erfahrungsträger/innen<br />
einer wachsenden Anzahl<br />
der LINKEN überlegen, wie sie die eingangs<br />
formulierten Aufgaben mit ihrem<br />
Wissen untersetzen können. Es zeigt<br />
sich, dass marxistische Gesellschaftswissenschaften<br />
gut geeignet sind, sich<br />
über den Weg der Diskussion zu Inhalten,<br />
Zielen und Aufgaben wieder näher<br />
zu kommen.<br />
So gesehen haben wir begonnen,<br />
über gemeinsame und koordinierte<br />
Vortragsreihen, Schulungen, eine Karl-<br />
Marx-Konferenz Anfang Mai 2008 (190.<br />
Geburts- bzw. 125 Todestag) und erste<br />
Gedanken für eine internationale Konferenz<br />
im Januar 2009 aus Anlass des<br />
90. Jahrestages der Gründung der KPD<br />
nachzudenken, und sind dabei, die Arbeit<br />
zu organisieren.<br />
Organisation einer nationalen<br />
und internationalen Friedensbewegung<br />
Man stelle sich vor, alle Regierenden,<br />
die den 2+4-Vertrag von 1990 unterzeichnet<br />
haben, hätten sich in Wort<br />
und Tat an dieses Vertragswerk gehalten.<br />
Keine Atomwaffen wären auf deutschem<br />
Boden, es gäbe keine NATO-Ost-<br />
erweiterung, die Abrüstung wäre im<br />
vollen Gange, die Rüstungsproduktion<br />
würde systematisch auf zivile Produktion<br />
umgestaltet, deutsche Soldaten wären<br />
nicht im Kosovo, Bosnien, Afghanistan,<br />
Libanon, Georgien usw. stationiert.<br />
Endlich – von deutschem Boden<br />
würden weder Gefahr und Krieg noch<br />
Rüstungsexporte ausgehen!<br />
<strong>Die</strong> ganze Sache hat nur einen Haken!<br />
Imperialistische Interessen und<br />
globale Kämpfe um Profi te, Macht sowie<br />
die »Neuaufteilung der Welt« haben<br />
uns sowohl der Gefährdung des<br />
sozialen Friedens durch die wachsende<br />
Kluft zwischen Arm und Reich als<br />
auch der globalen Gefahr eines dritten<br />
Weltkrieges bzw. einer fortgesetzten<br />
Rüstungsspirale näher gebracht.<br />
Ich war Mitinitiator eines Friedenskonvois<br />
am 24./25. April 1999 nach<br />
Belgrad und habe mit den »Müttern<br />
gegen den Krieg« und vielen anderen<br />
Friedensfreunden aus ganz Deutschland<br />
gegen einen NATO-Krieg mit deutscher<br />
Beteiligung protestiert.<br />
Wäre es nicht eine Aufgabe von<br />
höchster Priorität, bei Achtung der<br />
Souveränität aller Völker und Staaten<br />
durch parlamentarische und außerparlamentarische<br />
Aktivitäten für die Unterstützung<br />
von Initiativen wie »Schwerter<br />
zu Pfl ugscharen – jetzt weltweit« und<br />
die Gewinnung von »Städten des Friedens«<br />
als einer beispielgebenden Friedensinitiative<br />
des 21. Jahrhunderts vereint<br />
zu wirken?<br />
Das 16. Dresdner Friedenssymposium<br />
und die Kandidaturen für die Oberbürgermeisterwahlen<br />
in Dresden nahm<br />
und nehme ich zum Anlass zu fragen:<br />
Unterstützen Sie als Kandidat …. dieses<br />
Anliegen und was gedenken Sie für deren<br />
Erfolg zu tun?<br />
Überall stehen 2008/09 Wahlen an.<br />
Wollen wir dieses Anliegen doch auch<br />
für das »Für« oder »Gegen« die Nominierung<br />
der KandidatInnen verwenden!<br />
Gilt nicht in erster Linie als das<br />
wichtigste Welterbe, um Frieden, gegen<br />
Krieg und Armut zu kämpfen? Ist<br />
es nicht an der Zeit, dafür die große Aktionseinheit<br />
aller friedliebenden Kräfte<br />
der Welt zu organisieren? Wie laut sind<br />
die Partei DIE LINKE und die Partei der<br />
Europäischen <strong>Linke</strong>n in dieser Angelegenheit<br />
mit dem Ruf: An alle, an alle –<br />
endlich Frieden!?<br />
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