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natur und mensch - Rheinaubund

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Peter Birmann 1758–1844:<br />

Blick vom Isteiner Klotz<br />

rheinaufwärts Richtung<br />

Basel. Kunstmuseum Basel<br />

<strong>und</strong> die Hochwasserschutzplanung ist soweit<br />

gediehen, dass bald mit den Arbeiten<br />

begonnen werden kann. Vorgesehen sind<br />

eine Abtragung des infolge der Fluss eintiefung<br />

isolierten rechten Ufers, eine damit<br />

verb<strong>und</strong>ene Verbreiterung des Flussbettes<br />

<strong>und</strong> eine Dynamisierung der Uferverzahnung,<br />

sowie die Schaffung von Retentionsräumen.<br />

Die anstehende Neukonzessionierung des<br />

Kraftwerk Kembs gab Anlass, diese Revitalisierung<br />

mit ökologischen Massnahmen im<br />

Rahmen der Konzession zu unterstützen<br />

<strong>und</strong> zu fördern. Zunächst einmal durch eine<br />

signifikante Erhöhung der Restwassermenge,<br />

sodann durch eine Gewährleistung der<br />

Fischwanderung mit Fischaufstiegshilfen,<br />

<strong>und</strong> schliesslich durch eine Aufwertung der<br />

Sohle, der Lebensräume <strong>und</strong> der Ufererosion,<br />

um die verloren gegangene ökologische<br />

Funktion <strong>und</strong> Dynamik des „Restrheins“ <strong>und</strong><br />

der Restauen wieder einigermassen zu gewährleisten.<br />

Der Oberrhein bei Kembs ist eine internationale<br />

Angelegenheit zwischen Frankreich,<br />

Deutschland <strong>und</strong> der Schweiz (siehe auch<br />

Espoo-Konvention). [1] Dies insbesondere darum,<br />

weil es im Rahmen der Europäischen<br />

Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) um das<br />

(Teil-) Management eines ganzen Flusses<br />

geht, <strong>und</strong> weil Geschiebehaushalt <strong>und</strong><br />

Fischwanderung keine Staatsgrenzen kennen.<br />

Gemäss WRRL muss bis 2015 ein „guter<br />

ökologischer Zustand“ aller Gewässer ausgewiesen<br />

sein. Die Konzessionserneuerung<br />

des KW Kembs (vorgesehen ab 1.1.2008) unterliegt<br />

dem französischen <strong>und</strong> dem schweizerischen<br />

Recht. Die Schweiz ist dabei als<br />

Oberlieger vom Einstau bis zu den Basler<br />

Rheinhäfen betroffen. Eine Deutsche Konzession<br />

ist nicht nötig (Versailler Vertrag), obwohl<br />

die Deutschen Anrainer sind (rechtes<br />

Rheinufer). Rechtlich gesehen sind nebst<br />

den einschlägigen französischen <strong>und</strong> schweizerischen<br />

Gesetzen (GschG, BGF, B<strong>und</strong>esgesetz<br />

über den Wasserbau) die internationalen<br />

Übereinkommen zum Schutz des<br />

Rheins vom 12. April 1999 sowie die darauf<br />

basierenden Beschlüsse der Rheinministerkonferenzen<br />

massgebend. Zudem gilt es<br />

auch die Empfehlungen <strong>und</strong> Vorgaben der<br />

Internationalen Kommission zum Schutz<br />

des Rheins (IKSR) zu berücksichtigen, in der<br />

alle drei Länder vertreten sind. Die Arge<br />

Hochrhein, deren Mitglied der Rheinaub<strong>und</strong><br />

ist, hat Beobachterstatus in der IKSR <strong>und</strong> unterstützt<br />

die Massnahmen zur Revitalisierung<br />

des Rheins. Die Schifffahrt ist durch internationale<br />

Verträge geregelt <strong>und</strong> privilegiert.<br />

Konzessionsgesuch <strong>und</strong> UVP<br />

umstritten<br />

Das erste Konzessionsgesuch von 2004 wurde<br />

aufgr<strong>und</strong> der Interventionen aus Umweltverbänden<br />

(insbesondere der Na ture d’Alsace)<br />

stark verbessert. Der Electricité de<br />

France (EDF) kann eine gute Gr<strong>und</strong>einstellung<br />

(integraler Ansatz) <strong>und</strong> der Wille attestiert<br />

werden, ökologische Verbesserungen<br />

realisieren <strong>und</strong> finanzieren zu wollen. Dazu<br />

gehören zum Beispiel die Revitalisierung<br />

der Wiese bei Basel, eine markante Erhöhung<br />

der Restwassermenge, die Initiierung der<br />

Ufererosion <strong>und</strong> damit eine Erhöhung der<br />

Auendynamik in der Restwasserstrecke, <strong>und</strong><br />

ein neuer funktionstüchtiger Fischpass beim<br />

Wehr.<br />

Wie üblich sitzt der Teufel jedoch im Detail.<br />

Unsere Einsprache im März 2007 wurde von<br />

der EDF im Sommer beantwortet, <strong>und</strong> nach<br />

einer kurzen Duplik im September fanden<br />

am 6. Dezember 2007 die Einspracheverhandlungen<br />

in Basel statt. Da sich die Konzessionierung<br />

verzögert, hat das BFE die<br />

laufende Konzession ohne Bedingungen um<br />

drei Jahre verlängert, was rechtlich gesehen<br />

äusserst bedenklich <strong>und</strong> eigentlich nicht akzeptabel<br />

ist.<br />

Restwasserstrecke <strong>und</strong><br />

Auendynamik<br />

Die vorgeschlagenen Massnahmen bezüglich<br />

einer Erhöhung der Restwassermengen<br />

<strong>und</strong> struktureller Eingriffe zur Förderung der<br />

Ufererosion <strong>und</strong> natürlichen Auflandungen<br />

sind zweifellos ein wertvoller Revitalisierungsschritt.<br />

Sie ergänzen die im Rahmen<br />

des Integrierten Rheinprogramms (IRP) am<br />

deutschen Ufer vorgesehenen Massnahmen<br />

Grenzüberschreitendes Flussmanagement-Theorie<br />

<strong>und</strong> Praxis<br />

Oberrhein bei Breisach:<br />

1828 vor der Regulierung,<br />

1872 nach der Korrektur<br />

durch Tulla <strong>und</strong> 1963 nach<br />

weiterer Kanalisierung.<br />

<strong>natur</strong> <strong>und</strong> <strong>mensch</strong> 2 / 2008<br />

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