natur und mensch - Rheinaubund
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Das Kraftwerk<br />
Kradolf Schönenberg<br />
Dort, wo sich das Wasser der Thur eine ausgeprägte Schleife<br />
Richtung Nordwesten schuf, soll bei Kradolf Schönenberg<br />
ein neu geplantes Wasserkraftwerk entstehen. Gemäss Projekt<br />
ersetzt die als Laufkraftwerk geplante Anlage das alte<br />
Kanal kraft werk mit Wehr, Restwasserstrecke, Oberwasserkanal,<br />
Krafthaus <strong>und</strong> Unterwasser kanal. Eine nicht einfache<br />
Planung, die den Rheinaub<strong>und</strong> jetzt schon seit<br />
sieben Jahren beschäftigt.<br />
von Ueli Rippmann<br />
Weil die geplante Fischaufstiegshilfe (FAH)<br />
aus mehreren Gründen (Lage des Einstiegs,<br />
Betriebswassermenge <strong>und</strong> Lockwasser) dem<br />
modernen Funktionsstandard nicht genügte,<br />
<strong>und</strong> damit die freie Fischwanderung nach<br />
Artikel 9 B<strong>und</strong>esgesetz über die Fischerei<br />
nicht gewährleistet schien, erhoben Rheinaub<strong>und</strong>,<br />
Pro Natura <strong>und</strong> Fischerei vereine am<br />
23. Februar 2002 Einsprache gegen das<br />
Konzessions- <strong>und</strong> Baugesuch des neuen<br />
Kraftwerks.<br />
Die nötigen ökologischen Ausgleichsmassnahmen<br />
erachtete der Rheinaub<strong>und</strong> als ungenügend.<br />
Der Höherstau, die Massnahmen<br />
gegen unkontrollierte Stauraumspülungen<br />
<strong>und</strong> die Umsetzung nennenswerter Ausgleichsmassnahmen<br />
sollten besser abgeklärt<br />
werden, um die Auswirkungen genauer<br />
definieren zu können.<br />
Die Interpars Kraftwerke AG reichte erstmals<br />
im Mai 2001 ein Konzessionsprojekt ein. Wegen<br />
des Höherstaus um 45 cm <strong>und</strong> dem<br />
grösseren Stauraum, erweiterten die Projektanten<br />
ihre Untersuchungen <strong>und</strong> reichten<br />
ihrem Begeh ren bereits im Januar 2002 ergänzende<br />
Be richte über die Auswirkungen<br />
des Höherstaus nach, durch den die Thur in<br />
diesem Bereich über eine weite Strecke aufgestaut<br />
<strong>und</strong> so in einen grösseren Flussstau<br />
verwandelt werden würde.<br />
Das neue Kraftwerk hat aber auch positive<br />
Aspekte, weil es als Laufkraftwerk keine Restwasserstrecke<br />
mehr erzeugt <strong>und</strong> überdies<br />
ein Umgehungsgerinne als Fischaufstiegshilfe<br />
vorgesehen war. Ein Umweltbericht über<br />
die Auswirkungen des neuen Kraft werks auf<br />
die Gewässerlandschaft <strong>und</strong> das Gr<strong>und</strong>wasser<br />
fehlte jedoch, war aber auch nicht zwingend<br />
Ueli Rippmann<br />
geb. in Stein am<br />
Rhein, ist an der<br />
EAWAG/ETH<br />
promovierter<br />
Fischbiologe. Seit<br />
1988 betreibt er ein Beratungsbüro für<br />
Gewässerökologie <strong>und</strong> Fischbiologie in<br />
Auw (AG). Er ist seit 1978 Mitglied des<br />
Rheinaub<strong>und</strong>es <strong>und</strong> seit 2003<br />
Vizepräsident. Seit über 13 Jahren<br />
befasst er sich mit den Problemen der<br />
Durchwanderbarkeit der Fliessgewässer<br />
insbesondere mit der Fischwanderung<br />
an Kraftwerken.<br />
vorgeschrieben, da es sich beim neuen Wasserkraftwerk<br />
um eine An lage mit weniger als<br />
3 MW Leistung handelt. Im ordentlichen Bewilligungsverfahren<br />
müssen jedoch die geltenden<br />
Natur- <strong>und</strong> Umweltschutzbestimmun<br />
gen nach geltendem Recht eingehalten<br />
werden (NHG; BGF; GschG mit den entsprechenden<br />
Verord nungen).<br />
Pro Natura, Rheinaub<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> Fischereiverein melden<br />
Bedenken an<br />
Die Naturschutzorganisationen Pro Natura<br />
Thurgau, der Rheinaub<strong>und</strong> <strong>und</strong> die örtlichen<br />
Sportfischervereine meldeten Bedenken<br />
gegen das Vorhaben an, weil massive<br />
Eingriffe in die Gewässerlandschaft <strong>und</strong> ihre<br />
Ufer, sowie nachteilige Einflüsse auf die<br />
Umwelt allgemein zu befürchten waren.<br />
Wertvolle Lebensräume wie die Auenlandschaft<br />
im Siedlungsgebiet der Gemeinde<br />
Schönenwerd entlang der Innerkurve der<br />
Thur oder der entomologisch bedeutende<br />
Eichenwald zwischen dem heutigen Kanalaustritt<br />
beim Stauwehr <strong>und</strong> dem Fluss wären<br />
dem Kraftwerksneubau ohne adäquate<br />
Ersatzmassnahmen geopfert worden, <strong>und</strong><br />
schliesslich käme das neue Kraftwerk gemäss<br />
Landschaftsentwicklungskonzept ausgerech<br />
net in einen kantonal wichtigen Vernet<br />
zungskorridor zu liegen.<br />
Planungsverlauf<br />
<strong>und</strong> Einspracheverhandlung<br />
Daraufhin wurden von Kraftwerkseite bis<br />
2004 Projektanpassungen hinsichtlich Hochwasserschutz<br />
<strong>und</strong> Schutz der angrenzenden<br />
SBB Linie erarbeitet <strong>und</strong> im September 2005<br />
informierte das kantonale Baudepartement<br />
über den aktuellen Stand des Verfahrens.<br />
Dazwischen vervollständigte die Interpars<br />
AG die Projektstudien, so dass Ende September<br />
eine Projektpräsentation stattfinden<br />
konnte. Anfang Dezember 2006 fanden die<br />
Einspracheverhandlungen statt, bei denen<br />
Pro Natura, Sportfischerverbände <strong>und</strong> der<br />
Rheinaub<strong>und</strong> ihre Anliegen vorbrach ten.<br />
Wie meistens konnte nicht in allen Einsprache<br />
punkten Einigkeit erzielt werden, insbesondere<br />
nicht über die Funktions tüchtigkeit<br />
des Umgehungsgerinnes, das als Fischaufstiegs<br />
hilfe des Kraftwerks vorgesehen war.<br />
Noch vor Weihnachten reichte der Rheinaub<strong>und</strong><br />
in seiner Stellungnahme alle Präzisierun<br />
gen zu den Ergebnissen der Ein sprachever<br />
hand lungen ein.<br />
Bis heute gingen beim Rheinaub<strong>und</strong> keine<br />
weiteren Berichte über den Stand der Projektierung<br />
des Kraftwerks Kradolf Schönenberg<br />
mehr ein.<br />
Dr. Ueli Rippmann<br />
Büro für Gewässerökologie<br />
Bergstrasse 4b<br />
5644 Auw<br />
Tel. 056 668 07 80<br />
<strong>natur</strong> <strong>und</strong> <strong>mensch</strong> 2 / 2008<br />
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