natur und mensch - Rheinaubund
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lich ist. Andernfalls müsste als Ersatz des natürlichen<br />
Ge schie betriebs das punktuelle<br />
Einbringen von Kiesbänken am Ufer im oberen<br />
Bereich des Stauraumes, in Absprache<br />
mit der Schifffahrt, in Betracht gezogen werden.<br />
Diese Fragen könnten von der im April<br />
2007 gegründeten „Geschiebegruppe Hochrhein“<br />
behandelt werden, in welcher der<br />
Rheinaub<strong>und</strong> vertreten ist.<br />
Fischwanderung<br />
Der Neubau einer Fischaufstiegshilfe (FAH)<br />
beim Maschinenhaus <strong>und</strong> beim Wehr, für<br />
welche die EDF eine Arbeitsgruppe einsetzen<br />
<strong>und</strong> 300‘000 Euros bereitstellen will, ist zweifellos<br />
die Schlüsselstelle bezüglich Fischwanderung.<br />
Allerdings gibt es zur Zeit weder<br />
eine detaillierte Projektstudie noch ein genaues<br />
Pflichtenheft mit Kostenberech nung.<br />
Insbesondere fehlen entscheidende technische<br />
Details gemäss den Anforde run gen der<br />
DVWK (1996) <strong>und</strong> DWA (2006) betreffs Lage<br />
<strong>und</strong> Typ des Fischpasses, Becken dimensionen<br />
<strong>und</strong> korrekter Hydraulik, <strong>und</strong> genügender<br />
Lockwassermenge <strong>und</strong> -strömung. Zudem<br />
ist kein Monitoring über Funktion der FAH<br />
vorgesehen. Bezüglich Fisch abstieg (besonders<br />
für den Aal) ist die Studie völlig unverbindlich.<br />
Eine Untersu chung der Fischmortalität<br />
in den Kaplan turbinen ist offenbar nicht<br />
gemacht worden. Ferner ist nicht klar, ob der<br />
neu geplante fischökologische Altarm durch<br />
die Rheininsel im oberen Teil beim Wehr<br />
tatsächlich den Aufstieg in den Rheinkanal<br />
ermöglicht oder nicht. Auch hier müssten<br />
detailliertere Pläne vorgelegt werden.<br />
Schliesslich muss der Fischaufstieg beim KW<br />
Kembs im Kontext des Projekts Lachs 2000/<br />
2020 gesehen <strong>und</strong> mit dem hohen Standard<br />
der FAHs bei Iffezheim <strong>und</strong> Gambsheim (Inbetriebnahme<br />
2006) verglichen werden,<br />
auch bezüglich Aufstieg aller einheimischer<br />
Fischarten. Dazu gehören auch die FAHs<br />
beim Kulturwehr Breisach (Einstieg in den<br />
„Restrhein“), die als FAH eingesetzte Schiffsschleuse<br />
im Grand Canal d’Alsace <strong>und</strong> der<br />
vorgesehene Fischpass beim Drainage-Gegenkanal<br />
(KW Kembs) als Verbindung des<br />
Grand Canal d’Alsace zur Petite Camargue<br />
Alsacienne, deren Fauna allerdings durch<br />
mögliche Einwanderung von Neozoen vom<br />
Rhein her bedroht sein könnte.<br />
Damit die ausgedehnten<br />
Kiesbänken des Restrheins<br />
als Laichhabitate für den<br />
Lachs <strong>und</strong> andere Kieslaicher<br />
tauglich sind (im Bild ein<br />
Lachsbrütling), muss der<br />
Kieslückenraum gelockert<br />
<strong>und</strong> druchströmt werden,<br />
wofür es eine deutliche<br />
Erhöhung der Restwassermenge<br />
<strong>und</strong> einen Geschiebetransport<br />
durch das Wehr<br />
braucht.<br />
Ausgleichs- <strong>und</strong> Begleitmassnahmen:<br />
wird man sich einig?<br />
Den zentralen ökologischen Anforderungen<br />
der Fischwanderung <strong>und</strong> des Geschiebehaushaltes<br />
stehen verschiedene Ausgleichsmassnahmen<br />
gegenüber, welche die Eingriffe<br />
weiter vermindern. Auch hier gibt es<br />
noch ungeklärte Fragen.<br />
Im Kontext der modernen partizipativen<br />
Vorgehensweisen muss eine internationale<br />
Jürg Bloesch<br />
ist promovierter<br />
Limnologe <strong>und</strong><br />
forschte während<br />
mehr als 35 Jahren<br />
am Wasserforschungs-Institut<br />
der ETH im Bereich<br />
Sedimentation/Stoffhaushalt in Seen<br />
<strong>und</strong> Fliessgewässerökologie. Er widmete<br />
sich daneben auch der Beratung<br />
im In- <strong>und</strong> Ausland <strong>und</strong> kämpft seit<br />
Jahrzehnten aktiv für den Gewässerschutz<br />
<strong>und</strong> <strong>natur</strong>nahe Landschaften.<br />
Von 1998-2004 war er Präsident der<br />
Internationalen Arbeitsgemeinschaft<br />
Donauforschung (IAD), seit 1995 ist er<br />
Ko-Präsident des Rheinaub<strong>und</strong>es.<br />
Begleitkommission mit allen Stakeholdern<br />
(Interessensvertretern) etabliert werden,<br />
welche bei der langfristigen <strong>und</strong> pragmatischen<br />
Umsetzung der Revitalisierungs-<br />
Massnahmen mitreden <strong>und</strong> so weit möglich<br />
mitbestimmen kann. Es ist wichtig, dass laufend<br />
gute neue Ideen oder aber Kritik <strong>und</strong><br />
Korrekturen mitberücksichtigt <strong>und</strong> umgesetzt<br />
werden können.<br />
Bei all diesen löblichen <strong>und</strong> zum Teil noch zu<br />
erstreitenden Revitalisierungen können wir<br />
uns rückblickend interessiert fragen, was<br />
wohl der Herr Oberst Tulla dazu sagen würde.<br />
Zur weiteren Lektüre sei das Buch von<br />
W. A. Galluser <strong>und</strong> A. Schenker, (eds.) „Die<br />
Auen am Oberhein. Ausmass <strong>und</strong> Per spektiven<br />
des Landschaftswandels am südlichen<br />
<strong>und</strong> mittleren Oberrhein seit 1800. Eine umweltdidaktische<br />
Aufarbeitung.“, Birkhäuser<br />
Verlag, Basel, Boston, Berlin.ltd, 1992, empfohlen.<br />
Literaturangaben<br />
[1] Die Espoo (EIA) Convention (Convention on<br />
Environmental Impact Assessment in a<br />
Trans bo<strong>und</strong>ary Context) wurde in Espoo,<br />
Finn land, am 25. Februar 1991 von der UNO<br />
Ökonomie-Kommission für Europa beschlossen<br />
<strong>und</strong> 1997 in Kraft gesetzt. Die Unterzeichnerstaaten<br />
verpflichten sich auf gegenseitige<br />
Konsultation bei grenzüberschreitenden<br />
Um weltproblemen. Damit sollen Umweltbeeinträchtigungen<br />
über nationale Grenzen<br />
hinweg mit Beteiligung aller Betroffenen<br />
(Stakeholders) durch Umweltverträglichkeitsprüfungen<br />
möglichst vermieden werden.<br />
Dr. Jürg Bloesch<br />
Stauffacherstr. 159<br />
8004 Zürich<br />
Tel. 044 / 241 11 19<br />
<strong>natur</strong> <strong>und</strong> <strong>mensch</strong> 2 / 2008<br />
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