natur und mensch - Rheinaubund
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Rheinaub<strong>und</strong><br />
Das Bündner Oberland austrocknen?<br />
Auch in den Bergen zwischen Thusis <strong>und</strong> Lukmanier – dem Quellgebiet des Rheins!<br />
– sind durch eine exzessive Wassernutzung viele Täler ausgetrocknet <strong>und</strong> warten<br />
vergebens auf die Umsetzung der Restwasserbestimmungen von 1992. Ein neues<br />
Projekt der Zervreila-Kraftwerke AG möchte diesen Zustand noch verschlimmern<br />
<strong>und</strong> aus dem oberen Einzugsgebiet des Glenners noch mehr Wasser ableiten <strong>und</strong><br />
über eine Rohrleitung ins Domlesch verfrachten.<br />
von Uwe Scheibler<br />
Die Kraftwerke Zervreila AG (KWZ) mit Sitz<br />
im bündnerischen Vals beabsichtigen, die<br />
Wasservorkommen im hinteren Lugnez auf<br />
Gebiet der Gemeinden Vrin <strong>und</strong> Lumbrein<br />
zu fassen <strong>und</strong> in das unterhalb des Stausees<br />
Zervreila gelegene Ausgleichsbecken überzuleiten.<br />
Dies bedingt den Bau von Wasserfassungen<br />
<strong>und</strong> r<strong>und</strong> 10 km unterirdische<br />
Stol len. Mit diesem zusätzlichen Wasser<br />
kann in den bestehenden Anlagen der KWZ<br />
im Safiental <strong>und</strong> in Rothenbrunnen jährlich<br />
ca. 100 GWh zusätzlicher Strom produziert<br />
werden. Dies entspricht etwa der Hälfte des<br />
jährlichen Stromverbrauchs der Stadt Chur.<br />
Das geplante Vorhaben löst Investitionen<br />
von gegen Fr. 100 Mio. aus.<br />
Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit<br />
mit den neuen <strong>und</strong> bisherigen Konzessionsgemeinden<br />
<strong>und</strong> den kantonalen Behörden<br />
erarbeitet <strong>und</strong> im Herbst 2007 den Umweltorganisationen<br />
sowie dem Bündner Fi scherei<br />
verband vorgestellt. Mit dabei sind Pro<br />
Natura <strong>und</strong> der WWF Graubünden sowie die<br />
Stiftung Landschaftsschutz <strong>und</strong> der Rheinaub<strong>und</strong>.<br />
Das Projekt<br />
Das Vorhaben bedingt eine intensive Zusammenarbeit<br />
zwischen den bisherigen<br />
KWZ-Konzessionsgemeinden, den neuen<br />
Konzessionsgemeinden (v.a. Vrin <strong>und</strong> Lumbrein),<br />
dem Kanton Graubünden sowie der<br />
KWZ. Im Hinblick auf eine möglichst effiziente<br />
Projektbegleitung wurde deshalb eine<br />
Arbeitsgruppe mit Vertretern von Gemeinden,<br />
Kanton <strong>und</strong> Bauherrschaft gebildet.<br />
Nicht ganz unerwartet fehlen dabei die<br />
Umweltverbände <strong>und</strong> die Fischerei. Eine<br />
grosse planerische Herausforderung ist die<br />
Koordination der neuen Konzessionen für<br />
die Überleitung mit den Konzessionen für<br />
die bestehenden Anlagen, die bis Ende 2037<br />
weiterlaufen. Die neuen Anlagen sollen<br />
nach Angabe der KWZ, um wirtschaftlich zu<br />
sein, deutlich über das Jahr 2037 hinaus betrieben<br />
werden können.<br />
Ende November 2006 haben die involvierten<br />
Parteien ihre Absicht bek<strong>und</strong>et, das Projekt<br />
im Rahmen der gesetzlichen Gr<strong>und</strong>lagen<br />
<strong>und</strong> unter Wahrung der gegenseitigen Interessen<br />
zu unterstützen. Gestützt darauf<br />
hat der Verwaltungsrat der KWZ am 13.<br />
Dezember 2006 den Start des Konzessionsprojektes<br />
beschlossen. Das Projekt soll einen<br />
Beitrag zur Versorgungssicherheit in der<br />
Schweiz ohne zusätzliche CO2-Emmissionen<br />
leisten. Der Kanton <strong>und</strong> die Gemeinden,<br />
speziell Vrin <strong>und</strong> Lumbrein, würden durch<br />
das Projekt zusätzlichen Nutzen haben. Vor<br />
allem in Form von Wasserzinsen, Wasserwerk-,<br />
Liegenschafts-, Kapital- <strong>und</strong> Ertragssteuern<br />
flössen zusätzliche Beträge an die<br />
öffentliche Hand. Selbstverständlich soll<br />
auch den umweltrechtlichen Vorgaben, insbesondere<br />
den Vorschriften über die Restwassermengen,<br />
Rechnung getragen werden.<br />
Vorderrhein<br />
Ilanz<br />
Glenner<br />
Lumbrein<br />
Vrin<br />
Vals<br />
Hinterrhein<br />
Rabiusa<br />
Splügen<br />
Reichenau<br />
Thusis<br />
Projekt Überleitung<br />
Lugnez:<br />
Speicherbecken Zervreila<br />
Zentrale Zervreila<br />
Überleitstollen Zervreila-<br />
Wann<br />
Ausgleichsbecken Wanna<br />
Zentrale Safien Platz<br />
Ausgleichsbecken Safien<br />
Platz<br />
Zentrale Rothenbrunnen<br />
Ausgleichsbecken Egschi<br />
Zentrale Realta<br />
Grafik:<br />
Zervreila Kraftwerke AG<br />
Dieses Vorhaben decke sich einerseits mit<br />
den energiepolitischen Zielen der Bündner<br />
Regierung, andererseits mit dem im eidgenössischen<br />
Parlament klar bek<strong>und</strong>eten Bekenntnis<br />
zur Förderung der Wasserkraft. Das<br />
Projekt sei energiepolitisch <strong>und</strong> ökonomisch<br />
sinnvoll <strong>und</strong> kann umweltverträglich realisiert<br />
werden. Mit der Freigabe des Planungskredites<br />
wird das Konzessionsprojekt gestartet<br />
mit dem Ziel, es den zuständigen<br />
Gemeinden so rasch wie möglich einzureichen.<br />
Vor Erlangung der Konzession ist eine<br />
Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen<br />
<strong>und</strong> mit den Gemeinden sind die<br />
konzessionsrechtlichen Verträge auszuhandeln.<br />
Zudem müssen die bautechnischen<br />
Studien vertieft werden, namentlich im<br />
Seite 18 <strong>natur</strong> <strong>und</strong> <strong>mensch</strong> 2 / 2008