natur und mensch - Rheinaubund
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Bereich der Geologie. Die KWZ sei zuversichtlich,<br />
die Bewilligungen im Jahre 2009<br />
zu erhalten, damit ab 2011 mit dem neu zugeführten<br />
Wasser Strom erzeugt werden<br />
könne. So steht es im Projektbeschrieb der<br />
KWZ.<br />
Wir brauchen<br />
eine neue „Energiekultur“<br />
Dazu ein paar Gedanken: Natürlich steigt<br />
der Stromverbrauch in der Schweiz weiter<br />
an. Wer sich aber die Mühe macht <strong>und</strong> prüft,<br />
wozu denn dieser Strom gebraucht wird,<br />
der wird das Wort „Versorgungssicherheit“<br />
nicht mehr mit gutem Gewissen im M<strong>und</strong>e<br />
führen. Zu gross ist die Verschwendung, die<br />
Ineffizienz der eingesetzten Geräte <strong>und</strong> die<br />
Vernachlässigung grosser Energiepotenziale<br />
im Siedlungsgebiet. Und dann müssten wir<br />
auch dringend einmal eine Diskussion über<br />
unsere „Energiekultur“ – Alles überall <strong>und</strong> jederzeit<br />
für alle – führen. Das Problem unserer<br />
Gesellschaft ist offensichtlich nicht ein<br />
Zuwenig, sondern ein Energie-Überfluss,<br />
mit dem wir nicht mehr vernünftig umgehen<br />
können!<br />
Natürlich ist die Verringerung der CO2-<br />
Produktion eine Verpflichtung der ganzen<br />
Schweiz <strong>und</strong> ein wichtiges Ziel der Umweltverbände.<br />
Wenn aber ohne ausreichende<br />
Begründung – einfach um noch mehr Energie<br />
zur Verfügung zu haben – die auch touristisch<br />
wertvolle Berglandschaft weiter ausgetrocknet,<br />
den Fischen der Lebensraum<br />
entzogen <strong>und</strong> der grossräumige Wasserhaushalt<br />
massiv beeinträchtigt wird, dann<br />
reicht der Hinweis auf die CO2-Neutralität<br />
nicht aus. Abgesehen davon, müsste erst<br />
einmal nachgewiesen werden, dass das<br />
Bauvolumen <strong>und</strong> die Unterhaltsarbeiten<br />
über die gesamte Betriebsdauer <strong>und</strong> der<br />
Rückbau die CO2-Bilanz nicht doch vielleicht<br />
ein bisschen trüben könnten ...<br />
Natürlich ist es verständlich, wenn die<br />
Schweizer Stromproduzenten nach zusätzlichen<br />
Möglichkeiten suchen, um die Produktion<br />
aus Wasserkraft weiter zu erhöhen.<br />
Das haben sie schliesslich in den letzten 100<br />
Jahren so erfolgreich gemacht, dass unsere<br />
Fliessgewässer weitgehend zu Stauräumen<br />
verkommen sind, ganze Einzugsgebiete in<br />
ihrem Wasserhaushalt durcheinander gebracht<br />
wurden, viele Bergtäler heute eher<br />
einem afrikanischen Trockental gleichen<br />
<strong>und</strong> die Wanderung der gewässertypischen<br />
Pflanzen <strong>und</strong> Tiere vielfach unterbrochen<br />
ist. Vielleicht wäre es an der Zeit, das viele<br />
Geld, das sich angesammelt hat, stärker in<br />
die Energieproduktion im Siedlungsgebiet<br />
zu investieren. Dach- <strong>und</strong> Fassadenflächen<br />
sowie Energiespartechnologien bieten sich<br />
hier an.<br />
Bergregionen brauchen mehr<br />
als Strom <strong>und</strong> Geld.<br />
Natürlich ist die Förderung der Bergregionen<br />
ein hehres Ziel, es steht schliesslich auch im<br />
Artikel 104 der Schweizerischen B<strong>und</strong>esverfassung.<br />
Es sei aber die Frage erlaubt, ob solche<br />
plötzlich hereinbrechende Rieseninvestitionen<br />
geeignet sind, Erwerbs mög lichkeiten<br />
auf Dauer zu sichern <strong>und</strong> ob die „Bestechung“<br />
mit billigem Strom (die extrem<br />
umweltschädliche Nachspeicherheizung ist<br />
in diesen Gebieten weit verbreitet!) statthaft<br />
ist. Gleichzeitig wird schliesslich auch das<br />
Landschaftsbild schwerwiegend verändert<br />
– man erinnere sich nur an die scheusslichen<br />
Staubecken im hinteren Linthal oder Safiental,<br />
an die vielen Überlandleitungen, an<br />
die Kanäle <strong>und</strong> eben, an die ausgetrockneten<br />
Bachbetten, die für den künftigen<br />
Tourismus nicht gerade positiv wirken.<br />
Momentan wird die Diskussion über dieses<br />
Projekt in den betroffenen Gemeinden ziemlich<br />
heftig geführt. Dabei reichen die<br />
Noch fliesst der Glenner ...<br />
wie lange noch?<br />
Positionen von „selber die Wasserkraft für<br />
die kommunalen EW ausnutzen“ bis zu „jetzt<br />
ist es genug mit der Wasserkraftnutzung“.<br />
Mittlerweile haben sich auch die Riverrafter<br />
<strong>und</strong> die Kanuten zur Widerstandsgruppe<br />
gesellt. Der ehrgeizige Fahrplan der KWZ<br />
wird wohl noch ein paar Verspätungen akzeptieren<br />
müssen!<br />
Uwe Scheibler<br />
Uwe Scheibler<br />
(Jahrgang 1957)<br />
ist Landschaftsarchitekt<br />
<strong>und</strong> seit<br />
Sommer 2007<br />
Geschäftsführer des Rheinaub<strong>und</strong>s.<br />
Als langjähriger Mitarbeiter des Landschaftsplanungsbüros<br />
Grün-Plan AG in<br />
Wetzikon ZH waren seine Schwerpunkte<br />
die Entwicklung partizipativer Planungsinstrumente<br />
in Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutz<br />
sowie der <strong>natur</strong>nahe Garten<strong>und</strong><br />
Landschaftsbau.<br />
Uwe Scheibler<br />
Geschäftsführer Rheinaub<strong>und</strong><br />
Weinsteig 192<br />
8291 Schaffhausen<br />
Tel. 052 625 26 58<br />
info@rheinaub<strong>und</strong>.ch<br />
<strong>natur</strong> <strong>und</strong> <strong>mensch</strong> 2 / 2008<br />
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