Generationenwechsel im Mittelstand ... - Sachsen Bank
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Unternehmen <strong>im</strong>pliziert ein hohes Engagement familien-,<br />
aber auch unternehmensinterner Nachfolger für das<br />
Unternehmen, die Familie und seine Mitarbeiter insgesamt.<br />
Die Interessen der Familie, des Alteigentümers<br />
und auch der anderen Mitarbeiter werden stärker<br />
Berücksichtigung finden. Die Stabilität der bisherigen<br />
Strukturen spielt bei der internen Nachfolge eine große<br />
Rolle, um den langfristigen Fortbestand des Unternehmens<br />
zu sichern; dies gilt nicht unbedingt bei der externen<br />
Nachfolge (vgl. z. B. Cadbury, 2000). Das firmenspezifische<br />
Wissen interner Nachfolger stellt zumindest<br />
in den ersten Jahren ihrer Geschäftsführungstätigkeit<br />
einen weiteren Vorteil dieser Nachfolgelösung dar.<br />
Andererseits spricht gerade die enge Bindung an die<br />
Unternehmerfamilie auch gegen eine familieninterne<br />
Nachfolge, wenn Familieninteressen und Unternehmensinteressen<br />
kollidieren. Der Unternehmenserfolg<br />
kann durch diesen Interessenkonflikt in Mitleidenschaft<br />
gezogen werden, argumentieren beispielsweise Lansberg<br />
(1983) und Levinson (1971). Ein weiteres Argument<br />
für eine externe Nachfolgeregelung ist die größere Auswahl<br />
an Unternehmertalenten, die der Markt bietet.<br />
Dem gegenüber steht die geringere Auswahl potenzieller<br />
interner Nachfolger. Bei einer gezielten Suche nach<br />
dem am besten geeigneten Führungstalent außerhalb<br />
des Unternehmens ist die Wahrscheinlichkeit größer,<br />
eine Persönlichkeit mit wertvollen Fachkenntnissen und<br />
der erforderlichen Geschäftsführererfahrung zu finden<br />
(vgl. z. B. Pérez-González, 2006).<br />
In Deutschland wurde in den Jahren 2002 bis 2008 <strong>im</strong><br />
Durchschnitt gut ein Fünftel der mittelständischen Unternehmen<br />
von einem oder mehreren externen Nachfolgern<br />
übernommen. Fast drei Fünftel der Unternehmen<br />
verbleiben in Familienhand. Die übrigen 20 % der Unternehmen<br />
werden von einem oder mehreren Nachfolgern,<br />
die zuvor schon <strong>im</strong> Unternehmen gearbeitet haben,<br />
weitergeführt. 3 4 Knapp neun von zehn Unternehmen,<br />
die weiterhin von einem Familienmitglied des früheren<br />
Eigentümers geleitet werden, haben auch nie eine andere<br />
Nachfolgeregelung in Betracht gezogen.<br />
Der Großteil der <strong>Generationenwechsel</strong> erfolgte planmäßig.<br />
In nur 9 % der mittelständischen Unternehmen war<br />
ein Wechsel in der Geschäftsführung durch Tod oder<br />
Krankheit des früheren Inhabers erforderlich. In diesen<br />
Fällen wurde das Unternehmen besonders häufig an<br />
einen Nachfolger innerhalb des Unternehmens übergeben.<br />
Auch Albach und Freund (1989) konnten beobachten,<br />
dass bei unplanmäßigen Unternehmensübergaben<br />
<strong>im</strong> Vergleich zum Durchschnitt relativ häufiger eine interne<br />
(familien- oder unternehmensinterne) Nachfolge<br />
gewählt wurde als eine externe, und führen dies darauf<br />
zurück, dass in vielen dieser internen Übergabefälle die<br />
Unternehmer versäumt haben, rechtzeitig geeignete<br />
Führungskräfte von außen in die Führung des Unternehmens<br />
einzubinden, obwohl dies ursprünglich gewollt<br />
war.<br />
Die in dieser Studie konstatierte Quote von 9 % ist deutlich<br />
geringer als die in der Literatur diskutierten Anteile<br />
unerwarteter Unternehmensnachfolgen. Freund (2004)<br />
prognostizierte, dass 26 % der in den Jahren 2005–2009<br />
übergabereifen Unternehmen unerwartet übergeben<br />
werden müssen. Dieser Unterschied ist vermutlich auf<br />
Größenunterschiede zurückzuführen. Die Zahl von<br />
Freund bezieht sich nämlich auf eigentümergeführte<br />
Familienunternehmen aller Größenklassen. Die hier<br />
betrachteten mittelständischen Unternehmer sorgen<br />
anscheinend besser für den Fall ihres plötzlichen Todes<br />
bzw. Unfalls oder Krankheit vor.<br />
3<br />
Wurde ein Unternehmen von mehreren Nachfolgern übernommen,<br />
die von unterschiedlicher Herkunft sind (z. B. extern<br />
und familienintern), dann wurde dieses Unternehmen jeweils<br />
bei beiden Formen der Nachfolge hinzugerechnet, das heißt,<br />
mehrfach – bis zu drei Mal – gezählt.<br />
4<br />
Der Anteil von eigentümergeführten Familienunternehmen<br />
mit familieninternen Nachfolgern liegt laut Freund (2004) bei<br />
etwas mehr als 60 %, mit externen Nachfolgern bei mehr als<br />
20 %. Die Anteile beziehen sich auf alle Größenklassen von<br />
Unternehmen.<br />
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