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Musiktheater seit 1990 - Schott Music

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Inhalt<br />

Der politisch engagierte New Yorker Schriftsteller Tony Kushner beschreibt die amerikanische<br />

Neurose des Jahrtausendwechsels als dunklen Alptraum und spektakuläre theatralische Halluzination.<br />

Viele der Hauptfiguren sind reale Personen, etwa Ethel Rosenberg, die von dem<br />

kriminellen Rechtsanwalt Roy Cohn, einem Mitarbeiter von McCarthy, auf den elektrischen<br />

Stuhl geschickt wurde. Bei Kushner und in der Oper erscheint der Geist von Ethel Rosenberg,<br />

um Zeugin des qualvollen Aids-Todes von Roy Cohn zu werden.<br />

Auch die Hauptperson der Geschichte, Prior Walter, erkrankt am Aids-Virus. Er weiß, dass er<br />

sterben muss. In seinem Überlebenskampf erfindet er einen Engel, der ihm befiehlt, als Prophet<br />

die Welt zu retten. In seiner Vision steigt Walter in den Himmel und lehnt den Auftrag vor<br />

der erstaunten Engelsschar mit folgenden Worten ab: „I’ve lived through such terrible times,<br />

and there are people who live through much much worse, but... You see them living anyway.<br />

When they’re more spirit than body, more sores than skin, when flies lay eggs in the corners of<br />

the eyes of their children, they live. If I can find hope anywhere, that’s it, that’s the best I can<br />

do. I want more life”. Dann legt Walter das Buch der Propheten nieder und kehrt auf die Erde<br />

zurück.<br />

Angels in America<br />

23.11.2004 Théàtre du Châtelet Paris<br />

Eötvös ist ein Meister des Antönens. So werden rhythmische oder melodische Jazz- oder Rock-Anklänge<br />

oder -Klangfarben kaum manifest, bleiben fast ungreifbar in ihrer sublimen Transformation<br />

in einen (engelhaft) schwebenden, schwerelosen Duktus. Dieser bewährt sich zumal in ausgebreitet<br />

lyrischen Strecken; gelegentlich gönnt sich die Tonsprache aber auch knappen, lakonischen Zugriff.<br />

Geradezu alchimistisch mirakulös ist Eötvös‘ Fähigkeit, Vokales instrumental klingen zu lassen<br />

und vice versa; so ergibt sich die vollkommene Transparenz und Einheitlichkeit der musikalischen<br />

Faktur, ihr sanft insistierendes Leuchten, ihr hoher Grad von Ausdifferenzierung.<br />

(Frankfurter Rundschau, 25.11.2004)<br />

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