Musiktheater seit 1990 - Schott Music
Musiktheater seit 1990 - Schott Music
Musiktheater seit 1990 - Schott Music
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Inhalt<br />
Ein machtgieriger Regent strebt die Weltherrschaft an. Die Massen hat er bereits bezwungen,<br />
nur noch drei Menschen widerstehen seiner Gewalt: der Techniker, der Priester und der Dichter –<br />
Personifikationen der Wissenschaft, der Religion und der Kunst. Der Techniker soll mit seinem<br />
Wissen die Schwerkraft besiegen, ein Raumschiff bauen und das All erobern; dem Priester wird<br />
aufgetragen, mit höherem Segen künstliche Nahrung aus Steinen zu erschaffen, und dem Dichter<br />
obliegt es, die Größe des Tyrannen mit Worten zu feiern. Techniker und Priester sind allzu<br />
rasch gewonnen; der Dichter jedoch verweigert sich und wird in den Kerker geworfen. Dort<br />
errettet ihn der Wärter, der sich dem Regenten widersetzt, mit einem Einweihungs- und Wiedergeburtsritual.<br />
Da Techniker und Priester vor ihren unlösbaren Aufgaben versagen, spricht<br />
der Diktator schließlich über sie das Urteil. Er selbst aber scheitert im Geisteskampf mit dem<br />
Dichter, der sich an die Kraft des Wortes hält: an den Logos, der im Menschenherzen wohnt.<br />
Und so stürzt der Regent, der in seinem Wahn die Welt aus den Angeln heben wollte, am Ende<br />
mit seinem Raumschiff hinab in die Tiefe.<br />
Der Sturz des Antichrist<br />
19.01.2007 Theater Hof<br />
Ullmanns Musik ist streng durchorganisiert. Zwar sind die formalen Mittel dazu nicht unbedingt<br />
neu, doch sie werden mit unerhört dramatischer Konsequenz verwendet. Auch wer nicht gleich<br />
bemerkt, dass der zweite Akt als eine einzige große Fuge durchgeführt ist, der gerät doch zwangsläufig<br />
in ihren starken Sog und hört, wie sich da zwei Prinzipien verhaken und wieder lösen von<br />
Widerspruch zu Widerspruch, bis hin zur rasanten Zielgeraden, zu Höhepunkt und Ende.<br />
(Die Zeit, 13.01.1995)<br />
41