Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten - Konrad-Adenauer ...
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<strong>Die</strong> <strong>Vertreibung</strong> <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong><br />
zu nennen. Tatsächlich existiert aber immer eine gewisse Dichotomie zwischen<br />
<strong>der</strong> öffentlichen Rezeption und <strong>der</strong> öffentlichen Diskussion einerseits<br />
sowie <strong>der</strong> wissenschaftlichen Arbeit an<strong>der</strong>erseits. Sie ist trotz vieler Innovationen,<br />
trotz vieler Brüche doch eine kontinuierliche Arbeit und erstreckt<br />
sich über Jahre und Jahrzehnte. Schon die Bibliographie über die <strong>Vertreibung</strong>,<br />
die Mitte <strong>der</strong> neunziger Jahre in zweiter Auflage erschien, umfaßt<br />
850 Druckseiten. Das Thema ist daher nicht so „unbeackert“, wie oft gesagt<br />
wird, auch wenn sich ein großer Teil dieser Studien mit <strong>dem</strong> Problem <strong>der</strong><br />
Integration <strong>der</strong> Vertriebenen in <strong>der</strong> Bundesrepublik nach 1945 beschäftigt.<br />
<strong>Die</strong> Frage ist natürlich immer: Was gelangt von solchen Forschungen in die<br />
Öffentlichkeit? Und deswegen benötigen die Historiker die Publizisten, die<br />
Journalisten, die Massenmedien insgesamt, und umgekehrt sind diese natürlich<br />
auf die Forschungen angewiesen, die ihren Berichten zugrunde liegen<br />
– jedenfalls sollten sie es sein, wenn sie gute Artikel und sachgemäße<br />
Information geben wollen.<br />
<strong>Die</strong>ses Colloquium sollte das Thema nicht als historischen Vorgang behandeln,<br />
obwohl sich natürlich immer wie<strong>der</strong> die Frage stellt: Warum sind<br />
<strong>Vertreibung</strong>en im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t nicht nur ein deutsches, nicht nur ein europäisches,<br />
son<strong>der</strong>n ein welthistorisches Schicksal? Darauf gibt es eine<br />
ganze Reihe von Antworten, die wir hier nicht aufführen können und wollen.<br />
Doch sind einige wenige Bemerkungen nötig: Völker, Min<strong>der</strong>heiten,<br />
Nationalitäten, die seit Jahrhun<strong>der</strong>ten friedlich zusammen lebten, taten das<br />
im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t nicht mehr. Selbstverständlich ist <strong>der</strong> Nationalismus,<br />
sind die Nationalbewegungen, ist die Gründung von Nationalstaaten im<br />
19. Jahrhun<strong>der</strong>t eine <strong>der</strong> Vor<strong>aus</strong>setzungen dafür, daß es Spannungen zwischen<br />
Nationalitäten gab bzw. daß ihr Miteinan<strong>der</strong> einer rechtlichen Regelung<br />
bedurfte. Eine völkerrechtliche Regelung war auch eine Aufgabe <strong>der</strong><br />
Pariser Vorortverträge nach <strong>dem</strong> Ersten Weltkrieg 1919/20, nach<strong>dem</strong> man<br />
die österreichisch-ungarische Doppelmonarchie zerschlagen hatte und das<br />
Ziel verfolgte, Nationalstaaten zu gründen, in denen die Nationalitäten-<br />
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