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Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten - Konrad-Adenauer ...

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Rückkehr eines Themas<br />

Seit Anfang <strong>der</strong> neunziger Jahre hat im nun wie<strong>der</strong>vereinten Deutschland<br />

erneut ein Wandel im öffentlichen Umgang mit Flucht und <strong>Vertreibung</strong><br />

stattgefunden. Zum einen verfolgen Kin<strong>der</strong> und Enkel in Romanen und Autobiographien<br />

die Große Geschichte bis hinein in die kleinen Familiengeschichten,<br />

so daß die Verstrickungen von Vätern und Großvätern in <strong>der</strong><br />

NS-Zeit ganz konkret unter die Lupe geraten – erinnert sei nur an Margret<br />

Nissen „Sind Sie die Tochter Speer?“ o<strong>der</strong> an Martin Pollack „Der Tote im<br />

Bunker“. Zum an<strong>der</strong>en blenden die Nachgeborenen nicht mehr das Leiden<br />

<strong>aus</strong>, das ihre Familie getroffen hat – durch den Verlust von Vätern an <strong>der</strong><br />

Front, durch Bombenterror o<strong>der</strong> durch Flucht und <strong>Vertreibung</strong>. Hier sei<br />

beispielsweise erinnert an Reinhard Jirgls Biographie in „<strong>Die</strong> Unvollendeten“<br />

o<strong>der</strong> an die Biographien in meinem Buch „Schweres Gepäck“. Wer<br />

auch das Leiden <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> thematisiert – so die neue Erkenntnis – muß<br />

keineswegs die Schuld <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> relativieren o<strong>der</strong> die Leiden <strong>der</strong> jüdischen,<br />

polnischen o<strong>der</strong> russischen Opfer marginalisieren. Vielmehr erweist<br />

sich, daß viele Vertriebenenkin<strong>der</strong>, als sie endlich wagten, über die Heimatlosigkeit<br />

und den Schmerz <strong>der</strong> Eltern zu reflektieren, sich zuvor jahrelang<br />

mit <strong>der</strong> NS-Geschichte beschäftigt und Kontakte zu überlebenden Juden<br />

aufgebaut hatten.<br />

Ihr Bedürfnis nach Integration, auch des eigenen Leidens, erwuchs <strong>aus</strong> <strong>dem</strong><br />

Bedürfnis, die weißen Lücken <strong>der</strong> Familienbiographie zu füllen und ein<br />

stabileres, stärker in sich ruhendes Selbstverständnis zu entwickeln. „Wie<br />

ist es um die Nachkommen <strong>der</strong> Vertriebenen bestellt, denen ihre Herkunft<br />

oftmals unerschließbar bleiben mußte?“, fragte denn auch <strong>der</strong> Schriftsteller<br />

Reinhard Jirgl, dessen Mutter und Großmutter <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Sudetenland stammen.<br />

Wenn das Thema <strong>aus</strong>gerechnet jetzt, 60 Jahre nach den Ereignissen zurückkehrt,<br />

hat das mehrere Gründe: Zum einen stehen nun schon die Kin<strong>der</strong><br />

von Vertriebenen kurz vor <strong>dem</strong> Rentenalter, in <strong>dem</strong> nicht mehr Be-<br />

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