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Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten - Konrad-Adenauer ...

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Rückkehr eines Themas<br />

Ausgangspunkt <strong>der</strong> augenblicklichen Spannungen sind in erster Linie die<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im kollektiven Selbstbewußtsein <strong>der</strong> <strong>Deutschen</strong> – Verän<strong>der</strong>ungen<br />

in bezug auf das Verhältnis von Schuld und Leiden, von Buße und<br />

Trauer, von eigenem Schmerz und Empathie mit den an<strong>der</strong>en. Deutsche<br />

wollen sich nicht mehr <strong>aus</strong>schließlich als ein Volk von Tätern sehen. Leiden<br />

auch von <strong>Deutschen</strong> durch Flucht, <strong>Vertreibung</strong>, Verschleppung, Bombardierung,<br />

Vergewaltigung, Internierung von Zivilisten und Kriegsgefangenen<br />

sind präsent wie selten zuvor.<br />

So ist (wie<strong>der</strong>) ins Bewußtsein gedrungen, daß Mitteleuropa im Zweiten<br />

Weltkrieg als größter Verschiebebahnhof des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts funktionierte:<br />

Erst wurden Hun<strong>der</strong>tt<strong>aus</strong>ende, ja Millionen Polen, Juden und so genannte<br />

Volksdeutsche vom NS-Regime umgesiedelt, vertrieben, deportiert und<br />

umgebracht, dann bekamen die <strong>Deutschen</strong> die Rache <strong>der</strong> Opfer zu spüren<br />

und wurden ihrerseits <strong>aus</strong> <strong>der</strong> Heimat verjagt.<br />

Insgesamt sind etwa 14 Millionen Deutsche von 1944 bis 1950 <strong>aus</strong> den<br />

deutschen Ostgebieten und den ehemals deutschen Siedlungsgebieten im<br />

<strong>Osten</strong> und Südosten geflohen o<strong>der</strong> vertrieben worden; knapp zwei Millionen<br />

von ihnen kamen um. Fast jede fünfte Familie in Nachkriegsdeutschland<br />

hatte somit ihre Heimat verloren. Wie hat sich unsere Gesellschaft <strong>der</strong><br />

Entwurzelung gestellt, und wie sind die Entwurzelten selbst mit sich umgegangen?<br />

<strong>Die</strong> Erinnerungen an Flucht und <strong>Vertreibung</strong> haben im Westen Deutschlands<br />

mehrere Phasen durchlaufen. Gleich nach <strong>dem</strong> Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs waren sie in Familiengeschichten, Filmen, Romanen und Dokumentationen<br />

allgegenwärtig als Ausdruck des authentischen Schocks, <strong>der</strong><br />

die Menschen in ihren Alpträumen verfolgte, sie sich hilflos, ohnmächtig<br />

und abhängig fühlen ließ und sehr häufig in die soziale Deklassierung stieß.<br />

Gleichzeitig aber wurden die dramatischen Erlebnisse jener, die von <strong>der</strong><br />

Roten Armee überrollt, von Sowjetsoldaten vergewaltigt o<strong>der</strong> von Polen<br />

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