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Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten - Konrad-Adenauer ...

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Michael Schwartz<br />

Seite [...] <strong>der</strong> Umsiedlereinglie<strong>der</strong>ung. Gerade daran entzündeten sich immer<br />

wie<strong>der</strong> heftige Auseinan<strong>der</strong>setzungen unter und mit den Umsiedlern.“<br />

Gerade unter „ehemaligen Mittelschichten“ hätten Revisionsfor<strong>der</strong>ungen<br />

„Wirkung“ erzielt, dort habe „die Hoffnung auf Rückkehr in die alte Heimat<br />

länger“ bestanden „als bei Angehörigen <strong>der</strong> Arbeiterklasse“. <strong>Die</strong>se<br />

SED-Erinnerung war nur teilweise richtig – nämlich was die Langzeitwirkung<br />

<strong>der</strong> Rückkehrhoffnung betrifft. Noch 1965 wurde das 1950 verordnete<br />

„Abschreiben“ <strong>der</strong> Ostgebiete von einer großen Min<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> DDR-<br />

Bevölkerung (22 Prozent) nicht nachvollzogen, wie eine Meinungsumfrage<br />

<strong>der</strong> SED ergab. Alarmierend wirkte dabei, daß die Grenzen von 1937 unter<br />

sog. „Arbeitern und Bauern“ überdurchschnittlich stark befürwortet wurden.<br />

<strong>Die</strong> Anerkennung <strong>der</strong> Ostgrenzen war für die Mehrheit <strong>der</strong> Vertriebenen<br />

eine schwere Zumutung. Für die SED-Führung bedeutete sie alternativlose<br />

Realpolitik, sie diente in doppelter Hinsicht <strong>der</strong> Systemstabilisierung <strong>der</strong><br />

DDR: Außenpolitisch als „Normalisierung“ des Verhältnisses zu den osteuropäischen<br />

Nachbarn, freilich eine prekäre „Normalisierung“, die mehr die<br />

Systeme als die Bevölkerungen betraf und insbeson<strong>der</strong>e auf Wirtschaftsbeziehungen<br />

zielte; neben diesem Einstieg in die Ostintegration sollte die<br />

Grenzanerkennung aber auch die innere Integration <strong>der</strong> DDR vorantreiben.<br />

Unter Zeithistorikern kursiert die These, die frühzeitige Grenzanerkennung<br />

durch das SED-Regime habe den Vertriebenen in <strong>der</strong> DDR „die Einglie<strong>der</strong>ung<br />

im Vergleich zum Bundesgebiet insofern erleichtert“, als schon frühzeitig<br />

„keine Rückkehrillusionen“ mehr möglich gewesen seien. Das war<br />

zumindest das Ziel <strong>der</strong> SED, denn die DDR-Arbeitsgesellschaft benötigte<br />

keine Fremden auf gepackten Koffern, son<strong>der</strong>n dauerhaft Bleibende und<br />

entsprechend Leistungswillige.<br />

<strong>Die</strong> DDR-Geschichtswissenschaft durfte kurz vor <strong>dem</strong> Ende <strong>der</strong> SED-<br />

Diktatur diesen tiefgreifenden Konflikt vorsichtig ansprechen. Von anfangs<br />

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