02.07.2014 Aufrufe

Bausteinheft 5 - Sekundarstufe I

Bausteinheft 5 - Sekundarstufe I

Bausteinheft 5 - Sekundarstufe I

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;<br />

yyyyyyyy<br />

yyyyyyyy<br />

yyyyyyyy<br />

yyyyyyyy<br />

yyyyyyyy<br />

yyyyyyyy<br />

yyyyyyyy<br />

yyyyyyyy<br />

yyyyyyyy<br />

yyyyyyyy<br />

yyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Studierende/r<br />

Praxislehrperson<br />

Praxisort<br />

Stufe/Klasse<br />

Herausgeberin:<br />

PHZ Luzern<br />

Museggstrasse 37<br />

CH-6004 Luzern<br />

www.luzern.phz.ch<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5<br />

Herbstsemester LLB S1<br />

Lernergebnisse beurteilen<br />

und Schülerinnen und<br />

Schüler beraten<br />

September 2007


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Einführung in das Semesterthema 3<br />

Handlungskompetenzen 5<br />

Nutzung der Kriterienblätter 6<br />

U-Bausteine (Unterrichtsbausteine)<br />

Beobachtung 7<br />

Orientierungsarbeiten 14<br />

Funktionen und Normen 20<br />

Lernkontrollen 27<br />

Notengebung 34<br />

Erweiterte Leistungsbeurteilung 40<br />

Portfolio 47<br />

Äussere Differenzierung 54<br />

E-Bausteine (Erziehungsbausteine)<br />

Fehler 58<br />

Prüfungsangst 63<br />

Lernberatung 67<br />

Literatur 74<br />

Anhang 76<br />

Herausgeberin<br />

PHZ Luzern, Museggstrasse 37, 6004 Luzern<br />

Zuständig für inhaltliche Anregungen und Fragen ist:<br />

Herbert Luthiger, herbert.luthiger@phz.ch<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

Rose Sutermeister-Christen<br />

Ueli Ackermann<br />

Jürg Aeppli<br />

Thomas Häcker<br />

Herbert Luthiger<br />

Volker Reinhardt<br />

Thomas Zellweger<br />

Thomas Zschaber Conrad<br />

Michael Zutavern<br />

Gestaltung:<br />

Rüttimann+Haas, Luzern<br />

September 2007


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Einführung in das Semesterthema<br />

Schulisches Lernen zielt vor allem darauf, Lernende auf ein lebenslanges Lernen vorzubereiten.<br />

Lernende müssen heute immer besser dazu in der Lage sein, selbstständig und<br />

eigenverantwortlich zu lernen. Das Semesterthema «Lernergebnisse beurteilen und<br />

Schülerinnen und Schüler beraten» spielt im Hinblick auf die Erreichung dieser Ziele eine<br />

zentrale Rolle. Denn wer sein eigenes Lernen selbst steuern und lebenslang lernen soll,<br />

muss lernen, eigene Leistungen zu erkennen, darzustellen, zu beurteilen und zu bewerten,<br />

um zielorientiert weiterlernen zu können. Die Kompetenz der Leistungs(selbst)beurteilung<br />

wird heute zunehmend als ein eigenes Bildungsziel betrachtet.<br />

Lehrpersonen stellt dies vor erhöhte Anforderungen: Sie müssen Schülerinnen und Schüler<br />

nicht nur beobachten, beurteilen, bewerten und beraten können (4 B’s), sondern gleichzeitig<br />

deren Kompetenzen zur Selbstbeobachtung, Selbstbeurteilung und Lernplanung<br />

fördern. Eine Lernkultur, die beides im Blick behält, ist nur gemeinschaftlich (partizipativ)<br />

in der Zusammenarbeit von Lehrenden und Lernenden zu entwickeln. Sie basiert auf<br />

einem hohen Mass an Klarheit über die Leistungsanforderungen und die Kriterien der<br />

Leistungsbeurteilung (Transparenz). Diese Klarheit kann nur dialogisch erreicht werden,<br />

d.h. es muss zwischen Lehrenden und Lernenden eine Kommunikation über Leistungen<br />

stattfinden.<br />

Die 4 B’s des Semesterthemas «Lernergebnisse beurteilen und Schülerinnen und Schüler<br />

beraten» müssen sich in einer zeitgemässen Lernkultur am Massstab der Transparenz, der<br />

Kommunikation und der Partizipation messen lassen. Sie sind ein Teil einer umfassenderen<br />

pädagogischen Handlungseinheit, d.h. die Leistungsbeurteilung und die Beratung<br />

müssen die weitere Unterrichtsplanung (vgl. auch <strong>Bausteinheft</strong> 4) beeinflussen, um lernförderlich<br />

zu werden. Das folgende Modell, welches Beobachten, Beurteilen, Bewerten und<br />

Beraten als Teil einer umfassenden pädagogischen Handlungseinheit versteht, verdeutlicht<br />

diesen Sachverhalt:<br />

Transparenz<br />

Lern- und Arbeitsprozess<br />

Vorbereitung, Durchführung,<br />

Präsentation/Dokumentation<br />

Prozessberatung,<br />

ggf. Prozessbewertung<br />

Beobachtung<br />

Wahrnehmung und<br />

Beschreibung<br />

Beurteilung, Bewertung<br />

Diagnose, Prüfung und<br />

(vielfältige) Bewertung<br />

Leistungsdokumentation<br />

Partizipation<br />

Unterrichtsplanung<br />

Zielsetzung<br />

Unterrichtskonzeption<br />

Bewertungskonzeption<br />

Konsequenzen<br />

Konsequenzen aus<br />

Diagnose und Beratung<br />

systemische<br />

Unterstützung<br />

Beratung<br />

Lernberatung<br />

Folgerungen<br />

Vereinbarungen<br />

Kommunikation<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

3


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Das Semesterthema «Lernergebnisse beurteilen und Schülerinnen und Schüler beraten»<br />

thematisiert und problematisiert einen hoch sensiblen Bereich im Lehrer-Schüler-Verhältnis.<br />

Befragt man Schülerinnen und Schüler, welche Eigenschaften für Lehrerinnen und Lehrer<br />

besonders wichtig sind, so steht oft an erster Stelle der Wunsch nach einer gerechten<br />

Lehrperson – und die Gerechtigkeit einer Lehrerin oder eines Lehrers kommt für Lernende<br />

in besonderer Weise beim Beurteilen und Bewerten zum Ausdruck. Eine transparente<br />

und partizipative Leistungsbeurteilung bzw. eine Kommunikation über Leistungen kann<br />

die Akzeptanz von Beurteilung und Bewertung in der Schule stark erhöhen.<br />

Die 4 B’s strukturieren das Semesterthema und stellen sehr wichtige Anforderungen für<br />

Lehrerinnen und Lehrer dar.<br />

Beobachten heisst, die Lernaktivitäten von Schülerinnen und Schülern gezielt wahrnehmen,<br />

unterstützt durch Beobachtungskriterien.<br />

Beurteilen heisst, Lernleistungen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen von Schülerinnen<br />

und Schülern mit Lernzielen und Kriterien vergleichen.<br />

Bewerten heisst, die Beurteilungsergebnisse mit Hilfe von Bezugsnormen zu messen. Die<br />

Bewertung kann in Worten oder in Ziffern ausgedrückt werden. Bewertungen beruhen<br />

immer auf einem Massstab, der sich nicht aus der Sache selber ergibt, sondern von<br />

Menschen gesetzt wird.<br />

Beraten heisst, aufgrund der Beobachtungen und Beurteilungsergebnisse den weiteren<br />

Lernweg gezielt fördern.<br />

Im Kern geht es darum, Informationen über das Lernen der Schülerinnen und Schüler<br />

zu sammeln, auf handhabbare Aussagen zu verkürzen, miteinander zu vergleichen und<br />

Schlussfolgerungen zu ziehen, für die Lernenden und für den Unterricht. Um diese Aufgabe<br />

zu lösen, sollten Lehrpersonen<br />

• alle vier Aufgaben gleich gewichten – und sich nicht nur aufs Notengeben konzentrieren;<br />

• sich selber an einige Normen halten: möglichst objektiv zu beobachten, Urteile offen zu<br />

fällen, fair zu bewerten und daraus abgeleitet für die Lernenden förderorientierte<br />

Beratung anzubieten;<br />

• die Zirkularität der 4 B’s beachten: Die Beurteilung und die Beratung sind nur so gut wie<br />

die zugrunde liegenden Beobachtungen; die Bewertung setzt ein sachliches Urteil voraus<br />

und bleibt wertlos ohne Beratung.<br />

4<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Handlungskompetenzen<br />

Jeder Baustein baut eine Handlungskompetenz auf oder entwickelt sie weiter. Dabei wird<br />

auf Tätigkeiten Bezug genommen, welche die zukünftigen Lehrpersonen mit den<br />

Lernenden ausführen können müssen. Die Handlungskompetenzen sind so formuliert,<br />

dass sie einen überprüfbaren Lernfortschritt der Studierenden ermöglichen.<br />

Handlungskompetenzen<br />

Beobachtung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Funktion und<br />

Normen<br />

Lernkontrollen<br />

Notengebung<br />

Erweiterte<br />

Beurteilung<br />

Portfolio<br />

Äussere<br />

Differenzierung<br />

Fehler<br />

Prüfungsangst<br />

Lernberatung<br />

Die Studierenden kennen Formen der Beobachtung sowie einige gängige Einflussfaktoren<br />

und können Beobachtungen auf den jeweiligen Personen-, Situationen- und Merkmalsraum<br />

hin relativieren. Sie sind in der Lage, Beobachtungen auf unterschiedliche Weise zu dokumentieren.<br />

Die Studierenden kennen den Unterschied zwischen dem Konzept der Orientierungsarbeiten<br />

und demjenigen von Vergleichsarbeiten. Sie sind in der Lage, Orientierungsarbeiten<br />

richtig einzusetzen und aufgrund der Leistungsprofile für einen Schüler bzw.<br />

für eine Schülerin einen Förderplan zu erstellen.<br />

Die Studierenden kennen drei für die Leistungsbeurteilung relevante Funktionen und<br />

sind fähig zu begründen, weshalb die Transparenz bezüglich der jeweiligen Beurteilungsfunktion<br />

wichtig ist. Sie sind fähig, unterschiedliche Bezugsnormen für Beurteilungsprozesse<br />

(Verhaltens- und Leistungsbereich) zu berücksichtigen und sind sich der<br />

Problematik von an der sozialen Norm orientierten Benotungsmodellen bewusst.<br />

Die Studierenden kennen die Anforderungen an Lernkontrollen und können formative und<br />

summative Lernkontrollen erstellen.<br />

Die Studierenden sind sich des Bewertungsproblems bewusst und können in einem sachlich<br />

orientierten Bewertungsmodell eine Benotungsskala anlegen.<br />

Die Studierenden kennen neben den klassischen Beurteilungskonzepten erweiterte<br />

Formen der Leistungsbeurteilung. Sie sind in der Lage, Lehr- und Lernprozesse so zu<br />

organisieren, dass sie diese erweiterten Beurteilungsformen in unterschiedlichen Situationen<br />

des Unterrichts einsetzen können.<br />

Die Studierenden können die Notwendigkeit, zwischen Leistungsfeststellung und<br />

Leistungsdarstellung zu unterscheiden und aus verschiedenen Perspektiven begründen.<br />

Sie können verschiedene Portfolioarten an Hand von Kriterien unterscheiden und kennen<br />

die Phasen eines Portfolioprozesses.<br />

Die Studierenden kennen die Organisation der <strong>Sekundarstufe</strong> I in der Zentralschweiz<br />

und die Verfahren der Übergänge innerhalb der <strong>Sekundarstufe</strong> I, des Übertritts in das<br />

Kurzzeitgymnasium oder in eine Lehre.<br />

Die Studierenden können auf Fehler so reagieren, dass das Lernpotenzial des Fehlers<br />

genutzt wird und bei den Lernenden der Prozess des Weiterlernens gefördert bzw. stimuliert<br />

wird. Sie sind in der Lage, unterschiedliche Ursachen für Fehler zu bestimmen (pädagogisch-didaktisch<br />

orientierte Fehlersystematik) und mit Schülerfehlern auf dem Hintergrund<br />

eines positiven Klimas mit Fehlern umzugehen.<br />

Die Studierenden erkennen, dass Prüfungsangst für Schülerinnen und Schüler eine<br />

grosse Belastung sein kann. Sie verfügen über die Kenntnisse verschiedener Erklärungsansätze<br />

und können ausserdem Hilfestellungen anbieten.<br />

Die Studierenden wissen, wann es angebracht ist, eine Lernberatung mit einer Schülerin<br />

oder einem Schüler durchzuführen. Sie können eine Lernberatung planen und durchführen<br />

und berücksichtigen dabei die elementaren Phasen des Lernberatungsprozesses.<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 5


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Nutzung der Kriterienblätter<br />

Das Kriterienblatt gehört zu jedem Baustein und bildet die normative Basis zum Aufbau<br />

der Handlungskompetenz. Die Kriterien sollen den Studierenden helfen, ihre Aufmerksamkeit<br />

auf wesentliche Aspekte des Umsetzens eines Bausteins zu lenken und darüber<br />

Rückmeldung zu erhalten. Anhand der Kriterien ist es möglich, bei den Studierenden die<br />

entsprechenden Strukturen aufzubauen respektive zu fördern (formative Funktion) und<br />

anschliessend detailliert statt pauschal zu bestimmen, inwiefern über die entsprechenden<br />

Kompetenzen verfügt wird (summative Funktion).<br />

Vorgehen<br />

Vorbereitung<br />

Auswertung<br />

Persönliche<br />

Lernziele<br />

Am einfachsten ist es, wenn bereits bei der Festlegung des zentralen Bausteins das entsprechende<br />

Kriterienblatt verwendet wird. Zusammen mit dem Vorbesprechen der<br />

Unterrichtsplanung erfolgt eine Auswahl aus der Liste der Kriterien. Diese gilt es mit passenden<br />

Methoden zu beobachten (Situationsschilderung, Strichlisten, Wortprotokoll usw.).<br />

Beobachtungen werden schriftlich festgehalten. Es können auch ausgewählte Eindrücke<br />

in der dafür vorgesehenen Spalte notiert werden. Es wird keinesfalls der Anspruch erhoben,<br />

dass bei einem Beobachtungsanlass alle Kriterien eines Bausteins berücksichtigt<br />

werden, im Gegenteil, es sollen Schwerpunkte gesetzt werden. Es können auch Kriterien<br />

verschiedener Bausteine zum Thema der Beobachtungen gemacht werden.<br />

Die Beobachtungen können von zwei Beobachtern sowohl unter den gleichen als auch<br />

arbeitsteilig unter verschiedenen Kriterien erfolgen. Es gilt, die Anwesenheit von mindestens<br />

zwei Beobachtern sinnvoll in den Dienst der Ausbildung des Handelnden zu stellen!<br />

Anschliessend an die Durchführung kommen in der Unterrichtsbesprechung die<br />

Beobachtungen der beteiligten Personen zur Sprache. Im Dialog werden die Situationen<br />

erläutert, mit Hilfe der Kriterien interpretiert und gewichtet. Von Interesse sind sowohl<br />

Differenzen der Wahrnehmung als auch gleiche Sichtweisen. Sie dienen dem Aufbau<br />

einer Handlungsstruktur des entsprechenden Bausteins, weil sie das Verständnis klären,<br />

worum es geht, also Urteilsfähigkeit aufbauen.<br />

Abschliessend werden zusammenfassend die Erkenntnisse und auch Konsequenzen<br />

schriftlich notiert. Dazu gehört auch eine Qualifizierung, inwiefern das ausgewählte<br />

Handlungskriterium erfüllt wurde und wo weiter geübt werden muss. Am Ende jeder<br />

Ausbildungseinheit (z.B. Praktikum, Semester) erfolgt anhand der ausgefüllten Kriterienblätter<br />

ein Rückblick in Form einer Standortbestimmung. Deshalb sind die Notizen sorgfältig<br />

abzulegen. Die Studierenden sollten jede Gelegenheit nutzen, um an ihrer berufspraktischen<br />

Kompetenzentwicklung zu arbeiten: sowohl in den Praktika als auch an der PHZ.<br />

Varianten<br />

1. Man kann Studierende auch die Lektion einer Praxislehrperson nach ausgewählten<br />

Kriterien beobachten lassen und diese Beobachtungen besprechen. Der Gewinn liegt<br />

darin, dass die Studierenden dabei erkennen, wie ein bestimmtes Kriterium gemeint ist und<br />

Urteilsfähigkeit entwickeln. Es ist selbstverständlich kein Problem, wenn das Kriterium<br />

bei der Praxislehrperson nicht perfekt realisiert ist. Wichtig ist der für die Studierenden resultierende<br />

Lernertrag.<br />

2. Studierende können nach ihrer eigenen Lektion versuchen, eine Selbsteinschätzung nach<br />

den ausgewählten Kriterien vorzunehmen und diese erst dann mit den Fremdeinschätzungen<br />

der Beobachter vergleichen. Auch dies ist förderlich für die Reflexion.<br />

6<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Beobachtung<br />

Worum geht es?<br />

Beobachten<br />

✘<br />

Beurteilen Bewerten Beraten<br />

Beobachtung<br />

Beschreibung<br />

T. Siegrist, Lehrperson an einer ersten Oberstufe, hat mit ihrer Klasse besprochen, welche<br />

Aufgaben im Rahmen eines mehrwöchigen Projektes zu bearbeiten und welche Leistungen<br />

dabei zu zeigen und zu bewerten sind. Es wird vereinbart, dass am Ende die Präsentation<br />

und das Produkt (ein Lernplakat und eine individuelle Dokumentation) bewertet werden<br />

sollen. Am Präsentationstag beobachtet T. Siegrist die Präsentationen, indem sie einen<br />

gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern entwickelten Beobachtungsbogen verwendet<br />

und beobachtbare Verhaltensweisen während der Präsentation im Beobachtungsbogen<br />

festhält. Die beschriebenen Verhaltensweisen werden anschliessend in einen<br />

Bewertungsmassstab eingeordnet und damit bewertet.<br />

Jede Lehrperson ist im Schulalltag permanent auf Alltagsbeobachtungen angewiesen, um<br />

sich im Klassenzimmer überhaupt orientieren und pädagogisch handeln zu können. Sie<br />

verfügt dabei – auch wenn sie nie an einer speziellen Ausbildung oder einem Training teilgenommen<br />

hat – über eine Reihe von diagnostischen Fertigkeiten des Beobachtens, des<br />

Beurteilens und des Bewertens. Dazu folgendes Beispiel: Ein Lehrer wird im Pausenhof<br />

während eines Gesprächs mit einem Kollegen plötzlich von einem Sekundarschüler angerempelt<br />

und fast umgeworfen. Er reagiert darauf, indem er den vermeintlichen Übeltäter<br />

sofort packt, in anschreit und eine Bestrafung ankündigt. Auf die nachträglich gestellte Frage<br />

seines Kollegen, warum er so heftig reagiert hat und streng war, gibt er folgende Antwort:<br />

«Viele Schüler benehmen sich doch heute auf dem Schulplatz sowieso wie kleine Kinder,<br />

sind rücksichtslos und unaufmerksam. Manche wollen die Lehrer doch nur durch aggressives<br />

Verhalten provozieren – oder? Ausserdem hätte der Schüler mich zu Boden werfen<br />

können. Man darf sich so etwas einfach nicht bieten lassen, weil sonst solche Jugendliche<br />

in ihrem Übermut glauben, sie könnten einem künftig auf dem Kopf rumtanzen.» Es ist sehr<br />

unwahrscheinlich, dass dem Lehrer alle diese (nachträglich geäusserten) Gedanken blitzartig<br />

durch den Kopf schossen, bevor er auf die vermeintliche Provokation reagierte.<br />

Wahrscheinlicher ist es, dass der betroffene Lehrer um seine Autorität fürchtet. Mit Sicherheit<br />

hatte er nicht geprüft, ob der Schüler tatsächlich provozieren wollte oder ob er z.B. lediglich<br />

gestolpert war oder ihn ein anderer Schüler gestossen hatte.<br />

Wir sind im Alltag sehr schnell darin, solche allgemeinen Aussagen zu treffen, ein Urteil<br />

zu fällen, das aber nicht immer gerechtfertigt ist. Die Erfahrung mit Alltagsbeobachtungen<br />

legen uns nahe, dass die Wahrnehmung und das daraus resultierende Urteil mit mehr<br />

oder minder grossen Fehlern behaftet ist. Wahrnehmung ist nie ein Vorgang, bei dem<br />

wir neutral etwas «an sich» wahrnehmen. Unsere Wahrnehmung ist immer durch verschiedene<br />

physische, psychische und soziale Einflüsse gefärbt. Wir strukturieren unsere<br />

Wahrnehmung vor allem nach vier Gesichtspunkten (nach Ingenkamp, 1997):<br />

(1) Selektion. Die Selektion findet statt, wenn wir aus der Fülle der vorhandenen Reize diejenigen<br />

auswählen, die unserer Erwartung und unseren Bedürfnissen entsprechen.<br />

(2) Organisation.Bei der Organisation strukturieren wir die Wahrnehmungsreize so um, dass<br />

sie zu gewissen Persönlichkeitstheorien (oder Annahmen und Vorstellungen) oder Stereotypen,<br />

die wir haben, passen.<br />

(3) Akzentuierung. In der Akzentuierung verleihen wir bestimmten Reizen besonderes<br />

Gewicht, während wir andere unterdrücken.<br />

(4) Fixierung. Durch die Fixierung geben wir einer Tendenz nach, die sich gegen Veränderung<br />

wehrt und einmal gewonnene Eindrücke auch dann auf neue Wahrnehmungsreize<br />

überträgt, wenn sie nicht dazu passen.<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 7


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Definition<br />

Beobachtung<br />

Geplante<br />

Beobachtung<br />

Gelegenheitsbeobachtungen<br />

Beobachtungsgegenstand<br />

Diese vier Faktoren wirken in jedem Wahrnehmungs- und Urteilsvorgang, auch in den<br />

schulischen Beurteilungen, zusammen. Dabei erfährt dieses Zusammenwirken eine ganz<br />

persönliche Färbung gemäss den gemachten Erfahrungen und Einstellungen.<br />

Eine zweite wichtige Erkenntnis lässt sich festhalten: Wahrnehmung und anschliessende<br />

Schlussfolgerung erfolgen nicht in einem Schritt, sondern sind Teile eines Prozesses.<br />

Dieser Prozess entspricht einem Wahrnehmungs- und Urteilsprozess. Damit dieser Vorgang<br />

der Urteilsbildung stattfinden kann, muss man sich vorstellen, dass von der Beobachtung<br />

bis zum Urteil unterschiedliche Schritte vollzogen werden müssen (siehe unten).<br />

Als Nächstes soll geklärt werden, was unter dem Begriff «Beobachtung» verstanden wird<br />

und wie sich das Beobachten von der Wahrnehmung abgrenzen lässt:<br />

Die absichtliche, aufmerksam-selektive Art des Wahrnehmens, die ganz bestimmte Aspekte/<br />

Merkmale – auf Kosten von anderen – beachtet, nennen wir Beobachtung. Gegenüber dem<br />

üblichen Wahrnehmen ist das beobachtete Verhalten planvoller. Von vornherein ist die<br />

Beobachtung auf die Möglichkeit der Auswertung (qualitativ und/oder quantitativ) gerichtet.<br />

Was leistet nun die Beobachtung im schulischen Kontext? Unterrichten und Erziehen ist<br />

ohne zu beobachten schlichtweg unmöglich. Allerdings bestehen in der Art, wie<br />

Lehrpersonen Schülerinnen und Schüler in ihrer Auseinandersetzung mit Aufgaben beobachten,<br />

graduelle Unterschiede: Es kann zwischen Gelegenheitsbeobachtung und geplanter<br />

Beobachtung unterschieden werden:<br />

Diese Art der Beobachtung gehört in den vorwissenschaftlichen Bereich und wird in<br />

freier Form, eher spontan als planmässig durchgeführt. Dadurch lassen sich über einen<br />

Schüler, über eine Schülerin oder eine Lerngruppe erste Eindrücke gewinnen. Das ist<br />

legitim und erleichtert den Umgang miteinander, darf aber nicht als Grundlage einer<br />

Beurteilung gesehen werden. Diese ersten Eindrücke bedürfen einer Ergänzung und<br />

gegebenenfalls einer Revision durch gezielte Beobachtungen. Solche ersten Eindrücke<br />

haben insofern einen hohen Wert, als sie uns Inhalte und Ziele geplanter Beobachtung aufzeigen<br />

können.<br />

Geplante Beobachtungen sind an Zielsetzungen und Kriterien gebunden. Aufgrund der<br />

Forderung nach Planmässigkeit und Zielgerichtetheit beinhaltet der Beobachtungsprozess<br />

folgende Aspekte:<br />

1. Beobachtungsgegenstand: Beobachtungen beziehen sich auf einen «Gegenstand». Im<br />

schulischen Kontext sind dies in der Regel Personen, es können aber auch Gegenstände<br />

(z.B. Einrichtungen in einem Klassenzimmer), Institutionen (z.B. Schule) oder<br />

Situationen (z.B. Lernsituation) sein.<br />

2. Beobachtung: Es muss bestimmt werden, worauf bei den ausgewählten Verhaltensausschnitten<br />

zu achten ist (wie beobachtet werden soll " Beobachtungshilfen) und<br />

wann beobachtet werden soll.<br />

3. Registrierung: Die Beobachtungen müssen aufgezeichnet werden.<br />

4. Urteil: Aus den Aufzeichnungen müssen Rückschlüsse gezogen werden können. Das<br />

Urteil schliesst den Prozess ab.<br />

Auf einige Aspekte, die bei der geplanten Beobachtung wichtig sind, wird nachfolgend<br />

näher eingegangen:<br />

Es muss festgelegt werden, welcher Gegenstand/welche Inhalte zu beobachten sind. Die<br />

gezielte Beobachtung ist immer erst im Hinblick auf eine bestimmte Fragestellung bedeutsam.<br />

So könnten z.B. etwa Unterrichtsstörungen einzelner Schülerinnen und Schüler<br />

analysiert werden: In welchen Situationen und unter welchen Bedingungen treten solche<br />

Störungen auf? Wodurch werden sie aufrechterhalten?<br />

8<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Methoden<br />

Mögliche inhaltliche Schwerpunkte der Beobachtung:<br />

• Soziales Verhalten (verantwortungsvolles, hilfsbereites, kooperatives, sensibles, kommunikatives,<br />

kooperatives Verhalten, Konfliktverhalten)<br />

• Interessen<br />

• Fähigkeiten, Fertigkeiten (Lern- und Leistungsfähigkeit, kreatives Verhalten und intuitives<br />

Denken, kritisches Denken und Urteilen)<br />

• Arbeitsverhalten (Aufgabenverständnis, Aufmerksamkeit, Konzentration, Anstrengungsbereitschaft,<br />

Ausdauer, Arbeitsplanung, Arbeitstempo, Arbeitsausführung, selbstständiges,<br />

selbstgesteuertes Verhalten)<br />

• Emotionale Widerstände (Schul-, prüfungsängstliches Verhalten; schulverdrossenes, apathisches<br />

Verhalten; aggressives Verhalten)<br />

• usw.<br />

Beim Versuch, Lernprozesse der Beobachtung zugänglich zu machen, tauchen Probleme<br />

auf: Viele Lernprozesse sind der Beobachtung nicht zugänglich und werden nur innerlich<br />

bzw. gedanklich vollzogen. Allenfalls besitzen sie schwache äussere Komponenten, indem<br />

beispielsweise eine nachdenkende Schülerin nach oben in die Ferne schaut. Damit die<br />

Lehrperson trotzdem mehr über den Lernprozess von Schülerinnen und Schülern erfahren<br />

kann, werden in der Praxis Massnahmen ergriffen, die über die Methode der Beobachtung<br />

hinausgehen: Die Lehrperson fragt beispielsweise nach und lässt sich erklären, wie<br />

ein Schüler bzw. eine Schülerin vorgegangen ist («Was machst du jetzt?», «Warum machst<br />

du das?», «Wie gehst du weiter?»). Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass Lernende dazu<br />

aufgefordert werden, «laut zu denken», um daraus erschliessen zu können, wie Lernende<br />

bei der Lösung einer Aufgabe vorgegangen sind.<br />

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie diagnostische Informationen über Schüler und<br />

Schülerinnen gewonnen werden können. Neben schriftlichen Arbeiten sind mündliche<br />

Prüfungen, Fragebogen, Interviews, Handlungsprodukte, Gespräche sowie die Methode<br />

des Beobachtens einsetzbar. Das Beobachten bildet für Lehrpersonen eine wichtige<br />

Methode, wie man über eine Klasse, über einzelne Schüler und Schülerinnen (Einzelfallbeobachtung)<br />

oder über sich selbst mehr erfahren kann. Durch das Beobachten kann<br />

eine Lehrperson Schülerinnen und Schüler besser beurteilen und beraten sowie die Lehrund<br />

Lernprozesse in ihrem Unterricht steuern. Gerade bei der Freiarbeit, im projektorientierten<br />

Unterricht oder in Gruppenprozessen spielt die Beobachtungskompetenz der<br />

Lehrperson eine wichtige Rolle.<br />

Falls beim Beobachten Schwierigkeiten auftauchen, weil sich eine Lehrperson in einer<br />

Doppelrolle als Beobachtende und Unterrichtende befindet oder weil eine für die<br />

Beobachtung notwendige Distanz zum Unterrichtsgeschehen schwierig zu wahren ist,<br />

kann mit Hilfe eines aussen stehenden Beobachters eine unvoreingenommene Wahrnehmung<br />

des Geschehens ermöglicht werden. Bei der Wahl eines aussen stehenden<br />

Beobachters (z.B. kollegiale Hospitation) sollte die Lehrperson eine Person wählen, der<br />

sie vertraut und die über ein gewisses Mass an Beobachtungskompetenz verfügt.<br />

Aus pädagogischer Sicht kann es sinnvoll sein, wenn bei Beobachtungen die Zielsetzungen<br />

und Kriterien nicht nur der Lehrperson bekannt sind, sondern mit allen Beteiligten besprochen<br />

werden. In diesem Fall wird der Beobachtungsanlass transparent; die Beobachtenden<br />

sind nicht bloss Objekte, die den Beobachtungen der Lehrperson ausgeliefert sind.<br />

Auch wenn die Beobachtung des Schülerhandelns durch Lehrende im Zentrum dieses<br />

Bausteins steht, darf nicht vergessen werden, dass daneben noch andere Formen der<br />

Beobachtung von Lern- und Leistungsprozessen möglich sind:<br />

1 Die wechselseitige Beobachtung von Schülerinnen bzw. Schülern. Einzelne Schülerinnen<br />

und Schüler konzentrieren sich während dem Lernprozess auf das Beobachten. Eine<br />

mögliche Beobachtungs- (und anschliessende Reflexions-)aufgabe, bei welcher sich<br />

die Schülerinnen und Schüler beobachten, könnte wie folgt aussehen: «Beobachte bitte<br />

deinen Lernpartner, wie er bei der Aufgabenbearbeitung vorgeht. Befrage ihn danach,<br />

welche Überlegungen er angestellt hat. Fasse deine Eindrücke zusammen und teile<br />

sie deinem Lernpartner mit.»<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 9


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Beobachtungskriterien<br />

Beobachtungshilfen<br />

2 Selbstbeobachtung. Bei der Selbstbeobachtung sollen sich Schülerinnen bzw. Schüler<br />

im Lernprozess selber beobachten und ihre Erfahrungen reflektieren und diese z.B.<br />

in einem Lernjournal festhalten.<br />

Es muss bestimmt werden, wie das Beobachtete beschrieben werden soll. In der Praxis<br />

werden von Lehrpersonen manchmal Beobachtung und Interpretation bzw. Beobachtung<br />

und Bewertung vermischt. Es ist jedoch entscheidend, dass Lehrpersonen Beschreibung<br />

und Bewertung bewusst unterscheiden und auseinander halten können.<br />

Zur Formulierung von Beobachtungskriterien sowie zur bewussten Gestaltung der Übergänge<br />

von Beobachtungs- zu Beschreibungs- und Bewertungsphasen ist der Begriff der<br />

Inferenz (Schlussfolgern) wichtig. Nach Bohl (2004) ist dabei zwischen niedriger und<br />

hoher Inferenz zu unterscheiden:<br />

Niedrige Inferenz. Eine niedrige Inferenz liegt vor, wenn im Rahmen einer Beobachtung<br />

eine bestimmte Situation oder Verhaltensweise beschrieben wird, z.B. der Schüler sagt: «Ich<br />

stelle nun den Ablauf der Präsentation vor.»<br />

Hohe Inferenz. Eine hohe Inferenz liegt dann vor, wenn die beobachtende Lehrperson<br />

aus einer oder mehreren kleinen Situationen auf einen grösseren Zusammenhang schliesst,<br />

z.B. indem die Lehrperson festhält: «Der Schüler hat eine hohe Präsentationskompetenz.»<br />

Von grosser Bedeutung ist somit, mit welchem Grad der Konkretheit Beobachtungs- und<br />

Beurteilungskriterien formuliert sind. Je konkreter (niedriger inferent) Kriterien sind, desto<br />

eher können sie beobachtet werden. Abstrakte und allgemein formulierte (hoch inferente)<br />

Kriterien sind nicht unmittelbar beobachtbar, sie geben jedoch eine zusammenfassende<br />

Auskunft z.B. über eine bestimmte Kompetenz. Dieser Vorgang driftet stärker in<br />

Richtung Bewertung und Beurteilung. Dies soll mit der folgenden Abbildung verdeutlicht<br />

werden:<br />

Beurteilen<br />

(«Der Schüler hat eine hohe<br />

Präsentationskompetenz.»)<br />

(«Der Schüler hat Blickkontakt<br />

mit dem Publikum.»)<br />

Beschreiben<br />

(«Der Schüler hat einen<br />

Satz nochmals wiederholt,<br />

als er gesehen hat, dass<br />

ihn seine Kolleginnen und<br />

Kollegen fragend angesehen<br />

haben.»)<br />

hohe Inferenz<br />

(abstrahierend)<br />

niedrige Inferenz<br />

(konkrete Situationen<br />

und Indikatoren)<br />

Nach Bohl (2004) ist eine Beurteilung dann problematisch, wenn sie sich nicht auf mehrere<br />

konkrete Situationen oder hieraus gebündelte Zwischeneinschätzungen zurückführen<br />

lässt (mittlere und unterste Ebene in der Abbildung). Deshalb sollte seiner Ansicht<br />

nach in Beratungsgesprächen oder in verbalen Beurteilungen der Vorgang des Schlussfolgerns<br />

genau belegt werden können, d.h. die konkreten Situationen und Indikatoren<br />

angeführt werden, so dass er auch für Dritte (Schülerinnen und Schüler, Eltern) nachvollziehbar<br />

wird. Somit sollten an die Stelle eines hoch inferenten Eigenschaftsurteils möglichst<br />

viele Einschätzungen aus der konkreten Beobachtung von Verhalten in bestimmten<br />

Situationen treten. Dieser Weg ist unverzichtbar, wenn man die Objektivität, Zuverlässigkeit<br />

und Gültigkeit von Beobachtungen erhöhen will.<br />

Gewisse Lehrpersonen kommen durch unkontrollierte Beobachtungen und Eindrücke zu<br />

ihren mündlichen Noten. Wie zuvor erwähnt, sollten diese jedoch nachvollziehbar begründet<br />

und belegt werden können. Gerade bei der Beobachtung von offenem Unterricht ist<br />

eine unkontrollierte Beobachtung nicht geeignet, um zu einer Bewertung der Leistung<br />

zu kommen. Eine Möglichkeit, die Beobachtungen zuverlässiger und gültiger zu erfassen,<br />

besteht darin, einen Beobachtungsbogen einzusetzen. Solche Merkmalsbogen zur<br />

10<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Registrierung<br />

Lernsituation<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an den<br />

Praxisschulen<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an<br />

der PHZ<br />

Schülerbeobachtung haben zwar nur wenig Verbreitung gefunden. Dies kann einerseits<br />

darauf zurückgeführt werden, dass Unkenntnis darüber besteht, dass es solche Hilfen<br />

gibt, andererseits dürften Lehrpersonen angesichts ihrer pädagogischen Aufgaben eine<br />

zu grosse Belastung im Einsatz solcher Methoden sehen. Um Beobachtungen jedoch<br />

zuverlässiger und gültiger zu gestalten, ist dies der richtige Weg. Ein Beobachtungsbogen<br />

ist nur brauchbar und wird dann eingesetzt werden, wenn er im Unterrichts- und Arbeitsalltag<br />

gut anwendbar ist. Dies hängt u.a. von der Formulierung der einzelnen Beobachtungskriterien<br />

ab. Diese Kriterien sollten über beobachtbare oder überprüfbare Indikatoren<br />

konkretisiert werden. Bohl (2004) führt für den offenen Unterricht als Beispiel folgendes<br />

Lernziel auf: «Der Schüler/die Schülerin ist in der Lage, den Hellraum-Projektor gezielt<br />

einzusetzen.» Wer beobachten will, ob dieses Ziel wirklich erreicht wurde, muss erst einmal<br />

festlegen, woran dies zu erkennen ist, d.h. ein Beobachter muss Merkmale bzw.<br />

Kategorien für seine Beobachtung bestimmen. Von der Genauigkeit und Sorgfalt, mit der<br />

Merkmale bzw. Kategorien und Kriterien beschrieben werden, hängt die Güte der Beobachtung<br />

in hohem Masse ab. Werden die Kriterien zu allgemein formuliert (z.B. «… kann<br />

Medien gezielt einsetzen») oder zu konkret (z.B. «… kann beim Hellraum-Projektor Schärfe<br />

einstellen»), dann ist das Kriterium wie im ersten Fall nicht beobachtbar oder wie im<br />

zweiten Fall zu wenig aussagekräftig. Für das Ziel «Der Schüler/die Schülerin ist in der Lage,<br />

den Hellraum-Projektor gezielt einzusetzen» lassen sich z.B. drei Kategorien unterscheiden:<br />

• Gestaltung der eingesetzten Folien (mögliche Indikatoren: Lesbarkeit, Übersicht, Aussagekraft,<br />

Einsatz von Symbolen, Farben, Strukturierungshilfen, kreative Elemente).<br />

•Einsatz der Folien (mögliche Indikatoren; sinnvolles Abdecken, Lesbarkeit und Schärfe<br />

überprüfen, Einsatz im Präsentationsverlauf).<br />

• Bezug zum Thema.<br />

Wenn nicht das Vorkommen eines Merkmals registriert werden soll (Strichliste), sondern<br />

eingestuft werden soll, in welchem Grad ein Merkmal oder eine Eigenschaft vorhanden<br />

ist, werden Schätzskalen (Ratingskalen) eingesetzt. Oft sind dabei hoch inferente Urteile<br />

abzugeben. Beispiel für ein hoch inferentes Urteil: «Wie interessiert ist der Schüler am<br />

Unterricht?» (Skaleneinteilung: gar nicht interessiert – kaum interessiert – etwas interessiert<br />

– sehr interessiert – brennend interessiert). Bei solchen hoch inferenten Schätzskalen ist<br />

es den Beobachtern meist überlassen, was diese unter dem einzuschätzenden Urteil verstehen.<br />

So dürften Lehrpersonen unter «Interesse am Unterricht» verschiedenes verstehen.<br />

Um die Objektivität, Zuverlässigkeit und Gültigkeit von Beobachtungen zu erhöhen,<br />

ist es jedoch unverzichtbar, wenn an die Stelle von hoch inferenten Urteilen konkrete<br />

Beobachtungen von Verhalten treten.<br />

Die Beobachtungen können in einem Karteikartensystem, in einem pädagogischen Tagebuch,<br />

in einem Merkmalsbogen etc. festgehalten werden. Audiovisuelle Hilfsmittel (wie<br />

z.B. Fotoapparat, Tonband oder Videokamera) können die Prozessabläufe dauerhaft festhalten<br />

und können die Lehrperson während des Unterrichts entlasten. Die Auswertung des<br />

Datenmaterials ist jedoch recht zeitintensiv und erfordert ein ausgearbeitetes Kategoriensystem.<br />

•Zu einem Beobachtungsschwerpunkt einen Beobachtungsbogen entwickeln<br />

•Eine Unterrichtslektion im Hinblick auf eine bestimmte Fragestellung beobachten<br />

• Die eigene Beobachtung mit derjenigen der Praxislehrperson bzw. der Tandempartner/in<br />

vergleichen<br />

• usw.<br />

•Eine Unterrichtslektion im Hinblick auf eine bestimmte Fragestellung beobachten<br />

•Zu einem Beobachtungsschwerpunkt einen Beobachtungsbogen entwickeln<br />

•Die eigenen Beobachtungen einer Unterrichtseinheit mit den Beobachtungen von anderen<br />

vergleichen<br />

• usw.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 11


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Vorgehen<br />

Beobachtungsfrage<br />

Minimalprogramm zur Beobachtung des Schülerverhaltens<br />

Ein Minimalprogramm, das nach Ingenkamp (1997) für jede Lehrperson zumutbar ist,<br />

könnte wie folgt aussehen:<br />

Auswahl der Beobachtungsfrage, die einer wichtigen Beurteilungsaufgaben entsprechen<br />

sollte, z.B. vor der Berufsfindung: Wer zeigt besondere manuelle Geschicklichkeit im<br />

Umgang mit Handwerkzeugen?<br />

Auswahl der Situationen, in denen das Verhalten beobachtet werden kann, z.B. Anfertigung<br />

eines Vogelhäuschens im Werkunterricht.<br />

Auswahl und Kategorisierung der Indikatoren für den zu beobachtenden Verhaltensbereich:<br />

Was kann als manuell geschicktes Verhalten in dieser Situation gelten?<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Beobachtungssituationen<br />

Beobachtungsindikatoren<br />

Beobachtungsphasen<br />

Reflexion<br />

Registrierung<br />

Festlegen, welche Schülerinnen und Schüler in welchem Zeitabschnitt beobachtet werden<br />

sollen.<br />

Reflexion, welche Beobachtungsfehler auftreten könnten, und Überlegungen, wie man<br />

ihnen ausweichen könnte.<br />

Vorbereitung zur Eintragung der Beobachtungsergebnisse unmittelbar im Anschluss an<br />

die Beobachtung.<br />

Nach Ingenkamp (1997) werden die Beobachtungsergebnisse von Lehrpersonen, wenn sie<br />

ihre Beobachtung nicht in dieser oben aufgeführten oder ähnlichen Form planen, sondern<br />

sich nur auf naive und anekdotische Beobachtung verlassen, wenig objektiv und gültig sein.<br />

Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Literatur<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 1<br />

• Unterrichtsbeobachtung<br />

• Pädagogische Diagnostik<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />

• Diagnose von Lernverhalten<br />

• Bohl, T. (2004). Prüfen und Bewerten im Offenen Unterricht. Basel: Beltz.<br />

• Graumann, C. F. (1977). Grundzüge der Verhaltensbeobachtung. In: C. F. Graumann &<br />

H. Heckhausen (Hrsg.), Pädagogische Psychologie. Reader zum Funk-Kolleg. Frankfurt.<br />

• Ingenkamp, K. (1997). 2 Basel: Beltz.<br />

• Jäger, R. S. (2004). Von der Beobachtung zur Notengebung – Ein Lehrbuch. Diagnostik<br />

und Benotung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Mit einem Beitrag von Urban<br />

Lissmann. (5 ed.). Landau: Verlag Empirische Pädagogik.<br />

• Nuding, A. (1997). Beurteilen durch Beobachten. Hohengehren: Schneider.<br />

• Amstutz et al. (2000). Beurteilen und Fördern im Deutschunterricht. Praktische Modelle<br />

für individualisierende und fördernde Beurteilungsformen. Band 3. Zürich: Sabe.<br />

•Weigert, E. & Weigert, H. (1993). Schülerbeobachtung. Ein pädagogischer Auftrag. Basel:<br />

Weinheim.<br />

12<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Kopiervorlage<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Name<br />

Kriterienblatt «Beobachtung»<br />

✘ Kriterien<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1. Die Lehrperson hat eine bestimmte<br />

Fragestellung, die sie gezielt beobachten<br />

will.<br />

2. Die Lehrperson hat zur Beobachtung<br />

eine geeignete Unterrichtssituation<br />

ausgewählt, in der ein Verhalten gut<br />

beobachtet werden kann.<br />

3. Die Lehrperson hat sich überlegt,<br />

woran ein bestimmtes Verhalten zu<br />

erkennen ist: «Indikatoren» sind<br />

entwickelt worden.<br />

4. Die Lehrperson hat entschieden, ob<br />

das Vorkommen eines Verhaltens registriert<br />

oder ob ein Verhalten auf einer<br />

Ratingskala eingestuft werden soll.<br />

5. Die Lehrperson hat festgelegt, welche<br />

Schülerinnen und Schüler beobachtet<br />

werden sollen.<br />

6. Die Lehrperson hat festgelegt, in<br />

welchem Zeitabschnitt beobachtet<br />

werden soll.<br />

7. Die Lehrperson hat sich überlegt,<br />

welche Beobachtungsfehler auftreten<br />

könnten.<br />

8. Die Lehrperson hat sich Gedanken<br />

dazu gemacht, wie mögliche Beobachtungsfehler<br />

vermieden werden können.<br />

9. Die Lehrperson trägt die Beobachtungsergebnisse<br />

unmittelbar im<br />

Anschluss an die Beobachtung ein.<br />

10. Die Lehrperson kann Beobachtung<br />

(«Beschreibung eines Verhaltens») und<br />

Bewertung («Beobachtung wird in<br />

einen Bewertungsmassstab eingeordnet»)<br />

auseinander halten.<br />

Tragen Sie die wichtigsten<br />

Erkenntnisse in Bezug auf<br />

die Beobachtungskriterien<br />

hier ein:<br />

Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 13


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Worum geht es?<br />

Beschreibung<br />

Beobachten<br />

✘<br />

Beurteilen<br />

✘<br />

Bewerten<br />

Beraten<br />

✘<br />

Herr Tettamanti ist Lehrer der Sekundarklasse 1b. An einem Elterngespräch wird er von<br />

den Eltern kritisch angefragt, ob der Lernstand ihrer Jugendlichen im Fach Deutsch überhaupt<br />

den Anforderungen der Sekundarschule entspreche und ob ihre Jugendlichen für<br />

die bevorstehende Berufswahl auch genügend vorbereitet würden. Herr Tettamanti steht<br />

vor der Aufgabe, sich über den Lernstand seiner Klasse und jedes einzelnen Jugendlichen<br />

im Fach Deutsch zu informieren. Er muss prüfen, wie gut die Lernziele erreicht sind und<br />

wo allenfalls noch eine gezielte Förderung erfolgen muss. Zu diesem Zweck nimmt er<br />

die Orientierungsarbeit «Texte schaffen und Sprachreflexion» zu Hilfe. Die Auswertung<br />

der beantworteten Fragen durch die Schülerinnen und Schüler orientiert ihn darüber, in<br />

welchen Bereichen das Lernziel des Lehrplans erreicht oder nicht erreicht ist. Gestützt<br />

darauf setzt er die Schwerpunkte in der Unterrichtsplanung fest:<br />

• Im Bereich Sprachreflexion hinsichtlich des Erkennens der Satzglieder eines Satzes wird<br />

er noch gezielt üben.<br />

• Im Bereich Texte schaffen wird er die Entwurfs- und Überarbeitungstechnik wiederholen.<br />

•Im Bereich Orthografie und grammatikalische Korrektheit stellt er mit Ausnahme<br />

zweier Schüler ein gutes Ergebnis fest. Er wird nur diesen zwei Schülern Übungsaufgaben<br />

geben müssen.<br />

Die Auswertung händigt er den Schülerinnen und Schülern aus, damit diese für sich ein<br />

Feedback erhalten, wo sie das Lernziel erreicht, nicht erreicht oder übertroffen haben.<br />

Er teilt der Klasse mit, dass er in vier Wochen einzelne Aufgaben der Orientierungsarbeit<br />

zu den erneut geübten Bereichen wiederholen wird. Im Anschluss wird mit den Lernenden<br />

besprochen, was diese machen können, um die sichtbar gewordenen Defizite aufarbeiten<br />

zu können und welchen Beitrag der Lehrer leisten kann/soll. Die Vereinbarungen<br />

werden in einem Lernvertrag festgehalten. An den bevorstehenden Elterngesprächen wird<br />

er mittels des Stärken-Schwächen-Profils über den Lernstand des betreffenden Jugendlichen<br />

informieren.<br />

Im Unterrichtsverlauf stellen sich für die Lehrpersonen zu verschiedenen Zeitpunkten<br />

Fragen der Orientierung (vgl. die Abbildung im Kapitel «Einführung in das Semesterthema»).<br />

Es besteht ein vielfältiger Bedarf nach Informationen über den Lernstand der Jugendlichen.<br />

Wo steht der einzelne Jugendliche? Wo steht die Klasse als Ganzes bezüglich der Erreichung<br />

der Ziele eines Unterrichtsinhaltes oder eines Unterrichtsthemas? Welcher Lernfortschritt<br />

wurde innerhalb eines bestimmten Zeitabschnitts erzielt? Es werden Informationen benötigt,<br />

um möglichst gezielt in einen neuen Lernprozess einzusteigen. Zwischendurch sind<br />

Informationen gefragt, damit die einzelnen Jugendlichen gezielt und individuell weiter<br />

gefördert werden können. Es muss geprüft werden, wie gut die Lernziele in den einzelnen<br />

Fächern erreicht wurden. Der erreichte Lernstand der einzelnen Schülerinnen und<br />

Schüler in den verschiedenen Fächern ist auch dann von Bedeutung, wenn es um die<br />

Promotion und um die weitere schulische bzw. auch berufliche Laufbahn der Jugendlichen<br />

geht.<br />

Um die Lehrpersonen in der Beantwortung dieser Fragen zu unterstützen und den Schulen<br />

ein Instrument zur Qualitätssicherung zur Verfügung zu stellen, hat die Bildungsplanung<br />

Zentralschweiz (neu: Regionalsekretariat BKZ) im Auftrag der Bildungsdirektoren-Konferenz<br />

Zentralschweiz (BKZ) Orientierungsarbeiten für alle Stufen und Fächer mit Ausnahme<br />

der Fremdsprachen und des Sports erarbeitet. Für die Handhabung der Orientierungsarbeiten<br />

in den einzelnen Kantonen gelten die entsprechenden kantonalen Vorschriften.<br />

14<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Was sind<br />

Orientierungsarbeiten?<br />

Wozu dienen<br />

Orientierungsarbeiten?<br />

Wann werden<br />

Orientierungsarbeiten<br />

eingesetzt?<br />

Orientierungsarbeiten sind Sammlungen von vielfältigen Aufgabenstellungen, die stufenbezogen<br />

zentrale Bereiche der Lehrpläne der verschiedenen Fächer abdecken. Aufgabenstellungen<br />

und Auswertungsraster sind in den Schwerpunktheften als Kopiervorlagen<br />

ausgelegt und bei der Bildungsplanung Zentralschweiz (www.bildung-z.ch; Fr.28.– bzw.<br />

Fr. 15.– für BKZ-Kantone pro Heft) erhältlich. Die Aufgaben der Orientierungsarbeiten<br />

sind auf die einzelnen Lernziele des Lehrplans ausgerichtet und haben einen unterschiedlichen<br />

Schwierigkeits- und Komplexitätsgrad. Für jede Aufgabe steht ein einheitlicher<br />

Auswertungsraster zur Verfügung. Darin werden möglichst genau die Beurteilungskriterien<br />

des betreffenden Lernziels aufgeführt. Mit Hilfe dieses Rasters stellt die Lehrperson fest,<br />

ob das Lernziel «übertroffen», «erreicht» oder «nicht erreicht» ist. Die Beurteilungen werden<br />

in einem Stärken-Schwächen-Profil der Schülerinnen und Schüler mit Bezug auf die<br />

anzustrebenden transparenten Lernziele des Fachs sichtbar gemacht. Auf eine weitergehende<br />

Differenzierung der Skala wird bewusst verzichtet. Die Lehrpläne gehen davon<br />

aus, dass die Grobziele in der Regel spätestens am Ende des Schuljahres erreicht sind.<br />

Dies gilt grundsätzlich auch für die Orientierungsarbeiten. Bei den einzelnen Aufgaben werden<br />

verschiedene Anforderungen in Bezug auf die Kriterien für die Zielerreichung formuliert.<br />

Für die Anforderungen «Lernziel erreicht» gilt deshalb, dass sie spätestens am Ende<br />

eines Schuljahres erreicht sind.<br />

• Orientierungsarbeiten sind Beurteilungshilfen, um den individuellen Lernstand der<br />

Schülerinnen und Schüler in einem Fachbereich festzustellen: Hat eine Schülerin oder<br />

ein Schüler ein Lernziel unter entsprechenden Kriterien erreicht?<br />

• Orientierungsarbeiten unterstützen eine lernzielorientierte Beurteilungspraxis und sind<br />

Teil einer umfassenden förderorientierten Beurteilung. Sie schaffen Transparenz durch<br />

einen vorgegebenen Beurteilungsmassstab, der unabhängig ist von der Einzelklasse<br />

und der Lehrperson. Sie können auch im bilanzierenden Sinne verwendet werden.<br />

•Orientierungsarbeiten dienen als Planungshilfe für den weiteren Verlauf des Unterrichts,<br />

sei es für einzelne Lernende oder für die ganze Klasse.<br />

•Orientierungsarbeiten erleichtern differenzierte Rückmeldungen zu individuellen<br />

Leistungen: An welchen Zielsetzungen müssen die einzelnen Lernenden weiterarbeiten,<br />

und worauf sollen sie dabei achten?<br />

•Orientierungsarbeiten können als Muster zur Entwicklung neuer Aufgabenstellungen<br />

mit entsprechenden Auswertungsrastern dienen, die auf den eigenen Unterricht abgestimmt<br />

sind.<br />

•Orientierungsarbeiten unterstützen die Reflexion der eigenen Beurteilungspraxis.<br />

An erster Stelle steht das Lernziel<br />

Orientierungsarbeiten sind im Wesentlichen ein Hilfsmittel, das die Umsetzung der<br />

Lehrpläne in den konkreten Unterricht erleichtert und die in den Lehrplänen verfolgte<br />

Zielorientierung unterstützt. So steht auf jedem Aufgabenblatt für die Schülerinnen und<br />

Schüler zuoberst das Lernziel. Zentral für den Einsatz von Orientierungsarbeiten ist, dass<br />

Ziele und Kriterien der Aufgabenstellungen mit den Schülerinnen und Schülern im<br />

Unterricht besprochen werden. So werden sie in zielorientiertes Arbeiten eingeführt und<br />

lernen mit der Zeit, die Qualität ihrer Arbeit selbst einzuschätzen.<br />

• Zu Beginn einer Unterrichtseinheit, um festzustellen, was die einzelnen Schülerinnen und<br />

Schüler schon wissen und können.<br />

•Als Zwischenevaluation im Verlaufe eines Lernprozesses, um herauszufinden, wo die<br />

Schülerinnen und Schüler stehen.<br />

• Zum Abschluss einer Einheit, um festzustellen, inwieweit die einzelnen Lernenden die<br />

Lernziele erreicht haben.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 15


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Vergleichsarbeiten<br />

Vergleich zwischen<br />

Orientierungsarbeiten<br />

und<br />

Klassencockpit<br />

Gleichzeitig wie die Bildungsplanung Zentralschweiz (BPZ) haben auch andere Kantone<br />

Instrumente zur Qualitätssicherung geschaffen. Der Lehrmittelverlag St. Gallen verkauft<br />

Vergleichsarbeiten unter dem Namen «Klassencockpit» (www.klassencockpit.ch; Fr. 7.–<br />

pro Schüler/in/Jahr). Das ist ein Instrument zur Standortbestimmung, wobei die Leistungsmessung<br />

im Mittelpunkt steht. Es hilft den Lehrpersonen, den Lernerfolg der Klasse im<br />

Vergleich zum Lernerfolg anderer Klassen zu beurteilen. Dreimal im Jahr zu festgelegten<br />

Zeitabschnitten vergleichen sie ihre Klasse mit einer repräsentativen Stichprobe in den<br />

Fächern Deutsch und Mathematik. Die Leistungstests werden nach einer standardisierten<br />

Anleitung mit den Schülerinnen und Schülern durchgeführt, von der Lehrperson selbst<br />

korrigiert und übers Internet mittels der Klassencockpit-Datenbank ausgewertet.<br />

Zur Beurteilung der Ergebnisse der Klasse wird die Verteilung der Leistungen innerhalb<br />

der Klasse in Form eines Säulendiagramms dargestellt. Der Klasse wird die durchschnittliche<br />

Anzahl richtig gelöster Aufgaben in Prozent mitgeteilt. Zur Beurteilung der Ergebnisse<br />

einzelner Schülerinnen und Schüler werden Punktzahl, Prozentränge und drei Anforderungsniveaus<br />

zur Verfügung gestellt. Die Beurteilung des Leistungsstandes einer Klasse<br />

sowie der Schülerinnen und Schüler setzt den Vergleich der Ergebnisse voraus. Der<br />

Vergleich kann...<br />

• sozial ausgerichtet werden, indem die Ergebnisse der Klasse sowie der Schülerinnen<br />

und Schüler untereinander und mit den Vergleichswerten der repräsentativen Stichprobe<br />

verglichen werden;<br />

• individuell ausgerichtet werden, indem der Lernfortschritt der Klasse oder der Lernfortschritt<br />

der Schülerinnen und Schüler verfolgt wird;<br />

• sachlich ausgerichtet werden, indem die Ergebnisse in den verschiedenen Fachbereichen<br />

zueinander in Beziehung gesetzt werden.<br />

Die Analyse der Leistungsergebnisse, deren Interpretation und allfällige Erfolg versprechende<br />

Konsequenzen für den Unterricht und das Lernen wird den einzelnen Lehrpersonen<br />

überlassen.<br />

Was beide Evaluationsinstrumente (Orientierungsarbeiten und Klassencockpit) beabsichtigen<br />

und anstreben:<br />

•Steigerung der Qualität von Leistungsbeurteilungen<br />

•Zielorientierung der Beurteilung in Unterrichtsfächern<br />

• Mehr Normierung der Leistungsbeurteilung<br />

• Aufbau eines Leistungsmassstabs, der unabhängiger ist von der Lehrperson und der<br />

Klasse<br />

• Abbau von Unsicherheiten bei der Leistungsbeurteilung<br />

• Lernkontrollen mit klaren, stufen- und lehrplangerechten Aufgaben<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

16<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Worin sich die<br />

beiden Evaluationsinstrumente<br />

unterscheiden<br />

Lernsituation<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an<br />

den Praxisschulen<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an der PHZ<br />

Kriterium Orientierungsarbeiten Klassencockpit<br />

Testqualität<br />

Ziel der<br />

Beurteilung<br />

Bezugsnorm<br />

Lehrplanbezug<br />

Erfüllungsnorm<br />

Feedback für<br />

Lehrpersonen<br />

Feedback für<br />

Schülerinnen<br />

und Schüler<br />

intersubjektive, auf Erfahrung gestützte,<br />

an Kriterien gebundene Aufgabensammlung<br />

mit Erfüllungskriterien<br />

formativ, lernprozessunterstützend<br />

und/oder summativ, bilanzierend<br />

kriteriale Bezugsnorm (deklarierte<br />

Lernziele)<br />

und Individualnorm (Feststellung des<br />

Lernzuwachses beim mehrmaligen<br />

Einsatz der gleichen Aufgabenstellung)<br />

direkter Bezug der Lernziele zu den<br />

einzelnen Lehrplanzielen (decken alle<br />

wesentlichen Bereiche der Lehrpläne<br />

ab)<br />

transparent (Lernziele und Erfüllungskriterien<br />

bekannt)<br />

Die Broschüren enthalten alle auswertungs-<br />

und bewertungsrelevanten<br />

Angaben für drei Stufen (nicht erreicht,<br />

erreicht, übertroffen) der Lernzielerreichung.<br />

Ein Leistungsprofil ist ersichtlich und<br />

als förderdiagnostisches Element einsetzbar.<br />

an Erfüllungskriterien orientiertes<br />

Feedback<br />

geeicht, standardisiert<br />

primär summativ und selektiv<br />

soziale Bezugsnorm (Angabe des<br />

Schwierigkeitsgrads pro Aufgabe)<br />

Auswahl der Lernzielbereiche unter<br />

dem Aspekt der objektiven Überprüfbarkeit<br />

(decken wesentliche Bereiche<br />

des Lehrplans nicht ab)<br />

verdeckt (richtig/falsch)<br />

Punktestatistik pro Aufgabe und Test<br />

sowie pro Schüler/in und Klasse mit<br />

einem Notenvorschlag; Position der<br />

Klasse im Vergleich mit der Stichprobe;<br />

weiterführende Analysen sind Sache<br />

der Lehrperson<br />

Auswertung pro Aufgabe<br />

(richtig/falsch), Punktzahl, evtl. Note<br />

•Sich über den Einsatz von Orientierungs- oder Vergleichsarbeiten an der Praxisschule<br />

informieren<br />

• Das Ergebnis der Orientierungsarbeit zusammen mit der PxL analysieren und die sich<br />

daraus ergebenden Konsequenzen für die Unterrichtsplanung besprechen<br />

• Unter Absprache mit der PxL die Durchführung des Klassencockpit planen, auswerten<br />

und analysieren, das Feedback für die Klasse vorbereiten und die schriftliche Reflexion<br />

mit den PxL besprechen<br />

• Für eine/n Schüler/in aufgrund des Leistungsprofils aus der Orientierungsarbeit eine<br />

Förderplanung erstellen im Hinblick auf das Lehrstellenziel KV<br />

• usw.<br />

• Die Instrumente der Qualitätssicherung an der PHZ mit dem Qualitätssicherungsinstrument<br />

Orientierungsarbeit für die Volksschule vergleichen<br />

• Kriterienbezogene Auswertungsraster an der PHZ mit den Modulzielen (Modulkarte)<br />

vergleichen<br />

• Sich über unterschiedliche Systeme der Eignungsabklärung für Lehrstellenbewerberinnen<br />

und Bewerber informieren: Basic-Check (www.basic-check.ch),<br />

Multicheck (www.multicheck.ch), Kompetenzprofil (www.kgv.ch),<br />

Stellwerk (www.stellwerk.ch)<br />

• usw.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 17


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Vorgehen<br />

Mit dem Konzept<br />

vertraut werden<br />

Einsetzbarkeit klären<br />

und Durchführung<br />

organisieren<br />

Korrigieren, beurteilen,<br />

bewerten,<br />

beraten<br />

Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />

Literatur<br />

•Zielsetzungen und Einsatzmöglichkeiten kennen lernen<br />

• Lernziele und Aufgaben verknüpfen und verstehen<br />

• Beurteilungsraster und Auswertung kennen lernen<br />

• Begründen, warum die Orientierungsarbeit eingesetzt werden soll<br />

•Einsatzziel formulieren<br />

•Zeitplan erstellen und Material bereitstellen<br />

• Korrekturform festlegen<br />

•Kriterienkatalog mit der Arbeit vergleichen<br />

• Bewertung durch Zuordnung festlegen<br />

• Durch Begründung die Sachnorm der Bewertung der/dem Schüler/in verständlich<br />

machen<br />

•Mittels Reflexion Konsequenzen für die Unterrichtsplanung ziehen<br />

•Ergebnis und Schlussfolgerungen mit Stellenpartner/in besprechen<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 1<br />

• Unterrichtsbeobachtung<br />

• Pädagogische Diagnostik<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 2<br />

• Gesprächsformen im Unterricht<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />

• Lernvoraussetzungen und Lernhaltungen<br />

• Diagnose von Lernverhalten<br />

• Moser, F. & Bucher, M. (2003). Regionale Erarbeitung von Orientierungsarbeiten in der<br />

Volksschule. Luzern: Zwischenbericht der Bildungsplanung Zentralschweiz.<br />

• Vögeli-Mantovani, U. (2003). Klassencockpit und Orientierungsarbeiten im Vergleich –<br />

Ergänzung oder Konkurrenz? Luzern: Zwischenbericht der Bildungsplanung Zentralschweiz.<br />

• Bildungsplanung Zentralschweiz. (2003–2005). Konzept Orientierungsarbeiten, Hefte<br />

7. Schuljahr. Luzern.<br />

• Moser, U. (2003). Klassencockpit im Kanton Zürich. Universität Zürich: Kompetenzzentrum<br />

für Bildungsevaluation und Leistungsmessung.<br />

• Hosenfeld, I. (2005). Rezeption – Reflexion – Aktion, Wie lassen sich Lernstandserhebungen<br />

und Vergleichsarbeiten pädagogisch nutzen? Friedrich Jahrheft 2005, S. 112–<br />

114.<br />

• Schrader, F. & Helmke, A. (2005). Überprüfte Vermutungen. Training der Diagnosefähigkeiten<br />

von Lehrkräften durch die Nutzung von Vergleichsarbeiten. Friedrich Jahrheft<br />

2005, S. 120–121.<br />

18<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Kopiervorlage<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Name<br />

Kriterienblatt «Orientierungsarbeiten»<br />

✘ Kriterien<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1. Die Lehrperson kennt die Einsatzmöglichkeiten<br />

von Orientierungsarbeiten<br />

(OA).<br />

2. Die Lehrperson setzt die OA<br />

zielgerichtet ein.<br />

3. Die Lehrperson erklärt den<br />

Schülerinnen und Schülern den Einsatz<br />

der OA von der Sache her.<br />

4. Die Lehrperson hält sich an den<br />

Durchführungsmodus der OA.<br />

5. Die Lehrperson unterscheidet den<br />

förderorientierten Einsatz der OA vom<br />

bilanzierenden Einsatz.<br />

6. Die Lehrperson nutzt gemeinsam mit<br />

den Lernenden die OA zur Erstellung<br />

von Förderplänen.<br />

7. Die Lehrperson benutzt die OA in den<br />

einzelnen Fächern zur Standortbestimmung.<br />

8. Die Lehrperson schafft mit der OA<br />

Lernzieltransparenz in Form einer<br />

Stärke-Schwäche-Analyse.<br />

9. Die Lehrperson bespricht die<br />

kriterienbezogene Auswertung mit<br />

der/dem Schüler/in und auf Wunsch<br />

auch mit den Eltern.<br />

10. Die Lehrperson verwendet die OA als<br />

Teil einer ganzheitlichen Beurteilung.<br />

11. Die Lehrperson benutzt die OA zur<br />

selbstkritischen Unterrichtsreflexion.<br />

12. Die Lehrperson betrachtet die OA als<br />

ein Instrument zur Qualitätssicherung<br />

und zur Weiterentwicklung der<br />

pädagogischen Professionalität.<br />

Tragen Sie die wichtigsten<br />

Erkenntnisse in Bezug auf<br />

die Beobachtungskriterien<br />

hier ein:<br />

Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 19


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Funktionen und Normen<br />

Worum geht es?<br />

Beschreibung<br />

Funktionen der<br />

Beurteilung<br />

Beobachten<br />

Beurteilen<br />

✘<br />

Bewerten<br />

✘<br />

Beraten<br />

T. Siegrist, Lehrperson an einer Oberstufe, will im Deutsch-Unterricht während 14 Tagen<br />

das Projekt «Büchermarkt» durchführen. Sie hat sich überlegt, wie dabei die Leistungen der<br />

Schülerinnen und Schüler, die sich mit dem Inhalt eines Buches oder mehrerer Bücher auseinander<br />

setzen, beurteilt werden können. Sie will auf die individuellen Lernwege von<br />

Schülerinnen und Schülern eingehen, Schwierigkeiten Einzelner erkennen und Hinweise<br />

für die Weiterarbeit geben. Deshalb steht für sie eine formative Beurteilung mit individueller<br />

Bezugsnorm als Vergleichsmassstab im Vodergrund. Aufzeichnungen von Beobachtungen,<br />

die sie während eines letzten Projekts gemacht hat, dienen ihr als Ausgangspunkt.<br />

Leseschwache Schülerinnen und Schüler möchte sie u.a. bei der Auswahl von Kurztexten<br />

und einfacheren Sachtexten unterstützen. Sabine und Luca, beide lesestark, möchte sie fördern,<br />

indem diese eine Fragestellung unter Verwendung mehrerer Bücher lösen sollen.<br />

Wer Schulleistung erfasst, beurteilt und bewertet, muss sich im Vorfeld klar machen, welche<br />

Funktionen diese Leistungsfeststellungen erfüllen und an welchen Norm(en) sie sich<br />

orientieren soll. Nur dann kann maximale Transparenz über den Beurteilungsprozess<br />

hergestellt werden.<br />

Über die Notwendigkeit, Schülerleistungen zu beurteilen, besteht weitgehend Einigkeit.<br />

Weniger Einigkeit besteht hingegen darin, wie dabei vorzugehen ist. Es ist sicherlich notwendig,<br />

dass die verschiedenen Funktionen schulischer Leistungsmessung und -beurteilung<br />

als solche erkannt werden. In der Literatur wird häufig unterschieden zwischen<br />

gesellschaftlicher und pädagogischer Funktion schulischer Leistungsbeurteilung. Diese<br />

beiden Funktionen von Beurteilung lassen sich nicht immer klar voneinander abgrenzen<br />

und widersprechen sich zum Teil. Darüber hinaus sind gewisse Funktionen kritisch zu<br />

hinterfragen, denn unter dem Gesichtspunkt der Bildung wäre eine einseitige Orientierung<br />

z.B. nur an den gesellschaftlichen Funktionen problematisch.<br />

Unter gesellschaftlicher Funktion schulischer Beurteilung werden Erwartungen verstanden,<br />

die von gesellschaftlichen Bereichen an die Schule gerichtet werden. Pädagogische<br />

Funktionen schulischer Beurteilung dagegen meinen alle Zielsetzungen, Aufgabenstellungen<br />

und Wirkungserwartungen, die auf eine Optimierung des schulischen Lernprozesses und<br />

auf Förderung zielen.<br />

Einige Beispiele von Beurteilungen, die eine gesellschaftliche oder/und pädagogische<br />

Funktion erfüllen:<br />

• Selektions- und Zuteilungsfunktion: Mit der Leistungsmessung und -bewertung sollen<br />

Laufbahnentscheidungen und Zuweisungen zu Klassen, Stufen und weiterführenden,<br />

höher qualifizierenden Schulen nach einem als «gerecht» geltenden Kriterium vorgenommen<br />

werden (vgl. Baustein «Äussere Differenzierung»).<br />

• Informations- und Rückmeldefunktion: Leistungsmessung und -bewertung haben auch<br />

die Funktion, Lernende, Eltern, Erziehungsberechtigte, potenzielle Arbeitgeber, Lehrpersonen<br />

abnehmender Schulen usw. über den erreichten Lernstand und die gemachten<br />

Lernforschritte zu informieren. Dadurch, dass Beurteilungen (z.B. durch Noten oder<br />

durch Verbalzeugnisse) Schülerinnen und Schülern eine Rückmeldung über ihren<br />

Leistungsstand geben, erfahren diese beispielweise, wie sie innerhalb des Leistungskontinuums<br />

der Klasse liegen, in welchem Ausmass sie den Anforderungen der Schule<br />

entsprechen, ob sie ihre Lernanstrengungen intensivieren müssen oder ob sie davon<br />

ausgehen dürfen, dass der bisherige Lerneinsatz genügt.<br />

• Lern- und Lehrdiagnose: Die Informationen, die durch eine Leistungsmessung gewonnen<br />

werden, sollen für die Optimierung der individuellen Förderung von Schülerinnen<br />

20<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Die formative<br />

Beurteilung<br />

Die summative<br />

Beurteilung<br />

Die prognostische<br />

Beurteilung<br />

Lern- und Leistungssituation<br />

und Schülern sowie für die weitere Planung von Unterricht beigezogen werden.<br />

Beurteilungen ermöglichen es der Lehrperson aber auch, ihren eigenen Unterricht kritisch<br />

zu überprüfen und dessen Wirkung auf die Schülerinnen und Schüler abzuschätzen.<br />

•Anreiz- und Motivationsfunktion: Mit der Beurteilung verbunden sind auch Hoffnungen<br />

und Erwartungen auf pädagogische Wirkung: Die Lernenden sollen ihre eigene Leistung<br />

einschätzen lernen, Leistungsbewertung soll zu weiteren Leistungen motivieren, Lernende<br />

sollen sich mit gängigen Leistungsnormen auseinander setzen und diese akzeptieren<br />

lernen, Leistungsmessung wird zur Disziplinierung eingesetzt.<br />

• Sozialisationsfunktion: Durch Prüfungen, Noten und Zeugnisse wird die nachwachsende<br />

Generation in die Leistungsorientierung unserer Gesellschaft eingeübt. Die Noten<br />

leisten aber auch einen Beitrag zur so genannten «Abkühlung»: Sie öffnen den weniger<br />

befähigten Jugendlichen auf eine sozial akzeptierte Weise die Augen über ihre<br />

beschränkten Möglichkeiten.<br />

Diese verschiedenen Funktionen lassen sich zu drei Arten von Beurteilungen bündeln:<br />

Formative Schülerbeurteilung dient der Verbesserung, Steuerung und Kontrolle des<br />

Lernprozesses von Schülerinnen und Schülern im Hinblick auf die Lernziele und zielt<br />

somit auf die optimale Förderung von Schülerinnen und Schüler. Die formative Beurteilung<br />

soll einerseits den Schülerinnen und Schülern aufzeigen, wo sie im Lernprozess stehen,<br />

welche Lernfortschritte erreicht wurden, welche Wissenslücken noch bestehen und<br />

Hinweise zu Lern- und Arbeitstechniken sowie zur Weiterarbeit geben. Andererseits erlaubt<br />

die formative Beurteilung der Lehrperson, Schwierigkeiten bei den Lernenden zu erkennen<br />

und den Unterricht den Bedürfnissen entsprechend zu planen.<br />

Die summative Beurteilung wird eingesetzt, um zu einem bestimmten Zeitpunkt ein<br />

abschliessendes, zusammenfassendes Urteil über die Summe der erworbenen Kenntnisse<br />

und Fähigkeiten zu fällen bzw. um Bilanz zu ziehen. Sie zeigt den Lehrpersonen und<br />

den Lernenden den Leistungsstand bezüglich wichtiger Lernziele und die Fortschritte<br />

während einer bestimmten Zeit. Eine Hauptfunktion besteht darin, verschiedene Adressaten<br />

(Eltern, Schulaufsicht, Wirtschaft) über den Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler<br />

zu informieren. Diese Informationen sollten sich auf die Lernziele der jeweiligen Klassenstufe<br />

beziehen und zeigen, ob diese erreicht wurden oder nicht.<br />

Die prognostische Beurteilung dient dem Zweck, den zukünftigen Lernweg zielorientierter<br />

zu planen. Es wird die Frage geklärt, welcher Lernweg die günstigste Fortsetzung der<br />

individuellen Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten ermöglicht (innerhalb der Klasse,<br />

beim Übertritt in eine neue Klasse oder Stufe, beim Planen der weiteren Schullaufbahn).<br />

Grundsätzlich sollen diese drei Beurteilungsarten auseinander gehalten werden, denn<br />

Lernsituationen und Leistungssituationen verlangen den Akteuren eine geradezu grundsätzliche<br />

Verhaltenslogik ab. Während es in der Lernsituation darum geht, Erfahrungen mit<br />

den eigenen Fähigkeiten zu sammeln und das Nicht-Können und die Wissensgrenzen<br />

sichtbar zu machen, um lernend daran anknüpfen zu können, geht es in der Leistungssituation<br />

gerade darum, Erfolge zu erzielen und Misserfolge zu vermeiden. Niemand ist in<br />

dieser Situation motiviert, Neues zu lernen, Wissenslücken zu schliessen oder Unverstandenes<br />

besser zu verstehen. Auf die Notwendigkeit einer klaren Separierung zwischen<br />

Lern- und Leistungssituation in der Schule wird seitens der Bildungsforschung immer<br />

wieder hingewiesen. Im Schulalltag jedoch werden die je unterschiedlichen Verhaltenslogiken<br />

von den Lehrpersonen häufig miteinander vermischt, indem z.B. Schülerinnen<br />

und Schüler durch eine Prüfung Informationen über ihre Lernfortschritte und über eine<br />

mögliche Weiterarbeit erhalten sollen (formative Beurteilung). Zugleich wird aber noch<br />

Leistungsbilanz gezogen (summative Beurteilung) und die Prüfung wird gleichzeitig für<br />

einen bevorstehenden Promotions- oder Selektionsentscheid mitgezählt (prognostische<br />

Beurteilung). Die Lehrperson muss klären, zu welchem Zweck sie eine Leistungsüberprüfung<br />

durchführt, ein förderorientiertes Gespräch initiiert usw. Den Lernenden sollte<br />

mitgeteilt werden, welche Funktion eine Beurteilung erfüllen soll, damit ihr Lernprozess<br />

nicht durch widersprüchliche Handlungsorientierungen verunmöglicht wird.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 21


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Bezugsnormen<br />

Soziale Bezugsnorm<br />

Nachdem auf die Frage nach dem «Wozu dienen Beurteilungen?» eingegangen wurde,<br />

soll nun auf die Frage «Wie kann eine Leistung eingeschätzt werden?» bzw. auf die Frage<br />

«Womit kann eine Leistung verglichen werden?» eine Antwort gegeben werden.<br />

Die blosse Feststellung eines noch so exakt vermittelten Punktewertes bei einer Prüfung<br />

besagt für sich allein genommen noch wenig. Was können Sie mit der Mitteilung «Sie<br />

haben in diesem Test 38,5 Punkte erreicht» anfangen? Sie wissen mit der Angabe der<br />

Punktzahl nicht, ob Sie damit eine gute oder ungenügende Leistung erzielt haben. Damit<br />

Sie Ihre Leistung einschätzen können, müssen Vergleichsstandards oder Normen herangezogen<br />

werden. Ihre Leistung kann dann im Vergleich zu diesen Standards oder Normen<br />

beurteilt werden. Es stellt sich nun die Frage, welchen Standard Sie zum Vergleich beiziehen<br />

wollen. In der Literatur werden häufig drei Standards (Bezugsnormen) unterschieden:<br />

Die soziale, die kriteriale bzw. sachliche und die individuelle Bezugsnorm. Jede<br />

Beurteilung vollzieht sich auf dem Hintergrund einer bestimmten Norm, die bewusst oder<br />

unbewusst angewendet wird. Diese Normen haben somit einen erheblichen Einfluss darauf,<br />

wie Leistungen beurteilt werden. Die folgende Abbildung soll die Unterschiede in<br />

der Beurteilung zwischen diesen drei Bezugsnormen verdeutlichen.<br />

hohe<br />

Kenntnisse/Fertigkeiten<br />

geringe<br />

A, B, C = Schüler/innen mit unterschiedlichen<br />

Kenntnissen bzw. Fertigkeiten nach<br />

bestimmten Zeitabschnitten<br />

2<br />

1 = individuelle Bezugsnorm (z.B. für Schüler C)<br />

2 = soziale Bezugsnorm (z.B. zwischen Schülerin A und Schüler C)<br />

3 = sachliche Bezugsnorm (z.B. für Schülerin A)<br />

gesetztes Niveau<br />

0 6 12 18 Lernzeit in Stunden<br />

Sie informiert über die relative Position des Individuums in der Bezugsgruppe. Die<br />

Bezugsgruppe kann dabei die Klasse, der Leistungskurs, die Stufengruppe usw. sein. Der<br />

Begriff sozial drückt aus, dass eine soziale Einheit (Bezugsgruppe) zugrunde gelegt wird,<br />

um eine Vergleichsposition einzunehmen. Im Anschluss an die Beurteilung wird dann<br />

festgestellt, dass die Leistung eines Schülers in Bezug auf diese Gruppe<br />

• unterdurchschnittlich,<br />

• durchschnittlich oder<br />

• überdurchschnittlich ist.<br />

Diese Zuordnung kann (muss aber nicht) mit einer Note ausgedrückt werden.<br />

Diese Bezugsnorm kann drei gravierende Nachteile aufweisen: 1. Wenn eine Lehrperson<br />

nur innerhalb einer Klasse oder eines Schulhauses vergleicht (ohne zu wissen, wo ihre<br />

Schülerinnen und Schüler im Vergleich mit anderen Schülerinnen und Schülern aus anderen<br />

Schulen liegen) und somit ein klasseninternes Bezugssystem verwendet, kann dies zu<br />

bizarren Fehlbeurteilungen führen. 2. Die gleiche Leistung kann mit «gut» oder «mangelhaft»<br />

beurteilt werden, je nachdem ob man sich in einer leistungsstarken oder leistungsschwachen<br />

Klasse befindet. 3. Bei Anwendung der sozialen Bezugsnorm wird ausgeblendet,<br />

dass alle drei Schüler im Verlauf der Lernzeit immer mehr können und dazugelernt<br />

haben: Der Schüler C (siehe Abbildung oben) wird weiterhin schlechte Leistungen aufweisen,<br />

obwohl auch er sich über die Zeit verbessert hat. Darüber hinaus wird Schüler C<br />

schlechte Leistungen rückgemeldet bekommen, auch wenn er sich anstrengt und einen für<br />

ihn ungewöhnlichen Lernzuwachs erzielt hat. Die soziale Bezugsnorm dürfte bei Schüler<br />

C deshalb ungünstige Auswirkungen auf die Lern- und Leistungsmotivation haben.<br />

1<br />

A<br />

B<br />

C<br />

3<br />

22<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Sachliche<br />

Bezugsnorm<br />

Individuelle<br />

Bezugsnorm<br />

Mit ihr wird ausgedrückt, in welchem Ausmass Vorgaben erreicht wurden. Vorgaben dieser<br />

Art können sein: Lernziele, Punktevorgaben und Kriterien. Der Lehrplan bildet meist<br />

den Anker dieser Bezugsnorm. Von daher wird die sachliche Bezugsnorm auch als «curriculare»<br />

Bezugsnorm oder Lernzielnorm bezeichnet. Die Abbildung oben legt die Relation<br />

zwischen einem gesetzten Niveau (punktierte Linie) einerseits und dem von einer bestimmten<br />

Person (z.B. Person A) erreichten Niveau andererseits dar (Pfeil 3). Der Begriff «gesetzt»<br />

sagt aus, dass es sich hierbei um einen Konsens handelt, der ausgehandelt wurde, oder<br />

einen Sachverhalt, der per Sachentscheid festgelegt wurde. Ein Konsens ist bei mehrheitlicher<br />

Zustimmung in einer Gruppe von Personen (beispielsweise Lehrpersonen) gegeben.<br />

Als «gesetzt» gilt ein Niveau dadurch, dass jemand als Autorität (eine einzelne Person oder<br />

ein Gremium) festlegt, für welches Niveau – beispielsweise in einer Prüfung – die<br />

• Lernziele erfüllt, Lernziele nicht erfüllt oder Lernziele übertroffen sind.<br />

Diese Zuordnung kann (muss aber nicht) mit einer Note ausgedrückt werden.<br />

Hiermit wird eine Leistung beschrieben, mit der beispielsweise ein Schüler – orientiert<br />

an seinen gegebenen (erblichen und milieubedingten) Voraussetzungen – seine Möglichkeiten<br />

ausschöpft. Eine jetzt erzielte Leistung wird daran gemessen, was der Schüler bzw.<br />

die Schülerin auf diesem Gebiet zuvor erreicht hat. Eine Leistung hat sich im Vergleich zu<br />

einem früheren Zeitpunkt<br />

• verbessert, nicht verändert, verschlechtert.<br />

Diese Zuordnung kann (muss aber nicht) mit einer Note ausgedrückt werden.<br />

Es zeigte sich, dass leistungsschwächere Schüler und Schülerinnen von dieser individuellen<br />

Bezugsnorm besonders profitieren, ohne dass leistungsstärkere benachteiligt wären.<br />

Bei allen motivationalen Vorzügen hat die individuelle Bezugsnorm den Nachteil, dass<br />

überdauernde Leistungsunterschiede zwischen den Schülern ausgeblendet werden. Auf der<br />

einen Seite hat das für schwache, aber auch durchschnittliche Schüler den Vorteil, nicht<br />

durch ständig leistungsstärkere Schüler entmutigt zu werden. Auf der anderen Seite suchen<br />

Menschen soziale Vergleiche, um sich in ihrer Einschätzung sicherer zu werden. Dies gilt<br />

insbesondere auch für die Einschätzung der eigenen Fähigkeit. Die individuelle<br />

Bezugsnorm kann nicht als Basis der Beurteilung gelten, wenn Entscheidungen über<br />

Stufenwechsel, weiterführende Schulen etc. anstehen. Aufgrund der Lernziele bestimmt die<br />

Lehrperson vor der Prüfung, welche Leistung gezeigt werden muss, um die gesetzten<br />

Lernziele zu erreichen.<br />

Die drei Bezugsnormen im Überblick<br />

Zusammenfassend werden die Unterschiede zwischen den drei Bezugsnormen überblickartig<br />

dargestellt (nach Vögeli-Mantovani, 1999):<br />

Bezugsgrösse<br />

Information für<br />

Lehrende und<br />

Lernende<br />

Formen der<br />

Beurteilung<br />

Verfahren der<br />

Beurteilung<br />

Pädagogische<br />

Bedeutung<br />

Gesellschaftliche<br />

Bedeutung, je nach<br />

Standort<br />

Soziale Norm<br />

Sachliche Norm<br />

Normalverteilung, Abweichung<br />

vom arithmeti-<br />

oder differenziert er-<br />

allgemein verbindliche<br />

schen Mittelwert weiterte Lernziele<br />

Abweichung der Individualleistung<br />

vom Durchschnitt verbleibende Distanz zu<br />

Annäherung bzw.<br />

einem Lernziel<br />

Zensur, Rangplatz bei<br />

grösseren Populationen<br />

standardisierte und<br />

informelle Tests<br />

Bericht über die erreichten<br />

verbindlichen und erweiterten<br />

Lernziele usw.<br />

lernzielorientierte Tests,<br />

Diagnosebogen<br />

Individuelle Norm<br />

Lernzuwachs von<br />

Individuen<br />

Lernzuwachs in einem bestimmten<br />

Zeitraum (t 1 -t 2 )<br />

auf ein individuelles Lernziel<br />

hin<br />

verbale Beurteilung,<br />

Entwicklungsbericht usw.<br />

Lerntests<br />

mässig bis gering gross sehr gross<br />

sehr gross bis gering gross gross bis sehr gross<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 23


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Lernsituation<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an<br />

den Praxisschulen<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an<br />

der PHZ<br />

Vorgehen<br />

Wahl einer<br />

Beurteilungsfunktion<br />

Wahl einer Bezugsnorm<br />

• Zu allen drei Bezugsnormen Beispiele aus dem Schulalltag sammeln<br />

•Zu einem Thema in einem beliebigen Fach sachliche Erfüllungskriterien bzw.<br />

Leistungsanforderungen entwickeln (sachliche Bezugsnorm)<br />

• Sich für den eigenen Unterricht Formen der Leistungsrückmeldung überlegen, die sich<br />

an der individuellen Bezugsnorm orientieren<br />

• usw.<br />

• Zu allen drei Bezugsnormen Beispiel aus dem PHZ-Alltag sammeln<br />

• Beispiele von Leistungsbeurteilungen an der PHZ finden, die eine formative, summative<br />

oder prognostische Funktion erfüllen<br />

• Sich erinnern, wie man als Schülerin bzw. Schüler Leistungsbeurteilungen erlebt hat (hinsichtlich<br />

Beurteilungsfunktion und Bezugsnorm)<br />

• usw.<br />

Welche Funktion soll ein Beurteilungsanlass erfüllen?<br />

• Formative Beurteilung<br />

•Summative Beurteilung<br />

•Prognostische Beurteilung<br />

Die Wahl einer Beurteilungsfunktion beeinflusst auch die Wahl einer Bezugsnorm. Steht<br />

beispielsweise die formative Beurteilung im Zentrum, dürfte sich die Leistungsrückmeldung<br />

vor allem an der individuellen Bezugsnorm orientieren. Wird hingegen die summative<br />

Beurteilung gewählt, dürfte sich die sachliche Bezugsnorm als die am besten geeignete Art<br />

der Leistungsrückmeldung anbieten (vgl. Baustein «Lernkontrollen»).<br />

An welcher Bezugsnorm soll sich die Leistungsrückmeldung orientieren?<br />

• Soziale Bezugsnorm<br />

• Kriteriale oder sachliche Bezugsnorm<br />

•Individuelle Bezugsnorm<br />

Dabei sind folgende Anmerkungen zu beachten:<br />

•Eine Lehrperson muss bzw. sollte sich nicht nur auf eine Bezugsnorm festlegen. Nach<br />

Heckhausen (1989) kommt es darauf an, dass Schülerinnen und Schüler lernen, sich<br />

unter verschiedenen Bezugsnormen zu bewerten. Dabei soll für die Zufriedenheit mit<br />

der eigenen Leistung (die so genannte Selbstbewertung) die individuelle Bezugsnorm<br />

die Leitfunktion übernehmen, ohne dass Informationen zu anderen Bezugsnormen<br />

ignoriert werden. Rheinberg (2002) verdeutlicht dies an einem Beispiel: Ein Schüler,<br />

der sich in Mathematik von «ungenügend» auf «mangelhaft» hochgearbeitet hat, sollte<br />

wegen dieser Steigerung ähnliche Freude und Stolzaffekte erleben wie jemand, der<br />

sich von «gut» auf «sehr gut» steigert (individuelle Bezugsnorm). Gleichwohl sollte dieser<br />

Schüler zur Selbsteinschätzung wissen, dass es zurzeit noch viele andere Schüler gibt,<br />

denen Mathematik offenbar leichter fällt (soziale Bezugsnorm) und dass es noch viele<br />

Dinge gibt, die er zu lernen hat, um das Lernziel der Klasse zu erreichen (sachliche<br />

Bezugsnorm).<br />

• Lehrpersonen, die sich nicht vorwiegend an der sozialen Bezugsnorm, sondern (auch)<br />

an der individuellen Bezugsnorm orientierten, erzielten sehr viel günstigere Motivationseffekte.<br />

Diese Lehrpersonen wechselten allerdings je nach Beurteilungskontext<br />

die Bezugsnorm. Die individuelle Bezugsnorm wird von ihnen typischerweise bei<br />

Leistungsrückmeldungen im Unterricht oder im Gespräch mit dem Schüler verwendet.<br />

Auch wenn der Beurteilungsaufwand bei Berücksichtigung individueller Bezugsnormen<br />

erhöht ist, erleben die Schülerinnen und Schüler viel deutlicher, wie im Verlauf der<br />

Lernzeit ihre Kompetenzen wachsen und wie Lerngewinne vom eigenen Lerneinsatz<br />

abhängen.<br />

24<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

•Eine Kombination von individueller und sachlicher Bezugsnorm dürfte günstige Auswirkungen<br />

haben: Dadurch wird einem Lernenden mitgeteilt, wie sehr sich dieser in der<br />

Annäherung an das aktuelle Lernziel verbessert hat, gleichwohl wird deutlich, was auf<br />

dem Weg zur Lernzielerreichung im Einzelnen noch zu tun bleibt. Damit diese Kombination<br />

für Lehrpersonen unter Schullalltagsbedingungen realisierbar wird, müssen sachliche<br />

Bezugsnormen in Form lernzielbeschreibender Kriterien vorliegen.<br />

Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />

Literatur<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 1<br />

• Pädagogische Diagnostik<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 2<br />

• Gesprächsformen im Unterricht<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />

• Diagnose von Lernverhalten<br />

• Häcker, T. (2004). Portfolio – ein Medium zur Weiterentwicklung von Unterricht?!<br />

Haushalt & Bildung, Heft 3, S. 31–40.<br />

• Rheinberg, F. (2002). Bezugsnormen und schulische Leistungsbeurteilung. In F. E.<br />

Weinert (Hrsg.), Leistungsmessung in Schulen. Basel: Beltz.<br />

• Vögeli-Mantovani, U. (1999). Mehr fördern, weniger auslesen. Zur Entwicklung der<br />

schulischen Beurteilung in der Schweiz. Aarau: Schweizerische Koordinationsstelle für<br />

Bildungsforschung.<br />

• Heckhausen, H. (1989). Motivation und Handeln. Berlin: Springer.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 25


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Kopiervorlage<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Name<br />

Kriterienblatt «Funktionen und Normen»<br />

✘ Kriterien<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1. Die Lehrperson unterscheidet zwischen<br />

Lern- und Leistungssituationen.<br />

2. Die Lehrperson ist sich im Klaren,<br />

welche Funktion von Beurteilung ein<br />

bestimmter Beurteilungsprozess hat.<br />

3. Die Lehrperson weiss, an welcher Norm<br />

sich eine Leistungsrückmeldung<br />

orientiert.<br />

4. Die Lehrperson kennt Vorteile,<br />

Nachteile und Wirkungen der drei<br />

Bezugsnormen.<br />

5. Die Lehrperson macht den Schülerinnen<br />

und Schülern die jeweilige Funktion im<br />

Lehr-/Lernprozess bewusst.<br />

6. Die Lehrperson nutzt Lernsituationen<br />

zur Verbesserung, zur Steuerung und<br />

Kontrolle des Lernprozesses von<br />

Schülerinnen und Schülern.<br />

7. Die Lehrperson setzt summative Formen<br />

zur Bilanzierung der Leistung ein.<br />

8. Die Lehrperson kann sachliche<br />

Erfüllungskriterien bzw. Leistungsanforderungen<br />

entwickeln und diese<br />

den Lernenden transparent halten<br />

(sachliche Bezugsnorm).<br />

9. Die Lehrperson nutzt Formen und<br />

Situationen, die sich an der<br />

individuellen Bezugsnorm orientieren.<br />

Tragen Sie die wichtigsten<br />

Erkenntnisse in Bezug auf<br />

die Beobachtungskriterien<br />

hier ein:<br />

Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />

26<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Lernkontrollen<br />

Worum geht es?<br />

Beobachten<br />

Beurteilen<br />

✘<br />

Bewerten<br />

✘<br />

Beraten<br />

Beobachtung<br />

Beschreibung<br />

Lernkontrollen<br />

In der Klasse 3A herrscht einige Spannung. Gestern liess Herr Appius eine siebzig Minuten<br />

umfassende Repetitionsprüfung in Geschichte zur Europäischen Union schreiben. Die<br />

Schülerinnen und Schüler wissen, dass der Lehrer heute die Testresultate dabei haben<br />

will. So hat er es in Aussicht gestellt, und so war es meistens in den vergangenen knapp<br />

drei Jahren: Prüfungen wurden in der Nachfolgelektion besprochen. Die Jugendlichen<br />

sind darauf erpicht zu erfahren, welches diesmal ihre Leistungsstärken und -schwächen<br />

waren. Herr Appius versteht es auch ausgezeichnet, Lernlücken präzise aufzuzeigen,<br />

Schülerinnen und Schüler zu unterstützen und ihre Lerndefizite gezielt auszugleichen.<br />

Normalerweise werden die Prüfungen gleich zu Beginn der Stunde an die gesamte Klasse<br />

verteilt. Jeder findet dann kurz Zeit, sich mit seinen Ergebnissen auseinander zu setzen.<br />

Die Punktzahlen werden nachgerechnet und die Note mit dem aufliegenden Notenschlüssel<br />

des Hellraumprojektors verglichen. Anschliessend gibt die Lehrperson zwei, drei grundsätzliche<br />

Bemerkungen, wie: höchste erreichte Punktzahl, Streuung der Noten oder bestgelöste<br />

Aufgaben. In der Folge werden die schwierigsten Aufgaben – und nur diese –<br />

im Detail besprochen.<br />

Die Qualität eines Lernergebnisses entsteht in einem komplexen Zusammenspiel von<br />

Lehren und Lernen und ist abhängig von der Qualität des Lehrangebotes als auch von<br />

seiner Nutzung. Man spricht in der Bildungsforschung auch vom «Angebots-Nutzungs-<br />

Modell» und meint damit, dass die Angebotsnutzung durch die Schülerinnen und Schüler<br />

einen entscheidenden Anteil am Lernerfolg hat. Das ist eine sympathische Akzentsetzung,<br />

weil a) in der Begriffswahl ein pädagogischer Optimismus signalisiert wird und b) betont<br />

wird, dass sowohl die Lehrpersonen als auch die Lernenden für den Lernertrag verantwortlich<br />

sind.<br />

Trotzdem hat sich die Lehrperson dafür zu interessieren, wie weit es ihr gelungen ist,<br />

durch ihr Lehrangebot Lernen (Wissen, Kenntnisse und Fertigkeiten) zu initiieren.<br />

Schülerinnen und Schüler wiederum bietet sich die Gelegenheit, sich quasi in einem<br />

Wettbewerb (Lern- und Gruppenklima!) mit anderen zu vergleichen. Erfolgserlebnisse<br />

stärken das Selbstwertgefühl und festigen die Identität. Nicht erbrachte Leistungen machen<br />

auf mögliche Lücken und Defizite aufmerksam und sollten Anlass dafür sein, entsprechende<br />

ergänzende Lernprozesse einzuleiten. Lernkontrollen können – und vor allem<br />

sollten – dazu dienen, Stärken und Schwächen in Teilgebieten eines Faches aufzuzeigen.<br />

Alsdann empfiehlt sich, leistungsschwachen Jugendlichen, in gegenseitiger Absprache,<br />

Unterstützung anzubieten. In dieser individuellen Begleitung ist es essenziell, Sinn, Zweck<br />

und Ziel des Lernens transparent zu machen. Die eigene Tüchtigkeit kann damit angestachelt<br />

werden (Motivation).<br />

Lernkontrollen überprüfen die Fortschritte der Lernenden und geben den Lehrenden<br />

Aufschluss über die Wirksamkeit ihres Unterrichts. Lernkontrollen sind in diesem Sinne als<br />

eine Standortbestimmung für Schüler, Schülerinnen und Lehrperson zu verstehen. Lernkontrollen<br />

unterscheiden sich insofern von traditionellen «Prüfungen», als dass sie eine<br />

wesentliche Veränderung im Sinne der Vorgabe, der Durchführung, der Beurteilung und<br />

der Auswertung darstellen. Deshalb wird auch zwischen formativen Lernkontrollen und<br />

summativen Lernkontrollen (= Prüfungen) unterschieden (vgl. Baustein «Funktionen und<br />

Normen»).<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 27


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Formative Lernkontrollen<br />

Summative Lernkontrollen<br />

Formative Lernkontrollen begleiten den Lernprozess und haben Feedbackfunktionen,<br />

indem sie sowohl die Ermittlung des Leistungsstandes als auch der Lenkung und Förderung<br />

der Lernenden dienen. Es sind «Orientierungshilfen» im Lernprozess, die in unterschiedlicher<br />

Gestalt im Rahmen des laufenden Lernprozesses durchgeführt werden. Die häufigste<br />

Form solcher Kontrollen besteht in Rückfragen während des Unterrichts, in Wiederholungen,<br />

in der Anwendung einer neu erworbenen Fertigkeit usw. Formative Leistungsbeurteilung<br />

verlangt über punktuelle Lernkontrollen und die Bewertung einzelner<br />

Leistungen hinaus ein intensives Beobachten des gesamten Lernprozesses, einschliesslich<br />

des Arbeits- und Sozialverhaltens:<br />

Unterrichtsvorhaben<br />

Die formative Beurteilung...<br />

• steuert den Lernprozess,<br />

• gibt Auskunft über Lern-, Arbeits-, Sozial- und Individualverhalten,<br />

•dient sowohl der Diagnose- als auch der Beratungsfunktion vor allem im Hinblick auf<br />

den Verlauf des Lernens und die Optimierung des Lernprozesses,<br />

• zeigt Lern- und Verhaltensfortschritte auf,<br />

• zeigt, ob der ideale Lernweg eingehalten werden kann,<br />

• deckt frühzeitig Lücken und Probleme auf,<br />

•begleitet ständig das Lernen,<br />

• dient der Planungsfunktion für die gezielte Vorbereitung eines wirklich individualisierenden<br />

Unterrichts, welcher an die Probleme und Fragen der Lernenden anknüpft,<br />

• dient der Prognose- und Berichtfunktion und liefert Auskunft an die Adresse der betreffenden<br />

Schülerin und Schülers sowie an deren Eltern.<br />

Der Zweck von summativen Lernkontrollen hingegen besteht in der Leistungsfeststellung<br />

und der Bilanzierung am Schluss einer Unterrichtseinheit. Üblicherweise stellt die Lehrperson<br />

Aufgaben zu mehreren erarbeiteten Lernzielen und überprüft den Leistungsstand,<br />

der in Form von Noten beurteilt wird (= Prüfung):<br />

Unterrichtsvorhaben<br />

Lernprozess<br />

Steuerung durch Wahrnehmung,<br />

Beobachtung, Beurteilung<br />

«Auf dem richtigen Weg?»<br />

formative Beurteilung<br />

Lernziel<br />

Absicht: Alle sollen die Ziele erreichen!<br />

«Ziel erreicht?»<br />

summative Beurteilung<br />

Lernziele<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Summative Lernkontrollen …<br />

• ziehen Bilanz,<br />

• haben die Erreichung der wichtigsten Lernziele im Fokus.<br />

Deshalb sollten summative Lernkontrollen gewissen Anforderungen genügen:<br />

• Lernzielorientierung<br />

• Kriterienorientierung – Erfüllungskriterien<br />

•Wiederholbarkeit des Tests<br />

• Lernzieltransparenz<br />

• Qualitätskriterien (objektiv, valide, reliabel)<br />

28<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Mündliche Lernkontrollen<br />

Schriftliche Lernkontrollen<br />

Praktische Lernkontrollen<br />

Ganzheitliche Lernkontrollen<br />

Grundsatz der<br />

proportionalen<br />

Abbildung<br />

Grundsatz der<br />

Variabilität<br />

Aktuell unterscheidet man vier verschiedene Verfahren oder Formen, Prüfungen durchzuführen:<br />

mündlich, schriftlich, praktisch und ganzheitlich. Noch gibt es kein Verfahren,<br />

das für alle Zielsetzungen gleichermassen geeignet ist. Nachfolgend sollen deshalb in<br />

sehr kurzer Form die Hauptvertreter der vier Prüfungsverfahren genannt werden.<br />

Zu den mündlichen Lernkontrollen zählen u.a. Vorträge (z.B. Referate, Hausarbeiten),<br />

Beteiligung an Diskussionen, Leiten und Werten von Gesprächsverläufen oder Diskussionen,<br />

Beurteilen von Sachverhalten aufgrund von Kriterien, Präsentation von Arbeitsergebnissen.<br />

Zu den schriftlichen Lernkontrollen zählen u.a. Prüfungen, Tests, Facharbeiten (z.B. Berichte),<br />

Protokolle, Referate.<br />

Zu den praktischen Lernkontrollen zählen u.a. Herstellen von Versuchsaufbauten, Bereitstellen<br />

von Arbeitsmitteln, Werkstoffen, Werkzeugen, Geräten, Umgang mit Experimentiergeräten,<br />

Genauigkeit im Beobachten und im Erfassen von Ergebnissen, Erkennen von<br />

Fehlerquellen, Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen.<br />

Ganzheitliche Aufgaben stellen eine neue Form von Prüfungsverfahren dar. Als Beispiele<br />

seien eine Projektaufgabe, ein computersimuliertes Szenario oder ein Planspiel angeführt.<br />

Gemeinsam ist diesen unterschiedlichen Varianten, dass sie sich auf komplexe Sachverhalte<br />

beziehen und sowohl theoretisches als auch praktisches Wissen prüfen. Mit diesen neuen<br />

Verfahren lassen sich überfachliche Qualifikationen wie selbstständiges oder kooperatives<br />

Lernen erproben. Für die Zukunft besteht weiter Bedarf an solchen neuen, praxisnahen<br />

und handlungsorientierten Prüfungsmethoden.<br />

Für alle Verfahren gelten nach Sacher (2000) folgende zwei Grundsätze:<br />

Gewöhnlich kann eine Lehrperson bei weitem nicht alle im Unterricht behandelten Inhalte<br />

zum Gegenstand einer formativen oder summativen Lernkontrolle machen. Sie muss sich<br />

vielmehr beschränken, nur eine kleine Stichprobe davon zu überprüfen. Diese soll aber<br />

nicht zufällig und willkürlich, sondern systematisch und an Lernzielen begründet ausgewählt<br />

werden. Sie sollte einen repräsentativen Querschnitt des vorangehenden Unterrichts<br />

enthalten, so dass sie gewissermassen ein verkleinertes Abbild von ihm ist. D.h. was nur<br />

am Rande des Unterrichts angesprochen wurde, darf in einer Lernkontrolle allenfalls eine<br />

marginale Rolle spielen.<br />

Die traditionelle Schulpraxis benutzt nur einen Bruchteil der prinzipiell möglichen Formen<br />

der Leistungsüberprüfung und -bewertung. Dies wird schnell deutlich, wenn man sich<br />

die möglichen Formen (siehe oben) in unterschiedlichen Kombinationen vor Augen hält:<br />

Nach Sacher (2004) sind über eine Million Möglichkeiten denkbar – wobei selbstverständlich<br />

nicht jede Kombination gleich sinnvoll ist! Trotzdem dürfte die Zahl viel grösser sein,<br />

als im Schulalltag genutzt wird. Zudem ist zu befürchten, dass bei der gegenwärtigen<br />

Beschränkung auf einige wenige Formen zahlreiche Lernende wichtige Aspekte ihrer<br />

Leistung nicht zeigen können – denn die Modalitäten einer bestimmten Lernkontrolle<br />

bevorzugen bestimmte Schülerinnen und Schüler und benachteiligen andere. Deshalb<br />

sind Lernkontrollen abwechslungsreich zu gestalten und haben einen gewissen Formenreichtum<br />

aufzuweisen. Grundsätzlich kann man in den meisten Fächern sowohl mündlich<br />

als auch schriftlich oder praktisch prüfen. So wäre zum Beispiel in einer summativen<br />

Lernkontrolle in der Naturlehre ein anderes Verständnis einer Versuchsanforderung gefordert,<br />

wenn man sich nicht mit deren schriftlicher oder mündlicher Bearbeitung begnügte,<br />

sondern ihren funktionsfähigen Aufbau verlangte, und es erhielten auch ganz andere<br />

Schüler oder Schülerinnen die Chance, zu einer guten Bewertung zu gelangen. Wichtig in<br />

diesem Zusammenhang ist der Hinweis, dass eine Lernkontrolle hauptsächlich Aktivitäten<br />

von der Art fordern soll, wie sie auch im vorangegangenen Unterricht vorherrschten. Es<br />

ist unzulässig, schriftlich zu prüfen, wenn der vorangehende Unterricht mehr oder weniger<br />

gesprächsweise verlief und keine schriftlichen Übungen einschloss, oder mündlich<br />

zu prüfen, wenn nicht auch im Unterricht immer wieder Gelegenheiten zu mündlichen<br />

Lernkontrollen enthalten waren.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 29


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Lernsituation<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an den Praxisschulen<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an der PHZ<br />

Vorgehen<br />

Lernziele bestimmen<br />

Übungsmaterialien<br />

zusammenstellen<br />

und bearbeiten<br />

Formative Lernkontrollen<br />

durchführen<br />

Stoffgebiet eingrenzen<br />

Aufgaben formulieren,<br />

die sich auf<br />

die eingangs formulierten<br />

Lernziele beziehen<br />

• Formative und summative Lernkontrollen erstellen und durchführen<br />

• In Erfahrung bringen, wie erfahrene Lehrpersonen die vier Formen der Prüfungsverfahren<br />

umsetzen und benoten<br />

• usw.<br />

• Sich überlegen, welche Auswirkungen schriftliche Prüfungen in Form von Leistungsnachweisen<br />

auf die Module haben<br />

• In der Kleingruppe über Sinn und Notwendigkeit von Leistungsbeurteilungen diskutieren<br />

• Recherchieren, welche europäischen Länder auf Noten und/oder Zeugnisse verzichten<br />

und welche nicht<br />

• Neue, praxisnahe und handlungsorientierte Prüfungsformen entdecken<br />

• usw.<br />

Formative Lernkontrollen<br />

• verschiedene Anspruchsniveaus berücksichtigen (wiedergeben/verstehen/anwenden)<br />

• Lernziele den Lernenden bekannt geben<br />

• Lehrmittel, Karteien, Arbeitspläne…<br />

• Kurztest, Interview, Partnerkontrolle, Selbstkontrolle…<br />

Summative Lernkontrolle entwerfen<br />

• In Gedanken und aufgrund der Notizen zum Unterricht den Lehr-Lernprozess nochmals<br />

durchgehen<br />

• Mit Hilfe der Lehrplans überprüfen, ob alle verbindlichen Lernziele im Unterricht bearbeitet<br />

wurden<br />

• Prüfungsstoff nach dem Grundsatz der proportionalen Abbildung (siehe vorne) gewichten<br />

• Überlegen, welche Bearbeitungsformen sinnvoll eingesetzt werden können (vgl. Anhang)<br />

• Für jede Aufgabe in etwa das Anspruchsniveau bestimmen. Dazu orientiert man sich beispielsweise<br />

an der Taxonomie der kognitiven Lernziele (vgl. Anhang). Zum Formulieren<br />

von Aufgaben folgende Tipps beachten:<br />

– Hinführung: kurz erklären, in welchem Zusammenhang die Aufgabe steht<br />

–Verständlichkeit: in einem Satz nur eine Frage stellen, wenn möglich in Hauptsätzen<br />

schreiben<br />

– Formale Antwortstruktur: mitteilen, was erwartet wird, worauf die Lernenden zu<br />

achten haben und was sie tun sollen (z.B. ein Strukturbild entwerfen, dieses soll<br />

Stichwörter, einfache visuelle Elemente oder Symbole sowie grafische Elemente<br />

enthalten)<br />

– Massstab: die Minimalanforderung nennen (z.B. Wie viele Beispiele werden erwartet?),<br />

die (Bewertungs-)Kriterien – falls sinnvoll – je Aufgabe festlegen und mitteilen<br />

– Lösungen: die richtigen und falschen Antworten und die Lösungsschritte vorgängig<br />

schriftlich notieren.<br />

30<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Summative Lernkontrolle<br />

zusammenstellen<br />

Summative Lernkontrolle<br />

ankünden<br />

Summative Lernkontrolle<br />

durchführen<br />

Summative Lernkontrolle<br />

korrigieren<br />

(vgl. Baustein «Notengebung»)<br />

• Erste Aufgabe beachten: Besonders zu beachten ist die erste Aufgabe in der Prüfung. Hat<br />

sie einen geringen Schwierigkeitsgrad, kann sie die Lernenden zur Oberflächlichkeit<br />

verleiten. Ist der Schwierigkeitsgrad zu hoch, so besteht die Gefahr, dass leistungsschwächere<br />

Personen schon bei der ersten Aufgabe resignieren. Deshalb empfiehlt es<br />

sich, am Anfang eine etwas schwierigere Aufgabe zu stellen, die vorgängig im Unterricht<br />

gründlich durchdacht wurde und die von den meisten Lernenden richtig gelöst werden<br />

kann. Das positive Gefühl, das dabei entsteht, kann zur Einstellung führen, die<br />

Lernkontrolle erfolgreich bearbeiten und abschliessen zu können<br />

• Aufgabengruppen zu einem bestimmten Unterthema bilden<br />

• Geschlossene und offene Bearbeitungsformen berücksichtigen: Mit einer eher offenen<br />

Bearbeitungsform am Ende der Lernkontrolle können unterschiedliche Bearbeitungszeiten<br />

aufgefangen werden<br />

• Bearbeitungszeit und Schwierigkeitsgrad der Aufgaben einschätzen<br />

• Punktewerte zuordnen<br />

• Auswertungsökonomie beachten<br />

•Termin rechtzeitig bekannt geben<br />

• Auf Lernziele hinweisen, die mit der Lernkontrolle überprüft werden<br />

• Erlaubte Hilfsmittel benennen<br />

• Über die Art der Aufgaben informieren<br />

• Beurteilungskriterien, die allen bekannt sein müssen, ansprechen<br />

• Lerntipps für Schülerinnen und Schüler besprechen (Strategien des Repetierens, Lernplan,<br />

weitere Übungsstunden vorsehen usw.)<br />

•Absprachen und Vereinbarungen konsequent einhalten:<br />

–Werden Rückfragen der Lernenden beantwortet oder zurückgewiesen?<br />

– Sich meldende Personen am Platz aufsuchen oder nach vorne bitten?<br />

– Individuelle Lernhilfen geben?<br />

– Leistungsschwächeren Lernenden Gelegenheit zur Vollendung der Arbeit geben?<br />

• Sich einen Überblick verschaffen<br />

•Ein Auswertungsblatt anlegen<br />

•Gesamtpunktzahl errechnen<br />

•Eine Bezugsnorm zur Berechnung der Note bestimmen<br />

•Weiterführung des Unterrichts planen<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Summative Lernkontrolle<br />

zurückgeben<br />

• So bald wie möglich<br />

• Keine diskriminierenden Rituale<br />

•Bewertung erklären und Beanstandungen prüfen<br />

• Lernkontrolle bei Bedarf individuell besprechen<br />

•Übungsmöglichkeiten zur Behebung der Defizite aufzeigen<br />

Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 1<br />

• Lernziele setzen und formulieren<br />

• Lernaufgaben<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 2<br />

• Lernstand erfassen<br />

• Lernzielkontrolle<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />

• Lernvoraussetzungen und Lernhaltungen<br />

• Didaktische Aufgabenanalyse<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 4<br />

• Lehrpläne<br />

• Sachanalyse<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 31


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Literatur<br />

• Becker, G. E. (2002 7 ). Unterricht auswerten und beurteilen. Weinheim: Beltz.<br />

• Ebbinghaus, M. & Schmidt, J. U. (2002). Prüfungsmethoden und Aufgabenarten. Bielefeld:<br />

Bertelsmann.<br />

• Jäger, R. S. (2004). Von der Beobachtung zur Notengebung – Ein Lehrbuch. Diagnostik<br />

und Benotung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Mit einem Beitrag von Urban<br />

Lissmann. (5 ed.). Landau: Verlag Empirische Pädagogik.<br />

• Obrist, W. & Städeli, Ch. (2001). Wer lehrt, prüft. Aktuelle Prüfungsformen konkret.<br />

Bern: h.e.p.<br />

• Sacher, W. (2000). Test und Klausuren in der Schule. In: S.-I. Beutel & W. Vollstädt<br />

(Hrsg.): Leistungen ermitteln und bewerten. Hamburg: Bergmann+Helbig, (S. 63–71).<br />

• Sacher, W. (2004). Leistungen entwickeln, überprüfen und beurteilen. Bad Heilbrunn:<br />

Julius Klinkhardt.<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

32<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Kopiervorlage<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Name<br />

Kriterienblatt «Lernkontrollen»<br />

✘ Kriterien<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1. Die Lehrperson setzt im Unterricht<br />

formative Lernkontrollen ein und nutzt<br />

diese als Orientierungshilfe im Lernprozess.<br />

2. Die Lehrperson beachtet den Grundsatz<br />

der proportionalen Abbildung, d.h.<br />

sie überprüft nur jene Themenbereiche<br />

und Lernziele, die sie im Unterricht<br />

gründlich erarbeitet hat.<br />

3. Die Lehrperson ermöglicht den Schülerinnen<br />

und Schülern eine Selbstbewertung<br />

ihrer Leistung (nicht nur bei<br />

formativen Lernkontrollen).<br />

4. Die Lehrperson informiert die Klasse<br />

präzise, welche Inhalte und welche<br />

Lernziele überprüft werden.<br />

5. Die Lehrperson gestaltet Lernkontrollen<br />

abwechslungsreich, indem sie<br />

offene und geschlossene<br />

Bearbeitungsformen sinnvoll einbringt.<br />

6. Die Lehrperson stellt die Frage oder<br />

die Aufgabe so eindeutig, dass die<br />

Lernenden das fachliche Wissen<br />

zeigen können.<br />

7. Die Lehrperson bildet innerhalb der<br />

Prüfung Aufgabengruppen.<br />

8. Die Lehrperson hält bei der Durchführung<br />

der Prüfung die Vereinbarungen<br />

und Absprachen konsequent ein.<br />

9. Die Lehrperson erklärt den Lernenden<br />

die Zuordnung der Punkte und benennt<br />

die Eckwerte.<br />

10. Die Lehrperson nimmt bei der Rückgabe<br />

der Prüfungen Beanstandungen<br />

der Lernenden in aller Ruhe entgegen<br />

und lässt sich nicht unter Druck setzen.<br />

11. Die Lehrperson gleicht Leistungsdefizite,<br />

die sich aus der Analyse der Lernkontrolle<br />

ergeben, durch individuelle<br />

und gemeinsame Lernaktivitäten aus.<br />

Tragen Sie die wichtigsten<br />

Erkenntnisse in Bezug auf<br />

die Beobachtungskriterien<br />

hier ein:<br />

Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 33


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Notengebung<br />

Worum geht es?<br />

Beobachten Beurteilen Bewerten<br />

✘<br />

Beraten<br />

Herr Arnold, Mathematiklehrer einer Sekundarklasse, hat Yannick und Sara eine 3 gegeben.<br />

Er ist dabei nach einem Katalog von Kriterien vorgegangen, der ihm als Bewertungsbogen<br />

vorliegt. Schon bei der Konstruktion der Prüfung hat sich Herr Arnold überlegt,<br />

welcher Punktewert mindestens erreicht werden soll, damit die Note 4 angesetzt<br />

werden kann. Dabei hat er Lernziele definiert und zu erwartende Antworten und Beurteilungskriterien<br />

festgelegt. Yannick und Saras Arbeiten erfüllen den von ihm festgelegten<br />

Sockelwert nicht. Insgesamt sind ihre Leistungen unbefriedigend. Ein «normales» Weiterkommen<br />

im Unterricht ohne Nacharbeiten und zusätzlicher differenzierter Hilfe ist in<br />

Frage gestellt – diese Erkenntnis gewinnt er aufgrund einer sorgfältigen Fehleranalyse.<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Beschreibung<br />

Definition<br />

Notengebung<br />

Definition Note<br />

Tausendfach werden Schultag für Schultag Noten erteilt. In vielen Klassen der <strong>Sekundarstufe</strong><br />

I liegen Prüfungen und Tests als Taktgeber dem gesamten Unterricht zugrunde.<br />

Allein diese Tatsache weist dem Thema «Notengebung» eine zentrale Bedeutung im<br />

Schulalltag zu. Zudem ist nicht davon auszugehen, dass die Ziffernbenotung in Zukunft<br />

auf der <strong>Sekundarstufe</strong> I abgeschafft würde. Für die professionelle pädagogische Arbeit<br />

ist es deshalb umso wichtiger, sich die begrenzte Messgenauigkeit von Benotungsmodellen<br />

unter schulischen Alltagsbedingungen vor Augen zu führen. Auch soll die Einsicht geweckt<br />

werden, dass man die Probleme der Überprüfung und Beurteilung nicht losgelöst<br />

von Entwicklung und Förderung behandeln darf.<br />

Notengebung entspricht demjenigen Beurteilungsaspekt, bei dem in der Regel eine Lehrperson<br />

eine Schülerin oder einen Schüler hinsichtlich eines oder mehrere Merkmale<br />

bewertet. Resultat des Bewertungsaspektes sind in der Regel numerisch zugeordnete<br />

Ziffernoten (Ziffernbenotung). Aber auch für die Unterscheidung von Zielerreichern und<br />

Zielverfehlern (sog. Basisbenotung) braucht man ein Benotungsmodell. Grundlage für<br />

die Basis- und Ziffernbenotung sind Produkte (Prüfungen, Aufsatz, mündliche Leistungen<br />

u.a.). Es lässt sich nicht verhindern, dass eine Reihe von Faktoren die Notengebung beeinflusst,<br />

die in unterschiedlichem Ausmass voneinander abhängig sind. Einige davon wirken<br />

zufällig (z.B. Messfehler), andere systematisch (z.B. Qualität des Unterrichts) auf die entstehenden<br />

Resultate der Leistungsbewertung ein. Einige dieser Faktoren sind willkürlich<br />

veränderbar (z.B. Schwierigkeitsgrad von Prüfungen), andere sind vorgegeben (z. B.<br />

Intelligenz).<br />

Noten sind Schätzurteile zu Leistungen. Sie selbst sind nicht das Messinstrument, sondern<br />

es ist der Mensch, der seine Bewertung in einer Note formuliert. Im Kern geht es<br />

darum, dass die Lehrperson den Leistungen der Lernenden eine Ziffer zwischen 1 und 6<br />

zuordnet, in der die relative Güte ihrer Leistung ausgedrückt wird. Das Notensystem ist eine<br />

einfache Konstruktion: den sechs Ziffern können umgangssprachlich benutzte Eigenschaftswörter<br />

zugeordnet werden – wie beispielsweise 5 = «gut». Damit ist der Versuch verbunden,<br />

die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in eine Rangordnung zu bringen, die<br />

den Grad der Erreichung von Lernzielen zum Ausdruck bringen soll. Die Noten stellen<br />

somit eine abstrakte Form einer Rangplatzaufstellung dar. Die Noten sind universell einsetzbar<br />

und scheinbar leicht verständlich.<br />

34<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Anlegen einer<br />

Benotungsskala<br />

Intuitive Methoden<br />

Rationale Methoden<br />

Betrachtet man die Schulnote von ihrer (möglichen) Funktion her als eine Masszahl für<br />

einen Leistungsstand, als Mittel der Rückmeldung eines Lernstandes, als Entscheidungsgrundlage<br />

für die Auslese usw. (vgl. Baustein «Funktionen und Normen»), so erscheint<br />

die Bezeichnung «Generalindikator» angemessen. Es ist plausibel und einsichtig, dass ein<br />

einziges Verfahren nicht all die oben aufgelisteten Funktionen gut erfüllen kann. Darüber<br />

hinaus sollen die Noten noch ein Machtmittel in der Hand der Lehrperson sein, als Anreiz<br />

zum Lernen dienen usw.<br />

Die Forschung zur Prüfungs- und Notenpraxis zeigt deutlich, dass der Generalindikator<br />

Schulnote zu wenig pädagogisch relevante Informationen enthält: Schulnoten erfüllen<br />

die meisten Funktionen der Leistungsbewertung nur scheinbar. Die Untersuchungen<br />

machen darüber hinaus Folgendes deutlich:<br />

•Schlechte Validität: Es ist oft unklar, was eine 3 oder eine 5 in Französisch, Geschichte<br />

oder Mathematik inhaltlich bedeutet, was ein Lernender, eine Schülerin wirklich kann<br />

und was nicht. Analysen über das Zustandekommen von Noten belegen, dass eine für<br />

Aussenstehende unbekannte Zahl von Faktoren in die Note einfliesst.<br />

•Schlechte Objektivität: Die unabhängige Nachkontrolle ergibt sogar bei Mathematikprüfungen<br />

eine Differenz von zwei bis drei Notenpunkten. Bei gleichen Leistungen<br />

erzielen Knaben und Mädchen, Schüchterne und Selbstbewusste, Einheimische und<br />

Ausländer usw. chronisch unterschiedliche Noten.<br />

•Schlechte Reliabilität: Die Wiederholungszuverlässigkeit bei «hausgemachten», also nicht<br />

aufgrund von Kompetenzmodellen erstellten Prüfungen ist mässig bis schlecht. Prüfungswiederholungen<br />

führen regelmässig zu viel schlechteren Resultaten.<br />

•Schlechte Vergleichbarkeit: Häufig ist eine Vergleichbarkeit von Noten innerhalb derselben<br />

Schule nicht gegeben: Eine 4 bei Lehrer X entspricht einer 3 oder einer 5 bei<br />

Parallelklassen-Lehrerin Y.<br />

Für das Anlegen der Benotungsskala hat die Lehrperson bei der Umrechnung von Anzahl<br />

von Rohpunkten bzw. Fehlern in eine der sechs Notenstufen eine bestimmte Bezugsnorm<br />

zugrunde zu legen (vgl. Baustein «Funktionen und Bezugsnormen»). Wenn ein Schüler<br />

beispielsweise von einer Lehrerin für seine Mathematikarbeit 22 Punkte zugesprochen<br />

bekommt, lässt sich seine Leistung nicht bewerten, wenn nicht weitere Informationen<br />

gegeben sind, also etwa Aussagen über die unterste Punktegrenze oder über die Werte,<br />

die andere Schülerinnen und Schüler der Klasse erreicht haben.<br />

Bei der Notengebung im Schulalltag sind folgende zwei Arten des Vorgehens üblich:<br />

• Intuitive Methoden<br />

•Rationale Methoden<br />

Diese Methoden basieren auf der Vorstellung, dass mit Hilfe von Beobachtungen eine<br />

gezeigte Leistung gewissermassen «aus dem Bauch heraus» bewertet werden kann. Intuitive<br />

Methoden der Beurteilung sind gekennzeichnet durch ein eher unstrukturiertes Vorgehen.<br />

Angesichts der Ansprüche an eine zeitgemässe Beurteilungspraxis (siehe Kapitel «Einführung<br />

in das Semesterthema») ist ein solches Vorgehen eher problematisch.<br />

Die sachliche Norm (Lernzielnorm) bildet prinzipiell den Kern von rationalen Methoden<br />

der schulischen Leistungsbewertung, die bemüht ist zu prüfen, inwieweit Lehrplanziele<br />

erreicht werden. Praktisch dürfte aber die Sozialnorm in den Schulstuben eine viel grössere<br />

Bedeutung haben. Die konsequente Umsetzung der Sozialnorm ist die Anwendung<br />

von Quotenmodellen der Benotung, wie sie aus der Testtheorie übertragen werden können.<br />

So orientieren sich viele Lehrpersonen bei ihrer Notenverteilung an Berechnungsmodellen,<br />

denen mehr oder weniger das Konzept der Normalverteilung (Gauss-Kurve)<br />

zugrunde gelegt wird: Die Leistungen einer Gruppe verteilen sich dann in Form einer<br />

Glocke um einen Mittelwert, die Mehrheit erbringt mittlere Leistungen, wenige Schülerinnen<br />

und Schüler ganz gute oder ganz schlechte. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu<br />

wissen, wie der Mathematiker Gauss das Normalverteilungsgesetz entdeckte: nämlich<br />

beim Qualitätssortieren von Getreidekörnern aus unbehandelten, gewissermassen natur-<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 35


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Pädagogische Norm<br />

Neuralgische Punkte<br />

der Notengebung<br />

wüchsigen Getreidefeldern. Damit widerspiegelt die Normalverteilung das Gesetz der<br />

grossen Zahl. Sie ergibt sich, wenn bei Reihenmessungen in der Natur eine Grösse durch<br />

viele verschiedenartige, voneinander unabhängige und zufällig wirkende Faktoren bestimmt<br />

ist. Das ist beispielsweise beim Längenwachstum von Löwenzahnstängeln der Fall. In<br />

ähnlicher Weise scheinen auch gewisse Merkmale beim Menschen durch Zufallswirkungen<br />

bestimmt zu sein: Körpergrösse, Gewicht u.a.<br />

Schulleistungen hingegen sind von einer Reihe verschiedenartiger Faktoren abhängig.<br />

Das «Angebots-Nutzungs-Modell» (vgl. Helmke, 2003) macht deutlich, dass einige der<br />

Faktoren für Unterrichtsqualität nicht zufällig, sondern gezielt auf die Schülerinnen und<br />

Schüler einwirken. Versteht es die Lehrperson zum Beispiel, den Schülerinnen und Schülern<br />

ein motivierendes, lerngerechtes Angebot bereitzustellen, dann wird sie immer wieder<br />

erleben können, dass die Klasse als Ganzes gute Leistungen erbringt. Unterricht will gerade<br />

zufälligen Verteilungen entgegenwirken! Ziel der Lehrerarbeit sollte demzufolge sein,<br />

dass eine schiefe Verteilung entsteht (möglichst viele Schülerinnen und Schüler erreichen<br />

das Kriterium). Wenn nun aber die Lehrperson bei der Leistungsbewertung hauptsächlich<br />

eine Normalverteilung zugrunde legt und entsprechende Notenverteilungen berechnet,<br />

liegt es nahe, dass weniger das Erreichen von Lernzielen als vielmehr das «Besser<br />

sein als die anderen» zum Leitmotiv der Schülerarbeit wird: Dieses Konkurrenzdenken<br />

geht zu Lasten von Kooperation (die sich ja nicht «auszahlt») und erzeugt ein lernhemmendes<br />

Lernklima.<br />

Für das Anlegen der Benotungsskala wählt deshalb die problembewusste Sekundarlehrperson<br />

die «pädagogische Norm», in die Überlegungen aus verschiedenen Bezugssystemen<br />

einfliessen. Die erste Überlegung gilt dem so genannten Sockelwert, jener Leistungsgrenze,<br />

die von den Schülerinnen und Schülern mindestens erreicht wird, um aller Voraussicht nach<br />

erfolgreich weiterzulernen. Haben alle Schülerinnen und Schüler nach Meinung der Lehrperson<br />

diese Leistungsgrenze erreicht, kann sie ganz auf die Vergabe der Noten unterhalb<br />

dieser Grenze verzichten. In einem zweiten Schritt bestimmt die Lehrperson die<br />

Eckwerte (beste und schlechteste Leistung) und weist für die einzelnen Noten möglichst<br />

gleichmässige Intervalle zu (vgl. dazu die ausführlichen Angaben unter «Vorgehen»).<br />

Immer dieselbe Benotungsskala zu verwenden ist nur sinnvoll, wenn wirklich auch alle<br />

Prüfungen dasselbe Anforderungsprofil aufweisen. Ansonsten müssen Skalen entsprechend<br />

den unterschiedlichen Anforderungen flexibel (strenger oder milder) angelegt werden.<br />

Seit Jahrzehnten wird die messtechnische Leistungsfähigkeit von Ziffernoten für die Beurteilung<br />

wissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse fallen sehr zwiespältig aus. Die Errechnung<br />

von Notendurchschnitten mag Gerechtigkeits-, Ansporn- oder Bestrafungsmotive<br />

haben (siehe oben). Sie führt aber in allzu vielen Fällen zu verfälschten Leistungsbehauptungen,<br />

die nicht der Wirklichkeit entsprechen. Aus pädagogischer Sicht müssten<br />

an Stelle von Durchschnitten Beschreibungen des Leistungsverlaufs treten. Damit könnten<br />

Lernende, Eltern und Abnehmer mehr anfangen. Das alles weiss man schon lange.<br />

Dennoch ist die Notenpraxis ungeachtet aller Nachteile eine Erfolgsgeschichte. Noten<br />

sind populär! Der Erfolg dieses in professioneller pädagogischer Sicht heute problematischen<br />

Notenmodells liegt in verschiedenen Vorzügen begründet:<br />

•Das Notensystem ist eine einfache Konstruktion und für jedermann verständlich.<br />

•Die Zuordnung von Ziffern zu Leistungen ist ein ökonomisches, massentaugliches<br />

Verfahren. Wortberichte beispielsweise kosten ein Mehrfaches an Zeit und werden überdies<br />

von Zeugnislesern nicht honoriert, die eine «Kurzmitteilung auf einen Blick» bevorzugen.<br />

• Noten geniessen hohes Vertrauen. Sie erwecken – als Masszahlen gelesen – den Eindruck<br />

von Objektivität und Exaktheit.<br />

36<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Lernsituation<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an den Praxisschulen<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an<br />

der PHZ<br />

Vorgehen<br />

• Für eine Prüfung eine Notenskala entwerfen und mit derjenigen der Praxislehrperson<br />

vergleichen<br />

• Lehrpersonen fragen, nach welcher Methode (Bewertungsverfahren) sie benoten<br />

• Eine Prüfung nach den drei Bezugsnormen benoten – 1. Durchgang ausschliesslich<br />

nach der sozialen Bezugsnorm, 2. Durchgang nach der individuellen Bezugsnorm,<br />

3. Durchgang nach der lernzielorientierten Norm – und anschliessend Notenspiegel<br />

der Klasse miteinander vergleichen und diskutieren<br />

•Mündliche Leistungen bewerten<br />

• Praktische Arbeiten bewerten<br />

• Bewertungspraxis im offenen Unterricht mit Praxislehrperson besprechen<br />

• usw.<br />

• Prüfungen und Tests vorstellen und diskutieren<br />

• Im Rahmen einer grösseren Lerngruppe einen Aufsatz (oder eine Mathematikarbeit)<br />

korrigieren, beurteilen und bewerten (benoten) und anschliessend die Abweichungen<br />

oder Übereinstimmungen diskutieren<br />

• Ein Streitgespräch zur Notengebung (Pro und Kontra) durchführen<br />

•Kleine Beurteilungsaufgabe von Rheinberg durchführen:<br />

(http://www.phil.uni-sb.de/~jakobs/paedpsych/rheinberg/kleineBeurteilungsaufgabe.htm)<br />

• Benotungs-/Bewertungspraktiken in unterschiedlichen Fächern miteinander vergleichen<br />

• Mögliche Beurteilungsfehler diskutieren<br />

•Unterschiedliche Bewertungsinstrumente kennen lernen und Vor- bzw. Nachteile problematisieren<br />

• usw.<br />

Noten geben durch Vergabe von Rangplätzen und orientiert an der pädagogischen Norm:<br />

1. Tabelle mit Punktewerten und Anzahl Schülerinnen und Schüler, die auf verschiedene<br />

Punktewerte gekommen sind, erstellen.<br />

2. Punktezahl festlegen, die zur Erreichung der Lernziele ausreichen (= erwarteter durchschnittlicher<br />

Punktewert).<br />

3. Mittlere Schülerinnen bzw. Schülergruppe (etwa 30 %) ins Auge fassen. Überlegen:<br />

Hat diese Gruppe die Lernziele erreicht?<br />

•Wenn Ja Note 4,5 ansetzen<br />

• Falls die Gruppe über dem erwarteten durchschnittlichen Punktewerte (= überdurchschnittliche<br />

Leistung) liegt, Note 5 ansetzen<br />

•Falls die Gruppe unter dem erwarteten durchschnittlichen Punktewerte (unterdurchschnittliche<br />

Leistung) liegt, Note 4 ansetzen<br />

4. Beste Arbeit ins Auge fassen. Überlegen, ob diese Arbeit eine 6 verdient. Entsprechende<br />

Note ansetzen<br />

5. Schwächste Arbeit ins Auge fassen. Überlegen, ob diese Arbeit genügend ist (dann<br />

Note 4 setzen), knapp genügend (dann Note 3,5 setzen), ungenügend (dann Note 3 setzen)<br />

oder ob sie gar stark abfällt (schlechtere Note setzen)<br />

6. Noten zwischen dem Durchschnitt und den Extremwerten mit Rücksicht auf die Klasse<br />

ergänzen.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 37


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />

Literatur<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />

• Diagnose von Lernverhalten<br />

• Becker, G.E. (1994 5 ). Auswertung und Beurteilung von Unterricht. Handlungsorientierte<br />

Didaktik, Teil III. Weinheim & Basel. Beltz.<br />

• Jäger, R. S. (2004). Von der Beobachtung zur Notengebung – Ein Lehrbuch. Diagnostik<br />

und Benotung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Mit einem Beitrag von Urban<br />

Lissmann. (5 ed.). Landau: Verlag Empirische Pädagogik.<br />

• Helmke, A. (2003). Unterrichtsqualität. Erfassen – Bewerten – Verbessern. Seelze:<br />

Kallmeyersche Verlagbuchhandlung.<br />

• Sacher, W. (2000). Tests und Klausuren in der Schule. In: Beutel, S.-I., Vollstädt, W.<br />

(Hrsg.), Leistungen ermitteln und bewerten. Hamburg: Bergmann+Helbig.<br />

• Sacher, W. (2002). Die Notengebung ist unzureichend. In: Winter F., von der Groeben<br />

A., Lenzen K.-D. (Hrsg.), Leistung sehen, fördern, werten, S. 20–27. Bad Heilbrunn:<br />

Julius Klinkardt<br />

• Strittmatter, A. (2004). Noten sind praktisch – und unprofessionell. Bildung Schweiz, 6,<br />

S. 7–10.<br />

•Winter, F. (2004). Leistungsbewertung. Eine neue Lernkultur braucht einen anderen<br />

Umgang mit den Schülerleistungen. Hohengehren: Schneider Verlag.<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

38<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Kopiervorlage<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Name<br />

Kriterienblatt «Notengebung»<br />

✘ Kriterien<br />

<br />

1. Die Lehrperson passt Benotungsskalen<br />

unterschiedlichen Anforderungsprofilen<br />

an.<br />

Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

<br />

<br />

2. Die Lehrperson legt für die Berechnung<br />

der Noten die pädagogische Norm<br />

zugrunde.<br />

3. Die Lehrperson ist sich der<br />

Notenproblematik bewusst.<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

<br />

<br />

<br />

4. Die Lehrperson erklärt den Schülerinnen<br />

und Schülern die Benotungsskala<br />

und die Zuordnung der Punkte.<br />

5. Die Lehrperson orientiert die<br />

Benotungsskala an einem sachlichen<br />

Sockelwert.<br />

6. Die Lehrperson ergänzt die Note durch<br />

Kommentare (Hinweise zur Weiterarbeit,<br />

Massnahmen zur individuellen<br />

Förderung usw).<br />

Tragen Sie die wichtigsten<br />

Erkenntnisse in Bezug auf<br />

die Beobachtungskriterien<br />

hier ein:<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 39


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Erweiterte Leistungsbeurteilung<br />

Worum geht es?<br />

Beschreibung<br />

Erweiterte<br />

Beurteilung für<br />

einen offenen<br />

Unterricht<br />

Beobachten<br />

Beurteilen<br />

✘<br />

Bewerten<br />

✘<br />

Beraten<br />

Im Rahmen ihres Projektes zum Thema «Abfall und Umwelt» präsentieren die Schülerinnen<br />

und Schüler der 7. Sekundarklasse die Ergebnisse ihrer Klasse. Florian, Urs und Nina bildeten<br />

in den letzten Tagen eine Projektgruppe und beschäftigten sich mit der regionalen<br />

Müllverbrennungsanlage. Nach der Präsentation beurteilen sie ihre Präsentation mit Hilfe<br />

eines Beurteilungsbogens (Selbstbeurteilung). Auch die übrigen Schülerinnen und Schüler<br />

der Klasse haben während der Präsentation einen solchen ausgefüllt und diskutieren nun<br />

die gelungenen und weniger gelungenen Passagen der erlebten Präsentation mit Hilfe<br />

von Kriterien (Fremdbeurteilung). Sie machen einen gemeinsamen Notenvorschlag. Die<br />

Lehrerin, Frau Leuenberger, diskutiert mit und macht sich auf ihrem Bogen Notizen. Im<br />

anschliessenden Beratungsgespräch mit der Gruppe geht Frau Leuenberger auf die Voten<br />

der Schülerinnen und Schüler ein und bewertet ihrerseits die Präsentation. Diese Bewertung<br />

geht zusätzlich zur Beurteilung des Arbeitsprozesses in eine Gesamtbeurteilung ein.<br />

Wer kennt es nicht, das ungute Gefühl vor der Rückgabe einer schriftlichen Prüfung, die<br />

Angst vor einer schlechten Note, und wer hat sich nicht schon Gedanken darüber gemacht,<br />

ob Leistungen nicht auch anders gemessen und beurteilt werden könnten, als wir es<br />

gewohnt sind?<br />

Die heute übliche Form der Leistungsbeurteilung für schriftliche Prüfungen und Tests mit<br />

Zifferzensuren wurde vor über 100 Jahren eingeführt. Obwohl sie sich in allen Schulformen<br />

und fast allen Schulstufen oftmals als einzige Beurteilungsform hartnäckig hält, wird sie<br />

seit ihrer Einführung immer wieder heftig kritisiert. Man hält ihr unter anderem vor, dass<br />

sie durch äussere Belohnungen und Bestrafungen vom eigentlichen Lerngegenstand<br />

ablenke und schwächere Schülerinnen und Schüler entmutige, statt ihnen Lernhilfe zu<br />

sein.<br />

Möchte man allerdings eine neue Lernkultur mit offeneren Unterrichtsformen, individualisiertem<br />

Lernen und Durchlässigkeit in die Schulzimmer bringen, so müssen auch die klassischen<br />

Instrumente der Leistungsmessung und -beurteilung durch neuere Beurteilungskonzepte<br />

erweitert werden. Die Beurteilung richtet sich dabei nicht nur nach messbaren<br />

und vergleichbaren Leistungen. Sie berücksichtigt auch Neigungen, Begabungen<br />

und persönliche Entwicklungen. Es zählt nicht mehr nur die – in Noten ausgedrückte –<br />

fachliche Leistungsfähigkeit. Als Gesamtbeurteilung umfasst die Beurteilung auch die<br />

Selbst- und Sozialkompetenz. Dazu gehören Eigenverantwortlichkeit, Selbststeuerung des<br />

Lernens, Kreativität und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit.<br />

Die Beurteilung in der Schule muss verschiedene Ansprüche erfüllen. Einerseits soll sie das<br />

Lernen fördern, andererseits muss sie einer verantwortungsvollen Selektion gerecht werden.<br />

Dem Förderaspekt muss aber mehr Bedeutung zugewiesen werden, will man neuen<br />

Lernformen gerecht werden. Dafür ist die Transparenz von Lernzielen notwendig.<br />

Den Lernenden muss klar sein, was von ihnen verlangt wird. Sie sollen in die Beurteilung<br />

miteinbezogen werden, einerseits in Form von Selbstbeurteilung, anderseits in der aktiven<br />

Mitbeteiligung im Beurteilungsgespräch. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass die<br />

Lernenden ihren erlebten Unterricht und die Lehrerleistungen bewerten und sich damit der<br />

Beurteilungsfokus ändert.<br />

40<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Selbstbeurteilung<br />

Prozessorientiertes<br />

Prüfen<br />

Die Selbstbeurteilung der Schülerinnen und Schüler ist der zentrale methodische Ansatz<br />

der Leistungsbeurteilung in der Neuen Lernkultur. Ohne Einbeziehung und Kultivierung<br />

der Schülerselbstbeurteilung ist Leistungsbeurteilung in der Neuen Lernkultur letztendlich<br />

gar nicht möglich. Aus rechtlichen und pädagogischen Gründen (Schutz von<br />

Schülerinnen und Schülern vor Benachteiligung) verbleibt die Verantwortung jedoch bei<br />

der Lehrperson.<br />

Ansätze der Beurteilung von Leistungen und Lernprozessen durch die Schüler selbst finden<br />

sich schon in der Reformpädagogik. Dass sich bislang die Schülerselbstbeurteilung<br />

wenig durchgesetzt hat, ist schwer zu verstehen. Denn wir wissen aufgrund aktueller<br />

Erkenntnisse der Neurobiologie und der sich darauf stützenden konstruktivistischen<br />

Ansätze der Unterrichtstheorie: Lernen wird entscheidend durch die Lernsubjekte gestaltet!<br />

Auch die Zielvorgabe des mündigen Menschen, welche diejenige des eigenständigen<br />

Lerners impliziert, beinhaltet drei Elemente: Kontrolle des eigenen (Lern-)Verhaltens,<br />

Kontrolle der Umgebung und Selbstbeobachtung. Zum selbstständigen und selbst gesteuerten<br />

Lernen gehört also zweifellos auch die Selbstbeurteilung des Lern- und Leistungsprozesses<br />

und seiner Ergebnisse durch die Schülerinnen und Schüler. Wichtig: Selbstbeurteilung<br />

im Sinne des Reflektierens und Kommunizierens über Lernprozesse und<br />

Leistungen liegt auch vor, wo Schülerinnen und Schüler über Leistungen von Mitschülerinnen<br />

und Mitschülern oder Lehrpersonen urteilen.<br />

Wie kann zur Selbstbeurteilung angeleitet werden? Dazu folgende drei Überlegungen:<br />

1. Die Lernenden haben bereits früher Erfahrungen mit Methoden der Selbstbeurteilung<br />

gesammelt. Für den Unterricht auf der <strong>Sekundarstufe</strong> I gilt, die Lernerfahrungen sorgfältig<br />

zu analysieren und bei der Unterrichtsvorbereitung zu berücksichtigen. So erhalten<br />

die Schülerinnen und Schüler bereits im Kindergarten und vor allem in den ersten<br />

zwei Jahren der Primarschule Gelegenheit, ihre Lernleistungen zu beurteilen (GBF:<br />

Ganzheitlich Beurteilen und Fördern). Aber auch für das Übertrittsverfahren von der<br />

Primarschule in die Sekundarschule sind viele Selbstbeobachtungsbögen im Einsatz.<br />

2. Die Beobachtungs- bzw. Beurteilungspunkte sollen gemeinsam entwickelt werden. Es<br />

werden offene (z.B. Lernjournal, Lerntagebuch – siehe unten) und geschlossene<br />

Verfahren (z.B. Frage- und Beurteilungsbögen) zur Selbstbeurteilung eingesetzt. Ein<br />

schrittweises Heranführen der Lernenden an die Selbstbeurteilung ist wichtig. In einer<br />

ersten Phase kann eine Fremdbeurteilung des Lernpartners Ausgangspunkt zur Selbstbeurteilung<br />

sein. Die Rückmeldung des Lernpartners ermöglicht, die eigene Leistung kritisch<br />

zu hinterfragen und eigene Erkenntnisse daraus abzuleiten. Eine genaue Umschreibung<br />

der Beurteilungspunkte (Kriterien) ist wichtig.<br />

3. In einer zeitgemässen Lehr- und Lernkultur, welche einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt<br />

(siehe Erläuterungen im Kapitel «Einführung in das Semesterthema»), ist eine<br />

Rückmeldung der Lehrperson, des Lernpartners oder der Klasse ein zentrales Element.<br />

Die Schülermitbewertung fordert die Lernenden zum Rollenwechsel (vgl. Einführungsbeispiel).<br />

Es hat sich als sinnvoll erwiesen, zu Beginn arbeitsteilig vorzugehen, zum<br />

Beispiel bei der Bewertung einer Präsentation: Gruppenweise übernehmen Schülerinnen<br />

und Schüler ein oder mehrere Beurteilungskriterien und besprechen ihre Ergebnisse<br />

anschliessend in dieser «Fachgruppe», bevor Bewertungen klassenöffentlich werden.<br />

Dadurch wird eine Überforderung vermieden, unterschiedliche Wahrnehmungen können<br />

angeglichen werden.<br />

Ein konkreter Ansatz dazu sind anwendungs- bzw. prozessorientierte Prüfungsformen.<br />

Charakteristisch dabei ist, dass sich die Lernenden gedanklich und konkret mit Situationen<br />

auseinander setzen, die nachvollziehbar mit dem wirklichen Tun und Leben «ausserhalb<br />

der Schulstube» zu tun haben. Prozesshaft werden bestimmte Fälle gelöst oder man muss<br />

sich mit komplexen Problemen auseinander setzen, Lösungen finden und anwenden.<br />

Dabei sollen die Lernenden ein Produkt erstellen und dokumentieren, zum Beispiel in<br />

einem Themendossier, in einer Facharbeit oder in einer Projektdokumentation (vgl. dazu<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 41


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Fallstudien<br />

Themendossier<br />

Projektarbeiten<br />

die unten aufgeführten Beispiele). Hierbei muss man gleichzeitig – im Rahmen eines<br />

komplexen Handlungsprozesses – Kenntnisse anwenden, Fertigkeiten einsetzen und<br />

Haltungen aktivieren. Anhand des Prozesses, der in einer anwendungsorientierten Prüfung<br />

beobachtet werden kann, oder anhand des Produkts, das aus diesem Prozess hervorgeht,<br />

lassen sich also situationsspezifische Kenntnisse, Fertigkeiten und Haltungen prüfen und<br />

bewerten. Es ist daher ausserordentlich wichtig, die Beurteilungskriterien genau zu definieren<br />

und mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam zu besprechen, um das Urteil<br />

für alle nachvollziehbar zu machen.<br />

Folgende Formen prozessorientierten Prüfens sind für die <strong>Sekundarstufe</strong> I denkbar:<br />

• Fallstudie<br />

• Themendossier<br />

• Portfolio (vgl. Baustein «Portfolio»)<br />

•Projektarbeit als Einzel- oder Gruppenprojekte<br />

•Präsentation<br />

In einer Fallstudie wird den Lernenden zum Beispiel im Fach Geschichte ein realitätsnaher<br />

Fall vorgelegt. Die Lösung wird dabei in der Regel offen gelassen, die Lernenden<br />

sollen selbst ein plausibles Ergebnis erarbeiten. Auch gibt es Fallstudien, welche die<br />

Lösung mitliefern und die Lernenden zur Diskussion darüber und zur Suche nach Alternativen<br />

ermuntern sollen. Eine Fallstudie (Fall, case, case study) ist daher eine für Unterrichtszwecke<br />

erstellte Schilderung einer Situation und ihrer Einflussfaktoren, welche<br />

sowohl die aktive Auseinandersetzung mit dem Inhalt als auch konkretes Handeln des<br />

Lernenden bezweckt. Für die Beurteilung kann die Lehrperson beispielsweise Aspekte<br />

der Problemerfassung, der Problemanalyse, der Problemlösung und der Problemreflexion<br />

in den Vordergrund rücken. In einer anschliessenden mündlichen Prüfung kann zudem<br />

ermittelt werden, wie gut die Lernenden das Wissen verarbeitet und wie sorgfältig sie es<br />

in den eigenen Erfahrungshorizont integrieren konnten.<br />

Ein Themendossier ist eine Arbeitsmappe, in der die Schülerinnen und Schüler ihre persönliche<br />

Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema dokumentieren. Sie entwickeln<br />

eine leitende Frage- oder Problemstellung, suchen dazu verschiedene Materialien, stellen<br />

diese zu einem Dossier zusammen und reflektieren das eigene Handeln. Neben den<br />

fachlich-inhaltlichen Gesichtspunkten bietet die Erarbeitung eines Themendossiers viel<br />

Raum für kreative Gestaltungsmöglichkeiten. Die Themenmappe wird von der Lehrperson<br />

beurteilt. Mögliche Kriterien sind: Relevanz der Problemstellung, Auswahl des Materials,<br />

Verarbeitung des Materials zu einer Dokumentation, Gestaltung, Reflexion des Prozesses,<br />

Internalisierung des angeeigneten Wissens. Für die Beurteilung ist entscheidend, dass<br />

gemeinsam mit den Lernenden vor dem Erarbeiten des Themendossiers eine Kriterienliste<br />

erarbeitet wird und die Indikatoren zu den Kriterien von allen richtig verstanden werden.<br />

In einem Projekt arbeiten die Lernenden selbstständig und in Gruppen. Sie setzen sich<br />

Ziele, planen das Vorgehen, recherchieren, sammeln Informationen und verarbeiten<br />

diese zu einem Produkt. Die einzelnen Phasen werden dokumentiert, der Lernfortschritt<br />

wird reflektiert und in einem Lerntagebuch (vgl. unten) festgehalten. Zu festgelegten<br />

Terminen tauschen die Lernenden die Erfahrungen aus und orientieren über das weitere<br />

Vorgehen. Am Ende werden die Produkte präsentiert und beurteilt. Bei der Beurteilung<br />

kann die Lehrperson auf die Arbeitsplanung, die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem<br />

Thema, das Produkt, die Präsentation, die Prozessreflexion und die Internalisierung des<br />

angeeigneten Wissens eingehen.<br />

42<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Präsentation<br />

Lernbericht<br />

Lerntagebuch<br />

Weitere Beurteilungsmöglichkeiten<br />

Eine Präsentation stellt häufig den Abschluss einer selbstständigen Lernphase von Schülerinnen<br />

und Schülern dar und lässt beispielsweise innerhalb eines Projekts eine komplexe<br />

Bewertung zu (siehe oben). Es können unterschiedliche Präsentationsformen vorkommen:<br />

das klassische Referat, eine Buchvorstellung, Lernen durch Lehren, ein Theaterstück,<br />

die Vorstellung von Projektergebnissen, die eigenen Lernziele während einer Unterrichtseinheit<br />

usw. Die Bewertung einer Präsentation bezieht sich auf den Inhalt, auf die Form<br />

und Gestaltung sowie auf die Verbindung zwischen Inhalt und Form und kann mit Hilfe<br />

eines geeigneten Bewertungsbogens sowohl von der Lehrperson als auch vom Plenum oder<br />

den präsentierenden Schülerinnen und Schülern vorgenommen werden. Ein Ziel bei der<br />

Durchführung von Präsentationen im Unterricht besteht in der Entwicklung der Analysefähigkeit,<br />

indem die Schülerinnen und Schüler beispielsweise lernen, eine vordergründig<br />

perfekte und aufwändige Inszenierung kriterienbezogen zu analysieren und die thematische<br />

Tiefe herauszufinden. Neben der Präsentation kann auch der (Gruppen-)Arbeitsprozess<br />

anhand von Bewertungskriterien beurteilt werden (auch hier wiederum durch<br />

Selbst- und Fremdbeurteilung).<br />

Neben neuen Formen des Prüfens haben auch neue Formen der Leistungsbeurteilung<br />

Einzug in den Schulalltag gefunden:<br />

Lernberichte werden häufig am Ende eines Schuljahres, manchmal auch am Ende einer<br />

grösseren Unterrichtseinheit geschrieben. Die Lehrpersonen, die solche Lernberichte über<br />

ihre Schülerinnen und Schüler verfassen, sind geübte Beobachterinnen und Beobachter,<br />

die im Laufe des ganzen Schuljahres Aufzeichnungen über die Lernentwicklung der<br />

Schülerinnen und Schüler machen. Die Texte verbinden fachliche Aspekte mit Beobachtungen<br />

des Arbeits- und Sozialverhaltens der Lernenden. Die Lehrenden teilen ihnen<br />

dadurch mit, was sie an ihrem Lernen beurteilen und in welcher Weise sie das tun. Sie<br />

fügen die Beobachtungen und Fakten so zusammen, dass eine fördernde Diagnose möglich<br />

wird; dabei achten sie auf eine Sprache, die für die Schülerinnen und Schüler (und<br />

ihre Eltern) verstehbar sein muss, die sie anspricht und trotz notwendiger Kritik einen<br />

vertrauensvollen, wertschätzenden und ermutigenden Charakter aufweisen soll. Besonders<br />

in der Sekundarschule, die durch das Fachlehrerprinzip gekennzeichnet ist, ist es erforderlich,<br />

dass sich die in einer Klasse unterrichtenden Lehrpersonen für einen solchen Bericht<br />

absprechen und ihre Beobachtungen kollegial zusammentragen.<br />

Mit Lerntagebüchern werden besondere, eher persönlich gehaltene Formen des Berichtens<br />

über eine Arbeit bzw. einen Unterricht angeregt. In einem eigens dafür vorgesehenen<br />

Heft oder in einer speziellen Spalte im Arbeitsheft können Schülerinnen und Schüler<br />

Beobachtungen, Gelerntes, Gedanken und Gefühle festhalten. Lerntagebücher werden<br />

häufig begleitend zu einer längeren Hausarbeit, einem Unterrichtsabschnitt oder einem ganzen<br />

Kurs geschrieben. Zum Teil werden Lerntagebücher als dialogische Schreibprozesse<br />

organisiert, wenn zum Beispiel die Lehrperson regelmässig Kommentare in das<br />

Lerntagebuch einträgt oder aber die Lernenden reflexiv mit sich in einen inneren Dialog<br />

treten. Die Schülerinnen und Schüler erhalten mit Lerntagebüchern ein Mittel an die Hand,<br />

um eine aktive Haltung zu ihren eigenen Lernprozessen einzunehmen. Das Lerntagebuch<br />

kann selbst ein Leistungsnachweis werden, es kann aber vor allem dazu dienen, dass die<br />

Lehrenden und Lernenden die Hintergründe einer Leistung in den Blick bekommen.<br />

Über die genannten Beurteilungsmöglichkeiten hinaus gibt es noch weitere Formen, die<br />

hier nur erwähnt werden können. In Bewertungskonferenzen etwa können im Vergleich<br />

zu Notenkonferenzen die Lehrenden sich einen direkten Überblick über den Leistungsstand<br />

der Schülerinnen und Schüler (anhand unterschiedlicher Lernprodukte) verschaffen. Des<br />

Weiteren können Zertifikate über erfolgreich absolvierte Projekte oder Kurse vergeben<br />

werden, genannt sei hier das europäische Sprachenportfolio. Anhand eines Lernkontraktes<br />

kann eine Vereinbarung zwischen Lehrpersonen und Lernenden getroffen werden über das,<br />

was gelernt werden soll. Im Mittelpunkt dabei steht die Kontrolle der individuellen<br />

Lernförderung.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 43


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernsituation<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an den<br />

Praxisschulen<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an<br />

der PHZ<br />

Vorgehen<br />

Vorbereitung<br />

Durchführung<br />

• Sich bei den Praxislehrpersonen über deren erweiterte Beurteilungsformen informieren<br />

• Erweiterte Beurteilungsformen der Lehrperson einschätzen und auswerten<br />

• Einen Lernkontrakt entwerfen und mit einzelnen Schülerinnen und Schülern einen<br />

Lernkontrakt abschliessen<br />

• Mit den Schülerinnen und Schülern den Sinn eines Lerntagebuches besprechen und<br />

ein solches für einen Unterrichtsabschnitt einführen<br />

• Eine Lernstandsanalyse mit Schülerinnen und Schülern durchführen<br />

• Mit Hilfe eines Beurteilungsrasters den Arbeitsprozess oder eine Präsentation in der<br />

Klasse beurteilen<br />

• usw.<br />

• Für eine Präsentation innerhalb eines Projektes oder einer anderen offenen Lernform ein<br />

Beurteilungsraster entwickeln<br />

• Geeignete Beurteilungsbögen für den Arbeitsprozess innerhalb einer offenen Lehr-/<br />

Lernform entwickeln<br />

• Im Internet nach unterschiedlichen erweiterten Beurteilungsformen suchen<br />

• Im Lehrplan nach Themen suchen, die mit offenen Unterrichtsformen gestaltet werden<br />

können und geeignete Beurteilungsmöglichkeiten suchen<br />

•Beurteilungsformen, die die Studierenden in ihrer eigenen Schulzeit erlebt haben, reflektieren<br />

• Erweiterte Beurteilungsformen an der PHZ reflektieren<br />

• usw.<br />

• Die Vorerfahrungen der Schülerinnen und Schüler mit offenen Lernformen abklären<br />

• Sich auf geeignete erweiterte Beurteilungsformen festlegen<br />

•Die Materialien/Kriterienraster entwickeln und zusammenstellen<br />

• Die Schülerinnen und Schüler informieren, welche Beurteilungsformen auf sie zukommen<br />

werden<br />

• Eventuell vorbereitende Strukturen (Vorübungen) für die Beurteilungsformen schaffen<br />

(Selbstbeurteilung, gegenseitige Beurteilung der Schülerinnen und Schüler üben)<br />

•Als Beraterin oder Berater während des Lernprozesses für die Schülerinnen und Schüler<br />

zur Verfügung stehen<br />

• Für (situative) Ergänzungen oder Erweiterungen der Beurteilungsstruktur offen sein<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Reflexion<br />

•Mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam die Beurteilungen durchsprechen<br />

• Die erweiterten Beurteilungen mit anderen Beurteilungsformen konkret für die einzelnen<br />

Schülerinnen und Schüler vergleichen und Schlussfolgerungen für die unterschiedlichen<br />

Lernbereiche ziehen<br />

Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 2<br />

• Entdeckendes Lernen<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />

• Situiertes Lernen<br />

• Lernstrategien<br />

44<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Literatur<br />

• Amt für Volksschulbildung (Hrsg.) (2003). Weiterentwicklung der <strong>Sekundarstufe</strong> I,<br />

Unterrichtsgestaltung und Erweiterte Beurteilung. Konzeptpapier, Luzern<br />

• Beutel, S.-I. (2000). Lernberichte. Eine Möglichkeit für die <strong>Sekundarstufe</strong>? In: Beutel,<br />

S.-I. & Vollstädt, W. (Hrsg.), Leistung ermitteln und bewerten. Hamburg: Bergmann und<br />

Helbig (S. 74–85)<br />

• Bohl, T. (2004). Prüfen und Beurteilen im Offenen Unterricht. Weinheim/Basel: Beltz<br />

• Emer, W./Lenzen, K.-D. (2005). Projektunterricht gestalten – Schule verändern.<br />

Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.<br />

• Landwehr, N. (1995). Formen prozessorientierten Prüfens. Aarau: Pädagogische<br />

Arbeitsstelle.<br />

• Obrist, W. & Städeli, Ch. (2001). Wer lehrt, prüft. Aktuelle Prüfungsformen konkret.<br />

Bern: h.e.p.<br />

•Winter, F. (2004). Leistungsbewertung. Eine neue Lernkultur braucht einen anderen<br />

Umgang mit Schülerleistungen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 45


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Kopiervorlage<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Name<br />

✘ Kriterien<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Kriterienblatt «Erweiterte Leistungsbeurteilung»<br />

1. Die Lehrperson wendet erweiterte<br />

Formen der Leistungsbeurteilung an.<br />

2. Die Lehrperson geht auf die Vorerfahrungen<br />

der Schülerinnen und<br />

Schüler mit erweiterten Beurteilungsformen<br />

ein.<br />

3. Die Lehrperson gibt regelmässig Rückmeldungen<br />

zum Arbeits-, Lern- und<br />

Sozialverhalten.<br />

4. Die Lehrperson bespricht und konkretisiert<br />

gemeinsam mit den Schülerinnen<br />

und Schüler die Lernziele.<br />

5. Die Lehrperson beurteilt das Arbeits-,<br />

Lern- und Sozialverhalten, indem sie<br />

sich an den Lernzielen und Verhaltensmerkmalen<br />

der jeweiligen Stufe<br />

orientiert.<br />

6. Die Lehrperson versteht das beobachtete<br />

Verhalten (die Lernprodukte) im<br />

Kontext der Situation und bezieht<br />

diesen für die Folgerungen mit ein.<br />

7. Die Lehrperson strukturiert ihre<br />

Beobachtungen und Beurteilungen<br />

anhand eines Beurteilungsbogens oder<br />

Kriterienrasters.<br />

8. Die Lehrperson verzichtet auf Zuschreibungen<br />

und Spekulationen über<br />

Charaktermerkmale der Schülerinnen<br />

und Schüler.<br />

9. Die Lehrperson legt auf die gegenseitige<br />

Schülerbeurteilung Wert und<br />

bezieht diese in ihre Beurteilungsüberlegungen<br />

ein.<br />

10. Die Lehrperson legt auch auf die<br />

Selbstbeurteilung der Schülerinnen<br />

und Schüler Wert und bezieht diese<br />

ebenfalls in ihre Beurteilungsüberlegungen<br />

ein.<br />

Tragen Sie die wichtigsten<br />

Erkenntnisse in Bezug auf<br />

die Beobachtungskriterien<br />

hier ein:<br />

Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />

46<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Portfolio<br />

Worum geht es?<br />

Beobachten<br />

✘<br />

Beurteilen<br />

✘<br />

Bewerten<br />

✘<br />

Beraten<br />

✘<br />

Beobachtung<br />

Beschreibung<br />

Definition Portfolio<br />

Am Ende der Unterrichtsstunde warten Katja und zwei Klassenkameradinnen geduldig, bis<br />

Frau Meier sich Zeit für sie nehmen kann. Ihre Portfolios halten die Siebtklässlerinnen<br />

in Händen. Sie wollen mit ihrer Lehrerin Termine für eine Lernberatung vereinbaren. Mit<br />

der Erstellung des Portfolios hat sich jede Schülerin/jeder Schüler den Anspruch auf eine<br />

persönliche Lernberatung erworben. Frau Meier war wohl am meisten erstaunt: niemand<br />

in der Klasse verzichtete darauf, dieses Angebot zu nutzen.<br />

Vorausgegangen war ein fast fünfmonatiges Projekt im Fach Englisch zum Thema «Great<br />

Britain». Die Aufgabenstellung hatte gelautet: Gestaltet gemeinsam als Klasse einen informativen<br />

Abend, an dem öffentlich geladene Gäste möglichst viele interessante Informationen<br />

über Grossbritannien erhalten. Jeder hatte sich eine eigene «Forschungsfrage»<br />

gesucht. Gearbeitet und präsentiert wurde in kleinen selbst gewählten Gruppen, wobei<br />

jeder auch einen erkennbaren Einzelbeitrag leisten musste. Die Präsentationen sollten<br />

hohen Standards genügen und durften ausschliesslich in englischer Sprache erfolgen.<br />

Die Präsentation wie auch das Lernportfolio wurden nach Abschluss des Projekts gemeinsam<br />

beurteilt und benotet. Hierzu hatte die Lehrerin zusammen mit der Klasse bereits<br />

sehr früh Kriterienraster erstellt. Sie stellten die Grundlage der Beurteilung dar. Das Portfolio<br />

sollte nicht nur den eigenen Lern- und Arbeitsweg sichtbar machen, sondern auch<br />

die Ergebnisse der «Nachforschungen» sachlich korrekt darstellen. An Hand der vereinbarten<br />

Kriterien hatte man sich dann über unterschiedliche Einschätzungen der Qualität<br />

der Arbeiten verständigt. In die Endnote flossen die Bewertungen der Lehrerin und die<br />

Selbstbewertungen des jeweiligen Schülers ein. Die Akzeptanz der Noten war – auch<br />

dann, wenn sie weniger gut ausgefallen waren – erstaunlich hoch.<br />

Bei der nun anstehenden Lernberatung wird es darum gehen, gemeinsam das Portfolio<br />

durchzusehen, um Stärken, Kompetenzen, Interessen und Schwächen zu entdecken und<br />

damit Ansatzpunkte und Ressourcen für das weitere Lernen zu identifizieren.<br />

Das Portfolio dient der Reflexion und Steuerung des Lernprozesses. Eine weit verbreitete<br />

Definition von Portfolio lautet: Ein Portfolio ist eine zielgerichtete Sammlung von Arbeiten,<br />

welche die individuellen Bemühungen, Fortschritte und Leistungen der/des Lernenden<br />

auf einem oder mehreren Gebieten zeigt. Die Sammlung muss die Beteiligung der/des<br />

Lernenden an der Auswahl der Inhalte, der Kriterien für die Auswahl, der Festlegung der<br />

Beurteilungskriterien sowie Hinweise auf die Selbstreflexion der/des Lernenden einschliessen.<br />

Portfolios dokumentieren also sowohl den Lernprozess als auch Lernprodukte<br />

und bilden die Grundlage für die Darstellung wie auch den Nachweis von Kompetenzen<br />

und Leistungen.<br />

Ein verbreitetes Problem der Leistungsbeurteilung im Schulalltag liegt in der fehlenden<br />

Verbindung von Lehren, Lernen und Beurteilung. Man spricht auch von einer Entkoppelung<br />

der Unterrichts- von der Beurteilungsfunktion, d.h. die Leistungsbeurteilung ist oftmals nicht<br />

Teil einer umfassenderen pädagogischen Handlungseinheit. Portfolios können eine Brücke<br />

zwischen Lehren, Lernen und Beurteilung bilden. Mit dem Portfolio sind im Blick auf die<br />

Leistungsbeurteilung zwei wesentliche Grundideen verbunden: Erstens der Gedanke,<br />

dass es im Blick auf übergeordnete Lernziele wie Selbststeuerung und lebenslanges Lernen<br />

nicht genügt, zur Beurteilung von Lernleistungen nur die Lernergebnisse heranzuziehen.<br />

Vielmehr muss auch der Lernprozess sichtbar und so der Reflexion zugänglich gemacht<br />

werden, denn metakognitive Auseinandersetzungen mit dem eigenen Lernen gelten als<br />

Voraussetzung dafür, das eigene Lernen zunehmend besser selbst steuern zu können.<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 47


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Portfolioarten<br />

Zweitens ist mit dem Portfolio der Gedanke verbunden, die übliche fremdbestimmte<br />

Leistungsfeststellung um das Prinzip einer mehr oder weniger selbstbestimmten Leistungsdarstellung<br />

zu erweitern. Dahinter steht zum einen der emanzipatorische Grundgedanke,<br />

dass mit der ausschliesslichen Fremdbeurteilung von Leistungen die Perspektive<br />

der Lernsubjekte unberechtigterweise übergangen wird. Eine angemessene Leistungsbeurteilung<br />

muss Fremd- und Selbstbeurteilung miteinander verbinden, d.h. die Lernsubjekte<br />

im Beurteilungsprozess zu Wort kommen lassen. Hintergrund ist der begründete Zweifel<br />

daran, dass es möglich ist, über ausschliessliche Fremdbeurteilung die Selbstbeurteilungskompetenz<br />

der Lernsubjekte zu fördern.<br />

Anders als bei konventionellen Prozeduren der Leistungsbeurteilung wechseln Lernende<br />

bei der Arbeit mit Portfolios demnach die Rolle: Sie reagieren nicht bloss auf eine<br />

Prüfungsanforderung, sondern stellen aktiv und zu einem gewissen Grade selbst bestimmt<br />

ihre Kompetenzen dar. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, weshalb manche<br />

Autoren von einer «kopernikanischen Wende» in der Leistungsbeurteilung sprechen. Als<br />

jederzeit verfügbare Medien bergen Portfolios im Unterricht aus der Sicht von Lehrenden<br />

darüber hinaus ein enormes Potenzial für formative Diagnostik, d.h. in Portfolios lassen<br />

sich – mehr als in vielen anderen (Lernleistungs-)Dokumenten von Lernenden – unmittelbar<br />

Ansatzpunkte für eine individuelle gezielte Lernförderung erkennen.<br />

Das Portfoliokonzept kann sehr unterschiedlich umgesetzt werden. Je nachdem, ob das<br />

Portfolio stärker der Darstellung und Steuerung der eigenen Entwicklung oder der<br />

Darstellung eines erreichten (Leistungs-)Niveaus oder einer Kombination von beidem<br />

dient, gibt es in der Praxis eine grosse Anzahl unterschiedlicher Portfolioarten und -formen,<br />

eine Vielfalt, die in der Praxis oft für Missverständnisse sorgt.<br />

Portfolios lassen sich anhand von wenigen Kriterien charakterisieren. Das Portfolio, das<br />

Katja erstellt hat, könnte man als Lernportfolio bezeichnen. Es unterscheidet sich sowohl<br />

von dem, das Peter für sich selbst im Rahmen seiner Funktion als angehender Schulmentor<br />

der PHZ anfertigt, als auch von dem, mit dessen Hilfe sich Teresa an einem ausländischen<br />

College um einen Studienplatz im Fach Englisch bewirbt. Peter fertigt ein Entwicklungsportfolio<br />

an, Teresa hingegen ein Vorzeigeportfolio.<br />

Die drei Portfolios unterscheiden sich vor allem in drei Dimensionen: Im Zweck (Wozu<br />

wird das Portfolio erstellt?), den Inhalten (Was kommt ins Portfolio hinein?) und den<br />

Entscheidungen (Bei wem liegen welche Entscheidungen?). In der Abbildung unten ist<br />

Peters Portfolio links vorne eingezeichnet, Katjas in der Mitte und Teresas rechts hinten.<br />

Was bedeuten diese Anordnungen?<br />

Dimensionen zur Charakterisierung und Unterscheidung von Portfolioarten<br />

Produkt<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

summative<br />

(Selbst-)<br />

Beurteilung<br />

Zweck<br />

formative<br />

(Selbst-)<br />

Beurteilung<br />

«alles Inhalte<br />

und jedes»<br />

Prozess<br />

einige<br />

wenige<br />

Entscheidung<br />

Lernende<br />

andere<br />

«Instanzen»<br />

48<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

1<br />

Vereinbarungen und<br />

Absprachen<br />

2<br />

Sammlung<br />

Peter hat sich zum Ziel gesetzt, seine Beratungskompetenz zu verbessern und weiter zu<br />

entwickeln. Hierzu will er Literatur lesen, Kollegen befragen, Videoaufzeichnungen von<br />

Beratungsgesprächen auswerten und Studierende zu den Wirkungen seiner Beratung<br />

befragen. Das Portfolio legt er auf eigene Initiative an. Es soll ihm helfen – das ist der<br />

Zweck – seinen Lernprozess besser zu steuern. Er nutzt das Portfolio zur Planung,<br />

Dokumentation und Evaluation. Seine regelmässigen Zwischenbilanzen dienen der<br />

Vergewisserung, sie bestimmen und verändern dabei seinen weiteren Weg. Man spricht<br />

auch von «formativer (Selbst-)Beurteilung» (vgl. Bausteine «Funktionen und Normen»).<br />

Was die Inhalte seines Portfolios betrifft, nimmt er «alles und jedes» auf, was ihm zur<br />

Darstellung seines Lernweges und der Lernergebnisse nützlich erscheint. Die Entscheidungen,<br />

ob er ein Portfolio anfertigt, welchem Zweck es dient, was hineinkommt und<br />

wer Einblicke nehmen darf, trifft er selbst.<br />

Ganz anders Teresa: Sie möchte Englisch für das Gymnasium studieren und muss als Bewerbungsunterlage<br />

ein Portfolio bei der Fakultät einreichen. Zweck des Portfolios ist ihre<br />

Bewerbung, Ziel Teresas ist es, als Studentin angenommen zu werden. Das Portfolio entscheidet<br />

dabei nicht nur über ihre Zulassung zum Studium, sondern zugleich auch über<br />

ihre Zuweisung zu einem bestimmten Kurs auf einem bestimmten Sprachniveau. Die<br />

Fakultät macht Teresa folgende Vorschriften: Sie muss fünf Word-Dateien einreichen. Die<br />

erste Datei soll ein kurzes Anschreiben an die Fakultät enthalten, in dem sie ihren<br />

Studienwunsch begründet (maximal 180 Wörter). Die nächsten drei Dateien sollen einen<br />

Essay, ein Summary und die Interpretation eines vorgegebenen Gedichtes enthalten. Die<br />

Auswahl der Texte muss jeweils mit zwei bis drei Sätzen begründet werden. Jede Datei<br />

darf nur aus einer Seite bestehen (Times New Roman, 12 pt, Absatz einfach, maximal<br />

500 Wörter). Schliesslich soll fünftens ein Empfehlungsschreiben ihrer derzeitigen<br />

Englischlehrerin enthalten sein, für das dieselben Formatierungs- und Zeichenvorschriften<br />

gelten. Anders als bei Peter steht es Teresa nicht frei, ob sie ein Portfolio erstellt und welche<br />

Inhalte es hat. Es enthält «einige wenige Inhalte», die ganz genau vorgeschrieben<br />

sind. Nahezu sämtliche Entscheidungen sind bereits durch «andere Instanzen» getroffen.<br />

Lediglich die Auswahl der Texte trifft Teresa selbst. Das Portfolio dient einem summativen<br />

Zweck (vgl. Baustein «Funktionen und Normen»), d.h. es geht hier um eine abschliessende<br />

Bewertung und das Portfolio enthält nur möglichst perfekte Endprodukte. Ein<br />

Prozess wird in diesem Portfolio naturgemäss kaum sichtbar.<br />

Die Portfolios von Peter und Teresa repräsentieren zwei Pole eines Spektrums. Alle gängigen<br />

Umsetzungen des Portfoliokonzeptes bewegen sich zwischen diesen Polen. Katjas<br />

Lernportfolio ist etwa in der Mitte anzusiedeln: es dient summativen, aber auch formativen<br />

Zwecken. Sie wird an zahlreichen wichtigen Entscheidungen beteiligt, es besteht<br />

maximale Transparenz über die Leistungsanforderungen und -beurteilungskriterien und es<br />

findet eine Kommunikation über Leistungen statt.<br />

Folgende sechs Komponenten gelten bei der Arbeit mit Portfolios als besonders bedeutsam:<br />

Am Beginn eines Lern-Lehr-Prozesses wird vereinbart, welchem Zweck das Portfolio<br />

dient, welche Ziele damit verfolgt werden, welchen Anforderungen (Standards) es genügen<br />

soll, welche Ressourcen zur Verfügung stehen (Lernzeiten), wer in das Portfolio Einsicht<br />

nehmen darf und wo es schliesslich verbleiben wird, d.h., es wird maximale Transparenz<br />

über Anforderungen und Handlungsspielräume hergestellt. Solche Klärungen im<br />

Vorfeld sind für Lernende notwendig, um Möglichkeiten einschätzen und nutzen und<br />

Anforderungen erfüllen zu können.<br />

Parallel zum eigenen Lernvorhaben, dessen Verlauf und Ergebnisse im Portfolio dokumentiert<br />

und reflektiert werden, verläuft die Sammelphase. Die Schülerin bzw. der Schüler<br />

sammelt zunächst alles, was sie/er im Zusammenhang mit der Verfolgung der gesetzten<br />

bzw. gewählten Lernziele entwickelt und findet, in einem angemessenen «Container» (z.B.<br />

Ordner, Mappe, Schachtel o.Ä.). Gleichzeitig erstellt sie/er dazu ein «dynamisches»<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 49


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

3<br />

Auswahl<br />

4<br />

Reflexion<br />

Inhaltsverzeichnis, das zeigt, was aus welchem Grund im Prozessverlauf ins Portfolio aufgenommen<br />

oder wieder entfernt wurde. Die Sammelphase überspannt das gesamte Lernvorhaben.<br />

Was und wie gesammelt wird, liegt in der Hand der Lernenden. Bereits das<br />

Sammeln ist jedoch nicht beliebig, sondern erfolgt im Blick auf Zweck und Ziel der Arbeit<br />

mit dem Portfolio. Anfangs erstellen ungeübte Schüler/innen oft zunächst sehr umfangreiche<br />

und unstrukturierte Portfolios. Diese Sammelsurien sind allerdings für die Phase des<br />

Sammelns durchaus angemessen. Der didaktisch entscheidende Schritt ist der Übergang<br />

von der Phase der Sammlung zur Phase der Auswahl. Anfangs ist es didaktisch sinnvoll,<br />

diese Phasen deutlich zu trennen. Die zunehmende Verbindung von Sammlung und<br />

Auswahl kann als Indikator für die wachsende Expertise der Portfolioautor/innen betrachtet<br />

werden.<br />

Aus didaktischer Sicht ist die Auswahl der Dokumente, die schliesslich ins Portfolio aufgenommen<br />

werden, die bedeutsamste Phase der Portfolioarbeit. Ihr wird daher besonders<br />

grosse Aufmerksamkeit gewidmet. Die Auswahl muss begründet sein und werden: d.h.<br />

jedes ausgewählte Dokument erhält eine knappe schriftliche Notiz, aus der hervorgeht,<br />

weshalb es ins Portfolio aufgenommen wurde.<br />

Im Portfolio werden schliesslich diejenigen «Dokumente» zusammengestellt, die sich aus<br />

der Sicht des Lernenden für die Darstellung der Ergebnisse bzw. des eigenen Lernweges<br />

eignen. Er entscheidet selbst, was er hierzu heranzieht.<br />

Die Kontrollfrage dieses Auswahlprozesses lautet: «Was würde meinem Portfolio fehlen,<br />

wenn ich dieses Dokument nicht aufnehmen würde?». Mit dieser Frage findet das so<br />

genannte Mehrwert-Prinzip Anwendung, das den Schüler/innen helfen soll, die Auswahl<br />

sinnvoll zu begrenzen.<br />

Sowohl bei der Sammelphase als auch bei der Auswahl kann jeder Schüler/jede Schülerin<br />

sich von Mitschüler/innen, Eltern, Lehrer/innen und Expert/innen beraten lassen.<br />

Beratungen erfolgen dabei auf Initiative der Lernenden. Bei diesen Beratungen (Portfoliokonferenzen)<br />

vergewissern sie sich im und ausserhalb des Unterrichts über den Stand<br />

und Fortgang ihrer Arbeit, erhalten auf Wunsch Feedback und Unterstützung. Der Unterstützungsbedarf<br />

ist hier besonders bei Anfänger/innen meist gross.<br />

Reflexion bzw. die Selbstbeobachtung des eigenen Lernens bilden das Herzstück der<br />

Portfolioarbeit. Sie gelten zugleich als wesentliche Voraussetzungen für eigenständiges<br />

und selbstgesteuertes Lernen. Reflektieren ist anstrengend und schwierig und bedarf oftmals<br />

einer gewissen Übung. Bei der Portfolioarbeit wird Reflexivität durch bestimmte<br />

Elemente gezielt gefördert, wie zum Beispiel das Vorwort bzw. das Nachwort an die (fiktive)<br />

Leserin oder die Selbstbeurteilung der Qualität der eigenen Arbeit. Jedes Dokument<br />

wird mit einer Notiz (reflection tag) versehen, aus der entweder hervorgeht, welchen<br />

inhaltlichen Beitrag das Dokument zur Klärung der Fragestellung, zur Lösung des Problems<br />

bzw. zum Lernfortschritt leistet, oder was es über das eigene Lernen bzw. die Lernbedingungen<br />

zeigt. Ziele und Interessen können sich im Verlaufe des Lernprozesses verändern.<br />

Um dies wie auch Irr- und Umwege im Lernprozess sichtbar machen zu können,<br />

werden ebenfalls Dokumente gesammelt. Sie sind bei der Portfolioarbeit von Interesse,<br />

weil sie besonders geeignete Gegenstände der reflexiven Auseinandersetzung mit dem eigenen<br />

Lernprozess darstellen.<br />

Der wachsende Inhalt des «Containers» bietet vielfältige Möglichkeiten, Zwischenreflexionen<br />

anzustellen, sich auszutauschen und zu vergewissern, wo man gerade steht, zu entdecken,<br />

welchen Verlauf der eigene Lern- und Erkenntnisprozess nimmt, um ihm gegebenenfalls<br />

eine neue Richtung zu geben. Bei der Reflexion wird nicht nur über die Lerninhalte nachgedacht,<br />

sondern auch darüber, wie man vorgegangen ist, nachgedacht und gelernt hat.<br />

Die Selbstbeurteilung erfolgt bei der Portfolioarbeit im Idealfall auf der Grundlage eines<br />

gemeinsam mit den Lehrenden erstellten Beurteilungsrasters.<br />

50<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

5<br />

Konsequenzen<br />

6<br />

Präsentation<br />

Abschliessend wird ein Ausblick gegeben. Hier zieht die Portfolioautorin oder der<br />

Portfoliautor – meist in der Form eines «Nachwortes» – Konsequenzen aus den gewonnenen<br />

Einsichten über das Thema, das Lernen und die Bedingungen, unter denen dieses sich<br />

vollzog, mit dem Ziel, weitere Perspektiven für das zukünftige Lernen zu entwickeln und<br />

notwendige Veränderungen des Lernarrangements einzufordern.<br />

Das entstandene Portfolio wird nach seiner Fertigstellung zu einem Medium gemeinsamer<br />

Betrachtung, Kommunikation und Beurteilung zwischen der Schülerin/dem Schüler und<br />

ihren Mitschüler/innen, ihrer Lehrer/in und gegebenenfalls auch der Eltern. Erst durch<br />

seine Präsentation wird das Portfolio wirklich «veröffentlicht». Entsprechend der eingangs<br />

getroffenen Festlegungen bzw. Vereinbarungen (d.h. auch je nach Portfoliotyp) kann der<br />

Portfolioprozess in die Einreichung des Portfolios und in eine (Kurz-)Präsentation von<br />

Lernergebnissen bzw. von Prozesserfahrungen münden. Bei Lernportfolios findet ein<br />

Austausch bzw. eine Verständigung über (Selbst-)Bewertungen des Portfolios zwischen<br />

Lernenden und Lehrenden statt (Portfoliogespräche). Die Präsentation ist nicht nur auf<br />

den Zeitpunkt der Fertigstellung des Portfolios beschränkt. Portfolios können im weiteren<br />

Verlauf daran anschliessender Lernprozesse immer wieder Grundlage weiteren Austausches,<br />

aber auch weiterer Portfolios werden.<br />

Im Blick auf die Güte von Leistungsbeurteilungen verweist die Portfolioarbeit auf die<br />

Spannung zwischen Validität und Reliabilität. Die Frage danach, wie objektiv, valide und<br />

reliabel Portfoliobeurteilungen sein können, muss vor dem Hintergrund der Tatsache<br />

diskutiert werden, dass Ziffernoten immer nur unzureichend objektiv, valide und reliabel<br />

sind (vgl. Baustein «Notengebung»), auch wenn uninformierte Lehrpersonen oftmals dazu<br />

neigen, der Öffentlichkeit das Gegenteil zu suggerieren. Vertreter/innen des Portfolioansatzes<br />

nehmen für Portfolios in Anspruch, die Validität der Leistungsbeurteilung zu erhöhen<br />

und nehmen gleichzeitig in Kauf, dass die Reliabilität darunter leidet. In der Schreibpädagogik<br />

wird beispielsweise argumentiert: Portfolios können gegenüber konventionellen<br />

Leistungsbeurteilungen, bei denen meist ein einzelnes Schriftstück eine Antwort auf<br />

einen sorgfältig geprüften Schreibanlass darstellt, ein «besseres» (weil umfassenderes) Bild<br />

der Schreibfähigkeiten des Lernenden liefern. Allerdings wird die damit zu erzielende<br />

Zunahme an Validität mit einer Abnahme der Reliabilität erkauft, denn über ein einzelnes<br />

Schriftstück scheint eher ein übereinstimmendes Urteil zwischen verschiedenen Beurteilern<br />

zu erzielen zu sein als über mehrere Schriftstücke hinweg.<br />

Selbst erklärte Kritiker/innen der Portfoliobeurteilung halten das Portfolio für ein hervorragendes<br />

Instrument, wenn es darum geht, das Lernen zu stärken oder formative<br />

Entscheidungen im Blick auf das Wissen, die Fähigkeiten, Haltungen und das Wachstum<br />

von Lernenden zu treffen. Nicht angemessen und unsicher erscheinen Portfolios im Blick<br />

auf abschliessende Entscheidungen (summative Beurteilung) im Zusammenhang mit dem<br />

Erwerb von Qualifikationen, solange die Inhalte nicht rigoros kontrolliert und systematisch<br />

evaluiert werden.<br />

Die Stärke von Portfolios liegt offenbar vor allem in ihren Potenzialen für eine Unterrichtsreform<br />

bzw. in ihrer Bedeutung für eine didaktische Reform. Portfolios können darüber<br />

hinaus eine wichtige Rolle bei der Reform der Leistungsbewertung und der Prüfungen<br />

spielen. Besondere Stärken haben Portfolios unter dem Gesichtspunkt der pädagogischen<br />

Diagnostik: in Portfolios sind konkrete Ansatzpunkte für eine individuelle Förderung von<br />

Lernenden für Lehrende meist gut erkennbar.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 51


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernsituation<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an den<br />

Praxisschulen<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an<br />

der PHZ<br />

Vorgehen<br />

1. Vereinbarungen<br />

und Absprachen<br />

treffen<br />

2. Material sammeln<br />

3. Dokumente<br />

auswählen<br />

4. Beobachten und<br />

reflektieren<br />

5. Konsequenzen<br />

ziehen<br />

6. Präsentation<br />

• Beratungsgespräche auf der Grundlage vorhandener Portfolios mit Schüle/innen und<br />

Schülern durchführen (Lehrerberatungen)<br />

• Beratungsgespräche zwischen Schüler/innen (Schülerberatungen) protokollieren (teilnehmende<br />

Beobachtung) und mit der Praxislehrperson und/oder in der Mentoratsgruppe<br />

analysieren<br />

•Mit Schülerinnen und Schülern gemeinsam Beurteilungsraster erstellen und anwenden<br />

• Schüler/innenportfolios anhand eines Beurteilungsrasters bewerten<br />

•Ein Lernportfolio herstellen<br />

• Portfolioarbeit in der Weiterbildung diskutieren<br />

• Aus dem Studienlogbuch ein Vorzeigeportfolio zusammenstellen<br />

• Über das Praktikum hinweg an Hand einer eigenen Fragestellung ein eigenes professionelles<br />

Entwicklungsportfolio erstellen.<br />

Das Vorgehen richtet sich nach den sechs Komponenten für die Portfolioarbeit (siehe<br />

vorne):<br />

• Zweck und Ziel des Portfolios bestimmen<br />

•Vereinbarungen und Absprachen treffen<br />

• Für Transparenz sorgen<br />

•Alles Material, welches im Zusammenhang mit den gesetzten Ziele steht, sammeln<br />

• Material in einem «Container» ablegen<br />

• Dynamisches Inhaltsverzeichnis anlegen<br />

•Material auswählen<br />

• Auswahl mit einer knappen schriftlichen Notiz begründen<br />

• Ausgewählte Dokumente zusammenstellen<br />

• Sich beraten lassen<br />

•Vorwort bzw. Nachwort schreiben<br />

• Jedes Dokument mit einer Notiz versehen, welche den inhaltlichen Stellenwert im<br />

Zusammenhang mit Zweck und Ziel des Portfolios klärt<br />

• Selbstbeurteilung aufgrund eines gemeinsam erstellten Beurteilungsrasters<br />

• Ausblick geben in Form eines Nachwortes<br />

• Konsequenzen aus den gewonnenen Einsichten über Thema, Lernen, Bedingungen,<br />

Ziel usw. ziehen<br />

• Portfolio wird «veröffentlicht»<br />

• Portfolio wird besprochen, kommuniziert, beurteilt…<br />

Verweise zu den vorhergehenden <strong>Bausteinheft</strong>en<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Literatur<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 4<br />

• Lernstrategien<br />

• Brunner, I., & Schmidinger, E. (2000). Gerecht beurteilen. Portfolio: die Alternative für<br />

die Grundschulpraxis. Linz: Veritas.<br />

•Brunner, I., & Schmidinger, E. (2001). Leistungsbeurteilung in der Praxis. Der Einsatz von<br />

Portfolios im Unterricht der <strong>Sekundarstufe</strong> I. Linz: Veritas.<br />

• Häcker, T. (2005). Mit der Portfoliomethode den Unterricht verändern. Pädagogik, 57<br />

(3), S. 13–18.<br />

• Häcker, T. (2004). Portfolio – ein Medium zur Weiterentwicklung von Unterricht?!<br />

Haushalt & Bildung, 81 (3) , S. 31–40.<br />

52<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Kopiervorlage<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Name<br />

Kriterienblatt «Portfolio»<br />

✘ Kriterien<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1. Die Lehrperson bespricht mit den<br />

Schüler/innen die Kompetenzen, die in<br />

diesem Unterricht erworben werden<br />

sollen.<br />

2. Die Lehrperson bespricht mit den<br />

Schüler/innen mögliche Wege, mit<br />

denen diese Kompetenzen im Unterricht<br />

erworben werden können.<br />

3. Die Lehrperson verdeutlicht den<br />

Schüler/innen die an sie gestellten<br />

Anforderungen.<br />

4. Die Lehrperson macht den Schüler/<br />

innen den Sinn der Lernanforderung<br />

deutlich.<br />

5. Die Lehrperson informiert die Schüler/<br />

innen darüber, welche Unterstützung sie<br />

von ihr in Anspruch nehmen können.<br />

6. Die Lehrperson klärt mit der Klasse,<br />

welche Ressourcen beim Lernen zur<br />

Verfügung stehen und genutzt werden<br />

können.<br />

7. Die Lehrperson erstellt gemeinsam mit<br />

der Klasse Kriterienraster zur Beurteilung<br />

von Präsentationen (Referaten o.Ä.).<br />

8. Die Lehrperson arbeitet im Unterricht<br />

mit Portfolios.<br />

Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

9. Im Unterricht finden Beratungen<br />

zwischen Lehrperson und Schüler/<br />

innen bzw. zwischen Schüler/innen<br />

statt.<br />

10 Die Schüler/innen beurteilen eigene<br />

oder von Klassenkameraden erbrachte<br />

Leistungen anhand eines Beurteilungsrasters.<br />

11. Lehrperson und Schüler/innen<br />

tauschen sich über ihre jeweiligen<br />

Beurteilungen aus.<br />

12. Die Lehrperson führt auf der Basis von<br />

Portfolios Lernberatungsgespräche mit<br />

Schüler/innen durch.<br />

Tragen Sie die wichtigsten<br />

Erkenntnisse in Bezug auf<br />

die Beobachtungskriterien<br />

hier ein:<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 53


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

54<br />

Äussere Differenzierung<br />

Worum geht es?<br />

Beschreibung<br />

Definition Äussere<br />

Differenzierung<br />

Beobachten Beurteilen Bewerten Beraten<br />

✘<br />

Gabriela wohnt in einer Vorortsgemeinde der Stadt Luzern. Als Gabriela in der sechsten<br />

Primarklasse war, stellte sich die Frage, ob sie ins Langzeitgymnasium der Kantonsschule<br />

Alpenquai in Luzern oder in ihrer Wohnortsgemeinde in die Sekundarschule übertreten<br />

soll. Aufgrund ihres hohen Notendurchschnitts von 5,5 in den promotionswirksamen<br />

Fächern hätte sich ein Übertritt ans Langzeitgymnasium aufgedrängt.<br />

Gabriela und ihre Eltern bevorzugten die Sekundarschule, weil Gabriela dann noch zu<br />

Hause das Mittagessen einnehmen und sich mit ihren Eltern und Geschwistern austauschen<br />

konnte, was beim Besuch des Gymnasiums in der Stadt nicht mehr möglich gewesen<br />

wäre.<br />

Während Gabrielas Sekundarschulzeit fielen ihre Noten tiefer als erwartet. Ursprünglich<br />

wollte Gabriela bereits ab der zweiten Sekundarklasse ins Kurzzeitgymnasium wechseln.<br />

Aufgrund Gabrielas inkonstanten Notenbildes war ihr Klassenlehrer klar der Meinung,<br />

dass sie erst später ins Kurzzeitgymnasium übertreten sollte. Er tauschte sich mit den<br />

Lehrkolleginnen und -kollegen, bei denen Gabriela ebenfalls den Unterricht besuchte,<br />

aus und alle waren der Meinung, dass Gabriela besser erst ab der dritten Sekundarklasse<br />

ins Kurzzeitgymnasium wechseln sollte. Die Gefahr der Überforderung schätzten alle<br />

relativ hoch ein. In einem Gespräch mit Gabriela und deren Eltern legte der Klassenlehrer<br />

seine Bedenken und auch diejenigen seiner Lehrkolleginnen und -kollegen dar. Gabriela<br />

und ihre Eltern sahen die Bedenken ein und entschieden, dass Gabriela erst nach dem<br />

Absolvieren der dritten Sekundarklasse ins Kurzzeitgymnasium übertreten wird.<br />

In der Regel ist die Schülerinnen- und Schülerpopulation einer Schule geprägt von einer<br />

grossen Heterogenität in Bezug auf soziale Herkunft, Interessen, Lernvoraussetzungen,<br />

Begabung und Intelligenz, Lebenserfahrung und Weltverständnis.<br />

Mit diversen Arten von Differenzierung versucht die Schule, dieser Heterogenität gerecht<br />

zu werden. Eine dieser Differenzierungsarten ist die äussere Differenzierung (vgl. auch<br />

Baustein «innere Differenzierung»).<br />

Unter äusserer Differenzierung ist die Einteilung von Schülerinnen und Schülern nach<br />

Leistung, Alter, Geschlecht, Interessen oder Behinderungsarten sowie eventuelle Gliederungen<br />

innerhalb einzelner Schulen bzw. Schularten (z.B. fachspezifische oder fächerübergreifende<br />

Leistungsgruppen) zu verstehen.<br />

Im Kanton Luzern erleben Primarschülerinnen und -schüler zum Beispiel beim Besuch der<br />

Förderstunde äussere Differenzierung. Viel bewusster wohl nehmen sie aber äussere<br />

Differenzierung wahr, wenn es darum geht, im Gespräch mit der Lehrperson und den<br />

Eltern aufgrund ihrer Leistungen und ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu entscheiden,<br />

in welchen Schultyp sie nach dem Besuch der sechsten Primarklasse übertreten werden:<br />

in die Werkschule, in die Realschule, in die Sekundarschule oder ins Gymnasium. Die<br />

SEK-I-Lehrpersonen müssen während des ersten Schuljahres auf der SEK I im Gespräch<br />

mit den Eltern und der Schülerin bzw. dem Schüler u.a. entscheiden, ob die am Ende<br />

der sechsten Primarklasse getroffene Entscheidung bezüglich Stufenzuteilung in die SEK I<br />

sinnvoll war. So geschieht es nicht selten, dass zum Beispiel SEK-I-Schülerinnen und -<br />

schüler am Ende des ersten Schuljahres von der Sekundarklasse in die Realklasse wechseln<br />

und umgekehrt. Später, wenn gewisse Lernende ans Kurzzeitgymnasium übertreten<br />

wollen oder wenn die Berufswahl getroffen werden muss, nimmt die Sek-I-Lehrperson<br />

wiederum eine wichtige Beraterrolle ein. Die SEK-I-Lehrperson muss daher über eine<br />

hohe prognostische Beurteilungskompetenz verfügen (vgl. Baustein «Funktionen und<br />

Normen»).<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Äussere Differenzierung<br />

auf der<br />

<strong>Sekundarstufe</strong> I<br />

im Kanton Luzern<br />

Lernsituation<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an den<br />

Praxisschulen<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an<br />

der PHZ<br />

Im Kanton Luzern läuft seit 2000 das Projekt «Weiterentwicklung der <strong>Sekundarstufe</strong> I».<br />

Dieses Projekt ist eine Antwort auf die zunehmende Unterschiedlichkeit unter den<br />

Jugendlichen (z.B. vielfältige Lebensverhältnisse, Veränderungen in Familie und Freizeit),<br />

auf die gestiegenen Anforderungen an die Jugendlichen (z.B. Fähigkeit zur Teamarbeit,<br />

Bereitschaft zu lebenslangem Lernen), an die gewachsenen Ausbildungsansprüche (z.B.<br />

immer mehr Jugendliche suchen den Zugang zu einer höheren und längeren Ausbildung,<br />

die Allgemeinbildung hat auch an der Berufsschule an Bedeutung gewonnen) und auf die<br />

neu entstandenen Ausbildungsgänge (z.B. Kurzzeitgymnasium, Berufsmatura).<br />

Neu wird die <strong>Sekundarstufe</strong> I in die folgenden vier Niveaus eingeteilt:<br />

Niveau A: Sekundarschule mit Ausrichtung auf Berufslehre mit Berufsmatura,<br />

Fachmittelschule, Kurzzeitgymnasium<br />

Niveau B: Sekundarschule mit Ausrichtung auf Berufslehre mit Fähigkeitszeugnis oder<br />

Berufsmatura, Fachmittelschule<br />

Niveau C: Realschule mit Ausrichtung auf Berufslehre mit Fähigkeitszeugnis<br />

Niveau D: Werkschule mit Ausrichtung auf berufspraktische Ausbildungen<br />

Für die Organisation der <strong>Sekundarstufe</strong> I stehen neu drei Grundmodelle zur Auswahl.<br />

Dies bietet Gewähr, dass sowohl die kantonalen Vorgaben als auch die kommunalen<br />

bzw. regionalen Besonderheiten angemessen berücksichtigt werden können:<br />

•Typengetrenntes Modell: Die Niveaus A, B, C und D werden je in einer Klasse getrennt<br />

geführt.<br />

• Kooperatives Modell: Die Lernenden werden auf zwei Stammklassen (einerseits<br />

Sekundarschule mit den Niveaus A und B und andererseits Realschule mit den Niveaus<br />

C und D) aufgeteilt und besuchen je nach Leistung in maximal vier Fächern Niveaukurse.<br />

• Integriertes Modell: Die Lernenden werden einer gemeinsamen Stammklasse (alle vier<br />

Niveaus in einer Klasse) zugeteilt und besuchen je nach Leistung in fünf Fächern<br />

Niveaukurse.<br />

Diese Innovationen des Projektes «Weiterentwicklung der <strong>Sekundarstufe</strong> I» müssen bis<br />

zum Schuljahr 2005/06 in allen Luzerner Gemeinden umgesetzt sein.<br />

• Dasselbe Fach in verschiedenen Niveauklassen unterrichten<br />

• Arbeiten der Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Niveauklassen miteinander<br />

vergleichen<br />

•Das SEK-I-Modell der Kooperationsschule kritisch hinterfragen, zum Beispiel durch<br />

Interviews:<br />

–mit Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Klassen<br />

–mit Lehrpersonen<br />

– mit der Schulleitung<br />

• An einem Gespräch von Schüler/in –Eltern–Lehrperson teilnehmen, bei dem es um<br />

die Zukunft des Schülers bzw. der Schülerin nach der SEK I geht (Berufswahl, Mittelschule,<br />

Zwischenjahr). Dies soll nur mit der Erlaubnis aller Gesprächsteilnehmenden<br />

geschehen<br />

• usw.<br />

•Biografiearbeit: Welche Arten äusserer Differenzierung habe ich während meiner Schulzeit<br />

auf der SEK I bzw. im Untergymnasium erlebt? Entsprachen sie mir? Warum (nicht)?<br />

• Die Vor- und Nachteile der verschiedenen SEK-I-Modelle (an den Praxisschulen) aufzeigen<br />

• Die SEK-I-Modelle von verschiedenen Kantonen miteinander vergleichen<br />

• usw.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 55


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Vorgehen<br />

Auf der SEK I ist die Klassenlehrperson die wichtigste Person bei der Koordination von<br />

Bereichen der äusseren Differenzierung, die einen direkten Einfluss auf die Lernenden<br />

hat. Daher wird hier die Perspektive der Klassenlehrperson eingenommen.<br />

Bei der Überprüfung der Niveauzuteilung auf der SEK I:<br />

•Die Klassenlehrperson informiert sich regelmässig bei den Fachlehrpersonen, die die<br />

Schülerin bzw. den Schüler ebenfalls unterrichten, über die Leistungen und die<br />

Persönlichkeitsentwicklung der Schülerin bzw. des Schülers.<br />

• Die Klassenlehrperson führt mindestens einmal pro Semester ein persönliches Gespräch<br />

mit der Schülerin bzw. mit dem Schüler und bespricht mit ihr bzw. mit ihm ihre bzw.<br />

seine Leistungen und Entwicklung.<br />

• Die Klassenlehrperson lädt mindestens einmal pro Jahr die Schülerin bzw. den Schüler<br />

mit den Eltern zu einem Gespräch ein, bespricht mit ihnen die Leistungen und die Entwicklung<br />

der Schülerin bzw. des Schülers und zieht eventuelle Konsequenzen (z.B.<br />

Niveauwechsel).<br />

• Nach getroffenen Entscheiden überprüft die Klassenlehrperson nach einiger Zeit nach<br />

der Umsetzung, ob der getroffene Entscheid sinnvoll war. Allenfalls kommt es zu<br />

Anpassungen.<br />

Bei einem möglichen Übertritt ans Kurzzeitgymnasium:<br />

Zusätzlich zu den oben genannten Punkten:<br />

• Die Klassenlehrperson pflegt den regelmässigen Kontakt mit den Kurzzeitgymnasien<br />

und informiert sich über Neuerungen.<br />

Bei der Berufswahl:<br />

Zusätzlich zu den oben genannten Punkten:<br />

•Die Klassenlehrperson pflegt den regelmässigen Kontakt mit der Berufsberatung (und<br />

den Berufsschulen!) und informiert sich über Neuerungen.<br />

•Die Klassenlehrperson stellt den Schülerinnen und Schülern genügend Raum zur Verfügung,<br />

um sich über Berufe zu informieren, zum Beispiel mittels Unterlagen,<br />

Betriebsbesichtigungen oder Schnupperlehre.<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 1<br />

• Lernziele setzen und formulieren<br />

• Selbstwahrnehmung und Perspektivenwechsel<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 2<br />

• Lernprozesse 2. Üben<br />

• Differenzieren<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />

• Innere Differenzierung<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Literatur<br />

• Amt für Volksschulbildung des Kantons Luzern (2003). Die <strong>Sekundarstufe</strong> entwickelt<br />

sich weiter. Luzern.<br />

• Bönsch, M. (2004). Differenzierung in Schule und Unterricht. Ansprüche-Formen-<br />

Strategien. München, Düsseldorf und Stuttgart: Oldenbourg Schulbuchverlag.<br />

• Bönsch, M. (2004). Intelligente Unterrichtsstrukturen – eine Einführung in die<br />

Differenzierung. Baltmannsweiler: Schneider.<br />

• Erziehungs- und Kulturdepartement des Kantons Luzern, Gruppe Unterricht (1999).<br />

Übertrittsverfahren, von der Primarschule an die <strong>Sekundarstufe</strong> I und von der<br />

Sekundarschule ans Kurzzeitgymnasium. Luzern.<br />

• Meister, H. (2000). Differenzierung von A–Z. Eine praktische Anleitung für die<br />

<strong>Sekundarstufe</strong>. Stuttgart: Klett.<br />

• Paradies, L. & Linser H.J. (2001). Differenzieren im Unterricht. Berlin: Cornelsen Scriptor.<br />

• www.volksschulbildung.ch<br />

56<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Kopiervorlage<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Name<br />

Kriterienblatt «Äussere Differenzierung»<br />

✘ Kriterien<br />

1. Die Lehrperson kennt die Charakteristika<br />

der verschiedenen Niveaus der<br />

<strong>Sekundarstufe</strong> I.<br />

2. Die Klassenlehrperson tauscht sich<br />

regelmässig mit Lehrpersonen, die an<br />

derselben Klasse unterrichten, aus und<br />

reagiert falls notwendig, zum Beispiel<br />

bei grossem Leistungsabfall einer<br />

Schüler/in.<br />

3. Die Lehrperson kennt die Voraussetzungen,<br />

die erreicht werden müssen<br />

für den Eintritt ins Kurzzeitgymnasium.<br />

4. Die Lehrperson ist über die grundlegendsten<br />

Voraussetzungen für eine<br />

Berufslehre in den meistgewählten<br />

Berufen informiert.<br />

5. Die Lehrperson weiss, wo sie selber<br />

und auch die Lernenden Informationen<br />

zu den verschiedensten Berufslehren<br />

einholen können.<br />

6. Die Lehrperson stellt den Lernenden<br />

Mittel, Raum und Zeit zur Verfügung,<br />

um über ihre eigenen Kompetenzen zu<br />

reflektieren.<br />

7. Die Klassenlehrperson führt persönliche<br />

Gespräch mit der Schülerin bzw.<br />

mit dem Schüler und bespricht mit ihr<br />

bzw. mit ihm ihre bzw. seine<br />

Leistungen und Entwicklung.<br />

8. Nach getroffenen Entscheiden überprüft<br />

die Lehrperson einige Zeit nach<br />

dessen Umsetzung, ob der getroffene<br />

Entscheid sinnvoll war. Allenfalls<br />

werden Veränderungen vorgenommen.<br />

9. Die Klassenlehrperson stellt den<br />

Schülerinnen und Schülern genügend<br />

Zeit zur Verfügung, um sich über<br />

Berufe zu informieren, zum Beispiel<br />

mittels Unterlagen, Betriebsbesichtigungen<br />

oder Schnupperlehre.<br />

Tragen Sie die wichtigsten<br />

Erkenntnisse in Bezug auf<br />

die Beobachtungskriterien<br />

hier ein:<br />

Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 57


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Fehler<br />

Worum geht es?<br />

Beschreibung<br />

Definition Fehler<br />

Beobachten<br />

✘<br />

Beurteilen<br />

✘<br />

Bewerten<br />

✘<br />

Beraten<br />

✘<br />

Eine Lehrerin hält eine Übungsstunde in Mathematik in einer zweiten Sekundarklasse.<br />

Der Umfang von geometrischen Figuren soll berechnet werden. Einige Formen sind auf<br />

der Wandtafel aufgezeichnet. Die Lehrerin steht vor der Klasse und fragt: «Wie kann man<br />

den Umfang eines Rechtecks berechnen?» Philipp meldet sich und antwortet: «Länge mal<br />

Breite». Für einen kleinen Moment herrscht Stille. Daraufhin bittet die Lehrerin nun Philipp,<br />

einmal um einen Tisch herum zu laufen und sich den Weg, den er zurückgelegt hat, mit<br />

den Begriffen «Seite» und «Länge» zu beschreiben. Die Klasse erhält gleichzeitig den Auftrag,<br />

die Formel für den Umfang eines Rechtecks auf ein Notizpapier zu schreiben und diese<br />

mit den Ausführungen von Philipp zu vergleichen. Nachdem Philipp um dem Tisch herumgelaufen<br />

ist und seinen Gang laut «kommentiert» hat: «Breite plus Länge plus Breite<br />

plus Länge» merkt er, dass es sich hier um ein additives Phänomen handelt. Es fällt im<br />

schliesslich auch nicht mehr schwer, die korrekte Formel zu nennen.<br />

Fehler haben keinen guten Ruf. Wer einen gemacht hat, duckt sich besser. Die lange<br />

tradierte Auffassung, dass Fehler synonym stehen für Misserfolg, auf einen Defekt hinweisen,<br />

ein Makel und insgesamt einfach unerwünscht sind, sitzt den meisten von uns tief<br />

in den Knochen. Es ist ein Konzept, in welchem der Fehler und die Person, die ihn begeht,<br />

fast automatisch miteinander verbunden werden. Fehler bedeuten deren schwache<br />

Stelle, den wunden Punkt, eine Störung. Aus dieser Sicht sind Fehler etwas Statisches,<br />

etwas, das man so leicht nicht los wird – und deshalb besser vermeidet. Im Unterricht<br />

läuft diese Haltung auf eine «Fehler-Vermeidungsdidaktik» hinaus, d.h. dass im Unterricht<br />

oft erstaunlich wenige Fehler vorkommen. Die Schülerinnen und Schüler sagen kaum<br />

etwas Falsches. Der Unterricht ist so aufgebaut, dass «es» richtig läuft. Die Lehrperson legt<br />

den Schülerinnen und Schülern die Antwort bereits bei der Frage in den Mund und kann<br />

dann gleich mit dem, was sie im Kopf hat, weiterfahren, ohne mühselige Umwege über<br />

den Stand des Denkens der Schülerinnen und Schüler zu machen. Tatsächlich wird damit<br />

ein «Bermuda-Dreieck» kreiert, die Situation also, wo die Schülerin oder der Schüler mit<br />

der falschen Antwort einfach übergangen wird und damit auch das Fehlerwissen verloren<br />

geht (vgl. Oser & Spychiger, 2005).<br />

Der Begriff «Fehler» wird in der Literatur uneinheitlich verwendet. Mehrheitlich spricht<br />

man von einem Fehler, wenn ein Handlungsergebnis im Widerspruch zu einer Richtigkeitsnorm<br />

oder einer subjektiven Erwartung steht. Das heisst:<br />

• Fehler gibt es nur da, wo Normen festgelegt sind. Diese Normen müssen bekannt und<br />

aktuell bewusst sein, damit ein unerwünschtes Verhalten zu einem Fehler werden kann.<br />

• Fehler sind nicht absolut, sondern relativ zu betrachten, d.h. dass in verschiedenen<br />

Situationen eine Abweichung unterschiedlich interpretiert werden kann.<br />

• Fehler sind unbeabsichtigt. Sie sind von bewussten, beabsichtigten Täuschungen zu<br />

unterscheiden. Zum Zeitpunkt, in dem eine Person einen Fehler begeht, glaubt sie,<br />

richtig zu handeln. Ein Fehler ist für die betreffende Person die momentan beste Lösung.<br />

• Fehler werden von einem Irrtum unterschieden. Ein Irrtum ist eher ein Zustand, in dem<br />

sich jemand aufgrund von Fehlannahmen (man weiss es nicht besser) befindet.<br />

• Fehler sind grundsätzlich korrigierbar.<br />

58<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Fehlersystematik<br />

Fehler<br />

Irrtum I<br />

Irrtum II<br />

Unfähigkeit<br />

Fehler können etwa fachlicher, moralischer oder sozialer Art sein. Für die Schule werden<br />

überwiegend Fehler beachtet, die mit dem Stoff und den fachlichen Inhalten zu tun<br />

haben. Die Typologisierung von Fehlern erfolgt daher in der Regel fachspezifisch. Eine lange<br />

Tradition findet man in der Didaktik des Fremd- bzw. Zweitsprachenunterrichts.<br />

Für eine pädagogisch-didaktisch orientierte Fehlersystematik ist folgende Unterscheidung<br />

hilfreich (vgl. Guldimann & Zutavern, 1999):<br />

Prozedurales<br />

Wissen<br />

Deklaratives Wissen<br />

vorhanden<br />

nicht vorhanden<br />

vorhanden Fehler Irrtum I<br />

nicht vorhanden Irrtum II Unfähigkeit<br />

Fehler können unterschiedliche Ursachen haben. Auf einer ersten Analyseebene kann<br />

zwischen den beiden Wissensarten unterschieden werden, die an jeder kognitiven Leistung<br />

beteiligt sind: deklaratives Wissen («Wissen, dass …») und prozedurales Wissen («Wissen,<br />

wie …»).<br />

Fehler sind nach dieser Unterscheidung ein sonderbares Ereignis. Der Schüler oder die<br />

Schülerin verfügt über das geforderte Wissen (deklarativ wie prozedural) und trotzdem<br />

entsteht ein fehlerhaftes Ergebnis. Lernende, die einen Fehler machen, hätten es eigentlich<br />

gewusst oder gekonnt!<br />

• Auslöser für den Fehler können entweder in situativen und persönlichen Bedingungen<br />

wie Zeitvorgaben, ein konkurrenzorientiertes Klassenklima, Ängstlichkeit oder aber in<br />

der mangelhaften Steuerung und Kontrolle der Strategieanwendung bzw. in der mangelhaften<br />

Anwendung des Sachwissens liegen. Die Lehrperson sollte deshalb auch nach<br />

äusseren Einflüssen suchen – bei Prüfungen kann beispielsweise das Zeitmanagement<br />

eine Ursache sein usw.<br />

• Eine weitere Art Strategiemängel sind die so genannten Übertragungsfehler, d.h. wenn<br />

den Schülerinnen und Schülern nicht klar ist, wo sie eine ihnen durchaus bekannte<br />

Regel anwenden dürfen und wo nicht. Meist ist dies auf eine ungenügende Übungsphase<br />

zurückzuführen, wo zu wenig unterschiedliche Fälle gelernt wurden.<br />

• Bei Konventionsfehlern halten sich Schülerinnen und Schüler nicht an bestimmte Regeln,<br />

die die Lehrperson erwartet. So kommt es vor, dass eine Mathematikaufgabe richtig<br />

gerechnet wird, aber der Antwortsatz «falsch» formuliert wird. Wissen und Strategie für<br />

die eigentliche Aufgabe waren vorhanden und trotzdem wurde – zwar in einer anderen<br />

Anforderungskategorie – ein Fehler produziert.<br />

Fehlt das entsprechende deklarative Wissen (Sachwissen), spricht man vom Irrtum I. Zum<br />

Beispiel weiss ein Schüler genau, wie man eine Zusammenfassung schreibt und kennt<br />

verschiedene Zusammenfassungsstrategien. Doch im vorgegebenen Text kennt er ein<br />

paar zentrale Ausdrücke nicht, so dass er den Text nicht versteht.<br />

Ist deklaratives Wissen vorhanden, aber im Moment nicht zugreifbar, kann es zu Fehlern<br />

kommen, weil einfach geraten wird. So antworten Schülerinnen und Schüler beispielsweise<br />

auf die Frage, wie sie einen Text zusammenfassen würden, mit der Handlung «einfach<br />

einmal durchlesen», ohne die adäquate Zusammenfassungsstrategie aktivieren zu<br />

können.<br />

Verfügt ein Lernender weder über das notwendige Sachwissen noch über Strategien, so<br />

ist er schlicht nicht in der Lage, eine bestimmte Aufgabe erfolgreich zu Ende zu bringen.<br />

In diesem Fall spricht man in Bezug auf das objektiv sachliche Ungenügen nicht von<br />

Fehler oder Irrtum, sondern von Unfähigkeit, die selbstverständlich nicht als stabiles<br />

Persönlichkeitsmerkmal interpretiert werden darf.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 59


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Umgang mit Fehlern<br />

Lernsituation<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an den<br />

Praxisschulen<br />

Mögliche Lernsitationen<br />

an<br />

der PHZ<br />

Die Lernorientierung und das Sozialklima bilden nach Spychiger (2003) zwei grundsätzliche<br />

Dimensionen des Umgangs mit Fehlern im Unterricht. Ordnet man sie als Vierfelderschema<br />

mit einer je positiven und negativen Ausprägung der beiden Kriterien an, können<br />

folgende vier Situationstypen beschrieben werden:<br />

Sozialklima<br />

klima-positiv klima-negativ<br />

Lernorientierung lernorientiert 1++ 2–<br />

nicht oder wenig lernorientiert 3= 4––<br />

• Situationstyp 1: Der erste Typus entspricht dem erwünschten, idealen Umgang mit<br />

Fehlern. Die Lehrperson widmet der Fehlerkorrektur Zeit und bettet die Situation in<br />

ein Klima, das für den Schüler bzw. die Schülerin nicht blamierend, Angst einflössend<br />

oder sonst unangenehm und deshalb entmutigend und lernhemmend ist.<br />

• Situationstyp 2:Der zweite Typus ist eine Kombination von vorhandener Lernorientierung<br />

bei schlechtem Klima und erfüllt die Ansprüche an einen konstruktiven Umgang mit<br />

Fehlern nicht. Es ist auf dem negativen Befindlichkeitshintergrund nicht sichergestellt,<br />

dass der Lernprozess greifen kann. Deshalb wird dieser Typus negativer bewertet als der<br />

folgende.<br />

• Situationstyp 3: Auch der dritte Typus ist ein Mischtypus mit umgekehrten Vorzeichen.<br />

Es kommt im Unterricht häufig vor, dass ein Fehler nicht geklärt oder nicht behandelt<br />

wird, wobei ein positives Klima geschaffen oder aufrechterhalten wird. Die Lehrperson<br />

sieht zum Beispiel von einer Fehlerkorrektur ab, weil sie dem Fehler kein Lernpotenzial<br />

zumisst, weil sie den Unterrichtsprozess nicht unterbrechen möchte oder den Eifer<br />

eines Schülers oder einer Schülerin nicht bremsen möchte.<br />

• Situationstyp 4: Der vierte Typus ist der schlechteste Fall. Er steht für das Gegenteil<br />

eines produktiven Umgangs mit Fehlern.<br />

Fazit: Fehler im Unterricht dürfen nicht durchweg bzw. von vornherein als etwas ‚Negatives<br />

eingestuft werden, sondern verlangen einen produktiven Umgang, damit sie den Prozess<br />

des Weiterlernens fördern und stimulieren. So können Strategien zu ihrer Überwindung<br />

zur Triebfeder des Lernfortschritts werden. Dabei spielt die Klimadimension eine wichtige<br />

Rolle. Fehlerkultur kann nicht positiv sein, wenn Fehler auf dem Hintergrund eines negativen<br />

Klimas geklärt werden, also zum Beispiel die Lehrperson einen Fehler korrigiert,<br />

aber gleichzeitig den Schüler oder die Schülerin blossstellt und beschämt.<br />

• Ein Fehlerjournal führen<br />

• Schüleräusserungen über Fehler sammeln und aufzeichnen<br />

•Fehler in Lernreflexionen thematisieren<br />

•Fehlersituationen nach dem Vierfelderschema (siehe oben) einschätzen<br />

• usw.<br />

•Videoaufzeichnungen in Bezug auf Fehlersituationen analysieren (Einsatz des Kriterienblattes)<br />

• usw.<br />

60<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Vorgehen<br />

1. Dem Lernenden signalisieren, dass ein Fehler keine Schande ist (oder gar ein Angriff<br />

auf die Lehrtätigkeit)<br />

2. Hinweise geben, wie er/sie den Fehler selbst analysieren kann<br />

a. Fehleranalyse: bewusste Analyse des von dem betreffenden Schüler oder der betreffenden<br />

Schülerin produzierten Ergebnisses, um herauszufinden, ob es sich um einen<br />

Fehler oder einen Irrtum handelt.<br />

b.Fehlerkorrektur: bewusste Korrektur von Fehlern und Irrtümern durch Produktion des<br />

richtigen deklarativen und prozeduralen Wissens.<br />

3. Fehler nutzen, um den Entwicklungsstand des Lernenden (in Bezug auf deklaratives und<br />

prozedurales Wissen) einzuschätzen und darauf aufbauend Förderschritte zu planen<br />

4. Möglichkeiten suchen, wie sich Lernende untereinander weiterhelfen können<br />

5. Von den Schülerinnen und Schülern erklären lassen, wie sie ihre Fehler analysiert<br />

haben.<br />

Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />

Literatur<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />

• Fehlerkultur<br />

• Büeler, U. (2000). In der Klasse stehen. Eine Untersuchung zur nonverbalen<br />

Kommunikation der Lehrperson, wenn eine Schülerin oder ein Schüler im schulischen<br />

Unterricht einen Fehler macht. www.traveldiary.ch/archive/lingolounge/urs/inhalt.htm.<br />

Besucht am 29.8.2005.<br />

• Kobi, E.E. (1994). Fehler. Die neue Schulpraxis, 64 (2), S. 5–10.<br />

• Guldimann, T. & Zutavern, M. (1999). «Das passiert uns nicht noch einmal!» Schülerinnen<br />

und Schüler lernen gemeinsam den bewussten Umgang mit Fehlern. In: Althof, A.<br />

(Hrsg.), Fehlerwelten. Vom Fehler machen und Lernen aus Fehlern, S. 233–258. Opladen:<br />

Leske+Budrich.<br />

• Oser, F. & Spychiger, M. (2005). Lernen ist schmerzhaft. Zur Theorie Negativen Wissens<br />

und zur Praxis der Fehlerkultur. Weinheim und Basel: Beltz.<br />

•Spychiger, M. (2003). Fehler als Fenster auf den Lernprozess. journal für lehrerbildung,<br />

2, S. 31–38.<br />

• Spychiger, M. (1999). Wenn Wissen verschwindet wie im Bermuda-Dreieck. Teil 1 von<br />

«Auf dem Weg zu einer Fehlerkultur in der Schule. Ein Fernkurs in sieben Teilen». Die<br />

neue Schulpraxis, 69 (10), S. 8–9.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 61


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Kopiervorlage<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Name<br />

Kriterienblatt «Fehler»<br />

✘ Kriterien<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1. Die Lehrperson geht auf den Fehler ein<br />

(im Gegensatz zu: Ignorieren des<br />

Fehlers, nicht auf den Schüler/die<br />

Schülerin eingehen, Bermuda-Dreieck).<br />

2. Die Lehrperson gibt für die Fehlerbearbeitung<br />

Zeit und drückt dies zum<br />

Beispiel mit der Gebärde «Hand am<br />

Kinn» aus.<br />

3. Die Lehrperson reagiert auf einen<br />

Fehler mit ruhiger Stimme.<br />

4. Die Lehrperson weist mit der offenen<br />

Hand oder dem Stift auf einen Fehler<br />

hin.<br />

5. Die Lehrperson hat einen sachlichen<br />

Umgang mit Fehlern.<br />

6. Die Lehrperson lässt Fehler zu.<br />

7. Die Lehrperson sorgt dafür, dass<br />

destruktive Reaktionen wie Auslachen<br />

keinen Platz haben.<br />

8. Die Lehrperson bietet Korrektur- und<br />

Repetitionsmöglichkeiten an.<br />

9. Die Lehrperson nutzt eine Fehlersituation<br />

zum Lernen durch Einsicht.<br />

10. Die Lehrperson ist fähig und bereit,<br />

sich in den Denkprozess der Schülerin<br />

oder des Schülers zu versetzen und<br />

daran anzuknüpfen.<br />

11. Die Lehrperson vergrössert die Distanz<br />

zur «Fehlerperson», tritt zum Beispiel<br />

einen Schritt zurück (drückt damit aus,<br />

dass sie den Raum des Schülers bzw.<br />

der Schülerin respektiert).<br />

Tragen Sie die wichtigsten<br />

Erkenntnisse in Bezug auf<br />

die Beobachtungskriterien<br />

hier ein:<br />

Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />

62<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Prüfungsangst<br />

Worum geht es?<br />

Beobachten<br />

✘<br />

Beurteilen<br />

✘<br />

Bewerten<br />

✘<br />

Beraten<br />

✘<br />

Beobachtung<br />

Beschreibung<br />

Definition<br />

Prüfungsangst<br />

Entstehung von<br />

Prüfungsangst<br />

Ursachen negativer<br />

Bewertungsmuster<br />

Frau Elmer, Klassenlehrerin in einer ersten Oberstufenklasse gibt gerade Anweisungen, wer<br />

von den Schülerinnen und Schülern sich auf die noch freien Plätze im Zimmer zu verteilen<br />

hat. In den restlichen vierzig Minuten wird eine vorbereitete Matheklausur zu den<br />

«Brüchen» geschrieben. Es bleiben keine Tische frei, sogar an der Fensterfront finden vier<br />

Jugendliche Platz. Die meisten haben nun einen Einzelplatz mit ausreichend Arbeitsfläche.<br />

Obwohl es erst die dritte Prüfung bei Frau Elmer ist, weiss die Klasse schon recht präzise,<br />

was als Nächstes folgt. Ihr Blick geht durch die Reihen, um sich zu vergewissern, dass alle<br />

nur die linierten Arbeitsblätter und die erlaubten Hilfsmittel auf dem Tisch haben. Die<br />

Lehrerin strahlt Zuversicht und Wohlwollen aus. Alle diese Vorbereitungen gehen relativ<br />

ruhig und konzentriert vonstatten, keine Panik oder Unruhe kommt auf. Es scheint, als wäre<br />

die Klasse in Gedanken bereits mitten in der Prüfung. Frau Elmer verteilt die Aufgabenblätter,<br />

wünscht allen «viel Glück» und schliesst die letzten Fenster. Und los geht’s…<br />

Prüfungsangst ist eine überdauernde Besorgtheit und Aufgeregtheit angesichts von<br />

Leistungsanforderungen, die als selbstwertbedrohlich eingeschätzt werden. Diese Feststellung<br />

zeigt einerseits, dass Prüfungsangst nicht nur in einer konkreten Situation auftritt,<br />

sondern abhängig von der erwarteten Leistung verschiedene Formen annehmen<br />

kann. Andererseits besagt sie auch, dass Prüfungsangst mit Bewertungen, insbesondere<br />

längerfristigen Einstellungen der betroffenen Person zusammenhängt. Als drittes schliesslich<br />

gilt es zu vermerken, dass es um das Selbstwertgefühl einer Person geht.<br />

Angst ist eine Reaktion, die bei Menschen und Tieren auftritt, wenn sie sich bedroht fühlen.<br />

Der Organismus wird sekundenschnell in Alarmbereitschaft versetzt. Die starke körperliche<br />

Aktivierung bereitet das Lebewesen auf Angriff und Flucht vor. Es handelt sich<br />

somit um eine zweckmässige Reaktion (Schutzmechanismus). Wissenschaftliche Untersuchungen<br />

haben ergeben, dass nicht die körperlichen Angstsymptome an sich zu einer<br />

verminderten geistigen Leistung führen. Entscheidend ist vielmehr, dass die Aufmerksamkeit<br />

von der gestellten Aufgabe abgelenkt wird. Das heisst, Prüflinge können sich in Prüfungssituationen<br />

nicht mehr auf die gestellten Aufgaben konzentrieren.<br />

Charakteristisches Ablaufschema (ähnlich Eschenröder, 2002):<br />

Äusseres Ereignis<br />

(z.B. Prüfungsankündigung, eine schwierige Prüfungsaufgabe)<br />

#<br />

Einschätzung/Bewertung des Ereignisses<br />

(z.B. «Ich schreibe eine schlechte Klausur»)<br />

#<br />

Gefühlsmässige Reaktion<br />

(z.B. Nervenflattern, Unkonzentriertheit)<br />

Wie soeben festgestellt, haben sehr prüfungsängstliche Personen oft in ihrer Vergangenheit<br />

negative Bewertungsmuster verinnerlicht. Mögliche Auslöser können sein:<br />

• überhöhte Leistungsansprüche der Eltern,<br />

• schlechte Erfahrungen mit früheren Prüfungen,<br />

•übersteigertes Anspruchsdenken an sich selbst,<br />

• ein gestörtes Schüler-Lehrer-Verhältnis,<br />

•tendenzieller Pessimismus,<br />

•allgemeine Tendenz zur Ängstlichkeit<br />

• usw.<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 63


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Drei Ebenen<br />

negativer Angstsymptome<br />

Vom Umgang mit<br />

der Angst<br />

Hinlänglich wurde auch nachgewiesen, dass äusserliche Determinanten des Prüfungsfeldes<br />

die Aufregung beeinflussen. Alles, was mit dem Test, dem Prüfer und der Prüfungssituation<br />

zusammenhängt, kann die Nervosität erhöhen oder vermindern (vgl. «Worum geht es?»).<br />

Festzuhalten ist:<br />

• mündliche Prüfungen erzeugen in der Regel mehr Angst als schriftliche,<br />

• zunehmende Aufgabenschwierigkeit, unklare Instruktionen, hoher Zeitdruck (Vorbereitung<br />

und Klausur selbst) fördern Prüfungsangst,<br />

• das Verhalten des Prüfers/der Prüferin (unfreundlich, streng) kann die Unsicherheit<br />

verstärken<br />

• eine seriöse Prüfungsvorbereitung kann Prüfungsangst vermindern.<br />

1. Körperebene (physiologisch)<br />

Die physiologischen Veränderungen werden hervorgerufen durch die Ausschüttung der<br />

Hormone Adrenalin und Noradrenalin. Anzeichen sind: das Herz beginnt zu rasen, die<br />

Hände werden feucht, der Mund wird trocken oder Ähnliches.<br />

2. Gefühlsebene (affektiv)<br />

Parallel zu den körperlichen Reaktionen verändern sich unsere Gefühle. Spüren wir Angst,<br />

spielen die Gefühle verrückt. Wir empfinden Hilflosigkeit, Beklemmung, Ohnmacht,<br />

Mattigkeit.<br />

3. kognitive Ebene<br />

Gefühle des Versagens beeinflussen unsere Einstellungen, Annahmen über uns selbst<br />

und unsere unbewussten inneren Überzeugungen. Die einschränkenden Gedankensysteme<br />

steigern die Erregung und mindern die Konzentration auf die bevorstehende Herausforderung.<br />

Faustregel: Der Begriff «Angst» ist problematisch, weil gar negativ besetzt. Im Klassengespräch<br />

und im Umgang mit den Schülerinnen und Schülern kann es schon eine<br />

Erleichterung sein, von «Nervosität», «Herausforderung» oder «Aufgeregtheit» zu sprechen.<br />

Ob im Zusammenhang mit grundsätzlichen Erläuterungen zu Tests oder ob speziell zum<br />

Themenkreis «Prüfungsangst», Schülerinnen und Schülern sollte bewusst gemacht werden,<br />

dass Leistungsüberprüfungen (mit oder ohne Noten) unvermeidbar sind. Als Lehrperson<br />

interessiert es uns, welche Lernfortschritte erzielt werden. Erwähnenswert sind<br />

ferner der ursprüngliche Schutzmechanismus (vgl. oben) und die Tatsache, dass jede<br />

Person von Lampenfieber befallen werden kann. Entscheidend ist allerdings der Umgang<br />

mit diesem. Das Gefühl einer leichten Anspannung kann sogar leistungssteigernd wirken.<br />

Wie lässt sich Prüfungsangst mindern?<br />

Für Lehrpersonen gilt: unberechenbare Situationen sind zu verhindern. Anzustreben sind<br />

klare und durchschaubare Leistungsanforderungen. Dies gilt für das Unterrichtsgeschehen<br />

generell und für Prüfungen im Besonderen.<br />

Weitere Empfehlungen:<br />

• Prüfungsangst aktiv zu thematisieren ist vorteilhafter als sie erst zu benennen, wenn<br />

bereits äusserlich sichtbare Anzeichen auftreten (Information und Wissen können Angst<br />

«knacken»!).<br />

• Eltern sollten erkennen, welche Auswirkungen übersteigerte Bildungsansprüche nach<br />

sich ziehen können.<br />

•Ein gutes Klassenklima und ein gesunder Wettbewerb wirken entlastend.<br />

•Eine seriöse Prüfungsvorbereitung ist «mehr als die halbe Miete».<br />

•Mitten in der Prüfung: von leicht zu schwer, Uhr im Auge behalten, kein Handtuch<br />

werfen, auch wenn es mal harzt.<br />

• Gegenstrategien entwickeln: z.B. Entspannungsübungen, Prüfungssituationen üben,<br />

Selbstinstruktionstraining usw.<br />

•Klassenspezifisch: welches sind die «roten Zonen»?<br />

64<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Lernsituation<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an den<br />

Praxisschulen<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an<br />

der PHZ<br />

Vorgehen<br />

Diagnostik<br />

Vorbereitung und<br />

Vorbeugung<br />

• Sich bei der Praxislehrperson erkundigen, ob schon enorm prüfungsängstliche Schülerinnen<br />

und Schüler aufgefallen sind<br />

•Zwischen «hausgemachter» (Eltern) und «schulgemachter» Angst differenzieren und<br />

Vermutungen «verifizieren»<br />

•Im Gespräch mit Jugendlichen herausfinden, was sie verunsichert und zur Hektik auflaufen<br />

lässt<br />

• usw.<br />

• Die These: «Prüfungssituationen als Alltagsgeschäft zu definieren – wenn es richtig<br />

gemacht ist – wirkt angstmindernd!» diskutieren<br />

• Folgende Hilfestellung während einer Prüfungssituation diskutieren: Ein Lateinlehrer<br />

bietet während der Klausur «Vokabelhilfe» an. Er schreibt stumm die Lösung für ein<br />

aufgeschriebenes Wort auf die Rückseite. Der Zettel muss mit dem Test am Schluss<br />

abgegeben werden und führt zu einem Punktabzug.<br />

• usw.<br />

• Erklären, was man unter «gesunder Angst» versteht<br />

•Mit der Klasse zum Thema Prüfungsangst ins Gespräch kommen, die drei Angstsymptome<br />

(physiologisch, affektiv, kognitiv) im Rollenspiel, mittels Medien (Tonband,<br />

Videoaufzeichnung) oder anderem transparent machen<br />

•Den möglichen «Panikpunkt» bei einzelnen Schülerinnen und Schülern herausfinden<br />

(individuelle Begleitung)<br />

•Sich ergänzende Informationen und Merksätze besorgen für eine Information an die<br />

Eltern zur «Angst vor der Klassenarbeit» (z.B. unter www.schulpsychologie.de unter<br />

dem Button «Eltern»)<br />

• Mit einer Oberstufenklasse den Satz diskutieren: «Ich vertraue darauf, dass mir alles,<br />

was ich gelernt habe, im richtigen Moment wieder einfällt.»<br />

•In Absprache mit anderen Studierenden ergänzende Literatur zu langfristigen Strategien<br />

wie Entspannungsübungen, Gedankenstopp, Neurolinguistisches Programmieren (NLP),<br />

Selbstinstruktionstraining, Atmungstechnik u.Ä. studieren.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />

Literatur<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 1<br />

•Selbstwahrnehmung und Perspektivenwechsel<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />

• Diagnose von Lernverhalten<br />

• Lernhilfen<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 4<br />

• Lernförderliches Klima<br />

• Barthel, W. (2001). Prüfungen – kein Problem. Weinheim: Beltz.<br />

• Eschenröder, C. (2002 3 ). Selbstsicher in die Prüfung. München: CIP-Medien (S. 1–28).<br />

•Gudjons, H. (2000). Prüfungsangst. In: Das Lehrerhandbuch Februar 2000, Nr. 8,<br />

S. 1–18.<br />

• Liese, L. (2003). Prüfungsangst – schulpsychologischer Alltag, schulpsychologische<br />

Erfahrung. In: Das Lehrerhandbuch Juli 2003, Nr. 25, S. 1–16.<br />

• Schnabel, K. (1998). Prüfungsangst und Lernen. Münster: Waxmann (S. 1–39).<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 65


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Kopiervorlage<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Name<br />

Kriterienblatt «Prüfungsangst»<br />

✘ Kriterien<br />

<br />

<br />

1. Die Lehrperson versteht es, im<br />

Zusammenhang mit Prüfungsangst<br />

den Begriff der «gesunden Angst»<br />

einzuführen.<br />

2. Die Lehrperson erkennt Angstsymptome<br />

auf der Körperebene.<br />

Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

3. Die Lehrperson erkennt Angstsymptome<br />

auf der Gefühlsebene.<br />

4. Die Lehrperson erkennt Angstsymptome<br />

auf der kognitiven Ebene.<br />

5. Der Lehrperson ist bewusst, wann man<br />

von «hausgemachter» Prüfungsangst<br />

spricht und wie sich diese einschränken<br />

lässt.<br />

6. Die Lehrperson setzt Massnahmen ein,<br />

um die «schulgemachte» Prüfungsangst<br />

zu vermindern.<br />

7. Die Lehrperson bespricht mit der<br />

Klasse Vorkehrungen und Strategien,<br />

die Prüfungsangst vorbeugen können.<br />

8. Die Lehrperson teilt mit, wie sie selbst<br />

mit Prüfungsangst umgeht.<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Tragen Sie die wichtigsten<br />

Erkenntnisse in Bezug auf<br />

die Beobachtungskriterien<br />

hier ein:<br />

66<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Lernberatung<br />

Worum geht es?<br />

Beschreibung<br />

Einzelfallhilfe<br />

Laufbahnberatung<br />

Beobachten Beurteilen Bewerten Beraten<br />

✘<br />

Tim ist 14 Jahre alt und Schüler in der zweiten Sekundarklasse, Niveau C. Zu Beginn der<br />

Oberstufe ein durchschnittlicher Schüler, erhält Tim nun deutlich ungenügende Beurteilungen<br />

in Mathematik, Englisch und Deutsch. Das Gespräch mit den Eltern erbringt, dass<br />

sich Tim zu Hause kaum Zeit zum Lernen nimmt und auch entsprechende Ermahnungen<br />

der Eltern nur kurzfristig nützen. Die Lehrerin, Frau Seeholzer, konfrontiert Tim mit den<br />

Erkenntnissen aus dem Elterngespräch, worauf er antwortet, er sei eben schulmüde,<br />

wolle aber das Klassenziel auf jeden Fall erreichen. Tim ist bereit, gemeinsam mit Frau<br />

Seeholzer einen Weg zu suchen. Sie steigen mit einer Lern- und Leistungsdiagnose ein. Frau<br />

Seeholzer befragt Tim zu seinem Lernen in der Schule und zu Hause. In allen drei ungenügenden<br />

Fächern machen sie fehlende Lernschritte aus, welche Tim hindern, die gesetzten<br />

Lernziele zu erreichen.<br />

Ausgehend von dieser Lern- und Leistungsanalyse formulieren die Lehrerin und Tim<br />

Lösungsvorschläge: Klassenarbeiten genau terminieren und frühzeitig vorbereiten, den<br />

Lernstil mit anderen Strategien optimieren, gezielt Vokabeln üben und repetieren, den<br />

Mathematikstoff des laufenden Jahres wiederholen usw. Tim verschriftlicht diese Vereinbarungen,<br />

in welchen sie ebenfalls das Vorgehen und die Lernkontrollen festlegen.<br />

Die Lernstrategien bespricht und verbessert Tim mit Unterstützung der Lehrerin. Frau<br />

Seeholzer wählt dafür Lernhilfen, welche von Tim ein selbstverantwortliches und aktives<br />

Arbeiten erfordern. Die Lernfortschritte und -erfolge sollen ebenfalls festgehalten werden,<br />

und für solche wird Tim von der Lehrerin und den Eltern bestärkt und gelobt.<br />

Nach drei Wochen wollen Tim und Frau Seeholzer eine erste Zwischenbilanz ziehen und<br />

die weitere Lernpraxis von Tim vereinbaren. Die Leistung nimmt bei Tim zu, da er regelmässiger,<br />

in kleineren Portionen und mit besseren Lernstrategien lernt. Wichtig bei dieser<br />

Lernoptimierung sind die Ermutigungen und Bekräftigungen der Lehrerin und Eltern.<br />

Lernberatung als zentrales allgemein-didaktisches Prinzip im Unterricht bietet den<br />

Schülerinnen und Schülern individuelle Hilfeleistungen im Schulalltag und beim täglichen<br />

Lernen. Dabei meint Lernen in erster Linie den aktiven Prozess der Wissenskonstruktion<br />

gegenüber der Informationsverarbeitung. Die Lehrperson übernimmt hier eine steuernde<br />

Funktion und unterstützt die Schülerinnen und Schüler bedarfs- und zielorientiert<br />

beim Lernen.<br />

Nachfolgend wird vor allem auf die Lernberatung als Einzelfallhilfe eingegangen, d.h. es<br />

geht darum, die einzelnen Schülerinnen und Schüler direkt in ihrem Lernprozess anzuleiten<br />

und zu begleiten. Neben der Einzelfallhilfe als prozessorientierte Hilfe steht das Beurteilungsgespräch<br />

als mehr produktorientierte Hilfe. Im Beurteilungsgespräch fokussieren<br />

die Beteiligten die Entwicklung der Lernenden in deren Sach-, Methoden-, Sozialund<br />

Selbstkompetenz und vergleichen diese mit den Lernzielen.<br />

Die Laufbahnberatung, eine Form des Beurteilungsgespräches, will die Ratsuchenden zur<br />

selbst bestimmten Verwirklichung von Schullaufbahnentscheidungen ermutigen, wobei<br />

•die besten Möglichkeiten ausgeschöpft,<br />

• Bildungs- und Berufsvorstellungen gefördert,<br />

• Abhängigkeiten der sozialen Selektionsmechanismen wie Schultypen, -formen und<br />

-inhalte aufgezeigt,<br />

•Eignung und Neigung abgeschätzt und<br />

• Konsequenzen von Entscheidungen klar gemacht werden.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 67


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Lerndiagnose<br />

Grenzen der<br />

Lernberatung<br />

Ziel einer funktionierenden und erfolgreichen Lernberatungspraxis ist es, dass die Schülerinnen<br />

und Schüler die Lernberatung aktiv und gezielt einfordern und dennoch ihre Lernund<br />

Arbeitsprozesse selbstständig organisieren. Im Fokus steht dabei der bewusste Übergang,<br />

an welchem die Lehrperson die Verantwortung an die Lernenden abgibt: durch<br />

Steuerung lernzielorientierter Kontrollen (Selbst- und Fremdbeurteilung). Eine sachliche<br />

und präzise Beurteilung und Bewertung ist also Voraussetzung für die effektive Einschätzung<br />

des Lern- und Leistungsverhaltens von Schülerinnen und Schülern. Die<br />

Lehrperson als Lernberaterin unterstützt die Lernenden, ihre Möglichkeiten und Potenziale<br />

zu erkennen und optimal zu nützen. Defizite und Probleme werden erkannt, analysiert und<br />

mittels eines breiten Spektrums an Hilfestellungen durch individuelle Förderung bearbeitet<br />

und beseitigt. Leitend sind Fragen wie: Welche speziellen Anstrengungen und Massnahmen<br />

sind zu planen und durchzuführen, um bestimmte Schwächen zu beheben bzw.<br />

bestimmte Stärken zu fördern?<br />

Die Lerndiagnose geht von der individuellen Lernbefragung der Schülerin oder des<br />

Schülers aus; sie erfasst und analysiert die Lernsituation. Unterschieden wird zwischen<br />

der allgemeinen Lerndiagnose und der fachbezogenen, welche vor allem Lücken des<br />

Fachwissens analysiert, zum Beispiel mit einer Fehleranalyse. Da Schülerinnen und Schüler<br />

grundsätzlich sehr an Ergebnissen der Leistungsmessung interessiert sind, stellt der transparente,<br />

verbindliche Umgang mit Beurteilen und Bewerten einen starken motivationalen<br />

Faktor dar. Dabei betont die Lehrperson den Erwerb von Kenntnissen und Einsichten<br />

und erst in zweiter Linie die Leistungsbeurteilung und Benotung.<br />

Schülerinnen, Schüler und Eltern erleben Lernberatungen in der Regel als positiv, da die<br />

Lehrperson in diesen Gefühle der Anteilnahme und Wertschätzung vermittelt. Deshalb<br />

tragen Lernberatungen zu einem guten und lernförderlichen Unterrichts- und Klassenklima<br />

bei.<br />

Die Grenzen der Lernberatung liegen dort, wo andere Ursachen am Lernproblem massgeblich<br />

beteiligt sind. Dazu zwei Beispiele:<br />

• Familiäre oder andere ausserschulische Schwierigkeiten können das Lern- und Leistungsverhalten<br />

einer Schülerin oder eines Schülers stark beeinträchtigen. Die Vermittlung<br />

allgemeiner und fachbezogener Lerntechniken nützt da wenig; die Lehrperson hat eine<br />

andere Form der Beratung ins Auge zu fassen und allenfalls an eine Fachperson weiterzugeben.<br />

• Die Lerndiagnose ergibt, dass das Lernverhalten gut ist, die Leistungen aber schlecht. In<br />

diesem Falle führt eine Lernförderung zu keinem Erfolg. Anzuraten ist das Beiziehen einer<br />

Fachperson. Ursache kann eine begabungsmässige Überforderung sein, welche unter<br />

Umständen nur mit einem Schulformwechsel verbessert werden kann.<br />

Problem<br />

Start der<br />

Lernberatung<br />

konkrete<br />

Problemlösung<br />

Handlungsmöglichkeiten<br />

entwerfen,<br />

visualisieren und<br />

beurteilen<br />

Vereinbaren von<br />

• Zielen<br />

• Lösungsschritten<br />

• Zielkontrollen<br />

Führt die Lernvereinbarung zu einer positiven Entwicklung, so kann von einer erfolgreichen<br />

Lernberatung gesprochen werden. Tritt kein Erfolg ein, so müssen die Gründe evaluiert<br />

werden.<br />

68<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Voraussetzungen<br />

und Bedingungen<br />

für eine erfolgreiche<br />

Lernberatung<br />

Formen der<br />

Begleitung von<br />

Lernprozessen<br />

«Hilfe zur<br />

Selbsthilfe»<br />

• Lernberatung braucht Zeit, d.h. die Lehrperson muss genügend Freiraum dafür schaffen,<br />

welcher ihr auch vom System Schule zugestanden wird.<br />

• Die Lehrperson klärt die Form der Lernberatung ab. Handelt es sich um eine alltägliche<br />

Lernberatung bei einer Lernsituation, um eine Beratung nach einer Lernkontrolle, um<br />

eine Laufbahnberatung usw.<br />

• Das Verhältnis zwischen Lehrperson und Lernenden muss vertrauensvoll sein und entspringt<br />

einer positiven und verbindlichen (gemeinsam vereinbarten) Feedbackkultur.<br />

• In der Regel soll die Initiative für eine Lernberatung von der Schülerin, vom Schüler<br />

oder auch von den Eltern ausgehen.<br />

•Die üblichen, den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stehenden Lernhilfen wie<br />

«selbstständiges Reflektieren des Lösungsweges», «Fehler- und Lösungssuche», «Medien<br />

hinzuziehen», «Mitschülerin oder Mitschüler um Hilfe bitten» versagen. Die Unterstützung<br />

der Lehrperson ist erforderlich.<br />

•Die Lehrperson muss wissen, wo die/der Lernende bezüglich des Lernens steht.<br />

•Die Lehrperson verfügt über Instrumente, mit welchen sie eine Lerndiagnose durchführen<br />

kann.<br />

• Die Lernumgebung ist strukturiert, entsprechende Lern- und Lösungshilfen sind verfügbar.<br />

•Das Verhältnis von Prüfen, Beurteilen, Bewerten und Beraten ist mit den Lernenden<br />

geklärt.<br />

Es gibt verschiedene Formen für die Begleitung von Lernprozessen. Diese sind abhängig<br />

von der Analyse und dem Verständnis der Lernsituation. Beispiele für solche Begleitformen<br />

sind:<br />

• das Modelling (kognitives Modellieren): Die Lehrperson demonstriert die Prozesse, welche<br />

dem sichtbaren Lern- und Problemlöseverhalten zugrunde liegen. Die Lernenden<br />

übernehmen diese Prozesse und lernen bzw. verinnerlichen damit modellierte Denkprozesse,<br />

wie Aufgaben oder Probleme angepackt werden können.<br />

• Scaffolding («ein Gerüst bauen»): Ausgehend von der Analyse der Lernsituation werden<br />

nur Prozesse (Lernstrategien) modelliert und abgestimmte Hilfen gegeben, soweit<br />

diese notwendig sind.<br />

• Mentoring: Die Lehrperson begleitet und überwacht die Schülerinnen und Schüler bei<br />

ihrem Problemlösen.<br />

• Reflection: Die Lehrperson unterstützt die Lernenden in der Beschreibung ihrer<br />

Lernprozesse und im Nachdenken über diese.<br />

Fördern des Lernens über das eigene Lernen<br />

Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Lernen kann unterschiedlich angeleitet und<br />

begleitet werden. Massgebend dabei ist die Fähigkeit der Lernenden, den eigenen Lernprozess<br />

wahrnehmen zu können: Sich selber, das eigene Lernen beobachten, beurteilen<br />

und darüber nachdenken. Hier soll die Lehrperson den Schülerinnen und Schülern nach<br />

Möglichkeit und Bedarf entsprechende Instrumente bereitstellen. Denn die Schülerinnen<br />

und Schüler sollen zusehends befähigt werden, das Lernziel «Selbststeuerung des eigenen<br />

Lernens» zu erreichen; es geht um ihr individuelles Lernen und Lernverhalten, um eigene<br />

Vorlieben und Eigenheiten, nach dem Motto: «Wenn ich diese Lernstrategie wähle,<br />

dann erreiche ich das Lernziel unter folgenden Bedingungen:...». Sie erfahren dadurch,<br />

wie sie beim Lernen, beim Lösen von Aufgaben vorgehen und entdecken, wie effektiv und<br />

effizient ihre Strategien sind. Schülerinnen und Schüler, die gewohnt sind selbstständig zu<br />

lernen, holen sich gezielt die Lernberatung: ein Zeichen für deren Selbstkompetenz.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 69


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Lernsituation<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an den<br />

Praxisschulen<br />

Mögliche Lernsituationen<br />

an<br />

der PHZ<br />

Die gezielte Gestaltung von Lernumgebungen fordert und fördert unmittelbar das selbstständige<br />

Lernen der Schülerinnen und Schüler.<br />

Folgende Instrumente zum Reflektieren des eigenen Lernens haben sich als wirkungsvoll<br />

erwiesen:<br />

• Arbeitsheft (Beobachtungen über das eigene Lernen festhalten)<br />

• Arbeitsrückschau (rückblickend die Lernerfahrungen, -erfolge und -schwierigkeiten<br />

aufschreiben)<br />

• Lernpartnerschaft (über längere Zeit mit einer/einem Lernpartner/in zusammenarbeiten)<br />

• Ausführungsmodell (Lösungsstrategien laut und als Modell denken und weiterentwickeln)<br />

• Klassenkonferenz (in der Klasse die eigenen Lernerfahrungen, -erfolge und -schwierigkeiten<br />

austauschen).<br />

• Eine erlebte Lernsituation einer Schülerin oder eines Schülers aus dem Unterricht analysieren,<br />

beurteilen und Vorschläge für ein optimiertes Lernen formulieren.<br />

" Leitfaden zum Erfassen typischer Lernschwierigkeiten:<br />

• Fängst du mit Prüfungsvorbereitungen frühzeitig an?<br />

•Trägst du wichtige Termine ein?<br />

• Notierst du deine Hausaufgaben und erledigst du diese regelmässig?<br />

• Repetierst du zu Hause die behandelten Unterrichtsinhalte nochmals?<br />

•Wie sieht die Lernumgebung zu Hause aus (Lärm, Arbeitsplatz usw.)?<br />

•Wie organisierst du dein Lernen?<br />

•Welche Lernwege verwendest du (Lernstrategien)?<br />

• Lernst du Texte nicht nur mittels Lesen, sondern auch mittels Herausschreiben,<br />

Skizzieren, Fragen usw.?<br />

• Brauchst du Merkhilfen wie Bilder, Mind Map, Concept Map, Cluster usw.?<br />

•Wiederholst du wichtige, in Vergessenheit geratene Lerninhalte?<br />

•Wechselst du Lerngebiete oder machst du eine Pause, wenn die Konzentration<br />

nachlässt?<br />

•Bist du bei Lernbeginn bereits unkonzentriert?<br />

• usw.<br />

• Die Lernpartnerschaft (Tandem) aus dem zweiten Ausbildungsjahr diagnostizieren und<br />

beurteilen<br />

• Eine Lernberatung aufgrund einer erlebten Lernsituation planen und ausarbeiten<br />

•Eine Klassenkonferenz in der Mentoratsgruppe durchführen<br />

•Die eigenen metakognitiven Strategien analysieren und Vorschläge für ein optimiertes<br />

Lernen formulieren (evtl. Leitfaden oben verwenden)<br />

• Zu einer Aufgabe aus dem Ateliersemester (5. Semester) eine Lernpartnerschaft bilden,<br />

sich beim Lernen gegenseitig unterstützen, beobachten und beraten<br />

• usw.<br />

70<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Vorgehen<br />

Allgemeine<br />

Orientierung und<br />

Beschreiben des<br />

Problems<br />

Problemdiagnose<br />

Suchen und Bewerten<br />

von Lösungsmöglichkeiten<br />

Entscheidung, Auswahl<br />

des Lösungsansatzes<br />

/ Planung<br />

und Durchführung<br />

des Lösungsansatzes<br />

festlegen<br />

Während des ganzen Lernberatungsprozesses achtet die Lehrperson darauf, den Lernenden<br />

das grösstmögliche Mass an Verantwortung zu übergeben.<br />

Die Schülerin oder der Schüler und die Lehrperson erörtern, wie die Schülerin/der Schüler<br />

eine bestimmte Lernsituation bzw. ein Lernverhalten wahrnimmt und erlebt. Diese<br />

Ausführungen können noch völlig offen oder bereits sehr präzise die Problemstellung<br />

umreissen.<br />

Mit der Diagnose wird die Problemstellung analysiert und das Verständnis für die Lernsituation<br />

und das Lernverhalten vertieft. Dabei gilt, dass nur was die Schülerin oder der<br />

Schüler verstanden hat, auch wirksam im Denken und Handeln werden kann. Die Lehrperson<br />

leitet die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Problemstellung an, indem sie<br />

Fragen stellt, Hypothesen formuliert, relevante Punkte herausschält und zwischen allgemeinen<br />

und fachbezogenen Lernschwierigkeiten unterscheidet. Die Lehrperson achtet<br />

darauf, dass die Schülerin oder der Schüler an der Prozesssteuerung und bei der fachlich-inhaltlichen<br />

Analyse mitwirkt. Diese Phase umfasst neben der Zielanalyse das Klären<br />

der Ressourcen seitens der Schülerin/des Schülers zur Bewältigung der Lernsituation.<br />

Je nach Diagnose und Interpretation der Lernsituation werden Lösungsmöglichkeiten<br />

gesammelt. Auch in diese kreative Phase wird die Schülerin oder der Schüler bestmöglich<br />

einbezogen. Die Lehrperson stellt hier ihr fachliches und fachdidaktisches Wissen und<br />

Können zur Verfügung. Die Lösungsmöglichkeiten werden in einem ersten Teil zusammengetragen,<br />

in einem zweiten Teil auf ihre Realisierbarkeit hin geprüft und bewertet.<br />

Bieten sich verschiedene Lösungsmöglichkeiten an, so ist zu entscheiden, welche gewählt<br />

werden soll. Vorerst werden diese Lösungsmöglichkeiten in der Vorstellung umgesetzt,<br />

Konsequenzen werden abgeschätzt. Dann wird gemeinsam entschieden. In einem weiteren<br />

Schritt planen die Lehrperson und die Schülerin bzw. der Schüler die konkrete<br />

Lösungsstrategie sorgfältig, arbeiten diese aus und setzen sie um. Lernhilfen, welche hinzugezogen<br />

werden, sollen soweit es geht nach dem Selbstkontrollprinzip aufgebaut sein,<br />

so dass die/der Lernende die Lösungen und Lösungswege selber kontrollieren und nachvollziehen<br />

kann. In einer schriftlichen Lernvereinbarung werden die Ziele, das Vorgehen,<br />

die Lernkontrolle und die Termine von der Schülerin oder dem Schüler festgehalten.<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Evaluation und<br />

Reflexion<br />

Die Evaluation dient der bewussten Bewertung und Reflexion der erzielten Lernfortschritte<br />

und -ergebnisse. Dabei entwickelt sich das metakognitive Verständnis und Wissen der<br />

Schülerin oder des Schülers über ihr eigenes Lernen: «Wie, in welchen Schritten und in welcher<br />

Situation lerne ich am besten?» Der Erfolg einer Lernberatung hängt stark von der Lernvereinbarung,<br />

deren Einhaltung und der genauen Evaluation ab.<br />

Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 1<br />

• Pädagogische Diagnostik<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 2<br />

• Gesprächsformen im Unterricht<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />

• Lernvoraussetzungen und Lernverhalten<br />

• Diagnose von Lernverhalten<br />

• Lernhilfen<br />

• Fehlerkultur<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 71


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Beobachtung<br />

Funktionen<br />

und Normen<br />

Literatur<br />

•Bachmair, S. et al. (1999 3 ). Beraten will gelernt sein. Ein praktisches Lehrbuch für<br />

Anfänger und Fortgeschrittene. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.<br />

• Becker, G. E. (1994 5 ). Auswertung und Beurteilung von Unterricht. Weinheim und Basel:<br />

Beltz Verlag.<br />

• Becker, G. E. (1998 8 ). Durchführung von Unterricht. Handlungsorientierte Didaktik Teil<br />

II. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.<br />

• Bohl, T. (2004). Prüfen und Bewerten im Offenen Unterricht. Weinheim und Basel:<br />

Beltz Verlag.<br />

• Keller, G. (1999 5 ). Lehrer helfen lernen. Lernförderung – Lernhilfe – Lernberatung.<br />

Donauwörth: Auer Verlag GmbH.<br />

• Riesen, M. (1994). Lernprozesse begleiten. Zürich: Publikationsreihe der Akademie für<br />

Erwachsenenbildung «Aus der Praxis – für die Praxis», Bericht Nr. 12.<br />

• Thomann, G. (2002). Ausbildung der Ausbildenden. Bern: h.e.p. Verlag AG.<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />

Äussere<br />

Differenzierung Portfolio<br />

Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Notengebung Lernkontrollen<br />

72<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Kopiervorlage<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Name<br />

Kriterienblatt «Lernberatung»<br />

✘ Kriterien<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

1. Die Lehrperson hat sich Freiräume für<br />

die Lernberatung der Schülerinnen und<br />

Schüler eingerichtet.<br />

2. Die Lehrperson legt fest, um welche<br />

Form der Lernberatung es sich handelt<br />

(Einzelfallhilfe, Beurteilungsgespräch<br />

usw.).<br />

3. Das Verhältnis zwischen Lehrperson<br />

und Lernenden ist vertrauensvoll und<br />

es existiert eine verbindliche Feedbackkultur.<br />

4. Die Lehrperson bezieht die Schülerin/<br />

den Schüler in die Prozessgestaltung,<br />

-planung und -umsetzung ein und gibt<br />

so weit es geht die Verantwortung an<br />

die Lernenden ab.<br />

5. Die Lehrperson achtet darauf, dass die<br />

Problemstellung klar definiert und<br />

allen Beteiligten verständlich ist.<br />

6. Die Lehrperson achtet darauf, dass<br />

eine präzise Diagnose der<br />

Lernsituation vorgenommen wird.<br />

7. Die Lehrperson achtet darauf, dass die<br />

Ziele, das Vorgehen, die Termine und<br />

die Lernkontrolle in einer Lernvereinbarung<br />

festgelegt und eingehalten<br />

werden.<br />

8. Die Lehrperson achtet darauf, dass<br />

jeweils eine entsprechende Lernumgebung<br />

eingerichtet ist.<br />

9. Die Lehrperson fördert bei den Schülerinnen<br />

und Schülern das Lernen über<br />

das eigene Lernen.<br />

10. Die Lehrperson ist sich bewusst, dass<br />

sie nicht alle Lernschwierigkeiten<br />

bearbeiten kann und zieht gegebenenfalls<br />

andere Fachpersonen bei.<br />

Tragen Sie die wichtigsten<br />

Erkenntnisse in Bezug auf<br />

die Beobachtungskriterien<br />

hier ein:<br />

Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />

Beobachtung<br />

Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />

Orientierungsarbeiten<br />

Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />

und Normen<br />

Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />

Differenzierung<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 73


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Literatur<br />

• Bachmair, S. et al. (1999 3 ). Beraten will gelernt sein. Ein praktisches Lehrbuch für Anfänger<br />

und Fortgeschrittene. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.<br />

•Barthel, W. (2001). Prüfungen – kein Problem. Weinheim: Beltz.<br />

• Becker, G. E. (2002 7 ). Unterricht auswerten und beurteilen. Weinheim: Beltz.<br />

• Beutel, S.-I. (2000). Lernberichte. Eine Möglichkeit für die <strong>Sekundarstufe</strong>? In: Beutel, S.-I.<br />

& Vollstädt, W. (Hrsg.), Leistung ermitteln und bewerten, S. 74–85. Hamburg: Bergmann<br />

und Helbig.<br />

• Bildungsplanung Zentralschweiz. (2003–2005). Konzept Orientierungsarbeiten, 7. Schuljahr.<br />

Luzern.<br />

• Bohl, T. (2004). Prüfen und Bewerten im Offenen Unterricht. Basel: Beltz.<br />

• Bönsch, M. (2004). Intelligente Unterrichtsstrukturen – eine Einführung in die<br />

Differenzierung. Baltmannsweiler: Schneider.<br />

• Brunner, I., & Schmidinger, E. (2000). Gerecht beurteilen. Portfolio: die Alternative für<br />

die Grundschulpraxis. Linz: Veritas.<br />

• Brunner, I., & Schmidinger, E. (2001). Leistungsbeurteilung in der Praxis. Der Einsatz<br />

von Portfolios im Unterricht der <strong>Sekundarstufe</strong> I. Linz: Veritas.<br />

• Ebbinghaus, M. & Schmidt, J. U. (2002). Prüfungsmethoden und Aufgabenarten. Bielefeld:<br />

Bertelsmann.<br />

• Emer, W. & Lenzen, K.-D. (2005): Projektunterricht gestalten – Schule verändern.<br />

Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.<br />

• Erziehungs- und Kulturdepartement des Kantons Luzern, Gruppe Unterricht (1999). Übertrittsverfahren,<br />

von der Primarschule an die <strong>Sekundarstufe</strong> I und von der Sekundarschule<br />

ans Kurzzeitgymnasium. Luzern.<br />

•Eschenröder, C. (2002 3 ). Selbstsicher in die Prüfung. München: CIP-Medien.<br />

• Gudjons, H. (2000). Prüfungsangst. In: Das Lehrerhandbuch, 2000, Nr. 8, S. 1–18.<br />

• Guldimann, T. & Zutavern, M. (1999). «Das passiert und nicht noch einmal!» Schülerinnen<br />

und Schüler lernen gemeinsam den bewussten Umgang mit Fehlern. In: Althof, A. (Hrsg.),<br />

Fehlerwelten. Vom Fehler machen und Lernen aus Fehlern, S. 233–258. Opladen:<br />

Leske+Budrich.<br />

•Häcker, T. (2004). Portfolio – ein Medium zur Weiterentwicklung von Unterricht?! Haushalt<br />

& Bildung, 81 (3) , 31–40.<br />

•Häcker, T. (2005). Mit der Portfoliomethode den Unterricht verändern. Pädagogik, 57 (3),<br />

S. 13–18.<br />

• Heckhausen, H. (1989). Motivation und Handeln. Berlin: Springer.<br />

• Helmke, A. (2003). Unterrichtsqualität. Erfassen – Bewerten – Verbessern. Seelze:<br />

Kallmeyersche Verlagbuchhandlung.<br />

•Ingenkamp, K. (1997). Lehrbuch der Pädagogischen Diagnostik. Basel: Beltz.<br />

• Jäger, R. S. (2004). Von der Beobachtung zur Notengebung – Ein Lehrbuch. Diagnostik<br />

und Benotung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Mit einem Beitrag von Urban Lissmann.<br />

(5 ed.). Landau: Verlag Empirische Pädagogik.<br />

• Keller, G. (1999 5 ). Lehrer helfen lernen. Lernförderung – Lernhilfe – Lernberatung.<br />

Donauwörth: Auer Verlag GmbH.<br />

• Landwehr, N. (1995). Formen prozessorientierten Prüfens. Aarau: Pädagogische Arbeitsstelle.<br />

•Liese, L. (2003). Prüfungsangst – schulpsychologischer Alltag, schulpsychologische Erfahrung.<br />

In: Das Lehrerhandbuch, 2003, Nr. 25, S. 1–16.<br />

• Nuding, A (1997). Beurteilen durch Beobachten. Hohengehren: Schneider.<br />

• Obrist, W. & Städeli, Ch. (2001). Wer lehrt, prüft. Aktuelle Prüfungsformen konkret. Bern:<br />

h.e.p.<br />

• Oser, F, & Spychiger, M (2005). Lernen ist schmerzhaft. Zur Theorie Negativen Wissens<br />

und zur Praxis der Fehlerkultur. Weinheim und Basel: Beltz.<br />

• Paradies, L. & Linser Hans Jürgen (2001). Differenzieren im Unterricht. Berlin: Cornelsen<br />

Scriptor.<br />

74<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

• Rheinberg, F. (2002). Bezugsnormen und schulische Leistungsbeurteilung. In F. E. Weinert<br />

(Hrsg.), Leistungsmessung in Schulen. Basel: Beltz.<br />

• Sabe (2000). Beurteilen und Fördern im Deutschunterricht. Praktische Modelle für individualisierende<br />

und fördernde Beurteilungsformen. Band 3. Zürich: Sabe.<br />

• Sacher, W. (2000). Tests und Klausuren in der Schule. In: Beutel, S.-I., Vollstädt, W. (Hrsg.),<br />

Leistungen ermitteln und bewerten. Hamburg: Bergmann+Helbig.<br />

• Sacher, W. (2002). Die Notengebung ist unzureichend. In: Winter F., von der Groeben<br />

A., Lenzen K.-D. (Hrsg.), Leistung sehen, fördern, werten, S. 20–27. Bad Heilbrunn: Julius<br />

Klinkardt<br />

• Sacher, W. (2004). Leistungen entwickeln, überprüfen und beurteilen. Bad Heilbrunn:<br />

Julius Klinkhardt.<br />

• Schnabel, K. (1998). Prüfungsangst und Lernen. Münster: Waxmann (S. 1–39).<br />

• Schrader, F. & Helmke, A. (2005). Überprüfte Vermutungen. Training der Diagnosefähigkeiten<br />

von Lehrkräften durch die Nutzung von Vergleichsarbeiten. Friedrich Jahrheft,<br />

2005, S.120–121.<br />

• Spychiger, M. (1999). Wenn Wissen verschwindet wie im Berumda-Dreieck. Teil 1 von<br />

«Auf dem Weg zu einer Fehlerkultur in der Schule. Ein Fernkurs in sieben Teilen». Die<br />

neue Schulpraxis, 69 (10), S. 8–9.<br />

• Thomann, G. (2002). Ausbildung der Ausbildenden. Bern: H.E.P. Verlag AG.<br />

• Vögeli-Mantovani, U. (2003). Klassencockpit und Orientierungsarbeiten im Vergleich –<br />

Ergänzung oder Konkurrenz?. Luzern: Zwischenbericht der Bildungsplanung Zentralschweiz.<br />

•Weigert, E. & Weigert, H. (1993). Schülerbeobachtung. Ein pädagogischer Auftrag. Basel:<br />

Weinheim.<br />

•Winter, F. (2004). Leistungsbewertung. Eine neue Lernkultur braucht einen anderen<br />

Umgang mit den Schülerleistungen. Hohengehren: Schneider Verlag.<br />

Zusätzliche Literatur<br />

• Amt für Volksschulbildung (Hg.) (2003): Weiterentwicklung der <strong>Sekundarstufe</strong> I,<br />

Unterrichtsgestaltung und Erweiterte Beurteilung. Konzeptpapier, Luzern.<br />

• Becker, G.E. (1998 8 ). Durchführung von Unterricht. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.<br />

• Bönsch, M. (2004). Differenzierung in Schule und Unterricht. Ansprüche-Formen-Strategien.<br />

München, Düsseldorf und Stuttgart: Oldenbourg Schulbuchverlag.<br />

• Graumann, C. F. (1977). Grundzüge der Verhaltensbeobachtung. In: C. F. Graumann & H.<br />

Heckhausen (Hrsg.), Pädagogische Psychologie. Reader zum Funk-Kolleg. Frankfurt.<br />

• Hosenfeld, I. (2005). Rezeption – Reflexion – Aktion, Wie lassen sich Lernstandserhebungen<br />

und Vergleichsarbeiten pädagogisch nutzen? Friedrich Jahrheft, 2005, S.112–114.<br />

• Kobi, E.E. (1994). Fehler. Die neue Schulpraxis, 64 (2), S. 5–10.<br />

• Meister, H. (2000). Differenzierung von A–Z. Eine praktische Anleitung für die <strong>Sekundarstufe</strong>.<br />

Stuttgart: Klett.<br />

•Moser, F. & Bucher, M. (2003). Regionale Erarbeitung von Orientierungsarbeiten in der<br />

Volksschule. Luzern: Zwischenbericht der Bildungsplanung Zentralschweiz.<br />

•Moser, U. (2003). Klassencockpit im Kanton Zürich. Universität Zürich: Kompetenzzentrum<br />

für Bildungsevaluation und Leistungsmessung.<br />

• Riesen, M. (1994). Lernprozesse begleiten. Zürich: Publikationsreihe der Akademie für<br />

Erwachsenenbildung «Aus der Praxis – für die Praxis», Bericht Nr. 12.<br />

• Rihm, T. (2004). Portfolio: Baustein einer neuen Lernkultur? Informationsschrift zur<br />

Lehrerbildung, Lehrerfortbildung und pädagogischen Weiterbildung, (67), 13–31 [Online<br />

in Internet URL http://www.ph-heidelberg/org/suschu].<br />

• Spychiger, M. (2003). Fehler als Fenster auf den Lernprozess. journal für lehrerbildung,<br />

2, S. 31–38.<br />

• Strittmatter, A. (2004). Noten sind praktisch – und unprofessionell. Bildung Schweiz, 6, S.<br />

7–10.<br />

• Vögeli-Mantovani, U. (1999). Mehr fördern, weniger auslesen. Zur Entwicklung der schulischen<br />

Beurteilung in der Schweiz. Aarau: Schweizerische Koordinationsstelle für<br />

Bildungsforschung.<br />

•Winter, F. (2004). Leistungsbewertung. Eine neue Lernkultur braucht einen anderen<br />

Umgang mit den Schülerleistungen. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren.<br />

• www.volksschulbildung.ch<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 75


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Anhang<br />

Bearbeitungsformen<br />

Form der Bearbeitung<br />

Antwort/Lösung auswählen<br />

Richtig-/Falschaufgaben<br />

Mehrfachwahlaufgaben<br />

Zuordungsaufgaben<br />

Der/die zu Prüfende muss entscheiden, ob<br />

Aussagen richtig oder falsch sind, es gibt nur<br />

zwei Antwortmöglichkeiten.<br />

Der/die zu Prüfende muss aus verschiedenen<br />

Antwortmöglichkeiten die Richtige auswählen.<br />

In zwei Spalten verschiedene Aussagen; der/die zu<br />

Prüfende muss die Zusammenpassenden einander<br />

zuordnen.<br />

Antwort/Lösung selber produzieren<br />

Vervollständigungs- Der/die zu Prüfende muss die teilweise vorgeaufgaben<br />

gebene Antwort mit einem Wort, einer Zahl<br />

oder einem Satz ergänzen.<br />

Kurzantworten<br />

Freie Bearbeitungsaufgaben<br />

Der/die zu Prüfende antwortet auf eine Frage<br />

mit einem oder wenigen Worten, einer Zahl<br />

oder einem Satz.<br />

Eingeschränkte Bearbeitung<br />

Der/die zu Prüfende verfügt über viele Freiheiten.<br />

Die Aufgabenstellung setzt aber gewisse Grenzen<br />

hinsichtlich Inhalt, Umfang und Form der gewünschten<br />

Antwort (z. B. Kurzfall, Beschreibung eines<br />

Sachverhalts auf maximal einer Seite).<br />

Ausführliche Bearbeitung<br />

Der/die zu Prüfende kann bei der Formulierung der<br />

Antwort alle Fakten miteinbeziehen, die wichtig<br />

bzw. passend sind. Die Aufgabe setzt kaum Grenzen<br />

hinsichtlich Umfang und Form der Antwort<br />

(z.B. Aussatz, umfangreicher Fall, Leserbrief,<br />

Projektarbeit, Diplomarbeit).<br />

Anspruchsniveau<br />

(Schwerpunkt)<br />

Informationen erinnern<br />

Informationen verstehen<br />

Informationen erinnern<br />

Informationen verstehen<br />

Informationen verstehen<br />

Informationen anwenden<br />

Informationen bearbeiten<br />

Informationen bearbeiten<br />

praktisches Handeln<br />

76<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy


;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

Taxonomie der kognitiven Lernziele<br />

K1 Auswendig<br />

können<br />

K2 Verstehen<br />

K3 Gelerntes auf<br />

neue Situationen<br />

übertragen, Transfer<br />

herstellen<br />

K4 Komplexe<br />

Verhältnisse<br />

analysieren<br />

K5 Weiterdenken<br />

K6 Ein Urteil fällen<br />

Fähigkeit, gespeichertes Wissen routinemässig wiederzugeben, ohne zu zeigen, dass dies<br />

auch weiter verarbeitet wurde. Begriffe, Definitionen, Faktenwissen.<br />

Typische Verben: wiedergeben, auswendig können, aufzählen, nennen, reproduzieren...<br />

Sachverhalte nicht nur wiedergeben, sondern begreifen. Inhalte erfassen, in eigenen<br />

Worten darstellen, zusammenfassen, Wesentliches in mündlicher und schriftlicher<br />

Darstellung festhalten. Wissen, wo Einzelheiten nachzuschlagen sind.<br />

Typische Verben: beschreiben, erklären, erläutern, verstehen, nachschlagen, zusammenfassen...<br />

Anwendungssituation ist anders als Lernsituation. Ein Teil vom Gelernten muss modifiziert<br />

werden, um ein Ergebnis zu erhalten.<br />

Typische Verben: vergleichen, ableiten, unterscheiden, übertragen, bestimmen...<br />

Sachverhalte in Teile gliedern, zerlegen oder anhand von Kriterien vergleichen, Kriterien<br />

ermitteln. Widersprüche, Absichten aufdecken. Bestehende Prinzipien und Strukturen<br />

herausfinden.<br />

Typische Verben: analysieren, gliedern, zerlegen, entwerfen, kombinieren...<br />

Verschiedene Wissenselemente zu etwas Neuem zusammenfügen. Originale Pläne,<br />

Strukturen, Schemata entwerfen, entwickeln. Verallgemeinern. Erklärungmuster anwenden.<br />

Etwas konstruieren.<br />

Typische Verben: bemessen, interpretieren, Möglichkeiten entwickeln, schlussfolgern...<br />

Ein grösseres Ganzes, das mehrschichtig oder komplex ist, beurteilen. Das Urteil verlangt<br />

selbstständiges Denken von verschiedenen Gesichtspunkten aus. Eigenständige Meinung,<br />

Aussagen formulieren. Entschlüsse fassen und begründen.<br />

Typische Verben: beurteilen, bewerten, erörtern, argumentieren, entscheiden, kreieren...<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />

yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />

<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 77


9.07/700•LMV-901687

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!