Bausteinheft 5 - Sekundarstufe I
Bausteinheft 5 - Sekundarstufe I
Bausteinheft 5 - Sekundarstufe I
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Studierende/r<br />
Praxislehrperson<br />
Praxisort<br />
Stufe/Klasse<br />
Herausgeberin:<br />
PHZ Luzern<br />
Museggstrasse 37<br />
CH-6004 Luzern<br />
www.luzern.phz.ch<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 5<br />
Herbstsemester LLB S1<br />
Lernergebnisse beurteilen<br />
und Schülerinnen und<br />
Schüler beraten<br />
September 2007
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Inhaltsverzeichnis<br />
Einführung in das Semesterthema 3<br />
Handlungskompetenzen 5<br />
Nutzung der Kriterienblätter 6<br />
U-Bausteine (Unterrichtsbausteine)<br />
Beobachtung 7<br />
Orientierungsarbeiten 14<br />
Funktionen und Normen 20<br />
Lernkontrollen 27<br />
Notengebung 34<br />
Erweiterte Leistungsbeurteilung 40<br />
Portfolio 47<br />
Äussere Differenzierung 54<br />
E-Bausteine (Erziehungsbausteine)<br />
Fehler 58<br />
Prüfungsangst 63<br />
Lernberatung 67<br />
Literatur 74<br />
Anhang 76<br />
Herausgeberin<br />
PHZ Luzern, Museggstrasse 37, 6004 Luzern<br />
Zuständig für inhaltliche Anregungen und Fragen ist:<br />
Herbert Luthiger, herbert.luthiger@phz.ch<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
Rose Sutermeister-Christen<br />
Ueli Ackermann<br />
Jürg Aeppli<br />
Thomas Häcker<br />
Herbert Luthiger<br />
Volker Reinhardt<br />
Thomas Zellweger<br />
Thomas Zschaber Conrad<br />
Michael Zutavern<br />
Gestaltung:<br />
Rüttimann+Haas, Luzern<br />
September 2007
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Einführung in das Semesterthema<br />
Schulisches Lernen zielt vor allem darauf, Lernende auf ein lebenslanges Lernen vorzubereiten.<br />
Lernende müssen heute immer besser dazu in der Lage sein, selbstständig und<br />
eigenverantwortlich zu lernen. Das Semesterthema «Lernergebnisse beurteilen und<br />
Schülerinnen und Schüler beraten» spielt im Hinblick auf die Erreichung dieser Ziele eine<br />
zentrale Rolle. Denn wer sein eigenes Lernen selbst steuern und lebenslang lernen soll,<br />
muss lernen, eigene Leistungen zu erkennen, darzustellen, zu beurteilen und zu bewerten,<br />
um zielorientiert weiterlernen zu können. Die Kompetenz der Leistungs(selbst)beurteilung<br />
wird heute zunehmend als ein eigenes Bildungsziel betrachtet.<br />
Lehrpersonen stellt dies vor erhöhte Anforderungen: Sie müssen Schülerinnen und Schüler<br />
nicht nur beobachten, beurteilen, bewerten und beraten können (4 B’s), sondern gleichzeitig<br />
deren Kompetenzen zur Selbstbeobachtung, Selbstbeurteilung und Lernplanung<br />
fördern. Eine Lernkultur, die beides im Blick behält, ist nur gemeinschaftlich (partizipativ)<br />
in der Zusammenarbeit von Lehrenden und Lernenden zu entwickeln. Sie basiert auf<br />
einem hohen Mass an Klarheit über die Leistungsanforderungen und die Kriterien der<br />
Leistungsbeurteilung (Transparenz). Diese Klarheit kann nur dialogisch erreicht werden,<br />
d.h. es muss zwischen Lehrenden und Lernenden eine Kommunikation über Leistungen<br />
stattfinden.<br />
Die 4 B’s des Semesterthemas «Lernergebnisse beurteilen und Schülerinnen und Schüler<br />
beraten» müssen sich in einer zeitgemässen Lernkultur am Massstab der Transparenz, der<br />
Kommunikation und der Partizipation messen lassen. Sie sind ein Teil einer umfassenderen<br />
pädagogischen Handlungseinheit, d.h. die Leistungsbeurteilung und die Beratung<br />
müssen die weitere Unterrichtsplanung (vgl. auch <strong>Bausteinheft</strong> 4) beeinflussen, um lernförderlich<br />
zu werden. Das folgende Modell, welches Beobachten, Beurteilen, Bewerten und<br />
Beraten als Teil einer umfassenden pädagogischen Handlungseinheit versteht, verdeutlicht<br />
diesen Sachverhalt:<br />
Transparenz<br />
Lern- und Arbeitsprozess<br />
Vorbereitung, Durchführung,<br />
Präsentation/Dokumentation<br />
Prozessberatung,<br />
ggf. Prozessbewertung<br />
Beobachtung<br />
Wahrnehmung und<br />
Beschreibung<br />
Beurteilung, Bewertung<br />
Diagnose, Prüfung und<br />
(vielfältige) Bewertung<br />
Leistungsdokumentation<br />
Partizipation<br />
Unterrichtsplanung<br />
Zielsetzung<br />
Unterrichtskonzeption<br />
Bewertungskonzeption<br />
Konsequenzen<br />
Konsequenzen aus<br />
Diagnose und Beratung<br />
systemische<br />
Unterstützung<br />
Beratung<br />
Lernberatung<br />
Folgerungen<br />
Vereinbarungen<br />
Kommunikation<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester<br />
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Das Semesterthema «Lernergebnisse beurteilen und Schülerinnen und Schüler beraten»<br />
thematisiert und problematisiert einen hoch sensiblen Bereich im Lehrer-Schüler-Verhältnis.<br />
Befragt man Schülerinnen und Schüler, welche Eigenschaften für Lehrerinnen und Lehrer<br />
besonders wichtig sind, so steht oft an erster Stelle der Wunsch nach einer gerechten<br />
Lehrperson – und die Gerechtigkeit einer Lehrerin oder eines Lehrers kommt für Lernende<br />
in besonderer Weise beim Beurteilen und Bewerten zum Ausdruck. Eine transparente<br />
und partizipative Leistungsbeurteilung bzw. eine Kommunikation über Leistungen kann<br />
die Akzeptanz von Beurteilung und Bewertung in der Schule stark erhöhen.<br />
Die 4 B’s strukturieren das Semesterthema und stellen sehr wichtige Anforderungen für<br />
Lehrerinnen und Lehrer dar.<br />
Beobachten heisst, die Lernaktivitäten von Schülerinnen und Schülern gezielt wahrnehmen,<br />
unterstützt durch Beobachtungskriterien.<br />
Beurteilen heisst, Lernleistungen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen von Schülerinnen<br />
und Schülern mit Lernzielen und Kriterien vergleichen.<br />
Bewerten heisst, die Beurteilungsergebnisse mit Hilfe von Bezugsnormen zu messen. Die<br />
Bewertung kann in Worten oder in Ziffern ausgedrückt werden. Bewertungen beruhen<br />
immer auf einem Massstab, der sich nicht aus der Sache selber ergibt, sondern von<br />
Menschen gesetzt wird.<br />
Beraten heisst, aufgrund der Beobachtungen und Beurteilungsergebnisse den weiteren<br />
Lernweg gezielt fördern.<br />
Im Kern geht es darum, Informationen über das Lernen der Schülerinnen und Schüler<br />
zu sammeln, auf handhabbare Aussagen zu verkürzen, miteinander zu vergleichen und<br />
Schlussfolgerungen zu ziehen, für die Lernenden und für den Unterricht. Um diese Aufgabe<br />
zu lösen, sollten Lehrpersonen<br />
• alle vier Aufgaben gleich gewichten – und sich nicht nur aufs Notengeben konzentrieren;<br />
• sich selber an einige Normen halten: möglichst objektiv zu beobachten, Urteile offen zu<br />
fällen, fair zu bewerten und daraus abgeleitet für die Lernenden förderorientierte<br />
Beratung anzubieten;<br />
• die Zirkularität der 4 B’s beachten: Die Beurteilung und die Beratung sind nur so gut wie<br />
die zugrunde liegenden Beobachtungen; die Bewertung setzt ein sachliches Urteil voraus<br />
und bleibt wertlos ohne Beratung.<br />
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Handlungskompetenzen<br />
Jeder Baustein baut eine Handlungskompetenz auf oder entwickelt sie weiter. Dabei wird<br />
auf Tätigkeiten Bezug genommen, welche die zukünftigen Lehrpersonen mit den<br />
Lernenden ausführen können müssen. Die Handlungskompetenzen sind so formuliert,<br />
dass sie einen überprüfbaren Lernfortschritt der Studierenden ermöglichen.<br />
Handlungskompetenzen<br />
Beobachtung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Funktion und<br />
Normen<br />
Lernkontrollen<br />
Notengebung<br />
Erweiterte<br />
Beurteilung<br />
Portfolio<br />
Äussere<br />
Differenzierung<br />
Fehler<br />
Prüfungsangst<br />
Lernberatung<br />
Die Studierenden kennen Formen der Beobachtung sowie einige gängige Einflussfaktoren<br />
und können Beobachtungen auf den jeweiligen Personen-, Situationen- und Merkmalsraum<br />
hin relativieren. Sie sind in der Lage, Beobachtungen auf unterschiedliche Weise zu dokumentieren.<br />
Die Studierenden kennen den Unterschied zwischen dem Konzept der Orientierungsarbeiten<br />
und demjenigen von Vergleichsarbeiten. Sie sind in der Lage, Orientierungsarbeiten<br />
richtig einzusetzen und aufgrund der Leistungsprofile für einen Schüler bzw.<br />
für eine Schülerin einen Förderplan zu erstellen.<br />
Die Studierenden kennen drei für die Leistungsbeurteilung relevante Funktionen und<br />
sind fähig zu begründen, weshalb die Transparenz bezüglich der jeweiligen Beurteilungsfunktion<br />
wichtig ist. Sie sind fähig, unterschiedliche Bezugsnormen für Beurteilungsprozesse<br />
(Verhaltens- und Leistungsbereich) zu berücksichtigen und sind sich der<br />
Problematik von an der sozialen Norm orientierten Benotungsmodellen bewusst.<br />
Die Studierenden kennen die Anforderungen an Lernkontrollen und können formative und<br />
summative Lernkontrollen erstellen.<br />
Die Studierenden sind sich des Bewertungsproblems bewusst und können in einem sachlich<br />
orientierten Bewertungsmodell eine Benotungsskala anlegen.<br />
Die Studierenden kennen neben den klassischen Beurteilungskonzepten erweiterte<br />
Formen der Leistungsbeurteilung. Sie sind in der Lage, Lehr- und Lernprozesse so zu<br />
organisieren, dass sie diese erweiterten Beurteilungsformen in unterschiedlichen Situationen<br />
des Unterrichts einsetzen können.<br />
Die Studierenden können die Notwendigkeit, zwischen Leistungsfeststellung und<br />
Leistungsdarstellung zu unterscheiden und aus verschiedenen Perspektiven begründen.<br />
Sie können verschiedene Portfolioarten an Hand von Kriterien unterscheiden und kennen<br />
die Phasen eines Portfolioprozesses.<br />
Die Studierenden kennen die Organisation der <strong>Sekundarstufe</strong> I in der Zentralschweiz<br />
und die Verfahren der Übergänge innerhalb der <strong>Sekundarstufe</strong> I, des Übertritts in das<br />
Kurzzeitgymnasium oder in eine Lehre.<br />
Die Studierenden können auf Fehler so reagieren, dass das Lernpotenzial des Fehlers<br />
genutzt wird und bei den Lernenden der Prozess des Weiterlernens gefördert bzw. stimuliert<br />
wird. Sie sind in der Lage, unterschiedliche Ursachen für Fehler zu bestimmen (pädagogisch-didaktisch<br />
orientierte Fehlersystematik) und mit Schülerfehlern auf dem Hintergrund<br />
eines positiven Klimas mit Fehlern umzugehen.<br />
Die Studierenden erkennen, dass Prüfungsangst für Schülerinnen und Schüler eine<br />
grosse Belastung sein kann. Sie verfügen über die Kenntnisse verschiedener Erklärungsansätze<br />
und können ausserdem Hilfestellungen anbieten.<br />
Die Studierenden wissen, wann es angebracht ist, eine Lernberatung mit einer Schülerin<br />
oder einem Schüler durchzuführen. Sie können eine Lernberatung planen und durchführen<br />
und berücksichtigen dabei die elementaren Phasen des Lernberatungsprozesses.<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 5
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Nutzung der Kriterienblätter<br />
Das Kriterienblatt gehört zu jedem Baustein und bildet die normative Basis zum Aufbau<br />
der Handlungskompetenz. Die Kriterien sollen den Studierenden helfen, ihre Aufmerksamkeit<br />
auf wesentliche Aspekte des Umsetzens eines Bausteins zu lenken und darüber<br />
Rückmeldung zu erhalten. Anhand der Kriterien ist es möglich, bei den Studierenden die<br />
entsprechenden Strukturen aufzubauen respektive zu fördern (formative Funktion) und<br />
anschliessend detailliert statt pauschal zu bestimmen, inwiefern über die entsprechenden<br />
Kompetenzen verfügt wird (summative Funktion).<br />
Vorgehen<br />
Vorbereitung<br />
Auswertung<br />
Persönliche<br />
Lernziele<br />
Am einfachsten ist es, wenn bereits bei der Festlegung des zentralen Bausteins das entsprechende<br />
Kriterienblatt verwendet wird. Zusammen mit dem Vorbesprechen der<br />
Unterrichtsplanung erfolgt eine Auswahl aus der Liste der Kriterien. Diese gilt es mit passenden<br />
Methoden zu beobachten (Situationsschilderung, Strichlisten, Wortprotokoll usw.).<br />
Beobachtungen werden schriftlich festgehalten. Es können auch ausgewählte Eindrücke<br />
in der dafür vorgesehenen Spalte notiert werden. Es wird keinesfalls der Anspruch erhoben,<br />
dass bei einem Beobachtungsanlass alle Kriterien eines Bausteins berücksichtigt<br />
werden, im Gegenteil, es sollen Schwerpunkte gesetzt werden. Es können auch Kriterien<br />
verschiedener Bausteine zum Thema der Beobachtungen gemacht werden.<br />
Die Beobachtungen können von zwei Beobachtern sowohl unter den gleichen als auch<br />
arbeitsteilig unter verschiedenen Kriterien erfolgen. Es gilt, die Anwesenheit von mindestens<br />
zwei Beobachtern sinnvoll in den Dienst der Ausbildung des Handelnden zu stellen!<br />
Anschliessend an die Durchführung kommen in der Unterrichtsbesprechung die<br />
Beobachtungen der beteiligten Personen zur Sprache. Im Dialog werden die Situationen<br />
erläutert, mit Hilfe der Kriterien interpretiert und gewichtet. Von Interesse sind sowohl<br />
Differenzen der Wahrnehmung als auch gleiche Sichtweisen. Sie dienen dem Aufbau<br />
einer Handlungsstruktur des entsprechenden Bausteins, weil sie das Verständnis klären,<br />
worum es geht, also Urteilsfähigkeit aufbauen.<br />
Abschliessend werden zusammenfassend die Erkenntnisse und auch Konsequenzen<br />
schriftlich notiert. Dazu gehört auch eine Qualifizierung, inwiefern das ausgewählte<br />
Handlungskriterium erfüllt wurde und wo weiter geübt werden muss. Am Ende jeder<br />
Ausbildungseinheit (z.B. Praktikum, Semester) erfolgt anhand der ausgefüllten Kriterienblätter<br />
ein Rückblick in Form einer Standortbestimmung. Deshalb sind die Notizen sorgfältig<br />
abzulegen. Die Studierenden sollten jede Gelegenheit nutzen, um an ihrer berufspraktischen<br />
Kompetenzentwicklung zu arbeiten: sowohl in den Praktika als auch an der PHZ.<br />
Varianten<br />
1. Man kann Studierende auch die Lektion einer Praxislehrperson nach ausgewählten<br />
Kriterien beobachten lassen und diese Beobachtungen besprechen. Der Gewinn liegt<br />
darin, dass die Studierenden dabei erkennen, wie ein bestimmtes Kriterium gemeint ist und<br />
Urteilsfähigkeit entwickeln. Es ist selbstverständlich kein Problem, wenn das Kriterium<br />
bei der Praxislehrperson nicht perfekt realisiert ist. Wichtig ist der für die Studierenden resultierende<br />
Lernertrag.<br />
2. Studierende können nach ihrer eigenen Lektion versuchen, eine Selbsteinschätzung nach<br />
den ausgewählten Kriterien vorzunehmen und diese erst dann mit den Fremdeinschätzungen<br />
der Beobachter vergleichen. Auch dies ist förderlich für die Reflexion.<br />
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Beobachtung<br />
Worum geht es?<br />
Beobachten<br />
✘<br />
Beurteilen Bewerten Beraten<br />
Beobachtung<br />
Beschreibung<br />
T. Siegrist, Lehrperson an einer ersten Oberstufe, hat mit ihrer Klasse besprochen, welche<br />
Aufgaben im Rahmen eines mehrwöchigen Projektes zu bearbeiten und welche Leistungen<br />
dabei zu zeigen und zu bewerten sind. Es wird vereinbart, dass am Ende die Präsentation<br />
und das Produkt (ein Lernplakat und eine individuelle Dokumentation) bewertet werden<br />
sollen. Am Präsentationstag beobachtet T. Siegrist die Präsentationen, indem sie einen<br />
gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern entwickelten Beobachtungsbogen verwendet<br />
und beobachtbare Verhaltensweisen während der Präsentation im Beobachtungsbogen<br />
festhält. Die beschriebenen Verhaltensweisen werden anschliessend in einen<br />
Bewertungsmassstab eingeordnet und damit bewertet.<br />
Jede Lehrperson ist im Schulalltag permanent auf Alltagsbeobachtungen angewiesen, um<br />
sich im Klassenzimmer überhaupt orientieren und pädagogisch handeln zu können. Sie<br />
verfügt dabei – auch wenn sie nie an einer speziellen Ausbildung oder einem Training teilgenommen<br />
hat – über eine Reihe von diagnostischen Fertigkeiten des Beobachtens, des<br />
Beurteilens und des Bewertens. Dazu folgendes Beispiel: Ein Lehrer wird im Pausenhof<br />
während eines Gesprächs mit einem Kollegen plötzlich von einem Sekundarschüler angerempelt<br />
und fast umgeworfen. Er reagiert darauf, indem er den vermeintlichen Übeltäter<br />
sofort packt, in anschreit und eine Bestrafung ankündigt. Auf die nachträglich gestellte Frage<br />
seines Kollegen, warum er so heftig reagiert hat und streng war, gibt er folgende Antwort:<br />
«Viele Schüler benehmen sich doch heute auf dem Schulplatz sowieso wie kleine Kinder,<br />
sind rücksichtslos und unaufmerksam. Manche wollen die Lehrer doch nur durch aggressives<br />
Verhalten provozieren – oder? Ausserdem hätte der Schüler mich zu Boden werfen<br />
können. Man darf sich so etwas einfach nicht bieten lassen, weil sonst solche Jugendliche<br />
in ihrem Übermut glauben, sie könnten einem künftig auf dem Kopf rumtanzen.» Es ist sehr<br />
unwahrscheinlich, dass dem Lehrer alle diese (nachträglich geäusserten) Gedanken blitzartig<br />
durch den Kopf schossen, bevor er auf die vermeintliche Provokation reagierte.<br />
Wahrscheinlicher ist es, dass der betroffene Lehrer um seine Autorität fürchtet. Mit Sicherheit<br />
hatte er nicht geprüft, ob der Schüler tatsächlich provozieren wollte oder ob er z.B. lediglich<br />
gestolpert war oder ihn ein anderer Schüler gestossen hatte.<br />
Wir sind im Alltag sehr schnell darin, solche allgemeinen Aussagen zu treffen, ein Urteil<br />
zu fällen, das aber nicht immer gerechtfertigt ist. Die Erfahrung mit Alltagsbeobachtungen<br />
legen uns nahe, dass die Wahrnehmung und das daraus resultierende Urteil mit mehr<br />
oder minder grossen Fehlern behaftet ist. Wahrnehmung ist nie ein Vorgang, bei dem<br />
wir neutral etwas «an sich» wahrnehmen. Unsere Wahrnehmung ist immer durch verschiedene<br />
physische, psychische und soziale Einflüsse gefärbt. Wir strukturieren unsere<br />
Wahrnehmung vor allem nach vier Gesichtspunkten (nach Ingenkamp, 1997):<br />
(1) Selektion. Die Selektion findet statt, wenn wir aus der Fülle der vorhandenen Reize diejenigen<br />
auswählen, die unserer Erwartung und unseren Bedürfnissen entsprechen.<br />
(2) Organisation.Bei der Organisation strukturieren wir die Wahrnehmungsreize so um, dass<br />
sie zu gewissen Persönlichkeitstheorien (oder Annahmen und Vorstellungen) oder Stereotypen,<br />
die wir haben, passen.<br />
(3) Akzentuierung. In der Akzentuierung verleihen wir bestimmten Reizen besonderes<br />
Gewicht, während wir andere unterdrücken.<br />
(4) Fixierung. Durch die Fixierung geben wir einer Tendenz nach, die sich gegen Veränderung<br />
wehrt und einmal gewonnene Eindrücke auch dann auf neue Wahrnehmungsreize<br />
überträgt, wenn sie nicht dazu passen.<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 7
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Definition<br />
Beobachtung<br />
Geplante<br />
Beobachtung<br />
Gelegenheitsbeobachtungen<br />
Beobachtungsgegenstand<br />
Diese vier Faktoren wirken in jedem Wahrnehmungs- und Urteilsvorgang, auch in den<br />
schulischen Beurteilungen, zusammen. Dabei erfährt dieses Zusammenwirken eine ganz<br />
persönliche Färbung gemäss den gemachten Erfahrungen und Einstellungen.<br />
Eine zweite wichtige Erkenntnis lässt sich festhalten: Wahrnehmung und anschliessende<br />
Schlussfolgerung erfolgen nicht in einem Schritt, sondern sind Teile eines Prozesses.<br />
Dieser Prozess entspricht einem Wahrnehmungs- und Urteilsprozess. Damit dieser Vorgang<br />
der Urteilsbildung stattfinden kann, muss man sich vorstellen, dass von der Beobachtung<br />
bis zum Urteil unterschiedliche Schritte vollzogen werden müssen (siehe unten).<br />
Als Nächstes soll geklärt werden, was unter dem Begriff «Beobachtung» verstanden wird<br />
und wie sich das Beobachten von der Wahrnehmung abgrenzen lässt:<br />
Die absichtliche, aufmerksam-selektive Art des Wahrnehmens, die ganz bestimmte Aspekte/<br />
Merkmale – auf Kosten von anderen – beachtet, nennen wir Beobachtung. Gegenüber dem<br />
üblichen Wahrnehmen ist das beobachtete Verhalten planvoller. Von vornherein ist die<br />
Beobachtung auf die Möglichkeit der Auswertung (qualitativ und/oder quantitativ) gerichtet.<br />
Was leistet nun die Beobachtung im schulischen Kontext? Unterrichten und Erziehen ist<br />
ohne zu beobachten schlichtweg unmöglich. Allerdings bestehen in der Art, wie<br />
Lehrpersonen Schülerinnen und Schüler in ihrer Auseinandersetzung mit Aufgaben beobachten,<br />
graduelle Unterschiede: Es kann zwischen Gelegenheitsbeobachtung und geplanter<br />
Beobachtung unterschieden werden:<br />
Diese Art der Beobachtung gehört in den vorwissenschaftlichen Bereich und wird in<br />
freier Form, eher spontan als planmässig durchgeführt. Dadurch lassen sich über einen<br />
Schüler, über eine Schülerin oder eine Lerngruppe erste Eindrücke gewinnen. Das ist<br />
legitim und erleichtert den Umgang miteinander, darf aber nicht als Grundlage einer<br />
Beurteilung gesehen werden. Diese ersten Eindrücke bedürfen einer Ergänzung und<br />
gegebenenfalls einer Revision durch gezielte Beobachtungen. Solche ersten Eindrücke<br />
haben insofern einen hohen Wert, als sie uns Inhalte und Ziele geplanter Beobachtung aufzeigen<br />
können.<br />
Geplante Beobachtungen sind an Zielsetzungen und Kriterien gebunden. Aufgrund der<br />
Forderung nach Planmässigkeit und Zielgerichtetheit beinhaltet der Beobachtungsprozess<br />
folgende Aspekte:<br />
1. Beobachtungsgegenstand: Beobachtungen beziehen sich auf einen «Gegenstand». Im<br />
schulischen Kontext sind dies in der Regel Personen, es können aber auch Gegenstände<br />
(z.B. Einrichtungen in einem Klassenzimmer), Institutionen (z.B. Schule) oder<br />
Situationen (z.B. Lernsituation) sein.<br />
2. Beobachtung: Es muss bestimmt werden, worauf bei den ausgewählten Verhaltensausschnitten<br />
zu achten ist (wie beobachtet werden soll " Beobachtungshilfen) und<br />
wann beobachtet werden soll.<br />
3. Registrierung: Die Beobachtungen müssen aufgezeichnet werden.<br />
4. Urteil: Aus den Aufzeichnungen müssen Rückschlüsse gezogen werden können. Das<br />
Urteil schliesst den Prozess ab.<br />
Auf einige Aspekte, die bei der geplanten Beobachtung wichtig sind, wird nachfolgend<br />
näher eingegangen:<br />
Es muss festgelegt werden, welcher Gegenstand/welche Inhalte zu beobachten sind. Die<br />
gezielte Beobachtung ist immer erst im Hinblick auf eine bestimmte Fragestellung bedeutsam.<br />
So könnten z.B. etwa Unterrichtsstörungen einzelner Schülerinnen und Schüler<br />
analysiert werden: In welchen Situationen und unter welchen Bedingungen treten solche<br />
Störungen auf? Wodurch werden sie aufrechterhalten?<br />
8<br />
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Methoden<br />
Mögliche inhaltliche Schwerpunkte der Beobachtung:<br />
• Soziales Verhalten (verantwortungsvolles, hilfsbereites, kooperatives, sensibles, kommunikatives,<br />
kooperatives Verhalten, Konfliktverhalten)<br />
• Interessen<br />
• Fähigkeiten, Fertigkeiten (Lern- und Leistungsfähigkeit, kreatives Verhalten und intuitives<br />
Denken, kritisches Denken und Urteilen)<br />
• Arbeitsverhalten (Aufgabenverständnis, Aufmerksamkeit, Konzentration, Anstrengungsbereitschaft,<br />
Ausdauer, Arbeitsplanung, Arbeitstempo, Arbeitsausführung, selbstständiges,<br />
selbstgesteuertes Verhalten)<br />
• Emotionale Widerstände (Schul-, prüfungsängstliches Verhalten; schulverdrossenes, apathisches<br />
Verhalten; aggressives Verhalten)<br />
• usw.<br />
Beim Versuch, Lernprozesse der Beobachtung zugänglich zu machen, tauchen Probleme<br />
auf: Viele Lernprozesse sind der Beobachtung nicht zugänglich und werden nur innerlich<br />
bzw. gedanklich vollzogen. Allenfalls besitzen sie schwache äussere Komponenten, indem<br />
beispielsweise eine nachdenkende Schülerin nach oben in die Ferne schaut. Damit die<br />
Lehrperson trotzdem mehr über den Lernprozess von Schülerinnen und Schülern erfahren<br />
kann, werden in der Praxis Massnahmen ergriffen, die über die Methode der Beobachtung<br />
hinausgehen: Die Lehrperson fragt beispielsweise nach und lässt sich erklären, wie<br />
ein Schüler bzw. eine Schülerin vorgegangen ist («Was machst du jetzt?», «Warum machst<br />
du das?», «Wie gehst du weiter?»). Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass Lernende dazu<br />
aufgefordert werden, «laut zu denken», um daraus erschliessen zu können, wie Lernende<br />
bei der Lösung einer Aufgabe vorgegangen sind.<br />
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie diagnostische Informationen über Schüler und<br />
Schülerinnen gewonnen werden können. Neben schriftlichen Arbeiten sind mündliche<br />
Prüfungen, Fragebogen, Interviews, Handlungsprodukte, Gespräche sowie die Methode<br />
des Beobachtens einsetzbar. Das Beobachten bildet für Lehrpersonen eine wichtige<br />
Methode, wie man über eine Klasse, über einzelne Schüler und Schülerinnen (Einzelfallbeobachtung)<br />
oder über sich selbst mehr erfahren kann. Durch das Beobachten kann<br />
eine Lehrperson Schülerinnen und Schüler besser beurteilen und beraten sowie die Lehrund<br />
Lernprozesse in ihrem Unterricht steuern. Gerade bei der Freiarbeit, im projektorientierten<br />
Unterricht oder in Gruppenprozessen spielt die Beobachtungskompetenz der<br />
Lehrperson eine wichtige Rolle.<br />
Falls beim Beobachten Schwierigkeiten auftauchen, weil sich eine Lehrperson in einer<br />
Doppelrolle als Beobachtende und Unterrichtende befindet oder weil eine für die<br />
Beobachtung notwendige Distanz zum Unterrichtsgeschehen schwierig zu wahren ist,<br />
kann mit Hilfe eines aussen stehenden Beobachters eine unvoreingenommene Wahrnehmung<br />
des Geschehens ermöglicht werden. Bei der Wahl eines aussen stehenden<br />
Beobachters (z.B. kollegiale Hospitation) sollte die Lehrperson eine Person wählen, der<br />
sie vertraut und die über ein gewisses Mass an Beobachtungskompetenz verfügt.<br />
Aus pädagogischer Sicht kann es sinnvoll sein, wenn bei Beobachtungen die Zielsetzungen<br />
und Kriterien nicht nur der Lehrperson bekannt sind, sondern mit allen Beteiligten besprochen<br />
werden. In diesem Fall wird der Beobachtungsanlass transparent; die Beobachtenden<br />
sind nicht bloss Objekte, die den Beobachtungen der Lehrperson ausgeliefert sind.<br />
Auch wenn die Beobachtung des Schülerhandelns durch Lehrende im Zentrum dieses<br />
Bausteins steht, darf nicht vergessen werden, dass daneben noch andere Formen der<br />
Beobachtung von Lern- und Leistungsprozessen möglich sind:<br />
1 Die wechselseitige Beobachtung von Schülerinnen bzw. Schülern. Einzelne Schülerinnen<br />
und Schüler konzentrieren sich während dem Lernprozess auf das Beobachten. Eine<br />
mögliche Beobachtungs- (und anschliessende Reflexions-)aufgabe, bei welcher sich<br />
die Schülerinnen und Schüler beobachten, könnte wie folgt aussehen: «Beobachte bitte<br />
deinen Lernpartner, wie er bei der Aufgabenbearbeitung vorgeht. Befrage ihn danach,<br />
welche Überlegungen er angestellt hat. Fasse deine Eindrücke zusammen und teile<br />
sie deinem Lernpartner mit.»<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 9
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Beobachtungskriterien<br />
Beobachtungshilfen<br />
2 Selbstbeobachtung. Bei der Selbstbeobachtung sollen sich Schülerinnen bzw. Schüler<br />
im Lernprozess selber beobachten und ihre Erfahrungen reflektieren und diese z.B.<br />
in einem Lernjournal festhalten.<br />
Es muss bestimmt werden, wie das Beobachtete beschrieben werden soll. In der Praxis<br />
werden von Lehrpersonen manchmal Beobachtung und Interpretation bzw. Beobachtung<br />
und Bewertung vermischt. Es ist jedoch entscheidend, dass Lehrpersonen Beschreibung<br />
und Bewertung bewusst unterscheiden und auseinander halten können.<br />
Zur Formulierung von Beobachtungskriterien sowie zur bewussten Gestaltung der Übergänge<br />
von Beobachtungs- zu Beschreibungs- und Bewertungsphasen ist der Begriff der<br />
Inferenz (Schlussfolgern) wichtig. Nach Bohl (2004) ist dabei zwischen niedriger und<br />
hoher Inferenz zu unterscheiden:<br />
Niedrige Inferenz. Eine niedrige Inferenz liegt vor, wenn im Rahmen einer Beobachtung<br />
eine bestimmte Situation oder Verhaltensweise beschrieben wird, z.B. der Schüler sagt: «Ich<br />
stelle nun den Ablauf der Präsentation vor.»<br />
Hohe Inferenz. Eine hohe Inferenz liegt dann vor, wenn die beobachtende Lehrperson<br />
aus einer oder mehreren kleinen Situationen auf einen grösseren Zusammenhang schliesst,<br />
z.B. indem die Lehrperson festhält: «Der Schüler hat eine hohe Präsentationskompetenz.»<br />
Von grosser Bedeutung ist somit, mit welchem Grad der Konkretheit Beobachtungs- und<br />
Beurteilungskriterien formuliert sind. Je konkreter (niedriger inferent) Kriterien sind, desto<br />
eher können sie beobachtet werden. Abstrakte und allgemein formulierte (hoch inferente)<br />
Kriterien sind nicht unmittelbar beobachtbar, sie geben jedoch eine zusammenfassende<br />
Auskunft z.B. über eine bestimmte Kompetenz. Dieser Vorgang driftet stärker in<br />
Richtung Bewertung und Beurteilung. Dies soll mit der folgenden Abbildung verdeutlicht<br />
werden:<br />
Beurteilen<br />
(«Der Schüler hat eine hohe<br />
Präsentationskompetenz.»)<br />
(«Der Schüler hat Blickkontakt<br />
mit dem Publikum.»)<br />
Beschreiben<br />
(«Der Schüler hat einen<br />
Satz nochmals wiederholt,<br />
als er gesehen hat, dass<br />
ihn seine Kolleginnen und<br />
Kollegen fragend angesehen<br />
haben.»)<br />
hohe Inferenz<br />
(abstrahierend)<br />
niedrige Inferenz<br />
(konkrete Situationen<br />
und Indikatoren)<br />
Nach Bohl (2004) ist eine Beurteilung dann problematisch, wenn sie sich nicht auf mehrere<br />
konkrete Situationen oder hieraus gebündelte Zwischeneinschätzungen zurückführen<br />
lässt (mittlere und unterste Ebene in der Abbildung). Deshalb sollte seiner Ansicht<br />
nach in Beratungsgesprächen oder in verbalen Beurteilungen der Vorgang des Schlussfolgerns<br />
genau belegt werden können, d.h. die konkreten Situationen und Indikatoren<br />
angeführt werden, so dass er auch für Dritte (Schülerinnen und Schüler, Eltern) nachvollziehbar<br />
wird. Somit sollten an die Stelle eines hoch inferenten Eigenschaftsurteils möglichst<br />
viele Einschätzungen aus der konkreten Beobachtung von Verhalten in bestimmten<br />
Situationen treten. Dieser Weg ist unverzichtbar, wenn man die Objektivität, Zuverlässigkeit<br />
und Gültigkeit von Beobachtungen erhöhen will.<br />
Gewisse Lehrpersonen kommen durch unkontrollierte Beobachtungen und Eindrücke zu<br />
ihren mündlichen Noten. Wie zuvor erwähnt, sollten diese jedoch nachvollziehbar begründet<br />
und belegt werden können. Gerade bei der Beobachtung von offenem Unterricht ist<br />
eine unkontrollierte Beobachtung nicht geeignet, um zu einer Bewertung der Leistung<br />
zu kommen. Eine Möglichkeit, die Beobachtungen zuverlässiger und gültiger zu erfassen,<br />
besteht darin, einen Beobachtungsbogen einzusetzen. Solche Merkmalsbogen zur<br />
10<br />
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Registrierung<br />
Lernsituation<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an den<br />
Praxisschulen<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an<br />
der PHZ<br />
Schülerbeobachtung haben zwar nur wenig Verbreitung gefunden. Dies kann einerseits<br />
darauf zurückgeführt werden, dass Unkenntnis darüber besteht, dass es solche Hilfen<br />
gibt, andererseits dürften Lehrpersonen angesichts ihrer pädagogischen Aufgaben eine<br />
zu grosse Belastung im Einsatz solcher Methoden sehen. Um Beobachtungen jedoch<br />
zuverlässiger und gültiger zu gestalten, ist dies der richtige Weg. Ein Beobachtungsbogen<br />
ist nur brauchbar und wird dann eingesetzt werden, wenn er im Unterrichts- und Arbeitsalltag<br />
gut anwendbar ist. Dies hängt u.a. von der Formulierung der einzelnen Beobachtungskriterien<br />
ab. Diese Kriterien sollten über beobachtbare oder überprüfbare Indikatoren<br />
konkretisiert werden. Bohl (2004) führt für den offenen Unterricht als Beispiel folgendes<br />
Lernziel auf: «Der Schüler/die Schülerin ist in der Lage, den Hellraum-Projektor gezielt<br />
einzusetzen.» Wer beobachten will, ob dieses Ziel wirklich erreicht wurde, muss erst einmal<br />
festlegen, woran dies zu erkennen ist, d.h. ein Beobachter muss Merkmale bzw.<br />
Kategorien für seine Beobachtung bestimmen. Von der Genauigkeit und Sorgfalt, mit der<br />
Merkmale bzw. Kategorien und Kriterien beschrieben werden, hängt die Güte der Beobachtung<br />
in hohem Masse ab. Werden die Kriterien zu allgemein formuliert (z.B. «… kann<br />
Medien gezielt einsetzen») oder zu konkret (z.B. «… kann beim Hellraum-Projektor Schärfe<br />
einstellen»), dann ist das Kriterium wie im ersten Fall nicht beobachtbar oder wie im<br />
zweiten Fall zu wenig aussagekräftig. Für das Ziel «Der Schüler/die Schülerin ist in der Lage,<br />
den Hellraum-Projektor gezielt einzusetzen» lassen sich z.B. drei Kategorien unterscheiden:<br />
• Gestaltung der eingesetzten Folien (mögliche Indikatoren: Lesbarkeit, Übersicht, Aussagekraft,<br />
Einsatz von Symbolen, Farben, Strukturierungshilfen, kreative Elemente).<br />
•Einsatz der Folien (mögliche Indikatoren; sinnvolles Abdecken, Lesbarkeit und Schärfe<br />
überprüfen, Einsatz im Präsentationsverlauf).<br />
• Bezug zum Thema.<br />
Wenn nicht das Vorkommen eines Merkmals registriert werden soll (Strichliste), sondern<br />
eingestuft werden soll, in welchem Grad ein Merkmal oder eine Eigenschaft vorhanden<br />
ist, werden Schätzskalen (Ratingskalen) eingesetzt. Oft sind dabei hoch inferente Urteile<br />
abzugeben. Beispiel für ein hoch inferentes Urteil: «Wie interessiert ist der Schüler am<br />
Unterricht?» (Skaleneinteilung: gar nicht interessiert – kaum interessiert – etwas interessiert<br />
– sehr interessiert – brennend interessiert). Bei solchen hoch inferenten Schätzskalen ist<br />
es den Beobachtern meist überlassen, was diese unter dem einzuschätzenden Urteil verstehen.<br />
So dürften Lehrpersonen unter «Interesse am Unterricht» verschiedenes verstehen.<br />
Um die Objektivität, Zuverlässigkeit und Gültigkeit von Beobachtungen zu erhöhen,<br />
ist es jedoch unverzichtbar, wenn an die Stelle von hoch inferenten Urteilen konkrete<br />
Beobachtungen von Verhalten treten.<br />
Die Beobachtungen können in einem Karteikartensystem, in einem pädagogischen Tagebuch,<br />
in einem Merkmalsbogen etc. festgehalten werden. Audiovisuelle Hilfsmittel (wie<br />
z.B. Fotoapparat, Tonband oder Videokamera) können die Prozessabläufe dauerhaft festhalten<br />
und können die Lehrperson während des Unterrichts entlasten. Die Auswertung des<br />
Datenmaterials ist jedoch recht zeitintensiv und erfordert ein ausgearbeitetes Kategoriensystem.<br />
•Zu einem Beobachtungsschwerpunkt einen Beobachtungsbogen entwickeln<br />
•Eine Unterrichtslektion im Hinblick auf eine bestimmte Fragestellung beobachten<br />
• Die eigene Beobachtung mit derjenigen der Praxislehrperson bzw. der Tandempartner/in<br />
vergleichen<br />
• usw.<br />
•Eine Unterrichtslektion im Hinblick auf eine bestimmte Fragestellung beobachten<br />
•Zu einem Beobachtungsschwerpunkt einen Beobachtungsbogen entwickeln<br />
•Die eigenen Beobachtungen einer Unterrichtseinheit mit den Beobachtungen von anderen<br />
vergleichen<br />
• usw.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 11
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Vorgehen<br />
Beobachtungsfrage<br />
Minimalprogramm zur Beobachtung des Schülerverhaltens<br />
Ein Minimalprogramm, das nach Ingenkamp (1997) für jede Lehrperson zumutbar ist,<br />
könnte wie folgt aussehen:<br />
Auswahl der Beobachtungsfrage, die einer wichtigen Beurteilungsaufgaben entsprechen<br />
sollte, z.B. vor der Berufsfindung: Wer zeigt besondere manuelle Geschicklichkeit im<br />
Umgang mit Handwerkzeugen?<br />
Auswahl der Situationen, in denen das Verhalten beobachtet werden kann, z.B. Anfertigung<br />
eines Vogelhäuschens im Werkunterricht.<br />
Auswahl und Kategorisierung der Indikatoren für den zu beobachtenden Verhaltensbereich:<br />
Was kann als manuell geschicktes Verhalten in dieser Situation gelten?<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Beobachtungssituationen<br />
Beobachtungsindikatoren<br />
Beobachtungsphasen<br />
Reflexion<br />
Registrierung<br />
Festlegen, welche Schülerinnen und Schüler in welchem Zeitabschnitt beobachtet werden<br />
sollen.<br />
Reflexion, welche Beobachtungsfehler auftreten könnten, und Überlegungen, wie man<br />
ihnen ausweichen könnte.<br />
Vorbereitung zur Eintragung der Beobachtungsergebnisse unmittelbar im Anschluss an<br />
die Beobachtung.<br />
Nach Ingenkamp (1997) werden die Beobachtungsergebnisse von Lehrpersonen, wenn sie<br />
ihre Beobachtung nicht in dieser oben aufgeführten oder ähnlichen Form planen, sondern<br />
sich nur auf naive und anekdotische Beobachtung verlassen, wenig objektiv und gültig sein.<br />
Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Literatur<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 1<br />
• Unterrichtsbeobachtung<br />
• Pädagogische Diagnostik<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />
• Diagnose von Lernverhalten<br />
• Bohl, T. (2004). Prüfen und Bewerten im Offenen Unterricht. Basel: Beltz.<br />
• Graumann, C. F. (1977). Grundzüge der Verhaltensbeobachtung. In: C. F. Graumann &<br />
H. Heckhausen (Hrsg.), Pädagogische Psychologie. Reader zum Funk-Kolleg. Frankfurt.<br />
• Ingenkamp, K. (1997). 2 Basel: Beltz.<br />
• Jäger, R. S. (2004). Von der Beobachtung zur Notengebung – Ein Lehrbuch. Diagnostik<br />
und Benotung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Mit einem Beitrag von Urban<br />
Lissmann. (5 ed.). Landau: Verlag Empirische Pädagogik.<br />
• Nuding, A. (1997). Beurteilen durch Beobachten. Hohengehren: Schneider.<br />
• Amstutz et al. (2000). Beurteilen und Fördern im Deutschunterricht. Praktische Modelle<br />
für individualisierende und fördernde Beurteilungsformen. Band 3. Zürich: Sabe.<br />
•Weigert, E. & Weigert, H. (1993). Schülerbeobachtung. Ein pädagogischer Auftrag. Basel:<br />
Weinheim.<br />
12<br />
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Kopiervorlage<br />
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Name<br />
Kriterienblatt «Beobachtung»<br />
✘ Kriterien<br />
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<br />
<br />
<br />
1. Die Lehrperson hat eine bestimmte<br />
Fragestellung, die sie gezielt beobachten<br />
will.<br />
2. Die Lehrperson hat zur Beobachtung<br />
eine geeignete Unterrichtssituation<br />
ausgewählt, in der ein Verhalten gut<br />
beobachtet werden kann.<br />
3. Die Lehrperson hat sich überlegt,<br />
woran ein bestimmtes Verhalten zu<br />
erkennen ist: «Indikatoren» sind<br />
entwickelt worden.<br />
4. Die Lehrperson hat entschieden, ob<br />
das Vorkommen eines Verhaltens registriert<br />
oder ob ein Verhalten auf einer<br />
Ratingskala eingestuft werden soll.<br />
5. Die Lehrperson hat festgelegt, welche<br />
Schülerinnen und Schüler beobachtet<br />
werden sollen.<br />
6. Die Lehrperson hat festgelegt, in<br />
welchem Zeitabschnitt beobachtet<br />
werden soll.<br />
7. Die Lehrperson hat sich überlegt,<br />
welche Beobachtungsfehler auftreten<br />
könnten.<br />
8. Die Lehrperson hat sich Gedanken<br />
dazu gemacht, wie mögliche Beobachtungsfehler<br />
vermieden werden können.<br />
9. Die Lehrperson trägt die Beobachtungsergebnisse<br />
unmittelbar im<br />
Anschluss an die Beobachtung ein.<br />
10. Die Lehrperson kann Beobachtung<br />
(«Beschreibung eines Verhaltens») und<br />
Bewertung («Beobachtung wird in<br />
einen Bewertungsmassstab eingeordnet»)<br />
auseinander halten.<br />
Tragen Sie die wichtigsten<br />
Erkenntnisse in Bezug auf<br />
die Beobachtungskriterien<br />
hier ein:<br />
Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 13
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Worum geht es?<br />
Beschreibung<br />
Beobachten<br />
✘<br />
Beurteilen<br />
✘<br />
Bewerten<br />
Beraten<br />
✘<br />
Herr Tettamanti ist Lehrer der Sekundarklasse 1b. An einem Elterngespräch wird er von<br />
den Eltern kritisch angefragt, ob der Lernstand ihrer Jugendlichen im Fach Deutsch überhaupt<br />
den Anforderungen der Sekundarschule entspreche und ob ihre Jugendlichen für<br />
die bevorstehende Berufswahl auch genügend vorbereitet würden. Herr Tettamanti steht<br />
vor der Aufgabe, sich über den Lernstand seiner Klasse und jedes einzelnen Jugendlichen<br />
im Fach Deutsch zu informieren. Er muss prüfen, wie gut die Lernziele erreicht sind und<br />
wo allenfalls noch eine gezielte Förderung erfolgen muss. Zu diesem Zweck nimmt er<br />
die Orientierungsarbeit «Texte schaffen und Sprachreflexion» zu Hilfe. Die Auswertung<br />
der beantworteten Fragen durch die Schülerinnen und Schüler orientiert ihn darüber, in<br />
welchen Bereichen das Lernziel des Lehrplans erreicht oder nicht erreicht ist. Gestützt<br />
darauf setzt er die Schwerpunkte in der Unterrichtsplanung fest:<br />
• Im Bereich Sprachreflexion hinsichtlich des Erkennens der Satzglieder eines Satzes wird<br />
er noch gezielt üben.<br />
• Im Bereich Texte schaffen wird er die Entwurfs- und Überarbeitungstechnik wiederholen.<br />
•Im Bereich Orthografie und grammatikalische Korrektheit stellt er mit Ausnahme<br />
zweier Schüler ein gutes Ergebnis fest. Er wird nur diesen zwei Schülern Übungsaufgaben<br />
geben müssen.<br />
Die Auswertung händigt er den Schülerinnen und Schülern aus, damit diese für sich ein<br />
Feedback erhalten, wo sie das Lernziel erreicht, nicht erreicht oder übertroffen haben.<br />
Er teilt der Klasse mit, dass er in vier Wochen einzelne Aufgaben der Orientierungsarbeit<br />
zu den erneut geübten Bereichen wiederholen wird. Im Anschluss wird mit den Lernenden<br />
besprochen, was diese machen können, um die sichtbar gewordenen Defizite aufarbeiten<br />
zu können und welchen Beitrag der Lehrer leisten kann/soll. Die Vereinbarungen<br />
werden in einem Lernvertrag festgehalten. An den bevorstehenden Elterngesprächen wird<br />
er mittels des Stärken-Schwächen-Profils über den Lernstand des betreffenden Jugendlichen<br />
informieren.<br />
Im Unterrichtsverlauf stellen sich für die Lehrpersonen zu verschiedenen Zeitpunkten<br />
Fragen der Orientierung (vgl. die Abbildung im Kapitel «Einführung in das Semesterthema»).<br />
Es besteht ein vielfältiger Bedarf nach Informationen über den Lernstand der Jugendlichen.<br />
Wo steht der einzelne Jugendliche? Wo steht die Klasse als Ganzes bezüglich der Erreichung<br />
der Ziele eines Unterrichtsinhaltes oder eines Unterrichtsthemas? Welcher Lernfortschritt<br />
wurde innerhalb eines bestimmten Zeitabschnitts erzielt? Es werden Informationen benötigt,<br />
um möglichst gezielt in einen neuen Lernprozess einzusteigen. Zwischendurch sind<br />
Informationen gefragt, damit die einzelnen Jugendlichen gezielt und individuell weiter<br />
gefördert werden können. Es muss geprüft werden, wie gut die Lernziele in den einzelnen<br />
Fächern erreicht wurden. Der erreichte Lernstand der einzelnen Schülerinnen und<br />
Schüler in den verschiedenen Fächern ist auch dann von Bedeutung, wenn es um die<br />
Promotion und um die weitere schulische bzw. auch berufliche Laufbahn der Jugendlichen<br />
geht.<br />
Um die Lehrpersonen in der Beantwortung dieser Fragen zu unterstützen und den Schulen<br />
ein Instrument zur Qualitätssicherung zur Verfügung zu stellen, hat die Bildungsplanung<br />
Zentralschweiz (neu: Regionalsekretariat BKZ) im Auftrag der Bildungsdirektoren-Konferenz<br />
Zentralschweiz (BKZ) Orientierungsarbeiten für alle Stufen und Fächer mit Ausnahme<br />
der Fremdsprachen und des Sports erarbeitet. Für die Handhabung der Orientierungsarbeiten<br />
in den einzelnen Kantonen gelten die entsprechenden kantonalen Vorschriften.<br />
14<br />
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Was sind<br />
Orientierungsarbeiten?<br />
Wozu dienen<br />
Orientierungsarbeiten?<br />
Wann werden<br />
Orientierungsarbeiten<br />
eingesetzt?<br />
Orientierungsarbeiten sind Sammlungen von vielfältigen Aufgabenstellungen, die stufenbezogen<br />
zentrale Bereiche der Lehrpläne der verschiedenen Fächer abdecken. Aufgabenstellungen<br />
und Auswertungsraster sind in den Schwerpunktheften als Kopiervorlagen<br />
ausgelegt und bei der Bildungsplanung Zentralschweiz (www.bildung-z.ch; Fr.28.– bzw.<br />
Fr. 15.– für BKZ-Kantone pro Heft) erhältlich. Die Aufgaben der Orientierungsarbeiten<br />
sind auf die einzelnen Lernziele des Lehrplans ausgerichtet und haben einen unterschiedlichen<br />
Schwierigkeits- und Komplexitätsgrad. Für jede Aufgabe steht ein einheitlicher<br />
Auswertungsraster zur Verfügung. Darin werden möglichst genau die Beurteilungskriterien<br />
des betreffenden Lernziels aufgeführt. Mit Hilfe dieses Rasters stellt die Lehrperson fest,<br />
ob das Lernziel «übertroffen», «erreicht» oder «nicht erreicht» ist. Die Beurteilungen werden<br />
in einem Stärken-Schwächen-Profil der Schülerinnen und Schüler mit Bezug auf die<br />
anzustrebenden transparenten Lernziele des Fachs sichtbar gemacht. Auf eine weitergehende<br />
Differenzierung der Skala wird bewusst verzichtet. Die Lehrpläne gehen davon<br />
aus, dass die Grobziele in der Regel spätestens am Ende des Schuljahres erreicht sind.<br />
Dies gilt grundsätzlich auch für die Orientierungsarbeiten. Bei den einzelnen Aufgaben werden<br />
verschiedene Anforderungen in Bezug auf die Kriterien für die Zielerreichung formuliert.<br />
Für die Anforderungen «Lernziel erreicht» gilt deshalb, dass sie spätestens am Ende<br />
eines Schuljahres erreicht sind.<br />
• Orientierungsarbeiten sind Beurteilungshilfen, um den individuellen Lernstand der<br />
Schülerinnen und Schüler in einem Fachbereich festzustellen: Hat eine Schülerin oder<br />
ein Schüler ein Lernziel unter entsprechenden Kriterien erreicht?<br />
• Orientierungsarbeiten unterstützen eine lernzielorientierte Beurteilungspraxis und sind<br />
Teil einer umfassenden förderorientierten Beurteilung. Sie schaffen Transparenz durch<br />
einen vorgegebenen Beurteilungsmassstab, der unabhängig ist von der Einzelklasse<br />
und der Lehrperson. Sie können auch im bilanzierenden Sinne verwendet werden.<br />
•Orientierungsarbeiten dienen als Planungshilfe für den weiteren Verlauf des Unterrichts,<br />
sei es für einzelne Lernende oder für die ganze Klasse.<br />
•Orientierungsarbeiten erleichtern differenzierte Rückmeldungen zu individuellen<br />
Leistungen: An welchen Zielsetzungen müssen die einzelnen Lernenden weiterarbeiten,<br />
und worauf sollen sie dabei achten?<br />
•Orientierungsarbeiten können als Muster zur Entwicklung neuer Aufgabenstellungen<br />
mit entsprechenden Auswertungsrastern dienen, die auf den eigenen Unterricht abgestimmt<br />
sind.<br />
•Orientierungsarbeiten unterstützen die Reflexion der eigenen Beurteilungspraxis.<br />
An erster Stelle steht das Lernziel<br />
Orientierungsarbeiten sind im Wesentlichen ein Hilfsmittel, das die Umsetzung der<br />
Lehrpläne in den konkreten Unterricht erleichtert und die in den Lehrplänen verfolgte<br />
Zielorientierung unterstützt. So steht auf jedem Aufgabenblatt für die Schülerinnen und<br />
Schüler zuoberst das Lernziel. Zentral für den Einsatz von Orientierungsarbeiten ist, dass<br />
Ziele und Kriterien der Aufgabenstellungen mit den Schülerinnen und Schülern im<br />
Unterricht besprochen werden. So werden sie in zielorientiertes Arbeiten eingeführt und<br />
lernen mit der Zeit, die Qualität ihrer Arbeit selbst einzuschätzen.<br />
• Zu Beginn einer Unterrichtseinheit, um festzustellen, was die einzelnen Schülerinnen und<br />
Schüler schon wissen und können.<br />
•Als Zwischenevaluation im Verlaufe eines Lernprozesses, um herauszufinden, wo die<br />
Schülerinnen und Schüler stehen.<br />
• Zum Abschluss einer Einheit, um festzustellen, inwieweit die einzelnen Lernenden die<br />
Lernziele erreicht haben.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 15
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Vergleichsarbeiten<br />
Vergleich zwischen<br />
Orientierungsarbeiten<br />
und<br />
Klassencockpit<br />
Gleichzeitig wie die Bildungsplanung Zentralschweiz (BPZ) haben auch andere Kantone<br />
Instrumente zur Qualitätssicherung geschaffen. Der Lehrmittelverlag St. Gallen verkauft<br />
Vergleichsarbeiten unter dem Namen «Klassencockpit» (www.klassencockpit.ch; Fr. 7.–<br />
pro Schüler/in/Jahr). Das ist ein Instrument zur Standortbestimmung, wobei die Leistungsmessung<br />
im Mittelpunkt steht. Es hilft den Lehrpersonen, den Lernerfolg der Klasse im<br />
Vergleich zum Lernerfolg anderer Klassen zu beurteilen. Dreimal im Jahr zu festgelegten<br />
Zeitabschnitten vergleichen sie ihre Klasse mit einer repräsentativen Stichprobe in den<br />
Fächern Deutsch und Mathematik. Die Leistungstests werden nach einer standardisierten<br />
Anleitung mit den Schülerinnen und Schülern durchgeführt, von der Lehrperson selbst<br />
korrigiert und übers Internet mittels der Klassencockpit-Datenbank ausgewertet.<br />
Zur Beurteilung der Ergebnisse der Klasse wird die Verteilung der Leistungen innerhalb<br />
der Klasse in Form eines Säulendiagramms dargestellt. Der Klasse wird die durchschnittliche<br />
Anzahl richtig gelöster Aufgaben in Prozent mitgeteilt. Zur Beurteilung der Ergebnisse<br />
einzelner Schülerinnen und Schüler werden Punktzahl, Prozentränge und drei Anforderungsniveaus<br />
zur Verfügung gestellt. Die Beurteilung des Leistungsstandes einer Klasse<br />
sowie der Schülerinnen und Schüler setzt den Vergleich der Ergebnisse voraus. Der<br />
Vergleich kann...<br />
• sozial ausgerichtet werden, indem die Ergebnisse der Klasse sowie der Schülerinnen<br />
und Schüler untereinander und mit den Vergleichswerten der repräsentativen Stichprobe<br />
verglichen werden;<br />
• individuell ausgerichtet werden, indem der Lernfortschritt der Klasse oder der Lernfortschritt<br />
der Schülerinnen und Schüler verfolgt wird;<br />
• sachlich ausgerichtet werden, indem die Ergebnisse in den verschiedenen Fachbereichen<br />
zueinander in Beziehung gesetzt werden.<br />
Die Analyse der Leistungsergebnisse, deren Interpretation und allfällige Erfolg versprechende<br />
Konsequenzen für den Unterricht und das Lernen wird den einzelnen Lehrpersonen<br />
überlassen.<br />
Was beide Evaluationsinstrumente (Orientierungsarbeiten und Klassencockpit) beabsichtigen<br />
und anstreben:<br />
•Steigerung der Qualität von Leistungsbeurteilungen<br />
•Zielorientierung der Beurteilung in Unterrichtsfächern<br />
• Mehr Normierung der Leistungsbeurteilung<br />
• Aufbau eines Leistungsmassstabs, der unabhängiger ist von der Lehrperson und der<br />
Klasse<br />
• Abbau von Unsicherheiten bei der Leistungsbeurteilung<br />
• Lernkontrollen mit klaren, stufen- und lehrplangerechten Aufgaben<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
16<br />
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Worin sich die<br />
beiden Evaluationsinstrumente<br />
unterscheiden<br />
Lernsituation<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an<br />
den Praxisschulen<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an der PHZ<br />
Kriterium Orientierungsarbeiten Klassencockpit<br />
Testqualität<br />
Ziel der<br />
Beurteilung<br />
Bezugsnorm<br />
Lehrplanbezug<br />
Erfüllungsnorm<br />
Feedback für<br />
Lehrpersonen<br />
Feedback für<br />
Schülerinnen<br />
und Schüler<br />
intersubjektive, auf Erfahrung gestützte,<br />
an Kriterien gebundene Aufgabensammlung<br />
mit Erfüllungskriterien<br />
formativ, lernprozessunterstützend<br />
und/oder summativ, bilanzierend<br />
kriteriale Bezugsnorm (deklarierte<br />
Lernziele)<br />
und Individualnorm (Feststellung des<br />
Lernzuwachses beim mehrmaligen<br />
Einsatz der gleichen Aufgabenstellung)<br />
direkter Bezug der Lernziele zu den<br />
einzelnen Lehrplanzielen (decken alle<br />
wesentlichen Bereiche der Lehrpläne<br />
ab)<br />
transparent (Lernziele und Erfüllungskriterien<br />
bekannt)<br />
Die Broschüren enthalten alle auswertungs-<br />
und bewertungsrelevanten<br />
Angaben für drei Stufen (nicht erreicht,<br />
erreicht, übertroffen) der Lernzielerreichung.<br />
Ein Leistungsprofil ist ersichtlich und<br />
als förderdiagnostisches Element einsetzbar.<br />
an Erfüllungskriterien orientiertes<br />
Feedback<br />
geeicht, standardisiert<br />
primär summativ und selektiv<br />
soziale Bezugsnorm (Angabe des<br />
Schwierigkeitsgrads pro Aufgabe)<br />
Auswahl der Lernzielbereiche unter<br />
dem Aspekt der objektiven Überprüfbarkeit<br />
(decken wesentliche Bereiche<br />
des Lehrplans nicht ab)<br />
verdeckt (richtig/falsch)<br />
Punktestatistik pro Aufgabe und Test<br />
sowie pro Schüler/in und Klasse mit<br />
einem Notenvorschlag; Position der<br />
Klasse im Vergleich mit der Stichprobe;<br />
weiterführende Analysen sind Sache<br />
der Lehrperson<br />
Auswertung pro Aufgabe<br />
(richtig/falsch), Punktzahl, evtl. Note<br />
•Sich über den Einsatz von Orientierungs- oder Vergleichsarbeiten an der Praxisschule<br />
informieren<br />
• Das Ergebnis der Orientierungsarbeit zusammen mit der PxL analysieren und die sich<br />
daraus ergebenden Konsequenzen für die Unterrichtsplanung besprechen<br />
• Unter Absprache mit der PxL die Durchführung des Klassencockpit planen, auswerten<br />
und analysieren, das Feedback für die Klasse vorbereiten und die schriftliche Reflexion<br />
mit den PxL besprechen<br />
• Für eine/n Schüler/in aufgrund des Leistungsprofils aus der Orientierungsarbeit eine<br />
Förderplanung erstellen im Hinblick auf das Lehrstellenziel KV<br />
• usw.<br />
• Die Instrumente der Qualitätssicherung an der PHZ mit dem Qualitätssicherungsinstrument<br />
Orientierungsarbeit für die Volksschule vergleichen<br />
• Kriterienbezogene Auswertungsraster an der PHZ mit den Modulzielen (Modulkarte)<br />
vergleichen<br />
• Sich über unterschiedliche Systeme der Eignungsabklärung für Lehrstellenbewerberinnen<br />
und Bewerber informieren: Basic-Check (www.basic-check.ch),<br />
Multicheck (www.multicheck.ch), Kompetenzprofil (www.kgv.ch),<br />
Stellwerk (www.stellwerk.ch)<br />
• usw.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 17
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Vorgehen<br />
Mit dem Konzept<br />
vertraut werden<br />
Einsetzbarkeit klären<br />
und Durchführung<br />
organisieren<br />
Korrigieren, beurteilen,<br />
bewerten,<br />
beraten<br />
Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />
Literatur<br />
•Zielsetzungen und Einsatzmöglichkeiten kennen lernen<br />
• Lernziele und Aufgaben verknüpfen und verstehen<br />
• Beurteilungsraster und Auswertung kennen lernen<br />
• Begründen, warum die Orientierungsarbeit eingesetzt werden soll<br />
•Einsatzziel formulieren<br />
•Zeitplan erstellen und Material bereitstellen<br />
• Korrekturform festlegen<br />
•Kriterienkatalog mit der Arbeit vergleichen<br />
• Bewertung durch Zuordnung festlegen<br />
• Durch Begründung die Sachnorm der Bewertung der/dem Schüler/in verständlich<br />
machen<br />
•Mittels Reflexion Konsequenzen für die Unterrichtsplanung ziehen<br />
•Ergebnis und Schlussfolgerungen mit Stellenpartner/in besprechen<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 1<br />
• Unterrichtsbeobachtung<br />
• Pädagogische Diagnostik<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 2<br />
• Gesprächsformen im Unterricht<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />
• Lernvoraussetzungen und Lernhaltungen<br />
• Diagnose von Lernverhalten<br />
• Moser, F. & Bucher, M. (2003). Regionale Erarbeitung von Orientierungsarbeiten in der<br />
Volksschule. Luzern: Zwischenbericht der Bildungsplanung Zentralschweiz.<br />
• Vögeli-Mantovani, U. (2003). Klassencockpit und Orientierungsarbeiten im Vergleich –<br />
Ergänzung oder Konkurrenz? Luzern: Zwischenbericht der Bildungsplanung Zentralschweiz.<br />
• Bildungsplanung Zentralschweiz. (2003–2005). Konzept Orientierungsarbeiten, Hefte<br />
7. Schuljahr. Luzern.<br />
• Moser, U. (2003). Klassencockpit im Kanton Zürich. Universität Zürich: Kompetenzzentrum<br />
für Bildungsevaluation und Leistungsmessung.<br />
• Hosenfeld, I. (2005). Rezeption – Reflexion – Aktion, Wie lassen sich Lernstandserhebungen<br />
und Vergleichsarbeiten pädagogisch nutzen? Friedrich Jahrheft 2005, S. 112–<br />
114.<br />
• Schrader, F. & Helmke, A. (2005). Überprüfte Vermutungen. Training der Diagnosefähigkeiten<br />
von Lehrkräften durch die Nutzung von Vergleichsarbeiten. Friedrich Jahrheft<br />
2005, S. 120–121.<br />
18<br />
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Kopiervorlage<br />
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Name<br />
Kriterienblatt «Orientierungsarbeiten»<br />
✘ Kriterien<br />
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<br />
<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
1. Die Lehrperson kennt die Einsatzmöglichkeiten<br />
von Orientierungsarbeiten<br />
(OA).<br />
2. Die Lehrperson setzt die OA<br />
zielgerichtet ein.<br />
3. Die Lehrperson erklärt den<br />
Schülerinnen und Schülern den Einsatz<br />
der OA von der Sache her.<br />
4. Die Lehrperson hält sich an den<br />
Durchführungsmodus der OA.<br />
5. Die Lehrperson unterscheidet den<br />
förderorientierten Einsatz der OA vom<br />
bilanzierenden Einsatz.<br />
6. Die Lehrperson nutzt gemeinsam mit<br />
den Lernenden die OA zur Erstellung<br />
von Förderplänen.<br />
7. Die Lehrperson benutzt die OA in den<br />
einzelnen Fächern zur Standortbestimmung.<br />
8. Die Lehrperson schafft mit der OA<br />
Lernzieltransparenz in Form einer<br />
Stärke-Schwäche-Analyse.<br />
9. Die Lehrperson bespricht die<br />
kriterienbezogene Auswertung mit<br />
der/dem Schüler/in und auf Wunsch<br />
auch mit den Eltern.<br />
10. Die Lehrperson verwendet die OA als<br />
Teil einer ganzheitlichen Beurteilung.<br />
11. Die Lehrperson benutzt die OA zur<br />
selbstkritischen Unterrichtsreflexion.<br />
12. Die Lehrperson betrachtet die OA als<br />
ein Instrument zur Qualitätssicherung<br />
und zur Weiterentwicklung der<br />
pädagogischen Professionalität.<br />
Tragen Sie die wichtigsten<br />
Erkenntnisse in Bezug auf<br />
die Beobachtungskriterien<br />
hier ein:<br />
Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 19
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Funktionen und Normen<br />
Worum geht es?<br />
Beschreibung<br />
Funktionen der<br />
Beurteilung<br />
Beobachten<br />
Beurteilen<br />
✘<br />
Bewerten<br />
✘<br />
Beraten<br />
T. Siegrist, Lehrperson an einer Oberstufe, will im Deutsch-Unterricht während 14 Tagen<br />
das Projekt «Büchermarkt» durchführen. Sie hat sich überlegt, wie dabei die Leistungen der<br />
Schülerinnen und Schüler, die sich mit dem Inhalt eines Buches oder mehrerer Bücher auseinander<br />
setzen, beurteilt werden können. Sie will auf die individuellen Lernwege von<br />
Schülerinnen und Schülern eingehen, Schwierigkeiten Einzelner erkennen und Hinweise<br />
für die Weiterarbeit geben. Deshalb steht für sie eine formative Beurteilung mit individueller<br />
Bezugsnorm als Vergleichsmassstab im Vodergrund. Aufzeichnungen von Beobachtungen,<br />
die sie während eines letzten Projekts gemacht hat, dienen ihr als Ausgangspunkt.<br />
Leseschwache Schülerinnen und Schüler möchte sie u.a. bei der Auswahl von Kurztexten<br />
und einfacheren Sachtexten unterstützen. Sabine und Luca, beide lesestark, möchte sie fördern,<br />
indem diese eine Fragestellung unter Verwendung mehrerer Bücher lösen sollen.<br />
Wer Schulleistung erfasst, beurteilt und bewertet, muss sich im Vorfeld klar machen, welche<br />
Funktionen diese Leistungsfeststellungen erfüllen und an welchen Norm(en) sie sich<br />
orientieren soll. Nur dann kann maximale Transparenz über den Beurteilungsprozess<br />
hergestellt werden.<br />
Über die Notwendigkeit, Schülerleistungen zu beurteilen, besteht weitgehend Einigkeit.<br />
Weniger Einigkeit besteht hingegen darin, wie dabei vorzugehen ist. Es ist sicherlich notwendig,<br />
dass die verschiedenen Funktionen schulischer Leistungsmessung und -beurteilung<br />
als solche erkannt werden. In der Literatur wird häufig unterschieden zwischen<br />
gesellschaftlicher und pädagogischer Funktion schulischer Leistungsbeurteilung. Diese<br />
beiden Funktionen von Beurteilung lassen sich nicht immer klar voneinander abgrenzen<br />
und widersprechen sich zum Teil. Darüber hinaus sind gewisse Funktionen kritisch zu<br />
hinterfragen, denn unter dem Gesichtspunkt der Bildung wäre eine einseitige Orientierung<br />
z.B. nur an den gesellschaftlichen Funktionen problematisch.<br />
Unter gesellschaftlicher Funktion schulischer Beurteilung werden Erwartungen verstanden,<br />
die von gesellschaftlichen Bereichen an die Schule gerichtet werden. Pädagogische<br />
Funktionen schulischer Beurteilung dagegen meinen alle Zielsetzungen, Aufgabenstellungen<br />
und Wirkungserwartungen, die auf eine Optimierung des schulischen Lernprozesses und<br />
auf Förderung zielen.<br />
Einige Beispiele von Beurteilungen, die eine gesellschaftliche oder/und pädagogische<br />
Funktion erfüllen:<br />
• Selektions- und Zuteilungsfunktion: Mit der Leistungsmessung und -bewertung sollen<br />
Laufbahnentscheidungen und Zuweisungen zu Klassen, Stufen und weiterführenden,<br />
höher qualifizierenden Schulen nach einem als «gerecht» geltenden Kriterium vorgenommen<br />
werden (vgl. Baustein «Äussere Differenzierung»).<br />
• Informations- und Rückmeldefunktion: Leistungsmessung und -bewertung haben auch<br />
die Funktion, Lernende, Eltern, Erziehungsberechtigte, potenzielle Arbeitgeber, Lehrpersonen<br />
abnehmender Schulen usw. über den erreichten Lernstand und die gemachten<br />
Lernforschritte zu informieren. Dadurch, dass Beurteilungen (z.B. durch Noten oder<br />
durch Verbalzeugnisse) Schülerinnen und Schülern eine Rückmeldung über ihren<br />
Leistungsstand geben, erfahren diese beispielweise, wie sie innerhalb des Leistungskontinuums<br />
der Klasse liegen, in welchem Ausmass sie den Anforderungen der Schule<br />
entsprechen, ob sie ihre Lernanstrengungen intensivieren müssen oder ob sie davon<br />
ausgehen dürfen, dass der bisherige Lerneinsatz genügt.<br />
• Lern- und Lehrdiagnose: Die Informationen, die durch eine Leistungsmessung gewonnen<br />
werden, sollen für die Optimierung der individuellen Förderung von Schülerinnen<br />
20<br />
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Die formative<br />
Beurteilung<br />
Die summative<br />
Beurteilung<br />
Die prognostische<br />
Beurteilung<br />
Lern- und Leistungssituation<br />
und Schülern sowie für die weitere Planung von Unterricht beigezogen werden.<br />
Beurteilungen ermöglichen es der Lehrperson aber auch, ihren eigenen Unterricht kritisch<br />
zu überprüfen und dessen Wirkung auf die Schülerinnen und Schüler abzuschätzen.<br />
•Anreiz- und Motivationsfunktion: Mit der Beurteilung verbunden sind auch Hoffnungen<br />
und Erwartungen auf pädagogische Wirkung: Die Lernenden sollen ihre eigene Leistung<br />
einschätzen lernen, Leistungsbewertung soll zu weiteren Leistungen motivieren, Lernende<br />
sollen sich mit gängigen Leistungsnormen auseinander setzen und diese akzeptieren<br />
lernen, Leistungsmessung wird zur Disziplinierung eingesetzt.<br />
• Sozialisationsfunktion: Durch Prüfungen, Noten und Zeugnisse wird die nachwachsende<br />
Generation in die Leistungsorientierung unserer Gesellschaft eingeübt. Die Noten<br />
leisten aber auch einen Beitrag zur so genannten «Abkühlung»: Sie öffnen den weniger<br />
befähigten Jugendlichen auf eine sozial akzeptierte Weise die Augen über ihre<br />
beschränkten Möglichkeiten.<br />
Diese verschiedenen Funktionen lassen sich zu drei Arten von Beurteilungen bündeln:<br />
Formative Schülerbeurteilung dient der Verbesserung, Steuerung und Kontrolle des<br />
Lernprozesses von Schülerinnen und Schülern im Hinblick auf die Lernziele und zielt<br />
somit auf die optimale Förderung von Schülerinnen und Schüler. Die formative Beurteilung<br />
soll einerseits den Schülerinnen und Schülern aufzeigen, wo sie im Lernprozess stehen,<br />
welche Lernfortschritte erreicht wurden, welche Wissenslücken noch bestehen und<br />
Hinweise zu Lern- und Arbeitstechniken sowie zur Weiterarbeit geben. Andererseits erlaubt<br />
die formative Beurteilung der Lehrperson, Schwierigkeiten bei den Lernenden zu erkennen<br />
und den Unterricht den Bedürfnissen entsprechend zu planen.<br />
Die summative Beurteilung wird eingesetzt, um zu einem bestimmten Zeitpunkt ein<br />
abschliessendes, zusammenfassendes Urteil über die Summe der erworbenen Kenntnisse<br />
und Fähigkeiten zu fällen bzw. um Bilanz zu ziehen. Sie zeigt den Lehrpersonen und<br />
den Lernenden den Leistungsstand bezüglich wichtiger Lernziele und die Fortschritte<br />
während einer bestimmten Zeit. Eine Hauptfunktion besteht darin, verschiedene Adressaten<br />
(Eltern, Schulaufsicht, Wirtschaft) über den Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler<br />
zu informieren. Diese Informationen sollten sich auf die Lernziele der jeweiligen Klassenstufe<br />
beziehen und zeigen, ob diese erreicht wurden oder nicht.<br />
Die prognostische Beurteilung dient dem Zweck, den zukünftigen Lernweg zielorientierter<br />
zu planen. Es wird die Frage geklärt, welcher Lernweg die günstigste Fortsetzung der<br />
individuellen Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten ermöglicht (innerhalb der Klasse,<br />
beim Übertritt in eine neue Klasse oder Stufe, beim Planen der weiteren Schullaufbahn).<br />
Grundsätzlich sollen diese drei Beurteilungsarten auseinander gehalten werden, denn<br />
Lernsituationen und Leistungssituationen verlangen den Akteuren eine geradezu grundsätzliche<br />
Verhaltenslogik ab. Während es in der Lernsituation darum geht, Erfahrungen mit<br />
den eigenen Fähigkeiten zu sammeln und das Nicht-Können und die Wissensgrenzen<br />
sichtbar zu machen, um lernend daran anknüpfen zu können, geht es in der Leistungssituation<br />
gerade darum, Erfolge zu erzielen und Misserfolge zu vermeiden. Niemand ist in<br />
dieser Situation motiviert, Neues zu lernen, Wissenslücken zu schliessen oder Unverstandenes<br />
besser zu verstehen. Auf die Notwendigkeit einer klaren Separierung zwischen<br />
Lern- und Leistungssituation in der Schule wird seitens der Bildungsforschung immer<br />
wieder hingewiesen. Im Schulalltag jedoch werden die je unterschiedlichen Verhaltenslogiken<br />
von den Lehrpersonen häufig miteinander vermischt, indem z.B. Schülerinnen<br />
und Schüler durch eine Prüfung Informationen über ihre Lernfortschritte und über eine<br />
mögliche Weiterarbeit erhalten sollen (formative Beurteilung). Zugleich wird aber noch<br />
Leistungsbilanz gezogen (summative Beurteilung) und die Prüfung wird gleichzeitig für<br />
einen bevorstehenden Promotions- oder Selektionsentscheid mitgezählt (prognostische<br />
Beurteilung). Die Lehrperson muss klären, zu welchem Zweck sie eine Leistungsüberprüfung<br />
durchführt, ein förderorientiertes Gespräch initiiert usw. Den Lernenden sollte<br />
mitgeteilt werden, welche Funktion eine Beurteilung erfüllen soll, damit ihr Lernprozess<br />
nicht durch widersprüchliche Handlungsorientierungen verunmöglicht wird.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 21
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Bezugsnormen<br />
Soziale Bezugsnorm<br />
Nachdem auf die Frage nach dem «Wozu dienen Beurteilungen?» eingegangen wurde,<br />
soll nun auf die Frage «Wie kann eine Leistung eingeschätzt werden?» bzw. auf die Frage<br />
«Womit kann eine Leistung verglichen werden?» eine Antwort gegeben werden.<br />
Die blosse Feststellung eines noch so exakt vermittelten Punktewertes bei einer Prüfung<br />
besagt für sich allein genommen noch wenig. Was können Sie mit der Mitteilung «Sie<br />
haben in diesem Test 38,5 Punkte erreicht» anfangen? Sie wissen mit der Angabe der<br />
Punktzahl nicht, ob Sie damit eine gute oder ungenügende Leistung erzielt haben. Damit<br />
Sie Ihre Leistung einschätzen können, müssen Vergleichsstandards oder Normen herangezogen<br />
werden. Ihre Leistung kann dann im Vergleich zu diesen Standards oder Normen<br />
beurteilt werden. Es stellt sich nun die Frage, welchen Standard Sie zum Vergleich beiziehen<br />
wollen. In der Literatur werden häufig drei Standards (Bezugsnormen) unterschieden:<br />
Die soziale, die kriteriale bzw. sachliche und die individuelle Bezugsnorm. Jede<br />
Beurteilung vollzieht sich auf dem Hintergrund einer bestimmten Norm, die bewusst oder<br />
unbewusst angewendet wird. Diese Normen haben somit einen erheblichen Einfluss darauf,<br />
wie Leistungen beurteilt werden. Die folgende Abbildung soll die Unterschiede in<br />
der Beurteilung zwischen diesen drei Bezugsnormen verdeutlichen.<br />
hohe<br />
Kenntnisse/Fertigkeiten<br />
geringe<br />
A, B, C = Schüler/innen mit unterschiedlichen<br />
Kenntnissen bzw. Fertigkeiten nach<br />
bestimmten Zeitabschnitten<br />
2<br />
1 = individuelle Bezugsnorm (z.B. für Schüler C)<br />
2 = soziale Bezugsnorm (z.B. zwischen Schülerin A und Schüler C)<br />
3 = sachliche Bezugsnorm (z.B. für Schülerin A)<br />
gesetztes Niveau<br />
0 6 12 18 Lernzeit in Stunden<br />
Sie informiert über die relative Position des Individuums in der Bezugsgruppe. Die<br />
Bezugsgruppe kann dabei die Klasse, der Leistungskurs, die Stufengruppe usw. sein. Der<br />
Begriff sozial drückt aus, dass eine soziale Einheit (Bezugsgruppe) zugrunde gelegt wird,<br />
um eine Vergleichsposition einzunehmen. Im Anschluss an die Beurteilung wird dann<br />
festgestellt, dass die Leistung eines Schülers in Bezug auf diese Gruppe<br />
• unterdurchschnittlich,<br />
• durchschnittlich oder<br />
• überdurchschnittlich ist.<br />
Diese Zuordnung kann (muss aber nicht) mit einer Note ausgedrückt werden.<br />
Diese Bezugsnorm kann drei gravierende Nachteile aufweisen: 1. Wenn eine Lehrperson<br />
nur innerhalb einer Klasse oder eines Schulhauses vergleicht (ohne zu wissen, wo ihre<br />
Schülerinnen und Schüler im Vergleich mit anderen Schülerinnen und Schülern aus anderen<br />
Schulen liegen) und somit ein klasseninternes Bezugssystem verwendet, kann dies zu<br />
bizarren Fehlbeurteilungen führen. 2. Die gleiche Leistung kann mit «gut» oder «mangelhaft»<br />
beurteilt werden, je nachdem ob man sich in einer leistungsstarken oder leistungsschwachen<br />
Klasse befindet. 3. Bei Anwendung der sozialen Bezugsnorm wird ausgeblendet,<br />
dass alle drei Schüler im Verlauf der Lernzeit immer mehr können und dazugelernt<br />
haben: Der Schüler C (siehe Abbildung oben) wird weiterhin schlechte Leistungen aufweisen,<br />
obwohl auch er sich über die Zeit verbessert hat. Darüber hinaus wird Schüler C<br />
schlechte Leistungen rückgemeldet bekommen, auch wenn er sich anstrengt und einen für<br />
ihn ungewöhnlichen Lernzuwachs erzielt hat. Die soziale Bezugsnorm dürfte bei Schüler<br />
C deshalb ungünstige Auswirkungen auf die Lern- und Leistungsmotivation haben.<br />
1<br />
A<br />
B<br />
C<br />
3<br />
22<br />
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Sachliche<br />
Bezugsnorm<br />
Individuelle<br />
Bezugsnorm<br />
Mit ihr wird ausgedrückt, in welchem Ausmass Vorgaben erreicht wurden. Vorgaben dieser<br />
Art können sein: Lernziele, Punktevorgaben und Kriterien. Der Lehrplan bildet meist<br />
den Anker dieser Bezugsnorm. Von daher wird die sachliche Bezugsnorm auch als «curriculare»<br />
Bezugsnorm oder Lernzielnorm bezeichnet. Die Abbildung oben legt die Relation<br />
zwischen einem gesetzten Niveau (punktierte Linie) einerseits und dem von einer bestimmten<br />
Person (z.B. Person A) erreichten Niveau andererseits dar (Pfeil 3). Der Begriff «gesetzt»<br />
sagt aus, dass es sich hierbei um einen Konsens handelt, der ausgehandelt wurde, oder<br />
einen Sachverhalt, der per Sachentscheid festgelegt wurde. Ein Konsens ist bei mehrheitlicher<br />
Zustimmung in einer Gruppe von Personen (beispielsweise Lehrpersonen) gegeben.<br />
Als «gesetzt» gilt ein Niveau dadurch, dass jemand als Autorität (eine einzelne Person oder<br />
ein Gremium) festlegt, für welches Niveau – beispielsweise in einer Prüfung – die<br />
• Lernziele erfüllt, Lernziele nicht erfüllt oder Lernziele übertroffen sind.<br />
Diese Zuordnung kann (muss aber nicht) mit einer Note ausgedrückt werden.<br />
Hiermit wird eine Leistung beschrieben, mit der beispielsweise ein Schüler – orientiert<br />
an seinen gegebenen (erblichen und milieubedingten) Voraussetzungen – seine Möglichkeiten<br />
ausschöpft. Eine jetzt erzielte Leistung wird daran gemessen, was der Schüler bzw.<br />
die Schülerin auf diesem Gebiet zuvor erreicht hat. Eine Leistung hat sich im Vergleich zu<br />
einem früheren Zeitpunkt<br />
• verbessert, nicht verändert, verschlechtert.<br />
Diese Zuordnung kann (muss aber nicht) mit einer Note ausgedrückt werden.<br />
Es zeigte sich, dass leistungsschwächere Schüler und Schülerinnen von dieser individuellen<br />
Bezugsnorm besonders profitieren, ohne dass leistungsstärkere benachteiligt wären.<br />
Bei allen motivationalen Vorzügen hat die individuelle Bezugsnorm den Nachteil, dass<br />
überdauernde Leistungsunterschiede zwischen den Schülern ausgeblendet werden. Auf der<br />
einen Seite hat das für schwache, aber auch durchschnittliche Schüler den Vorteil, nicht<br />
durch ständig leistungsstärkere Schüler entmutigt zu werden. Auf der anderen Seite suchen<br />
Menschen soziale Vergleiche, um sich in ihrer Einschätzung sicherer zu werden. Dies gilt<br />
insbesondere auch für die Einschätzung der eigenen Fähigkeit. Die individuelle<br />
Bezugsnorm kann nicht als Basis der Beurteilung gelten, wenn Entscheidungen über<br />
Stufenwechsel, weiterführende Schulen etc. anstehen. Aufgrund der Lernziele bestimmt die<br />
Lehrperson vor der Prüfung, welche Leistung gezeigt werden muss, um die gesetzten<br />
Lernziele zu erreichen.<br />
Die drei Bezugsnormen im Überblick<br />
Zusammenfassend werden die Unterschiede zwischen den drei Bezugsnormen überblickartig<br />
dargestellt (nach Vögeli-Mantovani, 1999):<br />
Bezugsgrösse<br />
Information für<br />
Lehrende und<br />
Lernende<br />
Formen der<br />
Beurteilung<br />
Verfahren der<br />
Beurteilung<br />
Pädagogische<br />
Bedeutung<br />
Gesellschaftliche<br />
Bedeutung, je nach<br />
Standort<br />
Soziale Norm<br />
Sachliche Norm<br />
Normalverteilung, Abweichung<br />
vom arithmeti-<br />
oder differenziert er-<br />
allgemein verbindliche<br />
schen Mittelwert weiterte Lernziele<br />
Abweichung der Individualleistung<br />
vom Durchschnitt verbleibende Distanz zu<br />
Annäherung bzw.<br />
einem Lernziel<br />
Zensur, Rangplatz bei<br />
grösseren Populationen<br />
standardisierte und<br />
informelle Tests<br />
Bericht über die erreichten<br />
verbindlichen und erweiterten<br />
Lernziele usw.<br />
lernzielorientierte Tests,<br />
Diagnosebogen<br />
Individuelle Norm<br />
Lernzuwachs von<br />
Individuen<br />
Lernzuwachs in einem bestimmten<br />
Zeitraum (t 1 -t 2 )<br />
auf ein individuelles Lernziel<br />
hin<br />
verbale Beurteilung,<br />
Entwicklungsbericht usw.<br />
Lerntests<br />
mässig bis gering gross sehr gross<br />
sehr gross bis gering gross gross bis sehr gross<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 23
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Lernsituation<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an<br />
den Praxisschulen<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an<br />
der PHZ<br />
Vorgehen<br />
Wahl einer<br />
Beurteilungsfunktion<br />
Wahl einer Bezugsnorm<br />
• Zu allen drei Bezugsnormen Beispiele aus dem Schulalltag sammeln<br />
•Zu einem Thema in einem beliebigen Fach sachliche Erfüllungskriterien bzw.<br />
Leistungsanforderungen entwickeln (sachliche Bezugsnorm)<br />
• Sich für den eigenen Unterricht Formen der Leistungsrückmeldung überlegen, die sich<br />
an der individuellen Bezugsnorm orientieren<br />
• usw.<br />
• Zu allen drei Bezugsnormen Beispiel aus dem PHZ-Alltag sammeln<br />
• Beispiele von Leistungsbeurteilungen an der PHZ finden, die eine formative, summative<br />
oder prognostische Funktion erfüllen<br />
• Sich erinnern, wie man als Schülerin bzw. Schüler Leistungsbeurteilungen erlebt hat (hinsichtlich<br />
Beurteilungsfunktion und Bezugsnorm)<br />
• usw.<br />
Welche Funktion soll ein Beurteilungsanlass erfüllen?<br />
• Formative Beurteilung<br />
•Summative Beurteilung<br />
•Prognostische Beurteilung<br />
Die Wahl einer Beurteilungsfunktion beeinflusst auch die Wahl einer Bezugsnorm. Steht<br />
beispielsweise die formative Beurteilung im Zentrum, dürfte sich die Leistungsrückmeldung<br />
vor allem an der individuellen Bezugsnorm orientieren. Wird hingegen die summative<br />
Beurteilung gewählt, dürfte sich die sachliche Bezugsnorm als die am besten geeignete Art<br />
der Leistungsrückmeldung anbieten (vgl. Baustein «Lernkontrollen»).<br />
An welcher Bezugsnorm soll sich die Leistungsrückmeldung orientieren?<br />
• Soziale Bezugsnorm<br />
• Kriteriale oder sachliche Bezugsnorm<br />
•Individuelle Bezugsnorm<br />
Dabei sind folgende Anmerkungen zu beachten:<br />
•Eine Lehrperson muss bzw. sollte sich nicht nur auf eine Bezugsnorm festlegen. Nach<br />
Heckhausen (1989) kommt es darauf an, dass Schülerinnen und Schüler lernen, sich<br />
unter verschiedenen Bezugsnormen zu bewerten. Dabei soll für die Zufriedenheit mit<br />
der eigenen Leistung (die so genannte Selbstbewertung) die individuelle Bezugsnorm<br />
die Leitfunktion übernehmen, ohne dass Informationen zu anderen Bezugsnormen<br />
ignoriert werden. Rheinberg (2002) verdeutlicht dies an einem Beispiel: Ein Schüler,<br />
der sich in Mathematik von «ungenügend» auf «mangelhaft» hochgearbeitet hat, sollte<br />
wegen dieser Steigerung ähnliche Freude und Stolzaffekte erleben wie jemand, der<br />
sich von «gut» auf «sehr gut» steigert (individuelle Bezugsnorm). Gleichwohl sollte dieser<br />
Schüler zur Selbsteinschätzung wissen, dass es zurzeit noch viele andere Schüler gibt,<br />
denen Mathematik offenbar leichter fällt (soziale Bezugsnorm) und dass es noch viele<br />
Dinge gibt, die er zu lernen hat, um das Lernziel der Klasse zu erreichen (sachliche<br />
Bezugsnorm).<br />
• Lehrpersonen, die sich nicht vorwiegend an der sozialen Bezugsnorm, sondern (auch)<br />
an der individuellen Bezugsnorm orientierten, erzielten sehr viel günstigere Motivationseffekte.<br />
Diese Lehrpersonen wechselten allerdings je nach Beurteilungskontext<br />
die Bezugsnorm. Die individuelle Bezugsnorm wird von ihnen typischerweise bei<br />
Leistungsrückmeldungen im Unterricht oder im Gespräch mit dem Schüler verwendet.<br />
Auch wenn der Beurteilungsaufwand bei Berücksichtigung individueller Bezugsnormen<br />
erhöht ist, erleben die Schülerinnen und Schüler viel deutlicher, wie im Verlauf der<br />
Lernzeit ihre Kompetenzen wachsen und wie Lerngewinne vom eigenen Lerneinsatz<br />
abhängen.<br />
24<br />
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•Eine Kombination von individueller und sachlicher Bezugsnorm dürfte günstige Auswirkungen<br />
haben: Dadurch wird einem Lernenden mitgeteilt, wie sehr sich dieser in der<br />
Annäherung an das aktuelle Lernziel verbessert hat, gleichwohl wird deutlich, was auf<br />
dem Weg zur Lernzielerreichung im Einzelnen noch zu tun bleibt. Damit diese Kombination<br />
für Lehrpersonen unter Schullalltagsbedingungen realisierbar wird, müssen sachliche<br />
Bezugsnormen in Form lernzielbeschreibender Kriterien vorliegen.<br />
Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />
Literatur<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 1<br />
• Pädagogische Diagnostik<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 2<br />
• Gesprächsformen im Unterricht<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />
• Diagnose von Lernverhalten<br />
• Häcker, T. (2004). Portfolio – ein Medium zur Weiterentwicklung von Unterricht?!<br />
Haushalt & Bildung, Heft 3, S. 31–40.<br />
• Rheinberg, F. (2002). Bezugsnormen und schulische Leistungsbeurteilung. In F. E.<br />
Weinert (Hrsg.), Leistungsmessung in Schulen. Basel: Beltz.<br />
• Vögeli-Mantovani, U. (1999). Mehr fördern, weniger auslesen. Zur Entwicklung der<br />
schulischen Beurteilung in der Schweiz. Aarau: Schweizerische Koordinationsstelle für<br />
Bildungsforschung.<br />
• Heckhausen, H. (1989). Motivation und Handeln. Berlin: Springer.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 25
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Kopiervorlage<br />
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Name<br />
Kriterienblatt «Funktionen und Normen»<br />
✘ Kriterien<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
1. Die Lehrperson unterscheidet zwischen<br />
Lern- und Leistungssituationen.<br />
2. Die Lehrperson ist sich im Klaren,<br />
welche Funktion von Beurteilung ein<br />
bestimmter Beurteilungsprozess hat.<br />
3. Die Lehrperson weiss, an welcher Norm<br />
sich eine Leistungsrückmeldung<br />
orientiert.<br />
4. Die Lehrperson kennt Vorteile,<br />
Nachteile und Wirkungen der drei<br />
Bezugsnormen.<br />
5. Die Lehrperson macht den Schülerinnen<br />
und Schülern die jeweilige Funktion im<br />
Lehr-/Lernprozess bewusst.<br />
6. Die Lehrperson nutzt Lernsituationen<br />
zur Verbesserung, zur Steuerung und<br />
Kontrolle des Lernprozesses von<br />
Schülerinnen und Schülern.<br />
7. Die Lehrperson setzt summative Formen<br />
zur Bilanzierung der Leistung ein.<br />
8. Die Lehrperson kann sachliche<br />
Erfüllungskriterien bzw. Leistungsanforderungen<br />
entwickeln und diese<br />
den Lernenden transparent halten<br />
(sachliche Bezugsnorm).<br />
9. Die Lehrperson nutzt Formen und<br />
Situationen, die sich an der<br />
individuellen Bezugsnorm orientieren.<br />
Tragen Sie die wichtigsten<br />
Erkenntnisse in Bezug auf<br />
die Beobachtungskriterien<br />
hier ein:<br />
Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />
26<br />
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Lernkontrollen<br />
Worum geht es?<br />
Beobachten<br />
Beurteilen<br />
✘<br />
Bewerten<br />
✘<br />
Beraten<br />
Beobachtung<br />
Beschreibung<br />
Lernkontrollen<br />
In der Klasse 3A herrscht einige Spannung. Gestern liess Herr Appius eine siebzig Minuten<br />
umfassende Repetitionsprüfung in Geschichte zur Europäischen Union schreiben. Die<br />
Schülerinnen und Schüler wissen, dass der Lehrer heute die Testresultate dabei haben<br />
will. So hat er es in Aussicht gestellt, und so war es meistens in den vergangenen knapp<br />
drei Jahren: Prüfungen wurden in der Nachfolgelektion besprochen. Die Jugendlichen<br />
sind darauf erpicht zu erfahren, welches diesmal ihre Leistungsstärken und -schwächen<br />
waren. Herr Appius versteht es auch ausgezeichnet, Lernlücken präzise aufzuzeigen,<br />
Schülerinnen und Schüler zu unterstützen und ihre Lerndefizite gezielt auszugleichen.<br />
Normalerweise werden die Prüfungen gleich zu Beginn der Stunde an die gesamte Klasse<br />
verteilt. Jeder findet dann kurz Zeit, sich mit seinen Ergebnissen auseinander zu setzen.<br />
Die Punktzahlen werden nachgerechnet und die Note mit dem aufliegenden Notenschlüssel<br />
des Hellraumprojektors verglichen. Anschliessend gibt die Lehrperson zwei, drei grundsätzliche<br />
Bemerkungen, wie: höchste erreichte Punktzahl, Streuung der Noten oder bestgelöste<br />
Aufgaben. In der Folge werden die schwierigsten Aufgaben – und nur diese –<br />
im Detail besprochen.<br />
Die Qualität eines Lernergebnisses entsteht in einem komplexen Zusammenspiel von<br />
Lehren und Lernen und ist abhängig von der Qualität des Lehrangebotes als auch von<br />
seiner Nutzung. Man spricht in der Bildungsforschung auch vom «Angebots-Nutzungs-<br />
Modell» und meint damit, dass die Angebotsnutzung durch die Schülerinnen und Schüler<br />
einen entscheidenden Anteil am Lernerfolg hat. Das ist eine sympathische Akzentsetzung,<br />
weil a) in der Begriffswahl ein pädagogischer Optimismus signalisiert wird und b) betont<br />
wird, dass sowohl die Lehrpersonen als auch die Lernenden für den Lernertrag verantwortlich<br />
sind.<br />
Trotzdem hat sich die Lehrperson dafür zu interessieren, wie weit es ihr gelungen ist,<br />
durch ihr Lehrangebot Lernen (Wissen, Kenntnisse und Fertigkeiten) zu initiieren.<br />
Schülerinnen und Schüler wiederum bietet sich die Gelegenheit, sich quasi in einem<br />
Wettbewerb (Lern- und Gruppenklima!) mit anderen zu vergleichen. Erfolgserlebnisse<br />
stärken das Selbstwertgefühl und festigen die Identität. Nicht erbrachte Leistungen machen<br />
auf mögliche Lücken und Defizite aufmerksam und sollten Anlass dafür sein, entsprechende<br />
ergänzende Lernprozesse einzuleiten. Lernkontrollen können – und vor allem<br />
sollten – dazu dienen, Stärken und Schwächen in Teilgebieten eines Faches aufzuzeigen.<br />
Alsdann empfiehlt sich, leistungsschwachen Jugendlichen, in gegenseitiger Absprache,<br />
Unterstützung anzubieten. In dieser individuellen Begleitung ist es essenziell, Sinn, Zweck<br />
und Ziel des Lernens transparent zu machen. Die eigene Tüchtigkeit kann damit angestachelt<br />
werden (Motivation).<br />
Lernkontrollen überprüfen die Fortschritte der Lernenden und geben den Lehrenden<br />
Aufschluss über die Wirksamkeit ihres Unterrichts. Lernkontrollen sind in diesem Sinne als<br />
eine Standortbestimmung für Schüler, Schülerinnen und Lehrperson zu verstehen. Lernkontrollen<br />
unterscheiden sich insofern von traditionellen «Prüfungen», als dass sie eine<br />
wesentliche Veränderung im Sinne der Vorgabe, der Durchführung, der Beurteilung und<br />
der Auswertung darstellen. Deshalb wird auch zwischen formativen Lernkontrollen und<br />
summativen Lernkontrollen (= Prüfungen) unterschieden (vgl. Baustein «Funktionen und<br />
Normen»).<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 27
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Formative Lernkontrollen<br />
Summative Lernkontrollen<br />
Formative Lernkontrollen begleiten den Lernprozess und haben Feedbackfunktionen,<br />
indem sie sowohl die Ermittlung des Leistungsstandes als auch der Lenkung und Förderung<br />
der Lernenden dienen. Es sind «Orientierungshilfen» im Lernprozess, die in unterschiedlicher<br />
Gestalt im Rahmen des laufenden Lernprozesses durchgeführt werden. Die häufigste<br />
Form solcher Kontrollen besteht in Rückfragen während des Unterrichts, in Wiederholungen,<br />
in der Anwendung einer neu erworbenen Fertigkeit usw. Formative Leistungsbeurteilung<br />
verlangt über punktuelle Lernkontrollen und die Bewertung einzelner<br />
Leistungen hinaus ein intensives Beobachten des gesamten Lernprozesses, einschliesslich<br />
des Arbeits- und Sozialverhaltens:<br />
Unterrichtsvorhaben<br />
Die formative Beurteilung...<br />
• steuert den Lernprozess,<br />
• gibt Auskunft über Lern-, Arbeits-, Sozial- und Individualverhalten,<br />
•dient sowohl der Diagnose- als auch der Beratungsfunktion vor allem im Hinblick auf<br />
den Verlauf des Lernens und die Optimierung des Lernprozesses,<br />
• zeigt Lern- und Verhaltensfortschritte auf,<br />
• zeigt, ob der ideale Lernweg eingehalten werden kann,<br />
• deckt frühzeitig Lücken und Probleme auf,<br />
•begleitet ständig das Lernen,<br />
• dient der Planungsfunktion für die gezielte Vorbereitung eines wirklich individualisierenden<br />
Unterrichts, welcher an die Probleme und Fragen der Lernenden anknüpft,<br />
• dient der Prognose- und Berichtfunktion und liefert Auskunft an die Adresse der betreffenden<br />
Schülerin und Schülers sowie an deren Eltern.<br />
Der Zweck von summativen Lernkontrollen hingegen besteht in der Leistungsfeststellung<br />
und der Bilanzierung am Schluss einer Unterrichtseinheit. Üblicherweise stellt die Lehrperson<br />
Aufgaben zu mehreren erarbeiteten Lernzielen und überprüft den Leistungsstand,<br />
der in Form von Noten beurteilt wird (= Prüfung):<br />
Unterrichtsvorhaben<br />
Lernprozess<br />
Steuerung durch Wahrnehmung,<br />
Beobachtung, Beurteilung<br />
«Auf dem richtigen Weg?»<br />
formative Beurteilung<br />
Lernziel<br />
Absicht: Alle sollen die Ziele erreichen!<br />
«Ziel erreicht?»<br />
summative Beurteilung<br />
Lernziele<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Summative Lernkontrollen …<br />
• ziehen Bilanz,<br />
• haben die Erreichung der wichtigsten Lernziele im Fokus.<br />
Deshalb sollten summative Lernkontrollen gewissen Anforderungen genügen:<br />
• Lernzielorientierung<br />
• Kriterienorientierung – Erfüllungskriterien<br />
•Wiederholbarkeit des Tests<br />
• Lernzieltransparenz<br />
• Qualitätskriterien (objektiv, valide, reliabel)<br />
28<br />
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Mündliche Lernkontrollen<br />
Schriftliche Lernkontrollen<br />
Praktische Lernkontrollen<br />
Ganzheitliche Lernkontrollen<br />
Grundsatz der<br />
proportionalen<br />
Abbildung<br />
Grundsatz der<br />
Variabilität<br />
Aktuell unterscheidet man vier verschiedene Verfahren oder Formen, Prüfungen durchzuführen:<br />
mündlich, schriftlich, praktisch und ganzheitlich. Noch gibt es kein Verfahren,<br />
das für alle Zielsetzungen gleichermassen geeignet ist. Nachfolgend sollen deshalb in<br />
sehr kurzer Form die Hauptvertreter der vier Prüfungsverfahren genannt werden.<br />
Zu den mündlichen Lernkontrollen zählen u.a. Vorträge (z.B. Referate, Hausarbeiten),<br />
Beteiligung an Diskussionen, Leiten und Werten von Gesprächsverläufen oder Diskussionen,<br />
Beurteilen von Sachverhalten aufgrund von Kriterien, Präsentation von Arbeitsergebnissen.<br />
Zu den schriftlichen Lernkontrollen zählen u.a. Prüfungen, Tests, Facharbeiten (z.B. Berichte),<br />
Protokolle, Referate.<br />
Zu den praktischen Lernkontrollen zählen u.a. Herstellen von Versuchsaufbauten, Bereitstellen<br />
von Arbeitsmitteln, Werkstoffen, Werkzeugen, Geräten, Umgang mit Experimentiergeräten,<br />
Genauigkeit im Beobachten und im Erfassen von Ergebnissen, Erkennen von<br />
Fehlerquellen, Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen.<br />
Ganzheitliche Aufgaben stellen eine neue Form von Prüfungsverfahren dar. Als Beispiele<br />
seien eine Projektaufgabe, ein computersimuliertes Szenario oder ein Planspiel angeführt.<br />
Gemeinsam ist diesen unterschiedlichen Varianten, dass sie sich auf komplexe Sachverhalte<br />
beziehen und sowohl theoretisches als auch praktisches Wissen prüfen. Mit diesen neuen<br />
Verfahren lassen sich überfachliche Qualifikationen wie selbstständiges oder kooperatives<br />
Lernen erproben. Für die Zukunft besteht weiter Bedarf an solchen neuen, praxisnahen<br />
und handlungsorientierten Prüfungsmethoden.<br />
Für alle Verfahren gelten nach Sacher (2000) folgende zwei Grundsätze:<br />
Gewöhnlich kann eine Lehrperson bei weitem nicht alle im Unterricht behandelten Inhalte<br />
zum Gegenstand einer formativen oder summativen Lernkontrolle machen. Sie muss sich<br />
vielmehr beschränken, nur eine kleine Stichprobe davon zu überprüfen. Diese soll aber<br />
nicht zufällig und willkürlich, sondern systematisch und an Lernzielen begründet ausgewählt<br />
werden. Sie sollte einen repräsentativen Querschnitt des vorangehenden Unterrichts<br />
enthalten, so dass sie gewissermassen ein verkleinertes Abbild von ihm ist. D.h. was nur<br />
am Rande des Unterrichts angesprochen wurde, darf in einer Lernkontrolle allenfalls eine<br />
marginale Rolle spielen.<br />
Die traditionelle Schulpraxis benutzt nur einen Bruchteil der prinzipiell möglichen Formen<br />
der Leistungsüberprüfung und -bewertung. Dies wird schnell deutlich, wenn man sich<br />
die möglichen Formen (siehe oben) in unterschiedlichen Kombinationen vor Augen hält:<br />
Nach Sacher (2004) sind über eine Million Möglichkeiten denkbar – wobei selbstverständlich<br />
nicht jede Kombination gleich sinnvoll ist! Trotzdem dürfte die Zahl viel grösser sein,<br />
als im Schulalltag genutzt wird. Zudem ist zu befürchten, dass bei der gegenwärtigen<br />
Beschränkung auf einige wenige Formen zahlreiche Lernende wichtige Aspekte ihrer<br />
Leistung nicht zeigen können – denn die Modalitäten einer bestimmten Lernkontrolle<br />
bevorzugen bestimmte Schülerinnen und Schüler und benachteiligen andere. Deshalb<br />
sind Lernkontrollen abwechslungsreich zu gestalten und haben einen gewissen Formenreichtum<br />
aufzuweisen. Grundsätzlich kann man in den meisten Fächern sowohl mündlich<br />
als auch schriftlich oder praktisch prüfen. So wäre zum Beispiel in einer summativen<br />
Lernkontrolle in der Naturlehre ein anderes Verständnis einer Versuchsanforderung gefordert,<br />
wenn man sich nicht mit deren schriftlicher oder mündlicher Bearbeitung begnügte,<br />
sondern ihren funktionsfähigen Aufbau verlangte, und es erhielten auch ganz andere<br />
Schüler oder Schülerinnen die Chance, zu einer guten Bewertung zu gelangen. Wichtig in<br />
diesem Zusammenhang ist der Hinweis, dass eine Lernkontrolle hauptsächlich Aktivitäten<br />
von der Art fordern soll, wie sie auch im vorangegangenen Unterricht vorherrschten. Es<br />
ist unzulässig, schriftlich zu prüfen, wenn der vorangehende Unterricht mehr oder weniger<br />
gesprächsweise verlief und keine schriftlichen Übungen einschloss, oder mündlich<br />
zu prüfen, wenn nicht auch im Unterricht immer wieder Gelegenheiten zu mündlichen<br />
Lernkontrollen enthalten waren.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 29
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Lernsituation<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an den Praxisschulen<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an der PHZ<br />
Vorgehen<br />
Lernziele bestimmen<br />
Übungsmaterialien<br />
zusammenstellen<br />
und bearbeiten<br />
Formative Lernkontrollen<br />
durchführen<br />
Stoffgebiet eingrenzen<br />
Aufgaben formulieren,<br />
die sich auf<br />
die eingangs formulierten<br />
Lernziele beziehen<br />
• Formative und summative Lernkontrollen erstellen und durchführen<br />
• In Erfahrung bringen, wie erfahrene Lehrpersonen die vier Formen der Prüfungsverfahren<br />
umsetzen und benoten<br />
• usw.<br />
• Sich überlegen, welche Auswirkungen schriftliche Prüfungen in Form von Leistungsnachweisen<br />
auf die Module haben<br />
• In der Kleingruppe über Sinn und Notwendigkeit von Leistungsbeurteilungen diskutieren<br />
• Recherchieren, welche europäischen Länder auf Noten und/oder Zeugnisse verzichten<br />
und welche nicht<br />
• Neue, praxisnahe und handlungsorientierte Prüfungsformen entdecken<br />
• usw.<br />
Formative Lernkontrollen<br />
• verschiedene Anspruchsniveaus berücksichtigen (wiedergeben/verstehen/anwenden)<br />
• Lernziele den Lernenden bekannt geben<br />
• Lehrmittel, Karteien, Arbeitspläne…<br />
• Kurztest, Interview, Partnerkontrolle, Selbstkontrolle…<br />
Summative Lernkontrolle entwerfen<br />
• In Gedanken und aufgrund der Notizen zum Unterricht den Lehr-Lernprozess nochmals<br />
durchgehen<br />
• Mit Hilfe der Lehrplans überprüfen, ob alle verbindlichen Lernziele im Unterricht bearbeitet<br />
wurden<br />
• Prüfungsstoff nach dem Grundsatz der proportionalen Abbildung (siehe vorne) gewichten<br />
• Überlegen, welche Bearbeitungsformen sinnvoll eingesetzt werden können (vgl. Anhang)<br />
• Für jede Aufgabe in etwa das Anspruchsniveau bestimmen. Dazu orientiert man sich beispielsweise<br />
an der Taxonomie der kognitiven Lernziele (vgl. Anhang). Zum Formulieren<br />
von Aufgaben folgende Tipps beachten:<br />
– Hinführung: kurz erklären, in welchem Zusammenhang die Aufgabe steht<br />
–Verständlichkeit: in einem Satz nur eine Frage stellen, wenn möglich in Hauptsätzen<br />
schreiben<br />
– Formale Antwortstruktur: mitteilen, was erwartet wird, worauf die Lernenden zu<br />
achten haben und was sie tun sollen (z.B. ein Strukturbild entwerfen, dieses soll<br />
Stichwörter, einfache visuelle Elemente oder Symbole sowie grafische Elemente<br />
enthalten)<br />
– Massstab: die Minimalanforderung nennen (z.B. Wie viele Beispiele werden erwartet?),<br />
die (Bewertungs-)Kriterien – falls sinnvoll – je Aufgabe festlegen und mitteilen<br />
– Lösungen: die richtigen und falschen Antworten und die Lösungsschritte vorgängig<br />
schriftlich notieren.<br />
30<br />
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Summative Lernkontrolle<br />
zusammenstellen<br />
Summative Lernkontrolle<br />
ankünden<br />
Summative Lernkontrolle<br />
durchführen<br />
Summative Lernkontrolle<br />
korrigieren<br />
(vgl. Baustein «Notengebung»)<br />
• Erste Aufgabe beachten: Besonders zu beachten ist die erste Aufgabe in der Prüfung. Hat<br />
sie einen geringen Schwierigkeitsgrad, kann sie die Lernenden zur Oberflächlichkeit<br />
verleiten. Ist der Schwierigkeitsgrad zu hoch, so besteht die Gefahr, dass leistungsschwächere<br />
Personen schon bei der ersten Aufgabe resignieren. Deshalb empfiehlt es<br />
sich, am Anfang eine etwas schwierigere Aufgabe zu stellen, die vorgängig im Unterricht<br />
gründlich durchdacht wurde und die von den meisten Lernenden richtig gelöst werden<br />
kann. Das positive Gefühl, das dabei entsteht, kann zur Einstellung führen, die<br />
Lernkontrolle erfolgreich bearbeiten und abschliessen zu können<br />
• Aufgabengruppen zu einem bestimmten Unterthema bilden<br />
• Geschlossene und offene Bearbeitungsformen berücksichtigen: Mit einer eher offenen<br />
Bearbeitungsform am Ende der Lernkontrolle können unterschiedliche Bearbeitungszeiten<br />
aufgefangen werden<br />
• Bearbeitungszeit und Schwierigkeitsgrad der Aufgaben einschätzen<br />
• Punktewerte zuordnen<br />
• Auswertungsökonomie beachten<br />
•Termin rechtzeitig bekannt geben<br />
• Auf Lernziele hinweisen, die mit der Lernkontrolle überprüft werden<br />
• Erlaubte Hilfsmittel benennen<br />
• Über die Art der Aufgaben informieren<br />
• Beurteilungskriterien, die allen bekannt sein müssen, ansprechen<br />
• Lerntipps für Schülerinnen und Schüler besprechen (Strategien des Repetierens, Lernplan,<br />
weitere Übungsstunden vorsehen usw.)<br />
•Absprachen und Vereinbarungen konsequent einhalten:<br />
–Werden Rückfragen der Lernenden beantwortet oder zurückgewiesen?<br />
– Sich meldende Personen am Platz aufsuchen oder nach vorne bitten?<br />
– Individuelle Lernhilfen geben?<br />
– Leistungsschwächeren Lernenden Gelegenheit zur Vollendung der Arbeit geben?<br />
• Sich einen Überblick verschaffen<br />
•Ein Auswertungsblatt anlegen<br />
•Gesamtpunktzahl errechnen<br />
•Eine Bezugsnorm zur Berechnung der Note bestimmen<br />
•Weiterführung des Unterrichts planen<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Summative Lernkontrolle<br />
zurückgeben<br />
• So bald wie möglich<br />
• Keine diskriminierenden Rituale<br />
•Bewertung erklären und Beanstandungen prüfen<br />
• Lernkontrolle bei Bedarf individuell besprechen<br />
•Übungsmöglichkeiten zur Behebung der Defizite aufzeigen<br />
Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 1<br />
• Lernziele setzen und formulieren<br />
• Lernaufgaben<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 2<br />
• Lernstand erfassen<br />
• Lernzielkontrolle<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />
• Lernvoraussetzungen und Lernhaltungen<br />
• Didaktische Aufgabenanalyse<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 4<br />
• Lehrpläne<br />
• Sachanalyse<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 31
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Literatur<br />
• Becker, G. E. (2002 7 ). Unterricht auswerten und beurteilen. Weinheim: Beltz.<br />
• Ebbinghaus, M. & Schmidt, J. U. (2002). Prüfungsmethoden und Aufgabenarten. Bielefeld:<br />
Bertelsmann.<br />
• Jäger, R. S. (2004). Von der Beobachtung zur Notengebung – Ein Lehrbuch. Diagnostik<br />
und Benotung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Mit einem Beitrag von Urban<br />
Lissmann. (5 ed.). Landau: Verlag Empirische Pädagogik.<br />
• Obrist, W. & Städeli, Ch. (2001). Wer lehrt, prüft. Aktuelle Prüfungsformen konkret.<br />
Bern: h.e.p.<br />
• Sacher, W. (2000). Test und Klausuren in der Schule. In: S.-I. Beutel & W. Vollstädt<br />
(Hrsg.): Leistungen ermitteln und bewerten. Hamburg: Bergmann+Helbig, (S. 63–71).<br />
• Sacher, W. (2004). Leistungen entwickeln, überprüfen und beurteilen. Bad Heilbrunn:<br />
Julius Klinkhardt.<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
32<br />
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Kopiervorlage<br />
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Name<br />
Kriterienblatt «Lernkontrollen»<br />
✘ Kriterien<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
1. Die Lehrperson setzt im Unterricht<br />
formative Lernkontrollen ein und nutzt<br />
diese als Orientierungshilfe im Lernprozess.<br />
2. Die Lehrperson beachtet den Grundsatz<br />
der proportionalen Abbildung, d.h.<br />
sie überprüft nur jene Themenbereiche<br />
und Lernziele, die sie im Unterricht<br />
gründlich erarbeitet hat.<br />
3. Die Lehrperson ermöglicht den Schülerinnen<br />
und Schülern eine Selbstbewertung<br />
ihrer Leistung (nicht nur bei<br />
formativen Lernkontrollen).<br />
4. Die Lehrperson informiert die Klasse<br />
präzise, welche Inhalte und welche<br />
Lernziele überprüft werden.<br />
5. Die Lehrperson gestaltet Lernkontrollen<br />
abwechslungsreich, indem sie<br />
offene und geschlossene<br />
Bearbeitungsformen sinnvoll einbringt.<br />
6. Die Lehrperson stellt die Frage oder<br />
die Aufgabe so eindeutig, dass die<br />
Lernenden das fachliche Wissen<br />
zeigen können.<br />
7. Die Lehrperson bildet innerhalb der<br />
Prüfung Aufgabengruppen.<br />
8. Die Lehrperson hält bei der Durchführung<br />
der Prüfung die Vereinbarungen<br />
und Absprachen konsequent ein.<br />
9. Die Lehrperson erklärt den Lernenden<br />
die Zuordnung der Punkte und benennt<br />
die Eckwerte.<br />
10. Die Lehrperson nimmt bei der Rückgabe<br />
der Prüfungen Beanstandungen<br />
der Lernenden in aller Ruhe entgegen<br />
und lässt sich nicht unter Druck setzen.<br />
11. Die Lehrperson gleicht Leistungsdefizite,<br />
die sich aus der Analyse der Lernkontrolle<br />
ergeben, durch individuelle<br />
und gemeinsame Lernaktivitäten aus.<br />
Tragen Sie die wichtigsten<br />
Erkenntnisse in Bezug auf<br />
die Beobachtungskriterien<br />
hier ein:<br />
Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 33
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Notengebung<br />
Worum geht es?<br />
Beobachten Beurteilen Bewerten<br />
✘<br />
Beraten<br />
Herr Arnold, Mathematiklehrer einer Sekundarklasse, hat Yannick und Sara eine 3 gegeben.<br />
Er ist dabei nach einem Katalog von Kriterien vorgegangen, der ihm als Bewertungsbogen<br />
vorliegt. Schon bei der Konstruktion der Prüfung hat sich Herr Arnold überlegt,<br />
welcher Punktewert mindestens erreicht werden soll, damit die Note 4 angesetzt<br />
werden kann. Dabei hat er Lernziele definiert und zu erwartende Antworten und Beurteilungskriterien<br />
festgelegt. Yannick und Saras Arbeiten erfüllen den von ihm festgelegten<br />
Sockelwert nicht. Insgesamt sind ihre Leistungen unbefriedigend. Ein «normales» Weiterkommen<br />
im Unterricht ohne Nacharbeiten und zusätzlicher differenzierter Hilfe ist in<br />
Frage gestellt – diese Erkenntnis gewinnt er aufgrund einer sorgfältigen Fehleranalyse.<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Beschreibung<br />
Definition<br />
Notengebung<br />
Definition Note<br />
Tausendfach werden Schultag für Schultag Noten erteilt. In vielen Klassen der <strong>Sekundarstufe</strong><br />
I liegen Prüfungen und Tests als Taktgeber dem gesamten Unterricht zugrunde.<br />
Allein diese Tatsache weist dem Thema «Notengebung» eine zentrale Bedeutung im<br />
Schulalltag zu. Zudem ist nicht davon auszugehen, dass die Ziffernbenotung in Zukunft<br />
auf der <strong>Sekundarstufe</strong> I abgeschafft würde. Für die professionelle pädagogische Arbeit<br />
ist es deshalb umso wichtiger, sich die begrenzte Messgenauigkeit von Benotungsmodellen<br />
unter schulischen Alltagsbedingungen vor Augen zu führen. Auch soll die Einsicht geweckt<br />
werden, dass man die Probleme der Überprüfung und Beurteilung nicht losgelöst<br />
von Entwicklung und Förderung behandeln darf.<br />
Notengebung entspricht demjenigen Beurteilungsaspekt, bei dem in der Regel eine Lehrperson<br />
eine Schülerin oder einen Schüler hinsichtlich eines oder mehrere Merkmale<br />
bewertet. Resultat des Bewertungsaspektes sind in der Regel numerisch zugeordnete<br />
Ziffernoten (Ziffernbenotung). Aber auch für die Unterscheidung von Zielerreichern und<br />
Zielverfehlern (sog. Basisbenotung) braucht man ein Benotungsmodell. Grundlage für<br />
die Basis- und Ziffernbenotung sind Produkte (Prüfungen, Aufsatz, mündliche Leistungen<br />
u.a.). Es lässt sich nicht verhindern, dass eine Reihe von Faktoren die Notengebung beeinflusst,<br />
die in unterschiedlichem Ausmass voneinander abhängig sind. Einige davon wirken<br />
zufällig (z.B. Messfehler), andere systematisch (z.B. Qualität des Unterrichts) auf die entstehenden<br />
Resultate der Leistungsbewertung ein. Einige dieser Faktoren sind willkürlich<br />
veränderbar (z.B. Schwierigkeitsgrad von Prüfungen), andere sind vorgegeben (z. B.<br />
Intelligenz).<br />
Noten sind Schätzurteile zu Leistungen. Sie selbst sind nicht das Messinstrument, sondern<br />
es ist der Mensch, der seine Bewertung in einer Note formuliert. Im Kern geht es<br />
darum, dass die Lehrperson den Leistungen der Lernenden eine Ziffer zwischen 1 und 6<br />
zuordnet, in der die relative Güte ihrer Leistung ausgedrückt wird. Das Notensystem ist eine<br />
einfache Konstruktion: den sechs Ziffern können umgangssprachlich benutzte Eigenschaftswörter<br />
zugeordnet werden – wie beispielsweise 5 = «gut». Damit ist der Versuch verbunden,<br />
die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in eine Rangordnung zu bringen, die<br />
den Grad der Erreichung von Lernzielen zum Ausdruck bringen soll. Die Noten stellen<br />
somit eine abstrakte Form einer Rangplatzaufstellung dar. Die Noten sind universell einsetzbar<br />
und scheinbar leicht verständlich.<br />
34<br />
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Anlegen einer<br />
Benotungsskala<br />
Intuitive Methoden<br />
Rationale Methoden<br />
Betrachtet man die Schulnote von ihrer (möglichen) Funktion her als eine Masszahl für<br />
einen Leistungsstand, als Mittel der Rückmeldung eines Lernstandes, als Entscheidungsgrundlage<br />
für die Auslese usw. (vgl. Baustein «Funktionen und Normen»), so erscheint<br />
die Bezeichnung «Generalindikator» angemessen. Es ist plausibel und einsichtig, dass ein<br />
einziges Verfahren nicht all die oben aufgelisteten Funktionen gut erfüllen kann. Darüber<br />
hinaus sollen die Noten noch ein Machtmittel in der Hand der Lehrperson sein, als Anreiz<br />
zum Lernen dienen usw.<br />
Die Forschung zur Prüfungs- und Notenpraxis zeigt deutlich, dass der Generalindikator<br />
Schulnote zu wenig pädagogisch relevante Informationen enthält: Schulnoten erfüllen<br />
die meisten Funktionen der Leistungsbewertung nur scheinbar. Die Untersuchungen<br />
machen darüber hinaus Folgendes deutlich:<br />
•Schlechte Validität: Es ist oft unklar, was eine 3 oder eine 5 in Französisch, Geschichte<br />
oder Mathematik inhaltlich bedeutet, was ein Lernender, eine Schülerin wirklich kann<br />
und was nicht. Analysen über das Zustandekommen von Noten belegen, dass eine für<br />
Aussenstehende unbekannte Zahl von Faktoren in die Note einfliesst.<br />
•Schlechte Objektivität: Die unabhängige Nachkontrolle ergibt sogar bei Mathematikprüfungen<br />
eine Differenz von zwei bis drei Notenpunkten. Bei gleichen Leistungen<br />
erzielen Knaben und Mädchen, Schüchterne und Selbstbewusste, Einheimische und<br />
Ausländer usw. chronisch unterschiedliche Noten.<br />
•Schlechte Reliabilität: Die Wiederholungszuverlässigkeit bei «hausgemachten», also nicht<br />
aufgrund von Kompetenzmodellen erstellten Prüfungen ist mässig bis schlecht. Prüfungswiederholungen<br />
führen regelmässig zu viel schlechteren Resultaten.<br />
•Schlechte Vergleichbarkeit: Häufig ist eine Vergleichbarkeit von Noten innerhalb derselben<br />
Schule nicht gegeben: Eine 4 bei Lehrer X entspricht einer 3 oder einer 5 bei<br />
Parallelklassen-Lehrerin Y.<br />
Für das Anlegen der Benotungsskala hat die Lehrperson bei der Umrechnung von Anzahl<br />
von Rohpunkten bzw. Fehlern in eine der sechs Notenstufen eine bestimmte Bezugsnorm<br />
zugrunde zu legen (vgl. Baustein «Funktionen und Bezugsnormen»). Wenn ein Schüler<br />
beispielsweise von einer Lehrerin für seine Mathematikarbeit 22 Punkte zugesprochen<br />
bekommt, lässt sich seine Leistung nicht bewerten, wenn nicht weitere Informationen<br />
gegeben sind, also etwa Aussagen über die unterste Punktegrenze oder über die Werte,<br />
die andere Schülerinnen und Schüler der Klasse erreicht haben.<br />
Bei der Notengebung im Schulalltag sind folgende zwei Arten des Vorgehens üblich:<br />
• Intuitive Methoden<br />
•Rationale Methoden<br />
Diese Methoden basieren auf der Vorstellung, dass mit Hilfe von Beobachtungen eine<br />
gezeigte Leistung gewissermassen «aus dem Bauch heraus» bewertet werden kann. Intuitive<br />
Methoden der Beurteilung sind gekennzeichnet durch ein eher unstrukturiertes Vorgehen.<br />
Angesichts der Ansprüche an eine zeitgemässe Beurteilungspraxis (siehe Kapitel «Einführung<br />
in das Semesterthema») ist ein solches Vorgehen eher problematisch.<br />
Die sachliche Norm (Lernzielnorm) bildet prinzipiell den Kern von rationalen Methoden<br />
der schulischen Leistungsbewertung, die bemüht ist zu prüfen, inwieweit Lehrplanziele<br />
erreicht werden. Praktisch dürfte aber die Sozialnorm in den Schulstuben eine viel grössere<br />
Bedeutung haben. Die konsequente Umsetzung der Sozialnorm ist die Anwendung<br />
von Quotenmodellen der Benotung, wie sie aus der Testtheorie übertragen werden können.<br />
So orientieren sich viele Lehrpersonen bei ihrer Notenverteilung an Berechnungsmodellen,<br />
denen mehr oder weniger das Konzept der Normalverteilung (Gauss-Kurve)<br />
zugrunde gelegt wird: Die Leistungen einer Gruppe verteilen sich dann in Form einer<br />
Glocke um einen Mittelwert, die Mehrheit erbringt mittlere Leistungen, wenige Schülerinnen<br />
und Schüler ganz gute oder ganz schlechte. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu<br />
wissen, wie der Mathematiker Gauss das Normalverteilungsgesetz entdeckte: nämlich<br />
beim Qualitätssortieren von Getreidekörnern aus unbehandelten, gewissermassen natur-<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 35
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Pädagogische Norm<br />
Neuralgische Punkte<br />
der Notengebung<br />
wüchsigen Getreidefeldern. Damit widerspiegelt die Normalverteilung das Gesetz der<br />
grossen Zahl. Sie ergibt sich, wenn bei Reihenmessungen in der Natur eine Grösse durch<br />
viele verschiedenartige, voneinander unabhängige und zufällig wirkende Faktoren bestimmt<br />
ist. Das ist beispielsweise beim Längenwachstum von Löwenzahnstängeln der Fall. In<br />
ähnlicher Weise scheinen auch gewisse Merkmale beim Menschen durch Zufallswirkungen<br />
bestimmt zu sein: Körpergrösse, Gewicht u.a.<br />
Schulleistungen hingegen sind von einer Reihe verschiedenartiger Faktoren abhängig.<br />
Das «Angebots-Nutzungs-Modell» (vgl. Helmke, 2003) macht deutlich, dass einige der<br />
Faktoren für Unterrichtsqualität nicht zufällig, sondern gezielt auf die Schülerinnen und<br />
Schüler einwirken. Versteht es die Lehrperson zum Beispiel, den Schülerinnen und Schülern<br />
ein motivierendes, lerngerechtes Angebot bereitzustellen, dann wird sie immer wieder<br />
erleben können, dass die Klasse als Ganzes gute Leistungen erbringt. Unterricht will gerade<br />
zufälligen Verteilungen entgegenwirken! Ziel der Lehrerarbeit sollte demzufolge sein,<br />
dass eine schiefe Verteilung entsteht (möglichst viele Schülerinnen und Schüler erreichen<br />
das Kriterium). Wenn nun aber die Lehrperson bei der Leistungsbewertung hauptsächlich<br />
eine Normalverteilung zugrunde legt und entsprechende Notenverteilungen berechnet,<br />
liegt es nahe, dass weniger das Erreichen von Lernzielen als vielmehr das «Besser<br />
sein als die anderen» zum Leitmotiv der Schülerarbeit wird: Dieses Konkurrenzdenken<br />
geht zu Lasten von Kooperation (die sich ja nicht «auszahlt») und erzeugt ein lernhemmendes<br />
Lernklima.<br />
Für das Anlegen der Benotungsskala wählt deshalb die problembewusste Sekundarlehrperson<br />
die «pädagogische Norm», in die Überlegungen aus verschiedenen Bezugssystemen<br />
einfliessen. Die erste Überlegung gilt dem so genannten Sockelwert, jener Leistungsgrenze,<br />
die von den Schülerinnen und Schülern mindestens erreicht wird, um aller Voraussicht nach<br />
erfolgreich weiterzulernen. Haben alle Schülerinnen und Schüler nach Meinung der Lehrperson<br />
diese Leistungsgrenze erreicht, kann sie ganz auf die Vergabe der Noten unterhalb<br />
dieser Grenze verzichten. In einem zweiten Schritt bestimmt die Lehrperson die<br />
Eckwerte (beste und schlechteste Leistung) und weist für die einzelnen Noten möglichst<br />
gleichmässige Intervalle zu (vgl. dazu die ausführlichen Angaben unter «Vorgehen»).<br />
Immer dieselbe Benotungsskala zu verwenden ist nur sinnvoll, wenn wirklich auch alle<br />
Prüfungen dasselbe Anforderungsprofil aufweisen. Ansonsten müssen Skalen entsprechend<br />
den unterschiedlichen Anforderungen flexibel (strenger oder milder) angelegt werden.<br />
Seit Jahrzehnten wird die messtechnische Leistungsfähigkeit von Ziffernoten für die Beurteilung<br />
wissenschaftlich untersucht. Die Ergebnisse fallen sehr zwiespältig aus. Die Errechnung<br />
von Notendurchschnitten mag Gerechtigkeits-, Ansporn- oder Bestrafungsmotive<br />
haben (siehe oben). Sie führt aber in allzu vielen Fällen zu verfälschten Leistungsbehauptungen,<br />
die nicht der Wirklichkeit entsprechen. Aus pädagogischer Sicht müssten<br />
an Stelle von Durchschnitten Beschreibungen des Leistungsverlaufs treten. Damit könnten<br />
Lernende, Eltern und Abnehmer mehr anfangen. Das alles weiss man schon lange.<br />
Dennoch ist die Notenpraxis ungeachtet aller Nachteile eine Erfolgsgeschichte. Noten<br />
sind populär! Der Erfolg dieses in professioneller pädagogischer Sicht heute problematischen<br />
Notenmodells liegt in verschiedenen Vorzügen begründet:<br />
•Das Notensystem ist eine einfache Konstruktion und für jedermann verständlich.<br />
•Die Zuordnung von Ziffern zu Leistungen ist ein ökonomisches, massentaugliches<br />
Verfahren. Wortberichte beispielsweise kosten ein Mehrfaches an Zeit und werden überdies<br />
von Zeugnislesern nicht honoriert, die eine «Kurzmitteilung auf einen Blick» bevorzugen.<br />
• Noten geniessen hohes Vertrauen. Sie erwecken – als Masszahlen gelesen – den Eindruck<br />
von Objektivität und Exaktheit.<br />
36<br />
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yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />
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yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />
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Lernsituation<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an den Praxisschulen<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an<br />
der PHZ<br />
Vorgehen<br />
• Für eine Prüfung eine Notenskala entwerfen und mit derjenigen der Praxislehrperson<br />
vergleichen<br />
• Lehrpersonen fragen, nach welcher Methode (Bewertungsverfahren) sie benoten<br />
• Eine Prüfung nach den drei Bezugsnormen benoten – 1. Durchgang ausschliesslich<br />
nach der sozialen Bezugsnorm, 2. Durchgang nach der individuellen Bezugsnorm,<br />
3. Durchgang nach der lernzielorientierten Norm – und anschliessend Notenspiegel<br />
der Klasse miteinander vergleichen und diskutieren<br />
•Mündliche Leistungen bewerten<br />
• Praktische Arbeiten bewerten<br />
• Bewertungspraxis im offenen Unterricht mit Praxislehrperson besprechen<br />
• usw.<br />
• Prüfungen und Tests vorstellen und diskutieren<br />
• Im Rahmen einer grösseren Lerngruppe einen Aufsatz (oder eine Mathematikarbeit)<br />
korrigieren, beurteilen und bewerten (benoten) und anschliessend die Abweichungen<br />
oder Übereinstimmungen diskutieren<br />
• Ein Streitgespräch zur Notengebung (Pro und Kontra) durchführen<br />
•Kleine Beurteilungsaufgabe von Rheinberg durchführen:<br />
(http://www.phil.uni-sb.de/~jakobs/paedpsych/rheinberg/kleineBeurteilungsaufgabe.htm)<br />
• Benotungs-/Bewertungspraktiken in unterschiedlichen Fächern miteinander vergleichen<br />
• Mögliche Beurteilungsfehler diskutieren<br />
•Unterschiedliche Bewertungsinstrumente kennen lernen und Vor- bzw. Nachteile problematisieren<br />
• usw.<br />
Noten geben durch Vergabe von Rangplätzen und orientiert an der pädagogischen Norm:<br />
1. Tabelle mit Punktewerten und Anzahl Schülerinnen und Schüler, die auf verschiedene<br />
Punktewerte gekommen sind, erstellen.<br />
2. Punktezahl festlegen, die zur Erreichung der Lernziele ausreichen (= erwarteter durchschnittlicher<br />
Punktewert).<br />
3. Mittlere Schülerinnen bzw. Schülergruppe (etwa 30 %) ins Auge fassen. Überlegen:<br />
Hat diese Gruppe die Lernziele erreicht?<br />
•Wenn Ja Note 4,5 ansetzen<br />
• Falls die Gruppe über dem erwarteten durchschnittlichen Punktewerte (= überdurchschnittliche<br />
Leistung) liegt, Note 5 ansetzen<br />
•Falls die Gruppe unter dem erwarteten durchschnittlichen Punktewerte (unterdurchschnittliche<br />
Leistung) liegt, Note 4 ansetzen<br />
4. Beste Arbeit ins Auge fassen. Überlegen, ob diese Arbeit eine 6 verdient. Entsprechende<br />
Note ansetzen<br />
5. Schwächste Arbeit ins Auge fassen. Überlegen, ob diese Arbeit genügend ist (dann<br />
Note 4 setzen), knapp genügend (dann Note 3,5 setzen), ungenügend (dann Note 3 setzen)<br />
oder ob sie gar stark abfällt (schlechtere Note setzen)<br />
6. Noten zwischen dem Durchschnitt und den Extremwerten mit Rücksicht auf die Klasse<br />
ergänzen.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 37
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />
Literatur<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />
• Diagnose von Lernverhalten<br />
• Becker, G.E. (1994 5 ). Auswertung und Beurteilung von Unterricht. Handlungsorientierte<br />
Didaktik, Teil III. Weinheim & Basel. Beltz.<br />
• Jäger, R. S. (2004). Von der Beobachtung zur Notengebung – Ein Lehrbuch. Diagnostik<br />
und Benotung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Mit einem Beitrag von Urban<br />
Lissmann. (5 ed.). Landau: Verlag Empirische Pädagogik.<br />
• Helmke, A. (2003). Unterrichtsqualität. Erfassen – Bewerten – Verbessern. Seelze:<br />
Kallmeyersche Verlagbuchhandlung.<br />
• Sacher, W. (2000). Tests und Klausuren in der Schule. In: Beutel, S.-I., Vollstädt, W.<br />
(Hrsg.), Leistungen ermitteln und bewerten. Hamburg: Bergmann+Helbig.<br />
• Sacher, W. (2002). Die Notengebung ist unzureichend. In: Winter F., von der Groeben<br />
A., Lenzen K.-D. (Hrsg.), Leistung sehen, fördern, werten, S. 20–27. Bad Heilbrunn:<br />
Julius Klinkardt<br />
• Strittmatter, A. (2004). Noten sind praktisch – und unprofessionell. Bildung Schweiz, 6,<br />
S. 7–10.<br />
•Winter, F. (2004). Leistungsbewertung. Eine neue Lernkultur braucht einen anderen<br />
Umgang mit den Schülerleistungen. Hohengehren: Schneider Verlag.<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
38<br />
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Kopiervorlage<br />
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yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />
Name<br />
Kriterienblatt «Notengebung»<br />
✘ Kriterien<br />
<br />
1. Die Lehrperson passt Benotungsskalen<br />
unterschiedlichen Anforderungsprofilen<br />
an.<br />
Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
<br />
<br />
2. Die Lehrperson legt für die Berechnung<br />
der Noten die pädagogische Norm<br />
zugrunde.<br />
3. Die Lehrperson ist sich der<br />
Notenproblematik bewusst.<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
<br />
<br />
<br />
4. Die Lehrperson erklärt den Schülerinnen<br />
und Schülern die Benotungsskala<br />
und die Zuordnung der Punkte.<br />
5. Die Lehrperson orientiert die<br />
Benotungsskala an einem sachlichen<br />
Sockelwert.<br />
6. Die Lehrperson ergänzt die Note durch<br />
Kommentare (Hinweise zur Weiterarbeit,<br />
Massnahmen zur individuellen<br />
Förderung usw).<br />
Tragen Sie die wichtigsten<br />
Erkenntnisse in Bezug auf<br />
die Beobachtungskriterien<br />
hier ein:<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />
yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 39
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;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;;<br />
yyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Erweiterte Leistungsbeurteilung<br />
Worum geht es?<br />
Beschreibung<br />
Erweiterte<br />
Beurteilung für<br />
einen offenen<br />
Unterricht<br />
Beobachten<br />
Beurteilen<br />
✘<br />
Bewerten<br />
✘<br />
Beraten<br />
Im Rahmen ihres Projektes zum Thema «Abfall und Umwelt» präsentieren die Schülerinnen<br />
und Schüler der 7. Sekundarklasse die Ergebnisse ihrer Klasse. Florian, Urs und Nina bildeten<br />
in den letzten Tagen eine Projektgruppe und beschäftigten sich mit der regionalen<br />
Müllverbrennungsanlage. Nach der Präsentation beurteilen sie ihre Präsentation mit Hilfe<br />
eines Beurteilungsbogens (Selbstbeurteilung). Auch die übrigen Schülerinnen und Schüler<br />
der Klasse haben während der Präsentation einen solchen ausgefüllt und diskutieren nun<br />
die gelungenen und weniger gelungenen Passagen der erlebten Präsentation mit Hilfe<br />
von Kriterien (Fremdbeurteilung). Sie machen einen gemeinsamen Notenvorschlag. Die<br />
Lehrerin, Frau Leuenberger, diskutiert mit und macht sich auf ihrem Bogen Notizen. Im<br />
anschliessenden Beratungsgespräch mit der Gruppe geht Frau Leuenberger auf die Voten<br />
der Schülerinnen und Schüler ein und bewertet ihrerseits die Präsentation. Diese Bewertung<br />
geht zusätzlich zur Beurteilung des Arbeitsprozesses in eine Gesamtbeurteilung ein.<br />
Wer kennt es nicht, das ungute Gefühl vor der Rückgabe einer schriftlichen Prüfung, die<br />
Angst vor einer schlechten Note, und wer hat sich nicht schon Gedanken darüber gemacht,<br />
ob Leistungen nicht auch anders gemessen und beurteilt werden könnten, als wir es<br />
gewohnt sind?<br />
Die heute übliche Form der Leistungsbeurteilung für schriftliche Prüfungen und Tests mit<br />
Zifferzensuren wurde vor über 100 Jahren eingeführt. Obwohl sie sich in allen Schulformen<br />
und fast allen Schulstufen oftmals als einzige Beurteilungsform hartnäckig hält, wird sie<br />
seit ihrer Einführung immer wieder heftig kritisiert. Man hält ihr unter anderem vor, dass<br />
sie durch äussere Belohnungen und Bestrafungen vom eigentlichen Lerngegenstand<br />
ablenke und schwächere Schülerinnen und Schüler entmutige, statt ihnen Lernhilfe zu<br />
sein.<br />
Möchte man allerdings eine neue Lernkultur mit offeneren Unterrichtsformen, individualisiertem<br />
Lernen und Durchlässigkeit in die Schulzimmer bringen, so müssen auch die klassischen<br />
Instrumente der Leistungsmessung und -beurteilung durch neuere Beurteilungskonzepte<br />
erweitert werden. Die Beurteilung richtet sich dabei nicht nur nach messbaren<br />
und vergleichbaren Leistungen. Sie berücksichtigt auch Neigungen, Begabungen<br />
und persönliche Entwicklungen. Es zählt nicht mehr nur die – in Noten ausgedrückte –<br />
fachliche Leistungsfähigkeit. Als Gesamtbeurteilung umfasst die Beurteilung auch die<br />
Selbst- und Sozialkompetenz. Dazu gehören Eigenverantwortlichkeit, Selbststeuerung des<br />
Lernens, Kreativität und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit.<br />
Die Beurteilung in der Schule muss verschiedene Ansprüche erfüllen. Einerseits soll sie das<br />
Lernen fördern, andererseits muss sie einer verantwortungsvollen Selektion gerecht werden.<br />
Dem Förderaspekt muss aber mehr Bedeutung zugewiesen werden, will man neuen<br />
Lernformen gerecht werden. Dafür ist die Transparenz von Lernzielen notwendig.<br />
Den Lernenden muss klar sein, was von ihnen verlangt wird. Sie sollen in die Beurteilung<br />
miteinbezogen werden, einerseits in Form von Selbstbeurteilung, anderseits in der aktiven<br />
Mitbeteiligung im Beurteilungsgespräch. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass die<br />
Lernenden ihren erlebten Unterricht und die Lehrerleistungen bewerten und sich damit der<br />
Beurteilungsfokus ändert.<br />
40<br />
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Selbstbeurteilung<br />
Prozessorientiertes<br />
Prüfen<br />
Die Selbstbeurteilung der Schülerinnen und Schüler ist der zentrale methodische Ansatz<br />
der Leistungsbeurteilung in der Neuen Lernkultur. Ohne Einbeziehung und Kultivierung<br />
der Schülerselbstbeurteilung ist Leistungsbeurteilung in der Neuen Lernkultur letztendlich<br />
gar nicht möglich. Aus rechtlichen und pädagogischen Gründen (Schutz von<br />
Schülerinnen und Schülern vor Benachteiligung) verbleibt die Verantwortung jedoch bei<br />
der Lehrperson.<br />
Ansätze der Beurteilung von Leistungen und Lernprozessen durch die Schüler selbst finden<br />
sich schon in der Reformpädagogik. Dass sich bislang die Schülerselbstbeurteilung<br />
wenig durchgesetzt hat, ist schwer zu verstehen. Denn wir wissen aufgrund aktueller<br />
Erkenntnisse der Neurobiologie und der sich darauf stützenden konstruktivistischen<br />
Ansätze der Unterrichtstheorie: Lernen wird entscheidend durch die Lernsubjekte gestaltet!<br />
Auch die Zielvorgabe des mündigen Menschen, welche diejenige des eigenständigen<br />
Lerners impliziert, beinhaltet drei Elemente: Kontrolle des eigenen (Lern-)Verhaltens,<br />
Kontrolle der Umgebung und Selbstbeobachtung. Zum selbstständigen und selbst gesteuerten<br />
Lernen gehört also zweifellos auch die Selbstbeurteilung des Lern- und Leistungsprozesses<br />
und seiner Ergebnisse durch die Schülerinnen und Schüler. Wichtig: Selbstbeurteilung<br />
im Sinne des Reflektierens und Kommunizierens über Lernprozesse und<br />
Leistungen liegt auch vor, wo Schülerinnen und Schüler über Leistungen von Mitschülerinnen<br />
und Mitschülern oder Lehrpersonen urteilen.<br />
Wie kann zur Selbstbeurteilung angeleitet werden? Dazu folgende drei Überlegungen:<br />
1. Die Lernenden haben bereits früher Erfahrungen mit Methoden der Selbstbeurteilung<br />
gesammelt. Für den Unterricht auf der <strong>Sekundarstufe</strong> I gilt, die Lernerfahrungen sorgfältig<br />
zu analysieren und bei der Unterrichtsvorbereitung zu berücksichtigen. So erhalten<br />
die Schülerinnen und Schüler bereits im Kindergarten und vor allem in den ersten<br />
zwei Jahren der Primarschule Gelegenheit, ihre Lernleistungen zu beurteilen (GBF:<br />
Ganzheitlich Beurteilen und Fördern). Aber auch für das Übertrittsverfahren von der<br />
Primarschule in die Sekundarschule sind viele Selbstbeobachtungsbögen im Einsatz.<br />
2. Die Beobachtungs- bzw. Beurteilungspunkte sollen gemeinsam entwickelt werden. Es<br />
werden offene (z.B. Lernjournal, Lerntagebuch – siehe unten) und geschlossene<br />
Verfahren (z.B. Frage- und Beurteilungsbögen) zur Selbstbeurteilung eingesetzt. Ein<br />
schrittweises Heranführen der Lernenden an die Selbstbeurteilung ist wichtig. In einer<br />
ersten Phase kann eine Fremdbeurteilung des Lernpartners Ausgangspunkt zur Selbstbeurteilung<br />
sein. Die Rückmeldung des Lernpartners ermöglicht, die eigene Leistung kritisch<br />
zu hinterfragen und eigene Erkenntnisse daraus abzuleiten. Eine genaue Umschreibung<br />
der Beurteilungspunkte (Kriterien) ist wichtig.<br />
3. In einer zeitgemässen Lehr- und Lernkultur, welche einen ganzheitlichen Ansatz verfolgt<br />
(siehe Erläuterungen im Kapitel «Einführung in das Semesterthema»), ist eine<br />
Rückmeldung der Lehrperson, des Lernpartners oder der Klasse ein zentrales Element.<br />
Die Schülermitbewertung fordert die Lernenden zum Rollenwechsel (vgl. Einführungsbeispiel).<br />
Es hat sich als sinnvoll erwiesen, zu Beginn arbeitsteilig vorzugehen, zum<br />
Beispiel bei der Bewertung einer Präsentation: Gruppenweise übernehmen Schülerinnen<br />
und Schüler ein oder mehrere Beurteilungskriterien und besprechen ihre Ergebnisse<br />
anschliessend in dieser «Fachgruppe», bevor Bewertungen klassenöffentlich werden.<br />
Dadurch wird eine Überforderung vermieden, unterschiedliche Wahrnehmungen können<br />
angeglichen werden.<br />
Ein konkreter Ansatz dazu sind anwendungs- bzw. prozessorientierte Prüfungsformen.<br />
Charakteristisch dabei ist, dass sich die Lernenden gedanklich und konkret mit Situationen<br />
auseinander setzen, die nachvollziehbar mit dem wirklichen Tun und Leben «ausserhalb<br />
der Schulstube» zu tun haben. Prozesshaft werden bestimmte Fälle gelöst oder man muss<br />
sich mit komplexen Problemen auseinander setzen, Lösungen finden und anwenden.<br />
Dabei sollen die Lernenden ein Produkt erstellen und dokumentieren, zum Beispiel in<br />
einem Themendossier, in einer Facharbeit oder in einer Projektdokumentation (vgl. dazu<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 41
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Fallstudien<br />
Themendossier<br />
Projektarbeiten<br />
die unten aufgeführten Beispiele). Hierbei muss man gleichzeitig – im Rahmen eines<br />
komplexen Handlungsprozesses – Kenntnisse anwenden, Fertigkeiten einsetzen und<br />
Haltungen aktivieren. Anhand des Prozesses, der in einer anwendungsorientierten Prüfung<br />
beobachtet werden kann, oder anhand des Produkts, das aus diesem Prozess hervorgeht,<br />
lassen sich also situationsspezifische Kenntnisse, Fertigkeiten und Haltungen prüfen und<br />
bewerten. Es ist daher ausserordentlich wichtig, die Beurteilungskriterien genau zu definieren<br />
und mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam zu besprechen, um das Urteil<br />
für alle nachvollziehbar zu machen.<br />
Folgende Formen prozessorientierten Prüfens sind für die <strong>Sekundarstufe</strong> I denkbar:<br />
• Fallstudie<br />
• Themendossier<br />
• Portfolio (vgl. Baustein «Portfolio»)<br />
•Projektarbeit als Einzel- oder Gruppenprojekte<br />
•Präsentation<br />
In einer Fallstudie wird den Lernenden zum Beispiel im Fach Geschichte ein realitätsnaher<br />
Fall vorgelegt. Die Lösung wird dabei in der Regel offen gelassen, die Lernenden<br />
sollen selbst ein plausibles Ergebnis erarbeiten. Auch gibt es Fallstudien, welche die<br />
Lösung mitliefern und die Lernenden zur Diskussion darüber und zur Suche nach Alternativen<br />
ermuntern sollen. Eine Fallstudie (Fall, case, case study) ist daher eine für Unterrichtszwecke<br />
erstellte Schilderung einer Situation und ihrer Einflussfaktoren, welche<br />
sowohl die aktive Auseinandersetzung mit dem Inhalt als auch konkretes Handeln des<br />
Lernenden bezweckt. Für die Beurteilung kann die Lehrperson beispielsweise Aspekte<br />
der Problemerfassung, der Problemanalyse, der Problemlösung und der Problemreflexion<br />
in den Vordergrund rücken. In einer anschliessenden mündlichen Prüfung kann zudem<br />
ermittelt werden, wie gut die Lernenden das Wissen verarbeitet und wie sorgfältig sie es<br />
in den eigenen Erfahrungshorizont integrieren konnten.<br />
Ein Themendossier ist eine Arbeitsmappe, in der die Schülerinnen und Schüler ihre persönliche<br />
Auseinandersetzung mit einem bestimmten Thema dokumentieren. Sie entwickeln<br />
eine leitende Frage- oder Problemstellung, suchen dazu verschiedene Materialien, stellen<br />
diese zu einem Dossier zusammen und reflektieren das eigene Handeln. Neben den<br />
fachlich-inhaltlichen Gesichtspunkten bietet die Erarbeitung eines Themendossiers viel<br />
Raum für kreative Gestaltungsmöglichkeiten. Die Themenmappe wird von der Lehrperson<br />
beurteilt. Mögliche Kriterien sind: Relevanz der Problemstellung, Auswahl des Materials,<br />
Verarbeitung des Materials zu einer Dokumentation, Gestaltung, Reflexion des Prozesses,<br />
Internalisierung des angeeigneten Wissens. Für die Beurteilung ist entscheidend, dass<br />
gemeinsam mit den Lernenden vor dem Erarbeiten des Themendossiers eine Kriterienliste<br />
erarbeitet wird und die Indikatoren zu den Kriterien von allen richtig verstanden werden.<br />
In einem Projekt arbeiten die Lernenden selbstständig und in Gruppen. Sie setzen sich<br />
Ziele, planen das Vorgehen, recherchieren, sammeln Informationen und verarbeiten<br />
diese zu einem Produkt. Die einzelnen Phasen werden dokumentiert, der Lernfortschritt<br />
wird reflektiert und in einem Lerntagebuch (vgl. unten) festgehalten. Zu festgelegten<br />
Terminen tauschen die Lernenden die Erfahrungen aus und orientieren über das weitere<br />
Vorgehen. Am Ende werden die Produkte präsentiert und beurteilt. Bei der Beurteilung<br />
kann die Lehrperson auf die Arbeitsplanung, die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem<br />
Thema, das Produkt, die Präsentation, die Prozessreflexion und die Internalisierung des<br />
angeeigneten Wissens eingehen.<br />
42<br />
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Präsentation<br />
Lernbericht<br />
Lerntagebuch<br />
Weitere Beurteilungsmöglichkeiten<br />
Eine Präsentation stellt häufig den Abschluss einer selbstständigen Lernphase von Schülerinnen<br />
und Schülern dar und lässt beispielsweise innerhalb eines Projekts eine komplexe<br />
Bewertung zu (siehe oben). Es können unterschiedliche Präsentationsformen vorkommen:<br />
das klassische Referat, eine Buchvorstellung, Lernen durch Lehren, ein Theaterstück,<br />
die Vorstellung von Projektergebnissen, die eigenen Lernziele während einer Unterrichtseinheit<br />
usw. Die Bewertung einer Präsentation bezieht sich auf den Inhalt, auf die Form<br />
und Gestaltung sowie auf die Verbindung zwischen Inhalt und Form und kann mit Hilfe<br />
eines geeigneten Bewertungsbogens sowohl von der Lehrperson als auch vom Plenum oder<br />
den präsentierenden Schülerinnen und Schülern vorgenommen werden. Ein Ziel bei der<br />
Durchführung von Präsentationen im Unterricht besteht in der Entwicklung der Analysefähigkeit,<br />
indem die Schülerinnen und Schüler beispielsweise lernen, eine vordergründig<br />
perfekte und aufwändige Inszenierung kriterienbezogen zu analysieren und die thematische<br />
Tiefe herauszufinden. Neben der Präsentation kann auch der (Gruppen-)Arbeitsprozess<br />
anhand von Bewertungskriterien beurteilt werden (auch hier wiederum durch<br />
Selbst- und Fremdbeurteilung).<br />
Neben neuen Formen des Prüfens haben auch neue Formen der Leistungsbeurteilung<br />
Einzug in den Schulalltag gefunden:<br />
Lernberichte werden häufig am Ende eines Schuljahres, manchmal auch am Ende einer<br />
grösseren Unterrichtseinheit geschrieben. Die Lehrpersonen, die solche Lernberichte über<br />
ihre Schülerinnen und Schüler verfassen, sind geübte Beobachterinnen und Beobachter,<br />
die im Laufe des ganzen Schuljahres Aufzeichnungen über die Lernentwicklung der<br />
Schülerinnen und Schüler machen. Die Texte verbinden fachliche Aspekte mit Beobachtungen<br />
des Arbeits- und Sozialverhaltens der Lernenden. Die Lehrenden teilen ihnen<br />
dadurch mit, was sie an ihrem Lernen beurteilen und in welcher Weise sie das tun. Sie<br />
fügen die Beobachtungen und Fakten so zusammen, dass eine fördernde Diagnose möglich<br />
wird; dabei achten sie auf eine Sprache, die für die Schülerinnen und Schüler (und<br />
ihre Eltern) verstehbar sein muss, die sie anspricht und trotz notwendiger Kritik einen<br />
vertrauensvollen, wertschätzenden und ermutigenden Charakter aufweisen soll. Besonders<br />
in der Sekundarschule, die durch das Fachlehrerprinzip gekennzeichnet ist, ist es erforderlich,<br />
dass sich die in einer Klasse unterrichtenden Lehrpersonen für einen solchen Bericht<br />
absprechen und ihre Beobachtungen kollegial zusammentragen.<br />
Mit Lerntagebüchern werden besondere, eher persönlich gehaltene Formen des Berichtens<br />
über eine Arbeit bzw. einen Unterricht angeregt. In einem eigens dafür vorgesehenen<br />
Heft oder in einer speziellen Spalte im Arbeitsheft können Schülerinnen und Schüler<br />
Beobachtungen, Gelerntes, Gedanken und Gefühle festhalten. Lerntagebücher werden<br />
häufig begleitend zu einer längeren Hausarbeit, einem Unterrichtsabschnitt oder einem ganzen<br />
Kurs geschrieben. Zum Teil werden Lerntagebücher als dialogische Schreibprozesse<br />
organisiert, wenn zum Beispiel die Lehrperson regelmässig Kommentare in das<br />
Lerntagebuch einträgt oder aber die Lernenden reflexiv mit sich in einen inneren Dialog<br />
treten. Die Schülerinnen und Schüler erhalten mit Lerntagebüchern ein Mittel an die Hand,<br />
um eine aktive Haltung zu ihren eigenen Lernprozessen einzunehmen. Das Lerntagebuch<br />
kann selbst ein Leistungsnachweis werden, es kann aber vor allem dazu dienen, dass die<br />
Lehrenden und Lernenden die Hintergründe einer Leistung in den Blick bekommen.<br />
Über die genannten Beurteilungsmöglichkeiten hinaus gibt es noch weitere Formen, die<br />
hier nur erwähnt werden können. In Bewertungskonferenzen etwa können im Vergleich<br />
zu Notenkonferenzen die Lehrenden sich einen direkten Überblick über den Leistungsstand<br />
der Schülerinnen und Schüler (anhand unterschiedlicher Lernprodukte) verschaffen. Des<br />
Weiteren können Zertifikate über erfolgreich absolvierte Projekte oder Kurse vergeben<br />
werden, genannt sei hier das europäische Sprachenportfolio. Anhand eines Lernkontraktes<br />
kann eine Vereinbarung zwischen Lehrpersonen und Lernenden getroffen werden über das,<br />
was gelernt werden soll. Im Mittelpunkt dabei steht die Kontrolle der individuellen<br />
Lernförderung.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 43
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernsituation<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an den<br />
Praxisschulen<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an<br />
der PHZ<br />
Vorgehen<br />
Vorbereitung<br />
Durchführung<br />
• Sich bei den Praxislehrpersonen über deren erweiterte Beurteilungsformen informieren<br />
• Erweiterte Beurteilungsformen der Lehrperson einschätzen und auswerten<br />
• Einen Lernkontrakt entwerfen und mit einzelnen Schülerinnen und Schülern einen<br />
Lernkontrakt abschliessen<br />
• Mit den Schülerinnen und Schülern den Sinn eines Lerntagebuches besprechen und<br />
ein solches für einen Unterrichtsabschnitt einführen<br />
• Eine Lernstandsanalyse mit Schülerinnen und Schülern durchführen<br />
• Mit Hilfe eines Beurteilungsrasters den Arbeitsprozess oder eine Präsentation in der<br />
Klasse beurteilen<br />
• usw.<br />
• Für eine Präsentation innerhalb eines Projektes oder einer anderen offenen Lernform ein<br />
Beurteilungsraster entwickeln<br />
• Geeignete Beurteilungsbögen für den Arbeitsprozess innerhalb einer offenen Lehr-/<br />
Lernform entwickeln<br />
• Im Internet nach unterschiedlichen erweiterten Beurteilungsformen suchen<br />
• Im Lehrplan nach Themen suchen, die mit offenen Unterrichtsformen gestaltet werden<br />
können und geeignete Beurteilungsmöglichkeiten suchen<br />
•Beurteilungsformen, die die Studierenden in ihrer eigenen Schulzeit erlebt haben, reflektieren<br />
• Erweiterte Beurteilungsformen an der PHZ reflektieren<br />
• usw.<br />
• Die Vorerfahrungen der Schülerinnen und Schüler mit offenen Lernformen abklären<br />
• Sich auf geeignete erweiterte Beurteilungsformen festlegen<br />
•Die Materialien/Kriterienraster entwickeln und zusammenstellen<br />
• Die Schülerinnen und Schüler informieren, welche Beurteilungsformen auf sie zukommen<br />
werden<br />
• Eventuell vorbereitende Strukturen (Vorübungen) für die Beurteilungsformen schaffen<br />
(Selbstbeurteilung, gegenseitige Beurteilung der Schülerinnen und Schüler üben)<br />
•Als Beraterin oder Berater während des Lernprozesses für die Schülerinnen und Schüler<br />
zur Verfügung stehen<br />
• Für (situative) Ergänzungen oder Erweiterungen der Beurteilungsstruktur offen sein<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Reflexion<br />
•Mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam die Beurteilungen durchsprechen<br />
• Die erweiterten Beurteilungen mit anderen Beurteilungsformen konkret für die einzelnen<br />
Schülerinnen und Schüler vergleichen und Schlussfolgerungen für die unterschiedlichen<br />
Lernbereiche ziehen<br />
Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 2<br />
• Entdeckendes Lernen<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />
• Situiertes Lernen<br />
• Lernstrategien<br />
44<br />
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Literatur<br />
• Amt für Volksschulbildung (Hrsg.) (2003). Weiterentwicklung der <strong>Sekundarstufe</strong> I,<br />
Unterrichtsgestaltung und Erweiterte Beurteilung. Konzeptpapier, Luzern<br />
• Beutel, S.-I. (2000). Lernberichte. Eine Möglichkeit für die <strong>Sekundarstufe</strong>? In: Beutel,<br />
S.-I. & Vollstädt, W. (Hrsg.), Leistung ermitteln und bewerten. Hamburg: Bergmann und<br />
Helbig (S. 74–85)<br />
• Bohl, T. (2004). Prüfen und Beurteilen im Offenen Unterricht. Weinheim/Basel: Beltz<br />
• Emer, W./Lenzen, K.-D. (2005). Projektunterricht gestalten – Schule verändern.<br />
Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.<br />
• Landwehr, N. (1995). Formen prozessorientierten Prüfens. Aarau: Pädagogische<br />
Arbeitsstelle.<br />
• Obrist, W. & Städeli, Ch. (2001). Wer lehrt, prüft. Aktuelle Prüfungsformen konkret.<br />
Bern: h.e.p.<br />
•Winter, F. (2004). Leistungsbewertung. Eine neue Lernkultur braucht einen anderen<br />
Umgang mit Schülerleistungen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 45
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Kopiervorlage<br />
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Name<br />
✘ Kriterien<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Kriterienblatt «Erweiterte Leistungsbeurteilung»<br />
1. Die Lehrperson wendet erweiterte<br />
Formen der Leistungsbeurteilung an.<br />
2. Die Lehrperson geht auf die Vorerfahrungen<br />
der Schülerinnen und<br />
Schüler mit erweiterten Beurteilungsformen<br />
ein.<br />
3. Die Lehrperson gibt regelmässig Rückmeldungen<br />
zum Arbeits-, Lern- und<br />
Sozialverhalten.<br />
4. Die Lehrperson bespricht und konkretisiert<br />
gemeinsam mit den Schülerinnen<br />
und Schüler die Lernziele.<br />
5. Die Lehrperson beurteilt das Arbeits-,<br />
Lern- und Sozialverhalten, indem sie<br />
sich an den Lernzielen und Verhaltensmerkmalen<br />
der jeweiligen Stufe<br />
orientiert.<br />
6. Die Lehrperson versteht das beobachtete<br />
Verhalten (die Lernprodukte) im<br />
Kontext der Situation und bezieht<br />
diesen für die Folgerungen mit ein.<br />
7. Die Lehrperson strukturiert ihre<br />
Beobachtungen und Beurteilungen<br />
anhand eines Beurteilungsbogens oder<br />
Kriterienrasters.<br />
8. Die Lehrperson verzichtet auf Zuschreibungen<br />
und Spekulationen über<br />
Charaktermerkmale der Schülerinnen<br />
und Schüler.<br />
9. Die Lehrperson legt auf die gegenseitige<br />
Schülerbeurteilung Wert und<br />
bezieht diese in ihre Beurteilungsüberlegungen<br />
ein.<br />
10. Die Lehrperson legt auch auf die<br />
Selbstbeurteilung der Schülerinnen<br />
und Schüler Wert und bezieht diese<br />
ebenfalls in ihre Beurteilungsüberlegungen<br />
ein.<br />
Tragen Sie die wichtigsten<br />
Erkenntnisse in Bezug auf<br />
die Beobachtungskriterien<br />
hier ein:<br />
Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />
46<br />
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Portfolio<br />
Worum geht es?<br />
Beobachten<br />
✘<br />
Beurteilen<br />
✘<br />
Bewerten<br />
✘<br />
Beraten<br />
✘<br />
Beobachtung<br />
Beschreibung<br />
Definition Portfolio<br />
Am Ende der Unterrichtsstunde warten Katja und zwei Klassenkameradinnen geduldig, bis<br />
Frau Meier sich Zeit für sie nehmen kann. Ihre Portfolios halten die Siebtklässlerinnen<br />
in Händen. Sie wollen mit ihrer Lehrerin Termine für eine Lernberatung vereinbaren. Mit<br />
der Erstellung des Portfolios hat sich jede Schülerin/jeder Schüler den Anspruch auf eine<br />
persönliche Lernberatung erworben. Frau Meier war wohl am meisten erstaunt: niemand<br />
in der Klasse verzichtete darauf, dieses Angebot zu nutzen.<br />
Vorausgegangen war ein fast fünfmonatiges Projekt im Fach Englisch zum Thema «Great<br />
Britain». Die Aufgabenstellung hatte gelautet: Gestaltet gemeinsam als Klasse einen informativen<br />
Abend, an dem öffentlich geladene Gäste möglichst viele interessante Informationen<br />
über Grossbritannien erhalten. Jeder hatte sich eine eigene «Forschungsfrage»<br />
gesucht. Gearbeitet und präsentiert wurde in kleinen selbst gewählten Gruppen, wobei<br />
jeder auch einen erkennbaren Einzelbeitrag leisten musste. Die Präsentationen sollten<br />
hohen Standards genügen und durften ausschliesslich in englischer Sprache erfolgen.<br />
Die Präsentation wie auch das Lernportfolio wurden nach Abschluss des Projekts gemeinsam<br />
beurteilt und benotet. Hierzu hatte die Lehrerin zusammen mit der Klasse bereits<br />
sehr früh Kriterienraster erstellt. Sie stellten die Grundlage der Beurteilung dar. Das Portfolio<br />
sollte nicht nur den eigenen Lern- und Arbeitsweg sichtbar machen, sondern auch<br />
die Ergebnisse der «Nachforschungen» sachlich korrekt darstellen. An Hand der vereinbarten<br />
Kriterien hatte man sich dann über unterschiedliche Einschätzungen der Qualität<br />
der Arbeiten verständigt. In die Endnote flossen die Bewertungen der Lehrerin und die<br />
Selbstbewertungen des jeweiligen Schülers ein. Die Akzeptanz der Noten war – auch<br />
dann, wenn sie weniger gut ausgefallen waren – erstaunlich hoch.<br />
Bei der nun anstehenden Lernberatung wird es darum gehen, gemeinsam das Portfolio<br />
durchzusehen, um Stärken, Kompetenzen, Interessen und Schwächen zu entdecken und<br />
damit Ansatzpunkte und Ressourcen für das weitere Lernen zu identifizieren.<br />
Das Portfolio dient der Reflexion und Steuerung des Lernprozesses. Eine weit verbreitete<br />
Definition von Portfolio lautet: Ein Portfolio ist eine zielgerichtete Sammlung von Arbeiten,<br />
welche die individuellen Bemühungen, Fortschritte und Leistungen der/des Lernenden<br />
auf einem oder mehreren Gebieten zeigt. Die Sammlung muss die Beteiligung der/des<br />
Lernenden an der Auswahl der Inhalte, der Kriterien für die Auswahl, der Festlegung der<br />
Beurteilungskriterien sowie Hinweise auf die Selbstreflexion der/des Lernenden einschliessen.<br />
Portfolios dokumentieren also sowohl den Lernprozess als auch Lernprodukte<br />
und bilden die Grundlage für die Darstellung wie auch den Nachweis von Kompetenzen<br />
und Leistungen.<br />
Ein verbreitetes Problem der Leistungsbeurteilung im Schulalltag liegt in der fehlenden<br />
Verbindung von Lehren, Lernen und Beurteilung. Man spricht auch von einer Entkoppelung<br />
der Unterrichts- von der Beurteilungsfunktion, d.h. die Leistungsbeurteilung ist oftmals nicht<br />
Teil einer umfassenderen pädagogischen Handlungseinheit. Portfolios können eine Brücke<br />
zwischen Lehren, Lernen und Beurteilung bilden. Mit dem Portfolio sind im Blick auf die<br />
Leistungsbeurteilung zwei wesentliche Grundideen verbunden: Erstens der Gedanke,<br />
dass es im Blick auf übergeordnete Lernziele wie Selbststeuerung und lebenslanges Lernen<br />
nicht genügt, zur Beurteilung von Lernleistungen nur die Lernergebnisse heranzuziehen.<br />
Vielmehr muss auch der Lernprozess sichtbar und so der Reflexion zugänglich gemacht<br />
werden, denn metakognitive Auseinandersetzungen mit dem eigenen Lernen gelten als<br />
Voraussetzung dafür, das eigene Lernen zunehmend besser selbst steuern zu können.<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 47
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Portfolioarten<br />
Zweitens ist mit dem Portfolio der Gedanke verbunden, die übliche fremdbestimmte<br />
Leistungsfeststellung um das Prinzip einer mehr oder weniger selbstbestimmten Leistungsdarstellung<br />
zu erweitern. Dahinter steht zum einen der emanzipatorische Grundgedanke,<br />
dass mit der ausschliesslichen Fremdbeurteilung von Leistungen die Perspektive<br />
der Lernsubjekte unberechtigterweise übergangen wird. Eine angemessene Leistungsbeurteilung<br />
muss Fremd- und Selbstbeurteilung miteinander verbinden, d.h. die Lernsubjekte<br />
im Beurteilungsprozess zu Wort kommen lassen. Hintergrund ist der begründete Zweifel<br />
daran, dass es möglich ist, über ausschliessliche Fremdbeurteilung die Selbstbeurteilungskompetenz<br />
der Lernsubjekte zu fördern.<br />
Anders als bei konventionellen Prozeduren der Leistungsbeurteilung wechseln Lernende<br />
bei der Arbeit mit Portfolios demnach die Rolle: Sie reagieren nicht bloss auf eine<br />
Prüfungsanforderung, sondern stellen aktiv und zu einem gewissen Grade selbst bestimmt<br />
ihre Kompetenzen dar. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, weshalb manche<br />
Autoren von einer «kopernikanischen Wende» in der Leistungsbeurteilung sprechen. Als<br />
jederzeit verfügbare Medien bergen Portfolios im Unterricht aus der Sicht von Lehrenden<br />
darüber hinaus ein enormes Potenzial für formative Diagnostik, d.h. in Portfolios lassen<br />
sich – mehr als in vielen anderen (Lernleistungs-)Dokumenten von Lernenden – unmittelbar<br />
Ansatzpunkte für eine individuelle gezielte Lernförderung erkennen.<br />
Das Portfoliokonzept kann sehr unterschiedlich umgesetzt werden. Je nachdem, ob das<br />
Portfolio stärker der Darstellung und Steuerung der eigenen Entwicklung oder der<br />
Darstellung eines erreichten (Leistungs-)Niveaus oder einer Kombination von beidem<br />
dient, gibt es in der Praxis eine grosse Anzahl unterschiedlicher Portfolioarten und -formen,<br />
eine Vielfalt, die in der Praxis oft für Missverständnisse sorgt.<br />
Portfolios lassen sich anhand von wenigen Kriterien charakterisieren. Das Portfolio, das<br />
Katja erstellt hat, könnte man als Lernportfolio bezeichnen. Es unterscheidet sich sowohl<br />
von dem, das Peter für sich selbst im Rahmen seiner Funktion als angehender Schulmentor<br />
der PHZ anfertigt, als auch von dem, mit dessen Hilfe sich Teresa an einem ausländischen<br />
College um einen Studienplatz im Fach Englisch bewirbt. Peter fertigt ein Entwicklungsportfolio<br />
an, Teresa hingegen ein Vorzeigeportfolio.<br />
Die drei Portfolios unterscheiden sich vor allem in drei Dimensionen: Im Zweck (Wozu<br />
wird das Portfolio erstellt?), den Inhalten (Was kommt ins Portfolio hinein?) und den<br />
Entscheidungen (Bei wem liegen welche Entscheidungen?). In der Abbildung unten ist<br />
Peters Portfolio links vorne eingezeichnet, Katjas in der Mitte und Teresas rechts hinten.<br />
Was bedeuten diese Anordnungen?<br />
Dimensionen zur Charakterisierung und Unterscheidung von Portfolioarten<br />
Produkt<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
summative<br />
(Selbst-)<br />
Beurteilung<br />
Zweck<br />
formative<br />
(Selbst-)<br />
Beurteilung<br />
«alles Inhalte<br />
und jedes»<br />
Prozess<br />
einige<br />
wenige<br />
Entscheidung<br />
Lernende<br />
andere<br />
«Instanzen»<br />
48<br />
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1<br />
Vereinbarungen und<br />
Absprachen<br />
2<br />
Sammlung<br />
Peter hat sich zum Ziel gesetzt, seine Beratungskompetenz zu verbessern und weiter zu<br />
entwickeln. Hierzu will er Literatur lesen, Kollegen befragen, Videoaufzeichnungen von<br />
Beratungsgesprächen auswerten und Studierende zu den Wirkungen seiner Beratung<br />
befragen. Das Portfolio legt er auf eigene Initiative an. Es soll ihm helfen – das ist der<br />
Zweck – seinen Lernprozess besser zu steuern. Er nutzt das Portfolio zur Planung,<br />
Dokumentation und Evaluation. Seine regelmässigen Zwischenbilanzen dienen der<br />
Vergewisserung, sie bestimmen und verändern dabei seinen weiteren Weg. Man spricht<br />
auch von «formativer (Selbst-)Beurteilung» (vgl. Bausteine «Funktionen und Normen»).<br />
Was die Inhalte seines Portfolios betrifft, nimmt er «alles und jedes» auf, was ihm zur<br />
Darstellung seines Lernweges und der Lernergebnisse nützlich erscheint. Die Entscheidungen,<br />
ob er ein Portfolio anfertigt, welchem Zweck es dient, was hineinkommt und<br />
wer Einblicke nehmen darf, trifft er selbst.<br />
Ganz anders Teresa: Sie möchte Englisch für das Gymnasium studieren und muss als Bewerbungsunterlage<br />
ein Portfolio bei der Fakultät einreichen. Zweck des Portfolios ist ihre<br />
Bewerbung, Ziel Teresas ist es, als Studentin angenommen zu werden. Das Portfolio entscheidet<br />
dabei nicht nur über ihre Zulassung zum Studium, sondern zugleich auch über<br />
ihre Zuweisung zu einem bestimmten Kurs auf einem bestimmten Sprachniveau. Die<br />
Fakultät macht Teresa folgende Vorschriften: Sie muss fünf Word-Dateien einreichen. Die<br />
erste Datei soll ein kurzes Anschreiben an die Fakultät enthalten, in dem sie ihren<br />
Studienwunsch begründet (maximal 180 Wörter). Die nächsten drei Dateien sollen einen<br />
Essay, ein Summary und die Interpretation eines vorgegebenen Gedichtes enthalten. Die<br />
Auswahl der Texte muss jeweils mit zwei bis drei Sätzen begründet werden. Jede Datei<br />
darf nur aus einer Seite bestehen (Times New Roman, 12 pt, Absatz einfach, maximal<br />
500 Wörter). Schliesslich soll fünftens ein Empfehlungsschreiben ihrer derzeitigen<br />
Englischlehrerin enthalten sein, für das dieselben Formatierungs- und Zeichenvorschriften<br />
gelten. Anders als bei Peter steht es Teresa nicht frei, ob sie ein Portfolio erstellt und welche<br />
Inhalte es hat. Es enthält «einige wenige Inhalte», die ganz genau vorgeschrieben<br />
sind. Nahezu sämtliche Entscheidungen sind bereits durch «andere Instanzen» getroffen.<br />
Lediglich die Auswahl der Texte trifft Teresa selbst. Das Portfolio dient einem summativen<br />
Zweck (vgl. Baustein «Funktionen und Normen»), d.h. es geht hier um eine abschliessende<br />
Bewertung und das Portfolio enthält nur möglichst perfekte Endprodukte. Ein<br />
Prozess wird in diesem Portfolio naturgemäss kaum sichtbar.<br />
Die Portfolios von Peter und Teresa repräsentieren zwei Pole eines Spektrums. Alle gängigen<br />
Umsetzungen des Portfoliokonzeptes bewegen sich zwischen diesen Polen. Katjas<br />
Lernportfolio ist etwa in der Mitte anzusiedeln: es dient summativen, aber auch formativen<br />
Zwecken. Sie wird an zahlreichen wichtigen Entscheidungen beteiligt, es besteht<br />
maximale Transparenz über die Leistungsanforderungen und -beurteilungskriterien und es<br />
findet eine Kommunikation über Leistungen statt.<br />
Folgende sechs Komponenten gelten bei der Arbeit mit Portfolios als besonders bedeutsam:<br />
Am Beginn eines Lern-Lehr-Prozesses wird vereinbart, welchem Zweck das Portfolio<br />
dient, welche Ziele damit verfolgt werden, welchen Anforderungen (Standards) es genügen<br />
soll, welche Ressourcen zur Verfügung stehen (Lernzeiten), wer in das Portfolio Einsicht<br />
nehmen darf und wo es schliesslich verbleiben wird, d.h., es wird maximale Transparenz<br />
über Anforderungen und Handlungsspielräume hergestellt. Solche Klärungen im<br />
Vorfeld sind für Lernende notwendig, um Möglichkeiten einschätzen und nutzen und<br />
Anforderungen erfüllen zu können.<br />
Parallel zum eigenen Lernvorhaben, dessen Verlauf und Ergebnisse im Portfolio dokumentiert<br />
und reflektiert werden, verläuft die Sammelphase. Die Schülerin bzw. der Schüler<br />
sammelt zunächst alles, was sie/er im Zusammenhang mit der Verfolgung der gesetzten<br />
bzw. gewählten Lernziele entwickelt und findet, in einem angemessenen «Container» (z.B.<br />
Ordner, Mappe, Schachtel o.Ä.). Gleichzeitig erstellt sie/er dazu ein «dynamisches»<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 49
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
3<br />
Auswahl<br />
4<br />
Reflexion<br />
Inhaltsverzeichnis, das zeigt, was aus welchem Grund im Prozessverlauf ins Portfolio aufgenommen<br />
oder wieder entfernt wurde. Die Sammelphase überspannt das gesamte Lernvorhaben.<br />
Was und wie gesammelt wird, liegt in der Hand der Lernenden. Bereits das<br />
Sammeln ist jedoch nicht beliebig, sondern erfolgt im Blick auf Zweck und Ziel der Arbeit<br />
mit dem Portfolio. Anfangs erstellen ungeübte Schüler/innen oft zunächst sehr umfangreiche<br />
und unstrukturierte Portfolios. Diese Sammelsurien sind allerdings für die Phase des<br />
Sammelns durchaus angemessen. Der didaktisch entscheidende Schritt ist der Übergang<br />
von der Phase der Sammlung zur Phase der Auswahl. Anfangs ist es didaktisch sinnvoll,<br />
diese Phasen deutlich zu trennen. Die zunehmende Verbindung von Sammlung und<br />
Auswahl kann als Indikator für die wachsende Expertise der Portfolioautor/innen betrachtet<br />
werden.<br />
Aus didaktischer Sicht ist die Auswahl der Dokumente, die schliesslich ins Portfolio aufgenommen<br />
werden, die bedeutsamste Phase der Portfolioarbeit. Ihr wird daher besonders<br />
grosse Aufmerksamkeit gewidmet. Die Auswahl muss begründet sein und werden: d.h.<br />
jedes ausgewählte Dokument erhält eine knappe schriftliche Notiz, aus der hervorgeht,<br />
weshalb es ins Portfolio aufgenommen wurde.<br />
Im Portfolio werden schliesslich diejenigen «Dokumente» zusammengestellt, die sich aus<br />
der Sicht des Lernenden für die Darstellung der Ergebnisse bzw. des eigenen Lernweges<br />
eignen. Er entscheidet selbst, was er hierzu heranzieht.<br />
Die Kontrollfrage dieses Auswahlprozesses lautet: «Was würde meinem Portfolio fehlen,<br />
wenn ich dieses Dokument nicht aufnehmen würde?». Mit dieser Frage findet das so<br />
genannte Mehrwert-Prinzip Anwendung, das den Schüler/innen helfen soll, die Auswahl<br />
sinnvoll zu begrenzen.<br />
Sowohl bei der Sammelphase als auch bei der Auswahl kann jeder Schüler/jede Schülerin<br />
sich von Mitschüler/innen, Eltern, Lehrer/innen und Expert/innen beraten lassen.<br />
Beratungen erfolgen dabei auf Initiative der Lernenden. Bei diesen Beratungen (Portfoliokonferenzen)<br />
vergewissern sie sich im und ausserhalb des Unterrichts über den Stand<br />
und Fortgang ihrer Arbeit, erhalten auf Wunsch Feedback und Unterstützung. Der Unterstützungsbedarf<br />
ist hier besonders bei Anfänger/innen meist gross.<br />
Reflexion bzw. die Selbstbeobachtung des eigenen Lernens bilden das Herzstück der<br />
Portfolioarbeit. Sie gelten zugleich als wesentliche Voraussetzungen für eigenständiges<br />
und selbstgesteuertes Lernen. Reflektieren ist anstrengend und schwierig und bedarf oftmals<br />
einer gewissen Übung. Bei der Portfolioarbeit wird Reflexivität durch bestimmte<br />
Elemente gezielt gefördert, wie zum Beispiel das Vorwort bzw. das Nachwort an die (fiktive)<br />
Leserin oder die Selbstbeurteilung der Qualität der eigenen Arbeit. Jedes Dokument<br />
wird mit einer Notiz (reflection tag) versehen, aus der entweder hervorgeht, welchen<br />
inhaltlichen Beitrag das Dokument zur Klärung der Fragestellung, zur Lösung des Problems<br />
bzw. zum Lernfortschritt leistet, oder was es über das eigene Lernen bzw. die Lernbedingungen<br />
zeigt. Ziele und Interessen können sich im Verlaufe des Lernprozesses verändern.<br />
Um dies wie auch Irr- und Umwege im Lernprozess sichtbar machen zu können,<br />
werden ebenfalls Dokumente gesammelt. Sie sind bei der Portfolioarbeit von Interesse,<br />
weil sie besonders geeignete Gegenstände der reflexiven Auseinandersetzung mit dem eigenen<br />
Lernprozess darstellen.<br />
Der wachsende Inhalt des «Containers» bietet vielfältige Möglichkeiten, Zwischenreflexionen<br />
anzustellen, sich auszutauschen und zu vergewissern, wo man gerade steht, zu entdecken,<br />
welchen Verlauf der eigene Lern- und Erkenntnisprozess nimmt, um ihm gegebenenfalls<br />
eine neue Richtung zu geben. Bei der Reflexion wird nicht nur über die Lerninhalte nachgedacht,<br />
sondern auch darüber, wie man vorgegangen ist, nachgedacht und gelernt hat.<br />
Die Selbstbeurteilung erfolgt bei der Portfolioarbeit im Idealfall auf der Grundlage eines<br />
gemeinsam mit den Lehrenden erstellten Beurteilungsrasters.<br />
50<br />
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5<br />
Konsequenzen<br />
6<br />
Präsentation<br />
Abschliessend wird ein Ausblick gegeben. Hier zieht die Portfolioautorin oder der<br />
Portfoliautor – meist in der Form eines «Nachwortes» – Konsequenzen aus den gewonnenen<br />
Einsichten über das Thema, das Lernen und die Bedingungen, unter denen dieses sich<br />
vollzog, mit dem Ziel, weitere Perspektiven für das zukünftige Lernen zu entwickeln und<br />
notwendige Veränderungen des Lernarrangements einzufordern.<br />
Das entstandene Portfolio wird nach seiner Fertigstellung zu einem Medium gemeinsamer<br />
Betrachtung, Kommunikation und Beurteilung zwischen der Schülerin/dem Schüler und<br />
ihren Mitschüler/innen, ihrer Lehrer/in und gegebenenfalls auch der Eltern. Erst durch<br />
seine Präsentation wird das Portfolio wirklich «veröffentlicht». Entsprechend der eingangs<br />
getroffenen Festlegungen bzw. Vereinbarungen (d.h. auch je nach Portfoliotyp) kann der<br />
Portfolioprozess in die Einreichung des Portfolios und in eine (Kurz-)Präsentation von<br />
Lernergebnissen bzw. von Prozesserfahrungen münden. Bei Lernportfolios findet ein<br />
Austausch bzw. eine Verständigung über (Selbst-)Bewertungen des Portfolios zwischen<br />
Lernenden und Lehrenden statt (Portfoliogespräche). Die Präsentation ist nicht nur auf<br />
den Zeitpunkt der Fertigstellung des Portfolios beschränkt. Portfolios können im weiteren<br />
Verlauf daran anschliessender Lernprozesse immer wieder Grundlage weiteren Austausches,<br />
aber auch weiterer Portfolios werden.<br />
Im Blick auf die Güte von Leistungsbeurteilungen verweist die Portfolioarbeit auf die<br />
Spannung zwischen Validität und Reliabilität. Die Frage danach, wie objektiv, valide und<br />
reliabel Portfoliobeurteilungen sein können, muss vor dem Hintergrund der Tatsache<br />
diskutiert werden, dass Ziffernoten immer nur unzureichend objektiv, valide und reliabel<br />
sind (vgl. Baustein «Notengebung»), auch wenn uninformierte Lehrpersonen oftmals dazu<br />
neigen, der Öffentlichkeit das Gegenteil zu suggerieren. Vertreter/innen des Portfolioansatzes<br />
nehmen für Portfolios in Anspruch, die Validität der Leistungsbeurteilung zu erhöhen<br />
und nehmen gleichzeitig in Kauf, dass die Reliabilität darunter leidet. In der Schreibpädagogik<br />
wird beispielsweise argumentiert: Portfolios können gegenüber konventionellen<br />
Leistungsbeurteilungen, bei denen meist ein einzelnes Schriftstück eine Antwort auf<br />
einen sorgfältig geprüften Schreibanlass darstellt, ein «besseres» (weil umfassenderes) Bild<br />
der Schreibfähigkeiten des Lernenden liefern. Allerdings wird die damit zu erzielende<br />
Zunahme an Validität mit einer Abnahme der Reliabilität erkauft, denn über ein einzelnes<br />
Schriftstück scheint eher ein übereinstimmendes Urteil zwischen verschiedenen Beurteilern<br />
zu erzielen zu sein als über mehrere Schriftstücke hinweg.<br />
Selbst erklärte Kritiker/innen der Portfoliobeurteilung halten das Portfolio für ein hervorragendes<br />
Instrument, wenn es darum geht, das Lernen zu stärken oder formative<br />
Entscheidungen im Blick auf das Wissen, die Fähigkeiten, Haltungen und das Wachstum<br />
von Lernenden zu treffen. Nicht angemessen und unsicher erscheinen Portfolios im Blick<br />
auf abschliessende Entscheidungen (summative Beurteilung) im Zusammenhang mit dem<br />
Erwerb von Qualifikationen, solange die Inhalte nicht rigoros kontrolliert und systematisch<br />
evaluiert werden.<br />
Die Stärke von Portfolios liegt offenbar vor allem in ihren Potenzialen für eine Unterrichtsreform<br />
bzw. in ihrer Bedeutung für eine didaktische Reform. Portfolios können darüber<br />
hinaus eine wichtige Rolle bei der Reform der Leistungsbewertung und der Prüfungen<br />
spielen. Besondere Stärken haben Portfolios unter dem Gesichtspunkt der pädagogischen<br />
Diagnostik: in Portfolios sind konkrete Ansatzpunkte für eine individuelle Förderung von<br />
Lernenden für Lehrende meist gut erkennbar.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 51
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernsituation<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an den<br />
Praxisschulen<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an<br />
der PHZ<br />
Vorgehen<br />
1. Vereinbarungen<br />
und Absprachen<br />
treffen<br />
2. Material sammeln<br />
3. Dokumente<br />
auswählen<br />
4. Beobachten und<br />
reflektieren<br />
5. Konsequenzen<br />
ziehen<br />
6. Präsentation<br />
• Beratungsgespräche auf der Grundlage vorhandener Portfolios mit Schüle/innen und<br />
Schülern durchführen (Lehrerberatungen)<br />
• Beratungsgespräche zwischen Schüler/innen (Schülerberatungen) protokollieren (teilnehmende<br />
Beobachtung) und mit der Praxislehrperson und/oder in der Mentoratsgruppe<br />
analysieren<br />
•Mit Schülerinnen und Schülern gemeinsam Beurteilungsraster erstellen und anwenden<br />
• Schüler/innenportfolios anhand eines Beurteilungsrasters bewerten<br />
•Ein Lernportfolio herstellen<br />
• Portfolioarbeit in der Weiterbildung diskutieren<br />
• Aus dem Studienlogbuch ein Vorzeigeportfolio zusammenstellen<br />
• Über das Praktikum hinweg an Hand einer eigenen Fragestellung ein eigenes professionelles<br />
Entwicklungsportfolio erstellen.<br />
Das Vorgehen richtet sich nach den sechs Komponenten für die Portfolioarbeit (siehe<br />
vorne):<br />
• Zweck und Ziel des Portfolios bestimmen<br />
•Vereinbarungen und Absprachen treffen<br />
• Für Transparenz sorgen<br />
•Alles Material, welches im Zusammenhang mit den gesetzten Ziele steht, sammeln<br />
• Material in einem «Container» ablegen<br />
• Dynamisches Inhaltsverzeichnis anlegen<br />
•Material auswählen<br />
• Auswahl mit einer knappen schriftlichen Notiz begründen<br />
• Ausgewählte Dokumente zusammenstellen<br />
• Sich beraten lassen<br />
•Vorwort bzw. Nachwort schreiben<br />
• Jedes Dokument mit einer Notiz versehen, welche den inhaltlichen Stellenwert im<br />
Zusammenhang mit Zweck und Ziel des Portfolios klärt<br />
• Selbstbeurteilung aufgrund eines gemeinsam erstellten Beurteilungsrasters<br />
• Ausblick geben in Form eines Nachwortes<br />
• Konsequenzen aus den gewonnenen Einsichten über Thema, Lernen, Bedingungen,<br />
Ziel usw. ziehen<br />
• Portfolio wird «veröffentlicht»<br />
• Portfolio wird besprochen, kommuniziert, beurteilt…<br />
Verweise zu den vorhergehenden <strong>Bausteinheft</strong>en<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Literatur<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 4<br />
• Lernstrategien<br />
• Brunner, I., & Schmidinger, E. (2000). Gerecht beurteilen. Portfolio: die Alternative für<br />
die Grundschulpraxis. Linz: Veritas.<br />
•Brunner, I., & Schmidinger, E. (2001). Leistungsbeurteilung in der Praxis. Der Einsatz von<br />
Portfolios im Unterricht der <strong>Sekundarstufe</strong> I. Linz: Veritas.<br />
• Häcker, T. (2005). Mit der Portfoliomethode den Unterricht verändern. Pädagogik, 57<br />
(3), S. 13–18.<br />
• Häcker, T. (2004). Portfolio – ein Medium zur Weiterentwicklung von Unterricht?!<br />
Haushalt & Bildung, 81 (3) , S. 31–40.<br />
52<br />
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Kopiervorlage<br />
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Name<br />
Kriterienblatt «Portfolio»<br />
✘ Kriterien<br />
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<br />
<br />
1. Die Lehrperson bespricht mit den<br />
Schüler/innen die Kompetenzen, die in<br />
diesem Unterricht erworben werden<br />
sollen.<br />
2. Die Lehrperson bespricht mit den<br />
Schüler/innen mögliche Wege, mit<br />
denen diese Kompetenzen im Unterricht<br />
erworben werden können.<br />
3. Die Lehrperson verdeutlicht den<br />
Schüler/innen die an sie gestellten<br />
Anforderungen.<br />
4. Die Lehrperson macht den Schüler/<br />
innen den Sinn der Lernanforderung<br />
deutlich.<br />
5. Die Lehrperson informiert die Schüler/<br />
innen darüber, welche Unterstützung sie<br />
von ihr in Anspruch nehmen können.<br />
6. Die Lehrperson klärt mit der Klasse,<br />
welche Ressourcen beim Lernen zur<br />
Verfügung stehen und genutzt werden<br />
können.<br />
7. Die Lehrperson erstellt gemeinsam mit<br />
der Klasse Kriterienraster zur Beurteilung<br />
von Präsentationen (Referaten o.Ä.).<br />
8. Die Lehrperson arbeitet im Unterricht<br />
mit Portfolios.<br />
Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
9. Im Unterricht finden Beratungen<br />
zwischen Lehrperson und Schüler/<br />
innen bzw. zwischen Schüler/innen<br />
statt.<br />
10 Die Schüler/innen beurteilen eigene<br />
oder von Klassenkameraden erbrachte<br />
Leistungen anhand eines Beurteilungsrasters.<br />
11. Lehrperson und Schüler/innen<br />
tauschen sich über ihre jeweiligen<br />
Beurteilungen aus.<br />
12. Die Lehrperson führt auf der Basis von<br />
Portfolios Lernberatungsgespräche mit<br />
Schüler/innen durch.<br />
Tragen Sie die wichtigsten<br />
Erkenntnisse in Bezug auf<br />
die Beobachtungskriterien<br />
hier ein:<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 53
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
54<br />
Äussere Differenzierung<br />
Worum geht es?<br />
Beschreibung<br />
Definition Äussere<br />
Differenzierung<br />
Beobachten Beurteilen Bewerten Beraten<br />
✘<br />
Gabriela wohnt in einer Vorortsgemeinde der Stadt Luzern. Als Gabriela in der sechsten<br />
Primarklasse war, stellte sich die Frage, ob sie ins Langzeitgymnasium der Kantonsschule<br />
Alpenquai in Luzern oder in ihrer Wohnortsgemeinde in die Sekundarschule übertreten<br />
soll. Aufgrund ihres hohen Notendurchschnitts von 5,5 in den promotionswirksamen<br />
Fächern hätte sich ein Übertritt ans Langzeitgymnasium aufgedrängt.<br />
Gabriela und ihre Eltern bevorzugten die Sekundarschule, weil Gabriela dann noch zu<br />
Hause das Mittagessen einnehmen und sich mit ihren Eltern und Geschwistern austauschen<br />
konnte, was beim Besuch des Gymnasiums in der Stadt nicht mehr möglich gewesen<br />
wäre.<br />
Während Gabrielas Sekundarschulzeit fielen ihre Noten tiefer als erwartet. Ursprünglich<br />
wollte Gabriela bereits ab der zweiten Sekundarklasse ins Kurzzeitgymnasium wechseln.<br />
Aufgrund Gabrielas inkonstanten Notenbildes war ihr Klassenlehrer klar der Meinung,<br />
dass sie erst später ins Kurzzeitgymnasium übertreten sollte. Er tauschte sich mit den<br />
Lehrkolleginnen und -kollegen, bei denen Gabriela ebenfalls den Unterricht besuchte,<br />
aus und alle waren der Meinung, dass Gabriela besser erst ab der dritten Sekundarklasse<br />
ins Kurzzeitgymnasium wechseln sollte. Die Gefahr der Überforderung schätzten alle<br />
relativ hoch ein. In einem Gespräch mit Gabriela und deren Eltern legte der Klassenlehrer<br />
seine Bedenken und auch diejenigen seiner Lehrkolleginnen und -kollegen dar. Gabriela<br />
und ihre Eltern sahen die Bedenken ein und entschieden, dass Gabriela erst nach dem<br />
Absolvieren der dritten Sekundarklasse ins Kurzzeitgymnasium übertreten wird.<br />
In der Regel ist die Schülerinnen- und Schülerpopulation einer Schule geprägt von einer<br />
grossen Heterogenität in Bezug auf soziale Herkunft, Interessen, Lernvoraussetzungen,<br />
Begabung und Intelligenz, Lebenserfahrung und Weltverständnis.<br />
Mit diversen Arten von Differenzierung versucht die Schule, dieser Heterogenität gerecht<br />
zu werden. Eine dieser Differenzierungsarten ist die äussere Differenzierung (vgl. auch<br />
Baustein «innere Differenzierung»).<br />
Unter äusserer Differenzierung ist die Einteilung von Schülerinnen und Schülern nach<br />
Leistung, Alter, Geschlecht, Interessen oder Behinderungsarten sowie eventuelle Gliederungen<br />
innerhalb einzelner Schulen bzw. Schularten (z.B. fachspezifische oder fächerübergreifende<br />
Leistungsgruppen) zu verstehen.<br />
Im Kanton Luzern erleben Primarschülerinnen und -schüler zum Beispiel beim Besuch der<br />
Förderstunde äussere Differenzierung. Viel bewusster wohl nehmen sie aber äussere<br />
Differenzierung wahr, wenn es darum geht, im Gespräch mit der Lehrperson und den<br />
Eltern aufgrund ihrer Leistungen und ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu entscheiden,<br />
in welchen Schultyp sie nach dem Besuch der sechsten Primarklasse übertreten werden:<br />
in die Werkschule, in die Realschule, in die Sekundarschule oder ins Gymnasium. Die<br />
SEK-I-Lehrpersonen müssen während des ersten Schuljahres auf der SEK I im Gespräch<br />
mit den Eltern und der Schülerin bzw. dem Schüler u.a. entscheiden, ob die am Ende<br />
der sechsten Primarklasse getroffene Entscheidung bezüglich Stufenzuteilung in die SEK I<br />
sinnvoll war. So geschieht es nicht selten, dass zum Beispiel SEK-I-Schülerinnen und -<br />
schüler am Ende des ersten Schuljahres von der Sekundarklasse in die Realklasse wechseln<br />
und umgekehrt. Später, wenn gewisse Lernende ans Kurzzeitgymnasium übertreten<br />
wollen oder wenn die Berufswahl getroffen werden muss, nimmt die Sek-I-Lehrperson<br />
wiederum eine wichtige Beraterrolle ein. Die SEK-I-Lehrperson muss daher über eine<br />
hohe prognostische Beurteilungskompetenz verfügen (vgl. Baustein «Funktionen und<br />
Normen»).<br />
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Äussere Differenzierung<br />
auf der<br />
<strong>Sekundarstufe</strong> I<br />
im Kanton Luzern<br />
Lernsituation<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an den<br />
Praxisschulen<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an<br />
der PHZ<br />
Im Kanton Luzern läuft seit 2000 das Projekt «Weiterentwicklung der <strong>Sekundarstufe</strong> I».<br />
Dieses Projekt ist eine Antwort auf die zunehmende Unterschiedlichkeit unter den<br />
Jugendlichen (z.B. vielfältige Lebensverhältnisse, Veränderungen in Familie und Freizeit),<br />
auf die gestiegenen Anforderungen an die Jugendlichen (z.B. Fähigkeit zur Teamarbeit,<br />
Bereitschaft zu lebenslangem Lernen), an die gewachsenen Ausbildungsansprüche (z.B.<br />
immer mehr Jugendliche suchen den Zugang zu einer höheren und längeren Ausbildung,<br />
die Allgemeinbildung hat auch an der Berufsschule an Bedeutung gewonnen) und auf die<br />
neu entstandenen Ausbildungsgänge (z.B. Kurzzeitgymnasium, Berufsmatura).<br />
Neu wird die <strong>Sekundarstufe</strong> I in die folgenden vier Niveaus eingeteilt:<br />
Niveau A: Sekundarschule mit Ausrichtung auf Berufslehre mit Berufsmatura,<br />
Fachmittelschule, Kurzzeitgymnasium<br />
Niveau B: Sekundarschule mit Ausrichtung auf Berufslehre mit Fähigkeitszeugnis oder<br />
Berufsmatura, Fachmittelschule<br />
Niveau C: Realschule mit Ausrichtung auf Berufslehre mit Fähigkeitszeugnis<br />
Niveau D: Werkschule mit Ausrichtung auf berufspraktische Ausbildungen<br />
Für die Organisation der <strong>Sekundarstufe</strong> I stehen neu drei Grundmodelle zur Auswahl.<br />
Dies bietet Gewähr, dass sowohl die kantonalen Vorgaben als auch die kommunalen<br />
bzw. regionalen Besonderheiten angemessen berücksichtigt werden können:<br />
•Typengetrenntes Modell: Die Niveaus A, B, C und D werden je in einer Klasse getrennt<br />
geführt.<br />
• Kooperatives Modell: Die Lernenden werden auf zwei Stammklassen (einerseits<br />
Sekundarschule mit den Niveaus A und B und andererseits Realschule mit den Niveaus<br />
C und D) aufgeteilt und besuchen je nach Leistung in maximal vier Fächern Niveaukurse.<br />
• Integriertes Modell: Die Lernenden werden einer gemeinsamen Stammklasse (alle vier<br />
Niveaus in einer Klasse) zugeteilt und besuchen je nach Leistung in fünf Fächern<br />
Niveaukurse.<br />
Diese Innovationen des Projektes «Weiterentwicklung der <strong>Sekundarstufe</strong> I» müssen bis<br />
zum Schuljahr 2005/06 in allen Luzerner Gemeinden umgesetzt sein.<br />
• Dasselbe Fach in verschiedenen Niveauklassen unterrichten<br />
• Arbeiten der Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Niveauklassen miteinander<br />
vergleichen<br />
•Das SEK-I-Modell der Kooperationsschule kritisch hinterfragen, zum Beispiel durch<br />
Interviews:<br />
–mit Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Klassen<br />
–mit Lehrpersonen<br />
– mit der Schulleitung<br />
• An einem Gespräch von Schüler/in –Eltern–Lehrperson teilnehmen, bei dem es um<br />
die Zukunft des Schülers bzw. der Schülerin nach der SEK I geht (Berufswahl, Mittelschule,<br />
Zwischenjahr). Dies soll nur mit der Erlaubnis aller Gesprächsteilnehmenden<br />
geschehen<br />
• usw.<br />
•Biografiearbeit: Welche Arten äusserer Differenzierung habe ich während meiner Schulzeit<br />
auf der SEK I bzw. im Untergymnasium erlebt? Entsprachen sie mir? Warum (nicht)?<br />
• Die Vor- und Nachteile der verschiedenen SEK-I-Modelle (an den Praxisschulen) aufzeigen<br />
• Die SEK-I-Modelle von verschiedenen Kantonen miteinander vergleichen<br />
• usw.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 55
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Vorgehen<br />
Auf der SEK I ist die Klassenlehrperson die wichtigste Person bei der Koordination von<br />
Bereichen der äusseren Differenzierung, die einen direkten Einfluss auf die Lernenden<br />
hat. Daher wird hier die Perspektive der Klassenlehrperson eingenommen.<br />
Bei der Überprüfung der Niveauzuteilung auf der SEK I:<br />
•Die Klassenlehrperson informiert sich regelmässig bei den Fachlehrpersonen, die die<br />
Schülerin bzw. den Schüler ebenfalls unterrichten, über die Leistungen und die<br />
Persönlichkeitsentwicklung der Schülerin bzw. des Schülers.<br />
• Die Klassenlehrperson führt mindestens einmal pro Semester ein persönliches Gespräch<br />
mit der Schülerin bzw. mit dem Schüler und bespricht mit ihr bzw. mit ihm ihre bzw.<br />
seine Leistungen und Entwicklung.<br />
• Die Klassenlehrperson lädt mindestens einmal pro Jahr die Schülerin bzw. den Schüler<br />
mit den Eltern zu einem Gespräch ein, bespricht mit ihnen die Leistungen und die Entwicklung<br />
der Schülerin bzw. des Schülers und zieht eventuelle Konsequenzen (z.B.<br />
Niveauwechsel).<br />
• Nach getroffenen Entscheiden überprüft die Klassenlehrperson nach einiger Zeit nach<br />
der Umsetzung, ob der getroffene Entscheid sinnvoll war. Allenfalls kommt es zu<br />
Anpassungen.<br />
Bei einem möglichen Übertritt ans Kurzzeitgymnasium:<br />
Zusätzlich zu den oben genannten Punkten:<br />
• Die Klassenlehrperson pflegt den regelmässigen Kontakt mit den Kurzzeitgymnasien<br />
und informiert sich über Neuerungen.<br />
Bei der Berufswahl:<br />
Zusätzlich zu den oben genannten Punkten:<br />
•Die Klassenlehrperson pflegt den regelmässigen Kontakt mit der Berufsberatung (und<br />
den Berufsschulen!) und informiert sich über Neuerungen.<br />
•Die Klassenlehrperson stellt den Schülerinnen und Schülern genügend Raum zur Verfügung,<br />
um sich über Berufe zu informieren, zum Beispiel mittels Unterlagen,<br />
Betriebsbesichtigungen oder Schnupperlehre.<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 1<br />
• Lernziele setzen und formulieren<br />
• Selbstwahrnehmung und Perspektivenwechsel<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 2<br />
• Lernprozesse 2. Üben<br />
• Differenzieren<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />
• Innere Differenzierung<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Literatur<br />
• Amt für Volksschulbildung des Kantons Luzern (2003). Die <strong>Sekundarstufe</strong> entwickelt<br />
sich weiter. Luzern.<br />
• Bönsch, M. (2004). Differenzierung in Schule und Unterricht. Ansprüche-Formen-<br />
Strategien. München, Düsseldorf und Stuttgart: Oldenbourg Schulbuchverlag.<br />
• Bönsch, M. (2004). Intelligente Unterrichtsstrukturen – eine Einführung in die<br />
Differenzierung. Baltmannsweiler: Schneider.<br />
• Erziehungs- und Kulturdepartement des Kantons Luzern, Gruppe Unterricht (1999).<br />
Übertrittsverfahren, von der Primarschule an die <strong>Sekundarstufe</strong> I und von der<br />
Sekundarschule ans Kurzzeitgymnasium. Luzern.<br />
• Meister, H. (2000). Differenzierung von A–Z. Eine praktische Anleitung für die<br />
<strong>Sekundarstufe</strong>. Stuttgart: Klett.<br />
• Paradies, L. & Linser H.J. (2001). Differenzieren im Unterricht. Berlin: Cornelsen Scriptor.<br />
• www.volksschulbildung.ch<br />
56<br />
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Name<br />
Kriterienblatt «Äussere Differenzierung»<br />
✘ Kriterien<br />
1. Die Lehrperson kennt die Charakteristika<br />
der verschiedenen Niveaus der<br />
<strong>Sekundarstufe</strong> I.<br />
2. Die Klassenlehrperson tauscht sich<br />
regelmässig mit Lehrpersonen, die an<br />
derselben Klasse unterrichten, aus und<br />
reagiert falls notwendig, zum Beispiel<br />
bei grossem Leistungsabfall einer<br />
Schüler/in.<br />
3. Die Lehrperson kennt die Voraussetzungen,<br />
die erreicht werden müssen<br />
für den Eintritt ins Kurzzeitgymnasium.<br />
4. Die Lehrperson ist über die grundlegendsten<br />
Voraussetzungen für eine<br />
Berufslehre in den meistgewählten<br />
Berufen informiert.<br />
5. Die Lehrperson weiss, wo sie selber<br />
und auch die Lernenden Informationen<br />
zu den verschiedensten Berufslehren<br />
einholen können.<br />
6. Die Lehrperson stellt den Lernenden<br />
Mittel, Raum und Zeit zur Verfügung,<br />
um über ihre eigenen Kompetenzen zu<br />
reflektieren.<br />
7. Die Klassenlehrperson führt persönliche<br />
Gespräch mit der Schülerin bzw.<br />
mit dem Schüler und bespricht mit ihr<br />
bzw. mit ihm ihre bzw. seine<br />
Leistungen und Entwicklung.<br />
8. Nach getroffenen Entscheiden überprüft<br />
die Lehrperson einige Zeit nach<br />
dessen Umsetzung, ob der getroffene<br />
Entscheid sinnvoll war. Allenfalls<br />
werden Veränderungen vorgenommen.<br />
9. Die Klassenlehrperson stellt den<br />
Schülerinnen und Schülern genügend<br />
Zeit zur Verfügung, um sich über<br />
Berufe zu informieren, zum Beispiel<br />
mittels Unterlagen, Betriebsbesichtigungen<br />
oder Schnupperlehre.<br />
Tragen Sie die wichtigsten<br />
Erkenntnisse in Bezug auf<br />
die Beobachtungskriterien<br />
hier ein:<br />
Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 57
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Fehler<br />
Worum geht es?<br />
Beschreibung<br />
Definition Fehler<br />
Beobachten<br />
✘<br />
Beurteilen<br />
✘<br />
Bewerten<br />
✘<br />
Beraten<br />
✘<br />
Eine Lehrerin hält eine Übungsstunde in Mathematik in einer zweiten Sekundarklasse.<br />
Der Umfang von geometrischen Figuren soll berechnet werden. Einige Formen sind auf<br />
der Wandtafel aufgezeichnet. Die Lehrerin steht vor der Klasse und fragt: «Wie kann man<br />
den Umfang eines Rechtecks berechnen?» Philipp meldet sich und antwortet: «Länge mal<br />
Breite». Für einen kleinen Moment herrscht Stille. Daraufhin bittet die Lehrerin nun Philipp,<br />
einmal um einen Tisch herum zu laufen und sich den Weg, den er zurückgelegt hat, mit<br />
den Begriffen «Seite» und «Länge» zu beschreiben. Die Klasse erhält gleichzeitig den Auftrag,<br />
die Formel für den Umfang eines Rechtecks auf ein Notizpapier zu schreiben und diese<br />
mit den Ausführungen von Philipp zu vergleichen. Nachdem Philipp um dem Tisch herumgelaufen<br />
ist und seinen Gang laut «kommentiert» hat: «Breite plus Länge plus Breite<br />
plus Länge» merkt er, dass es sich hier um ein additives Phänomen handelt. Es fällt im<br />
schliesslich auch nicht mehr schwer, die korrekte Formel zu nennen.<br />
Fehler haben keinen guten Ruf. Wer einen gemacht hat, duckt sich besser. Die lange<br />
tradierte Auffassung, dass Fehler synonym stehen für Misserfolg, auf einen Defekt hinweisen,<br />
ein Makel und insgesamt einfach unerwünscht sind, sitzt den meisten von uns tief<br />
in den Knochen. Es ist ein Konzept, in welchem der Fehler und die Person, die ihn begeht,<br />
fast automatisch miteinander verbunden werden. Fehler bedeuten deren schwache<br />
Stelle, den wunden Punkt, eine Störung. Aus dieser Sicht sind Fehler etwas Statisches,<br />
etwas, das man so leicht nicht los wird – und deshalb besser vermeidet. Im Unterricht<br />
läuft diese Haltung auf eine «Fehler-Vermeidungsdidaktik» hinaus, d.h. dass im Unterricht<br />
oft erstaunlich wenige Fehler vorkommen. Die Schülerinnen und Schüler sagen kaum<br />
etwas Falsches. Der Unterricht ist so aufgebaut, dass «es» richtig läuft. Die Lehrperson legt<br />
den Schülerinnen und Schülern die Antwort bereits bei der Frage in den Mund und kann<br />
dann gleich mit dem, was sie im Kopf hat, weiterfahren, ohne mühselige Umwege über<br />
den Stand des Denkens der Schülerinnen und Schüler zu machen. Tatsächlich wird damit<br />
ein «Bermuda-Dreieck» kreiert, die Situation also, wo die Schülerin oder der Schüler mit<br />
der falschen Antwort einfach übergangen wird und damit auch das Fehlerwissen verloren<br />
geht (vgl. Oser & Spychiger, 2005).<br />
Der Begriff «Fehler» wird in der Literatur uneinheitlich verwendet. Mehrheitlich spricht<br />
man von einem Fehler, wenn ein Handlungsergebnis im Widerspruch zu einer Richtigkeitsnorm<br />
oder einer subjektiven Erwartung steht. Das heisst:<br />
• Fehler gibt es nur da, wo Normen festgelegt sind. Diese Normen müssen bekannt und<br />
aktuell bewusst sein, damit ein unerwünschtes Verhalten zu einem Fehler werden kann.<br />
• Fehler sind nicht absolut, sondern relativ zu betrachten, d.h. dass in verschiedenen<br />
Situationen eine Abweichung unterschiedlich interpretiert werden kann.<br />
• Fehler sind unbeabsichtigt. Sie sind von bewussten, beabsichtigten Täuschungen zu<br />
unterscheiden. Zum Zeitpunkt, in dem eine Person einen Fehler begeht, glaubt sie,<br />
richtig zu handeln. Ein Fehler ist für die betreffende Person die momentan beste Lösung.<br />
• Fehler werden von einem Irrtum unterschieden. Ein Irrtum ist eher ein Zustand, in dem<br />
sich jemand aufgrund von Fehlannahmen (man weiss es nicht besser) befindet.<br />
• Fehler sind grundsätzlich korrigierbar.<br />
58<br />
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Fehlersystematik<br />
Fehler<br />
Irrtum I<br />
Irrtum II<br />
Unfähigkeit<br />
Fehler können etwa fachlicher, moralischer oder sozialer Art sein. Für die Schule werden<br />
überwiegend Fehler beachtet, die mit dem Stoff und den fachlichen Inhalten zu tun<br />
haben. Die Typologisierung von Fehlern erfolgt daher in der Regel fachspezifisch. Eine lange<br />
Tradition findet man in der Didaktik des Fremd- bzw. Zweitsprachenunterrichts.<br />
Für eine pädagogisch-didaktisch orientierte Fehlersystematik ist folgende Unterscheidung<br />
hilfreich (vgl. Guldimann & Zutavern, 1999):<br />
Prozedurales<br />
Wissen<br />
Deklaratives Wissen<br />
vorhanden<br />
nicht vorhanden<br />
vorhanden Fehler Irrtum I<br />
nicht vorhanden Irrtum II Unfähigkeit<br />
Fehler können unterschiedliche Ursachen haben. Auf einer ersten Analyseebene kann<br />
zwischen den beiden Wissensarten unterschieden werden, die an jeder kognitiven Leistung<br />
beteiligt sind: deklaratives Wissen («Wissen, dass …») und prozedurales Wissen («Wissen,<br />
wie …»).<br />
Fehler sind nach dieser Unterscheidung ein sonderbares Ereignis. Der Schüler oder die<br />
Schülerin verfügt über das geforderte Wissen (deklarativ wie prozedural) und trotzdem<br />
entsteht ein fehlerhaftes Ergebnis. Lernende, die einen Fehler machen, hätten es eigentlich<br />
gewusst oder gekonnt!<br />
• Auslöser für den Fehler können entweder in situativen und persönlichen Bedingungen<br />
wie Zeitvorgaben, ein konkurrenzorientiertes Klassenklima, Ängstlichkeit oder aber in<br />
der mangelhaften Steuerung und Kontrolle der Strategieanwendung bzw. in der mangelhaften<br />
Anwendung des Sachwissens liegen. Die Lehrperson sollte deshalb auch nach<br />
äusseren Einflüssen suchen – bei Prüfungen kann beispielsweise das Zeitmanagement<br />
eine Ursache sein usw.<br />
• Eine weitere Art Strategiemängel sind die so genannten Übertragungsfehler, d.h. wenn<br />
den Schülerinnen und Schülern nicht klar ist, wo sie eine ihnen durchaus bekannte<br />
Regel anwenden dürfen und wo nicht. Meist ist dies auf eine ungenügende Übungsphase<br />
zurückzuführen, wo zu wenig unterschiedliche Fälle gelernt wurden.<br />
• Bei Konventionsfehlern halten sich Schülerinnen und Schüler nicht an bestimmte Regeln,<br />
die die Lehrperson erwartet. So kommt es vor, dass eine Mathematikaufgabe richtig<br />
gerechnet wird, aber der Antwortsatz «falsch» formuliert wird. Wissen und Strategie für<br />
die eigentliche Aufgabe waren vorhanden und trotzdem wurde – zwar in einer anderen<br />
Anforderungskategorie – ein Fehler produziert.<br />
Fehlt das entsprechende deklarative Wissen (Sachwissen), spricht man vom Irrtum I. Zum<br />
Beispiel weiss ein Schüler genau, wie man eine Zusammenfassung schreibt und kennt<br />
verschiedene Zusammenfassungsstrategien. Doch im vorgegebenen Text kennt er ein<br />
paar zentrale Ausdrücke nicht, so dass er den Text nicht versteht.<br />
Ist deklaratives Wissen vorhanden, aber im Moment nicht zugreifbar, kann es zu Fehlern<br />
kommen, weil einfach geraten wird. So antworten Schülerinnen und Schüler beispielsweise<br />
auf die Frage, wie sie einen Text zusammenfassen würden, mit der Handlung «einfach<br />
einmal durchlesen», ohne die adäquate Zusammenfassungsstrategie aktivieren zu<br />
können.<br />
Verfügt ein Lernender weder über das notwendige Sachwissen noch über Strategien, so<br />
ist er schlicht nicht in der Lage, eine bestimmte Aufgabe erfolgreich zu Ende zu bringen.<br />
In diesem Fall spricht man in Bezug auf das objektiv sachliche Ungenügen nicht von<br />
Fehler oder Irrtum, sondern von Unfähigkeit, die selbstverständlich nicht als stabiles<br />
Persönlichkeitsmerkmal interpretiert werden darf.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 59
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Umgang mit Fehlern<br />
Lernsituation<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an den<br />
Praxisschulen<br />
Mögliche Lernsitationen<br />
an<br />
der PHZ<br />
Die Lernorientierung und das Sozialklima bilden nach Spychiger (2003) zwei grundsätzliche<br />
Dimensionen des Umgangs mit Fehlern im Unterricht. Ordnet man sie als Vierfelderschema<br />
mit einer je positiven und negativen Ausprägung der beiden Kriterien an, können<br />
folgende vier Situationstypen beschrieben werden:<br />
Sozialklima<br />
klima-positiv klima-negativ<br />
Lernorientierung lernorientiert 1++ 2–<br />
nicht oder wenig lernorientiert 3= 4––<br />
• Situationstyp 1: Der erste Typus entspricht dem erwünschten, idealen Umgang mit<br />
Fehlern. Die Lehrperson widmet der Fehlerkorrektur Zeit und bettet die Situation in<br />
ein Klima, das für den Schüler bzw. die Schülerin nicht blamierend, Angst einflössend<br />
oder sonst unangenehm und deshalb entmutigend und lernhemmend ist.<br />
• Situationstyp 2:Der zweite Typus ist eine Kombination von vorhandener Lernorientierung<br />
bei schlechtem Klima und erfüllt die Ansprüche an einen konstruktiven Umgang mit<br />
Fehlern nicht. Es ist auf dem negativen Befindlichkeitshintergrund nicht sichergestellt,<br />
dass der Lernprozess greifen kann. Deshalb wird dieser Typus negativer bewertet als der<br />
folgende.<br />
• Situationstyp 3: Auch der dritte Typus ist ein Mischtypus mit umgekehrten Vorzeichen.<br />
Es kommt im Unterricht häufig vor, dass ein Fehler nicht geklärt oder nicht behandelt<br />
wird, wobei ein positives Klima geschaffen oder aufrechterhalten wird. Die Lehrperson<br />
sieht zum Beispiel von einer Fehlerkorrektur ab, weil sie dem Fehler kein Lernpotenzial<br />
zumisst, weil sie den Unterrichtsprozess nicht unterbrechen möchte oder den Eifer<br />
eines Schülers oder einer Schülerin nicht bremsen möchte.<br />
• Situationstyp 4: Der vierte Typus ist der schlechteste Fall. Er steht für das Gegenteil<br />
eines produktiven Umgangs mit Fehlern.<br />
Fazit: Fehler im Unterricht dürfen nicht durchweg bzw. von vornherein als etwas ‚Negatives<br />
eingestuft werden, sondern verlangen einen produktiven Umgang, damit sie den Prozess<br />
des Weiterlernens fördern und stimulieren. So können Strategien zu ihrer Überwindung<br />
zur Triebfeder des Lernfortschritts werden. Dabei spielt die Klimadimension eine wichtige<br />
Rolle. Fehlerkultur kann nicht positiv sein, wenn Fehler auf dem Hintergrund eines negativen<br />
Klimas geklärt werden, also zum Beispiel die Lehrperson einen Fehler korrigiert,<br />
aber gleichzeitig den Schüler oder die Schülerin blossstellt und beschämt.<br />
• Ein Fehlerjournal führen<br />
• Schüleräusserungen über Fehler sammeln und aufzeichnen<br />
•Fehler in Lernreflexionen thematisieren<br />
•Fehlersituationen nach dem Vierfelderschema (siehe oben) einschätzen<br />
• usw.<br />
•Videoaufzeichnungen in Bezug auf Fehlersituationen analysieren (Einsatz des Kriterienblattes)<br />
• usw.<br />
60<br />
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Vorgehen<br />
1. Dem Lernenden signalisieren, dass ein Fehler keine Schande ist (oder gar ein Angriff<br />
auf die Lehrtätigkeit)<br />
2. Hinweise geben, wie er/sie den Fehler selbst analysieren kann<br />
a. Fehleranalyse: bewusste Analyse des von dem betreffenden Schüler oder der betreffenden<br />
Schülerin produzierten Ergebnisses, um herauszufinden, ob es sich um einen<br />
Fehler oder einen Irrtum handelt.<br />
b.Fehlerkorrektur: bewusste Korrektur von Fehlern und Irrtümern durch Produktion des<br />
richtigen deklarativen und prozeduralen Wissens.<br />
3. Fehler nutzen, um den Entwicklungsstand des Lernenden (in Bezug auf deklaratives und<br />
prozedurales Wissen) einzuschätzen und darauf aufbauend Förderschritte zu planen<br />
4. Möglichkeiten suchen, wie sich Lernende untereinander weiterhelfen können<br />
5. Von den Schülerinnen und Schülern erklären lassen, wie sie ihre Fehler analysiert<br />
haben.<br />
Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />
Literatur<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />
• Fehlerkultur<br />
• Büeler, U. (2000). In der Klasse stehen. Eine Untersuchung zur nonverbalen<br />
Kommunikation der Lehrperson, wenn eine Schülerin oder ein Schüler im schulischen<br />
Unterricht einen Fehler macht. www.traveldiary.ch/archive/lingolounge/urs/inhalt.htm.<br />
Besucht am 29.8.2005.<br />
• Kobi, E.E. (1994). Fehler. Die neue Schulpraxis, 64 (2), S. 5–10.<br />
• Guldimann, T. & Zutavern, M. (1999). «Das passiert uns nicht noch einmal!» Schülerinnen<br />
und Schüler lernen gemeinsam den bewussten Umgang mit Fehlern. In: Althof, A.<br />
(Hrsg.), Fehlerwelten. Vom Fehler machen und Lernen aus Fehlern, S. 233–258. Opladen:<br />
Leske+Budrich.<br />
• Oser, F. & Spychiger, M. (2005). Lernen ist schmerzhaft. Zur Theorie Negativen Wissens<br />
und zur Praxis der Fehlerkultur. Weinheim und Basel: Beltz.<br />
•Spychiger, M. (2003). Fehler als Fenster auf den Lernprozess. journal für lehrerbildung,<br />
2, S. 31–38.<br />
• Spychiger, M. (1999). Wenn Wissen verschwindet wie im Bermuda-Dreieck. Teil 1 von<br />
«Auf dem Weg zu einer Fehlerkultur in der Schule. Ein Fernkurs in sieben Teilen». Die<br />
neue Schulpraxis, 69 (10), S. 8–9.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 61
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Kopiervorlage<br />
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Name<br />
Kriterienblatt «Fehler»<br />
✘ Kriterien<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
1. Die Lehrperson geht auf den Fehler ein<br />
(im Gegensatz zu: Ignorieren des<br />
Fehlers, nicht auf den Schüler/die<br />
Schülerin eingehen, Bermuda-Dreieck).<br />
2. Die Lehrperson gibt für die Fehlerbearbeitung<br />
Zeit und drückt dies zum<br />
Beispiel mit der Gebärde «Hand am<br />
Kinn» aus.<br />
3. Die Lehrperson reagiert auf einen<br />
Fehler mit ruhiger Stimme.<br />
4. Die Lehrperson weist mit der offenen<br />
Hand oder dem Stift auf einen Fehler<br />
hin.<br />
5. Die Lehrperson hat einen sachlichen<br />
Umgang mit Fehlern.<br />
6. Die Lehrperson lässt Fehler zu.<br />
7. Die Lehrperson sorgt dafür, dass<br />
destruktive Reaktionen wie Auslachen<br />
keinen Platz haben.<br />
8. Die Lehrperson bietet Korrektur- und<br />
Repetitionsmöglichkeiten an.<br />
9. Die Lehrperson nutzt eine Fehlersituation<br />
zum Lernen durch Einsicht.<br />
10. Die Lehrperson ist fähig und bereit,<br />
sich in den Denkprozess der Schülerin<br />
oder des Schülers zu versetzen und<br />
daran anzuknüpfen.<br />
11. Die Lehrperson vergrössert die Distanz<br />
zur «Fehlerperson», tritt zum Beispiel<br />
einen Schritt zurück (drückt damit aus,<br />
dass sie den Raum des Schülers bzw.<br />
der Schülerin respektiert).<br />
Tragen Sie die wichtigsten<br />
Erkenntnisse in Bezug auf<br />
die Beobachtungskriterien<br />
hier ein:<br />
Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />
62<br />
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Prüfungsangst<br />
Worum geht es?<br />
Beobachten<br />
✘<br />
Beurteilen<br />
✘<br />
Bewerten<br />
✘<br />
Beraten<br />
✘<br />
Beobachtung<br />
Beschreibung<br />
Definition<br />
Prüfungsangst<br />
Entstehung von<br />
Prüfungsangst<br />
Ursachen negativer<br />
Bewertungsmuster<br />
Frau Elmer, Klassenlehrerin in einer ersten Oberstufenklasse gibt gerade Anweisungen, wer<br />
von den Schülerinnen und Schülern sich auf die noch freien Plätze im Zimmer zu verteilen<br />
hat. In den restlichen vierzig Minuten wird eine vorbereitete Matheklausur zu den<br />
«Brüchen» geschrieben. Es bleiben keine Tische frei, sogar an der Fensterfront finden vier<br />
Jugendliche Platz. Die meisten haben nun einen Einzelplatz mit ausreichend Arbeitsfläche.<br />
Obwohl es erst die dritte Prüfung bei Frau Elmer ist, weiss die Klasse schon recht präzise,<br />
was als Nächstes folgt. Ihr Blick geht durch die Reihen, um sich zu vergewissern, dass alle<br />
nur die linierten Arbeitsblätter und die erlaubten Hilfsmittel auf dem Tisch haben. Die<br />
Lehrerin strahlt Zuversicht und Wohlwollen aus. Alle diese Vorbereitungen gehen relativ<br />
ruhig und konzentriert vonstatten, keine Panik oder Unruhe kommt auf. Es scheint, als wäre<br />
die Klasse in Gedanken bereits mitten in der Prüfung. Frau Elmer verteilt die Aufgabenblätter,<br />
wünscht allen «viel Glück» und schliesst die letzten Fenster. Und los geht’s…<br />
Prüfungsangst ist eine überdauernde Besorgtheit und Aufgeregtheit angesichts von<br />
Leistungsanforderungen, die als selbstwertbedrohlich eingeschätzt werden. Diese Feststellung<br />
zeigt einerseits, dass Prüfungsangst nicht nur in einer konkreten Situation auftritt,<br />
sondern abhängig von der erwarteten Leistung verschiedene Formen annehmen<br />
kann. Andererseits besagt sie auch, dass Prüfungsangst mit Bewertungen, insbesondere<br />
längerfristigen Einstellungen der betroffenen Person zusammenhängt. Als drittes schliesslich<br />
gilt es zu vermerken, dass es um das Selbstwertgefühl einer Person geht.<br />
Angst ist eine Reaktion, die bei Menschen und Tieren auftritt, wenn sie sich bedroht fühlen.<br />
Der Organismus wird sekundenschnell in Alarmbereitschaft versetzt. Die starke körperliche<br />
Aktivierung bereitet das Lebewesen auf Angriff und Flucht vor. Es handelt sich<br />
somit um eine zweckmässige Reaktion (Schutzmechanismus). Wissenschaftliche Untersuchungen<br />
haben ergeben, dass nicht die körperlichen Angstsymptome an sich zu einer<br />
verminderten geistigen Leistung führen. Entscheidend ist vielmehr, dass die Aufmerksamkeit<br />
von der gestellten Aufgabe abgelenkt wird. Das heisst, Prüflinge können sich in Prüfungssituationen<br />
nicht mehr auf die gestellten Aufgaben konzentrieren.<br />
Charakteristisches Ablaufschema (ähnlich Eschenröder, 2002):<br />
Äusseres Ereignis<br />
(z.B. Prüfungsankündigung, eine schwierige Prüfungsaufgabe)<br />
#<br />
Einschätzung/Bewertung des Ereignisses<br />
(z.B. «Ich schreibe eine schlechte Klausur»)<br />
#<br />
Gefühlsmässige Reaktion<br />
(z.B. Nervenflattern, Unkonzentriertheit)<br />
Wie soeben festgestellt, haben sehr prüfungsängstliche Personen oft in ihrer Vergangenheit<br />
negative Bewertungsmuster verinnerlicht. Mögliche Auslöser können sein:<br />
• überhöhte Leistungsansprüche der Eltern,<br />
• schlechte Erfahrungen mit früheren Prüfungen,<br />
•übersteigertes Anspruchsdenken an sich selbst,<br />
• ein gestörtes Schüler-Lehrer-Verhältnis,<br />
•tendenzieller Pessimismus,<br />
•allgemeine Tendenz zur Ängstlichkeit<br />
• usw.<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 63
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Drei Ebenen<br />
negativer Angstsymptome<br />
Vom Umgang mit<br />
der Angst<br />
Hinlänglich wurde auch nachgewiesen, dass äusserliche Determinanten des Prüfungsfeldes<br />
die Aufregung beeinflussen. Alles, was mit dem Test, dem Prüfer und der Prüfungssituation<br />
zusammenhängt, kann die Nervosität erhöhen oder vermindern (vgl. «Worum geht es?»).<br />
Festzuhalten ist:<br />
• mündliche Prüfungen erzeugen in der Regel mehr Angst als schriftliche,<br />
• zunehmende Aufgabenschwierigkeit, unklare Instruktionen, hoher Zeitdruck (Vorbereitung<br />
und Klausur selbst) fördern Prüfungsangst,<br />
• das Verhalten des Prüfers/der Prüferin (unfreundlich, streng) kann die Unsicherheit<br />
verstärken<br />
• eine seriöse Prüfungsvorbereitung kann Prüfungsangst vermindern.<br />
1. Körperebene (physiologisch)<br />
Die physiologischen Veränderungen werden hervorgerufen durch die Ausschüttung der<br />
Hormone Adrenalin und Noradrenalin. Anzeichen sind: das Herz beginnt zu rasen, die<br />
Hände werden feucht, der Mund wird trocken oder Ähnliches.<br />
2. Gefühlsebene (affektiv)<br />
Parallel zu den körperlichen Reaktionen verändern sich unsere Gefühle. Spüren wir Angst,<br />
spielen die Gefühle verrückt. Wir empfinden Hilflosigkeit, Beklemmung, Ohnmacht,<br />
Mattigkeit.<br />
3. kognitive Ebene<br />
Gefühle des Versagens beeinflussen unsere Einstellungen, Annahmen über uns selbst<br />
und unsere unbewussten inneren Überzeugungen. Die einschränkenden Gedankensysteme<br />
steigern die Erregung und mindern die Konzentration auf die bevorstehende Herausforderung.<br />
Faustregel: Der Begriff «Angst» ist problematisch, weil gar negativ besetzt. Im Klassengespräch<br />
und im Umgang mit den Schülerinnen und Schülern kann es schon eine<br />
Erleichterung sein, von «Nervosität», «Herausforderung» oder «Aufgeregtheit» zu sprechen.<br />
Ob im Zusammenhang mit grundsätzlichen Erläuterungen zu Tests oder ob speziell zum<br />
Themenkreis «Prüfungsangst», Schülerinnen und Schülern sollte bewusst gemacht werden,<br />
dass Leistungsüberprüfungen (mit oder ohne Noten) unvermeidbar sind. Als Lehrperson<br />
interessiert es uns, welche Lernfortschritte erzielt werden. Erwähnenswert sind<br />
ferner der ursprüngliche Schutzmechanismus (vgl. oben) und die Tatsache, dass jede<br />
Person von Lampenfieber befallen werden kann. Entscheidend ist allerdings der Umgang<br />
mit diesem. Das Gefühl einer leichten Anspannung kann sogar leistungssteigernd wirken.<br />
Wie lässt sich Prüfungsangst mindern?<br />
Für Lehrpersonen gilt: unberechenbare Situationen sind zu verhindern. Anzustreben sind<br />
klare und durchschaubare Leistungsanforderungen. Dies gilt für das Unterrichtsgeschehen<br />
generell und für Prüfungen im Besonderen.<br />
Weitere Empfehlungen:<br />
• Prüfungsangst aktiv zu thematisieren ist vorteilhafter als sie erst zu benennen, wenn<br />
bereits äusserlich sichtbare Anzeichen auftreten (Information und Wissen können Angst<br />
«knacken»!).<br />
• Eltern sollten erkennen, welche Auswirkungen übersteigerte Bildungsansprüche nach<br />
sich ziehen können.<br />
•Ein gutes Klassenklima und ein gesunder Wettbewerb wirken entlastend.<br />
•Eine seriöse Prüfungsvorbereitung ist «mehr als die halbe Miete».<br />
•Mitten in der Prüfung: von leicht zu schwer, Uhr im Auge behalten, kein Handtuch<br />
werfen, auch wenn es mal harzt.<br />
• Gegenstrategien entwickeln: z.B. Entspannungsübungen, Prüfungssituationen üben,<br />
Selbstinstruktionstraining usw.<br />
•Klassenspezifisch: welches sind die «roten Zonen»?<br />
64<br />
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Lernsituation<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an den<br />
Praxisschulen<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an<br />
der PHZ<br />
Vorgehen<br />
Diagnostik<br />
Vorbereitung und<br />
Vorbeugung<br />
• Sich bei der Praxislehrperson erkundigen, ob schon enorm prüfungsängstliche Schülerinnen<br />
und Schüler aufgefallen sind<br />
•Zwischen «hausgemachter» (Eltern) und «schulgemachter» Angst differenzieren und<br />
Vermutungen «verifizieren»<br />
•Im Gespräch mit Jugendlichen herausfinden, was sie verunsichert und zur Hektik auflaufen<br />
lässt<br />
• usw.<br />
• Die These: «Prüfungssituationen als Alltagsgeschäft zu definieren – wenn es richtig<br />
gemacht ist – wirkt angstmindernd!» diskutieren<br />
• Folgende Hilfestellung während einer Prüfungssituation diskutieren: Ein Lateinlehrer<br />
bietet während der Klausur «Vokabelhilfe» an. Er schreibt stumm die Lösung für ein<br />
aufgeschriebenes Wort auf die Rückseite. Der Zettel muss mit dem Test am Schluss<br />
abgegeben werden und führt zu einem Punktabzug.<br />
• usw.<br />
• Erklären, was man unter «gesunder Angst» versteht<br />
•Mit der Klasse zum Thema Prüfungsangst ins Gespräch kommen, die drei Angstsymptome<br />
(physiologisch, affektiv, kognitiv) im Rollenspiel, mittels Medien (Tonband,<br />
Videoaufzeichnung) oder anderem transparent machen<br />
•Den möglichen «Panikpunkt» bei einzelnen Schülerinnen und Schülern herausfinden<br />
(individuelle Begleitung)<br />
•Sich ergänzende Informationen und Merksätze besorgen für eine Information an die<br />
Eltern zur «Angst vor der Klassenarbeit» (z.B. unter www.schulpsychologie.de unter<br />
dem Button «Eltern»)<br />
• Mit einer Oberstufenklasse den Satz diskutieren: «Ich vertraue darauf, dass mir alles,<br />
was ich gelernt habe, im richtigen Moment wieder einfällt.»<br />
•In Absprache mit anderen Studierenden ergänzende Literatur zu langfristigen Strategien<br />
wie Entspannungsübungen, Gedankenstopp, Neurolinguistisches Programmieren (NLP),<br />
Selbstinstruktionstraining, Atmungstechnik u.Ä. studieren.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />
Literatur<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 1<br />
•Selbstwahrnehmung und Perspektivenwechsel<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />
• Diagnose von Lernverhalten<br />
• Lernhilfen<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 4<br />
• Lernförderliches Klima<br />
• Barthel, W. (2001). Prüfungen – kein Problem. Weinheim: Beltz.<br />
• Eschenröder, C. (2002 3 ). Selbstsicher in die Prüfung. München: CIP-Medien (S. 1–28).<br />
•Gudjons, H. (2000). Prüfungsangst. In: Das Lehrerhandbuch Februar 2000, Nr. 8,<br />
S. 1–18.<br />
• Liese, L. (2003). Prüfungsangst – schulpsychologischer Alltag, schulpsychologische<br />
Erfahrung. In: Das Lehrerhandbuch Juli 2003, Nr. 25, S. 1–16.<br />
• Schnabel, K. (1998). Prüfungsangst und Lernen. Münster: Waxmann (S. 1–39).<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 65
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Kopiervorlage<br />
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Name<br />
Kriterienblatt «Prüfungsangst»<br />
✘ Kriterien<br />
<br />
<br />
1. Die Lehrperson versteht es, im<br />
Zusammenhang mit Prüfungsangst<br />
den Begriff der «gesunden Angst»<br />
einzuführen.<br />
2. Die Lehrperson erkennt Angstsymptome<br />
auf der Körperebene.<br />
Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
3. Die Lehrperson erkennt Angstsymptome<br />
auf der Gefühlsebene.<br />
4. Die Lehrperson erkennt Angstsymptome<br />
auf der kognitiven Ebene.<br />
5. Der Lehrperson ist bewusst, wann man<br />
von «hausgemachter» Prüfungsangst<br />
spricht und wie sich diese einschränken<br />
lässt.<br />
6. Die Lehrperson setzt Massnahmen ein,<br />
um die «schulgemachte» Prüfungsangst<br />
zu vermindern.<br />
7. Die Lehrperson bespricht mit der<br />
Klasse Vorkehrungen und Strategien,<br />
die Prüfungsangst vorbeugen können.<br />
8. Die Lehrperson teilt mit, wie sie selbst<br />
mit Prüfungsangst umgeht.<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Tragen Sie die wichtigsten<br />
Erkenntnisse in Bezug auf<br />
die Beobachtungskriterien<br />
hier ein:<br />
66<br />
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Lernberatung<br />
Worum geht es?<br />
Beschreibung<br />
Einzelfallhilfe<br />
Laufbahnberatung<br />
Beobachten Beurteilen Bewerten Beraten<br />
✘<br />
Tim ist 14 Jahre alt und Schüler in der zweiten Sekundarklasse, Niveau C. Zu Beginn der<br />
Oberstufe ein durchschnittlicher Schüler, erhält Tim nun deutlich ungenügende Beurteilungen<br />
in Mathematik, Englisch und Deutsch. Das Gespräch mit den Eltern erbringt, dass<br />
sich Tim zu Hause kaum Zeit zum Lernen nimmt und auch entsprechende Ermahnungen<br />
der Eltern nur kurzfristig nützen. Die Lehrerin, Frau Seeholzer, konfrontiert Tim mit den<br />
Erkenntnissen aus dem Elterngespräch, worauf er antwortet, er sei eben schulmüde,<br />
wolle aber das Klassenziel auf jeden Fall erreichen. Tim ist bereit, gemeinsam mit Frau<br />
Seeholzer einen Weg zu suchen. Sie steigen mit einer Lern- und Leistungsdiagnose ein. Frau<br />
Seeholzer befragt Tim zu seinem Lernen in der Schule und zu Hause. In allen drei ungenügenden<br />
Fächern machen sie fehlende Lernschritte aus, welche Tim hindern, die gesetzten<br />
Lernziele zu erreichen.<br />
Ausgehend von dieser Lern- und Leistungsanalyse formulieren die Lehrerin und Tim<br />
Lösungsvorschläge: Klassenarbeiten genau terminieren und frühzeitig vorbereiten, den<br />
Lernstil mit anderen Strategien optimieren, gezielt Vokabeln üben und repetieren, den<br />
Mathematikstoff des laufenden Jahres wiederholen usw. Tim verschriftlicht diese Vereinbarungen,<br />
in welchen sie ebenfalls das Vorgehen und die Lernkontrollen festlegen.<br />
Die Lernstrategien bespricht und verbessert Tim mit Unterstützung der Lehrerin. Frau<br />
Seeholzer wählt dafür Lernhilfen, welche von Tim ein selbstverantwortliches und aktives<br />
Arbeiten erfordern. Die Lernfortschritte und -erfolge sollen ebenfalls festgehalten werden,<br />
und für solche wird Tim von der Lehrerin und den Eltern bestärkt und gelobt.<br />
Nach drei Wochen wollen Tim und Frau Seeholzer eine erste Zwischenbilanz ziehen und<br />
die weitere Lernpraxis von Tim vereinbaren. Die Leistung nimmt bei Tim zu, da er regelmässiger,<br />
in kleineren Portionen und mit besseren Lernstrategien lernt. Wichtig bei dieser<br />
Lernoptimierung sind die Ermutigungen und Bekräftigungen der Lehrerin und Eltern.<br />
Lernberatung als zentrales allgemein-didaktisches Prinzip im Unterricht bietet den<br />
Schülerinnen und Schülern individuelle Hilfeleistungen im Schulalltag und beim täglichen<br />
Lernen. Dabei meint Lernen in erster Linie den aktiven Prozess der Wissenskonstruktion<br />
gegenüber der Informationsverarbeitung. Die Lehrperson übernimmt hier eine steuernde<br />
Funktion und unterstützt die Schülerinnen und Schüler bedarfs- und zielorientiert<br />
beim Lernen.<br />
Nachfolgend wird vor allem auf die Lernberatung als Einzelfallhilfe eingegangen, d.h. es<br />
geht darum, die einzelnen Schülerinnen und Schüler direkt in ihrem Lernprozess anzuleiten<br />
und zu begleiten. Neben der Einzelfallhilfe als prozessorientierte Hilfe steht das Beurteilungsgespräch<br />
als mehr produktorientierte Hilfe. Im Beurteilungsgespräch fokussieren<br />
die Beteiligten die Entwicklung der Lernenden in deren Sach-, Methoden-, Sozialund<br />
Selbstkompetenz und vergleichen diese mit den Lernzielen.<br />
Die Laufbahnberatung, eine Form des Beurteilungsgespräches, will die Ratsuchenden zur<br />
selbst bestimmten Verwirklichung von Schullaufbahnentscheidungen ermutigen, wobei<br />
•die besten Möglichkeiten ausgeschöpft,<br />
• Bildungs- und Berufsvorstellungen gefördert,<br />
• Abhängigkeiten der sozialen Selektionsmechanismen wie Schultypen, -formen und<br />
-inhalte aufgezeigt,<br />
•Eignung und Neigung abgeschätzt und<br />
• Konsequenzen von Entscheidungen klar gemacht werden.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 67
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Lerndiagnose<br />
Grenzen der<br />
Lernberatung<br />
Ziel einer funktionierenden und erfolgreichen Lernberatungspraxis ist es, dass die Schülerinnen<br />
und Schüler die Lernberatung aktiv und gezielt einfordern und dennoch ihre Lernund<br />
Arbeitsprozesse selbstständig organisieren. Im Fokus steht dabei der bewusste Übergang,<br />
an welchem die Lehrperson die Verantwortung an die Lernenden abgibt: durch<br />
Steuerung lernzielorientierter Kontrollen (Selbst- und Fremdbeurteilung). Eine sachliche<br />
und präzise Beurteilung und Bewertung ist also Voraussetzung für die effektive Einschätzung<br />
des Lern- und Leistungsverhaltens von Schülerinnen und Schülern. Die<br />
Lehrperson als Lernberaterin unterstützt die Lernenden, ihre Möglichkeiten und Potenziale<br />
zu erkennen und optimal zu nützen. Defizite und Probleme werden erkannt, analysiert und<br />
mittels eines breiten Spektrums an Hilfestellungen durch individuelle Förderung bearbeitet<br />
und beseitigt. Leitend sind Fragen wie: Welche speziellen Anstrengungen und Massnahmen<br />
sind zu planen und durchzuführen, um bestimmte Schwächen zu beheben bzw.<br />
bestimmte Stärken zu fördern?<br />
Die Lerndiagnose geht von der individuellen Lernbefragung der Schülerin oder des<br />
Schülers aus; sie erfasst und analysiert die Lernsituation. Unterschieden wird zwischen<br />
der allgemeinen Lerndiagnose und der fachbezogenen, welche vor allem Lücken des<br />
Fachwissens analysiert, zum Beispiel mit einer Fehleranalyse. Da Schülerinnen und Schüler<br />
grundsätzlich sehr an Ergebnissen der Leistungsmessung interessiert sind, stellt der transparente,<br />
verbindliche Umgang mit Beurteilen und Bewerten einen starken motivationalen<br />
Faktor dar. Dabei betont die Lehrperson den Erwerb von Kenntnissen und Einsichten<br />
und erst in zweiter Linie die Leistungsbeurteilung und Benotung.<br />
Schülerinnen, Schüler und Eltern erleben Lernberatungen in der Regel als positiv, da die<br />
Lehrperson in diesen Gefühle der Anteilnahme und Wertschätzung vermittelt. Deshalb<br />
tragen Lernberatungen zu einem guten und lernförderlichen Unterrichts- und Klassenklima<br />
bei.<br />
Die Grenzen der Lernberatung liegen dort, wo andere Ursachen am Lernproblem massgeblich<br />
beteiligt sind. Dazu zwei Beispiele:<br />
• Familiäre oder andere ausserschulische Schwierigkeiten können das Lern- und Leistungsverhalten<br />
einer Schülerin oder eines Schülers stark beeinträchtigen. Die Vermittlung<br />
allgemeiner und fachbezogener Lerntechniken nützt da wenig; die Lehrperson hat eine<br />
andere Form der Beratung ins Auge zu fassen und allenfalls an eine Fachperson weiterzugeben.<br />
• Die Lerndiagnose ergibt, dass das Lernverhalten gut ist, die Leistungen aber schlecht. In<br />
diesem Falle führt eine Lernförderung zu keinem Erfolg. Anzuraten ist das Beiziehen einer<br />
Fachperson. Ursache kann eine begabungsmässige Überforderung sein, welche unter<br />
Umständen nur mit einem Schulformwechsel verbessert werden kann.<br />
Problem<br />
Start der<br />
Lernberatung<br />
konkrete<br />
Problemlösung<br />
Handlungsmöglichkeiten<br />
entwerfen,<br />
visualisieren und<br />
beurteilen<br />
Vereinbaren von<br />
• Zielen<br />
• Lösungsschritten<br />
• Zielkontrollen<br />
Führt die Lernvereinbarung zu einer positiven Entwicklung, so kann von einer erfolgreichen<br />
Lernberatung gesprochen werden. Tritt kein Erfolg ein, so müssen die Gründe evaluiert<br />
werden.<br />
68<br />
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Voraussetzungen<br />
und Bedingungen<br />
für eine erfolgreiche<br />
Lernberatung<br />
Formen der<br />
Begleitung von<br />
Lernprozessen<br />
«Hilfe zur<br />
Selbsthilfe»<br />
• Lernberatung braucht Zeit, d.h. die Lehrperson muss genügend Freiraum dafür schaffen,<br />
welcher ihr auch vom System Schule zugestanden wird.<br />
• Die Lehrperson klärt die Form der Lernberatung ab. Handelt es sich um eine alltägliche<br />
Lernberatung bei einer Lernsituation, um eine Beratung nach einer Lernkontrolle, um<br />
eine Laufbahnberatung usw.<br />
• Das Verhältnis zwischen Lehrperson und Lernenden muss vertrauensvoll sein und entspringt<br />
einer positiven und verbindlichen (gemeinsam vereinbarten) Feedbackkultur.<br />
• In der Regel soll die Initiative für eine Lernberatung von der Schülerin, vom Schüler<br />
oder auch von den Eltern ausgehen.<br />
•Die üblichen, den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stehenden Lernhilfen wie<br />
«selbstständiges Reflektieren des Lösungsweges», «Fehler- und Lösungssuche», «Medien<br />
hinzuziehen», «Mitschülerin oder Mitschüler um Hilfe bitten» versagen. Die Unterstützung<br />
der Lehrperson ist erforderlich.<br />
•Die Lehrperson muss wissen, wo die/der Lernende bezüglich des Lernens steht.<br />
•Die Lehrperson verfügt über Instrumente, mit welchen sie eine Lerndiagnose durchführen<br />
kann.<br />
• Die Lernumgebung ist strukturiert, entsprechende Lern- und Lösungshilfen sind verfügbar.<br />
•Das Verhältnis von Prüfen, Beurteilen, Bewerten und Beraten ist mit den Lernenden<br />
geklärt.<br />
Es gibt verschiedene Formen für die Begleitung von Lernprozessen. Diese sind abhängig<br />
von der Analyse und dem Verständnis der Lernsituation. Beispiele für solche Begleitformen<br />
sind:<br />
• das Modelling (kognitives Modellieren): Die Lehrperson demonstriert die Prozesse, welche<br />
dem sichtbaren Lern- und Problemlöseverhalten zugrunde liegen. Die Lernenden<br />
übernehmen diese Prozesse und lernen bzw. verinnerlichen damit modellierte Denkprozesse,<br />
wie Aufgaben oder Probleme angepackt werden können.<br />
• Scaffolding («ein Gerüst bauen»): Ausgehend von der Analyse der Lernsituation werden<br />
nur Prozesse (Lernstrategien) modelliert und abgestimmte Hilfen gegeben, soweit<br />
diese notwendig sind.<br />
• Mentoring: Die Lehrperson begleitet und überwacht die Schülerinnen und Schüler bei<br />
ihrem Problemlösen.<br />
• Reflection: Die Lehrperson unterstützt die Lernenden in der Beschreibung ihrer<br />
Lernprozesse und im Nachdenken über diese.<br />
Fördern des Lernens über das eigene Lernen<br />
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Lernen kann unterschiedlich angeleitet und<br />
begleitet werden. Massgebend dabei ist die Fähigkeit der Lernenden, den eigenen Lernprozess<br />
wahrnehmen zu können: Sich selber, das eigene Lernen beobachten, beurteilen<br />
und darüber nachdenken. Hier soll die Lehrperson den Schülerinnen und Schülern nach<br />
Möglichkeit und Bedarf entsprechende Instrumente bereitstellen. Denn die Schülerinnen<br />
und Schüler sollen zusehends befähigt werden, das Lernziel «Selbststeuerung des eigenen<br />
Lernens» zu erreichen; es geht um ihr individuelles Lernen und Lernverhalten, um eigene<br />
Vorlieben und Eigenheiten, nach dem Motto: «Wenn ich diese Lernstrategie wähle,<br />
dann erreiche ich das Lernziel unter folgenden Bedingungen:...». Sie erfahren dadurch,<br />
wie sie beim Lernen, beim Lösen von Aufgaben vorgehen und entdecken, wie effektiv und<br />
effizient ihre Strategien sind. Schülerinnen und Schüler, die gewohnt sind selbstständig zu<br />
lernen, holen sich gezielt die Lernberatung: ein Zeichen für deren Selbstkompetenz.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 69
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Lernsituation<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an den<br />
Praxisschulen<br />
Mögliche Lernsituationen<br />
an<br />
der PHZ<br />
Die gezielte Gestaltung von Lernumgebungen fordert und fördert unmittelbar das selbstständige<br />
Lernen der Schülerinnen und Schüler.<br />
Folgende Instrumente zum Reflektieren des eigenen Lernens haben sich als wirkungsvoll<br />
erwiesen:<br />
• Arbeitsheft (Beobachtungen über das eigene Lernen festhalten)<br />
• Arbeitsrückschau (rückblickend die Lernerfahrungen, -erfolge und -schwierigkeiten<br />
aufschreiben)<br />
• Lernpartnerschaft (über längere Zeit mit einer/einem Lernpartner/in zusammenarbeiten)<br />
• Ausführungsmodell (Lösungsstrategien laut und als Modell denken und weiterentwickeln)<br />
• Klassenkonferenz (in der Klasse die eigenen Lernerfahrungen, -erfolge und -schwierigkeiten<br />
austauschen).<br />
• Eine erlebte Lernsituation einer Schülerin oder eines Schülers aus dem Unterricht analysieren,<br />
beurteilen und Vorschläge für ein optimiertes Lernen formulieren.<br />
" Leitfaden zum Erfassen typischer Lernschwierigkeiten:<br />
• Fängst du mit Prüfungsvorbereitungen frühzeitig an?<br />
•Trägst du wichtige Termine ein?<br />
• Notierst du deine Hausaufgaben und erledigst du diese regelmässig?<br />
• Repetierst du zu Hause die behandelten Unterrichtsinhalte nochmals?<br />
•Wie sieht die Lernumgebung zu Hause aus (Lärm, Arbeitsplatz usw.)?<br />
•Wie organisierst du dein Lernen?<br />
•Welche Lernwege verwendest du (Lernstrategien)?<br />
• Lernst du Texte nicht nur mittels Lesen, sondern auch mittels Herausschreiben,<br />
Skizzieren, Fragen usw.?<br />
• Brauchst du Merkhilfen wie Bilder, Mind Map, Concept Map, Cluster usw.?<br />
•Wiederholst du wichtige, in Vergessenheit geratene Lerninhalte?<br />
•Wechselst du Lerngebiete oder machst du eine Pause, wenn die Konzentration<br />
nachlässt?<br />
•Bist du bei Lernbeginn bereits unkonzentriert?<br />
• usw.<br />
• Die Lernpartnerschaft (Tandem) aus dem zweiten Ausbildungsjahr diagnostizieren und<br />
beurteilen<br />
• Eine Lernberatung aufgrund einer erlebten Lernsituation planen und ausarbeiten<br />
•Eine Klassenkonferenz in der Mentoratsgruppe durchführen<br />
•Die eigenen metakognitiven Strategien analysieren und Vorschläge für ein optimiertes<br />
Lernen formulieren (evtl. Leitfaden oben verwenden)<br />
• Zu einer Aufgabe aus dem Ateliersemester (5. Semester) eine Lernpartnerschaft bilden,<br />
sich beim Lernen gegenseitig unterstützen, beobachten und beraten<br />
• usw.<br />
70<br />
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Vorgehen<br />
Allgemeine<br />
Orientierung und<br />
Beschreiben des<br />
Problems<br />
Problemdiagnose<br />
Suchen und Bewerten<br />
von Lösungsmöglichkeiten<br />
Entscheidung, Auswahl<br />
des Lösungsansatzes<br />
/ Planung<br />
und Durchführung<br />
des Lösungsansatzes<br />
festlegen<br />
Während des ganzen Lernberatungsprozesses achtet die Lehrperson darauf, den Lernenden<br />
das grösstmögliche Mass an Verantwortung zu übergeben.<br />
Die Schülerin oder der Schüler und die Lehrperson erörtern, wie die Schülerin/der Schüler<br />
eine bestimmte Lernsituation bzw. ein Lernverhalten wahrnimmt und erlebt. Diese<br />
Ausführungen können noch völlig offen oder bereits sehr präzise die Problemstellung<br />
umreissen.<br />
Mit der Diagnose wird die Problemstellung analysiert und das Verständnis für die Lernsituation<br />
und das Lernverhalten vertieft. Dabei gilt, dass nur was die Schülerin oder der<br />
Schüler verstanden hat, auch wirksam im Denken und Handeln werden kann. Die Lehrperson<br />
leitet die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Problemstellung an, indem sie<br />
Fragen stellt, Hypothesen formuliert, relevante Punkte herausschält und zwischen allgemeinen<br />
und fachbezogenen Lernschwierigkeiten unterscheidet. Die Lehrperson achtet<br />
darauf, dass die Schülerin oder der Schüler an der Prozesssteuerung und bei der fachlich-inhaltlichen<br />
Analyse mitwirkt. Diese Phase umfasst neben der Zielanalyse das Klären<br />
der Ressourcen seitens der Schülerin/des Schülers zur Bewältigung der Lernsituation.<br />
Je nach Diagnose und Interpretation der Lernsituation werden Lösungsmöglichkeiten<br />
gesammelt. Auch in diese kreative Phase wird die Schülerin oder der Schüler bestmöglich<br />
einbezogen. Die Lehrperson stellt hier ihr fachliches und fachdidaktisches Wissen und<br />
Können zur Verfügung. Die Lösungsmöglichkeiten werden in einem ersten Teil zusammengetragen,<br />
in einem zweiten Teil auf ihre Realisierbarkeit hin geprüft und bewertet.<br />
Bieten sich verschiedene Lösungsmöglichkeiten an, so ist zu entscheiden, welche gewählt<br />
werden soll. Vorerst werden diese Lösungsmöglichkeiten in der Vorstellung umgesetzt,<br />
Konsequenzen werden abgeschätzt. Dann wird gemeinsam entschieden. In einem weiteren<br />
Schritt planen die Lehrperson und die Schülerin bzw. der Schüler die konkrete<br />
Lösungsstrategie sorgfältig, arbeiten diese aus und setzen sie um. Lernhilfen, welche hinzugezogen<br />
werden, sollen soweit es geht nach dem Selbstkontrollprinzip aufgebaut sein,<br />
so dass die/der Lernende die Lösungen und Lösungswege selber kontrollieren und nachvollziehen<br />
kann. In einer schriftlichen Lernvereinbarung werden die Ziele, das Vorgehen,<br />
die Lernkontrolle und die Termine von der Schülerin oder dem Schüler festgehalten.<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Evaluation und<br />
Reflexion<br />
Die Evaluation dient der bewussten Bewertung und Reflexion der erzielten Lernfortschritte<br />
und -ergebnisse. Dabei entwickelt sich das metakognitive Verständnis und Wissen der<br />
Schülerin oder des Schülers über ihr eigenes Lernen: «Wie, in welchen Schritten und in welcher<br />
Situation lerne ich am besten?» Der Erfolg einer Lernberatung hängt stark von der Lernvereinbarung,<br />
deren Einhaltung und der genauen Evaluation ab.<br />
Verweise zu den <strong>Bausteinheft</strong>en 1 bis 4<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 1<br />
• Pädagogische Diagnostik<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 2<br />
• Gesprächsformen im Unterricht<br />
<strong>Bausteinheft</strong> 3<br />
• Lernvoraussetzungen und Lernverhalten<br />
• Diagnose von Lernverhalten<br />
• Lernhilfen<br />
• Fehlerkultur<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 71
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Literatur<br />
•Bachmair, S. et al. (1999 3 ). Beraten will gelernt sein. Ein praktisches Lehrbuch für<br />
Anfänger und Fortgeschrittene. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.<br />
• Becker, G. E. (1994 5 ). Auswertung und Beurteilung von Unterricht. Weinheim und Basel:<br />
Beltz Verlag.<br />
• Becker, G. E. (1998 8 ). Durchführung von Unterricht. Handlungsorientierte Didaktik Teil<br />
II. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.<br />
• Bohl, T. (2004). Prüfen und Bewerten im Offenen Unterricht. Weinheim und Basel:<br />
Beltz Verlag.<br />
• Keller, G. (1999 5 ). Lehrer helfen lernen. Lernförderung – Lernhilfe – Lernberatung.<br />
Donauwörth: Auer Verlag GmbH.<br />
• Riesen, M. (1994). Lernprozesse begleiten. Zürich: Publikationsreihe der Akademie für<br />
Erwachsenenbildung «Aus der Praxis – für die Praxis», Bericht Nr. 12.<br />
• Thomann, G. (2002). Ausbildung der Ausbildenden. Bern: h.e.p. Verlag AG.<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
72<br />
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Name<br />
Kriterienblatt «Lernberatung»<br />
✘ Kriterien<br />
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1. Die Lehrperson hat sich Freiräume für<br />
die Lernberatung der Schülerinnen und<br />
Schüler eingerichtet.<br />
2. Die Lehrperson legt fest, um welche<br />
Form der Lernberatung es sich handelt<br />
(Einzelfallhilfe, Beurteilungsgespräch<br />
usw.).<br />
3. Das Verhältnis zwischen Lehrperson<br />
und Lernenden ist vertrauensvoll und<br />
es existiert eine verbindliche Feedbackkultur.<br />
4. Die Lehrperson bezieht die Schülerin/<br />
den Schüler in die Prozessgestaltung,<br />
-planung und -umsetzung ein und gibt<br />
so weit es geht die Verantwortung an<br />
die Lernenden ab.<br />
5. Die Lehrperson achtet darauf, dass die<br />
Problemstellung klar definiert und<br />
allen Beteiligten verständlich ist.<br />
6. Die Lehrperson achtet darauf, dass<br />
eine präzise Diagnose der<br />
Lernsituation vorgenommen wird.<br />
7. Die Lehrperson achtet darauf, dass die<br />
Ziele, das Vorgehen, die Termine und<br />
die Lernkontrolle in einer Lernvereinbarung<br />
festgelegt und eingehalten<br />
werden.<br />
8. Die Lehrperson achtet darauf, dass<br />
jeweils eine entsprechende Lernumgebung<br />
eingerichtet ist.<br />
9. Die Lehrperson fördert bei den Schülerinnen<br />
und Schülern das Lernen über<br />
das eigene Lernen.<br />
10. Die Lehrperson ist sich bewusst, dass<br />
sie nicht alle Lernschwierigkeiten<br />
bearbeiten kann und zieht gegebenenfalls<br />
andere Fachpersonen bei.<br />
Tragen Sie die wichtigsten<br />
Erkenntnisse in Bezug auf<br />
die Beobachtungskriterien<br />
hier ein:<br />
Beobachtungsbeispiele/Kommentar<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 73
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Literatur<br />
• Bachmair, S. et al. (1999 3 ). Beraten will gelernt sein. Ein praktisches Lehrbuch für Anfänger<br />
und Fortgeschrittene. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.<br />
•Barthel, W. (2001). Prüfungen – kein Problem. Weinheim: Beltz.<br />
• Becker, G. E. (2002 7 ). Unterricht auswerten und beurteilen. Weinheim: Beltz.<br />
• Beutel, S.-I. (2000). Lernberichte. Eine Möglichkeit für die <strong>Sekundarstufe</strong>? In: Beutel, S.-I.<br />
& Vollstädt, W. (Hrsg.), Leistung ermitteln und bewerten, S. 74–85. Hamburg: Bergmann<br />
und Helbig.<br />
• Bildungsplanung Zentralschweiz. (2003–2005). Konzept Orientierungsarbeiten, 7. Schuljahr.<br />
Luzern.<br />
• Bohl, T. (2004). Prüfen und Bewerten im Offenen Unterricht. Basel: Beltz.<br />
• Bönsch, M. (2004). Intelligente Unterrichtsstrukturen – eine Einführung in die<br />
Differenzierung. Baltmannsweiler: Schneider.<br />
• Brunner, I., & Schmidinger, E. (2000). Gerecht beurteilen. Portfolio: die Alternative für<br />
die Grundschulpraxis. Linz: Veritas.<br />
• Brunner, I., & Schmidinger, E. (2001). Leistungsbeurteilung in der Praxis. Der Einsatz<br />
von Portfolios im Unterricht der <strong>Sekundarstufe</strong> I. Linz: Veritas.<br />
• Ebbinghaus, M. & Schmidt, J. U. (2002). Prüfungsmethoden und Aufgabenarten. Bielefeld:<br />
Bertelsmann.<br />
• Emer, W. & Lenzen, K.-D. (2005): Projektunterricht gestalten – Schule verändern.<br />
Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.<br />
• Erziehungs- und Kulturdepartement des Kantons Luzern, Gruppe Unterricht (1999). Übertrittsverfahren,<br />
von der Primarschule an die <strong>Sekundarstufe</strong> I und von der Sekundarschule<br />
ans Kurzzeitgymnasium. Luzern.<br />
•Eschenröder, C. (2002 3 ). Selbstsicher in die Prüfung. München: CIP-Medien.<br />
• Gudjons, H. (2000). Prüfungsangst. In: Das Lehrerhandbuch, 2000, Nr. 8, S. 1–18.<br />
• Guldimann, T. & Zutavern, M. (1999). «Das passiert und nicht noch einmal!» Schülerinnen<br />
und Schüler lernen gemeinsam den bewussten Umgang mit Fehlern. In: Althof, A. (Hrsg.),<br />
Fehlerwelten. Vom Fehler machen und Lernen aus Fehlern, S. 233–258. Opladen:<br />
Leske+Budrich.<br />
•Häcker, T. (2004). Portfolio – ein Medium zur Weiterentwicklung von Unterricht?! Haushalt<br />
& Bildung, 81 (3) , 31–40.<br />
•Häcker, T. (2005). Mit der Portfoliomethode den Unterricht verändern. Pädagogik, 57 (3),<br />
S. 13–18.<br />
• Heckhausen, H. (1989). Motivation und Handeln. Berlin: Springer.<br />
• Helmke, A. (2003). Unterrichtsqualität. Erfassen – Bewerten – Verbessern. Seelze:<br />
Kallmeyersche Verlagbuchhandlung.<br />
•Ingenkamp, K. (1997). Lehrbuch der Pädagogischen Diagnostik. Basel: Beltz.<br />
• Jäger, R. S. (2004). Von der Beobachtung zur Notengebung – Ein Lehrbuch. Diagnostik<br />
und Benotung in der Aus-, Fort- und Weiterbildung. Mit einem Beitrag von Urban Lissmann.<br />
(5 ed.). Landau: Verlag Empirische Pädagogik.<br />
• Keller, G. (1999 5 ). Lehrer helfen lernen. Lernförderung – Lernhilfe – Lernberatung.<br />
Donauwörth: Auer Verlag GmbH.<br />
• Landwehr, N. (1995). Formen prozessorientierten Prüfens. Aarau: Pädagogische Arbeitsstelle.<br />
•Liese, L. (2003). Prüfungsangst – schulpsychologischer Alltag, schulpsychologische Erfahrung.<br />
In: Das Lehrerhandbuch, 2003, Nr. 25, S. 1–16.<br />
• Nuding, A (1997). Beurteilen durch Beobachten. Hohengehren: Schneider.<br />
• Obrist, W. & Städeli, Ch. (2001). Wer lehrt, prüft. Aktuelle Prüfungsformen konkret. Bern:<br />
h.e.p.<br />
• Oser, F, & Spychiger, M (2005). Lernen ist schmerzhaft. Zur Theorie Negativen Wissens<br />
und zur Praxis der Fehlerkultur. Weinheim und Basel: Beltz.<br />
• Paradies, L. & Linser Hans Jürgen (2001). Differenzieren im Unterricht. Berlin: Cornelsen<br />
Scriptor.<br />
74<br />
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• Rheinberg, F. (2002). Bezugsnormen und schulische Leistungsbeurteilung. In F. E. Weinert<br />
(Hrsg.), Leistungsmessung in Schulen. Basel: Beltz.<br />
• Sabe (2000). Beurteilen und Fördern im Deutschunterricht. Praktische Modelle für individualisierende<br />
und fördernde Beurteilungsformen. Band 3. Zürich: Sabe.<br />
• Sacher, W. (2000). Tests und Klausuren in der Schule. In: Beutel, S.-I., Vollstädt, W. (Hrsg.),<br />
Leistungen ermitteln und bewerten. Hamburg: Bergmann+Helbig.<br />
• Sacher, W. (2002). Die Notengebung ist unzureichend. In: Winter F., von der Groeben<br />
A., Lenzen K.-D. (Hrsg.), Leistung sehen, fördern, werten, S. 20–27. Bad Heilbrunn: Julius<br />
Klinkardt<br />
• Sacher, W. (2004). Leistungen entwickeln, überprüfen und beurteilen. Bad Heilbrunn:<br />
Julius Klinkhardt.<br />
• Schnabel, K. (1998). Prüfungsangst und Lernen. Münster: Waxmann (S. 1–39).<br />
• Schrader, F. & Helmke, A. (2005). Überprüfte Vermutungen. Training der Diagnosefähigkeiten<br />
von Lehrkräften durch die Nutzung von Vergleichsarbeiten. Friedrich Jahrheft,<br />
2005, S.120–121.<br />
• Spychiger, M. (1999). Wenn Wissen verschwindet wie im Berumda-Dreieck. Teil 1 von<br />
«Auf dem Weg zu einer Fehlerkultur in der Schule. Ein Fernkurs in sieben Teilen». Die<br />
neue Schulpraxis, 69 (10), S. 8–9.<br />
• Thomann, G. (2002). Ausbildung der Ausbildenden. Bern: H.E.P. Verlag AG.<br />
• Vögeli-Mantovani, U. (2003). Klassencockpit und Orientierungsarbeiten im Vergleich –<br />
Ergänzung oder Konkurrenz?. Luzern: Zwischenbericht der Bildungsplanung Zentralschweiz.<br />
•Weigert, E. & Weigert, H. (1993). Schülerbeobachtung. Ein pädagogischer Auftrag. Basel:<br />
Weinheim.<br />
•Winter, F. (2004). Leistungsbewertung. Eine neue Lernkultur braucht einen anderen<br />
Umgang mit den Schülerleistungen. Hohengehren: Schneider Verlag.<br />
Zusätzliche Literatur<br />
• Amt für Volksschulbildung (Hg.) (2003): Weiterentwicklung der <strong>Sekundarstufe</strong> I,<br />
Unterrichtsgestaltung und Erweiterte Beurteilung. Konzeptpapier, Luzern.<br />
• Becker, G.E. (1998 8 ). Durchführung von Unterricht. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.<br />
• Bönsch, M. (2004). Differenzierung in Schule und Unterricht. Ansprüche-Formen-Strategien.<br />
München, Düsseldorf und Stuttgart: Oldenbourg Schulbuchverlag.<br />
• Graumann, C. F. (1977). Grundzüge der Verhaltensbeobachtung. In: C. F. Graumann & H.<br />
Heckhausen (Hrsg.), Pädagogische Psychologie. Reader zum Funk-Kolleg. Frankfurt.<br />
• Hosenfeld, I. (2005). Rezeption – Reflexion – Aktion, Wie lassen sich Lernstandserhebungen<br />
und Vergleichsarbeiten pädagogisch nutzen? Friedrich Jahrheft, 2005, S.112–114.<br />
• Kobi, E.E. (1994). Fehler. Die neue Schulpraxis, 64 (2), S. 5–10.<br />
• Meister, H. (2000). Differenzierung von A–Z. Eine praktische Anleitung für die <strong>Sekundarstufe</strong>.<br />
Stuttgart: Klett.<br />
•Moser, F. & Bucher, M. (2003). Regionale Erarbeitung von Orientierungsarbeiten in der<br />
Volksschule. Luzern: Zwischenbericht der Bildungsplanung Zentralschweiz.<br />
•Moser, U. (2003). Klassencockpit im Kanton Zürich. Universität Zürich: Kompetenzzentrum<br />
für Bildungsevaluation und Leistungsmessung.<br />
• Riesen, M. (1994). Lernprozesse begleiten. Zürich: Publikationsreihe der Akademie für<br />
Erwachsenenbildung «Aus der Praxis – für die Praxis», Bericht Nr. 12.<br />
• Rihm, T. (2004). Portfolio: Baustein einer neuen Lernkultur? Informationsschrift zur<br />
Lehrerbildung, Lehrerfortbildung und pädagogischen Weiterbildung, (67), 13–31 [Online<br />
in Internet URL http://www.ph-heidelberg/org/suschu].<br />
• Spychiger, M. (2003). Fehler als Fenster auf den Lernprozess. journal für lehrerbildung,<br />
2, S. 31–38.<br />
• Strittmatter, A. (2004). Noten sind praktisch – und unprofessionell. Bildung Schweiz, 6, S.<br />
7–10.<br />
• Vögeli-Mantovani, U. (1999). Mehr fördern, weniger auslesen. Zur Entwicklung der schulischen<br />
Beurteilung in der Schweiz. Aarau: Schweizerische Koordinationsstelle für<br />
Bildungsforschung.<br />
•Winter, F. (2004). Leistungsbewertung. Eine neue Lernkultur braucht einen anderen<br />
Umgang mit den Schülerleistungen. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren.<br />
• www.volksschulbildung.ch<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 75
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Anhang<br />
Bearbeitungsformen<br />
Form der Bearbeitung<br />
Antwort/Lösung auswählen<br />
Richtig-/Falschaufgaben<br />
Mehrfachwahlaufgaben<br />
Zuordungsaufgaben<br />
Der/die zu Prüfende muss entscheiden, ob<br />
Aussagen richtig oder falsch sind, es gibt nur<br />
zwei Antwortmöglichkeiten.<br />
Der/die zu Prüfende muss aus verschiedenen<br />
Antwortmöglichkeiten die Richtige auswählen.<br />
In zwei Spalten verschiedene Aussagen; der/die zu<br />
Prüfende muss die Zusammenpassenden einander<br />
zuordnen.<br />
Antwort/Lösung selber produzieren<br />
Vervollständigungs- Der/die zu Prüfende muss die teilweise vorgeaufgaben<br />
gebene Antwort mit einem Wort, einer Zahl<br />
oder einem Satz ergänzen.<br />
Kurzantworten<br />
Freie Bearbeitungsaufgaben<br />
Der/die zu Prüfende antwortet auf eine Frage<br />
mit einem oder wenigen Worten, einer Zahl<br />
oder einem Satz.<br />
Eingeschränkte Bearbeitung<br />
Der/die zu Prüfende verfügt über viele Freiheiten.<br />
Die Aufgabenstellung setzt aber gewisse Grenzen<br />
hinsichtlich Inhalt, Umfang und Form der gewünschten<br />
Antwort (z. B. Kurzfall, Beschreibung eines<br />
Sachverhalts auf maximal einer Seite).<br />
Ausführliche Bearbeitung<br />
Der/die zu Prüfende kann bei der Formulierung der<br />
Antwort alle Fakten miteinbeziehen, die wichtig<br />
bzw. passend sind. Die Aufgabe setzt kaum Grenzen<br />
hinsichtlich Umfang und Form der Antwort<br />
(z.B. Aussatz, umfangreicher Fall, Leserbrief,<br />
Projektarbeit, Diplomarbeit).<br />
Anspruchsniveau<br />
(Schwerpunkt)<br />
Informationen erinnern<br />
Informationen verstehen<br />
Informationen erinnern<br />
Informationen verstehen<br />
Informationen verstehen<br />
Informationen anwenden<br />
Informationen bearbeiten<br />
Informationen bearbeiten<br />
praktisches Handeln<br />
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Taxonomie der kognitiven Lernziele<br />
K1 Auswendig<br />
können<br />
K2 Verstehen<br />
K3 Gelerntes auf<br />
neue Situationen<br />
übertragen, Transfer<br />
herstellen<br />
K4 Komplexe<br />
Verhältnisse<br />
analysieren<br />
K5 Weiterdenken<br />
K6 Ein Urteil fällen<br />
Fähigkeit, gespeichertes Wissen routinemässig wiederzugeben, ohne zu zeigen, dass dies<br />
auch weiter verarbeitet wurde. Begriffe, Definitionen, Faktenwissen.<br />
Typische Verben: wiedergeben, auswendig können, aufzählen, nennen, reproduzieren...<br />
Sachverhalte nicht nur wiedergeben, sondern begreifen. Inhalte erfassen, in eigenen<br />
Worten darstellen, zusammenfassen, Wesentliches in mündlicher und schriftlicher<br />
Darstellung festhalten. Wissen, wo Einzelheiten nachzuschlagen sind.<br />
Typische Verben: beschreiben, erklären, erläutern, verstehen, nachschlagen, zusammenfassen...<br />
Anwendungssituation ist anders als Lernsituation. Ein Teil vom Gelernten muss modifiziert<br />
werden, um ein Ergebnis zu erhalten.<br />
Typische Verben: vergleichen, ableiten, unterscheiden, übertragen, bestimmen...<br />
Sachverhalte in Teile gliedern, zerlegen oder anhand von Kriterien vergleichen, Kriterien<br />
ermitteln. Widersprüche, Absichten aufdecken. Bestehende Prinzipien und Strukturen<br />
herausfinden.<br />
Typische Verben: analysieren, gliedern, zerlegen, entwerfen, kombinieren...<br />
Verschiedene Wissenselemente zu etwas Neuem zusammenfügen. Originale Pläne,<br />
Strukturen, Schemata entwerfen, entwickeln. Verallgemeinern. Erklärungmuster anwenden.<br />
Etwas konstruieren.<br />
Typische Verben: bemessen, interpretieren, Möglichkeiten entwickeln, schlussfolgern...<br />
Ein grösseres Ganzes, das mehrschichtig oder komplex ist, beurteilen. Das Urteil verlangt<br />
selbstständiges Denken von verschiedenen Gesichtspunkten aus. Eigenständige Meinung,<br />
Aussagen formulieren. Entschlüsse fassen und begründen.<br />
Typische Verben: beurteilen, bewerten, erörtern, argumentieren, entscheiden, kreieren...<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 77
9.07/700•LMV-901687