Bausteinheft 5 - Sekundarstufe I
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Beobachtungskriterien<br />
Beobachtungshilfen<br />
2 Selbstbeobachtung. Bei der Selbstbeobachtung sollen sich Schülerinnen bzw. Schüler<br />
im Lernprozess selber beobachten und ihre Erfahrungen reflektieren und diese z.B.<br />
in einem Lernjournal festhalten.<br />
Es muss bestimmt werden, wie das Beobachtete beschrieben werden soll. In der Praxis<br />
werden von Lehrpersonen manchmal Beobachtung und Interpretation bzw. Beobachtung<br />
und Bewertung vermischt. Es ist jedoch entscheidend, dass Lehrpersonen Beschreibung<br />
und Bewertung bewusst unterscheiden und auseinander halten können.<br />
Zur Formulierung von Beobachtungskriterien sowie zur bewussten Gestaltung der Übergänge<br />
von Beobachtungs- zu Beschreibungs- und Bewertungsphasen ist der Begriff der<br />
Inferenz (Schlussfolgern) wichtig. Nach Bohl (2004) ist dabei zwischen niedriger und<br />
hoher Inferenz zu unterscheiden:<br />
Niedrige Inferenz. Eine niedrige Inferenz liegt vor, wenn im Rahmen einer Beobachtung<br />
eine bestimmte Situation oder Verhaltensweise beschrieben wird, z.B. der Schüler sagt: «Ich<br />
stelle nun den Ablauf der Präsentation vor.»<br />
Hohe Inferenz. Eine hohe Inferenz liegt dann vor, wenn die beobachtende Lehrperson<br />
aus einer oder mehreren kleinen Situationen auf einen grösseren Zusammenhang schliesst,<br />
z.B. indem die Lehrperson festhält: «Der Schüler hat eine hohe Präsentationskompetenz.»<br />
Von grosser Bedeutung ist somit, mit welchem Grad der Konkretheit Beobachtungs- und<br />
Beurteilungskriterien formuliert sind. Je konkreter (niedriger inferent) Kriterien sind, desto<br />
eher können sie beobachtet werden. Abstrakte und allgemein formulierte (hoch inferente)<br />
Kriterien sind nicht unmittelbar beobachtbar, sie geben jedoch eine zusammenfassende<br />
Auskunft z.B. über eine bestimmte Kompetenz. Dieser Vorgang driftet stärker in<br />
Richtung Bewertung und Beurteilung. Dies soll mit der folgenden Abbildung verdeutlicht<br />
werden:<br />
Beurteilen<br />
(«Der Schüler hat eine hohe<br />
Präsentationskompetenz.»)<br />
(«Der Schüler hat Blickkontakt<br />
mit dem Publikum.»)<br />
Beschreiben<br />
(«Der Schüler hat einen<br />
Satz nochmals wiederholt,<br />
als er gesehen hat, dass<br />
ihn seine Kolleginnen und<br />
Kollegen fragend angesehen<br />
haben.»)<br />
hohe Inferenz<br />
(abstrahierend)<br />
niedrige Inferenz<br />
(konkrete Situationen<br />
und Indikatoren)<br />
Nach Bohl (2004) ist eine Beurteilung dann problematisch, wenn sie sich nicht auf mehrere<br />
konkrete Situationen oder hieraus gebündelte Zwischeneinschätzungen zurückführen<br />
lässt (mittlere und unterste Ebene in der Abbildung). Deshalb sollte seiner Ansicht<br />
nach in Beratungsgesprächen oder in verbalen Beurteilungen der Vorgang des Schlussfolgerns<br />
genau belegt werden können, d.h. die konkreten Situationen und Indikatoren<br />
angeführt werden, so dass er auch für Dritte (Schülerinnen und Schüler, Eltern) nachvollziehbar<br />
wird. Somit sollten an die Stelle eines hoch inferenten Eigenschaftsurteils möglichst<br />
viele Einschätzungen aus der konkreten Beobachtung von Verhalten in bestimmten<br />
Situationen treten. Dieser Weg ist unverzichtbar, wenn man die Objektivität, Zuverlässigkeit<br />
und Gültigkeit von Beobachtungen erhöhen will.<br />
Gewisse Lehrpersonen kommen durch unkontrollierte Beobachtungen und Eindrücke zu<br />
ihren mündlichen Noten. Wie zuvor erwähnt, sollten diese jedoch nachvollziehbar begründet<br />
und belegt werden können. Gerade bei der Beobachtung von offenem Unterricht ist<br />
eine unkontrollierte Beobachtung nicht geeignet, um zu einer Bewertung der Leistung<br />
zu kommen. Eine Möglichkeit, die Beobachtungen zuverlässiger und gültiger zu erfassen,<br />
besteht darin, einen Beobachtungsbogen einzusetzen. Solche Merkmalsbogen zur<br />
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