Bausteinheft 5 - Sekundarstufe I
Bausteinheft 5 - Sekundarstufe I
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Orientierungsarbeiten<br />
Beobachtung<br />
Funktionen<br />
und Normen<br />
Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Notengebung Lernkontrollen<br />
Äussere<br />
Differenzierung Portfolio<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler<br />
Fehler<br />
Worum geht es?<br />
Beschreibung<br />
Definition Fehler<br />
Beobachten<br />
✘<br />
Beurteilen<br />
✘<br />
Bewerten<br />
✘<br />
Beraten<br />
✘<br />
Eine Lehrerin hält eine Übungsstunde in Mathematik in einer zweiten Sekundarklasse.<br />
Der Umfang von geometrischen Figuren soll berechnet werden. Einige Formen sind auf<br />
der Wandtafel aufgezeichnet. Die Lehrerin steht vor der Klasse und fragt: «Wie kann man<br />
den Umfang eines Rechtecks berechnen?» Philipp meldet sich und antwortet: «Länge mal<br />
Breite». Für einen kleinen Moment herrscht Stille. Daraufhin bittet die Lehrerin nun Philipp,<br />
einmal um einen Tisch herum zu laufen und sich den Weg, den er zurückgelegt hat, mit<br />
den Begriffen «Seite» und «Länge» zu beschreiben. Die Klasse erhält gleichzeitig den Auftrag,<br />
die Formel für den Umfang eines Rechtecks auf ein Notizpapier zu schreiben und diese<br />
mit den Ausführungen von Philipp zu vergleichen. Nachdem Philipp um dem Tisch herumgelaufen<br />
ist und seinen Gang laut «kommentiert» hat: «Breite plus Länge plus Breite<br />
plus Länge» merkt er, dass es sich hier um ein additives Phänomen handelt. Es fällt im<br />
schliesslich auch nicht mehr schwer, die korrekte Formel zu nennen.<br />
Fehler haben keinen guten Ruf. Wer einen gemacht hat, duckt sich besser. Die lange<br />
tradierte Auffassung, dass Fehler synonym stehen für Misserfolg, auf einen Defekt hinweisen,<br />
ein Makel und insgesamt einfach unerwünscht sind, sitzt den meisten von uns tief<br />
in den Knochen. Es ist ein Konzept, in welchem der Fehler und die Person, die ihn begeht,<br />
fast automatisch miteinander verbunden werden. Fehler bedeuten deren schwache<br />
Stelle, den wunden Punkt, eine Störung. Aus dieser Sicht sind Fehler etwas Statisches,<br />
etwas, das man so leicht nicht los wird – und deshalb besser vermeidet. Im Unterricht<br />
läuft diese Haltung auf eine «Fehler-Vermeidungsdidaktik» hinaus, d.h. dass im Unterricht<br />
oft erstaunlich wenige Fehler vorkommen. Die Schülerinnen und Schüler sagen kaum<br />
etwas Falsches. Der Unterricht ist so aufgebaut, dass «es» richtig läuft. Die Lehrperson legt<br />
den Schülerinnen und Schülern die Antwort bereits bei der Frage in den Mund und kann<br />
dann gleich mit dem, was sie im Kopf hat, weiterfahren, ohne mühselige Umwege über<br />
den Stand des Denkens der Schülerinnen und Schüler zu machen. Tatsächlich wird damit<br />
ein «Bermuda-Dreieck» kreiert, die Situation also, wo die Schülerin oder der Schüler mit<br />
der falschen Antwort einfach übergangen wird und damit auch das Fehlerwissen verloren<br />
geht (vgl. Oser & Spychiger, 2005).<br />
Der Begriff «Fehler» wird in der Literatur uneinheitlich verwendet. Mehrheitlich spricht<br />
man von einem Fehler, wenn ein Handlungsergebnis im Widerspruch zu einer Richtigkeitsnorm<br />
oder einer subjektiven Erwartung steht. Das heisst:<br />
• Fehler gibt es nur da, wo Normen festgelegt sind. Diese Normen müssen bekannt und<br />
aktuell bewusst sein, damit ein unerwünschtes Verhalten zu einem Fehler werden kann.<br />
• Fehler sind nicht absolut, sondern relativ zu betrachten, d.h. dass in verschiedenen<br />
Situationen eine Abweichung unterschiedlich interpretiert werden kann.<br />
• Fehler sind unbeabsichtigt. Sie sind von bewussten, beabsichtigten Täuschungen zu<br />
unterscheiden. Zum Zeitpunkt, in dem eine Person einen Fehler begeht, glaubt sie,<br />
richtig zu handeln. Ein Fehler ist für die betreffende Person die momentan beste Lösung.<br />
• Fehler werden von einem Irrtum unterschieden. Ein Irrtum ist eher ein Zustand, in dem<br />
sich jemand aufgrund von Fehlannahmen (man weiss es nicht besser) befindet.<br />
• Fehler sind grundsätzlich korrigierbar.<br />
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