Bausteinheft 5 - Sekundarstufe I
Bausteinheft 5 - Sekundarstufe I
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Sachliche<br />
Bezugsnorm<br />
Individuelle<br />
Bezugsnorm<br />
Mit ihr wird ausgedrückt, in welchem Ausmass Vorgaben erreicht wurden. Vorgaben dieser<br />
Art können sein: Lernziele, Punktevorgaben und Kriterien. Der Lehrplan bildet meist<br />
den Anker dieser Bezugsnorm. Von daher wird die sachliche Bezugsnorm auch als «curriculare»<br />
Bezugsnorm oder Lernzielnorm bezeichnet. Die Abbildung oben legt die Relation<br />
zwischen einem gesetzten Niveau (punktierte Linie) einerseits und dem von einer bestimmten<br />
Person (z.B. Person A) erreichten Niveau andererseits dar (Pfeil 3). Der Begriff «gesetzt»<br />
sagt aus, dass es sich hierbei um einen Konsens handelt, der ausgehandelt wurde, oder<br />
einen Sachverhalt, der per Sachentscheid festgelegt wurde. Ein Konsens ist bei mehrheitlicher<br />
Zustimmung in einer Gruppe von Personen (beispielsweise Lehrpersonen) gegeben.<br />
Als «gesetzt» gilt ein Niveau dadurch, dass jemand als Autorität (eine einzelne Person oder<br />
ein Gremium) festlegt, für welches Niveau – beispielsweise in einer Prüfung – die<br />
• Lernziele erfüllt, Lernziele nicht erfüllt oder Lernziele übertroffen sind.<br />
Diese Zuordnung kann (muss aber nicht) mit einer Note ausgedrückt werden.<br />
Hiermit wird eine Leistung beschrieben, mit der beispielsweise ein Schüler – orientiert<br />
an seinen gegebenen (erblichen und milieubedingten) Voraussetzungen – seine Möglichkeiten<br />
ausschöpft. Eine jetzt erzielte Leistung wird daran gemessen, was der Schüler bzw.<br />
die Schülerin auf diesem Gebiet zuvor erreicht hat. Eine Leistung hat sich im Vergleich zu<br />
einem früheren Zeitpunkt<br />
• verbessert, nicht verändert, verschlechtert.<br />
Diese Zuordnung kann (muss aber nicht) mit einer Note ausgedrückt werden.<br />
Es zeigte sich, dass leistungsschwächere Schüler und Schülerinnen von dieser individuellen<br />
Bezugsnorm besonders profitieren, ohne dass leistungsstärkere benachteiligt wären.<br />
Bei allen motivationalen Vorzügen hat die individuelle Bezugsnorm den Nachteil, dass<br />
überdauernde Leistungsunterschiede zwischen den Schülern ausgeblendet werden. Auf der<br />
einen Seite hat das für schwache, aber auch durchschnittliche Schüler den Vorteil, nicht<br />
durch ständig leistungsstärkere Schüler entmutigt zu werden. Auf der anderen Seite suchen<br />
Menschen soziale Vergleiche, um sich in ihrer Einschätzung sicherer zu werden. Dies gilt<br />
insbesondere auch für die Einschätzung der eigenen Fähigkeit. Die individuelle<br />
Bezugsnorm kann nicht als Basis der Beurteilung gelten, wenn Entscheidungen über<br />
Stufenwechsel, weiterführende Schulen etc. anstehen. Aufgrund der Lernziele bestimmt die<br />
Lehrperson vor der Prüfung, welche Leistung gezeigt werden muss, um die gesetzten<br />
Lernziele zu erreichen.<br />
Die drei Bezugsnormen im Überblick<br />
Zusammenfassend werden die Unterschiede zwischen den drei Bezugsnormen überblickartig<br />
dargestellt (nach Vögeli-Mantovani, 1999):<br />
Bezugsgrösse<br />
Information für<br />
Lehrende und<br />
Lernende<br />
Formen der<br />
Beurteilung<br />
Verfahren der<br />
Beurteilung<br />
Pädagogische<br />
Bedeutung<br />
Gesellschaftliche<br />
Bedeutung, je nach<br />
Standort<br />
Soziale Norm<br />
Sachliche Norm<br />
Normalverteilung, Abweichung<br />
vom arithmeti-<br />
oder differenziert er-<br />
allgemein verbindliche<br />
schen Mittelwert weiterte Lernziele<br />
Abweichung der Individualleistung<br />
vom Durchschnitt verbleibende Distanz zu<br />
Annäherung bzw.<br />
einem Lernziel<br />
Zensur, Rangplatz bei<br />
grösseren Populationen<br />
standardisierte und<br />
informelle Tests<br />
Bericht über die erreichten<br />
verbindlichen und erweiterten<br />
Lernziele usw.<br />
lernzielorientierte Tests,<br />
Diagnosebogen<br />
Individuelle Norm<br />
Lernzuwachs von<br />
Individuen<br />
Lernzuwachs in einem bestimmten<br />
Zeitraum (t 1 -t 2 )<br />
auf ein individuelles Lernziel<br />
hin<br />
verbale Beurteilung,<br />
Entwicklungsbericht usw.<br />
Lerntests<br />
mässig bis gering gross sehr gross<br />
sehr gross bis gering gross gross bis sehr gross<br />
Beobachtung<br />
Portfolio Erw. Leistungsbeurteilung<br />
Orientierungsarbeiten<br />
Notengebung Lernkontrollen Funktionen<br />
und Normen<br />
Lernberatung Prüfungsangst Fehler Äussere<br />
Differenzierung<br />
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<strong>Bausteinheft</strong> 5, Herbstsemester 23