Projektbeschreibung - Fremdheit und Armut - Universität Trier
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sozialen Geschlossenheit <strong>und</strong> politischen Machtbasis; andererseits werden praktische<br />
Überlegungen wie die Begrenztheit des Human- oder Finanzkapitals angeführt, die gegen die<br />
Übernahme direkter Herrschaft gesprochen hätten; eine Fortsetzung der defensiven<br />
Interpretationslinie findet sich in der Erklärung der ‘Klientel-’ als ‘Pufferstaaten’. 33<br />
Jede dieser Richtungen vermag erhellendes Licht auf so manche außenpolitische<br />
Entscheidung zu werfen, freilich nur, solange nicht der Anspruch darauf erhoben wird, die<br />
zentrale Gr<strong>und</strong>konstante zu sein. Einer solchen Deutung widersteht nicht zuletzt auch die<br />
Tatsache, daß die persönlichen Interessen der politischen Akteure regelmäßig erheblichen<br />
Einfluß ausübten <strong>und</strong> spätestens seit den Tagen Sullas das Geschehen oftmals geradezu<br />
dominierten. Pompeius’ tiefgreifende Neuordnungen, die nun erstmals ohne die Beteiligung<br />
des Senats zustande gekommen waren, offenbarten vollends seine Absicht, auch nach der<br />
Amtsniederlegung auf die ideellen, materiellen <strong>und</strong> personellen Ressourcen seiner ‘Fre<strong>und</strong>e’<br />
zurückgreifen zu können, während Caesar seine amicitiae dazu nutzte, sein imperium<br />
überhaupt nicht mehr niederzulegen.<br />
2.7 Weitere Desiderate der Forschung <strong>und</strong> die Schwerpunkte des Projekts SFB 600/ A2<br />
Die wissenschaftliche Diskussion über die politische, soziale <strong>und</strong> kulturelle Bedeutung der<br />
Fre<strong>und</strong>schafts- <strong>und</strong> Klientelverhältnisse ist also weder für die römische Innen- noch<br />
Außenpolitik abgeschlossen, wie jüngst z.B. auch Bernhardt in seinem Forschungsbericht<br />
über das Verhältnis Roms zu den Städten des Reiches gezeigt hat. 34 Während sich die<br />
einschlägige Literatur ferner überwiegend auf die Geschichte des (frühen) 2. Jhs. v.Chr.<br />
konzentriert, fehlt eine umfassende Darstellung für die großen Feldherren nach Sulla <strong>und</strong> erst<br />
recht eine Synthese für die turbulente Endphase der Republik, die der Bedeutung der<br />
rezente Literatur zur inneren Entwicklung der römischen Republik ebenfalls dafür, personale Hintergründe bei<br />
politischen Entscheidungsfindungen wieder stärker zu berücksichtigen.<br />
33 Daß der Senat zum Schutz der städtisch-aristokratischen Ordnung die Ausweitung des römischen Territoriums<br />
habe vermeiden wollen, um die Zahl schwer kontrollierbarer Kommandostellen möglichst nicht zu erhöhen,<br />
findet sich z.B. bei Bleicken 1995 (wie Anm. 15), 252. Frank 1921 (wie Anm. 29), 218-20 spricht vom Neid der<br />
Senatoren untereinander, der die Expansion im 2. Jh. gehemmt habe; S. 356 bezichtigt er insbesondere “popular<br />
leaders”, imperiale Ambitionen gehegt zu haben. Eine weitere Spielart verfassungssoziologischer Interpretation<br />
bietet Stein-Kramer 1988 (wie Anm. 27), bes. 180f., die Klientelkönigen stabilisierende Wirkung beim<br />
Übergang von der Republik zum Prinzipat zuschreibt; doch erklärt dieser Ansatz weder die umfangreiche<br />
Vorgeschichte noch die lange Fortexistenz der reges amici populi Romani; gegen eine solche Ansicht wendet<br />
sich bereits Bra<strong>und</strong> 1984 (wie Anm. 11), 187. – Auf die Begrenztheit der menschlichen Ressourcen verweist z.B.<br />
Sherwin-White 1984 (wie Anm. 10), 52f., während Badian 1968 (wie Anm. 28), 60-75 einerseits den<br />
anfänglichen Mangel an römischem Investivkapital betont <strong>und</strong> andererseits hervorhebt, daß im späteren Verlauf<br />
der Republik Klientelkönigtümer hinreichend lukrative Gewinnmöglichkeiten geboten hätten. – Die Entwicklung<br />
einer Pufferstaat-Theorie ist das beherrschende Thema von Liebmann-Frankfort 1968 (wie Anm. 29); auch<br />
Bra<strong>und</strong> 1984 (wie Anm. 11), 91-103 untersucht die verteidigungspolitische Funktion, lehnt aber – wie auch<br />
Sherwin-White (wie oben) – eine Engführung auf diesen Bereich zu Recht ab.<br />
34 Rainer Bernhardt: Rom <strong>und</strong> die Städte des hellenistischen Ostens (3.-1. Jahrh<strong>und</strong>ert v.Chr.). Literaturbericht<br />
1965-1995, München 1998.<br />
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