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Projektbeschreibung - Fremdheit und Armut - Universität Trier

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streng juristischen Kategorien ausrichtet. 6 Demgegenüber findet seither auch ein breiteres, an<br />

der modernen Soziologie orientiertes Verständnis wachsende Zustimmung, mit dem sich die<br />

ganze Palette persönlicher Abhängigkeitsverhältnisse der römischen Gesellschaft beschreiben<br />

läßt. 7 In diesem Sinne definiert Saller Patronage allgemein als “an exchange relationship<br />

between men of unequal social status” <strong>und</strong> untersucht die Klientelverhältnisse der<br />

Prinzipatszeit in einem weiten Feld von verwandten Begriffen (patronus, cliens, amicus,<br />

officium, beneficium, meritum, gratia). 8<br />

2.2 Badians Foreign Clientelae <strong>und</strong> die Kritik an seinem Patronatsbegriff<br />

Bereits zuvor hat Badian – inspiriert durch die Arbeiten Gelzers <strong>und</strong> Münzers – den<br />

Klientelbegriff als zentrales Deutungsmuster auf den Bereich der römischen Außenpolitik<br />

übertragen. 9 In seinen Foreign Clientelae beschreibt er die Entwicklung der<br />

Außenbeziehungen Roms zu Abhängigkeitsverhältnissen, die analog zur innerrömischen<br />

Klientel auf der moralischen Gr<strong>und</strong>lage der fides <strong>und</strong> der sich wechselseitig bedingenden<br />

Leistungen (beneficium – officium) beruht hätten. Daneben seien in zunehmendem Maße<br />

persönliche Klientelverhältnisse zwischen römischen nobiles einerseits <strong>und</strong> auswärtigen<br />

Detailstudien wie z.B. Thomas P. Wiseman: Factions and Family Trees (1976), in: ders.: Roman Studies,<br />

Liverpool 1987, 83-85.<br />

6 Zu einem solch engen Klientelbegriff vgl. z.B. Norbert Rouland: Pouvoir politique et dépendance personnelle<br />

dans l’antiquité romaine. Genèse et rôle des rapports de clientèle, Bruxelles 1979, 401-464; Peter A. Brunt:<br />

Clientela, in: ders.: The Fall of the Roman Republic and Related Essays, Oxford 1988, 382-442; Claude Eilers:<br />

Roman Patrons of Greek Cities, Oxford 2002, bes. 1-18.<br />

7 Vgl. z.B. Samuel N. Eisenstadt/ Luis Roniger: Patrons, Clients and Friends. Interpersonal Relations and the<br />

Structure of Trust in Society, Cambridge 1984, bes. S. 52-64, aufbauend auf Luis Roniger: Modern Patron-Client<br />

Relations and Historical Clientelism. Some Clues from Ancient Rome, in: Archives européennes de sociologie<br />

24, 1983, 63-95. Weiteres in der Arbeitsbibliographie (wie Anm. 2), II.2.2.3.<br />

8 Richard P. Saller: Personal Patronage <strong>und</strong>er the Early Empire, Cambridge 1982, Zitat S. 8; ders.: Patronage and<br />

Friendship in Early Imperial Rome. Drawing the Distinction, in: Wallace-Hadrill, Andrew (Hg.): Patronage in<br />

Ancient Society, London 1989, 49-62. Vermittelnd zwischen den Positionen sind z.B. die ausgewogenen<br />

Stellungnahme von David Konstan: Friendship in the Classical World, Cambridge 1997, 135-37 <strong>und</strong> Koenraad<br />

Verboven: Rez. zu Claude Eilers: Roman Patrons of Greek Cities, Oxford 2002, BMCR 2003.06.19, Kapitel 2;<br />

man beachte ferner, daß derselbe Verboven: The Economy of Friends. Economic Aspects of Amicitia and<br />

Patronage in the Late Republic, Brüssel 2002, 331 <strong>und</strong> passim weithin auf eine Differenzierung zwischen amici,<br />

patroni <strong>und</strong> clientes verzichtet.<br />

9 Vgl. Ernst Badian: Foreign Clientelae (264-70 B.C.), Oxford 1958. Auch zuvor hatte man den Klientelbegriff<br />

auf diesen Bereich übertragen <strong>und</strong> verschiedene Parallelen herausgestellt, vgl. z.B. schon Theodor Mommsen:<br />

Römische Geschichte, München 1976, 1,433 Anm. 9 u. 2,307 (=Bd. 1, 9 1902); Percy Cooper Sands: The Client<br />

Princes of the Roman Empire <strong>und</strong>er the Republic, Cambridge 1908; Gelzer 1912/1983 (wie Anm. 4), 70-83;<br />

David Magie: Roman Rule in Asia Minor to the End of the Third Century after Christ, Princeton 1950, Bd. 1,<br />

371 (erstmals mit Pompeius’ Wirken im Osten) u. Bd. 2, 1630 (Register); Scullard 1951/1973 (wie Anm. 5), 17f.<br />

– Im übrigen behauptete Th. Mommsen: Das römische Gastrecht <strong>und</strong> die römische Clientel, in: ders.: Römische<br />

Forschungen, Bd. 1, Berlin 1864, 319-90, 356 sogar: “Client <strong>und</strong> Clientelgemeinde sind nothwendig Nichtbürger<br />

<strong>und</strong> Nichtbürgergemeinden”; doch gründet diese Ansicht auf einer mittlerweile überholten Vorstellung von der<br />

Genese des römischen Staatsvolkes. – Besondere Hervorhebung verdient Adrian N. Sherwin White: The Roman<br />

Citizenship, Oxford 1 1939, 161f. = 2 1973, 187f., der dem Konzept von clientela schon vor Badian gr<strong>und</strong>legende<br />

Bedeutung für das Verhältnis der Römer zu ihren Verbündeten zuerkannt hatte, wenngleich er “client states” für<br />

eine Metapher hielt; zudem scheint er diese Terminologie 1984 (wie Anm. 10) zu vermeiden; vgl. auch seine<br />

Kritik 1984, 52: “Badian ... tends to interpret the beginning by the end”.<br />

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