Projektbeschreibung - Fremdheit und Armut - Universität Trier
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In allen diesen Bereichen stellt sich zugleich die Frage nach dem Verschwimmen der<br />
Grenze zwischen Innen- <strong>und</strong> Außenperspektive: Fremde Akteure beteiligen sich an den<br />
römischen Bürgerkriegen, nicht-römische amici steigen in den Beraterstab der Magistrate auf,<br />
griechische Schriftsteller mehren den Ruhm römischer Imperatoren. Zugleich erhalten<br />
auswärtige ‘Fre<strong>und</strong>e’ das römische Bürgerrecht, nehmen römische Namen an <strong>und</strong> ehren<br />
römische ‘Wohltäter’ <strong>und</strong> die Göttin Roma mit Monumenten, Festen <strong>und</strong> Kulten. 37 Im ganzen<br />
sollen Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> Patronage also nicht allein als juristische Kategorien, sondern vor<br />
allem als komplexe politische, soziale <strong>und</strong> kulturelle Phänomene verstanden werden.<br />
Die letzten Jahre der Republik <strong>und</strong> der Übergang zum Prinzipat bieten für dieses<br />
Untersuchungsfeld ideale Voraussetzungen als eine außerordentlich dicht dokumentierte<br />
Hochphase der römischen Expansion, des aristokratischen Wettstreits um Ruhm <strong>und</strong><br />
Anhängerschaft <strong>und</strong> der Verwicklung auswärtiger ‘Fre<strong>und</strong>e’ in innerrömische<br />
Auseinandersetzungen. Um das überaus umfangreiche Quellenmaterial zu strukturieren,<br />
empfiehlt sich eine Orientierung an den bedeutendsten Patronen auf römischer Seite:<br />
Lucullus, Pompeius, Caesar, Mark Anton <strong>und</strong> Octavian/ Augustus, wobei die Untersuchung<br />
ggf. auf die wichtigsten republikanischen gentes wie die Caecilii Metelli, Claudii, Domitii<br />
Ahenobarbi <strong>und</strong> Personen wie Cato Uticensis oder Brutus ausgeweitet werden kann; daneben<br />
bieten sich aber auch herausragende Gestalten unter den Fre<strong>und</strong>en Roms wie der Mytilener<br />
Theophanes oder der Galaterkönig Deiotaros für eine Darstellung ihrer Verbindungen zur<br />
herrschenden Elite an. 38<br />
Als zweiter Sektor des Teilprojekts A2 liefert der nordpontische Schwerpunkt ein im<br />
Westen wenig erforschtes Beispiel für die partielle Inklusion von Randzonen. Neben dem<br />
Bosporanischen Reich sollen längerfristig die Städte bzw. Stadtstaaten Tyras, Olbia <strong>und</strong><br />
Chersonesos Taurike einbezogen werden. Dabei lassen sich alle Stufen der Rombindung<br />
beobachten, von der auswärtigen Fre<strong>und</strong>schaft (Bosporanisches Reich) bis zur weitgehenden<br />
administrativen <strong>und</strong> militärischen Inklusion (Tyras am Dnjestr). Voraussetzung ist in jedem<br />
Falle eine intensive Beschäftigung mit der einschlägigen russischen, sowjetischen <strong>und</strong><br />
postsowjetischen Forschung <strong>und</strong> deren jeweiligen Voraussetzungen. Die Verknüpfung dieser<br />
Forschung mit den Fragestellungen <strong>und</strong> Ergebnissen der westlichen Diskussionen zum Thema<br />
Fre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> Klientel ist ein ausgesprochenes Desiderat <strong>und</strong> verspricht interessante<br />
37 Vgl. Ferrary in Christol u.a. 1997 (wie Anm. 18); Martha Joanna Payne: Aretas heneken. Honors to Romans<br />
and Italians in Greece from 260 to 27 B.C., Diss. East Lansing/Mich. 1984; Klaus Tuchelt: Frühe Denkmäler<br />
Roms in Kleinasien. Beiträge zur archäologischen Überlieferung aus der Zeit der Republik <strong>und</strong> des Augustus,<br />
Teil 1: Roma <strong>und</strong> Promagistrate, Tübingen 1979; Ronald Mellor: Thea Rhome. The Worship of the Goddess<br />
Roma in the Greek World, Göttingen 1975.<br />
38 Vgl. die prosopographisch geordnete Literatur in der Arbeitsbibliographie (wie Anm. 2), IV.2.2.<br />
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