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Projektbeschreibung - Fremdheit und Armut - Universität Trier

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verwandt worden <strong>und</strong> bezögen sich keineswegs auf jede Interaktionsform ungleicher<br />

Partner; 13 zweitens setzte Badians Argumentation einen hohen Grad an Bewußtheit seitens der<br />

Römer für ihre Patronatsrolle voraus, obwohl die entsprechende Terminologie erst gegen<br />

Ende des 2. Jhs. v.Chr. greifbar ist, <strong>und</strong> dies auch nur in klar definierten Fällen; 14 drittens sei<br />

das Klientelkonzept “als Deckmantel” für “politischen Egoismus” ungeeignet, da die Römer<br />

sich nicht regelmäßig zur Fürsorge für ihre auswärtigen Untergebenen verpflichtet gesehen<br />

hätten <strong>und</strong> damit ein wesentlicher Bestandteil dieses Beziehungstyps nicht gegeben sei. 15<br />

In seiner Replik erinnert Badian an die große Bedeutung der Fides Publica populi<br />

Romani, die seit der Mitte des 3. Jhs. v.Chr. kultische Ehren erhielt; zudem stellt er auf der<br />

einen Seite heraus, daß ihre “flexibility” keineswegs bewußt <strong>und</strong> konsequent ausgeschöpft<br />

worden sei “to rob it of all content”, während er auf der anderen Seite betont, daß auch<br />

Patrone römischer Klienten ihren eigenen Vorteil wahrgenommen hätten. 16<br />

Darüber hinaus löste Badian eine Diskussion über die dem politischen Konzept<br />

zugr<strong>und</strong>eliegende Tradition aus. Vor allem Gruen widerspricht der Ansicht, daß die<br />

Patronatsbindungen auf der römischen Vorstellung von fides aufgebaut hätten; statt dessen<br />

sieht er sie im wesentlichen von griechischen bzw. hellenistischen Ideen inspiriert.<br />

Überzeugend ist der Ansatz, nach dem Weiterleben griechischer politischer Traditionen <strong>und</strong><br />

ihrem Einfluß auf römische Entscheidungen zu suchen. 17 Allerdings ist mit Ferrary zu<br />

13 Erneut hat Eilers 2002 (wie Anm. 6 mit weiterer Literatur) diesen Punkt hervorgehoben, wobei er betont, daß<br />

die Römer sowohl terminologisch als auch juristisch zwischen clientela <strong>und</strong> anderen asymmetrischen<br />

Beziehungsformen unterschieden.<br />

14 Dies ist aber weitestgehend auf den spezifischen Fall des unten bei Anm. 18/19 erwähnten Städtepatronats<br />

oder die wenigen noch späteren vergleichenden oder metaphorischen Verwendungen (s. dazu Anm. 9, 26, 27)<br />

beschränkt. Damit wird aber Richs Einspruch (1989, wie Anm. 11, 130f.), daß nämlich oftmals aus Höflichkeit<br />

auf die Bezeichnung cliens verzichtet worden sei, geschwächt; dieser auf Saller (1982 u. 1987, wie Anm. 7)<br />

basierende Gesichtspunkt setzt im übrigen die fehlende Differenzierung von auf fides gründenden<br />

interpersonalen Bindungen notwendig voraus. Vgl. auch Eilers’ Einwand oben in Anm. 13. Aus anderen<br />

Gründen wird diese Deutung von Burton 2003 (wie Anm. 12), 342 abgelehnt.<br />

15 Das einmalige beneficium der Freilassung oder Schonung mochte zwar tatsächlich zunächst die Erwartung von<br />

Dankbarkeit, auch von konkreten officia, begründen, doch dürfte es nicht ausgereicht haben, eine tatsächliche<br />

Klientelbeziehung über Krisenzeiten aufrecht zu erhalten, wenn der Patron seiner auch für die Zukunft<br />

übernommenen Fürsorgepflicht nicht nachgekommen wäre. Im übrigen hebt Bleicken 1964 (wie Anm. 12), 183<br />

hervor, daß die hellenistischen Könige ein Klientelverhältnis zu Rom oftmals für erstrebenswert gehalten, der<br />

Senat ihnen dies aber verweigert hätte. Ders.: Die Verfassung der Römischen Republik, Paderborn 7 1995, 248<br />

motiviert die römische Entscheidung mit der formellen “Souveränität” der Staaten; abgesehen von der<br />

gr<strong>und</strong>sätzlichen Fragwürdigkeit dieser Klassifizierung (vgl. Badian 1984, wie Anm. 16, 398-400) ist hier<br />

einzuwenden, daß auch innerrömische Klienten freie Personen waren.<br />

16 Vgl. Ernst Badian: Hegemony and Independence. Prolegomena to a Study of the Relations of Rome and the<br />

Hellenistic States in the Second Century B.C., in: János Harmatta (Hg.): Proceedings of the VIIth Congress of<br />

the International Federation of the Societies of Classical Studies (Budapest, 3.-8.9.1979), Budapest 1984, Bd. 1,<br />

397-414, bes. 408-14.<br />

17 Vgl. Erich Stephen Gruen: Greek Pistis and Roman Fides, Athenaeum 60, 1982, 50-68; ders.: The Hellenistic<br />

World and the Coming of Rome, Berkeley/Cal. 1984, Bd. 1, 54-95 u. 158-199. Das Weiterleben eigener<br />

Traditionen in den griechischen Städten hat bes. auch Rainer Bernhardt: Imperium <strong>und</strong> Eleutheria. Die römische<br />

Politik gegenüber den freien Städten des griechischen Ostens, Diss. Hamburg 1971 hervorgehoben; vgl. auch die<br />

Arbeitsbibliographie (wie Anm. 2), II.2.6.2.<br />

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